Riester Reform: Was denn nun genau? Und wann?

  • Niedrigverdienern pauschal nur zu Aktien-ETF raten würde ich wie gesagt nicht, auch nicht wenn man von der höheren Rendite des Aktienmarktes ausgeht.

    Warum sollte das ein Problem sein?

    Ein gefördertes AV-Depot mit Aktien-ETF in das ein Geringverdiener über 30-40 Jahre günstig eine AV-Vermögen ansparen kann?

    Welches Risiko hat der Geringverdiener denn? Wenn es gut läuft fährt er 30-40 Jahre die Marktrendite ein und kann daraus einen ansehnliche Zusatzrente erzielen.

    Wenn es schlecht läuft hängt der Geringverdiener auch im Alter am sozialen Tropf. Das Risiko für den Geringverdiener ist also eher überschaubar.

    BTW: Aktuell hat der Riester-Sparer eine Beitragsgarantie für seine Einzahlungen + die staatl. Zulagen. Und nicht mehr.

    Nenne mir mal einen 25-jährigen Zeitraum in der Vergangenheit in der eine marktbreite Aktienanlage am Kapitalmarkt nicht wenigstens den Wert der Einzahlungen erbracht hätte. :/

    Vielleicht ist das was wir hier gerade diskutieren auch einfach die Frage: Wie vermeidet man Altersarmut? Und vll. ist das eher ein Thema für die (Sozial-)Politik als für die Frage nach dem Vehikel zum Ansparen? Ergo im Grenzfall weder durch Riesterverträge noch durch Aktien-ETF zu lösen? :/

    Altersarmut zu verhindern ist m.E. eine Aufgabe des Staates!

    Die Frage ist und bleibt aber, welche Möglichkeiten man dem Bürger eröffnet eigene geförderte AV zu betreiben. Ich finde die geförderte AV auch prinzipiell gut und richtig.

    Es kann nur nicht sein, dass z.B. bei sehr vielen (geförderten!) Riesterverträgen schon in der Ansparphase > 25% der Einzahlungen an die Versicherung gehen. Und das ist leider traurige Realität.

    https://www.finanzwende.de/fileadmin/user_upload/Kampagnen/Riester/Finanzwende_Riester-Projekt_Tabellen_2020-12-01.pdf

  • Warum sollte das ein Problem sein?

    Ein gefördertes AV-Depot mit Aktien-ETF in das ein Geringverdiener über 30-40 Jahre günstig eine AV-Vermögen ansparen kann?

    Also wenn wir in Punkto-Riester-Reform wünsch dir was spielen würden, dann wäre neben der von dir genannten Förderung eines Depots primär die Ausnahme dieses Vermögens bei Grundsicherung mein Favorit! Dass die Kapitalgarantie im Nullzinsumfeld nicht funktioniert ist klar, die Selbstbereicherung der Versicherungen auch…

    Verstehe ich nicht ganz. Risiken und Geld/Vorsorge/Vermögensaufbau lassen sich doch in Zahlen ausdrücken. Dass es Defizite gibt in der Sozialpolitik bei der Altersabsicherung vieler Grenzfälle sind wir uns ja einig bzw. das hat niemand abgestritten. Aber die Rentenlücken kann man doch berechnen und dann das Produkt auswählen, was voraussichtlich die beste Chance hat diese Rentenlücke zu schließen? Wenn das aufgrund der Förderungen Riester ist, dann ließe sich das doch in Zahlen zeigen. Wenn es auch ein World-ETF sein kann, dann könnte man das doch auch zeigen. Wenn beide dicht beieinander liegen, dann würde ich dir recht geben, dass vielleicht etwas mehr Sicherheit in Grenzfällen sinnvoll sein könnte. Aber dass sich das nicht in Zahlen rechnen lässt würde ich nicht so sehen.

    Mal versucht, sowas mathematisch zu modellieren? Ist wie bei Kippelementen in der Physik bzw. Klimaforschung: Für sich genommen modellierbar aber systemisch mit Wechselwirkungen? Viel Spaß!

