CO2 - Wer trägt die Kosten - Was jetzt zu tun ist - Mieter und Vermieter teilen sich die Kosten

  • Auch bei uns in der Gegend gibt es kaum Angebote an neuen, gut gedämmten Wohnungen. Wenn man also nicht auf der Straße schlafen möchte, darf man an den Energiestandard keine zu großen Anforderungen stellen - selbst wenn man durchaus bereit ist dafür eine entsprechend höhere Miete zu zahlen.

  • =O

    Wenn man das eh schon zu geringe Angebot noch dahingehend selektiert, dass nur einigermaßen energieeffizente Wohnungen einen Abnehmer finden, bleibt mind. die Hälfte der Wohnungen leer und die potentiellen Bewohner auf der Straße.

    Das führt also nicht weiter.

    Ne, die schlechten Wohnungen wären günstiger, also könnten die Mieter mit der gesparten Miete heizen. Oder die Vermieter könnten sanieren um höhere Miete am Markt zu erzielen. Je nachdem was günstiger ist.

    Wie gesagt, das Problem ist halt, dass der Wohnungsmarkt zu sehr reguliert ist und zu wenig Bauland dort ausgewiesen wird wo die Menschen eigentlich wohnen wollen. Stattdessen macht man in Hintertupfingen Neubaugebiete (denn dort freut man sich über steigende Einwohnerzahlen und somit steigende Zuweisungen aus den Steuertöpfen) und alle pendeln mit dem Auto weil der nächste Bahnhof von Hintertupfingen 15km weit entfernt ist, dort eh nur alle Stunde was fährt und man zum eigentlichen Ziel noch ein Mal umsteigen und 10 Minuten laufen müsste. Die NIMBYs feiern sich dass die Schrebergartensiedlung/der alte Flughafen/Sumpfwiese/Kartoffelacker*/etc. erhalten wurde und schimpfen über die hohen Mieten vor Ort sowie den Stau und Dreck der Pendler. Aber wir sind ja in Deutschland und tun so als gäbe es einen Mieter- und Vermieteranteil (gleiche Augenwischerei wie bei den Sozialbeiträgen) und nicht als würde der Mieter ohnehin alles zahlen. Wir versuchen jetzt mit dieser Aufteilung in zweiter Indirektion eine Lenkungswirkung zu erzielen die aufgrund des Nachfrageüberhangs gar nicht entstehen kann. Anstatt also zu überlegen wie man es möglichst einfach machen könnte, günstig hochwertigen Wohnraum zu schaffen und günstig Häuser zu sanieren, ergehen wir uns mal wieder in kleinteiligen Vorschriften die am Ende zur Hälfte zurecht vor Gericht kassiert werden. Das erwischt dann wie immer die Leute am heftigsten die ohnehin ganz knapp bei Kasse sind und hat in der Zwischenzeit die eigentliche Problemlösung untergraben.


    *das mit dem Kartoffelacker ist übrigens kein Witz. Hier gab es tatsächlich eine Bürgerinitiative, die einen industriell bewirtschafteten Kartoffelacker als ökologisch wertvoll und unbedingt erhaltenswert bezeichnet hat um Bebauung zu verhindern. Zum Glück ohne Erfolg.

  • Die Vermieter werden alles an Mieterhöhung ausschöpfen, was Gesetzgebung und ortsübliche Mieten hergeben.

    Ja, es gibt solche Vermieter. Aber auf die hohe Zahl privater Vermieter trifft das eben nicht zu. Genau deshalb ist ja ein so hoher Unterschied zwischen Bestandsmieten und Neuvermietungen. Wer einen alten Mietvertrag hat, lebt in der Regel günstig. Wer umziehen will oder muss, zahlt sich dumm und dämlich. Also bleiben viele Rentner in ihren (inzwischen) zu großen Wohnungen, weil eine kleine Wohnung teurer wäre. Und die junge Familie mit Nachwuchs kann sich nicht vergrößern.

    Und falls doch einer mal was saniert, werden auch diese Kosten beim Mieter landen.

    Modernisierungen können kaum noch auf den Mieter umgelegt werden, d.h. lohnen sich nicht für den Vermieter. Warum soll sich der Mieter nicht in Höhe der Heizkosteneinsparung an der Dämmung beteiligen? Dann hätten alle Drei (inkl. Umwelt) einen Vorteil.

    Man hätte die Mieten auf dem Stand Feb 2022 einfrieren müssen

    Die Hauptursache für steigende Mieten in vielen Städten ist die Tatsache, dass es zu wenig Wohnungen gibt. Ein Mietenstopp ist toll für Altmieter, aber nicht für Wohnungssuchende, die ein viel größeres Problem haben. Mieterhöhungen sind ja sowieso nur bis zum Mietspiegel möglich, der idR deutlich unter den Neumieten ist.

