GRV ungleich Investment

  • Hier - auch im Lichte der gerade laufenden Diskussion über neue Grausamkeiten, die eine Partei in der Todeszone plant - ein interessanter Fakt aus dem Königreich Dänemark, der gut dazu passt:

    "Menschen, die mit 61 Jahren mindestens 42 Jahre berufstätig gewesen sind, haben ein Anrecht darauf, sich drei Jahre vor dem Volksrentenalter vom Berufsleben zurückzuziehen. Sie erhalten eine monatliche Rente in Höhe von 13.550 Kronen. Die sozialdemokratische Regierung hatte diese Neuregelung eingeführt. Sie ist für Menschen mit einem langen, aufreibenden Berufsleben gedacht."

    Quelle: https://www.nordschleswiger.dk/de/nordschlesw…ht-arne-pension

  • Im Kontext mit meinem Beitrag Nr. 2.141 und der von mir mehrfach thematisierten Frage der "Wettbewerbsfähigkeit" Deutschlands im internationalen Vergleich (für die hierzulande Gesetzliche Rente (GRV) sind nämlich Themen wie Wirtschaft, wirtschaftliches Wachstum, hohe Produktivität, hoher Grad der Beschäftigung, Attraktivität des Standorts für Kapital aber insbesondere für "qualifizierte Zuwanderung" usw. von elementarer und nicht zu sagen existenzieller Bedeutung) aber auch mit der wirtschaftlichen Entwicklung der EU insgesamt ...

    ... ist mir heute ein Artikel des im linken medialen Spektrum einzuordnenden "Der Spiegel" ins Auge gefallen.


    Head: "Debatte um Wettbewerbsfähigkeit: Europa muß mehr Kapitalismus wagen"

    - "die USA haben die EU wirtschaftlich abgehängt"

    - "woran das liegt, wollen die Europäer nicht wahrhaben: Es sind die Kräfte des Marktes"

    - "vielen EU-Spitzenpolitikern, die heute von Industriepolitik reden, scheint es nicht unbedingt um bessere Investitionsbedingungen zu gehen"

    - "sondern nur um einen weiteren neuen schuldenfinanzierten EU-Fonds"

    - "auch das wäre nichts Neues in Europa. Es soll schon häufiger vorgekommen sein, daß in Brüssel ein sehr spezielles Verständnis von Zeitenwende gepflegt wurde"

    - "Neue Schlagwörter für alte Politik"

    Wenn ein Medium wie "Der Spiegel" und ein Autor wie der ökonomisch links zu verortende Herr Michael Sauga sich des Themas "Wettbewerbsfähigkeit" Deutschlands mit diesem Tenor annimmt - müssen die Probleme drängend und signifikant und die Ursachen evident sein.

    Eventuell lag ich sowohl mit meinen diesbezüglichen Einschätzungen in Sachen der Entwicklung der "Wettbewerbsfähigkeit" Deutschlands als auch der wirtschaftlichen Entwicklung der real existierenden EU doch nicht ganz so falsch ...


    In diesem Sinne ...

  • Sovereign : nur der Korrektheit halber sei erwähnt, dass es sich bei dem erwähnten Beitrag von Herrn Sauga nicht um einen redaktionellen Artikel sondern um seine - Herrn Saugas- Kolumne handelt. Auf deutsch: ein Meinungsbeitrag Herrn Saugas.

    Ob ungezügelter Kapitalismus Europa nach vorne bringt, lasse ich jetzt mal dahingestellt.

  • Nordnordlicht : "Nur der Korrektheit halber sei erwähnt" (um Deine Einleitung zu verwenden), daß sich in dem Spiegel-Artikel bzw. Beitrag von Herrn Sauga selbst mit der Lupe keine einzige Silbe von einem "ungezügelten Kapitalismus in Europa" (das war Deine Formulierung !) finden läßt ...


    Da steht explizit sprich expressis verbis nämlich nur, daß Europa "mehr Kapitalismus" wagen muß. Auf Basis des inzwischen in Deutschland erreichten (präziser abgesunkenen bis abgestürzten) diesbezüglichen Niveaus (auch was die wirtschaftliche Freiheit betrifft und markt- sowie wettbewerbliche Ansätze) sowie dem diesbezüglich Zustand der real existierenden EU und insbesondere auch der Eurozone - sollte dieses lediglich "Mehr" (statt ungezügelt) ein ganz leichtes Unterfangen sein.

    Zu der Feststellung von Herrn Sauga "die USA haben die EU wirtschaftlich angehängt" gibt es Dutzende Studien, die diesen Trend seit vielen Jahren aufzeigen und dokumentieren.