    Man kann zwei Finanzprodukte vergleichen und Szenarien durchrechnen. Nur was bringt dir das, wenn eine Gesamtaltersversorgung unter der Armutsgrenze alle Berechnungen zerschießt? Das wäre der Kipppunkt, ab dem die Rendite praktisch Null würde. Wie willst du für Meli2020 die Wahrscheinlichkeit bewerten, dass Sie bis 67 arbeitslos wird? Oder dass die Rente dann nicht reicht? Oder dass das Grundsicherungslevel durch hohe Inflation erhöht werden musste? Für all diese Punkte und noch viel mehr müsstest du so viele weitreichende Annahmen treffen, dass das Ergebnis deiner Berechnungen weit mehr mit deinen Annahmen zu tun hat, als mit der Realität. Das Problem hast du in allen Sozioökonomischen Berechnungen ziemlich schnell. Deswegen sagt die Mikroökonomie auch mit endlosen Modellen gerechnet bis auf die 7. Nachkommastelle so wenig über die ökonomische Realität aus! ;)

  • Aber hier geht es doch um Riester vs. ETF-Anlage. Ganz konkret. Niemand kann das was du beschreibst modellieren, das bestreitet aber ja auch niemand. Was bringt dir diese Erkenntnis denn für die Frage, ob sich das aktuelle Riestern lohnt? Das kann man doch durchaus berechnen, meinetwegen Annahmen treffen. Natürlich niemals so, dass du einen 100%igen Lebensfinanzplan hast. Aber es gibt eben immer Unsicherheit im Leben. Aber du kannst doch 100€ in einen Riester mit 100€ in einen ETF-Sparplan vergleichen. Weißt du deswegen ob es nachher reicht? Nein, aber auf irgendeiner Grundlage musst du doch rational Entscheidungen treffen können welches dieser zwei Finanzprodukte du heute wählst.

    Du sagst, dass du diversifizierst. Ist ja auch völlig in Ordnung, das verstehe ich. Aber auch diese Entscheidung musst du doch auf irgendeiner Grundlage treffen. Sonst landest du doch dabei, dass du in jedes Produkt das es irgendwie da draußen gibt investieren musst, da dich das ja weiter diversifiziert. Und da sagt eben manch einer aus meiner Sicht zurecht: rechnen. Wenn es dir dann immer noch als sinnvoller Sicherheitsbaustein vorkommt, passt es doch. Vielleicht ist aber auch ein flexibleres Geldmarkt-Produkt dann das bessere, oder auch unter Inkaufnahme eines höheren Risikos, aber dafür einer größeren Renditechance, Aktien-ETFs.

    Wir sind uns denke ich fast alle einig, dass sich in der Sozialpolitik vor allem hinsichtlich Absicherung etwas bewegen muss. Darüber kann man auch gerne diskutieren, was du offensichtlich möchtest. Aber man kann doch trotzdem heute, aufgrund der heutigen politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten, eine Bewertung vornehmen welches Finanzprodukt voraussichtlich das für einen beste sein wird.

  • Gerade weil so viele Parameter so unklar sind, reichen doch Näherungswerte bzw. Schätzwerte für die Renditeerwartungen völlig aus. Bei Aktien kann man bezogen auf die letzten 70 Jahre vll. mit 7-8% nominal rechnen, bei Anleihen je nach Entwicklung vll. mit 2-3%. Immobilien sind m.M.n. zu unterschiedlich/individuell, um pauschal die Rendite zu schätzen.

    Bei mir macht der Riester-Vertrag ziemlich genau 10% der angepeilten Altersversorgung in der dritten Säule aus. Diese private Vorsorge besteht bei mir aktuell noch aus 70% Aktien-ETF, 10% Gold und 10% kurzlaufenden Anleihen (Geldmarkt), wobei ich den Anleiheanteil langfristig noch um etwas länger laufende Anleihen auszubauen gedenke.

    Du sagst, dass du diversifizierst. Ist ja auch völlig in Ordnung, das verstehe ich. Aber auch diese Entscheidung musst du doch auf irgendeiner Grundlage treffen. Sonst landest du doch dabei, dass du in jedes Produkt das es irgendwie da draußen gibt investieren musst, da dich das ja weiter diversifiziert. Und da sagt eben manch einer aus meiner Sicht zurecht: rechnen. Wenn es dir dann immer noch als sinnvoller Sicherheitsbaustein vorkommt, passt es doch.

