Verkaufen oder behalten

  • Hallo,

    ich habe ein Depot geerbt, das ein Bankberater vor Jahren eingerichtet, aber wohl nie aktualisiert hat. Ich möchte weitgehend auf ETFs umstellen, weiß aber nicht, was ich wann verkaufen soll. Zwei Fonds (Multizins-INVEST und Schroder ISF Glbl MA Inc A Dis EUR H QV) haben seit Kauf 2012 erhebliche Verluste gemacht (-33%), ein anderer (DWS Deutschland LC) hat sich im Wert über 15 Jahre verdreifacht.

    Was soll ich tun, die Verlustfonds verkaufen oder auf Erholung hoffen?

    Die Gewinnfonds schnell verkaufen, damit nichts passiert?

    Vielen Dank, ist noch sehr neu für mich, aber den Bankberater will ich nicht mehr in Anspruch nehmen.

    Vielen Dank

  • Guten Morgen,

    willkommen im Forum.

    Der erste Schritt ist gemacht.

    Die ersten Videos von Saidi geben einen guten Überblick.

    Geld ist einfach. Das können Sie selbst.

    Wenn Sie das Geld lange nicht brauchen, über 15 Jahre, können Sie an einen Welt ETF denken.

    Wenn Sie die ersten Videos angesehen haben, wissen Sie was ich meine.

    Sie selbst, sind bald schon sich selbst der beste Finanzberater.

    LG

  • Moin jus52 ,



    Hier hast du mal alle zusammen gefasst im Überblick


    https://www.fondsweb.com/de/ve…LU0757361265,DE0008490962


    Der erste ist ein Rentenfonds. Deswegen verwundern die Verluste jetzt gerade nicht.Das Zinsänderungsrisiko hat da voll zu geschlagen.

    Der zweite ein Mischfond. Also Aktien und Renten zusammen in einem Fond.


    Der DWS ein reiner Aktienfond.


    Sollte der DWS schon vor 2009 gekauft worden sein wären die Gewinne steuerfrei.


    Schau dir doch mal ein paar Videos von Saidi zur Aktienanlage an und beschäftige dich etwas mit dem Thema Börse. Dann wirst du schon zu einer guten Lösung für dich kommen.


    Die Kosten der Fonds sind im Vergleich zu den üblichen hier empfohlenen Welt ETFs recht hoch. Aber auch da gibts noch teurere.



    Viel Spaß beim Schlau machen und viel Erfolg bei deinen Finanzentscheidungen.

  • Die beiden Fonds mit Verlusten sind Anleihefonds. Durch die Niedrigzinspolitik war damit bis 2021 nicht viel zu verdienen und durch die Zinserhöhung seit letztem Jahr sind die Anleihen im Bestand gefallen.


    Fondsvergleich: beachten, dass die Ausschüttungen mit eingerechnet sind https://www.fondsweb.com/de/ve…DE0009786061,LU0694810861


    Warnhinweis: keine Steuerberatung


    Wenn die Fonds tatsächlich durch den Erblasser nach 2012 angeschafft wurden erhältst Du den Verlust im Verlustverrechnungstopf gutgeschrieben, Dieser wird dann beim Verkauf von Fonds mit Gewinnen steuerlich gegengerechnet.

  • Der Blick sollte zuerst und vor allem nach vorne gerichtet sein. Stell Dir die Frage, ob die diese Positionen selbst heute kaufen würdest. Wenn nein (davon gehe ich bei allen dreien aus, aber vielleicht gibt es auch andere Meinungen), dann stellt sich die Frage, ob es andere Gründe für das Behalten gibt. Das könnten steuerliche Gründe sein. Allerdings ist es regelmäßig so, dass Steuervorteile überschätzt und langjährige Renditenachteile unterschätzt werden. Nachrechnen wäre angesagt.


    Anschließend an Kater.Ka s Nicht- 8o -Steuerberatung stellt sich die Frage, ob bei einer Erbschaft von Fonds auch der Verlustverrechnungstopf vererbt wird oder nur die Stücke. https://www.haufe.de/finance/h…sk_PI20354_HI2530936.html sagt nach meinem laienhaften Verständnis, dass wenn überhaupt nur in sondergelagerten Spezialfällen der Topf berücksichtigt wird.