    Meiner Wenigkeit - als an solchen Themen lediglich interessiertem Laien - ist dies ebenfalls schon lange aufgefallen (was sich übrigens auch an der Ausrichtung meines Aktien-Depots widerspiegelt, das nur am Rande). Dazu ("USA versus Europa") hatte ich in diesem Strang (GRV ungleich Investment") hier auch schon mal was geschrieben (siehe Nr. 2.130):

    Erinnere mich z. B. noch recht gut an einen Vergleich aus dem Jahr 2007 die 100 wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt betreffend: Damals kamen davon 46 aus Europa und 32 aus den USA. Zum Stand der letzten Studie (um 2022 herum) hatten die USA ihren Anteil von 32 auf 61 praktisch verdoppelt (!) - Europas Anteil war dagegen gedrittelt (!) (von 46 runter auf 15). Aus der Eurozone kamen noch ganze sieben Unternehmen ...

    Liegen Dir, Nordnordlicht , da andere Zahlen vor ?

    Ob ungezügelter Kapitalismus Europa nach vorne bringt, lasse ich jetzt mal dahingestellt.

    (nachträglich gefettet von mir)

    Die Vorgehensweise der letzten rund 20 Jahre hat Europa bzw. die EU jedenfalls nicht "nach vorne" gebracht (um Deine Formulierung zu verwenden).


    Oder um einen ausländischen Mitbürger zu zitieren, der auf einer Baustelle arbeitete und die Sache wie folgt auf den Punkt brachte:

    "Wirtschaft nix gutt, dann auch Rente nix gutt" ...


    Dir viel Glück mit Deinen Finanzen !

  • Nordnordlicht : "Nur der Korrektheit halber sei erwähnt" (um Deine Einleitung zu verwenden), daß sich in dem Spiegel-Artikel bzw. Beitrag von Herrn Sauga selbst mit der Lupe keine einzige Silbe von einem "ungezügelten Kapitalismus in Europa" (das war Deine Formulierung !) finden läßt ...

    [...]

    OK, ich zitiere mal wörtlich (nachträglich gefettet von mir):

    "Dass es der weitgehend ungezügelte Kapitalismus sein könnte, dem die USA ihren ökonomischen Vorsprung verdanken, ist freilich keine These, die in Europa sonderlich populär ist."

    Entspannen Sie sich bitte. :rolleyes:

  • OK, ich zitiere mal wörtlich (nachträglich gefettet von mir):


    "Dass es der weitgehend ungezügelte Kapitalismus sein könnte, dem die USA ihren ökonomischen Vorsprung verdanken, ist freilich keine These, die in Europa sonderlich populär ist."

    Vielen Dank für den Hinweis. Hatte nur eine Zusammenfassung des Artikel bzw. Beitrages irgendwo gelesen, daraus stammen die Zitate aus meinen Beitrag Nr. 2.206. Diese Formulierung von Herrn Sauga war in dieser Kurzfassung nicht enthalten. Der Satz finden sich wohl in den Tiefen des gesamten Beitrages. Akpeptiert.

    Viel interessanter da relevanter ist aber doch die Frage, ob Herr Sauga mit seiner "These" richtig liegen könnte ?

    Man könnte nämlich fast meinen, daß bei Ihnen

    "Dass es der weitgehend ungezügelte Kapitalismus sein könnte, dem die USA ihren ökonomischen Vorsprung verdanken, ist freilich keine These, die in Europa sonderlich populär ist."

    (nachträglich gefettet von mir)

    diese These auch nicht sonderlich populär ist ... ?

    Daher nochmals meine Frage (siehe schon Nr. 2.208), ob Ihnen diesbezüglich insbesondere zum Abstieg Europas im Vergleich zu den USA (siehe hier):

    Erinnere mich z. B. noch recht gut an einen Vergleich aus dem Jahr 2007 die 100 wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt betreffend: Damals kamen davon 46 aus Europa und 32 aus den USA. Zum Stand der letzten Studie (um 2022 herum) hatten die USA ihren Anteil von 32 auf 61 praktisch verdoppelt (!) - Europas Anteil war dagegen gedrittelt (!) (von 46 runter auf 15). Aus der Eurozone kamen noch ganze sieben Unternehmen ...

    andere Daten vorliegen ?


    Vielen Dank für diese Bitte bzw. Aufforderung

    Entspannen Sie sich bitte. :rolleyes:

    Beim Blick auf meine privaten Finanzen bin ich recht entspannt :)

    Denke ich allerdings an Deutschland in der Nacht - dann bin ich um den Schlaf gebracht :/

    Womit man wieder bei dem Bauarbeiter wäre:

    "Wirtschaft nix gutt, dann auch Rente nix gutt" ...