    Ja, überschlagsweise rechnen macht sicher Sinn, aber: Ob dann meine 10% mit den kurzlaufenden Staatsanleiehen (Geldmarkt) besser gelaufen sein werden als die 10% Riester-Banksparplan inkl. Förderung, oder umgekehrt, ist mir praktisch egal. Das ist vom Rendite-Zielkorridor her vergleichbar aber gerade daher diversifiziere ich ja an der Stelle bewusst: Mit der Sparkasse als Emittent und einem Sparplan, der ziemlich transparent Zinsen und Förderungen liefert, habe ich eben einen anderen Baustein im Portfolio als mit z.B. dem Geldmarkt-ETF. Ich profitiere hier z.B. zusätzlich von der Einlagensicherung, hätte wie geschrieben im Extremfall einen Schutz von Anrechnung bei Grundsicherung und aktuell Steuervorteile, die ich mit dem (renditemäßig vergleichbaren) Geldmarkt-ETF nicht hätte.

    Daher macht der Baustein "Riester" mit 10% neben 10% Geldmarkt-ETF mehr Sinn, als wenn ich z.B. 20% in den Geldmarkt-ETF packe und den Riester-Vertrag stillege. Das nicht auf Grund der dritten Nachkommastelle bei der Rendite, sondern weil ich das Kontrahentenrisiko weiter streue, Steuervorteile und zusätzliche Sicherheiten in diesem Teil mitnehme u.s.w. Wie gesagt: Die exakte Rendite für so einen Baustein interessiert mich weniger als die breitere Risikostreuung. Und eben, dass man damit überhaupt einen weiteren Baustein zur Altersvorsorge aufbaut, also weiter anspart, selbst wenn man das Ding am Ende kündigt und sich nach den entsprechenden Abzügen wieder auszahlen lässt.

    Daher mein Kredo: Nicht versuchen, die 5. Nachkommastelle einer unter etlichen Annahmen prognostizierten Rendite zu berechnen, sondern einfach anfangen: Riester (anteilig), Aktien-ETF, ggf. auch Betriebsrenten, Immobilien, etc. kommen alle in Frage, um sich für das Alter gut aufzustellen! Je nach Präferenzen und Produktqualität kommt eben eher die eine oder die andere Lösung eher in Frage. Trotzdem: Anfangen! ;)

  • Ok, danke für die Ausführungen! Jetzt verstehe ich deine Intention etwas besser. :thumbup:

    Ich persönlich würde das bei mir anders handhaben, bzw. handhabe das anders, und vermutlich kommen wir beim Thema Riester doch nicht ganz auf einen Nenner. Muss aber auch nicht. Vielleicht sind es ja auch nur Nuancen. Wenn sich Riester für mich rechnerisch irgendwann mal lohnen sollte, dann mache ich es vermutlich auch. Und da gehts mir dann auch nicht um die letzte Nachkommastelle, aber es sollte zumindest im Verhältnis zu meinem sonstigen Vermögensaufbau stehen. Ich hab momentan bei mir zumindest nicht das Gefühl, dass ich diese Art von Diversifikation benötige. Mancher braucht ja auch mehr, mancher weniger Sicherheit und Sicherheitsbausteine. Für manch einen kann ein Zwangssparen vielleicht sinnvoll sein, für andere sicher nicht. Ich denke, dass in den meisten Fällen ein Vertrag, mit dem man sich auf Jahre hin bindet, beim Vermögensaufbau nicht das beste ist. Aber da mag es unterschiedliche Fälle geben. Mir ist es nur wichtig, dass man keine generelle Aussage treffen kann, dass es individuell ist aber da sind wir uns glaube ich einig.

    Anfangen überhaupt etwas zu tun und dann dran bleiben.

  • Vielleicht nochmal theoretisch und grundsätzlich zur Frage, wann man in meinen Augen weiter diversifizieren sollte und wann nicht:

    Ich finde, in Richtung weiterer Anbieter und Finanzprodukte zu diversifizieren immer dann sinnvoll, wenn das Rendite/Risiko-Verhältnis beider Optionen vergleichbar ist, man damit aber breiter streut. Das würde ich bei den besseren Riester-Verträgen und kurzlaufenden Staatsanleihe-ETF tendenziell so sehen, daher macht es aus meiner Sicht Sinn. Beides liefert in etwa die Erträge des kurzfristigen Marktzinses: Versicherungen legen eher in länger laufende Anleihen an, die bei normaler Zinststruktur mehr bieten als der Geldmarkt. Einen Großteil der Mehrrendite stecken sich die Versicherungen ein, dazu kommen aus Verbrauchersicht eben noch mögliche Steuervorteile und die Förderung, die den Teil vom Kuchen weiter ausgleicht, den die Versicherung sich rausnimmt. Was bei einem guten Riester-Vertrag dann netto bleibt, ist für mich näherungsweise vergleichbar mit den Geldmarktzinsen. Wenn man dann ggü. einem Geldmarkt-ETF dann z.B. Ausfallrisiken (durch die Einlagensicherung) breiter streut und weitere Vorteile (steuerlich, Verwendungsmöglichkeiten, etc.) hat, dann macht eine solche Diversifikation einfach Sinn.

