Riester ruhen lassen?

  • Guten Tag Forum,

    meine Tochter 35 Jahre, arbeitet als Erzieherin in Teilzeit , hat seit 2010 einen S-Vorsorge plus Riester Vertrag bei der Sparkasse Günzburg-Krumbach, der auch damals von Finanztip empfohlen wurde.

    Der Kontostand beläuft sich aktuell auf 21000 Euro. Sie bekommt als staatliche Zulage zur Zeit 775 Euro (2 Kinder) und immer einen Bonus in unterschiedlicher Höhe, aktuell 204 Euro. Jahreslohn beträgt 25000 Euro.

    Daneben zahlt sie 100 Euro monatlich in einen ETF-Sparplan ein.

    Es wird ja nun schon noch mindestens 30 Jahre dauern, bis sie in Rente gehen kann.

    1. Macht es Sinn diesen Riester weiter zu besparen?

    2. Wäre es besser diesen Vertrag ruhen zu lassen und eher den ETF aufzustocken ?

    3. Wieviel müsste sie Minimum einzahlen um die Zulagen zu bekommen? Ich habe mal gelesen , es müssten mindestens 60 Euro sein . Aber wäre das dann die volle Zulagenhöhe (775 Euro)?

    4. Könnte man jetzt schon berechnen, was sie als "Rente" mal bekommen wird, wenn sie den Riester wie gehabt weiterführen würde?

    5. Ich sehe auf den Kontoauszügen auch keinerlei Abzüge der Bank. Kommen die dann wenn der Riestervertag beendet wird?


    Fragen über Fragen. Ich habe schon versucht mich einzulesen, auch Dank diesem Forums, aber ich blicks einfach nicht und komme da an meine Grenzen. Die Bank selber antwortet eher nicht zufriedenstellend.


    Ich wünsche euch noch einen schönen Rest-Sonntag



    Grüße Uli

  • Hallo.


    1.

    Kommt darauf an. Bei der angenommenen Zulagen-Rendite macht es wohl Sinn zu riestern. Ob im vorliegenden Vertrag oder in einem neuen Vertrag müsste man sich genauer anschauen.


    2.

    Definitiv nur das Minimum in den Riestervertrag, die Rendite kommt aus dem ETF-Sparplan.


    3.

    25K (Vorjahres-Rentenversicherungsbrutto) × 0,04 = 1.000 Euro - 775 Euro (Zulagen) = 225 Euro notwendiger Jahreseigenbeitrag für die vollen Zulagen


    4.

    Eher nicht. Es muss ja später eine Rentenversicherung abgeschlossen werden (spätestens für die Zeit ab 85), die Kosten kann man nur sehr grob abschätzen.


    5.

    Gibt es irgendwelche Unterlagen dazu?

    Produktonformationsblatt oder ähnliches? Sonst kann man nur viel vermuten.

  • Moin Uli65 ,


    Zu 4) Wenn deine Tochter bis 65 die 1000€ weiter anspart dürften gute 50000€ im Vertrag sein.


    Bei einem hoch angesetzten Rentenfaktor von 30 würde das eine Rente von 150€ bedeuten, aber eher weniger und zu versteuern wäre das ganze dann auch noch.


    So lange deine Tochter nur wenig selber einzahlt und ein Großteil über Zulagen bekommt kann Sie da weiter einsparen, ob das aber Sinn macht sein geschenktes Geld Renditelos wegzusparen steht auf einem anderen Blatt.


    Viel Erfolg bei euren Finanzentscheidungen.

  • zu 5) Ich hatte bis vor einiger Zeit auch einen Riester-Banksparplan (Stadtsparkasse Hameln-Weserbergland).

    Die meisten Riester-Banksparpläne berechnen keine weiteren (nennenswerten) Kosten im Gegensatz zu Versicherungen.

    Im Gegenteil: Bei einigen Banksparplänen gibt es sogar noch Bonuszinsen nach einigen Jahren oder am Ende der Laufzeit.

  • vielen Dank schon mal für eure Antworten.

    Bei meiner Tochter dauert es noch ein wenig bis zur Auszahlung, aber dieses BGH-Urteil macht Hoffnung für die Betroffenen, die sich in der Auszahlungsphase befinden.

