Wirtschaftlichkeit Umstellung auf Fernwärme in Mehrfamilienhaus

  • Hallo zusammen!


    Ich bin Eigentümer eines 8-Familienhauses in Stuttgart aus 1960. Aktuell werden zum Heizen Gasetagenheizungen genutzt. Trotz nicht vorhandener Dämmung ist die Heizlast mit 24,5 kW eher gering.


    Nun habe ich die Möglichkeit, auf Fernwärme umzustellen. Alle sagen mir, dass sei in unserem Fall (Altbau Mehrfamilienhaus) ein "Glückfall". Die Kosten werden aber auf beinahe 200 TEUR geschätzt. Förderung bekomme ich wahrscheinlich, aber das sind "nur" ca. 36 TEUR (die förderfähigen Kosten sind ja auf 121 TEUR gedeckelt). Da ich dort nicht wohne, bekomme ich weder den Geschwindigkeitsbonus noch sonstiges. Auch habe ich gelernt, dass ich ja maximal 0,50 EUR/qm auf die Mieter umlegen darf. Das sind in meinem Fall dann nur ca. 3,5 TEUR p.a. an zusätzlicher Mieteinnahme.


    Meine Frage ist daher: Rechnet sich das in meinem Fall überhaupt? Gibt es keine kosteneffizientere Lösung?


    Vielen Dank im Voraus.

  • Ich bin Eigentümer eines 8-Familienhauses in Stuttgart aus 1960. Aktuell werden zum Heizen Gasetagenheizungen genutzt. Trotz nicht vorhandener Dämmung ist die Heizlast mit 24,5 kW eher gering.

    Staun! Das ist wenig.

    Nun habe ich die Möglichkeit, auf Fernwärme umzustellen. Alle sagen mir, dass sei in unserem Fall (Altbau Mehrfamilienhaus) ein "Glücksfall".

    Wer sind denn diese "allen"?

    Die Kosten werden aber auf beinahe 200 TEUR geschätzt. Förderung bekomme ich wahrscheinlich, aber das sind "nur" ca. 36 TEUR (die förderfähigen Kosten sind ja auf 121 TEUR gedeckelt). Da ich dort nicht wohne, bekomme ich weder den Geschwindigkeitsbonus noch sonstiges. Auch habe ich gelernt, dass ich ja maximal 0,50 EUR/qm auf die Mieter umlegen darf. Das sind in meinem Fall dann nur ca. 3,5 TEUR p.a. an zusätzlicher Mieteinnahme.

    Rechnet sich das in meinem Fall überhaupt? Gibt es keine kosteneffizientere Lösung?

    Was sagt denn Haus und Grund dazu? Welche Auskunft erwartest Du in einem Forum von Kleinanlegern zu dieser Frage?


    Fernwärme ist von den Verbrauchspreisen her eine relativ teure Wärmeversorgung. Sie wird regelmäßig schöngerechnet damit, daß es heißt, man spare sich lokal den Heizkessel (was stimmt). Wenn der Heizkessel aber schon an der Wand hängt, ist er bezahlt, und der Kunde sieht nur den höheren Preis pro kWh Wärme.


    200 T€ Umstellungskosten für 8 Wohneinheiten halte ich für ziemlich teuer. Ist denn bei dem Angebot die Fassadenisolierung gleich mit einkalkuliert?


    Ohne weitere Detailkenntnis wäre ich vermutlich zurückhaltend.

  • Hm, 200.000 € Investitionskosten sind schon nicht gerade wenig. Macht rechnerisch dann 25.000 € pro Wohneinheit. Ob, sich das je rechnen wird? Ok, du kannst es teilweise an die Mieter durchreichen, aber ob die dann glücklich sind sei mal dahin gestellt.


    Du hast keine direkte Angebe zur Größe des Objekts gemacht, schreibst aber von ca. 3.500 € Mehreinnahmen (bei + 50 ct/qm Mieterhöhung). Das würde dann eine Gesamtgröße von 700 qm entsprechen.


    Wohne seit über 20 Jahren in einem Mehrfamilienhaus, ebenfalls 8 Parteien. Gebaut Anfang der 80er, nun also etwa 40 Jahre alt. Heizung und Warmwasser werden via Fernwärme bereit gestellt. Hier gab es in der vergangenen Jahren ziemliche Erhöhungen, erst im Laufe von 2024 ging es wieder etwas runter. Wie A. Weiss schreibt, günstig ist was anderes auch, wenn das immer gerne schön gerechnet wird.


