ETF-Kaufpreise

  • Guten Abend,

    ich habe mal eine Verständnisfrage, über die Suche bin ich leider nicht fündig geworden.

    Ein ETF mit einem niedrigen Kaufpreis ist immer dem ETF mit einem hohen Kaufpreis vorzuziehen (in der Annahme das alle anderen Parameter stimmig sind) da ich mehr Anteile in meinen Besitz überführen kann.

    Ist dem so oder spielt das nur eine untergeordnete Rolle und eher der Wert ist das Ausschlaggebende?

    Danke.

  • Das spielt meines Erachtens keinerlei Rolle. Die Anbieter wollen natürlich den Preis pro Anteil so gering wie möglich erscheinen lassen. Je niedriger, umso geringer erscheint der Preis für den Kunden. Das ist auch der Grund, dass manchen Aktiengesellschaften ihre Aktien ab einem gewissen Aktienwert splitten. Sie wollen den Aktienpreis "optisch" geringer aussehen lassen um die Attraktivität hoch zu halten. Dass man vorher für die 100 Euro 5 Aktien bekommen hat, oder jetzt 20 macht keinen Unterschied. Du hast trotzdem die selben Anteile des Unternehmens erworben. Es gibt im Gegenzug auch Unternehmen oder Fonds, die bewusst nicht ihre Aktien splitten.... somit erscheinen sie im Laufe der Zeit immer teurer und "begehrenswerter"....sie schließen damit auch Kunden aus, die sich einen Anteil nicht leisten können/wollen, um die Exklusivität zu bewahren.... ist alles ein wenig Zahlenpsychologie was da eine Rolle spielt. Am Ende des Tagen macht es keinen Unterschied.

  • Danke euch! Dann weiß ich da jetzt Bescheid das es keine Rolle spielt wie niedrig oder hoch der Kaufpreis ist.


    Ich muss mir das mal dennoch genauer aufschreiben und mal bildlich veranschaulichen da ich das noch nicht zu 100% verstanden habe. Denn wenn ich 100,-€ in einen ETF zu je 5,-€ Kaufpreis investiere oder in einen ETF der 10,-€ je ETF kostet, bekomme ich bei den 5,-€ mehr ganze Anteile von dem ETF. Da würde ich meinen hier besser zu fahren da ich hier mehr ganze Anteile habe. Aber ich schreib mir das mal bildlich auf :)

  • Hier auch noch schnell meine Erklärung zu der Frage.

    Diese kann man am Beispiel einer Aktie besser erklären.

    Einfaches Beispiel.

    Wenn eine Firma neu an die Börse gehen würde, und einen Wert von 10 Millionen hat und 1 Million Aktien druckt, dann ist jede Aktie rechnerisch 10 Euro wert.

    1 Mio. Aktien × 10 Euro gibt 10 Millionen.

    Gibt die Firma jedoch statt 1 Million Aktien

    2 Mio Aktien aus - also die doppelte Stückzahlen - , dann ist der Wert dieser Aktien statt 10 Euro eben nur 5 Euro.

    Mach die Firma in Zukunft mehr Umsatz und Gewinn und der Unternehmenswert steigt zum Beispiel von 10 Mio Euro auf 20 Mio.. dann sind eben alle Aktien auch das Doppelte wert.

    In den USA werden Aktien die im Laufe der Jahre aufgrund von Wertsteigerungen zu teuer geworden sind, oft gesplittet.

    D.h. das Unternehmen verdoppelt die Zahl der Aktien.

    Jeder Anleger bekommt dieselbe Menge, die er schon hat kostenlos dazu.

    Er hat dann diese doppelte Menge an Aktien in seinem Depot.

    Dafür sinkt logischerweise der Kurs um die Hälfte.

    Der Grund für eine solch rechnerisch unsinnige Aktion ist nur der, dass an der Börse viele Anleger gerne Aktien kaufen mit einem niederem Kurs als mit hohem Kurs.

    Obwohl es nützlich egal ist, gibt es diese Erfahrung.

