Sparerpauschbetrag mit 1-ETF ausgeschöpft - Welche Strategie jetzt verfolgen?

  • Hallo zusammen,

    ich habe gerade ziemlich genau 65.000€ in meinem "Vanguard FTSE All-World UCITS ETF Distributing". Ich bespare seit 2020 nur diese 1-Fonds-Lösung und habe sonst nur ein Tagesgeldkonto und Girokonto.

    Meine Ausschüttungen schöpfen dementsprechend ab jetzt meinen Sparerpauschbetrag über 1000€ aus. Wie gehe ich nun am besten vor?

    1. Den gleichen Fonds bis 2030 weiter besparen um diese Strategie von Finanztip zu verfolgen?

    2. Den Ausschütter ab jetzt liegen lassen und einen thesaurierenden Fonds für die nächsten 10 Jahre besparen?

    Danke! :)

  • Meine Ausschüttungen schöpfen dementsprechend ab jetzt meinen Sparerpauschbetrag über 1000€ aus. Wie gehe ich nun am besten vor?

    Bei mir ist es 100% identisch.

    Ich investiere weiterhin in A1JX52.

    Ich habe mich dagegen entschieden auf dem Thesaurierer zu wechseln.

    Es freut mich jede Quartal Ausschüttung zu erhalten und ich zahle gerne die Steuer.

    Steuerlich ist es vllt. nicht die beste Entscheidung aber psychologisch ist es die beste Entscheidung für mich.

  • Brauchst du denn Ausschüttungen für denen täglichen Bedarf?

    Vllt sind immer weiter steigende Beträge der Ausschüttungen für dich auch besonders motivierend, deinen finanziellen Erfolg zu sehen.

    Ich persönlich bin beim gleichen (ausschüttenden) ETF geblieben.

    Und den Aufwand mit 3x10-Strategie gebe ich mir nicht: Ich spare alles weiter auf die gleichen Position. Mit einem Ausschütter hat man (später) dann schon einen beträchtlichen Cashflow und muss weniger verkaufen. Die Steuereinsparung der 3x10 wäre geringer. Und wenn man doch maximale Steueroptimierung möchte, kann man dann im.mer noch Teilüberträge machen, um die teuerst-eingekauften Teile zuerst zu verkaufen.

  • Ich würde auf einen Thesaurierer umsteigen.

    Du bekommst ja weiterhin die Auszahlungen aus deinem ersten Fond, was dir das gute Gefühl weiter behält.

    Beim Thesaurierer musst du deutlich weniger Steuern jetzt vorab bezahlen und die Ausschüttungen werden immer automatisch direkt wieder angelegt, was den Zineszins-Effeckt deutlich anhebt und verbessert.

    Ich weiß jetzt nicht, wie du beim Ausschüttenden vorgehst (also ob du die Ausschüttungen wieder anlegst, oder verkonsumierst), aber egal was du damit machst, bleibt dir dies erhalten. Wenn du die Ausschüttungen sowieso wieder anlegst, dann ist ein Thesaurierer da auf jeden Fall einfacher.

  • Steuerlich ist es vllt. nicht die beste Entscheidung

    Stand heute nicht. Aber wer weiß, wie sich bis in 30 Jahren die Steuergesetze ändern. Wenn man irgendwann mal in der Entnahmephase sämtliche Kapitalerträge mit dem persönlichen Steuersatz versteuern muss, freut man sich vielleicht über alles, was man schon mit "günstigen" 25% versteuert hat.

    Ich habe auch mit einem Ausschütter angefangen, inzwischen reiße ich natürlich den Freibetrag. Bisher habe ich auch nicht auf einen Thesaurierer gewechselt. Inzwischen sind die Unterschiede zwischen Ausschütter und Thesaurierer dank Basiszins und Vorabpauschale ohnehin nicht so wahnsinnig groß. Und mehr Aufwand ist der Ausschütter auch nicht (dank automatischer Wiederanlage der Ausschüttungen bei der ING).

    Mittel- bis langfristig wechsle ich vielleicht auf einen Thesaurierer und bei der Gelegenheit gleich auf einen noch etwas marktbreiteren ETF mit falls möglich noch etwas niedrigerer TER (bisher ganz klassisch nur MSCI World, TER aber immerhin nur 0,15%). Ich habe aber auch erst Ende 2021 angefangen.

