Kapital-LV (vor 2005) kündigen und in ETF investieren?

  • Hallo zusammen,


    ich stelle mir aktuell folgende Frage:


    Ich habe eine Kapital-LV bei einem deutschen Versicherer (vor 2005 abgeschlossen). Der Vertrag ist aktuell Beitragsfrei und ich habe ca. 10.000 EUR an Rückkaufswert. Garantiezins sind 2,25%.

    Real betrachtet mache ich mit dieser Anlage vermutlich (und habe ich seit 2005 in fast allen Jahren) Verlust gemacht, da der Garantiezins < Inflationsrate. Aktuell beschäftige ich mich mit dem Gedanken den Vertrag zu kündigen und das erhaltene Geld in einen global-diversifizierten ETF anzulegen. Mein Anlagehorizont bis zur Rente sind ca. 35-40 Jahre.


    Denkt ihr es ist sinnvoll dies zu tun oder sollte ich die Versicherung weiter beitragsfrei stehen lassen und bis zur Auszahlung warten. Ich meine die Auszahlung ist in 2039, allerdings habe ich den Vertrag gerade nicht vor mir liegen. Das abgesicherte Todesfallrisiko ist für mich bei diesem Produkt nicht relevant. Ich betrachte das Produkt rein als Kapitalanlage.


    Vielen Dank für eure Insights. :)

  • Moin Hebel ,


    Willkommen im Forum.


    Klimper deine Daten mal in den Rechner ein:


    Rendite einer Kapitallebensversicherung


    Dann siehst du etwas klarer. Der Garantiezins gilt nur für den Sparanteil.


    Unsichere Lebensversicherer – ein Update - Prof. Dr. Hartmut Walz
    Lebensversicherern geht es schlecht. Deshalb auf keinen Fall mehr kapitalbildende Lebens- oder Rentenversicherungen, Riester- oder Rürup-Verträge abschließen!…
    hartmutwalz.de



    Vielleicht kannst du die Versicherung auch verkaufen oder widerrufen:


    Verkaufen geht aber erst ab 15000€ :


    Lebensversicherung verkaufen
    Die Lebensversicherung zu Geld machen
    www.finanztip.de


    Widerruf:


    Recht auf ewigen Widerspruch bei Lebens- und Rentenversicherungen | Verbraucherzentrale.de
    Das Bundesverfassungsgericht hat Einwände nicht zugelassen: Wer aus einer laufenden Lebens- oder Rentenversicherung aussteigen will, kann ihr mitunter auch…
    www.verbraucherzentrale.de


    Viel Erfolg bei deinen Finanzentscheidungen.

  • Nur noch ein weiterer Gedanke: Mit ETFs bist du flexibler, da du theoretisch immer einen Teil davon verkaufen könntest, um an das Geld zu kommen.

  • Hatte ein ähnliches unwirtschaftliches LV-Produkt an der Backe, noch aus dem Jahr 1998. Widerruf gescheitert, das ganze bis 2043 aussitzen wollte ich auch nicht und die Leistung bei Beitragsfreistellung war ein Witz.

    Daher Produkt 2023 gekündigt, damit waren "nur" 2500€ futsch, die Auszahlung ging in globale ETFs. Denke (und hoffe) dass der Verlust über die Jahre wieder ausgleichen wird.


    Entscheiden musst du es natürlich selbst, aber wenn man sich die Rendite am ETF Markt in den letzten Jahren ansieht, wäre dieser Weg (mit hoher Wahrscheinlichkeit) wohl ertragsreicher als die Versicherung noch bis 2039 mitzuschleppen.

  • Ich habe eine Kapital-LV bei einem deutschen Versicherer (vor 2005 abgeschlossen). Der Vertrag ist aktuell beitragsfrei und ich habe ca. 10.000 EUR an Rückkaufswert. Garantiezins sind 2,25%.

    Ein Altvertrag also, steuerfrei, könnte aber sein, daß Du bei der Auszahlung Post von Deiner Krankenkasse bekommst, die einen Teil abhaben will.

    Real betrachtet mache ich mit dieser Anlage vermutlich (und habe ich seit 2005 in fast allen Jahren) Verlust gemacht, da der Garantiezins < Inflationsrate. Aktuell beschäftige ich mich mit dem Gedanken den Vertrag zu kündigen und das erhaltene Geld in einen global-diversifizierten ETF anzulegen. Mein Anlagehorizont bis zur Rente sind ca. 35-40 Jahre.

    Und Du willst natürlich für die Altersvorsorge sparen, stimmts?


    Ich mag diese Schablonen nicht.


    Lebensversicherungen wurden alle in den letzten Jahren sehr gebeutelt, weil sie zum größten Teil in verzinsliche Papiere anlegen, und der Zins war und ist halt im Keller. Mit der Inflation zu argumentieren, bringt nicht viel, die schlägt ohnehin Kapriolen, wie sie will.


    Finanztip und auch diese Community hier sind völlig auf Aktien-ETFs eingerastet, das ist nicht sachgerecht. Renten haben als Anlageinstrument sehr wohl ihre Berechtigung, auch wenn sie langfristig schlechter rentieren als Aktien. Die hier so oft geäußerte Meinung Festverzinsliches verkaufen und in Aktien-ETFs stecken ist kein Patentrezept.

