Depot nach Gewinn umschichten?

  • Hallo Gemeinde, ich bin gelegentlich für Tante und Onkel beratend tätig.

    Es stellt sich folgende Frage,

    die beiden haben 2020 ein Depot eröffnet und 100Tsd in einen Welt ETF investiert. Inzwischen hat dieser ETF angeblich 80% Gewinn gemacht. Die beiden sind sich unschlüssig was mit dem Depot passieren soll. Einen Teil des ETF verkaufen, in einen Geldmarktfond umwandeln? Diesen ETF so belassen? Risiko eingehen dass der Gewinn durch fallenden Kurs wieder weniger wird?

    Zur Situation meiner Verwandten,

    beide haben nur noch wenige Jahre bis zur Rente, sie haben im Jahr 2020, ca. 50% ihres Barvermögens als ETF angelegt, und die anderen 50% als Sicherheitsbaustein/Festgeld belassen. Beide haben noch eine weitere Rücklage für Unvorhergesehenes, sowie ausreichend Rentenansprüche um das Leben in Zukunft zu finanzieren, Urlaub, Auto, Reparaturen. Mietfreie abbezahlte Immobilie.

    Dieses Depot mit dem ETF sowie das Bar/ Festgeld soll einmal

    ( in schätzungsweise 15 -20 Jahren ) die Tochter bekommen.

    LG

  • svenja147

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Dieses Depot mit dem ETF sowie das Bar/ Festgeld soll einmal

    ( in schätzungsweise 15 -20 Jahren ) die Tochter bekommen.

    LG

    Ich würde das Geld im ETF einfach liegen lassen.

    Auf 15-20 Jahre dürfte das Verlustrisiko gegen Null gehen, die Gewinnchance dagegen deutlich höher liegen.

    Die Tochter wird sich irgendwann mal freuen können!

  • Um von 180 wieder auf 100 zu kommen, müsste ein Rückgang um 55% erfolgen und man wäre noch immer nicht im Minus, zumindest vor Inflation.


    Notwendig wäre es nicht Gewinne mitzunehmen, machen kann man es dennoch, wenn man die bisherigen Gewinne wichtiger findet als die eventuell in der Zukunft auftretenden.

  • Hallo RzwoDzwo

    Ich gehöre hier im Forum mit Ü75 zu den Senioren und kann gut mifühlen.

    Es ist genau so wie es gerade monstermania beschrieben hat.

    Wenn man das Vermögen auf seine alten Tage ohnehin nicht mehr braucht ,

    sondern es eher mal den Erben zur Verfügung steht,

    ist es das Einfachste es einfach laufen zu lassen.

    Man hat ja immer noch etwas Freude an den zusätzlichen Dividendeneinnahmen.

    Sollte man jedoch das Geld oder einen Teil in absehbarer Zeit brauchen, dann sollte man, auch wenn es schwer fällt, rechtzeitig einen Teil verkaufen (Achtung Steuer!!) und in einen Geldmarktfonds umschichten.

    Dort bekommt man sozusagen täglich seine Zinsen gutegeschrieben und kann jederzeit mit einem Klick kaufen und verkaufen.

    Die Rendite liegt bei 3 - 4 % im Jahr.

    Man darf sich nur nicht ärgern wenn dann z.B. die verkauften Wertpapiere oft in 1 Woche so viel weiter steigen wie der gesamte JAHRES-Zins des Geldmarktfonds.

    Letzlich ist es eine psychologische Frage.

    Selbst Menschen die in guten Zeiten sagen, dass sie auch einen größeren Kursrückgang aushalten werden, geraten dann dennoch in Panik, wenn es mal länger nach unten geht.

    Meist sind dann die Zeitungsmeldungen auch noch katastrophal und alle Menschen im Umfeld haben es dann "schon immer gewußt" dass Aktien ein Teufelszeug sind.

    Viel Erfolg wünscht Dir McProfit

  • ich bin gelegentlich für Tante und Onkel beratend tätig.

    Aus eigener Erfahrung: Sei damit sehr zurückhaltend, speziell in der Familie. Dabei kannst Du nur verlieren.

