Was sagt ihr zu den geplanten Einschränkungen beim Bargeldverkehr?

  • Würde mich bezüglich der Schweiz auch interessieren.

    Um kurz einen Realitätsbezug herzustellen:

    In der Schweiz gibt es beim Bargeld einen 1.000 Franken Schein - die EZB dagegen hat den 500 Euro-Schein schon im Jahr 2016 (nach meiner Erinnerung jedenfalls) auslaufen lassen ... Der größte Schein für die Eurozone ist damit bereits der 200 Euro-Schein ...

    Ja, das hat die EZB gemacht, um die Negativzinsen besser durchzusetzen, mit 200€-Scheinen braucht man mehr Platz um Vermögen in Bargeldform vor Negativzinsen zu schützen.

    Eigentlich müssten wegen der Inflation die Scheine größer werden (Nennwert natürlich). Aber der Trend geht in die andere Richtung.

    Ich war letztes Jahr noch zu meiner Bank gelaufen, habe dort am Schalter 15x 1000 Franken abgehoben (alles ohne Voranmeldung), in dann zu einem Goldladen gefahren und konnte sie in Gold konvertieren. Alles anonym. Bei über 15.000 Franken hätte der Händler meine Personalien aufnehmen müssen. Was viele vergessen: Geldscheine sind offiziell verbrieftes Gold (mit dem Versprechen, es jederzeit in Gold zurücktauschen zu können). Daher sind solche Umtauschaktionen von der Mehrwertsteuer befreit.

    Klar, die Goldbindung ist schon längst aufgehoben, aber das ist ein anderes Thema.

  • Wofür oder wogegen soll das ein Argument sein?

    Dann nimmt man halt 5 200er, wenn man das braucht.

    Das ist doch völlig evident (und wird übrigens auch von Ökonomen ganz offen angesprochen und thematisiert) sprich die flächendeckende Durchsetzung (noch) höherer Negativzinsen seitens einer Notenbank (mit der Voraussetzung der weiteren Zurückdrängung des Bargeld bzw. dessen Abschaffung als alternative Ausweichmöglichkeit in Bezug auf die Kosten).

    Vereinfacht gesagt und eine Binse: Um so kleiner die noch vorhandene Stückelung der Geldscheine, desto höher automatisch schon allein der Aufwand in Bargeld auszuweichen (das fängt schon mir der Menge der Geldscheine an und des dafür benötigten Raumes, Größe des Tresors, des Safes, beim Transport usw.). Im Vergleich Euro versus CHF ist das inzwischen der Faktor 5 (als 1.000 CHF versus 200 €).

  • Und gibt es Zahlen, wie viele Leute in der Schweiz mit 1000 Franken-Scheinen unterwegs sind?

    Ich meine mal gelesen zu haben, dass diese im täglichen Geschäft keine Rolle spielen und vor allem in Schließfächer wandern bzw. im Ausland gehortet werden.

    Achja, Quelle gefunden:
    https://es.unisg.ch/de/blog/warum-…ote-so-beliebt/

    Tatsache ist, dass die 1000-Franken-Note als tägliches Zahlungsmittel in der Schweiz kaum eingesetzt wird, wo der Durchschnittsbetrag einer Transaktion bei rund 60 Franken liegt. In unserer Umfrage gaben lediglich drei Prozent der Befragten an, aktuell mindestens einen Tausender im Portemonnaie zu haben. Der geringe Besitz bzw. die niedrige Einsatzhäufigkeit des Tausenders werden auch in einer SNB-Umfrage untermauert: Gemäss Selbsteinschätzung beziehen 1000-Franken-Noten lediglich rund fünf Prozent der Befragten regelmässig und über rund 98 Prozent benutzen sie nie bzw. selten im Alltag (...)

  • Ja, das hat die EZB gemacht, um die Negativzinsen besser durchzusetzen, mit 200€-Scheinen braucht man mehr Platz um Vermögen in Bargeldform vor Negativzinsen zu schützen.

    Besser kann man es kaum auf den Punkt bringen :thumbup:

    (siehe beispielsweise Prof. Kenneth Rogoff und seine Thesen zur Bargeldabschaffung zwecks der Macht (noch) höhere Negativzinsen durchzusetzen)

    Eigentlich müssten wegen der Inflation die Scheine größer werden (Nennwert natürlich). Aber der Trend geht in die andere Richtung.

