diese Rentenlücke

  • Was verstehst Du unter Nettogehalt? Das, was netto auf dem Lohnzettel steht, oder das, was Du echt verbrauchst? Du berichtest von einer hohen Sparrate von etwa einem Drittel. Also könnte Deine Richtschnur 66% dessen sein, was als Nettogehalt auf dem Lohnzettel steht. Solide Verhältnisse bei Dir!


    Guter Punkt, den ich bei der Berechnung der 'Rentenlücke' nicht verstehen.

    Man geht bei der Berechnung davon aus, dass man 80% vom Netto benötigt, oder?

    Wenn ich von meinem 3800 Euro Gehalt jeden Monat 1000 Euro sparen - also nicht benötige - dann heißt das, dass mein 'benötigtes Netto' nicht 3800 Euro sondern 2800 Euro sind? Denn selbst damit bleibt bei mir genug für Urlaub, Auto usw. übrig.

    Heißt die Grundlage meiner Berechnung wären dann 80% von 2800 Euro, und nicht von 3800 Euro.

  • Hallo Klaus,

    wenn Du 27 Jahre monatlich 700 € sparst (8400/Jahr), dann kommst Du, Inflation hin oder her, bei einer Rendite von 5% pro Jahr, z,B. in einen Welt - ETF, auf über 650.000 €.

    Davon könntest Du monatlich 1500 € entnehmen - knapp 3% pro Jahr - ohne dass Dein Vermögen geschmälert wird.

    Ein Hoch auf den Zinseszins!

    Aus persönlicher Erfahrung kann ich Dir sagen: "Mir reicht es!"

    Also frisch ans Werk

  • Was verstehst Du unter Nettogehalt? Das, was netto auf dem Lohnzettel steht, oder das, was Du echt verbrauchst?

    Guter Punkt, den ich bei der Berechnung der 'Rentenlücke' nicht verstehen.

    Man geht bei der Berechnung davon aus, dass man 80% vom Netto benötigt, oder?

    Ich gehe bei meiner Berechnung von dem aus, was ich brauche.

    Darum geht es mir ja: Die Leute halten sich sklavisch an irgendwelche Prozentzahlen. Das führt aber nicht weiter. monstermania sagt: Ich brauche nur etwa 2/3 dessen, was mir mein Arbeitgeber überweist, zum Leben. Also geht er sinnvollerweise von diesem Betrag aus, egal, ob der nun Nettogehalt oder sonstwie heißt.

    So gern ich rechne und kalkuliere, halte ich den ganzen Ansatz für verkehrt. Die Demographie wird unerbittlich zuschlagen, allem Halteliniengerede zum Trotz.

    Wer rentennaher Jahrgang ist, mag ausrechnen, was er im Ruhestand zur Verfügung haben wird - wird in den letzten 5 Jahren aber keine Reichtümer aufhäufen können, so er das in den vielen Jahren zuvor nicht getan hat.

    Wer weit weg von der Rente ist, egal ob das nun 20, 30 oder 40 Jahre sind, sollte sich gewärtig sein, daß die üblichen Rentensysteme ihm im Zweifelsfall nicht mehr bieten als Sozialhilfe. Jeder Junge ist wohl beraten, daß er sich durch konsequentes Sparen ein Vermögen aufbaut. Dabei sollte er das Leben im Jetzt nicht vergessen. Wenn ein monstermania 30% seines Gehalts wegsparen kann und sein Leben sich immer noch gut anfühlt, ist das doch ok. Wenn es weniger ist, ist es weniger - man muß sich dann aber halt gewärtig sein, daß man im Alter seinen Lebensstandard nicht halten kann.

    Extrapolationen auf 30 und 40 Jahre hin sind einfach unseriös. Ein heute 30jähriger kann nicht realistisch seine Rentenlücke ausrechnen.

  • Man geht bei der Berechnung davon aus, dass man 80% vom Netto benötigt, oder?

    Das ist nur eine Daumenregel. Die kann stimmen, viel öfter aber stimmt sie nicht!

    Wenn ich von meinem 3800 Euro Gehalt jeden Monat 1000 Euro sparen - also nicht benötige - dann heißt das, dass mein 'benötigtes Netto' nicht 3800 Euro sondern 2800 Euro sind? Denn selbst damit bleibt bei mir genug für Urlaub, Auto usw. übrig.

    Der Ansatz ist weitaus vernünftiger. Jetzt noch ein wenig korrigieren in Bezug auf zukünftige Ausgaben. Kosten für den Arbeitsweg entfallen, dafür kommen Kosten für die Freizeit hinzu etc.

    Heißt die Grundlage meiner Berechnung wären dann 80% von 2800 Euro, und nicht von 3800 Euro.

