Sicherheit von Länderanleihen

  • Hallo zusammen,


    ich würde gerne Anleihen deutscher Bundesländer kaufen. Ich hätte gelesen, dass diese über den Bund abgesichert sind. Aber nur in einer Randnotiz. Ist das so? Und wenn das so ist, warum erhält man hier höhere Renditen als bei einer Bundesanleihe?


    Theoretisch müssten die Länderanleihen dann ja sogar sicherer sein als Bundesanleihe, da hier das Risiko der Zahlungsausfall von Bund und dem entsprechenden Land sind.


    Und dann noch ne Frage: Wenn ich das richtig verstehe, habe ich bei Anleihen mit einem niedrigen Coupon und höherer Rendite auch einen Steuerstundungseffekt?


    Zum Hintergrund: In 8 Jahren läuft der erste Teil meiner Baufinanzierung aus. Das Geld habe ich eigentlich zusammen, würde es bis dahin aber gerne so anlegen, dass ich wenig Kursrisiko habe. Also den Teil nicht in ETF. Wenn ich mal von moderat fallenden Zinsen ausgehe, wären jetzt Länderanleihen mit 7 Jahren Laufzeit ganz attraktiv.


    Vielen Dank vorab!

  • Theoretisch kann auch jedes Bundesland pleite gehen. Und was der Bund dann tatsächlich absichert, und wo es einen Schuldenschnitt geben wird, weiß niemand vorher.


    Aktuell gibt es z.B. NRW-Anleihen mit Renditen von 2,36% bis 3,10%:

    Börse Frankfurt: Aktien, Kurse, Charts und Nachrichten


    Wobei es da nicht nur auf die Laufzeit ankommt, sondern auch auf Angebot und Nachfrage an der Börse. Denn nicht für jede notierte Anleihe gibt es auch Käufer und Verkäufer.


    Beim Kauf von Anleihen zahlst du Stückzinsen, die dein steuerpflichtiges Einkommen im Kaufjahr reduzieren. Am Laufzeitende versteuerst du den Kursgewinn zum 100%-Kurs.


    Ich persönlich würde lieber die Baufinanzierung vorzeitig tilgen, soweit die Bank sich darauf einlässt.

  • Wenn es um die Ablösung eines Kredites geht, dann wäre ja selbst die Zuckerdose auf dem Schrank eine gangbare Variante. Aber wenn es mehr Zinsen gibt, dann ist das wohl auch in Ordnung. Tagesgeld, Festgeld, Anleihe - warum nicht?

  • Die Frage die ich mir Stelle, ob Länderanleihen durch den Bund gesichert sind. Ich hätte jetzt beispielsweise an die Anleihe vom Land BW gedacht: Handeln würde ich über die ING


    |A14JZY|DE000A14JZY4 - 5,5 Jahre noch bei 3,76% Rendite p.a. Allerdings ist hier der Coupon Recht hoch.


    ANDREJ, warum erst tilgen? Ist das nur ein persönlicher Geschmack oder hat das einen Grund? Der Kredit läuft mit 0,76 % auf noch 8 Jahre. (KFW) Den Rest habe ich für 0,91 % auf noch 18 Jahre aufgenommen. Ich würde erst Sondertilgen, wenn ich wieder weniger Zinsen kriege als ich zahle.


    Edit: Und danke für die Antworten.

  • Es gibt m.W. keine harte Garantie des Bundes für die Länder. Dann müssten ja auch die Ratings gleich sein.


    Umgekehrt kann ich mir keine echte Pleite eines Landes vorstellen (soweit das nicht schon der Fall ist). Die Finanzverfassung des GG, der Finanzausgleich der Länder und die Angst vor Marktverwerfungen sollten das verhindern, solange der Bund noch halbwegs zahlungskräftig ist.

  • Der Kredit läuft mit 0,76 % auf noch 8 Jahre. (KFW) Den Rest habe ich für 0,91 % auf noch 18 Jahre aufgenommen. Ich würde erst Sondertilgen, wenn ich wieder weniger Zinsen kriege als ich zahle.