    Und man sollte Riester bzw. Rentenversicherungen allgemein nicht mit Verweis auf die letzte Dekade ablehnen: Da war das kurzfristige Zinsniveau nun mal bei Null! Egal ob man in Geldmarkt-ETF, eine Riester-Rentenversicherung oder wie ich in einem Riester-Banksparplan investiert war. Mit Verweis auf diesen Zeitraum grundsätzlich Riester-Verträge oder Rentenversicherungen abzulehnen, ist in etwa so logisch, wie die Anlageklasse Aktien in einer Crash-Phase mit Verweis auf diesen Crash grundsätzlich abzulehnen. In beiden Fällen blendet man die historischen Entwicklungen und die grundsätzlichen ökonomischen Zusammenhänge und Wahrscheinlichkeiten aus. Auch bei den Versicherungen sind doch die Zinsen jetzt wieder zurück, auch wenn es natürlich dauert, bis sich deren Portfolio dreht... Mir scheint diese kategorische Ablehnung von Rentenversicherungen aus der Zeit des Nullzinsniveaus zu stammen, aber die ist nun mal vorbei. Wie sich die Marktzinsen und die Inflation einpendeln werden, bleibt natürlich abzuwarten, aber daraus ergibt sich m.E. nicht zwingend und überall immer nur (!) die Notwendigkeit, in den Aktienmarkt zu investieren.

    Kommer betont z.B., dass Emerging-Market-Staatsanleihen ein ähnliches Risiko-Rendite-Profil haben wie die Anlageklasse "Aktien-Global". Also ähnliche erwartete Renditen und eine ähnliche Schwankungsbreite bei aber (und das ist der Punkt!) keiner sonderlich hohen Korrelation zwischen beiden Anlageklassen. Daher macht es ökonomisch grundsätzlich Sinn, einen Teil der Weltmarktanalage in Aktien (bei ihm der "risikobehaftete Teil") dann eben auch in EM-Staatsanleihen zu packen. Ich machs trotzdem nicht, weil da Länder mit Todesstrafe dabei sind, die ich nicht finanzieren möchte. Rein finanzmathematisch und unter Diversifikationsgesichtspunkten würde es aber sehr viel Sinn machen...

  • Mit Verweis auf diesen Zeitraum grundsätzlich Riester-Verträge oder Rentenversicherungen abzulehnen, ist in etwa so logisch, wie die Anlageklasse Aktien in einer Crash-Phase mit Verweis auf diesen Crash grundsätzlich abzulehnen.

    Naja gut, mit dem Unterschied, dass sich die Versicherer auf jeden Fall immer den gleichen Teil des Kuchens rausnehmen, wohingegen du bei ETFs (also den günstigen über die wir reden) fast gar nichts zahlst. Und in beiden Fällen kannst du die verschiedenen Phasen nicht vorhersehen. Also Nullzins oder Crash. Was immer bleibt sind Kosten.

    Ich finde, in Richtung weiterer Anbieter und Finanzprodukte zu diversifizieren immer dann sinnvoll, wenn das Rendite/Risiko-Verhältnis beider Optionen vergleichbar ist, man damit aber breiter streut.

    Gut, da sind wir eben unterschiedlicher Meinung. Es kommt immer auf die individuelle Situation an. Mir persönlich reicht in Sachen Diversifikation die GRV, ein Sicherheitsbaustein in Form eines Geldmarktprodukts (Tagesgeld, Geldmarkt-ETF) und ein breit diversifizierter Welt-Aktien-ETF. Ist für mich auch eine Frage der Einfachheit und Übersicht.

