Schülerinnen
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Wenn Ihr Kind ein Jahr ins Ausland will, bahnt sich eine tolle Erfahrung an – und eine finanzielle Belastung. Die können Sie aber stemmen, auch wenn Sie keine Großverdiener sind (dazu später mehr). Spätestens, wenn Tochter oder Sohn begeistert aus der Schule kommt, weil jemand von seinem Auslandsjahr erzählt hat, wird es ernst und Sie müssen sich als Eltern mit dem Thema beschäftigen. Die meisten Schüler, die ins Ausland gehen, tun das mit 15 bis 17 Jahren. Bewerbungen und Gespräche beginnen oft ein Jahr vor der Abreise.

So finden Sie den richtigen Anbieter

Ein Schuljahr im Ausland kostet zwischen 6.000 und 25.000 Euro. Dabei ist ein Jahr in Europa etwas günstiger als in Übersee. Australien und Neuseeland sind besonders teuer. Nicht alles, was günstig aussieht, ist es am Ende auch: Achten Sie darauf, dass Flüge, Versicherungen sowie ein Vor- und Nachbereitungsseminar im Preis inbegriffen sind.

In guten Händen ist Ihr Kind zum Beispiel bei den fünf Kooperationspartnern des Deutschen Bundestages für den Schüleraustausch mit den USA. Auf dem Vergleichsportal vom AJA (Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch) können Sie gemeinnützige Anbieter vergleichen, die sich selbst hohe Qualitätsstandards gesetzt haben. Erkundigen Sie sich auch im Bekanntenkreis, das kann die Entscheidung erleichtern.

Das Auslandsjahr finanzieren: Stipendien und Bafög

Bevor Sie ein Auslandsjahr wegen der Kosten ablehnen, sollten Sie bedenken, dass es einige gute Stipendien und Finanzierungshilfen gibt – nicht nur für Hochbegabte.

Das bekannteste ist das PPP-Stipendium für die USA: Anfang Mai 2020 beginnt die Bewerbungsfrist für das Auslandsjahr 2021/22. Es gibt auch viele regionale Stipendien, etwa Botschafter Bayerns, für interessante Länder wie Indien, Brasilien oder China.

Einen guten Überblick über die verschiedenen Programme bekommen Sie mit dem Stipendienlotsen des Bildungsministeriums.

Verdienen Sie nicht so viel und konnte Ihr Kind kein Stipendium ergattern, sollten Sie Auslands-Bafög beantragen. Fast 700 Euro im Monat gibt es im besten Fall. Außerdem zahlt der Staat zu den Reisekosten etwas dazu: 500 Euro innerhalb Europas, 1.000 Euro außerhalb. Das Geld müssen Sie nicht zurückzahlen.

Globus
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Ihr Kind braucht eine Kreditkarte

Die deutsche Girocard (EC-Karte) ist im Ausland nicht so wichtig, Ihr Kind braucht eine Kreditkarte. Wir empfehlen für Minderjährige die Kreditkarten der Volkswagen Bank, DKB* und Commerzbank. Ebenfalls gut geeignet ist das Kinderkonto mit Kreditkarte der Comdirect.

Gut versichert im Ausland

Die sehr wichtige Haftpflicht gilt auch in anderen Ländern. Das kann allerdings auf sechs Monate oder ein Jahr begrenzt sein – schauen Sie in Ihrem Vertrag nach. Auch die Unfallversicherung gilt in der Regel weltweit.

Im Krankheitsfall hat Ihr Kind innerhalb der EU eine Grundabsicherung. Außerhalb der EU gilt die gesetzliche Krankenversicherung allerdings nicht. Für besseren Schutz empfehlen wir grundsätzlich eine Auslandsreise-Krankenversicherung.

Bei vielen Anbietern fürs Auslandsjahr sind passende Versicherungen bereits im Programmpreis enthalten. Fragen Sie im Zweifel nach.

Hallo, Mama und Papa! Das Handy weiter nutzen

Für das Auslandsjahr innerhalb der EU reicht in den ersten drei Monaten noch der deutsche Handyvertrag – das sogenannte Roaming hat die EU nämlich reguliert. Danach könnte sich der Mobilfunkanbieter über die lange Reise beschweren und einen Aufpreis verlangen. Daher sollte sich Ihr Kind vor Ort einfach eine Prepaid-Karte besorgen.

Für die neuen Freunde ist es teuer, die deutsche Nummer Ihres Kindes anzurufen. Früher oder später muss also sowieso ein ausländischer Handytarif her. Am besten, wie gesagt, eine Prepaid-Karte, die müssen Sie danach nicht extra kündigen. Solche Karten gibt es zum Beispiel am Flughafen, in Supermärkten und Tankstellen.

Will Ihr Kind seine deutsche Handynummer nach dem Jahr wieder nutzen, sollten Sie beim Mobilfunkanbieter nachfragen, ob der Tarif in der Zwischenzeit ruhen kann. Spielt der Anbieter nicht mit, können Sie den Handyvertrag auch frühzeitig kündigen und die Nummer auf eine Prepaid-Karte ohne Grundgebühr übertragen. Die Rufnummer mitzunehmen, kostet normalerweise rund 30 Euro. Sie müssen danach nur alle paar Monate etwas Geld aufladen, damit der Anbieter die Karte nicht deaktiviert.

Was ist mit Kindergeld und Steuern?

Bei der Steuer können Sie leider nur einen kleinen Teil der Kosten absetzen, wenn überhaupt. Falls Ihr Kind in der EU oder in Norwegen, Island oder Liechtenstein zur Schule geht, können Sie rund ein Drittel der Schulgebühren als Sonderausgaben eintragen (höchstens aber 5.000 Euro im Jahr).

Das Kindergeld fließt während des Auslandsjahres unkompliziert weiter. Sie müssen der Familienkasse allerdings formlos mitteilen, dass Ihr Kind ins Ausland geht. Schwieriger kann es nur dann werden, wenn Ihr Kind bereits volljährig ist. Dann müssen Sie einiges nachweisen.

Ein Gastkind aufnehmen

Eltern in Deutschland schicken zwar ihre Kinder in die Welt, nehmen aber viel seltener Schüler auf. Laut der Studie Weltweiser konnten im Schuljahr 2017/2018 nur rund 2.500 Gastschüler in Deutschland ein Auslandsjahr verbringen, wohingegen knapp 16.000 deutsche Schüler Gastfamilien in aller Welt gefunden haben. Dabei ist es eine tolle, interkulturelle Erfahrung. Austausch sollte immer auch etwas Gegenseitiges bedeuten, dient der Völkerverständigung und einer friedlichen, gemeinsamen Zukunft. Finden wir jedenfalls.

Gute Reise und tolle Erfahrungen!

Serie Kinder und Geld

1. Geld schenken? Aber richtig!
2. Das erste Smartphone
3. Wenn das Kind krank ist
4. Nutzen Sie die Ruhe vor der Geburt
5. Nach der Geburt geht’s richtig los (mit den Formularen)
6. Die lange Suche nach dem Kita-Platz
7. Ich habe Kinder, aber wenig Geld
8. Kinder in die Welt schicken

Britta Beate Schön
Autor

Stand:

Britta Beate Schön ist bei Finanztip für sämtliche Rechtsthemen zuständig. Die promovierte Juristin und Rechtsanwältin war als Leiterin der Rechtsabteilung bei Finanzdienstleistern wie der Telis Finanz AG und der Interhyp tätig. Vorher lehrte und forschte sie in Japan als DAAD-Junior-Professorin für deutsches und Europarecht. Ihr Studium absolvierte sie in Münster, Genf, Regensburg und Leipzig.

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