    Denkt ihr, es ist sinnvoll, dies zu tun, oder sollte ich die Versicherung weiter beitragsfrei stehen lassen und bis zur Auszahlung warten? Ich meine, die Auszahlung ist in 2039, allerdings habe ich den Vertrag gerade nicht vor mir liegen. Das abgesicherte Todesfallrisiko ist für mich bei diesem Produkt nicht relevant. Ich betrachte das Produkt rein als Kapitalanlage.

    Das mußt Du letztlich selber entscheiden. Es ist schließlich Dein Geld.


    Finanzplanung ist immer ganzheitlich. Es ist nicht seriös, eine Antwort auf eine Frage zu einem Einzelaspekt zu beantworten. Klar: Du mußt hier Deine Verhältnisse nicht ausbreiten - Du solltest Dir aber selber über Deine Verhältnisse klar werden und daraus dann Deine eigene Entscheidung finden.


    Es mag sein, daß Du Geld verlierst, wenn Du den Vertrag auszahlen läßt. Andererseits hast Du die Chance, daß das Geld, was Du herausbekommst, sich in einem ETF besser entwickelt. Man weiß das erst hinterher.


    Für den einen sind 10.000 € ein Sauhaufen Geld, für den anderen ist der Betrag ein kleiner Teil seines Vermögens. Finanzplanung ist immer individuell.


    Übrigens: Im aktuellen Newsletter von Finanztip steht ein Artikel genau zu diesem Thema.

  • Danke für die Antworten. Es ist immer hilfreich den Input von verschiedensten Quellen zu erhalten. Entscheiden werde ich am Ende alleine.


    Ich liege über der BBG und bin seit diesem Jahr auch privat krankenversichert. Würde die Krankenkasse trotzdem Beiträge einfordern? (Die Gesetzliche meine ich hiermit, für die Zeit in der ich noch gesetzlich versichert war)


    Meine Überlegung ist, dass das Produkt der Altersvorsorge dient und es bildet nur einen Teil meiner Altersvorsorge ab. Ich bin aktuell 26 Jahre und erst seit einem Jahr im Berufsleben. Die sonstige Vorsorge besteht allerdings zusätzlich noch aus Immobilienvermögen.


    Ich gehe davon aus, da mein Analgezeitraum noch sehr lange ist, dass ich zum aktuellen Zeitraum eine erhöhte Aktienquote aus risikotechnischer Sicht tragen kann.


    Würden diese Hintergrundinformationen eure Meinung beeinflussen?


    Achim Weiss vielen Dank für den Hinweis zum Newsletter!

  • Ich liege über der BBG und bin seit diesem Jahr auch privat krankenversichert. Würde die Krankenkasse trotzdem Beiträge einfordern? (Die Gesetzliche meine ich hiermit, für die Zeit in der ich noch gesetzlich versichert war)

    Wichtig ist der Krankenversicherungsstatus zum Zeitpunkt der Auszahlung. Wenn dann pKV, dann keine Beiträge.

  • Ich liege über der BBG und bin seit diesem Jahr auch privat krankenversichert. Würde die [gesetzliche] Krankenkasse trotzdem Beiträge einfordern?

    Nein.


    Die private Krankenversicherung bekommt die festgesetzte Prämie, die vom Einkommen unabhängig ist. 90% oder so der Bevölkerung sind gesetzlich versichert, also verstehen die meisten Leute unter "Krankenversicherung" die gesetzliche.


    In Deinem Alter ist eine private Krankenversicherung erheblich billiger als eine gesetzliche Krankenversicherung. Es ist ratsam, die Differenz (oder zumindest einen Teil davon) weg- und anzulegen, ggf. in Form eines Beitragsspartarifs (da beteiligt sich dann der Arbeitgeber mit daran).

    Meine Überlegung ist, dass das Produkt der Altersvorsorge dient und es nur einen Teil meiner Altersvorsorge abbildet. Ich bin aktuell 26 Jahre und erst seit einem Jahr im Berufsleben. Die sonstige Vorsorge besteht allerdings zusätzlich noch aus Immobilienvermögen.

    Es ist zwar perspektivisch klar, daß ein Mensch Deines Alters Vermögen für sein Alter aufbauen muß. Dennoch: Deine Rente steht nicht unmittelbar vor der Tür, schau erstmal, daß Du beruflich Tritt faßt und erstmal Dein junges Leben lebst. Vermögensaufbau ist aber auch für Dich ein Thema, und sei es, daß Du damit eine Familie oder eine Immobilie finanzierst oder auch eine Weltreise oder Deine Selbständigkeit. Geld zu haben ist in jeder Lebensphase praktischer, als wenn man keins hat.

    Ich gehe davon aus, da mein Anlagezeitraum noch sehr lange ist, dass ich zum aktuellen Zeitraum eine erhöhte Aktienquote aus risikotechnischer Sicht tragen kann.

    Ich bin über 26 und habe trotzdem eine recht hohe Aktienquote in meinem freien Vermögen (auch mehr als 100 - Lebensalter).


