Wegzugssteuer für ETF Anleger


  • Es gab und gibt sie, sie wird nur im Moment nicht erhoben. Du dürftest schon vor der Jahrtausendwende über 120.000 DM Vermögen gehabt haben, insoweit sollte Dir die deutsche Vermögensteuer wohlvertraut sein.

    Wenn man ein Haus für 1 Mio gekauft hat und 800k finanziert hat, war der Wert für die Vermögensteuer negativ, meist etwa -700k. Dazu gab es eine Zusammenveranlagung mit den Kindern bis 27, wenn ich mich richtig entsinne. Schon richtig verfassungswidrig.


    Die Wegzugssteuer für 17er Anteile ist übrigens in §6 AStG geregelt.


    Ist schon krass, wenn der sehr fleißige ETF Sparer bei einem Wegzug Steuern zahlen soll, ohne Gewinne realisiert zu haben.


    Früher war die Zukunft eben besser.

    Bitte keine Politikwissenschaftler und kein Marcel Fratzscher mehr im TV.

  • Nun man will eben ein klein wenig Steuerflucht in ein Niedrigsteuerland etwas eindämmen.

    Apropos "Flucht in ein Niedrigsteuerland" eindämmen: Man sollte vielleicht besser damit anfangen selbst wenigstens zu einem "Normalsteuerland" zu werden - anstatt eines der Länder mit den höchsten Abgaben überhaupt für Private zu sein und auch eines mit (im internationalen Vergleich) hohen Unternehmenssteuern ... ?


    Das senkt dann auch automatisch die Anreize für Steuer- und Abgabenflucht bei den "Großen" (Stichwort: Geographisch gesehen) und auch den "Kleinen" (Stichwort: Anteil Schwarzarbeit). Nebenbei verbessert es übrigens auch den Standort sprich die Wettbewerbsfähigkeit. Schaut man auf den diesbezüglichen Absturz Deutschlands seit 2014 im internationalen Vergleich (von noch immerhin Platz 6 in 2014 unter den 60 größten Industrienationen runter auf aktuell Platz 24 beim international bedeutsamsten Standort-Ranking (IMD)) und das wirtschaftliche Wachstum hierzulande ("rote Laterne" unter den Industrieländern) eventuell ein zielführender Ansatz ... ?


    Übrigens: (Steuer)Oasen sind nur in (Steuer)Wüsten zu finden - schon eine semantische Sachgesetzlichkeit.

    Allerdings gibt’s noch soviele Gesetzeslücken, das die großen Fische da leicht durchs Netz gehen.

    Ebenfalls eine Sachgesetzlichkeit neben den typischen Wirkungen einer sehr hohen Steuer- und Abgabenlast: Umso umfangreicher und auch komplexer ein Steuerrecht ausgestaltet ist, desto besser sind die Möglichkeiten für "große Fische" und/oder gut beratene Steuerpflichtige "durchs Netz" zu gehen.


    Der bzw. Dein Vorschlag für "noch mehr Gesetze" ("so viele Gesetzeslücken") im Steuerrecht wird positive Wirkungen für den Standort und die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands entfalten ... ?


    Die "großen Fische" - um Deine Formulierung aufzugreifen - (also international bis global aufgestellte Unternehmen) finden - nach meinen langjährigen Erfahrungen - immer und überall ihren Weg. Das fällt übrigens einer der (noch) tragenden Säulen Deutschlands sprich dem deutschen Mittelstand aber deutlich schwerer, weil eben hierzulande viel mehr verankert. Der Weg immer größere Löcher in der Haushaltskasse (auch aufgrund immer schwächeren Wirtschaftswachstums) mit immer höheren Steuern und noch engerer und strengerer Steuergesetzgebung zu stopfen, wird ein gefährlicher sein. Gerade den deutschen Mittelstand betreffend, der dem nicht so schnell, einfach und leicht ausweichen kann - wie die global tätigen Unternehmen.


    Um mal auf die untere Ebene der "Privaten" (satt den "großen Fischen") zu schauen. Da reicht ein Blick in mein Umfeld: Gut und hoch Qualifizierte, sehr Leistungsfähige bzw. sehr Leistungswillige, Top-Performer usw. kann man staatlicherseits nicht "zwingen". Diese können und wissen sich (aktiv) zu "wehren" - übrigens nicht nur durch Abwanderung (sie und/oder ihr Kapital arbeiten weiter - aber eben woanders). Es gibt auch (passive sozusagen eher "stille") "Gegenwehr" (und das ist viel häufiger zu beobachten - aber kaum weniger schädlich für den Staat in den Auswirkungen): Anders arbeiten, weniger arbeiten, in Teilzeit arbeiten, mehr sparen, um früher aus dem Berufsleben auszusteigen (für einen Ruhestand, der dann nicht selten (ganz oder überwiegend) im Ausland verbracht wird) usw. Ob dies dem Standort und insbesondere der Wirtschaft samt den Steuereinnahmen für den Staat dann förderlich ist, mag jeder für sich selbst prüfen.

  • Welche Lücken sind gemeint?

    Vermutlich meint websgeisti die Lücke zwischen den Steuern- und Abgaben für Private und den Steuern für Unternehmen (hier als "große Fische" bezeichnet) ... ? Bei ersterem ist Deutschland schon absolute "Weltspitze" (nach der OECD "Vizeweltmeister" nach Belgien) während Deutschland bei den Unternehmenssteuern nur "sehr hoch" im internationalen Vergleich liegt ...