    Die beiden haben 2020 ein Depot eröffnet und 100Tsd in einen Welt ETF investiert. Inzwischen hat dieser ETF angeblich 80% Gewinn gemacht.

    Eine vernünftige Beratung braucht Information, sprich: Es müssen Zahlen auf den Tisch. Eventuelle Gewinne ledigliche zu vermuten ist keine angemessene Basis.

    Die beiden sind sich unschlüssig, was mit dem Depot passieren soll. Einen Teil des ETF verkaufen, in einen Geldmarktfond umwandeln? Diesen ETF so belassen? Risiko eingehen, dass der Gewinn durch fallenden Kurs wieder weniger wird?

    Diese Entscheidung muß jeder Anleger für sich selber treffen. Wenn Du Dich festlegst und irgendetwas konkret rätst, hast Du keinen Dank zu erwarten, wenn die Rechnung aufgeht. Sollte die Rechnung aber nicht aufgehen, kannst Du davon ausgehen, daß man Dir das bei jedem zukünftigen Familientreffen auf die Nase binden wird.

    Beide haben nur noch wenige Jahre bis zur Rente, sie haben im Jahr 2020, ca. 50% ihres Barvermögens als ETF angelegt, und die anderen 50% als Sicherheitsbaustein/Festgeld belassen.

    Vermutlich sind sie diesen Schritt erstmals gegangen nach vermutlich einer langen Karriere als Sparer von "Sicherheitsbausteinen". Sie schätzen nun den Kurszuwachs als einmaligen Zufall ein und haben nicht verinnerlicht, daß im Durchschnitt die Börse besser laufen muß als Zinspapiere. Also wollen sie nun unbedingt ihre Gewinne mitnehmen, damit sie ihnen keiner mehr wegnimmt. "Zittrige Hände" hat André Kostolany das genannt.

    Beide haben noch eine weitere Rücklage für Unvorhergesehenes, sowie ausreichend Rentenansprüche um das Leben in Zukunft zu finanzieren, Urlaub, Auto, Reparaturen. Mietfreie abbezahlte Immobilie.

    Dieses Depot mit dem ETF sowie das Bar/ Festgeld soll einmal

    ( in schätzungsweise 15 -20 Jahren ) die Tochter bekommen.

    Ich würde mich in solcher Situation nicht konkret äußern. Geldanlage ist die Verantwortung des Geldanlegers selber.


    Bei Licht besehen sind Deine Verwandten nur mit einem minimalen Anteil ihres Vermögens an der Börse engagiert, was offensichtlich werden würde, wenn mal eine Vermögensbilanz aufgestellt werden würde (Was ich im übrigen gerade bei heraufziehendem Ruhestand für eine sehr gute Idee halte - Rentenansprüche nicht vergessen!).


    Eine Börsenanlage braucht eine gewisse Risikotoleranz, die bei vielen Leuten (vermutlich auch bei Deinen Verwandten) nicht gegeben ist. An der Börse gibt es Sonnen- und Regentage. Wenn man sich dazu entschlossen hat, Geld an der Börse anzulegen, mag man gern die Sonnentage mitnehmen, muß aber die Regentage aushalten. Nur dann nämlich kann man davon profitieren, daß nach Regen Sonnenschein folgt. Wer bei sinkenden Kursen die Panik bekommen und verkauft hat, realisiert den Verlust und profitiert vom folgenden Gewinn nicht mehr.


    Wie ich selbst mein Geld anlege und warum, das weiß ich.


    Wie Du als angefragter Berater Dein eigenes Geld anlegst, ahne ich nicht, kann somit nicht einschätzen, wes Geistes Du diesbezüglich bist.


    Von Deinen Verwandten höre ich nur das, was Du über sie berichtest.


    Keine Basis für eine tragfähige Antwort.

  • Zunächst möchte ich mich ganz herzlich für die Ratschläge bedanken!

    Dieses Forum ist wirklich eine Bereicherung!