  • Die beiden Fraktionen haben hier schon häufig ihre Standpunkte vertreten und es ist denen von gegenüber noch nicht gelungen die anderen zu überzeugen. Sicherlich spielt bei allen Überlegungen auch noch der Rest der Anlagen eine Rolle. Wenn der Sicherheitsbaustein mit TG/FG oder anderen Anlagen, den Großteil des Freibetrages auffrisst, macht es sicherlich mit dem Thesaurierer mehr Sinn. Wenn dann der größte Teil der Ausschüttung versteuert wird, verliert man durch den Zinseszins im Laufe der Jahre ein beträchtliches Sümmchen. Wie es in einigen Jahren steuerlich aussieht wissen wir dann. Daher würde ich das nicht in die Überlegungen einbeziehen, zumal es auch ins Gegenteil gehen kann. Thema Altersvorsorge-Plan. Wenn ich aber bei jeder Ausschüttung feuchte Augen bekomme, spielen diese Überlegungen keine Rolle, womit wir wieder bei der Psyche wären.

  • Ich habe gerade ziemlich genau 65.000€ in meinem "Vanguard FTSE All-World UCITS ETF Distributing". Ich bespare seit 2020 nur diese 1-Fonds-Lösung und habe sonst nur ein Tagesgeldkonto und Girokonto.

    Meine Ausschüttungen schöpfen dementsprechend ab jetzt meinen Sparerpauschbetrag über 1000€ aus. Wie gehe ich nun am besten vor?

    Um Himmels Willen! Wenn der Fonds weiter steigt, mußt Du jetzt ja Steuern zahlen! Das mußt Du unbedingt vermeiden! Ich würde an Deiner Stelle so viel Anteile verkaufen, daß sichergestellt ist, daß Du keinesfalls Steuern zahlen mußt. Den Erlös steckst Du unter die Matratze oder legst ihn auf ein Sparbuch. Deine lokale Sparkasse hat sicher ein hinreichend schlecht verzinstes Angebot. Oder Du schließt einen Bausparvertrag ab (der Finanzprodukteverkäufer freut sich riesig!), aber bitte einen mit einem Guthabenzins von höchstens 0,01%, damit keinesfalls Steuern anfallen.


    Was mich anlangt: Ich bin kein leidenschaftlicher Steuerzahler, sicherlich nicht.

    Aber für mich darf es möglichst viel Ertrag sein, wenn ich wählen darf. Von vier Euro Ertrag gebe ich einen dem Finanzamt, ohne groß Tränen darüber zu vergießen und freue mich über die drei Euro, die mir noch bleiben.

    Steuern finanzieren unser Gemeinwesen. Sie mögen ein Übel sein, aber halt ein notwendiges. Unser Land wäre sicherlich deutlich unangenehmer, wenn es keine Steuern gäbe und nicht all die Dinge, die davon bezahlt werden.

  • Ich habe auch mit einem Ausschütter angefangen, inzwischen reiße ich natürlich den Freibetrag. Bisher habe ich auch nicht auf einen Thesaurierer gewechselt. Inzwischen sind die Unterschiede zwischen Ausschütter und Thesaurierer dank Basiszins und Vorabpauschale ohnehin nicht so wahnsinnig groß. Und mehr Aufwand ist der Ausschütter auch nicht (dank automatischer Wiederanlage der Ausschüttungen bei der ING).

    Ich genieße durchaus die wohlige Wirkung von Dividendenausschüttungen: Einmal im Quartal, einigermaßen stetig steigend. Bei ETF-Ausschüttungen kommt dieses Gefühl aber nicht auf, weil alle Vierteljahre ein anderer Betrag gutgeschrieben wird. Und wenn man ihn nicht braucht? Die ING übernimmt (meines Wissens als einzige Depotbank) unproblematisch die Wiederanlage - aber was hat man dann von der Ausschüttung? Man könnte auch einen Thesaurierer nehmen.

    Die Unterschiede zwischen dem Thesaurierer und dem Ausschütter sind nicht groß, ich finde den Thesaurierer letztlich praktischer.