    Kürzlich kam meine NKA für 2023, da die falsch war und ich mehrfach reklamieren musste habe ich die recht präsent.


    Für 737 qm Wohnfläche wurden aktuell rd. 60.000kWh gemessen (nur Hzg, kein WW!). Die kWh schwankte hierbei zwischen 13,6 ct und 17,5 ct. Der Grundpreis kommt nochmal mit rd. 200 monatlich zum Verbrauch. Das Haus hier hat m.E. extrem schlechte 'Energiewerte', von daher mag der Vergleich nicht passen. Aufgrund der Architektur haben die meisten Wohnungen 3 Außenwände, zudem Dachgeschoß und keine rechts und links angrenzenden Gebäude.


    Es ist nicht so einfach FW und Gas miteinander zu vergleichen. Wenn ein FW-Anbieter dir XY Tsd kWh anliefert, wird das an der Übergabestation (im Haus) gemessen. Ab da hat man dann eher nur geringe Verluste bei der Verteilung im Haus. Bzgl. Gas können Verluste zw. 10 % und bis zu 40 % auftreten. Will sagen, eine kWh ist eine kWh, aber von einer kWh FW kommt mehr als von einer kWh Gas an den Heizkörpern an.


    Kurz gegoogelt:

    Raum Stuttgart:


    FW: 15,9 ct kWh (brutto) + 212 Euro GP bis 80 kW Anschlussleistung (hier bei mir sind es 48 kW)

    Gas: 11,5-12 ct AP + 8,88 GP


    GP Gas dürfte dann pro WE anfallen, während der Wert für FW auf die 8 WE umzulegen wäre.


    Faire Gastarife mit dem Gasrechner finden | EnBW

  • Gerade gelesen:


    Gaspreise steigen bald deutlich: Ampel will Kunden schützen – indem sie die Preise schneller anhebt


    Im vorigen Post vergessen:


    8 Warum gilt Fernwärme als umweltfreundlich?

    "Als Energieträger in den Fernwärme-Kraftwerken kommt nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums vorwiegend Gas zum Einsatz, gefolgt von Steinkohle und Braunkohle."

    Fernwärme: Wie funktioniert die Fernheizung?
    Fernwärme ist bequem, sauber – und teuer. Mangels Wettbewerbs müssen Verbraucher hohe Preise hinnehmen. Sparpotenzial gibt es aber dennoch.
    www.finanztip.de


  • Gerade gelesen:

    Gaspreise steigen bald deutlich:

    Die Gaspreise explodieren bekanntlich schon seit Jahren.


    Nein, das tun sie nicht, das werden sie auch nicht.

    Auch wird die CO2-Abgabe nicht explodieren. Das ist schlichte Angstmache.


    Wer sich mit der Wissenschaft auskennt, kann nicht realistisch bezweifeln, daß die Menschen mit der Verbrennung fossiler Brennstoffe das Klima verändern. Das ist zwar zweifellos zum Nachteil der Menschen kommender Generationen, aber unmittelbare Folgen hat das nicht. Unmittelbar heißt: Morgen und übermorgen (also im weiteren Verlauf des Monats September 2024) ist dieser Erdball noch nicht unbewohnbar und in 10 Jahren auch noch nicht. Vielleicht in hundert oder in zweihundert Jahren. Dann wird aber keiner der aktuell regierenden Politiker mehr im Amt sein.


    Ich bin fest davon überzeugt, daß die Menschen wider jede Vernunft alles an fossilen Brennstoffen aus der Erde holen werden, dessen sie habhaft werden, und zwar einfach deswegen, weil das billiger ist als jede Alternative und die Folgekosten der Klimaänderung nicht eingepreist werden. Ich halte beispielsweise für völlig undenkbar, daß gerade der Deutsche auf seine Karre verzichtet, und auch die Flugreise zu den Malediven gilt für ein Menschenrecht. Man sollte sie unternehmen, solange es die Inselgruppe noch gibt (denn sie wird bald überspült sein).


