Bausparen auflösen? Ja/Nein/Vielleicht

  • Hallo!


    Im Jahre 2018, als ich 21 und unerfahren war, wurden mir von einer Bekannten LBS-Beraterin nicht nur einer, sondern gleich zwei Bausparverträge aufgeschwatzt.

    Die Eckpunkte:


    Vertrag 1: Tarif Zuhause Direkt 15

    Bausparsumme: 200.000€

    Aktuell eingezahlt: 4.170,73€

    Guthabenzins: 0,10%

    Darlehenszins: 2,32%

    Prämienansprüche: 90,12€


    Vertrag 2: Tarif Riester Zuhause Direkt 15

    Bausparsumme: 100.000€

    Guthabenzins: 0,10%

    Darlehenszins: 2,32%

    Aktuell eingezahlt: 3.286,74€


    Ich habe leider erst kurz nach Abschluss der Verträge von ETFs erfahren und angefangen, zu investieren, aber noch ein oder zwei Jahre in die beiden Verträge eingezahlt. Irgendwann habe ich meine Sparsumme reduziert, um mehr Geld in ETFs zu stecken, und mittlerweile spare ich gar nichts mehr an.

    Das Geld liegt daher seit Jahren nur herum und belastet mich, ich habe auch eigentlich die Schnauze voll von den Verträgen und möchte sie loswerden.


    Mein Mann und ich haben mittlerweile ein Haus gekauft, deutlich früher als ich je gedacht hätte, da seine Eltern uns beim Eigenkapital ausgeholfen haben. Wir haben uns bei der Finanzierung allerdings gegen eine Kombination entschieden, die die Bausparverträge mit einschließt, mittlerweile kann ich gar nicht mehr genau sagen wieso (vermutlich weil ich so negativ geprägt war), und haben jetzt einen Volltilgungskredit über 25 Jahre.

    Wir zahlen dementsprechend jeden Monat den Kredit ab. Ich habe trotzdem jeden Monat noch ziemlich viel Geld zur freien Verfügung, könnte also theoretisch noch weiter in die Bausparverträge einzahlen. Davon sehe ich aber den Sinn nicht, da ich die Summe sowieso niemals erreichen werde.


    Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass ich noch etwas rausholen kann aus dem Vertrag, und nicht die 3.000€ Abschlussgebühr mit einer Kündigung komplett in den Sand setzen muss.

    Da die Gebühr aber auch bei einer Verringerung der Bausparsumme nicht erstattet oder angerechnet wird, sodass, auch wenn ich die Verträge auf 10.000€ für eine Hausrenovierung o.ä. reduziere, effektiv der Großteil meiner Abschlussgebühr trotzdem weg ist.


    Hat hier jemand eine clevere Idee, wie ich noch etwas intelligentes mit den Verträgen anstellen kann, oder sollte ich sie besser früher denn später kündigen? Eigentlich hätte ich das schon vor Jahren machen sollen, dann hätte ich das Geld direkt in den ETF stecken können. Jetzt, wo wir das Haus haben, könnten wir aber auch eventuell Geld für Renovierungen gebrauchen.

  • Hallo.


    Unbequeme Wahrheit:

    Die 3.000 EUR sind weg und kommen auch nicht wieder, egal was passiert.


    Inwieweit das Guthaben aus dem Vertrag mit "Riester" im Titel schadfrei herauszuholen ist, müsste man sich einmal genauer anschauen.


    Ansonsten lohnt sich für knapp 7.000 EUR keine Aufregung. Verträge plätten und Geld alternativ anlegen wäre ein Plan, den man sich einmal durchrechnen sollte.


    Wenn aktuell Geld übrig ist, dann könnte man das auch so einfach auf die hohe Kante packen und die Renovierungen darüber finanzieren.

  • Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass ich noch etwas rausholen kann aus dem Vertrag, und nicht die 3.000€ Abschlussgebühr mit einer Kündigung komplett in den Sand setzen muss.

    Da die Gebühr aber auch bei einer Verringerung der Bausparsumme nicht erstattet oder angerechnet wird

    Moin Lotte A. ,


    Willkommen im Forum.