    Als 26jähriger würde ich tendentiell die Kapitallebensversicherung liquidieren. Die läuft ja noch Jahrzehnte! Ich halte das für einen unübersehbaren Zeitraum.

    Würden diese Hintergrundinformationen eure Meinung beeinflussen?

    Natürlich. Je näher ein Besitzer einer Kapitallebensversicherung am Zuteilungszeitpunkt ist, desto eher sollte er das Ding durchhalten. Bei Dir sind das noch fast 40 Jahre. Wie geschrieben: unübersehbar.

  • Zitat

    In Deinem Alter ist eine private Krankenversicherung erheblich billiger als eine gesetzliche Krankenversicherung. Es ist ratsam, die Differenz (oder zumindest einen Teil davon) weg- und anzulegen, ggf. in Form eines Beitragsspartarifs (da beteiligt sich dann der Arbeitgeber mit daran).

    Das ist mir bewusst und wird auch so gehandhabt, um die Beiträge im alter zahlen zu können.


    Zitat

    Es ist zwar perspektivisch klar, daß ein Mensch Deines Alters Vermögen für sein Alter aufbauen muß. Dennoch: Deine Rente steht nicht unmittelbar vor der Tür, schau erstmal, daß Du beruflich Tritt faßt und erstmal Dein junges Leben lebst. Vermögensaufbau ist aber auch für Dich ein Thema, und sei es, daß Du damit eine Familie oder eine Immobilie finanzierst oder auch eine Weltreise oder Deine Selbständigkeit. Geld zu haben ist in jeder Lebensphase praktischer, als wenn man keins hat.

    Ich würde mich keineswegs als Frugalist o.ä. bezeichnen. Ich denke ich habe einen recht gesunden Weg für mich gefunden um meine Gegenwart zu genießen, aber dennoch das Bewusstsein fürs Alter zu haben.


    Zitat

    Als 26jähriger würde ich tendentiell die Kapitallebensversicherung liquidieren. Die läuft ja noch Jahrzehnte! Ich halte das für einen unübersehbaren Zeitraum.

    Vielen Dank für Deine Einschätzung. Das bestätigt meine Auffassung hierzu noch einmal. Ich habe eben noch einmal den Vertrag gecheckt und gesehen, dass die Versicherung sogar bis 2049 läuft, also noch einmal 10 Jahre länger als oben beschrieben. Bei dem vergleichsweise "geringen" Kapital in diesem Vertrag sehe ich hier persönlich kein großes Risiko dabei den Vertrag zu kündigen.


    Ist ein Verkauf der Police an einen "Aufkäufer" grundsätzlich erst ab einem aktuellen Vertragswert >15.000 EUR möglich wie oben beschrieben?


    Vielen Dank für die vielen hilfreichen Beiträge hierzu :)

  • Es ist zwar perspektivisch klar, daß ein Mensch Deines Alters Vermögen für sein Alter aufbauen muß. Dennoch: Deine Rente steht nicht unmittelbar vor der Tür, schau erstmal, daß Du beruflich Tritt faßt und erstmal Dein junges Leben lebst.

    Ich würde mich keineswegs als Frugalist o.ä. bezeichnen. Ich denke ich habe einen recht gesunden Weg für mich gefunden um meine Gegenwart zu genießen, aber dennoch das Bewusstsein fürs Alter zu haben.

    Fühle Dich bitte nicht angemacht, ich kenne Dich ja überhaupt nicht.


    Wenn man hier jemanden fragt: "Warum sparst Du?", dann antwortet der Angesprochene unvermeidlich: "Für die Altersvorsorge!" Gruselig! Wann wirst Du nach der Papierform mal in Rente gehen? Zu einer Zeit, die so lang hin ist, daß Du sie Dir momentan vermutlich überhaupt nicht vorstellen kannst. Und das ist gut so. Geld auf der Seite, Wasser unter dem Kiel ist in jedem Lebensalter hilfreich, für welchen Zweck auch immer. Wenn Du Dir diese Überlegung früh verinnerlichst, erwirbst Du Dir Freiheit für Dich und Deine Familie. Und das Vermögen für die "Altersvorsorge" kommt dann ganz automatisch.


    Alles Gute wünsche ich Dir.

  • Hallo Hebel,

    hier sind einige hilfreiche Ansätze bereits erwähnt worden.

    ...und ja, es gibt Alternativen.

    Es ist nicht so, dass die Rückabwicklung sich erst ab einem bestimmten Vertragswert FÜR DEN AUFKÄUFER rechnet. Tatsächlich sind Verträge ab 5.000 € FÜR DEN VERSICHERTEN erst rentabel, weil die durch die Gesellschaften erzielten Erträge dann erst zu Buche schlagen. Und die können erst nach einer gewissen Laufzeit erreicht werden.

    Schau mal in mein Profil, da habe ich eine interessante Homepage verlinkt, die wichtige Informationen bereithält. Gerne mal unverbindlich Videos gucken, Infos ziehen und das 1,5- bis 2-fache des Vertragswertes einsacken...

    Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

    VG, Manuela