    Zusätzliche Wohnungen schafft man nicht durch Abschreckung von Investoren. Da müssten eher mal Vorschriften und Bürokratien reduziert werden, Bauland ausgewiesen werden etc.

    Wenn überhaupt, lohnen sich nur Luxuswohnungen im Neubau. Gebraucht werden aber eher günstige Wohnungen.

  • Auch wenn Mieten deutlich gestiegen sind, die Preise für Wohnungen, Grundstücke, Bau etc. sind viel stärker gestiegen, d.h. die Immo-Renditen deutlich gefallen. Ich glaube fast, in Großstädten kaufen nur noch diejenigen, die ihr Geld vor Minuszinsen retten wollen.

    Vielen Anlegern ist aber nicht bewusst, dass Immobilen aufgrund der hohen Duration die Assetklasse mit der höchsten Zinssensibilität ist. Die gefallenden Zinsen/Finanzierungskosten sind eine wesentliche Ursache für gestiegene Immobilienpreise. Aber Achtung, auch wenn es noch kaum einer von uns erlebt hat: Zinsen können auch steigen!

  • Auch wenn Mieten deutlich gestiegen sind, die Preise für Wohnungen, Grundstücke, Bau etc. sind viel stärker gestiegen, d.h. die Immo-Renditen deutlich gefallen. Ich glaube fast, in Großstädten kaufen nur noch diejenigen, die ihr Geld vor Minuszinsen retten wollen.

    Bei einer bestehenden Immobilie gibt es auch eine bestehende Finanzierung. Wenn die Mieten erhöht werden, landet das Geld beim Vermieter. Der kann es problemlos in das Gebäude investieren, wenn er es denn wollen würde.

  • Wie gesagt, das Problem ist halt, dass der Wohnungsmarkt zu sehr reguliert ist und zu wenig Bauland dort ausgewiesen wird wo die Menschen eigentlich wohnen wollen. Stattdessen macht man in Hintertupfingen Neubaugebiete (denn dort freut man sich über steigende Einwohnerzahlen und somit steigende Zuweisungen aus den Steuertöpfen) und alle pendeln mit dem Auto weil der nächste Bahnhof von Hintertupfingen 15km weit entfernt ist, dort eh nur alle Stunde was fährt und man zum eigentlichen Ziel noch ein Mal umsteigen und 10 Minuten laufen müsste.

    Und damit wären wir an dem Punkt, an dem sich die Überlegung nicht mehr allein darauf bezieht, wie man in den Ballungsgebieten noch mehr Fläche betoniert, sondern auch bei der Frage, wie man es sinnvoll gestalten kann, weiterhin (oder bewusst) auf dem Land zu Leben.

  • Da sind die Optionen begrenzter als viele denken. Zumindest wenn wir vom wirklich ländlichen Raum reden (Dorf = 300 Einwohner) und nicht Speckgürteln ("Dorf" = tausende Einwohner). Ein Bus oder Zug ist nicht automatisch umweltfreundlich, dazu braucht es ausreichend Fahrgäste. Und da beißen sich einfach geringe Bevölkerungsdichte und ein enger ÖV Takt. Aber ohne engen Takt wird keiner aufs Auto verzichten. Mehr Chancen sehe ich da beim Thema Radinfrastruktur, denn viele kleinere Wege würden sich tatsächlich auch ohne Auto erledigen lassen wenn man dazu nicht auf der Landstraße radeln müsste.

    Hier in der Bodenseeregion ist es auch nicht so, dass es auf dem Land echten Leerstand gäbe. Man kommt also nicht drum herum irgendwo zu bauen und wenn man bauen muss, sollte man dort bauen wo die Leute wohnen wollen. Es muss ja nicht immer das Einfamilienhaus-Gebiet sein, auch in kleineren Mehrfamilienhäusern mit 4-6 Parteien oder Reihenhäusern kann man schön leben und spart einiges an Fläche.

  • Die finanzielle Bildung ist teilweise erschreckend dünn und bezieht sich nur auf Schulwissen und die 1-2 Häuser der Eltern.

    Mal ganz davon ab, dass bei weitem nicht jede Immobilie so starke Wertzuwächse hat (hier lohnt sich mal ein Blick über die Immobilien von Vati und Mutti hinaus).

    Als Investor habe ich natürlich eine Mischkalkulation. Wenn ich zwischen 6% Rendite am Aktienmarkt und 2% Mietrendite + ggfls. Wertzuwachs x% abwäge, dann kann man nicht nachträglich den Wertzuwachs als "teuflischer Kapitalistenkram" verdammen und abschöpfen/umverteilen. Andernfalls muss man sich nicht wundern, wenn das Pendel umschlägt und man seine Kohle doch lieber andersweitig investiert. Und wo kommen dann die neuen Häuser her? Vom Staat, der sich solche unternehmerischen Glanzlichter wie die Autobahnmaut und zig hundert Millionen verfallener Impfdosen leistet? Sicherlich nicht.

