Vorab und zum Verständnis: Für meinen Teil halte ich keinen Cent in Bitcoins - bin ein Fan der Lindy-Regel: Sprich die Chance das etwas auch in Zukunft funktioniert ist desto größer, umso länger das vorher schon funktioniert hat. Da gefällt mir als "Versicherung" gegen das staatliche - und nach Belieben manipulierbare und im Wert verwässerbare - Zettelgeld (Fiat-Money-System) oder mehr als gewagte Währungsexperimente (Beispiel: Europäische Einheitswährung) das Instrument Gold deutlich besser. Da Gold eine Historie von mehreren Jahrtausenden hat gegen eine Geschichte des Bitcoins von nur ca. 15 Jahren ...
Was mir auch nicht gefällt ist die sektenhaftigkeit der Bitcoinanhänger, das wirkt auf mich sehr irrational.
Von irrational würde ich da eher nicht sprechen. Es dürfte nämlich kein Zufall sein, daß die Idee Bitcoin nach der Finanzkrise (2008) und der Eurokrise (ab 2010) das Licht der Welt erblickte und einen erheblichen Aufstieg erlebte. Als ich mich das erste Mal damit kurz beschäftigte hatten sich die Kurse schon zwei oder drei Mal verzehnfacht (irgendwas um 1 oder 10 oder max. 100 $). Wo steht der Kurs heute ? Um die 63.000 $ ... ?
Der Wunsch nach einem nicht von Staaten und staatlichen Notenbanken beliebig manipulierbaren - u. a. auch durch Erhöhung der Geldmenge aus dem Nix vermehrbaren und damit verwässerbaren - dezentralen und von Staaten und staatlichen Notenbanken unabhängigen "Geld" scheint mir sehr nachvollziehbar. Und hat ganz erheblichen Charme. Diese wichtige Geldfunktion (Wertaufbewahrungsmittel sprich Schatzcharakter des Geldes) erfüllt der Euro beispielsweise seit 2009/2010 schon nicht mehr (negativer Realzins, Finanzielle Repression). Stattdessen muße der Euro sogar in seiner Existenz "gerettet" werden (2012; Mario Draghi "Whatever it takes" also "koste es, was es wolle) ...
Ein schon nur oberflächlicher Blick in die Währungsgeschichte zeigt, daß das Vertrauen der Menschen in die Staaten und staatlichen Notenbanken für stabiles und werthaltiges Geld zu sorgen immer und immer wieder enttäuscht wurde. Von den über 220 Staatspleiten allein seit dem Jahr 1800 ganz zu schweigen. Was liegt da näher als sich bzw. seine Ersparnisse gegen ein solche enteignende, inflationistische (Geld)Politik zu schützen zu versuchen ?!
Aber das kann auch täuschen.
Das halte ich daher auch für (gut) möglich.
Das Problem sehe ich eher darin, daß das staatliche Zettelgeld so schlecht geworden ist, daß man staatlicherseits eine solche Konkurrenz kaum dulden kann. Selbst gegen das traditionelle Gold (eine Art "Urgeld") hat der Euro in seiner - für eine Währung extrem kurzen - Geschichte um den unglaublichen Faktor 7 oder 8 devaluiert ... Insoweit hat Gold private Eigentumsrechte gegen die Staaten der Eurozone aber insbesondere auch die Geldpolitik der EZB sehr gut geschützt. Bis jetzt jedenfalls.
Größte Kritik für mich: Er hat keinen Nutzen.
Welchen "Nutzen" hat ein Kunstwerk, eine seltenes Bild, ein Oldtimer (im Prinzip Altmetall) usw. ? Trotzdem eignen sich solche Tangible Assets zur Wertaufbewahrung (teilweise sogar perfekt) - weil sie wie Boote in der Geldflutung der Notenbank mit dieser Flut (im Preis) aufsteigen. Eine ausreichend große Gruppe muß sich nur einig sein, daß ein solcher Wert existiert. Das reicht schon völlig aus.
Nur am Rande: Wo soll der intrinsische Wert eines 100 Euro-Schein liegen, der in der Herstellung wenige Cent kostet ? Wenn er denn überhaupt als Bargeld existiert - 90% unseres Gelds dürfte nur noch als Giralgeld auf irgendwelchen Rechnern existieren.
Nur am Rande
In dem Sinne überlege ich nur dann etwas Geld reinzustecken, wenn er wieder abstürzt.
und nur aus Interesse: Wann wäre der Bitcoin denn genug "abgestürzt", damit Du einsteigst ? Und nach welchen Kriterien ermittelst Du diesen Zeitpunkt ?
Nur meine persönliche Meinung basierend auf langjährigen Erfahrungen.
Dir weiter gute Gedanken und ebensolche Finanzentscheidungen !