    Sieht bei uns ähnlich aus, wir nutzen allerdings Festgeld, das gibt doch noch einiges mehr an Zinsen. Kommt das bei dir nicht in Frage? Möchtest du das Geld liquide haben und/oder traust du der Einlagensicherung nicht?

  • Es gibt m.W. keine harte Garantie des Bundes für die Länder. Dann müssten ja auch die Ratings gleich sein.


    Umgekehrt kann ich mir keine echte Pleite eines Landes vorstellen (soweit das nicht schon der Fall ist). Die Finanzverfassung des GG, der Finanzausgleich der Länder und die Angst vor Marktverwerfungen sollten das verhindern, solange der Bund noch halbwegs zahlungskräftig ist.

    Ich kann es mir auch nicht vorstellen, da dann die Rendite genau gleich der des Bundes seien müsste. Ich finde nur einen Artikel aus der Süddeutschen: https://www.sueddeutsche.de/wi…20090101-190611-99-600872


    Da steht:


    "Was für Bundesländer-Anleihen spricht? "Das ist die hohe Sicherheit dank recht guter Bonität", sagt Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen. Selbst wenn es ganz schlecht laufen würde und es zur Zahlungsunfähigkeit eines Bundeslandes käme, müsste der Bund einspringen und die Gläubiger auszahlen."


    Sieht bei uns ähnlich aus, wir nutzen allerdings Festgeld, das gibt doch noch einiges mehr an Zinsen. Kommt das bei dir nicht in Frage? Möchtest du das Geld liquide haben und/oder traust du der Einlagensicherung nicht?

    Ich spekuliere auf fallende Zinsen und würde daher gerne möglichst 7 Jahre fest anlegen. Da wird das Angebot an Festgeld auch überschaubar. Länder und Staatsanleihen sind da unkompliziert.


    Ich hab jetzt einen kleineren Betrag 7a zu über 4% fest bei der PBB angelegt. Die wirklich hohen Zinsen bringen dann nur Banken mit einer überschaubaren Bonität. Da möchte ich gerne diversifizieren und aber auch nicht 100 verschiedene Konten eröffnen. In Kombination mit dem Steuerstundungseffekt, der Möglichkeit zur Not auch ans Geld zu kommen und der einfachen Diversifizierung über 1 Broker finde ich da Länderanleihen ganz attraktiv. Möchte es aber vorab verstehen.


    Ganz lieben Dank Euch!

  • Ich hab jetzt einen kleineren Betrag 7a zu über 4% fest bei der PBB angelegt. Die wirklich hohen Zinsen bringen dann nur Banken mit einer überschaubaren Bonität. Da möchte ich gerne diversifizieren und aber auch nicht 100 verschiedene Konten eröffnen. In Kombination mit dem Steuerstundungseffekt, der Möglichkeit zur Not auch ans Geld zu kommen und der einfachen Diversifizierung über 1 Broker finde ich da Länderanleihen ganz attraktiv. Möchte es aber vorab verstehen.

    Aus dem Grund gebe ich mich auch mit Bankanleihen zufrieden. Von der PBB habe ich schon seit einem Jahr eine 5%-Anleihe, und aktuell ist eine zehnjährige NordLB-Anleihe zu 3,8% bestellt.

    Zur Abrundung habe ich noch einige Energieversorger, Bahn und Post im Anleihesegment. Da ist eine Insolvenz eher nicht zu befürchten.

    Aktuell geht der Zins bei langlaufenden Anleihen allerdings schon wieder zurück.

  • Aus dem Grund gebe ich mich auch mit Bankanleihen zufrieden. Von der PBB habe ich schon seit einem Jahr eine 5%-Anleihe, und aktuell ist eine zehnjährige NordLB-Anleihe zu 3,8% bestellt.

    Wobei ich mir bei Anleihen von Banken (wo es ja keine Einlagensicherung gibt) doch deutlich weniger sicher wäre als bei Bund- oder Länderanleihen. Denn dass die PBB pleite geht, kann schon passieren. Dass ein Bundesland pleite geht, dürfte doch deutlich unwahrscheinlicher sein.