    Noch wird davon schwadroniert, daß in zehn Jahren oder so kein neuer Verbrenner mehr zugelassen werden dürfe. In Europa. Alle anderen Teile der Welt kümmern sich ohnehin darum nicht, und auch in Europa wird man einen Weg finden, diesen Beschluß in die Zukunft zu expedieren. Vielleicht einfach 20 Jahre lang den Kalender anhalten und es so einfach nicht 2035 werden lassen?


    Wenn man einem Hauseigentümer, der im Jahr 1000 € für Heizgas ausgibt, sagt, er solle seine Heizung umstellen lassen, das koste nur 30 T€, dann wird dieser das nicht ohne Zwang machen, sondern sagen: Für 30 T€ kann ich 30 Jahre lang heizen.


    Ich bin der Auffassung, daß Heizgas immer noch ziemlich billig ist (und ja, ich weiß wohl, daß es vor wenigen Jahren noch nur die Hälfte von jetzt gekostet hat). Zum verdoppelten Preis ist es immer noch billiger als Fernwärme - und die steigt ja auch, weil sie zum Gutteil aus Erdgas gewonnen wird, dann halt zentral. Wenn ich mich hier umschaue, sehe ich viele große Mietshäuser, bei denen in jeder Wohnung eine Gasetagenheizung hängt. Diese Häuser auf Wärmepumpen umzustellen, ist völlig unrealistisch. Fernwärme ginge, aber dazu müßte die Stadt mächtig neue Netze bauen. Das wird seine Zeit brauchen, nicht Jahre, sondern Jahrzehnte, dessen bin ich mir gewiß.

  • Ich persönlich würde keine Fernwärme wollen, es gibt I.d.r. nur einen einzigen möglichen Versorger der die Preise als Monopolist diktieren kann


    Was mich etwas stutzig macht ist die Heizplatte von 25kw.

    ist diese Angabe pro Wohneinheit, oder tatsächlich für das ganze Haus?

    Mit oder ohne warm Wasser?

  • Die 200k wundern mich genauso wie die 24kW Heizlast. Das wären 3kW pro Wohneinheit für ein unsaniertes Haus vor der Ölkrise. Zum Vergleich: ein Neubau-EFH kommt auf 5-6kW bei Normaußentemperatur. Natürlich sind EFH und MFH nur bedingt vergleichbar, aber die Größenordnung passt einfach nicht.


    Mich würde mal eine Rechnung interessieren, wie die 200k=25k pro Wohneinheit zustandekommen. Den Hausanschluss hat man ja nur einmal und die zusätzliche Verrohrung im Haus kann nicht die Welt kosten. Die Heizkörper selbst interessiert nicht, ob ihr warmes Wasser auf der Etage oder irgendwo im Heizkraftwerk erzeugt wurde.

    Zu bedenken ist auch, dass die bestehenden Heizungen nicht ewig halten werden und ein Austausch dann ebenfalls kostet und ggf. kompliziert wird. Welche Rechtslage in 5-10 Jahren gilt, steht in den Sternen. Anders als Achim gehe ich fest davon aus, dass wir mittelfristig größeren Zwang zur Umstellung erleben werden.

  • Ich gehe mal stark davon aus, dass die "Heizlast" von 24,5 kW pro Wohnung bzw. Gasetagenheizung ist.

    Gerade wenn auch noch Warmwasser erzeugt werden muss und kein Speicher vorhanden ist, muss die Gastherme einiges an Leistung bereit halten.

  • Anders als Achim gehe ich fest davon aus, dass wir mittelfristig größeren Zwang zur Umstellung erleben werden.

    Warten wir es ab! Als Normalverbraucher können wir ohnehin dagegen nichts tun.


    Wir hatten letztes Jahr ja bereits einen Probelauf bezüglich staatlichem Zwang. Das momentan noch grün geführte Wirtschaftsministerium hätte am liebsten die gesamte Republik bis zum Jahresende auf Wärmepumpen umgestellt. Das hat die Heizungsbranche ganz gut durcheinandergewirbelt. Die möchte dieses Chaos vermutlich nicht nochmal haben.