    Die Abschlussgebühren sind weg . Die kommen auch nicht zurück wenn du weiter in die Verträge einbezahlt. Das ist ein gutes Beispiel für versunkene Kosten.


    Jetzt solltest du dem verlorenem Geld nicht noch gutes hinterher werfen.


    Sollte der Riester Bausparer noch mit Zulagen und Steuerermäßigung gefüttert worden sein werden diese auch noch zurück gefordert werden.


    Ärger dich nicht mehr über deine Vergangene Entscheidung, da hast du unerfahren einem Verkaufsprofi gegenüber gesessen der die Produkte so vorgestellt hat das sie für dich gut und richtig geklungen haben. Du hattest kaum eine Chance aus diesem Verkaufsgespräch ohne Produkt wieder rauskommen.


    Meiner Meinung nach weg damit.


    Ich wünsche dir gute Finanzentscheidungen.


    Und noch ein bisschen Lektüre:


    Bausparkassen profitieren vom Irrtum ihrer Kunden - Prof. Dr. Hartmut Walz
    Es ist eine ernüchternde Erkenntnis: Bausparen lohnt sich in den meisten Fällen nicht. Die Bausparkasse lebt vom Irrtum ihrer Kunden.
    hartmutwalz.de

  • Mit 21 so mal auf die Schnelle gleich zwei Bausparer über 300.000 € machen? Und damit erst mal mindestens 3.000 € "anlegen"? Da müssen sich zwei gesucht und gefunden haben.


    Kündigen, abhaken. Trifft man die offenbar schon zuvor bekannt gewesene LBS-Dame ab und zu noch privat?

    "Unhappy Wife - Unhappy Life!" Roger Murgatroyd, 1977

  • Hallo :)


    Also das einzig vielleicht sinnvolle Szenario, in dem du solche Bausparverträge vielleicht nutzen könntest, wäre ggf. Für eine Anschlussfinanzierung oder eben irgendwann für Sanierungen. Das kann sich aber nur lohnen, wenn ihr den Kredit aus dem Bausparer dann auch benötigt. Und bis dahin würdest du vermutlich sehr hohe Opportunitätskosten haben, da du dein Geld fast überall anders besser anlegen könntest. Eventuell lassen sich die Bausparverträge aufteilen und in deutlich kleinere umwandeln? Ich glaube aber nicht, dass das zu etwas führen wird.


    Die Abschlussgebühr ist leider weg. Die ist praktisch der einzige Grund, weswegen es dieses Produkt (noch) gibt. Deine bekannte Verkäuferin (streiche das Wort „Beraterin“) hat ordentlich daran verdient. Hier wird manchmal gesagt, dass man schlechtem Geld nicht noch mehr gutes Geld hinterher werfen sollte. Der Abschlussgebühr hinterher zu trauern wird dir nichts bringen. Es ist noch nicht viel in den Bausparern drin, es würde viele Jahre dauern, bis du sie vielleicht brauchen könntest. Wenn du ein ganz konkretes Szenario hast UND dir sicher bist den Kredit dann zu benötigen UND die Wette eingehen willst, dass der Zins des Bausparkredits zu genau diesem Zeitpunkt besser sein wird als der dann übliche Marktzins, dann solltest du darüber nachdenken. Ohne ganz konkrete Zahlen und ohne die genaue Situation zu kennen ist es schwierig dir etwas zu empfehlen. Ich würde die Bausparer wahrscheinlich auflösen/kündigen nach allem was ich weiß.