    Wie gesagt: wenn sich ein Produkt dann rechnet, natürlich nach allen Annahmen die ich vorher treffen kann und NICHT auf die letzte Nachkommastelle, dann überlege ich das auch mitzunehmen. Allerdings nicht weil ich die Diversifikation meine zu benötigen, sondern weil es sich wahrscheinlich rechnet. Wenn es dabei noch die Diversifikation erhöht: gerne.

    So unterschiedlich sind die Strategien und Gemüter. :)

  • Hmm, eine Riesteranlage lässt sich mit keiner auf dem freien Markt erhältlichen Anlage, ETF, Anleihen, TG/FG, vergleichen. Geht jetzt nicht um die schwache Rendite sondern um die absolute Gebundenheit. Man ist den Verträgen einfach hoffnungslos ausgeliefert und kann nicht die Entnahme nach seinen eigenen Vorstellungen durchführen.

  • Naja gut, mit dem Unterschied, dass sich die Versicherer auf jeden Fall immer den gleichen Teil des Kuchens rausnehmen, wohingegen du bei ETFs (also den günstigen über die wir reden) fast gar nichts zahlst. Und in beiden Fällen kannst du die verschiedenen Phasen nicht vorhersehen. Also Nullzins oder Crash. Was immer bleibt sind Kosten.

    Schau dir das doch mal im Detail an: Versicherer machen für dich die Fristentransformation der Anleihen, bieten gewisse Vorteile und sind an die entsprechenden versicherungsrechtlichen Regeln bzgl. Überschussverwendung gebunden. Hier „immer den gleichen Teil der Kosten“ zu unterstellen trifft es nicht ganz und die Kosten mit denen eines ETF zu vergleichen macht keinen Sinn. Wenn du den Vergleich rechnest, dann mit den höheren Renditen der Langläufer, Immobilieninvestments etc., die Versicherungen in ihren Büchern haben und das dann eben abzüglich des Teils vom Kuchen für die Versicherungen. Was dann wie gesagt „netto“ nach Kosten (!) bleibt würde ich bei den besseren Verträgen im Renditebereich der Geldmarktanlagen sehen. Mit eben aber auch spezifischen Vorteilen, Nachteilen und Risiken!

    Gut, da sind wir eben unterschiedlicher Meinung. Es kommt immer auf die individuelle Situation an. Mir persönlich reicht in Sachen Diversifikation die GRV, ein Sicherheitsbaustein in Form eines Geldmarktprodukts (Tagesgeld, Geldmarkt-ETF) und ein breit diversifizierter Welt-Aktien-ETF.

    Vergleich hierbei nicht Äpfel mit Birnen: Ein Riester-Baustein ist was komplett anderes als die GRV oder ein Aktienmarktinvestment. Renditetechnisch wie gesagt aus meiner Sicht eher im Bereich des Geldmarktes ohne den Inflationsschutz der GRV und ohne die Aktienmarktschwankungen und Renditen der Aktien-ETF.

    Wer in seinem Altervorsorgeportfolio keine Komponenten mit Geldmarktrenditen möchte, der sollte Riester lassen. Was so ein Baustein bei den besseren Verträgen aber historisch gesehen bietet, ist zumindest ein Inflationsausgleich in der Ansparphase, relative Schwankungsarmut und mit gewissen Vorteilen (steuerlich, Zuschüsse, Verrentbarkeit bis ans Lebensende) ansparen und damit vorsorgen zu können. Im Vergleich mit einem Geldmarkt-ETF bietet Riester m.E. Durchaus Vorteile! Wer Aktienmarktrenditen haben möchte, muss in den Aktienmarkt investieren. Das macht aber doch Riester als Portfoliobaustein zur Volatilitätsreduktion nicht weniger sinnvoll. Und klar: Man muss mehr machen (Aktien, Immobilien) als nur Riester, wenn man später in Summe gut aufgestellt sein will…

  • Geht jetzt nicht um die schwache Rendite sondern um die absolute Gebundenheit. Man ist den Verträgen einfach hoffnungslos ausgeliefert […].