    Nein! Von den 2800 Euro solltest Du nur noch etwas abziehen, wenn Du im Alter niedrigere Ausgaben erwartest. Beispiel: Du planst einen Umzug aus einer Metropolregion in eine preiswerte ländliche Region, was die Ausgaben für Wohnung und Lebensmittel senkt. Zugleich fallen die Ausgaben für den Arbeitsweg genauso weg wie teure Büroklamotten.

    Die Grundlage Deiner Berechnung sollten Deine tatsächlichen Ausgaben sein (nach Abzug der Sparrate) und dann korrigieren, was für Dich zutrifft.

  • Man geht bei der Berechnung davon aus, dass man 80% vom Netto benötigt, oder?

    Was "man" (angeblich) benötigt - zur Grundlage von Berechnungen zu machen (die ohnehin bei derartigen Zeiträumen - wie rund drei Jahrzehnten - mit zig Imponderabilien behaftet sein müssen; siehe schon Nr. 20) scheint mir eher wenig zielführend.

    Für meinen Teil würde ich jedenfalls in den Fokus stellen, was "ich" (voraussichtlich) benötige sprich "mein" Finanzbedarf in der Rente ist - und das als grobes Ziel dann auch anpeilen und verfolgen.

    Wer beispielsweise eine Reisefan ist und sich nun ab Renteneintritt endlich mal in Ruhe die Welt anschauen will, dürfte (sollte) vermutlich in Sachen Finanzen anders planen, als jemand, der die Pflanzen auf seinem Balkon, das Basteln, das Kochen, seine Briefmarkensammlung oder Fahrradtouren in der Umgebung zu seinem Hobby auserkoren hat

    Von Pauschal- oder Faustformeln (Stichwort: Die bekannten bzw. berühmten "Drei Nettomonatsgehälter als Rücklage für Notfälle" - um nur ein Beispiel aus diversen zu nennen) halte ich ohnehin nicht viel. Im besten Fall ein erster (vager) Anhaltspunkt, der auf den eigenen "Fall" passen kann - aber ebenso gut auch (weit) daneben liegen kann.

    In dem Bereich: Mir sind Fälle bekannt, wo der Finanz-Bedarf mit Renteneintritt (signifikant) gesunken, etwa gleichgeblieben aber auch (signifikant( gestiegen ist ...

    Das dürfte - neben der persönlichen Haltung und Einstellung, dem Gesundheitszustand und den Hobbys beispielsweise (siehe oben) - auch von ggf. vorhandenen eigenen grundsätzlicheren Plänen bei Renteneintritt abhängen. Umzug aus der Großstadt in eine ruhigere ländlichere aber damit auch deutlich günstigere Gegend, statt zwei Autos nur noch eines oder sogar gar keins mehr, da nur noch ÖPNV plus Fahrrad (oder altersgerechtem E-Bike), Verkauf der eigenen (großen) Immobilie mit Garten gegen Anmietung einer (kleineren) altersgerechten Stadtwohnung (wodurch ggf. freie Mittel entstehen können) - um nur drei Beispiele zu nennen.

    Ein Phänomen das ich aber häufiger beobachtet hatte: Wenn die Ausgaben steigen, dann tendenziell eher in den ersten fünf bis 15 Jahren des Renteneintritts. Bei den meisten ab "80 plus" lassen dann die Aktivitäten und Möglichkeiten sukzessive Jahr für Jahr etwas nach. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel.

    Anders sieht es natürlich aus, wenn irgendwann Kosten anfallen, weil altersbedingt Hilfen im Haushalt benötigt werden, aus medizinischen Gründen sprich Kosten für Behandlungen und/oder Medikamente steigen, eine barrierefreie Bleibe benötig wird usw. Und noch mal ganz anders sieht es beim Thema (langjähriger) Pflegefall aus. Ab diesem Zeitpunkt kann der Finanz-Bedarf - abhängig von den eigenen Vorstellungen - im Alter generell stark bis explosionsartig ansteigen.

    Daher würde ich - nicht nur bei dem Thema - den Fokus auf die eigenen Ziele, Absichten, Wünsche und Prioritäten legen und diese zur Grundlage meines Finanzplans machen (der ohnehin auf dem langen Weg - rund drei Jahrzehnte - ggf. Nachjustierungen (Feintuning) erfordern kann.


    Gute Gedanken und ebensolche Entscheidungen wünsche ich !

  • Wenn ich von meinem 3800 Euro Gehalt jeden Monat 1000 Euro sparen - also nicht benötige - dann heißt das, dass mein 'benötigtes Netto' nicht 3800 Euro sondern 2800 Euro sind? Denn selbst damit bleibt bei mir genug für Urlaub, Auto usw. übrig.

    Heißt die Grundlage meiner Berechnung wären dann 80% von 2800 Euro, und nicht von 3800 Euro.