    Im Vergleich zu den internationalen Wettbewerbern Deutschlands fiel die tarifliche Besteuerung der Gewinne von Kapitalgesellschaften mit 29,9% im Jahr 2023 hoch aus.


    Die Rückführung von Steuer-und Abgabenbelastung erfordert eine angebotsseitige Steuerpolitik, welche die Wettbewerbsfähigkeit, die Innovationskraft und die Produktivität des Standorts stärkt.


    Stammt übrigens nicht von mir sondern vom "Bundesministerium für Finanzen" (BMF) aus dem Monatsbericht August 2024 "Die wichtigsten Steuern im internationalen Vergleich".


    Erschwerend kommt (aus meiner Sicht des Steuer-Laien) hinzu, daß die meisten Unternehmen in Deutschland keine Kapitalgesellschaften (AG) sind - sondern als Einzelunternehmer und Personengesellschaften firmieren mithin also der Einzelunternehmer bzw. die Gesellschafter der noch höheren Einkommenssteuer unterliegen.


    Im Bereich der Unternehmensbesteuerung ("große Fische") an anderer Stelle:

    meine ich mich an eine Aussage von Herrn Habeck (Die Grünen) zu erinnern.


    "Auch ich sehe, daß wir in der Summe eine Unternehmensbesteuerung haben, die international nicht mehr wettbewerbsfähig und investitionsfreundlich genug ist"


    In dem Zusammenhang bringt Herr Habeck ausdrücklich Steuererleichterungen für Unternehmen ins Spiel.


    Wenn dies schon ein Minister einer im politischen Spektrum links zu verortenden Partei ("Die Grünen") sagt - scheint mir das mehr als bedenklich.

    Wie so oft aber könnte gelten: Es muß erst noch schlimmer werden, bevor es wieder besser werden kann ...

  • Erschwerend kommt (aus meiner Sicht des Steuer-Laien) hinzu, daß die meisten Unternehmen in Deutschland keine Kapitalgesellschaften (AG) sind - sondern als Einzelunternehmer und Personengesellschaften firmieren mithin also der Einzelunternehmer bzw. die Gesellschafter der noch höheren Einkommenssteuer unterliegen.

    Das ist nicht richtig.


    Die mehrstufige Besteuerung einer Kapitalgesellschaft (KSt, Soli, GewSt + Ausschüttungsbesteuerung) hat wohl kaum einer begriffen.


    Die meinsten großen Unternehmen (Familienunternehmen) haben die Rechtsform einer GmbH & Co. KG, welches eine Personengesellschaft ist. Grund ist: die Besteuerung ist günstiger, weil es die Grundfreibeträge (ESt) gibt und der Steuersatz (summiert) niedriger ist.


    Kapitalgesellschaften werden meist aus anderen Gründen gegründet. Z.B. Benko wg. der GrESt oder weil die Unternehmen laufend verkauft (begünstigt) werden.

    Bitte keine Politikwissenschaftler und kein Marcel Fratzscher mehr im TV.

  • Versicherungen (und vermutlich auch Banken für u.g. Produkte) sind durch gesetzliche Regelungen wohl verpflichtet, in Staatsanleihen zu investieren.

    Siehe auch das Video hier:


    Damit:

    1. Durch den Aufbau und Ausbau der privaten Rentenversicherung in Form von Versicherungsverträgen, wie es die Regierung vorsieht und fördert, ist die Verknüpfung mit Staatsanleihen schon passiert.
    2. "Wenn Staatsanleihen nicht mehr gekauft werden, hat der Staat ein Problem"
      Er hat mit den Versicherungen einen garantierten Abnehmer. Als einen Effekt haben wir die Entwicklung der Direktversicherungen in der Nullzins- und Negativzins-Phase gesehen.
      Ich weiss allerdings nicht, wie groß der Anteil der Staatsanleihen ist, den Versicherungen aufnehmen im Verhältnis zum gesamten Vokumen.
      Hat jemand da Zahlen?

    Im oben verlinkten Video beklagt Bäte die Tatsache, dass sein Versicherungskonzern gezwungen ist, Staatsanleihen zu kaufen. Das würde auch zu einer nicht korrekten Bepreisung der Staatsanleihen führen.


    Der 2000 von der Allianz übernommene Konzern Pimco hätte sich seiner US Anleihen 2011 entledigt:

    Pimco – Wikipedia

    Pimco trennt sich von US-Anleihen
    Der Fonds Total Return des weltgrößten Anleihen-Investors Pimco hält keine US-Staatsanleihen mehr. Viele Anleger erwarten, dass US-Schuldenpapiere noch…
    www.n-tv.de

  • 2. "Wenn Staatsanleihen nicht mehr gekauft werden, hat der Staat ein Problem"
    Er hat mit den Versicherungen einen garantierten Abnehmer. Als einen Effekt haben wir die Entwicklung der Direktversicherungen in der Nullzins- und Negativzins-Phase gesehen.

    Witzigerweise: wenn die Verzinsung der Staatsanleihen relativ hoch ist und im Versicherungsmantel gut läuft, dann zahlt man dafür hält als Steuerzahler. Und zwar nicht nur "erst in der Zukunft". Denn die Zinslast für die Staatsverschuldung will aus dem laufenden Haushalt beglichen werden.