    :thumbup: Da eine Sachgesetzlichkeit

    In der Eurozone bräuchte es - um die Ausgangsbasis (2002) der Bargeldversorgung adäquat wiederherzustellen - längst größere Geldscheine (beispielsweise einen 1.000 oder eher 2.000 € Geldschein). Stattdessen hat die EZB sogar den 500 € Schein abgeschafft ...

    Was viele vergessen: Geldscheine sind offiziell verbrieftes Gold (mit dem Versprechen, es jederzeit in Gold zurücktauschen zu können).

    Da bin ich mir sehr unsicher. Meines Wissens ist das für mich als Bürger bei der EZB unmöglich ... ?

    Dazu schwierig umsetzbar: Im Vergleich zur Euroeinführung (1999) wäre dafür ja auch inzwischen beim Eintausch die 6-7 fache Menge an Euro pro Einheit Gold erforderlich ...

    Klar, die Goldbindung ist schon längst aufgehoben, aber das ist ein anderes Thema.

    Nach meiner Erinnerung via USA seit 1971.

  • Da habe ich so meine Zweifel, wenn ich mir den Rechtsruck dort so anschaue.

    Und wo ist das Problem? Die Grünen haben weniger verloren als sie in der vorigen Wahl gewonnen haben. Die SP hat sogar zugelegt. Die SVP hat weniger gewonnen als in der vorigen Wahl verloren hatten.

    Nein, es gibt gute Indizien, dass die Schweizer mit der Verantwortung sehr gut umgehen können. Es gab mal eine Initiative für 6 Wochen Mindesturlaub. Rate mal, wie die Schweizer abgestimmt haben.

  • Da habe ich so meine Zweifel, wenn ich mir den Rechtsruck dort so anschaue.

    Das ist eben immer eine ganz persönliche Sicht.

    Ein Bekannter von mir (ein nicht ganz erfolgloser Unternehmer übrigens) hat beispielsweise bezüglich der jahrelangen "Linksverschiebung" und des zunehmenden "Linksrucks" in Deutschland "so seine Zweifel" (um ihn wörtlich zu zitieren: "Sozialismus und Ökologismus haben unser Land immer mehr verändert und in Beschlag genommen, da wird mein Gedanke an Auswanderung zwangsläufig immer aktueller"

    Wie gesagt, wohl immer eine eher sehr persönliche Einschätzung und damit individuelle Sichtweise.

  • Lol. Ich habe eher das Gefühl, das es sich hier um ein Chat-system handelt als um ein Forum ;)

    Ich bin mal gespannt, wie die Abstimmung zur 13. AHV-Rente abläuft. Die Wirtschaftslobby plakatiert wieder die üblichen Angstmacher-Plakate.

    Es gibt auch Angstmache von den Linken. Das Ausschlaggebende ist jedenfalls, dass sie sich die Eidgenossen gut informieren und _verantwortungsvoll_ votieren. Die Parteien geben ihre Empfehlungen ab, und zwar mit Begründung. Man kann seiner Lieblingspartei folgen oder auch nicht. Ich finde das jedenfalls viel besser als die reine repräsentativen Demokratie, bei der man nur alle 4 Jahre Gesamtpakete wählen kann. In Deutschland werden Kompromisse schon bei der Wahl getroffen, denn man wählt ja die Partei, mit deren Inhalten man am ehesten übereinstimmt. Danach kann man nur noch zuschauen. Oder protestieren. Wenn man die Grünen toll findet, aber nur die Gendersprache ablehnt, ist das in Deutschland nicht darstellbar. In der Schweiz kann man die SVP wählen, und bei der 13.AHV-Geschichte trotzdem dafür abstimmen. Oder die SP wählen, und bei der Geschichte dagegen.

    Für mich das bessere System. Aber das wird in Deutschland ja nie kommen.

  • Das Ausschlaggebende ist jedenfalls, dass sie sich die Eidgenossen gut informieren und _verantwortungsvoll_ votieren.

    Da gibts auch genügend Gegenbeispiele und Fälle, in denen die Regierung das dann doch nicht so umgesetzt hat, wie es eigentlich beschlossen war, oder wo lange an der Frage gefeilt wurde, um das Ergebnis umsetzbar zu machen.

    Und die Legitimierung ist wegen der oft geringen Beteiligung auch schwierig.