    Oberhalb des staatlichen Zwangs gilt das altrömische Motto: Nemo ultra posse obligatur. Was will der Staat denn machen, wenn die Handwerker fehlen, um die staatlichen Vorstellungen umzusetzen? Mag schon sein, daß ein Energieversorger reihenweise Straßen aufbuddelt und Fernwärmerohre verlegt. Dann, aber erst dann kann er die Anwohner zum Anschluß zwingen - aber selbst dann muß er Übergangsfristen einräumen für den Fall, daß die Handwerker die Umbauten nicht schaffen.


    Das wird mit Sicherheit nicht so heiß gegessen, wie es gekocht (also in den Medien dargestellt) wird.

  • Ich kann mir die 200k für den Umbau sehr gut vorstellen, kenne mehrere Objekte wodurch das plausibel scheint.

    Nicht zu vergessen ist, dass in den allermeisten Fernwärmesystemen ebenfalls eine Wärmepumpe zum Einsatz kommt, da die warme Luft ja nicht direkt von der Straße in den Heizkörper fließt. Normale Luft-Wasser-Wärmepumpen für MFHs (4-6 Einheiten) kosten je nach benötigter Leistung schon zwischen 50k und 80k nur für das Gerät.


    Bzgl. den umlagefähigen 50c/qm ... wenn ich mich recht erinnere (kann auch alter Diskussionsstand sein, bitte prüfen), dann gibt es diese Begrenzung nur bei Nutzung der Förderung. Ohne Förderung kommt die normale prozentuale Modernisierungsumlage ohne Kappung zum Zuge - muss man durchrechnen wo der Break-Evan liegt und wo man auf Dauer besser fährt.

  • Nicht zu vergessen ist, dass in den allermeisten Fernwärmesystemen ebenfalls eine Wärmepumpe zum Einsatz kommt

    Wieso sollte das der Fall sein? Es gibt allenfalls einen Wärmetauscher...

    Zitat

    (...), da die warme Luft ja nicht direkt von der Straße in den Heizkörper fließt.

    Warme Luft? Wir sind hier nicht in NYC, wo die Fernwärme über Dampfleitungen kommt.

    Normale Fernwärme in Deutschland basiert auf warmem Wasser. Da braucht es keine Wärmepumpe, sondern, wie bereits geschrieben, höchstens einen Wärmetauscher zwischen den Kreisläufen.

  • Wieso sollte das der Fall sein? Es gibt allenfalls einen Wärmetauscher...

    Auch die Wärmepumpe ist ein Wärmetauscher

    Warme Luft? Wir sind hier nicht in NYC, wo die Fernwärme über Dampfleitungen kommt.

    Normale Fernwärme in Deutschland basiert auf warmem Wasser. Da braucht es keine Wärmepumpe, sondern, wie bereits geschrieben, höchstens einen Wärmetauscher zwischen den Kreisläufen.

    In Frankfurt kommt meines Wissens nach Dampf in den Leitungen.

  • Auch die Wärmepumpe ist ein Wärmetauscher

    Gewissermaßen fungiert eine Wärmepumpe als auch Wärmetauscher, aber im Gegensatz zu einem simplen Wärmetauscher benötigt die Wärmepumpe ja zusätzliche (elektrische) Energie für den Betrieb - und bräuchte prinzipbedingt keine zugeführte Fernwärme, um die die Temperatur im Heizungskreislauf anzuheben.

    Zitat

    In Frankfurt ist Dampf in den Leitungen, laut Datenblatt des Versorgers mit 500 °C und 60 bar an der Quelle eingespeist.

    Das ist ein interessantes Detail - hilft aber in Stuttgart nicht weiter und macht auch weiterhin keine Wärmepumpe nötig.
    Woanders lese ich übrigens etwas 18 Bar...und ich bezweifle, dass diese Werte an einem üblichen Hausanschluss anliegen. Und wenn ich so die Zeitungsberichte ergoogle, werden die Dampfleitungen eher zurückgebaut und die üblichen Heißwasserleitungen gebaut.

  • Nicht zu vergessen ist, dass in den allermeisten Fernwärmesystemen ebenfalls eine Wärmepumpe zum Einsatz kommt

    Damit öffnen wir die Büchse der Pandora zu kalten Wärmenetzen (kein Witz, das heißt wirklich so) und ähnlichem. Da haben sich diverse Stadtwerke auch schöne Verdienstquellen in den letzten Jahren aufgebaut.

    Ich denke aber, dass wir hier von ganz normaler Fernwärme mit heißem Wasser reden.