Sicherheitsbaustein (EUR-Staatsanleihen) im Welt-Aktien-ETF Portfolio

  • Dazu solltest du besser Laufzeiten < 1 Jahr nehmen, z.B.:


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    LU2641053827

    Welche Argumente siehst du für die kurze Laufzeit jenseits von geringeren Schwankungen ggü. denen mit 1-3 Jahren Laufzeit? Bin beim dritten gerade über „Yield Plus“ gestolpert und vermute dahinter die EUR-Staaten, die Kommer da gar nicht gerne sehen würde. Was ist dein Konzept bzw. Ziel, wenn du den ETF nutzt?

    Bei dem Thema wäre ich eher vorsichtig, besonders in einen ETF-Mantel. Wann Inflationsgeschützte Anleihen einzusetzen sind und wann besser nicht, ist schon bei einer Einzelanleihe schwer zu beurteilen. Ein ETF macht es sicherlich nicht einfacher.


    Außerdem bringen dir die Dinger nur etwas bei einer hohen und unvorhergesehenen, vom Markt nicht erwarteten Inflation. Ich denke das Thema ist erstmal durch. Da hättest du vor 2022 einsteigen müssen.

    Wo siehst du den großen Unterschied in der Verwendung zwischen Einzelanleihe und Fonds? Angenommen der ETF würde 10% des Portfolios ausmachen, wäre der Effekt fürs Gesamtportfolio wesentlich anders, wenn du vergleichbare Einzelanleihen kaufen würdest?

    Beim zweiten Punkt bin ich bei dir in Punkto Inflationserwartung. Meine Idee wäre aber das ganze über 30 Jahre zu spielen und da sollten sich meinem Verständnis nach die Über- und Untertreibungen eher wieder ausgleichen. Und ganz praktisch scheinen die meisten der entsprechenden ETF ja gerade das Szenario der letzten beiden Jahre relativ gut abgefangen zu haben. Hätte die Erwartung, dass die Erwartungen der Marktteilnehmer in einer vergleichbaren Situation dann auch wieder vergleichbar wären… :)

  • Welche Argumente siehst du für die kurze Laufzeit jenseits von geringeren Schwankungen ggü. denen mit 1-3 Jahren Laufzeit?

    Du sprichst hier von Sicherheitsbaustein und Tagesgeldersatz. Dann sind geringe Schwankungen doch das entscheidende Kriterium. Der von dir genannte ETF mit Papieren mit 1-3 Jahren Laufzeit hat in 2022 gut 5-6% Kursverluste erlitten. Kommer würde diesen ETF nach den Erfahrungen von 2022 wohl auch nicht mehr als Sicherheitsbaustein empfehlen. Wer einen Tagesgeldersatz sucht sollte entweder einen Geldmarkt-Fonds nutzen oder Anleihe-ETF mit Laufzeiten von < 1 Jahr, besser < 6 Monaten.

    Wo siehst du den großen Unterschied in der Verwendung zwischen Einzelanleihe und Fonds? Angenommen der ETF würde 10% des Portfolios ausmachen, wäre der Effekt fürs Gesamtportfolio wesentlich anders, wenn du vergleichbare Einzelanleihen kaufen würdest?

    Ich würde überhaupt keine Inflationsgeschützten Anleihen kaufen, weder als Einzelanleihe noch als ETF. Was du mit deinem Geld machst ist natürlich deine Sache. Kennst du diesen Text von Kommer dazu:

    Inflations­indexierte Anleihen – wie gut schützen sie vor Inflation?

  • Der von dir genannte ETF mit Papieren mit 1-3 Jahren Laufzeit hat in 2022 gut 5-6% Kursverluste erlitten. Kommer würde diesen ETF nach den Erfahrungen von 2022 wohl auch nicht mehr als Sicherheitsbaustein empfehlen.

    Danke für die Rückmeldungen! Das wäre genau die Frage (und ist auch eine der Gretchenfragen des Threads): Wie hält man es mit der Laufzeit! Laut Amundi hätte der 1-3 jährige eine Duration von 1,94 und eine mod. Duration von 1,91. Beim historisch selten heftigen Zinsanstieg der letzten 24 Monate waren die Veränderungen entsprechend. Wenn man der Finanztest-Modellrechung bei allen modellbedingten Einschränkungen glauben schenkt, sind die Verluste selbst bei länger laufenden Fonds aber doch mittelfristig aussitzbar. Viele scheinen hier die Vola des "Aktienergänzungsbausteins" (auch nicht gut, oder?) per se gering halten zu wollen, mir geht es eher um die Vola-Reduktion des Gesamtdepots. Für mich ist die Vola-Reduktion des "Sicherheitsbausteins" für sich kein Selbstzweck, die "Sicherheit" besteht für mich eher in der Reduktion der Schwankungen des Gesamtdepots und der weitergehenden Streuung von Risiken (anlageklassen bezogene Risiken, Ausfallrisiken usw.) und dabei wäre der Anlagehorizont wie gesagt lang. Wenn man mit Aktien auf 30 Jahre buy-and-hold macht, warum dann nicht auch bei Anleihe-ETF die höheren Schwankungen länger laufender ETFs aussitzen und die entsprechend höhere Rendite mitnehmen?