    Ihnen viel Glück mit Ihren Finanzen !

  • Sovereign :

    Noch einmal: das Zitat, das Sie jetzt mir in Ihrem Post 2.212 unterjubeln wollen, ist ein Zitat aus dem von Ihnen zuvor hochgelobten Kommentar von Herrn Sauga, von dem Sie offensichtlich nach eigener Aussage nur den Teaser überflogen haben.

    Ich würde raten, nur Artikel zu empfehlen, die man selber komplett gelesen hat...🥴

  • Das schreibst Du demjenigen, dessen Beiträge zum Thema gesetzliche Rente folgendermaßen zusammengefasst werden können:

    Nur der guten Ordnung halber: Das ist Deine höchstpersönliche "Zusammenfassung".

    Mehr nicht.

    Wie man hier an diversen Stellen nachlesen kann - trifft das Gegenteil "Deiner Zusammenfassung" zu. Daher finde ich Deine folgende Aussage (präziser Unterstellung und Verdrehung) mehr als unangemessen, um es noch möglichst subtil zu formulieren.

    "Kenn' ich nicht, hab' ich mich nicht mit befasst, find' ich sch....!"

    Meine "Zusammenfassung": Kenne das System GRV so weit bzw. weit genug, daß damals - nach meiner diesbezüglichen Recherche - die Conclusio gerechtfertigt war (und immer noch ist), dieses - noch dazu Zwangssystem mit damals schon absehbar massiv zunehmenden Problemen (Stichwort: Demographie) - für mich als nicht empfehlenswert und nicht geeignet einzustufen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil man damit noch dazu integraler Bestandteil einer politischen Verteilungsmasse wird.

    Wie schon diverse Mal dargestellt, hatte ich mich in 90er Jahre mit dem Thema GRV beschäftigt (im Kontext mit der Frage, ob ich nach dem Schritt in die Selbständigkeit weiter freiwillig (zuvor war es ja zwangsweise) Beiträge in dieses System GRV zahle). Das Ergebnis meiner damaligen Recherche (siehe schon oben) für mich: Sich von diesem System möglichst fernhalten und die Altersvorsorge selbst bestimmt, eigenständig und eigenverantwortlich in die (eigene) Hand nehmen.

    Zu den Gründen (auch das wie schon mehrfach dargestellt: Siehe die damaligen Studien von Prof. Biedenkopf, von Prof. Miegel und anderen).

    Eventuell findest Du meine bzw. eine solche sachlich-nüchterne Herangehens- und Vorgehensweise ja sch....! (nur um Deine Andeutung zu übernehmen), weil Du zu diesem Thema eine nicht so sachlich-nüchterne und distanzierte Haltung hast ... ? Die Vermutung hatte sich mir mehrfach aufgedrängt, so häufig wie Du hier auf eine Seite der DRV bzw. GRV (pro domo Website ?) verlinkst ... ?

    Meine sich aus dieser Vermutung ableitende und mehrfach an Dich gerichtete höfliche Frage, ob Du vielleicht ein(e) Sozialversicherungsfachangestellte(r) bist, hast Du nicht beantwortet. Diese würde - aus meiner Sicht - nämlich einiges erklären.

    In diesem Sinne ...


    Nichtsdestotrotz: Dir viel Glück mit Deinen Finanzen !

  • Noch einmal: das Zitat, das Sie jetzt mir in Ihrem Post 2.212 unterjubeln wollen,

    "Unterjubeln" will ich Ihnen gar nix. Hatte mich sogar für Ihren Hinweis bedankt ! Und konzediert, daß dieser Satz in dem besagten Beitrag aber nicht in der von mir gelesenen kurzen Text (Zusammenfassung) drin stand ! Last but not least hatte ich noch ein ausdrückliches "Akzeptiert" hinzugefügt ! Wie man übrigens in Nr. 2212 ganz leicht nachlesen kann.

    Zurück zur eigentliche Sache sprich dem Inhalt: Da ich auf meine diesbezüglichen inhaltliche Fragen ("Europa wird immer mehr von den USA abgehängt") von Ihnen schon ein zweites Mal keine Antwort erhalten habe, versuche ich es ein drittes Mal.

    Siehe schon hier in Nr. 2.130

    Erinnere mich z. B. noch recht gut an einen Vergleich aus dem Jahr 2007 die 100 wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt betreffend: Damals kamen davon 46 aus Europa und 32 aus den USA. Zum Stand der letzten Studie (um 2022 herum) hatten die USA ihren Anteil von 32 auf 61 praktisch verdoppelt (!) - Europas Anteil war dagegen gedrittelt (!) (von 46 runter auf 15). Aus der Eurozone kamen noch ganze sieben Unternehmen ...