  • Das Ausschlaggebende ist jedenfalls, dass sie sich die Eidgenossen gut informieren und _verantwortungsvoll_ votieren. Die Parteien geben ihre Empfehlungen ab, und zwar mit Begründung. Man kann seiner Lieblingspartei folgen oder auch nicht. Ich finde das jedenfalls viel besser als die reine repräsentativen Demokratie, bei der man nur alle 4 Jahre Gesamtpakete wählen kann.

    :thumbup:

    Siehe auch schon hier

    Neben dieser Freisinnigkeit und der Haltung wie dort der Staat seinen Bürgern gegenübertritt könnte auch die dort stärker praktizierte direkte Demokratie (Stichwort: Volksentscheide) ein Element sein. Das präzise, direkte und auch wirkmächtige Echo solcher Volksentscheide dürfte die Politik zumindest vor den schlimmsten Dummheiten und erheblichsten Ein- und Übergriffen zurückschrecken lassen.

    Für mich das bessere System.

    Für mich auch. Ob die Schweizer beispielsweise in einer Volksabstimmung ihren Schweizer Franken für eine Europäische Einheitswährung aufgegeben hätten ... :D

    Aber das wird in Deutschland ja nie kommen.

    Davon muß man (aus meiner Sicht) leider ausgehen.

    Gilt übrigens auch für die europäische Ebene - nachdem der EU solche Referenden häufig "um die Ohren" geflogen sind angefangen von den Volksabstimmungen zu einer "Europäischen Verfassung" (siehe Frankreich und Niederlande) bis hin zum Brexit (siehe UK). Seitdem scheint man in der EU die Stimme der Bürger zu scheuen wie der "Teufel das Weihwasser"

  • Was viele vergessen: Geldscheine sind offiziell verbrieftes Gold (mit dem Versprechen, es jederzeit in Gold zurücktauschen zu können).

    ??? Noch so ein Mythos

    Goldstandard: Mythos oder Heilmittel?
    Alles über Goldstandard, erklärt von GOLD.DE! Golddeckung, Goldbindung, Vorteile, Nachteile, Geschichte - und wer dafür ist.
    www.gold.de

    Auszug

    "Unser aktuelles Geldsystem ist nicht goldgedeckt. Bis zum Jahr 1971 war der Dollar mit einem festen Preis von 35 Dollar je Unze an Gold gekoppelt. Andere wichtige Weltwährungen, darunter auch die D-Mark, hatten fixe Wechselkurse zum Dollar. Sie waren sozusagen indirekt an Gold gekoppelt."

    ...

    "Die Wiedereinführung des Goldstandards ist für die meisten Ökonomen heute kein Thema. Die Theorien von John Maynard Keynes gelten für viele Immer noch als das Maß der Dinge. Dieser hatte schon 1923 den Goldstandard als "barbarous relic" abgekanzelt, also als ein für moderne Volkwirtschaften ungeeignetes Instrument."

    Zur Schweiz

    Goldwährung
    hls-dhs-dss.ch

    Auszug

    "Zu Beginn des Ersten Weltkriegs brach der internationale Goldstandard innert weniger Tage zusammen. Die Goldeinlösepflicht wurde 1914 in der Schweiz wie anderswo zur Überwindung der akuten Zahlungskrise aufgehoben."

  • Schockierend! 8|

  • ??? Noch so ein Mythos

    Goldstandard: Mythos ...


    Auszug


    "Unser aktuelles Geldsystem ist nicht goldgedeckt. Bis zum Jahr 1971 war der Dollar mit einem festen Preis von 35 Dollar je Unze an Gold gekoppelt ...

    Was man hätte alles schon hier (siehe Nr. 46) nachlesen können.

    Zum Goldstandard und dem Bruch der zugesagten Konvertibilität von Dollar in Gold seitens den USA siehe:

    Nach meiner Erinnerung via USA seit 1971.

    Zu der Unmöglichkeit für mich als Bürger mein "Esperanto"-Eurogeld bei der EZB gegen Gold einzutauschen siehe:

    Meines Wissens ist das für mich als Bürger bei der EZB unmöglich ...

    Zu dem "kleinen Problem" in praxi aufgrund des drastischen Wertverfalls des Euro seit seiner Einführungen gegen Gold übrigens siehe hier:

    Dazu schwierig umsetzbar: Im Vergleich zur Euroeinführung (1999) wäre dafür ja auch inzwischen beim Eintausch die 6-7 fache Menge an Euro pro Einheit Gold erforderlich ...