    Unzulässige Abschlusskosten in Riester-Sparverträgen: So wehren Sie sich | Verbraucherzentrale Baden-Württemberg
    Verbraucher:innen, die einen Riester-Sparvertrag abgeschlossen haben, sollen in mehreren Fällen für die Auszahlung der Riester-Rente neue Verträge abschließen,…
    www.verbraucherzentrale-bawue.de

  • ich denke auch wie Horst Talski, dass sie, solange der monatliche Beitrag nicht mehr wie 20 Euro beträgt, den Riester-Vertrag fortführen sollte..

    Vom Gefühl her würde ich am liebsten in den sauren Apfel beißen, den ganzen Vertrag kündigen und das übrig gebliebene Geld dann andersweitig anlegen, aber ich befürchte da bleibt dann nicht mehr viel übrig.

    Macht halt auch keinen Sinn.

  • 5. Ich sehe auf den Kontoauszügen auch keinerlei Abzüge der Bank. Kommen die dann wenn der Riestervertag beendet wird?

    Während der Ansparphase haben die Banksparpläne "S-Vorsorge plus" (habe auch so einen) keine Konto oder Verwaltungskosten, im Gegensatz zu zum Beispiel fondgebundenen Riesterverträgen.

    Hmmm…. Da warnt die Verbraucherzentrale also ganz umsonst?

    Das was Horst Talski hier meint sind Kosten nach der Ansparphase, wenn die Überführung in die Auszahlphase ansteht und die Sparkassen da versuchen noch etwas zu verdienen.

    Da wird aber hoffentlich noch etwas zu Gusten der Verbraucher herauskommen.

    Vom Gefühl her würde ich am liebsten in den sauren Apfel beißen, den ganzen Vertrag kündigen und das übrig gebliebene Geld dann andersweitig anlegen, aber ich befürchte da bleibt dann nicht mehr viel übrig.

    Kündigen macht eher keinen Sinn, da dann alle Zulagen hinfällig sind. Ruhend stellen ist das was die VZ in so einem Fall raten.


    Nur am Rande. Man kann das Geld aus dem Riester-Banksparplan zu 100% auch für die Finanzierung von selbstgenutztem Wohneigentum verwenden.

  • Das was Horst Talski hier meint sind Kosten nach der Ansparphase, wenn die Überführung in die Auszahlphase ansteht und die Sparkassen da versuchen noch etwas zu verdienen.

    Da wird aber hoffentlich noch etwas zu Gusten der Verbraucher herauskommen.

    Da scheinen mir die Urteile für viele Riester-Banksparpläne schon relativ eindeutig:

    Bundesgerichtshof kippt Gebührenklausel in Riester-Verträgen
    In vielen Riester-Verträgen steht die Klausel, dass nach der Ansparphase "gegebenenfalls" Zusatzkosten anfallen. Solche unklaren Klauseln sind nicht zulässig,…
    www.tagesschau.de


    Bei diesem Urteil ging es sogar genau um die besagte Sparkasse! 😉

  • Guten Abend zusammen,

    meine Tochter hat sich entschlossen den Riester S-Vorsorge plus (mal vorläufig) nicht weiter zu besparen.

    Ich hab mal gelesen das man mindestens 60 Euro jährlich als Mindestbetrag einzahlen muss....oder eher ganz ruhen lassen? Würde man mit 60 Euro jährlich noch irgendwelche Zulagen bekommen?

    Um die vollen Zulagen zu bekommen müsste sie mittlerweile 280 Euro jährlich einzahlen.

    Dieses Geld würde sie dann eher in ihren ETF-Sparplan investieren.


    Liebe Grüße

  • Man kann auch ganz ruhen lassen.

    Die 60 EUR sind der Mindesteigenbeitrag, den man leisten muss, um Zulagen zu bekommen.


    Wenn sie nur 60 EUR einzahlt, dann bekommt sie nur 60/280 = 21% der vollen Zulagen.

  • Meine Tochter hat sich entschlossen, den Riester S-Vorsorge plus (mal vorläufig) nicht weiter zu besparen.

    Was spart denn Deine Tochter sonst so?


    Du schreibst, sie bediene einen ETF-Sparplan. Das sind vermutlich Aktien.


    Wenn sie außerdem in erster Linie Tagesgeld und Festgeld hat, ist es für einen Niedrigverdiener mit zwei Kindern durchaus eine Idee, einen Riestervertrag weiter zu besparen, weil es bei dieser Konstellation vom Staat eine ganze Menge dazugibt. Sinnvollerweise bemißt man seinen Eigenbeitrag so, daß man gerade das Maximum an Förderung mitnimmt. Bei 25 T€ brutto sind das 25 T€ * 4% = 1000 € ./. 775 € Zulagen = 225 €/a oder 18,75 €/m. Das würde ich mir ernsthaft überlegen.