    Die teuerste Aktie der Welt, die nie gesplittet worden ist, ist meines Wissens die von

    „Berkshire Hathaway „

    1 Aktie hat zuletzt rund 80.000 € gekostet hat,

    Selbst bei dieser Aktie ändert sich nichts,

    10% Wertzuwachs beispielsweise bleiben

    10%.

    Entscheidend ist nicht nur der Kurs der Aktie, sondern die Stückzahl, die man im Depot besitzt.

    Viele Grüße, McProfit

  • Bei einem Thesaurierer ist es völlig egal, wieviel 1 Anteil kostet, solange beide die gleiche Wertentwicklung haben (was bei dem gleichen Index der Fall sein sollte. Hier die beiden Varianten im Vergleich:

    Variante 1
    Variante 2
    aktueller Kurs
    5,- Euro10,- Euro
    gekaufte Anteile20 Stück
    10 Stück
    Gesamtwert
    100,- Euro
    100,- Euro
    neuer Kurs (10% Zuwachs)
    5,50 Euro
    11,- Euro
    neuer Gesamtwert
    110,- Euro
    110,- Euro


    Interessant wird es erst, wenn du ausschüttende ETF hast, welche unterschiedliche Ausschüttungsquoten verwenden (bei ansonsten gleicher Kursentwicklung):

    Variante 1
    Variante 2
    aktueller Kurs
    5,- Euro10,- Euro
    gekaufte Anteile20 Stück
    10 Stück
    Gesamtwert
    100,- Euro
    100,- Euro
    neuer Kurs vor Ausschüttung (10% Zuwachs)
    5,50 Euro
    11,- Euro
    Ausschüttungsquote
    2%
    3%
    Dividende pro Anteil0,11 Euro0,33 Euro
    neuer Kurs nach Ausschüttung5,39 Euro
    10,67 Euro
    neuer Gesamtwert107,80 Euro106,70 Euro
    Dividende gesamt
    2,20 Euro
    3,30 Euro


    Unterm Strich ist die Rendite nach einem Jahr identisch, allerdings wird die Gesamtrendite bei Variante 2 auf Dauer schlechter werden, da der Zinseszins-Effekt geringer ausfällt. Das hängt aber eben nicht an den unterschiedlichen Einstiegspreisen, sondern ausschließlich an der Ausschüttungsquote. Bei gleichen Ausschüttungsquoten sind die Gesamtwerte wieder identisch.


    Nachtrag: Durch die grafische Aufbereitung waren die anderen schneller ;)

    Aber vielleicht hilft dir gerade diese Aufstellung trotzdem.

  • Danke euch, soweit klar bei den „ganzen“ Anteilen aber wenn ich beispielsweise nur Bruchstücke habe bzw. der ETF oder die Aktie 1000,-€ kostet, mein Sparplan 100,-€ sind, brauche ich 10 Monate bis ich einen Anteil im Depot von der Position habe. 10% bekomme ich dann „nur“ auf die anteiligen 1000,-€ Bruchstücke. Dann wären so gedacht die niedrigen Kaufpreise „besser“ da man schneller ganze Anteile hat auf die man voll verzinst wird!? Oder habe ich hier grad einen Denkfehler?

  • Was man beliebig nach oben skalieren kann (1 Anteil, 10 Anteile, 100 Anteile usw.), kannst du auch in die andere Richtung machen (0,75 Anteile, 0,5 Anteile, 0,25 Anteile, 0,1 Anteile usw.). Die Rechnung ist am Ende immer gleich, weil der prozentuale Zuwachs identisch ist. Nur der absolute Zuwachs ist natürlich pro Anteil geringer, wenn der Kurs niedrig ist (dafür hast du ja auch mehr Anteile bekommen). Das ist aber so eine komische Angewohnheit, dass viele lieber auf absolute Zahlen gucken und sich nicht mit Prozentrechnung beschäftigen wollen. Leider ist Mathe nach wie vor das unbeliebsteste Schulfach in Deutschland und überall bekommt man immer nur gesagt "Mathe hab ich auch nie verstanden". Dabei ist Mathe streng logisch und hat klare Regeln, die einfach nur eingehalten werden müssen.