    Daß ein reines Papiergeldsystem (Fiat-Money-System) Vorteile gegenüber einem Goldstandard bietet, hatte ich hier schon (mehrfach nach meiner Erinnerung !) dargestellt.

    Die Wiedereinführung des Goldstandards ist für die meisten Ökonomen heute kein Thema. Die Theorien von John Maynard Keynes gelten für viele Immer noch als das Maß der Dinge

    Die Ansicht teile ich (ganz überwiegend). Conditio sine qua non dabei ist aber eine solide, seriöse und auf Geldwert- sprich Kaufkraftstabilität beruhende Politik und Geldpolitik der assoziierten Notenbank. Daran muß man beim Blick auf die Finanz- und Währungsgeschichte aber generell ernsthafte bis schwere Zweifel (bei der EZB schwerste Zweifel - da statt dem Geldwert seit 2010 die Eurodauerrettung im Vordergrund stand) haben.

    Zur Ratio Gold versus Euro seit Euroeinführung siehe schon oben (Faktor 6-7 seit 1999).

    Ein ganz grundsätzliches Problem bei der Theorie von Keynes ist übrigens, daß die Politik - in aller Regel - die eine Seite seiner Medaille ("Deficit Spending" im Abschwung) mit riesiger Begeisterung verfolgt - die Rückseite der gleichen Medaille (Rückführung der dadurch aufgelaufenen Verschuldung im Aufschwung) aber - in aller Regel - mit der gleichen riesigen Begeisterung glatt vergisst und unterlässt ...

    ... den Goldstandard als "barbarous relic" abgekanzelt, also als ein für moderne Volkwirtschaften ungeeignetes Instrument."

    Apropos "barbarous relict": Magst Du mir kurz erklären, warum dann die "modernen Notenbanken" in unseren "modernen Zeiten" von diesem "barbarous relict" > 35.000 Tonnen bunkern ? =O

  • Die Grenze ist mir völlig egal. In meinem ganzen Leben, und das ist immerhin mehr als ein halbes Jahrhundert alt, habe ich genau 1 x mehr als 10.000 € in Bar bei mir gehabt.

    Und selbst das fühlte sich "Scheisse" an und ich war froh das es nur von der Bank zum Autohändler war.

    Von mir aus kann die Grenze noch weiter herunter und 200 € Scheine auch noch abgeschafft werden. Ist mir persönlich egal. Ich könnte größere Summen auch in kleineren Scheinen zahlen, denn es kommt nicht darauf an was auf dem Schein steht sondern welche Summe mam mit scheinen erreichen will.

    Und für mich istt Bargeld auch keine "Freiheit". Geld bleibt Geld und dient nur zum Tausch denn mehr als ein Tauschmittel ist es nicht.

    Wer behauptet Bargeld sei Freiheit hat wohl nicht verstanden was Freiheit bedeutet. Fragt mal in anderen Teilen der Erde.

    Die würden ihr Bargeld mit kusshand gegen mehr Freiheit eintauschen.

  • Das Ausschlaggebende ist jedenfalls, dass sie sich die Eidgenossen gut informieren und _verantwortungsvoll_ votieren.

    Ich glaube, das ist zum Teil Wunschvorstellung.
    Jede Abstimmung oder Initiative wird massiv von Kampagnen begleitet, um die öffentliche Meinung zu bilden bzw. zu beeinflussen - nicht umsonst gibt es in der Schweiz den Begriff "Abstimmungskampf".

    Ist es auch erwiesen, dass es in der Vergangenheit sehr oft so war, dass "soziale" Initiativen oder Abstimmungen am Anfang hohe Zustimmungsraten hat, die dann aber immer weiter sanken, als die Gegenkampagnen ausgerollt wurden.

    Und natürlich wissen die Kampagnenbüros, welche Trigger in der Bevölkerung funktionieren; Wirtschaft, Wohlstand, Kinder, Ausländer.

    Die Ergebnisse kann man natürlich als verantwortungsvolles Abstimmen interpretieren. Aber vielleicht hat auch wieder nur die Angstmacherei gesiegt. Denn gerade die Kampagnen sind in der Regel sehr schlicht und plakativ.

    So zumindest mein Empfinden.