    Und was die Steuer anlangt: Wer viel Steuer zahlt, hat auch viel Rendite.

  • Hallo,

    Danke für eure Antworten!

    Brauchst du denn Ausschüttungen für denen täglichen Bedarf?


    Vllt sind immer weiter steigende Beträge der Ausschüttungen für dich auch besonders motivierend, deinen finanziellen Erfolg zu sehen.

    Nein, der Blick in mein Depot ist motivierender. Auch benötige ich die Ausschüttungen nicht. Ich habe lediglich 2020 auf einen Ausschütter gesetzt, um den Freibetrag ausnutzen zu können.

    Mit einem Ausschütter hat man (später) dann schon einen beträchtlichen Cashflow und muss weniger verkaufen. Die Steuereinsparung der 3x10 wäre geringer.

    Das ist ein cooler Gedanke, Danke!

    Ich würde auf einen Thesaurierer umsteigen.

    Du meinst komplett verkaufen?

    Sicherlich spielt bei allen Überlegungen auch noch der Rest der Anlagen eine Rolle. Wenn der Sicherheitsbaustein mit TG/FG oder anderen Anlagen, den Großteil des Freibetrages auffrisst, macht es sicherlich mit dem Thesaurierer mehr Sinn.

    Daran habe ich noch gar nicht gedachte, Danke! Vermutlich, weil meine Liquiditätsreserve auf dem TG gerade mal bei 7-8k liegt und nie höher. Könnte sich zukünftig natürlich ändern.

  • Stand heute nicht. Aber wer weiß, wie sich bis in 30 Jahren die Steuergesetze ändern. Wenn man irgendwann mal in der Entnahmephase sämtliche Kapitalerträge mit dem persönlichen Steuersatz versteuern muss, freut man sich vielleicht über alles, was man schon mit "günstigen" 25% versteuert hat.

    Wobei ich in dem Fall davon ausgehen würde, dass dieses Gesetz nicht von heute auf morgen freifen würde. Man hätte also höchstwahrscheinlich Zeit Gewinne zu realisieren zu 25% Steuer. Wahlweise komplett oder in Höhe der Dividenden der vergangenen 30 Jahre aus deinem Beispiel. Dabei gehe ich davon aus, dass man seinen Sparerpauschbetrag ohnehin immer genutzt hat. Führt aus meiner Sicht auch in so einem Fall zum Mehr an Flexibilität des Thesaurierers. Oder begehe ich hier einen Denkfehler?

    Aber ja, die Diskussion ist alt und lässt sich gut so zusammenfassen wie ichbins es getan hat. Es gibt hier kein richtig oder falsch, es gibt unterschiedliche Vor- und Nachteile. Hier würde ich das Bauchgefühl entscheiden lassen, wenn die Ratio es nicht kann.

    Ich hab mich für einen Thesaurierer entschieden von Anfang an weil für mich (!) einfacher, flexibler und vermutlich (relativ) steuersparender, würde aber glaube ich auch nicht komplett wechseln, hätte ich einen Ausschütter genommen. Vielleicht ist es sinnvoll einfach einen neuen Thesaurierer zu starten und den Ausschütter liegen zu lassen. Wenn es dir psychologisch ohnehin nicht hilft, dann ist das doch naheliegend. So würde ich es machen, denke ich.

    Übrigens um die "Problematik" mit dem aufgebrauchten Sparerpauschbetrag zu umgehen, kannst du was deinen risikoarmen Baustein, also dein Tagesgeld, angeht überlegen einen thesaurierenden Geldmarkt-ETF zu nehmen. Damit kannst du dann auch Steuern stunden.

    Was die Finanztip 3x10-Strategie angeht: daraus kannst du auch eine 4x10 oder 5x8 Strategie machen oder was auch immer. Warum nicht. Geht schließlich nur darum, dass du unterschiedliche Tranchen hast, die du dann flexibel nach FIFO verkaufen kannst. Nach aktueller Lage lässt sich das auch über Depotüberträge optimieren.

    Ich schließe mich darüber hinaus Achim Weiss an: Steuern zahlen mag nicht begeisternd sein, aber es ist notwendig und man muss nicht den letzten Euro versuchen rauszuholen, sondern sich an der (langfristigen) Rendite erfreuen.