    Letztendlich ist es eine ganz einfache Rechnung:

    Ich investiere den Betrag Y, der sich mit x% verzinsen soll. Tut er das nicht, dann investiere ich woanders und die Mieter können mich mal an die Füße fassen.

    Und eines sollte man nicht aus den Augen verlieren: Wenn die Zinsen steigen sollten (und derzeit sieht es aufgrund der Inflation stark so aus - die Hypothekenkredite gehen hier bereits mit großen Schritten voran), dann wird der Wert von Immobilien drastisch sinken. Und auf welche moralische Verpflichtung zur Kostenübernahme will sich der Sozialismus dann noch berufen?

  • Bitte auch mal den langfristigen Trend anschauen. Da sind zweistellige Zuwächse die absolute Ausnahme und langfristig liegt man eher bei plusminus der Inflationsrate. Ist ja auch logisch, denn Wohnen betrifft alle und wenn die Preise den Einkommen davonlaufen gibt es Verwerfungen.

    Angesichts der stark steigenden Zinsen würde ich für 2022 auf einen Wertzuwachs deutlich unter Inflationsrate tippen. Mittlerweile scheinen 10-jährige Darlehen ja schon auf 2,5% zuzugehen. Wenn man überlegt, dass ich Ende September noch Angebote für 0,9% hatte, dann ist das ziemlich krass. Das macht das aus einer 3% Anfangstilgung (ganz vernünftig) eine 1,5% Tilgung (sehr am unteren Ende, sollte man eigentlich nicht mehr machen).

  • Da sind die Optionen begrenzter als viele denken. Zumindest wenn wir vom wirklich ländlichen Raum reden (Dorf = 300 Einwohner) und nicht Speckgürteln ("Dorf" = tausende Einwohner). Ein Bus oder Zug ist nicht automatisch umweltfreundlich, dazu braucht es ausreichend Fahrgäste. Und da beißen sich einfach geringe Bevölkerungsdichte und ein enger ÖV Takt. Aber ohne engen Takt wird keiner aufs Auto verzichten. Mehr Chancen sehe ich da beim Thema Radinfrastruktur, denn viele kleinere Wege würden sich tatsächlich auch ohne Auto erledigen lassen wenn man dazu nicht auf der Landstraße radeln müsste.

    Jep, das meinte ich, als ich das Gesamtkonzept erwähnt habe.

    In einer solchen Konstellation, wo der nächste größere Supermarkt 10+x km weit weg ist, die weiterführende Schule und der Arbeitsplatz sowieso, wird der Diesel noch sehr lange alternativlos sein. Hilft doch keinem, wenn das e-Auto nach einem halben Tag leer ist und im Dorf keine Ladesäule ist.

    Mein Punkt ist v.a., dass die Lebensrealität einfach so ist, dass man nicht überall mit Lastenrädern und ÖPNV auskommen kann und wird.

    (Übrigens befindet sich mein Dorf in einer westdeutschen Metropolregion. Sicher geht es noch ländlicher, aber dafür, dass das hier eine Metropolregion sein soll, ist es erschütternd, wie die Infrastruktur aussieht.)

  • Allein die Wertsteigerung eines einzigen Jahres (ohne Mieteinnahmen) würde für viele Maßnahmen reichen.

    Wertsteigerung ist ein Buchgewinn. Bei 2% Inflation steigt der Wert der Immobilie auch um 2%, ohne dass man sich dafür mehr leisten könnte. Darf man dann als Vermieter bei Wertverlusten diese dann auch anrechnen?

  • LebenimSüden hat die Umlegung der Kosten wie bei Modernisierungsmaßnahnen erwähnt, scheint aber mit Höhe nicht zufrieden, wieviel müsste es denn sein damit etwas passiert? Was ist die unkomplizierteste Lösung?

    Habe ich ja schon gesagt. Als Ordoliberaler würde ich das gerne darüber regeln, dass genug Angebot auf den Markt kommt damit schlechte Häuser deutlich billiger sind als gute Häuser. Dann kann entweder der Mieter mit der gesparten Miete teuer heizen. Oder der Vermieter saniert und holt sich das über die Mieterhöhung. So wie es halt im Einzelfall günstiger ist.

    Das erfordert aber zum einen dass man politisch über das Einzelthema Energie hinausdenkt und zum anderen die Bereitschaft zum absichtlichen politischen Kontrollverlust. Also vollkommen chancenlos in der aktuellen Zeit ;)

  • Die letzten 12 Jahre sind die Preise aber um ein vielfaches der Inflation gestiegen also real stark gestiegen.

    Das liegt auch an den Negativzinsen und betrifft eher Großstädte. Warum immer mehr Menschen in die Stadt oder deren Speckgürtel ziehen wollen, entzieht sich meiner Kenntnis. Eventuell sind dort viele Arbeitsplätze und die gestiegenen Pendlerkosten (und kürzeren Pendlerzeiten) machen die Mehrkosten der Miete wieder wett?