    Oder anders gesagt:

    Viele Leute würden vermutlich (leider) auf das Angebot "Wenn du mir jetzt 100 Euro gibst, bekommst du in einem Jahr 105 Euro zurück" eingehen, als auf das Angebot "Wenn du mir jetzt 10 Euro gibst, bekommst du in einem Jahr 11 Euro zurück". Einfach weil man im ersten Fall ja 5 Euro bekommt, im zweiten nur 1 Euro.

  • Einen kleinen Vorteil hat der niedrigere Kurs: Man kann besser stückeln.

    Das ist aber tendenziell eher ein Problem einzelner Aktien, als von ETF (kenne eigentlich keinen ETF mit einem Kurs deutlich über 100 Euro).

    Habe zum Beispiel vor einiger Zeit die Blackrock Aktie gekauft (keine Anlageempfehlung!). Wollte für 2500 Euro kaufen, der Kurs war bei rund 700 Euro. Dadurch musste ich entscheiden, ob ich 3 Stück für 2100 Euro kaufe, oder 4 für 2800 Euro.

    Bei niedrigerem Aktienkurs kommt man deutlich näher an seinen Wunschbetrag ran.

  • Interessant wird es erst, wenn du ausschüttende ETF hast, welche unterschiedliche Ausschüttungsquoten verwenden (bei ansonsten gleicher Kursentwicklung):

    UND wenn man die Dividenden nicht wieder reinvestiert.

    Ansonsten (also Dividende reivestiert) kommt unterm Strich nämlich doch wieder das gleiche raus.

  • UND wenn man die Dividenden nicht wieder reinvestiert.

    Ansonsten (also Dividende reivestiert) kommt unterm Strich nämlich doch wieder das gleiche raus.

    Das stimmt, die Einschränkung hatte ich nicht gemacht. Aber wenn jemand einen Ausschütter kauft, dann gehe ich erstmal davon aus, dass die Dividenden auch entnommen werden sollen, da die Reinvestition meisten mit zusätzlichen Kosten verbunden ist.

  • eher der Wert ist das Ausschlaggebende?

    Die Wertentwicklung ist das Entscheidende. Das ist ein relativer Wert, der normalerweise in Prozent angegeben wird.


    Wenn du also für 2€ zwei ETF-Anteile für je 1 € kaufst oder einen ETF-Anteil für 2 €, dann ist es bei einer Wertentwicklung von +100 % so, dass du im ersten Fall zwei Anteile im Wert von je 2 € hast, also 4 €, im zweiten Fall hast du einen Anteil im Wert von 4 €.


    Kommt also auf dasselbe raus.


    ABER

    Man kann (nach allem, was ich weiß) nicht bei allen Brokern auch Bruchteile von ETF-Anteilen kaufen. Falls das der Fall ist, dann kann es sein, dass du deine Sparrate nicht vollständig ausnutzen kannst.



    Beispiel: Wenn du 500€ monatlich investierst, ein ETF-Anteil aber 251 € kosten sollte, dann könntest du dafür nur einen Anteil kaufen, falls er 6 € kostet, dann könntest du 83 Anteile kaufen für insgesamt 498 €.




    edit: Oh weh, ich hätte nochmal reinschauen sollen vor dem Absenden, hier kamen ja bereits richtig viele Beiträge rein…

  • ABER

    Man kann (nach allem, was ich weiß) nicht bei allen Brokern auch Bruchteile von ETF-Anteilen kaufen. Falls das der Fall ist, dann kann es sein, dass du deine Sparrate nicht vollständig ausnutzen kannst.

    Beispiel: Wenn du 500€ monatlich investierst, ein ETF-Anteil aber 251 € kosten sollte, dann könntest du dafür nur einen Anteil kaufen, falls er 6 € kostet, dann könntest du 83 Anteile kaufen für insgesamt 498 €.

    Du wirftst hier leider Käufe (Einzelorder) und Sparplanausführungen durcheinander.

    Bei Käufen ist es tatsächlich so, dass man eher selten auch Bruchstücke bekommt.

    Aber bei Sparplänen besteht das Problem i.d.R. nicht.

  • Ah, perfekt, dann hatte ich da tatsächlich ein Missverständnis. Habe es mittlerweile auch recherchiert. Dann gibt es aber trotzdem einen guten Grund dafür, dass manche Unternehmen splitten.