  • Anschließend an Kater.Ka s Nicht- 8o -Steuerberatung stellt sich die Frage, ob bei einer Erbschaft von Fonds auch der Verlustverrechnungstopf vererbt wird oder nur die Stücke.

    Der Topf wird nicht vererbt. Aber die Fondsanteile wurden ja bisher nicht verkauft, also ist kein Verlusttopf vorhanden. Die Anschaffungsdaten der Anteile sollten korrekt vererbt worden sein. Ansonsten mit Hilfe der Kaufunterlagen nachtragen lassen.

  • Die Anschaffungsdaten der Anteile sollten korrekt vererbt worden sein.

    Bleibt das Problem dabei nicht das gleiche? Das Anschaffungsdatum aus Sicht des Erben ist doch der Tag des Todes des Erblassers. Auf den Wert an dem Tag bezahlt er seine Erbschaftssteuer, egal ob die mal teurer oder billiger gekauft wurden. Erst danach sind die Gewinne und Verluste seine. (Dann gibt es aber auch noch die letzte Steuererklärung des Erblassers. Passiert da irgendwas mit den nicht realisierten Gewinnen und Verlusten? Spannend.)

  • Nein, Erbe ist keine Veräußerung.

    Der Erbe wird praktisch Rechtsnachfolger. Er hat also die Anteile zu dem Zeitpunkt "gekauft" als der Erblasser sie gekauft hat (bedeutet auch, dass er die Gewinne vor dem Erbfall bei Realisierung versteuern muss).

  • Wirklich? (Keine rhetorische Frage - ich habe echt keine Ahnung. Aber dann lässt es sich sowieso am schönsten diskutieren.)


    Dann würde der Erbe doch erst bis zu 50 % Erbschaftssteuer auf den Wert am Todestag zahlen und beim Verkauf nochmal mit 26,375 % den Gewinn versteuern, der in der Erbmasse schon eingerechnet war und versteuert wurde.

  • Erbe ist keine Veräußerung.

    Der Erbe wird praktisch Rechtsnachfolger. Er hat also die Anteile zu dem Zeitpunkt "gekauft", als der Erblasser sie gekauft hat

    Dann würde der Erbe doch erst bis zu 50 % Erbschaftssteuer auf den Wert am Todestag zahlen und beim Verkauf nochmal mit 26,375 % den Gewinn versteuern, der in der Erbmasse schon eingerechnet war und versteuert wurde.

    So isses. :(

    Andererseits hat der Erbe damit immer noch mehr, als wie er überhaupt nicht geerbt hätte.


    Wollen wir eine Diskussion anfangen, ob es gesellschaftlich in Ordnung ist, daß der Erbe leistungslos Geld geschenkt bekommt, das der Erblasser schon einmal versteuert hatte? Besser nicht, sonst fliegen hier die Fetzen. :)

  • Ich habe ein Depot geerbt, das ein Bankberater vor Jahren eingerichtet, aber wohl nie aktualisiert hat. Ich möchte weitgehend auf ETFs umstellen, weiß aber nicht, was ich wann verkaufen soll.

    Erstmal: Herzlich willkommen.


    Ich halte es für eine gute Idee, daß Du Deine Finanzen in die eigenen Hände nehmen willst. Daß Du im Moment keine Ahnung hast, ist ein Übergangsphänomen. Jeder hat einmal so angefangen. Es ist nicht so schwer, wie Du jetzt vielleicht vermutest, Dich aufzuschlauen. Nimm Dir die Zeit, die Du dafür brauchst. Hektik schadet nur.

    Im Moment: Abwarten und Tee trinken. Hektik schadet nur.