    Ähm, nein: 30% Kapitalentnahme am Ende ist immer möglich, komplett zu kündigen auch! Kündigen ist während der Ansparphase und mit Übergang in die Verrentung möglich. Du kannst in der Ansparphase die Anbieter und Produkte wechseln, genau wie für die Auszahlungsphase zum Beispiel auch mit Wohn-Riester. Gebunden wie z.B. bei einer PKV nach Jahrzehnten im Alter von ü55 bist du mit einem Riester-Vertrag sicher nicht! Und wenn die Verwendungsoptionen durch die Riester-Reform (daher dieser Thread!) noch ausgeweitet werden: Umso besser! :thumbup:

  • Hmm, eine Riesteranlage lässt sich mit keiner auf dem freien Markt erhältlichen Anlage, ETF, Anleihen, TG/FG, vergleichen. Geht jetzt nicht um die schwache Rendite sondern um die absolute Gebundenheit. Man ist den Verträgen einfach hoffnungslos ausgeliefert und kann nicht die Entnahme nach seinen eigenen Vorstellungen durchführen.

    Das ist richtig. Das ist definitiv der Hauptpunkt.

    Schau dir das doch mal im Detail an: Versicherer machen für dich die Fristentransformation der Anleihen, bieten gewisse Vorteile und sind an die entsprechenden versicherungsrechtlichen Regeln bzgl. Überschussverwendung gebunden. Hier „immer den gleichen Teil der Kosten“ zu unterstellen trifft es nicht ganz und die Kosten mit denen eines ETF zu vergleichen macht keinen Sinn. Wenn du den Vergleich rechnest, dann mit den höheren Renditen der Langläufer, Immobilieninvestments etc., die Versicherungen in ihren Büchern haben und das dann eben abzüglich des Teils vom Kuchen für die Versicherungen. Was dann wie gesagt „netto“ nach Kosten (!) bleibt würde ich bei den besseren Verträgen im Renditebereich der Geldmarktanlagen sehen. Mit eben aber auch spezifischen Vorteilen, Nachteilen und Risiken!

    Dass der Vergleich mit dem Aktien-ETF-Baustein hinkt - ok. Geb ich dir. Wobei wir hier ja meist über Anlagehorizonte von mehreren Jahrzehnten reden. Aber gut. Dann eben wie du selbst sagst mit dem Geldmarktprodukt. Wenn du dir das so ausrechnest, dass es für dich voraussichtlich besser ist und du gerne die Sicherheit im Gegenzug zu Gebundenheit möchtest (als Baustein), dann passt doch alles. ;)

    Die Gebundenheit ist aber doch Fakt und dass jede Versicherung kostet auch. Mir geht es nicht darum, dass ich Riester renditetechnisch grundsätzlich für schlechter halte als ein Geldmarktprodukt. Ich sage nur, dass man es durchrechnen sollte und die Gebundenheit mit all ihren Vor- und (aus meiner Sicht überwiegend) Nachteilen in Kauf nehmen muss.

    Vergleich hierbei nicht Äpfel mit Birnen: Ein Riester-Baustein ist was komplett anderes als die GRV oder ein Aktienmarktinvestment. Renditetechnisch wie gesagt aus meiner Sicht eher im Bereich des Geldmarktes ohne den Inflationsschutz der GRV und ohne die Aktienmarktschwankungen und Renditen der Aktien-ETF.

    Wo hab ich Äpfel mit Birnen verglichen? Es geht um Bausteine im Vermögensaufbau und in der Altersvorsorge. Und dazu gehören diese drei Komponenten. Ich habe doch die Geldmarktkomponente explizit genannt. Du kannst Riester oder Rentenversicherungen nun mit ihr vergleichen - die Gebundenheit möchte ich aber eben nicht und halte sie für die meisten Menschen auch nicht für sinnvoll - wenn sie sich überhaupt nicht rechnet.

    Nochmal: wenn deine Berechnung zum Schluss kommt, dass es sich bei zwei Kindern für dich lohnt, dann ist das doch prima. Dann würde ich es vermutlich auch machen. Wenn hier eine Vorkommastelle Unterschied rauskommen sollte im Vergleich zu meinen anderen Anlageformen oder es eben sehr unsicher ist, ob sich das irgendwie man rechnen könnte, dann fällt es für mich raus, weil ich diese vertragliche langjährige Bindung dann nicht haben will. Vielleicht lag ich in 30 Jahren rückblickend dann falsch, aber immerhin war ich flexibel. Wenn du die Flexibilität nicht haben möchtest (für diesen Teil des Bausteins), ist das etwas anderes. Aber es geht doch darum, dass viele Menschen Riester irgendwie angedreht bekommen und/oder es einfach abschließen ohne sich mal Gedanken darüber gemacht zu haben, ob es sich rechnet. Vielleicht auch weil sie die Alternativen nicht kennen. Und ich würde eben nie sagen, dass zwecks Diversifikation Riester obligatorisch wäre. Es ist eine Option in bestimmten Konstellationen.