    Nö, ich würde in dem Fall dann einfach von 2.800€ monatlichem Finanzbedarf ausgehen. Dieses 'Dogma', dass man als Rentner 'nur' 80% des letzten Nettos benötigt teile ich ich nicht.
    Ich habe in meinem Bekanntenkreis bereits einige Ruheständler. Und bei keinem, der es sich leisten kann ist der Finanzbedarf merklich gesunken. Klar, man muss nicht mehr täglich zu Arbeit fahren, spart Fahrtkosten und kann ggf. sogar auf das 2. KFZ verzichten. Aber man hat viel Zeit. Zeit die gefüllt werden muss. Und je nachdem, wie man diese Zeit füllt, kostet es eben Geld.
    Ein Rentnernachbar von uns entdeckte seine alte Liebe zum Fußball neu. Regelmäßige Stadionbesuche inklusive. Kostet auch Geld für Dauerkarte und Halbzeitwurst/Bier.
    Oder es wird dann häufiger der Wellnesstrip von Mo-Do. Da bieten viele Hotels ja günstige Pakete für die Best-Ager mit Freizeit an.
    Einfach mal in Ruhe in sich hineinhören, wie man denn gedenkt die freie Zeit zu füllen. Wohl dem, der ein Hobby hat, dass wenig Geld kostet. ;)

    Auch sollte man die eigene Wohnsituation betrachten. Wir wohnen z.B. aktuell sehr günstig in einer Genossenschaftswohnung. Im 3 Stock ohne Fahrstuhl.
    Uns ist natürlich klar, dass dann spätestens in 15 Jahren nochmal ein Umzug in eine barrierefreie Wohnung ansteht. Daher auch die Überlegung von uns sich bereits jetzt auf eine solche Wohnung innerhalb unserer Genossenschaft zu bewerben. Nur 'droht' dieses Schicksal nicht nur uns, sondern vielen Menschen aus der Boomer-Generation. Solche Wohnungen sind daher rar und werden auch eine entsprechend höhere Miete mit sich bringen.
    Und bevor jetzt jemand kommt und schreibt, ich habe ja ein eigenes Haus. Auch das kostet im Alter Geld. Ich habe es bei meinen Eltern gesehen, was allein Haushaltshilfe und Gärtner kosten. Und irgendwann ist auch im eigenen Haus 'der Ofen' aus und es reicht auch nicht mehr, wenn 2 mal am Tag der Pflegedienst vorbei kommt. Dann ist es auch schön, wenn man bei der Wahl des Pflegeheims nicht auf den letzten Euro schauen muss.

    Ich habe leider auch Bekannte, die nach > 40 Jahren in eher schlecht bezahlten Berufen jetzt jeden Cent 2 mal umdrehen müssen. Bei allen handelt es sich um alleinstehende Personen. Das ist auch ein 'Risiko' dass viele Menschen nicht sehen, bevor es sich materialisiert.
    Man sollte dann ruhig mal den 'Worst-Case' durchrechnen. Also eine Trennung, bei der man dann sowohl Renten-/Pensionsansprüche als auch privates Vermögen zwischen den Partnern aufteilt.

  • In der Zusammenfassung würde ich als Rentner in den 60er Jahren sagen:
    Wenn man noch viel Zeit (30 Jahre) bis zur wahrscheinlichen Rente hat, ist es heutzutage gut auf zumindest einen mittleren bis sehr hohen 6stelligen Betrag zu sparen.
    Und je näher man seinem Ziel kommt in Lebensalter und/oder Betrag dann mal genauer die Eventualitäten des Lebens überschlagen.

    Zuerst einmal stark anfangen und dann mit der Zeit immer weiter differenzieren. Kann sein, dass man das Gesparte zu einem Zeitpunkt zwischendurch für was ganz Anderes braucht und das ferne Ziel (Rente) ganz neu betrachtet werden muß.

  • Ich verstehe den Punkt. Danke für die Tips

    Ich für meinen Teil habe in meinen 30er Jahren schon 2x für ein Jahr 'Servus' gesagt und bin mit Rucksack um die Welt gefahren. Währenddessen hat die Sparrate natürlich nicht funktioniert und das Kapital ist auch deutlich kleiner geworden. Trotzdem brauchen ich heute keinen Porsche und kein Haus um Glücklich zu sein.

    Beruflich bin ich allerdings glücklich, in einer Führungsposition zu arbeiten. Das heißt, mein Gehalt ist deutlich höher als mein benötigtes Geld. Ich spare aktuell 1000 Euro komplett in ETFs, die auch seit 6 Jahren nicht verkauft wurden. Trotzdem kann ich aus dem restlichen Betrag noch Urlaube oder eine Waschmaschine finanzieren.

    Deswegen rechne ich mit einem Finanzbedarf von 2800 +/- Euro.

    Aber klar. Zur Rente brauche ich noch ca. 20 Jahre, deswegen ist das natürlich alles noch sehr viel Luftschloss. Bis dahin wird wohl die eine oder andere Rentenreform/reförmchen folgen (oder auch nicht)