    Wenn Du Dich mit dem Thema beschäftigst, bist Du vielleicht in einem Vierteljahr so weit, daß Du selber weißt, was Du am sinnvollsten machst. Diese Zeit würde ich mir an Deiner Stelle auch nehmen. Abgesehen von Deinem Erbe solltest Du selbst auch ein Vermögen haben. Zu diesem gehört das Erbe jetzt dazu, das liegt jetzt alles im gleichen Topf. Das heißt: Du mußt Dir nicht separat überlegen, was Du mit Deinem Erbe machst, sondern, was Du mit Deinem Gesamtvermögen machst.


    Geldanlage ist hoch individuell, da gibt es keine Lösungen, die für jeden passen. Und weil Du selbst am besten wissen solltest, worauf es Dir ankommt, machst Du das am besten selber.


    Übrigens: Die Geldanlage an der Börse (die man in der Tat als Privatmann sinnvollerweise per EFT tätigt) ist nicht das allein Seligmachende. Das schreibt Dir einer, der sein eigenes Vermögen praktisch ausschließlich am Aktienmarkt hat. Aber: Was ich für mich für gut und richtig halte, muß deswegen noch lange nicht für Dich richtig sein.


    Immerhin eins weißt Du nun bereits: Die vermeintlich supersicheren Rentenfonds können im Kurs auch recht ärgerlich zurückkommen (wenn nämlich die Zinsen steigen). Das hatte der Bankverkäufer Deinem verblichenen Vorfahren damals vermutlich auch anders suggeriert.

    Was soll ich tun? Die Verlustfonds verkaufen oder auf Erholung hoffen?

    Die Gewinnfonds schnell verkaufen, damit nichts passiert?

    Vielen Dank, ist noch sehr neu für mich, aber den Bankberater will ich nicht mehr in Anspruch nehmen.

    Ich halte es für sinnvoll, erstmal nichts zu machen. Was ist, ist, daran kannst Du momentan nichts ändern. Andererseits steht in der Zeit, die ich genannt habe, kein Weltuntergang zu erwarten.


    Was Du am dringendsten brauchst, ist eine Vermögensstruktur und eine mittelfristige Finanzplanung. An sich solltest Du die für Dein eigenes Vermögen schon haben. Daß Du sie nicht erwähnst, läßt vermuten, daß das nicht der Fall ist. Also mußt Du vermutlich da anfangen.


    Ich (!) glaube, daß die Rentenfonds ihre Tiefen gesehen haben. Allerdings steht nicht zu erwarten, daß der Kursverlust in realistischer Zeit aufgeholt werden. Ich selbst halte von Rentenfonds nichts. Den Teil Deines Vermögens, den Du den Renten zuordnen möchtest, steckst Du besser in eine konkrete Rente oder meinetwegen auch in ein Festgeld (das mir auch nicht so gut gefällt). Das heißt: Du wirst vermutlich diese Fonds in absehbarer Zeit verkaufen und umsetzen. Ein kleiner Vorteil wird Dir immerhin davon bleiben, nämlich der steuerliche Verlustvortrag, den Du mit künftigen Gewinnen verrechnen können wirst.


    Gegen den Aktienfonds spricht, daß er nur in deutsche Aktien investiert (Anlageuniversum zu schmal) und daß er als aktiver Fonds relativ teuer ist. Auch den könntest Du umsetzen, z.B. in einen deutlich breiteren Aktienfonds, etwa einen der hier obstinat empfohlenen ETFs auf den MSCI World (Habe ich beispielsweise auch). Das solltest Du aber erst dann machen, wenn Du selbst davon überzeugt bist, daß es für Dich richtig ist, nicht weil alle Leute hier das so sagen.


    Hast Du selbst denn schon ein Depot? Wenn nicht, dann brauchst Du eins. :) Auch dieser Schritt will gerade für einen Anfänger überlegt sein. Auch hier gibt es billigere und teurere. Eins allerdings ist sicher: Spesen sind immer weg, die kommen nicht wieder. :)


    Du siehst, da kommt ein Haufen Fragen auf Dich zu. Um darauf Antworten zu finden, brauchst Du Deine Zeit. Nimm sie Dir! :)

  • Dann würde der Erbe doch erst bis zu 50 % Erbschaftssteuer auf den Wert am Todestag zahlen und beim Verkauf nochmal mit 26,375 % den Gewinn versteuern, der in der Erbmasse schon eingerechnet war und versteuert wurde.