    Liegen Ihnen da andere Daten vor ?

    Sowie hierzu:

    Zu der Feststellung von Herrn Sauga "die USA haben die EU wirtschaftlich angehängt" gibt es Dutzende Studien, die diesen Trend seit vielen Jahren aufzeigen und dokumentieren.

    Sind Ihnen diesbezüglich andere Studien bekannt ?

    Um nicht nochmals den Bauarbeiter mit seinem kurzen aber treffenden Kommentar zu bemühen - zitiere ich einen ehemaligen Bundeskanzler (übrigens der SPD ...) aus einer jüngsten TV Dokumentation ("Kanzler außer Dienst" oder so ähnlich):

    "Die SPD hat im Kern das Anliegen Sozialpolitik zu betreiben und vergißt dabei manchmal (Anmerkung von mir "schon länger und immer häufiger"), daß das Fundament vernünftiger (Anmerkung von mir "und bezahlbarer") Sozialpolitik Wirtschaft ist"

    Die Gesetzliche Rente muß man wohl unter die Rubrik Sozialpolitik subsumieren ... ? Womit man wieder beim Standort Deutschland wäre, der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, dem wirtschaftlichen Auseinanderdriften der EU gegenüber den USA usw. usw.


    Nichtsdestotrotz Ihnen viel Glück mit Ihren Finanzen !

  • Anbei eine Studie zu Steuern und Vorsorge (unter 100 Seiten):

    https://www.ihre-vorsorge.de/altersvorsorge…-auftrieb-geben

    Aus dieser Studie

    Zitat #1

    Zitat

    Der Vorteil dieses Verfahrens (Anmerkung von mir: gemeint ist die nachgelagerte Besteuerung) : Da die Alterseinkünfte bei den meisten Menschen deutlich geringer sind als das Einkommen während des Berufslebens, ist der persönliche Steuersatz bei einer Einkommensbesteuerung im Rentenalter in der Regel geringer als in der Arbeitsphase.

    Der Nachteil: Viele Menschen machen sich während der Erwerbsphase keine Gedanken mehr um ihre zusätzliche Altersvorsorge, wie es bei einer vorgelagerten Besteuerung zum Beispiel durch (nachträgliche) Beitragszahlungen im Rahmen der jährlichen Steuererklärung möglich wäre.

    Zitat #2

    Zitat

    Die vorgelagerte Besteuerung führe “zu einer deutlich höheren Rente nach Steuern” als die nachgelagerte. In einigen Fällen werde dieser Vorteil sogar noch größer, weil die Studienteilnehmer bei der vorgelagerten Besteuerung stark auf eine Steuererstattung reagieren würden, während dies bei der nachgelagerten Besteuerung nicht der Fall sei, schreiben die Steuerfachleute.

    Welche Variante ist denn nun vorteilhaft?

    Ist der "Vorteil" von Zitat #1 kein wirklicher Vorteil? Weil es mir im Alter nix nutzt, wenn ich zwar insgesamt (über die gesamte Lebensspanne) für die private Vorsorge/Rente absolut weniger Steuern zahle, aber dafür während des Rentenalters besteuert werde, und meine geringeren Einkünfte in dieser Phase durch die Besteuerung noch weiter verringer werden?

    War also der - auch von den Versicherungen - angepriesene Vorteil der nachträglichen Besteuerung von Direktversicherungen Augenwischerei?

  • Dass nachgelagerte Besteuerung das Netto erhöht, (Man vergleiche seine Gehaltsabrechnungen von Dezember 2004 und Januar 2005.) ist schnell vergessen. Wer das zusätzliche Kapital nicht zur Vorsorge bzw. zur Vermögensbildung genutzt hat bzw. nutzt, wird später eine unerfreuliche Beobachtung machen.

    Wer trotz mehr Netto nix zurücklegen kann, der hat erst recht ein Problem.

  • Dass nachgelagerte Besteuerung das Netto erhöht, (Man vergleiche seine Gehaltsabrechnungen von Dezember 2004 und Januar 2005.) ist schnell vergessen. Wer das zusätzliche Kapital nicht zur Vorsorge bzw. zur Vermögensbildung genutzt hat bzw. nutzt, wird später eine unerfreuliche Beobachtung machen.

    Wer trotz mehr Netto nix zurücklegen kann, der hat erst recht ein Problem.

    D.h. man sollte bei der nachgelagerten Versteuerung das freigewordene Netto dann zusätzlich in weitere Massnahmen zur privaten Vorsorge stecken - sonst funktioniert es nicht?