    Ich sehe mich keinesfalls als professionellen Berater :-), es ist nur so, dass man sich gelegentlich bei einem Stück Kuchen das Herz ausschüttet und sich austauscht, seine Sorgen und Überlegungen teilt. Keinesfalls werde ich eine feste Empfehlung zur Geldanlage abgeben. Bei nächster Gelegenheit werde ich die beiden auf das Forum verweisen, damit sie die Beiträge selbst lesen und somit eine Entscheidung treffen können.

    Gerne bin ich noch für weitere Beiträge und Meinungen offen.


    Liebe Grüße

    R.

  • Ich sehe mich keinesfalls als professionellen Berater :-), es ist nur so, dass man sich gelegentlich bei einem Stück Kuchen das Herz ausschüttet und sich austauscht, seine Sorgen und Überlegungen teilt. Keinesfalls werde ich eine feste Empfehlung zur Geldanlage abgeben.

    Wer mit der Geldanlage anfängt, fühlt sich unsicher.


    Wer mit dem Schwimmen anfängt, fühlt sich unsicher.

    Man kann stundenlang auf dem Trockenen Schwimmbewegungen üben, im Wasser ist es aber anders. Und wer nie ins Wasser geht, wird niemals schwimmen lernen.


    Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie mich jemand aus meiner Familie im Rahmen eines langen Strandspaziergangs letztlich dazu bewegt hat, mein Geld an der Börse anzulegen. Ich habe es nicht bereut. Es war aber meine Entscheidung, wohlgemerkt, und nicht die seine.


    Er hat mir auch in der Folge so manchen Rat gegeben, oder besser gesagt: seine Einschätzung geäußert. Es war immer eindeutig klar, und er hat das immer wieder betont: Tips gibt es nicht. Er sagte mir, was er dazu denkt, was ich daraus mache (und ob ich überhaupt etwas daraus mache), ist allein meine Sache.


    Ich habe das sinngemäß genauso gehandhabt, wenn nun mich einer um Rat gefragt hat, und ich handhabe das hier im Forum so. Viele Leute fragen hier. So mancher möchte, daß man ihm eine Entscheidung abnimmt. Es ist zwar in vielen Fällen hilfreich, die Meinung anderer Leute zu seinem aktuellen Problem zu hören, aber es muß immer klar sein, daß der Frager die Entscheidung für sich und sein Geld selber trifft und auch allein dafür verantwortlich ist.

  • Eine vernünftige Beratung braucht Information, sprich: Es müssen Zahlen auf den Tisch. Eventuelle Gewinne ledigliche zu vermuten ist keine angemessene Basis.



    MSCI World im April/Mai 2020 gekauft und er steht heute bei über 80 % Kursgewinn. Wenn man im März 2020 den richtigen Zeitpunkt erwischt hat, ist man heute bei knapp 100 % Kursgewinn.

  • Das schon, aber das ist nur ein Punkt. Eine Finanzplanung muß ganzheitlich sein. Dazu gehört mehr als der Gewinnanteil eines einzelnen ETFs. Ein sehr viel wesentlicherer Punkt ist etwa die Risikotoleranz aller Beteiligten.


    Wenn einer ehrlich interessiert ist, kann man dem sicherlich einiges erzählen. Wir hier unterhalten uns ja auch über Geld. Jeder aufmerksame Leser dürfte aus diesem Forum schon etwas mitgenommen haben, was er vorher noch nicht wußte. Ich beispielsweise bin vom Tagesgeld weggekommen und stecke den entsprechenden Teil meines Vermögens in einen Geldmarktfonds.


    Aber ich trage eben selbst die Verantwortung für meine Verfügungen. Das ist in einem anonymen Forum ja auch logisch. Wen wollte ich hier denn an der Nase packen? "Du hast mir einen schlechten Rat gegeben! Deinetwegen habe ich Geld verloren!"


    Das ist in einem familiären Umfeld anders. Da bekommt man sehr schnell aufs Butterbrot gestrichen, wenn man jemandem zu einer bestimmten Geldverfügung geraten hat und die Aktion danebengegangen ist. Also ist hier meines Erachtens Zurückhaltung angesagt.