    Korrekt .

    Aber das sind halt zwei nebenläufige Steuern.

    Und der Erblasser hatte ja auch schon Einkommensteuern auf das angelegte Geld gezahlt. Und wenn der Erbe Fonds verkauft und sich davon ein Auto leistet, zahlt er nochmal Mehrwertsteuer.

    So ist das eben.

  • Die zukünftigen Erblasser sollten also u.a. dazu angehalten werden, Gewinne beizeiten zu realisieren und zu versteuern, um vorab etwas Luft aus der Erbmasse zu lassen. Das natürlich zusätzlich zu den üblichen Verfahren wie Schenkungen ab Alter 30 des Erblassers, Stiftungen, Generationen überspringen usw.

  • Die zukünftigen Erblasser sollten also u.a. dazu angehalten werden, Gewinne beizeiten zu realisieren und zu versteuern, um vorab etwas Luft aus der Erbmasse zu lassen

    Kommt immer auf den Anschaffungszeitraum an. Für die Bestände vor der Einführung der Abgeltungssteuer gibt es weder Gewinn noch Verlust bis Ende 2017 und im Anschluss den besonderen Freibetrag von 100 T€.

  • Die zukünftigen Erblasser sollten also u.a. dazu angehalten werden, Gewinne beizeiten zu realisieren und zu versteuern, um vorab etwas Luft aus der Erbmasse zu lassen. Das natürlich zusätzlich zu den üblichen Verfahren wie Schenkungen ab Alter 30 des Erblassers, Stiftungen, Generationen überspringen usw.

    Klingt wunderbar: "Schenkungen ab Alter 30 des (zukünftigen) Erblassers". Erbschaftsteuer minimiert das sicherlich - aber ist das auch praktisch durchführbar? Will ein Vater mit 30 seinem neugeborenen Kind bereits 400 Mille in die Wiege legen?

  • Pantoffelheld:

    Wirklich reiche Familien haben andere Mittel und Wege. Bei denen hat der 30jährige das Geld auch nicht selbst verdient, sondern selber geerbt.


    Relativ einfach kann man im Moment Erbschaftsteuer sparen, indem man seinen Wohnsitz nach Österreich verlegt. Dort gibt es im Moment weder Vermögen- noch Erbschaftsteuer. Sowas kann sich aber schnell mal ändern, das darf man nicht vergessen.

  • Hallo,

    habe jetzt insbesondere viele Podcasts von Saidi gehört. Sie sind sehr überzeugend, so dass ich jetzt, nachdem ich die beiden Verlustfonds verkauft habe, ETFs bezogen auf den MSCI World kaufen will. Bezogen auf meine Depotbank empfiehlt Finanztipp einige, bei denen die Kosten 1,5% betragen (z.B. Ishares), daneben auch Xtrackers mit Kosten 0%. Wenn ich den Kaufauftrag vergeben will, kommt anliegende Kostenrechnung raus, die ich nicht verstehe. Ist zwar keine hohe Gebühr, aber ich möchte sie halt verstehen.

    Daneben die Frage: Ist Xtrackers zu empfehlen, soll ich lieber auf Ishares setzen, bei denen die Gebühren aber über 300 Euro liegen?

    Wäre schön, wenn ihr mir einen Tipp geben könntet. Vielen Dank im Voraus.

  • Laut dem Kostenausweis bezahlst du 0,3% für den Kauf und Verkauf sowie 0,69% pro Jahr. Letztere werden intern dem Fonds abgezogen, während du Kauf und Verkauf jeweils zusätzlich bezahlen musst.


    Es kann sein, dass deine Depotbank bei bestimmten ETF mit kostenlosem Kauf wirbt. Aber 0% wirst du nirgendwo erreichen. Denn die laufenden Kosten pro Jahr hat jeder Fonds.


    Eventuell kommt noch eine Depotgebühr pro Jahr hinzu.