    Mir fehlt nach diesen extremen Veränderungen der Zinslandschaft ein Gefühl dafür, wie die Erholung bei den Anleihe-ETF verlaufen wird, vielleicht auch daher die Fragen zur Laufzeit.

    Danke für den Link, die Kommer Einschätzung bzw. Darstellung dazu finde ich super und kenne ich. Man merkt, dass der Mann nicht nur Wirtschaft sondern auch Publizistik studiert hat. :) Die von ihm beschriebene "Schockabsicherung" und das reduzierte Zinsänderungsrisiko wären m.E. Gründe, entsprechend Indexierte ETF mit regulären Staatsanleihe-ETF zu mischen. Die benannten Risiken und Nachteile der ETF (Laufzeit, Emittenten) könnte man dann ja wie oben angedacht reduzieren indem man so einem ETF kurzläufer mit AAA/AA-Staaten an die Seite stellt. Das letztlich auch um weitergehend zu diversifizieren...

  • gfusdt5 und btw: Die von dir oben genannten Geldmarkt-ETF haben seit 2016 (daher vom Zeitraum natürlich nicht ganz vergleichbar) auch über 4% verloren. Ich denke, es macht jetzt nach der Zinswende Sinn, sich Gedanken um das Erholungspotenzial zu machen und das spricht m.E. für den Schritt in Richtung der längeren Laufzeiten auch vom o.g. Langfristaspekt (buy-and-hold) abgesehen...

  • Du sprichst hier von Sicherheitsbaustein und Tagesgeldersatz. Dann sind geringe Schwankungen doch das entscheidende Kriterium.

    Ich würde klar zwischen Notfallreserve und Sicherheitsbaustein unterscheiden.

    Die Notfallreserve sollte täglich ohne Kursrisiko zur Verfügung stehen. Da sehe ich keine Alternative zum Tagesgeld.

    Ein Sicherheitsbaustein darf gerne auch längere Laufzeiten enthalten, denn er ist Teil einer langfristigen Anlage. Vorteil ist die Diversifizierung über verschiedene Assetklassen. Bei einer Anleihe, die ich bis zur Fälligkeit halte, sind zwischenzeitliche Schwankungen nachrangig.

  • Wenn man mit Aktien auf 30 Jahre buy-and-hold macht, warum dann nicht auch bei Anleihe-ETF die höheren Schwankungen länger laufender ETFs aussitzen und die entsprechend höhere Rendite mitnehmen?

    Kann man machen - im risikobehafteten Teil. Und wenn man weiß, warum man bei einem Anlagehorizont von 30 Jahren nicht gleich in Aktien investiert.

  • Ein Sicherheitsbaustein darf gerne auch längere Laufzeiten enthalten, denn er ist Teil einer langfristigen Anlage. Vorteil ist die Diversifizierung über verschiedene Assetklassen.

    Das ist genau mein Punkt und das Anliegen dieses Threads! Vielleicht als Input nochmal der folgende Artikel, zugegeben etwas einseitig/zugespitzt:

    https://m.focus.de/finanzen/boers…_228685528.html

    -> Sieht aktuell niemand die Chancen langfristig gehaltener Anleihen/Anleihe-ETFs ähnlich?

    Geldpolitisch gesehen ist doch klar, dass die EZB auf Grund der Verschuldung von Südeuropa nicht beliebig lang und heftig die Zinsen hoch halten kann. Die (Kern-)Inflation ist erfreulich rückläufig, damit scheint es mir relativ wahrscheinlich, dass wir den Peak des Zinsanstieges erreicht haben. Warum also jetzt nicht als „Diversifizierungsbaustein“ (Tam jetzt glücklich?) in längerfristige relativ sichere Anleihen/ETFs einsteigen bzw. umschichten? Und sei es nur mit 20-30% was bei z.B. 4% Gesamtanleiherendite (Kurs + Kupon) doch wunderbar zu einem Aktienanteil passt, der 15 Jahre lang nur gewachsen ist, der also förmlich nach Korrekturen schreit?! :/

  • Geldpolitisch gesehen ist doch klar, dass die EZB auf Grund der Verschuldung von Südeuropa nicht beliebig lang und heftig die Zinsen hoch halten kann.

    Vor nicht allzu langer Zeit war völlig klar, dass die EZB niemals signifikant die Zinsen erhöhen kann, schon gar nicht schnell oder mehr als wenige Zehntelprozent, und dass wir noch die nächsten Jahre, wenn nicht Jahrzehnte in einer Niedrigzinsphase bleiben würden.

    Tja. Jetzt sind wir bei über 4% in gerade mal einem guten Jahr. Hätten viele nicht für möglich gehalten. Insofern bin ich da sehr vorsichtig mit Prognosen in Richtung "das kann gar nicht" und "ist doch klar, dass".