  • Wird veröffentlicht, wer die Käufer von Bundesanleihen und Länderanleihen sind?

    Ich könnte mir vorstellen, dass die Sicherheit einer Anlageform auch davon abhängt, wer die Schuldner sind und wen man ggf. verprellt, wenn man z.B. die Rückzahlung verweigert oder kürzt.

    Oder ist das irrelevant?


    Ich meine mich zu erinnern, dass die Anleger bei griechischen Anleihen Abschläge hinnehmen mussten:

    Europa atmet durch
    Griechenland schafft den Schuldenerlass: 85,8 Prozent der privaten Gläubiger beteiligen sich freiwillig an dem Anleihentausch. Die geplante Beteiligungsquote…
    www.n-tv.de

    Zitat

    Ausgangspunkt für den im Detail äußerst komplizierten Schuldenschnitt ist ein Anleihevolumen von 206 Mrd. Euro. Indem die Gläubiger ihre Anleihen in neue Papiere mit geringerem Nominalwert, niedrigeren Zinsen und längerer Laufzeit eintauschen, erlassen sie Griechenland über 100 Mrd. Euro seiner Schuldenlast - das entspricht rund der Hälfte seiner Schuldenlast.


    Im Falle von Argentinien wurden die Anleiheinhaber sogar unterschiedlich behandelt. Irgendwelche Hedgefonds hatten die Anleihen günstig aufgekauft und dann für sich die volle Begleichung erwirkt:

    Staatsbankrott: Argentinien muss Hedgefonds Milliarden zahlen - WELT
    Der Oberste Gerichtshof der USA hat Argentiniens Berufungsantrag im Prozess um ausstehende Auslandsschulden abgelehnt. Damit muss das Land nun doch 1,5…
    www.welt.de

  • Der durchschnittliche Investor in Bundes- oder Länderanleihen wird kaum sein Menschenrecht auf Profit vor einem amerikanischen Gericht einklagen. ;)


    Versicherungen sind ja verpflichtet große Teile ihrer Gelder sicher anzulegen, die greifen dann bei Anleihen zu.

  • Der durchschnittliche Investor in Bundes- oder Länderanleihen wird kaum sein Menschenrecht auf Profit vor einem amerikanischen Gericht einklagen. ;)

    Das sollte nur ein Beispiel dafür sein, dass man keine Gleichbehandlung vorraussetzen kann und dass ein relevanter Player vielleicht nur für sich seine Interessen durchdrückt.

    Versicherungen sind ja verpflichtet große Teile ihrer Gelder sicher anzulegen, die greifen dann bei Anleihen zu.

    Und investieren Versicherungen gleichermassen in Bundes- wie in Länderanleihen? Oder sind sie sogar verpflichtet, verschiedene Risiken zu berücksichtigen?

    Das ist ein - finde ich - interessanter Punkt: Wenn eine Verpflichtung "sicher anzulegen" vorliegt, dann muss "sicher" auch messbar sein und de facto bewertet sein. Gibt's da Daten, auf die die Versicherungen hiefür zurückgreifen (müssen)?

  • Das sollte nur ein Beispiel dafür sein, dass man keine Gleichbehandlung vorraussetzen kann und dass ein relevanter Player vielleicht nur für sich seine Interessen durchdrückt.

    Und investieren Versicherungen gleichermassen in Bundes- wie in Länderanleihen? Oder sind sie sogar verpflichtet, verschiedene Risiken zu berücksichtigen?

    Das ist ein - finde ich - interessanter Punkt: Wenn eine Verpflichtung "sicher anzulegen" vorliegt, dann muss "sicher" auch messbar sein und de facto bewertet sein. Gibt's da Daten, auf die die Versicherungen hiefür zurückgreifen (müssen)?

    So sehr stecke ich da nicht in den Details. Es wird wohl irgendwelche Definitionen geben.