  • Ähm, nein: 30% Kapitalentnahme am Ende ist immer möglich, komplett zu kündigen auch! Kündigen ist während der Ansparphase und mit Übergang in die Verrentung möglich. Du kannst in der Ansparphase die Anbieter und Produkte wechseln, genau wie für die Auszahlungsphase zum Beispiel auch mit Wohn-Riester. Gebunden wie z.B. bei einer PKV nach Jahrzehnten im Alter von ü55 bist du mit einem Riester-Vertrag sicher nicht! Und wenn die Verwendungsoptionen durch die Riester-Reform (daher dieser Thread!) noch ausgeweitet werden: Umso besser! :thumbup:

    30% Entnahme ist ja nicht das gleiche wie 100% flexibler Entnahme ohne Versicherung.

    Sind dann nicht die staatlichen Förderungen weg wenn du kündigst? Dann rechnet es sich doch mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr, oder? Und wenn man ihn beitragsfrei stellt werden zumindest noch weiter Kosten gezahlt.

    Dass sich einiges durch eine richtige Riester-Reform ändern kann und sollte, wird ja niemand bestreiten. Das bleibt eben abzuwarten.

  • Ähm, nein: 30% Kapitalentnahme am Ende ist immer möglich, komplett zu kündigen auch! Kündigen ist während der Ansparphase und mit Übergang in die Verrentung möglich. Du kannst in der Ansparphase die Anbieter und Produkte wechseln, genau wie für die Auszahlungsphase zum Beispiel auch mit Wohn-Riester. Gebunden wie z.B. bei einer PKV nach Jahrzehnten im Alter von ü55 bist du mit einem Riester-Vertrag sicher nicht! Und wenn die Verwendungsoptionen durch die Riester-Reform (daher dieser Thread!) noch ausgeweitet werden: Umso besser! :thumbup:

    Das ist alles richtig, allerdings kann ich die oben von mir genannten Anlagen verkaufen wie mir es passt. Da kommt Förderschädlich nicht vor, weiterhin fehlt ab der Auszahlung, bis auf wenige Ausnahmen, der Inflationsausgleich. Aber gut, jeder macht mit seinem Geld was er für richtig hält.

  • Da kommt Förderschädlich nicht vor, weiterhin fehlt ab der Auszahlung, bis auf wenige Ausnahmen, der Inflationsausgleich.

    Förderschädlich kommt da nicht vor, staatliche Zulagen für jedes Kind, Steuervorteile, ggf. staatliche Einlagensicherung und unterschiedliche Verrentungsmöglichkeiten aber auch nicht! ;)

    Und ja: Wie bei allen privaten Lebensversicherungen fehlt der Inflationsausgleich wie ihn die GKV bietet. Daher tendiere ich Stand heute dazu, die Förderungen, Steuervorteile und die Einlagensicherung und die perspektivischen gut 3% Nominalrendite vorläufig mitzunehmen (derzeit also rund 1% reale Rendite) und mir den Vertrag am Laufzeitende inkl. der Bonuszinsen entweder zu 30% oder durch Kündigung mit den entsprechenden Abzügen auszahlen zu lassen. Oder eben eine Umschichtung der Gesamtsumme in die eigene Immobilie vorzunehmen. Aber das sehe ich dann je nach Entwicklungen und Stand der Dinge...

    Sind dann nicht die staatlichen Förderungen weg wenn du kündigst? Dann rechnet es sich doch mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr, oder? Und wenn man ihn beitragsfrei stellt werden zumindest noch weiter Kosten gezahlt.