    Ja, vor allem auf Jahrzehnte hin dürfte ein ETF-Sparplan eine höhere Rendite versprechen.
    Mit der staatlichen Förderung dürfte der Riestersparplan eine Festgeld schlagen - wenn der Sparer damit klarkommt, daß er das Geld aus dem Vertrag nicht mehr herausbekommt (bzw. nur zum kleinen Teil) und der Rest verrentet werden muß.

  • erstmal vielen vielen Dank für eure Antworten. Das bringt uns schon mal ein wenig weiter.

    Anzunehmen es wären dann so , wie @ Horst Talski berechnet hat, so um die 50 000 Euro bei Renteneintritt im Topf.

    15 000 (30%) könnte sich sich dann sofort auszahlen lassen.

    Die restlichen 35 000 würden dann monatlich mit ca. 150 Euro minus Steuern usw. monatlich ausbezahlt....sagen wir mal fiktiv bleiben dann 100 Euro Rente monatlich...d.h. es würden dann mit 100 Euro monatlich knapp 30 Jahre dauern um in die Nähe der 35 000 zu kommen, rein rechnerisch wäre sie dann wahrscheinlich deutlich über 90 Jahre alt. (jetziges Alter 36 Jahre)

    Liege ich da richtig mit meiner Berechnung?...Als Laie, so wie ich, echt schwierig zu durchschauen.

    Andererseits locken natürlich schon die Zulagen 775 Euro bei einem jährlichen Aufwand von 225 Euro.

  • Anzunehmen, es wären ... so um die 50 000 Euro bei Renteneintritt im Topf.

    15 000 (30%) könnte sich sich dann sofort auszahlen lassen.


    Die restlichen 35 000 würden dann monatlich mit ca. 150 Euro minus Steuern usw. monatlich ausbezahlt.

    :) Schön wäre das!


    Von den 35 T€ werden etwa 30% in eine Rentenversicherung gesteckt (also etwa 10 T€), die ab dem 85. Lebensjahr gilt. Die restlichen 25 T€ werden quasi als Auszahlplan auf 20 Jahre verteilt. Macht etwa 100 € Rente brutto (!). Davon gehen noch die Steuern weg.

    Sagen wir mal: Fiktiv bleiben dann 100 Euro Rente monatlich ... d.h. es würden dann mit 100 Euro monatlich knapp 30 Jahre dauern um in die Nähe der 35 000 zu kommen, rein rechnerisch wäre sie dann wahrscheinlich deutlich über 90 Jahre alt.


    Liege ich da richtig mit meiner Berechnung?

    Nicht so ganz. :)


    Für Riesterverträge gilt ja das Prinzip nachgelagerte Besteuerung. Das Kapital, was sich zum Auszahlungszeitpunkt angesammelt hat, ist unversteuert. Davon kannst Du nicht versteuerte Renten herunterrechnen, also nicht die von Dir errechneten 100 € von den 35 T€ abziehen.


    Es gibt von 35 T€ 100 € Rente brutto. Bruttobeträge kannst Du von Bruttobeträgen abziehen. Aber die Rechnung geht anders (siehe oben), weil ja viel Geld für die Pflicht-Rentenversicherung weggeht.

    Andererseits locken natürlich schon die Zulagen 775 Euro bei einem jährlichen Aufwand von 225 Euro.

    Eben drum versucht der Staat ja, seine Bürger auf diese Weise zu bestechen. Er weiß, daß kaum einer an staatlicher Förderung vorbeigehen kann.


    :)

  • Ich hab mal gelesen das man mindestens 60 Euro jährlich als Mindestbetrag einzahlen muss....oder eher ganz ruhen lassen? Würde man mit 60 Euro jährlich noch irgendwelche Zulagen bekommen?

    Man muss nicht weiter einzahlen. Ganz ruhen lassen und nichts weiter tun kann aber unter Umständen zur Aufhebung des Pfändungsschutzes führen.


    Pfändung der Riester-Rente
    Pfändbarkeit der Riester-Rente: Was bei einer Privatinsolvenz oder Pfändung passiert und wie der Schutz geregelt ist.
    www.transparent-beraten.de