  • Und: Anleihen haben nur mal ein einseitiges Risiko, das durch bereits gestiegene Zinsen praktisch fällt. Wenn man sinngemäß argumentiert, dass alles möglich ist und irgendwie auch alle Risiken gleich sind, übersieht man das schnell und ist eher paralysiert.

    Ich würde jetzt auch nicht, wie im Artikel vorgeschlagen, von 100% Aktien in 100% Anleihen umschichten. Aber vielleicht gibt es ja gerade für langfristige Anleger auch irgendwas dazwischen? ;)

  • Ich würde jetzt auch nicht wie im Artikel vorgeschlagen von 100% Aktien in 100% Anleihen umschichten. Aber vielleicht gibt es ja gerade für langfristige Anleger auch irgendwas dazwischen? ;)

    Dann mach es doch einfach!

    In einigen Jahrzehnten weißt Du dann, ob es eine gute Idee war oder nicht. Es kommt ja nicht zwingend darauf an, dass man den optimalen Weg geht. Wenn man das Ziel erreicht reicht das zumeist auch aus.

  • Ja, aber nur ohne Italien! ?

    Und vielleicht auch ohne Deutschland:

    Zitat

    Trotz aller Kriege und Krisen - die Weltwirtschaft wächst weiter, wenn auch nicht mehr so stark. Fast überall scheint wenigstens ein bisschen was zu gehen. Nur Deutschland hat offenbar den Anschluss gründlich verpasst: Die Wirtschaft schrumpft.

    Quelle: Wirtschaft: Ist Deutschland wieder der "kranke Mann" Europas?

  • Vor 15 Jahren war es der absolute Standard, dass man 60/40 Portfolios (Aktien/Anleihen) fährt und diese in Punkto Risiko-/Rendite-Kombination ziemlich optimal sind. In den letzten 10 Jahren haben sich das dann alle abgewöhnt, da es auch am langen Ende der Zinsstrukturkurve keine Zinsen mehr gab.

    Fällt es uns jetzt so schwer, uns den neuen Rahmenbedingungen z.B. mit 20-30% Anleihe-Anteil wieder anzupassen? :/

  • Danke für den Vorschlag! Viele tendieren hier zu 1-ETF-Lösungen auch für Anleger mit spezifischeren Vorstellungen. Warum sollte ich den Vorteil aus der Hand geben, die Komponenten selbst gewichten zu können, SRI-ETFs zu verwenden, die Duration von Anleihen/ETFs selbst festzulegen, das Rebalancing selbst gestalten zu können und dafür (egal ob beim Kommer-ETF oder den Vanguard-Lösungen) um dann auch noch deutlich mehr zu bezahlen? Ich mag meine Stellschrauben, spar gerne Geld und empfinde ein jährliches Rebalancing nicht als Arbeit! :)

  • Warum sollte ich den Vorteil aus der Hand geben, die Komponenten selbst gewichten zu können, SRI-ETFs zu verwenden, die Duration von Anleihen/ETFs selbst festzulegen, das Rebalancing selbst gestalten zu können und dafür (egal ob beim Kommer-ETF oder den Vanguard-Lösungen) um dann auch noch deutlich mehr zu bezahlen?

    Weil kein Bock

  • Vor 15 Jahren war es der absolute Standard, dass man 60/40 Portfolios (Aktien/Anleihen) fährt und diese in Punkto Risiko-/Rendite-Kombination ziemlich optimal sind. In den letzten 10 Jahren haben sich das dann alle abgewöhnt, da es auch am langen Ende der Zinsstrukturkurve keine Zinsen mehr gab.

    Fällt es uns jetzt so schwer, uns den neuen Rahmenbedingungen z.B. mit 20-30% Anleihe-Anteil wieder anzupassen? :/

    Ich glaube, dieser Thread ist auch deshalb etwas … zäh und unergiebig, weil Du etwas problematisierst, das ziemlich unproblematisch ist. Mischfonds mit Anleihe-Anteil hat es immer gegeben; der Arero hat seine 25 Prozent Anleihen-Anteil; Vanguard hat neben dem schon besagten 80/20-Produkt auch die 60/40, 40/60, 20/80 im Angebot; das Pantoffelportfolio war immer mehr oder weniger stark in aller Munde. Kurzum, die Anleihen waren als Anlageklasse nie so weg, wie Du jetzt tust. Vielleicht bleibt deshalb etwas die Begeisterung für Deine „Neuentdeckung“ der Anleihen aus.

  • Hmm, gegenüber vielen Vorschlägen hier im Thread (mach 100% Aktienquote!, nutz nur 1 ETF!, mach nur Festgeld als „Sicherheitsbaustein“!) scheinen mir Anleihen wirklich als verhältnismäßige Neuentdeckung. Was ich mich frage: Warum sehen aktuell so wenige die Chancen von Anleihen in Anbetracht der absehbar neuerlichen Zinswende? Diese sind verglichen mit den Aktienmarktchancen doch so viel besser antizipierbar. Warum daher so viel Skepsis? Als Beimischung haben sie m.E. Mit den Zinsen ihre Berechtigung zurückgewonnen, auch für Privatanleger…