    Wenn du Wohnungsbauprämie UND Arbeitnehmersparzulage bekommst, wäre es theoretisch noch eine Option einen Bausparer weiter laufen zu lassen um die abzugreifen. Da du die Verträge mit unter 25 Jahren abgeschlossen hast, darfst du einen der Verträge Wohnungsbauprämien-unschädlich für Nicht-Wohnbauzwecke einsetzen bzw. Dir auszahlen lassen. Das würde ich aber nicht bei einem 100.000€ Vertrag, der noch kaum gespart ist in Betracht ziehen, sondern bei einem bei dem du 5.000 oder 10.000 maximal ansparen musst. Deswegen der Hinweis darauf, dass man Verträge manchmal teilen kann. Also Das was du schon drin hast in einem Vertrag in einen kleinen Bausparvertrag (z.B. 10.000) packen und im größeren Restteil (90.000) ist dann nichts drin, den kannst du direkt kündigen. Das ist aber nur eine grobe Idee; es gibt theoretisch diese Möglichkeiten, das müsstest du aber in deiner Situation überprüfen, ob deine Bausparkasse das macht.


    Aber grundsätzlich nochmal: weder der Abschlussgebühr, noch irgendwelchen Prämien hinterher trauern. Die machen dich weder sehr arm noch sehr reich am Ende.


    Ganz viel Erfolg!

  • Mit 21 so mal auf die Schnelle gleich zwei Bausparer über 300.000 € machen? Und damit erst mal mindestens 3.000 € "anlegen"? Da müssen sich zwei gesucht und gefunden haben.


    Kündigen, abhaken. Trifft man die offenbar schon zuvor bekannt gewesene LBS-Dame ab und zu noch privat?

    Danke für den einfühlsamen Kommentar :) In meiner Familie wurde nie über Geld gesprochen und es war immer da, ich habe erst später gemerkt, wie viel Geld 300.000€ wirklich sind. Immerhin habe ich daraus gelernt.


    Die Bekannte treffe ich mittlerweile nicht mehr, kannte sie nur grob über meine Mutter.

  • Hi Horst,


    vielen Dank für den guten Rat!


    Werde dann wohl mal das Kündigungsschreiben aufsetzen, und bin das dann auch endlich von meinem Gewissen los.

    Immerhin habe ich daraus gelernt, nicht sofort Verträge zu unterschreiben, wenn man eigentlich zu einem ersten Beratungsgespräch da ist.. auch wenn ich dafür teures Lehrgeld zahlen musste.


    Danke für die Lektüre und alles Gute!

  • Es ist nicht völlig unmöglich, die Dame und auch die Bausparkasse wegen grober Falschberatung dranzukriegen. Für eine Hoffnung auf 3000 Euro plus noch ein paar Zinsen lohnt sich eventuell der Weg zur Verbraucherzentrale.

  • Ärgerlich ist, dass du bei einer Kündigung meist noch eine Frist einhalten musst, ehe du an das Geld kommst. Bei meinem Vertrag waren das 6 Monate...


    Bei Renten- und Lebensversicherungen hört man ja immer wieder von der Möglichkeit eines Widerrufs. Gibt es die eventuell auch beim Bausparvertrag, wenn im Beratungsgespräch bewusst falsche Angaben gemacht worden sind? In meinem Fall wurde behauptet, dass die Frau von der Bank keine Provision für den Vertrag erhält. Im Kleingedruckten steht jedoch, dass eine Provision gezahlt wird.

  • Ärgerlich ist, dass du bei einer Kündigung meist noch eine Frist einhalten musst, ehe du an das Geld kommst. Bei meinem Vertrag waren das 6 Monate...


    Bei Renten- und Lebensversicherungen hört man ja immer wieder von der Möglichkeit eines Widerrufs. Gibt es die eventuell auch beim Bausparvertrag, wenn im Beratungsgespräch bewusst falsche Angaben gemacht worden sind? In meinem Fall wurde behauptet, dass die Frau von der Bank keine Provision für den Vertrag erhält. Im Kleingedruckten steht jedoch, dass eine Provision gezahlt wird.

    Leider wurden solche Angaben im Gespräch nicht gemacht, und der Widerruf besteht nur für zwei Wochen. Die sechs Monate Kündigungsfrist sind schade, besonders, da ich schon so viel Zeit verschwendet habe durch mein Zögern.

    Danke für die Idee, ich kündige einfach so schnell wie möglich und schließe damit ab :) versuche zumindest jeder Person bei der es sich ergibt, besonders jungen, von Bausparverträgen abzuraten und von meinen Erfahrungen zu erzählen.