    Klar werden die Förderungen dann genauso abgezogen wie die Steuervorteile, aber die Zinsen für den Gesamtbetrag erhält man und je nach Stand der Dinge ist dann eben der Gewinnanteil zu versteuern. Da gabs in der Finanztest mal ein ganz gutes Rechenschema für, das sollte man dann am Ende der Laufzeit wirklich genau durchrechnen. Wie sich die Kosten verhalten muss man im Einzelfall eben genau schauen: Bei Versicherungen sind durch die Zillmerung die ersten Jahre heftig teuer, die Kosten dann aber oft zu großen Teilen bezahlt. Bei mir (Banksparplan) gabs weder Abschlussgebühren noch laufende Kosten sondern eine Marge, die den Referenzzinssatz senkt. Diese Marge ist bei mir aber perspektivisch kompensiert durch einen vertraglich vereinbarten Bonuszins, sodass ich für die nächsten 25-30 Jahre einfach den Referenszinssatz (Mischung aus 70% 10-j.-Bundesanleihen und 30% 3M-Euribor) mitnehme. Da hab ich dann gar keine Bauchschmerzen wegen Kosten sondern sehe das wie gesagt als eher sicheren Baustein der Altersvorsorge zum Ansparen, mit dem ich einfach das Marktzinsniveau mitnehme.

    Da wie geschrieben das Zinsniveau ja dank der EZB durchaus mit der Inflationsrate zusammenhängt, würde ich eine längerfristige reale (!) Rendite meines Vertrages (und wahrscheinlich auch die der wirklich guten Versicherungsverträge) von 1-1,5% schätzen. Das reicht mir für diesen Teil des Portfolios völlig aus, der wie gesagt bei mir rund 10% der ergänzenden Altersvorsorge ausmacht. Wer eine Rendite in dieser Größenordnung oder einen Riester-Baustein als Sicherheitsbaustein in seinem Gesamtkonzept der Altersvorsorge grundsätzlich nicht möchte, der sollte wie gesagt eher auf Aktien-ETF oder Immobilien setzen. Das hat dann aber mit Riester, den Riesterförderungen oder den Riester-Steuervorteilen nichts mehr zu tun. Und auch nicht unbedingt viel mit dem Thema dieses Threads (Details der Riester-Reform)... :P

  • Wie potentiell bei jedem Produkt im Sicherheitsbaustein.

    Wir sind uns ja einig, dass im Risikobaustein höhere Renditen möglich sind.

    Aber lehnst Du generell jeden Sicherheitsbaustein ab? :/

    Nein definitiv nicht, da das Geld im Riester ähnlich fest liegt wie bei FG könnte man im Moment mit FG wenigstens die Inflation ausgleichen.

  • B durchaus mit der Inflationsrate zusammenhängt, würde ich eine längerfristige reale (!) Rendite meines Vertrages (und wahrscheinlich auch die der wirklich guten Versicherungsverträge) von 1-1,5% schätzen.

    Bei 1-1,5% machst du aber jedes Jahr real minus :/

    Wenn ich ihn richtig verstanden hab meinte er damit doch schon die Rendite nach (!) Inflation. Zumindest würde ich „reale Rendite“ so verstehen.

    Ich kann mir allerdings auch nicht vorstellen, dass das bei Riester der Standard ist von dem was man so hört/mitbekommt.

  • Bei 1-1,5% machst du aber jedes Jahr real minus :/ Mach was du für richtig hältst, für mich ist das halt Nix.

    „Reale“ Rendite von 1% meint natürlich Rendite nach Inflation! Wenn man langfristig 3% „nominale“ Rendite mitnimmt und 2% Inflation annimmt, sollte man nach Adam Riese in dieser Größenordnung landen! :)

    Und ja: Es ist sicher einer der besseren Riester-Verträge! Aber macht wie gesagt nicht den Fehler, die Versicherungsrenditen der Nullzinsdekade auch für ein mögliches Jahrzehnt mit Leitzinsen im Bereich 3-4% zu unterstellen…

  • ichbins :

    Ob x-jähriges Festgeld die Inflation ausgleicht, weißt Du erst in x Jahren.

    In den letzten x Jahren war das durch die Inflationssprünge eher nicht der Fall.

    Zurück zum Riester: Meine Frau zahlt 60€ p.a. ein und bekommt 3 Zulagen plus Steuergutschrift. Das ergibt zunächst eine Rendite, die kein Aktiendepot schafft.

    Dummerweise ist dafür die Voraussetzung, dass ich auch einen Vertrag habe. Meiner zahlt teilweise 2,25% Garantiezins, teilweise ist er in ETFs angelegt. Die steuerliche Förderung ist gering, aber das stört mich nicht, weil ich die sowieso nach Kündigung vor Rentenbeginn zurückzahlen werde. Ich bin mir sicher, dass eine höhere Rendite übrig bleibt, als Festgeld in der langen Niedrigzinsphase gebracht hätte.