Depot voller Einzelaktien - verkaufen?

  • Hallo zusammen,
    Ich bin noch relativ neu im Thema, habe mich aber in den letzten Monaten durch den Podcast von Emil und Saidi intensiv mit meinen Finanzen beschäftigt. Bis jetzt hat das mein Vater für mich gemacht und schon Aktien für mich gekauft, als ich noch ein Kind war. In letzter Zeit hat er mir das Ganze dann langsam übergeben und überlässt mir die Verantwortung. Dadurch, dass ETFs aber noch ein ziemlich neues Thema sind, hat er immer Einzelaktien gekauft und ist auch überzeugt davon, dass die besser sind als ETFs (oder Fonds allgemein), weil darin ja "die schlechten die guten auffressen". Aber wie gesagt, er vertraut es mir an :) Jetzt habe ich ein ganz gut gefülltes Depot (ganz knapp 6-stellig), worüber ich mich natürlich sehr freue und ihm auch sehr dankbar bin, dessen Wert aber zu knapp 80% aus Aktien von nur insgesamt 8 Firmen besteht. Die anderen 20% habe ich in den letzten Monaten über ETFs dazugekauft. Die Frage ist: Was mache ich denn jetzt damit? Die Aktien sind in all den Jahren gut gelaufen, der Wert hat sich fast verdoppelt über die Jahre. Verkaufe ich das jetzt alles, um das Risiko zu minimieren, zahle aber dann auf einmal die komplette Abgeltungssteuer, die mir dann ja für den Zinseszinseffekt fehlt? Langsam verkaufen und dabei den Freibetrag ausnutzen wird auch schwierig, da ich mit Dividenden und Zinsen vom Tagesgeld schon langsam an die 1000€ rankomme...

    Würde mich wirklich über eure Einschätzungen freuen, vielen Dank schonmal!!

    Liebe Grüße

    Lena

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ich bin noch relativ neu im Thema, habe mich aber in den letzten Monaten durch den Podcast von Emil und Saidi intensiv mit meinen Finanzen beschäftigt.

    Greif mal ganz tief in Deine Tasche, hol 11,99 € hervor und kauf Dir davon dieses Buch:

    Hartmut Walz - Ihre Finanzen fest im Griff: Vermögen aufbauen, statt Geld verschenken.


    Auch dieses Buch ist für eine Anfängerin nicht schlecht:

    Thomas Kehl/Mona Linke - Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest


    Ganz so ist das natürlich nicht, es gibt schon auch noch andere sinnvolle Bücher. Aber eins von denen (oder beide) sind ein guter Anfang. Vielleicht kriegst Du sie ja auch in der Stadtbücherei (vom Walz möglichst die 2. Auflage, die Nullzinsphase haben wir ja erstmal hinter uns).

    Bis jetzt hat das mein Vater für mich gemacht und schon Aktien für mich gekauft, als ich noch ein Kind war. In letzter Zeit hat er mir das Ganze dann langsam übergeben und überlässt mir die Verantwortung. Dadurch, dass ETFs aber noch ein ziemlich neues Thema sind, hat er immer Einzelaktien gekauft und ist auch überzeugt davon, dass die besser sind als ETFs (oder Fonds allgemein), weil darin ja "die schlechten die guten auffressen".

    Schreib mal auf, was Du hast.

    An sich sind 8 Aktien zu wenig (lies mal zum Stichwort Diversifikation), wenn das aber gute Werte sind, solltest Du die nicht gleich fallen lassen wie heiße Kartoffeln. ETFs sind aber definitiv entspannter als Einzelaktien.

    Aber wie gesagt, er vertraut es mir an :) Jetzt habe ich ein ganz gut gefülltes Depot (ganz knapp 6-stellig), worüber ich mich natürlich sehr freue und ihm auch sehr dankbar bin, dessen Wert aber zu knapp 80% aus Aktien von nur insgesamt 8 Firmen besteht. Die anderen 20% habe ich in den letzten Monaten über ETFs dazugekauft. Die Frage ist: Was mache ich denn jetzt damit?

    Liegenlassen :) Aktien kauft man, um sie zu behalten. :)

    Die Aktien sind in all den Jahren gut gelaufen, der Wert hat sich fast verdoppelt über die Jahre. Verkaufe ich das jetzt alles, um das Risiko zu minimieren, zahle aber dann auf einmal die komplette Abgeltungssteuer, die mir dann ja für den Zinseszinseffekt fehlt? Langsam verkaufen und dabei den Freibetrag ausnutzen wird auch schwierig, da ich mit Dividenden und Zinsen vom Tagesgeld schon langsam an die 1000€ rankomme.

    Finanzberatung muß immer ganzheitlich sein. Das steht auch in den obigen Büchern. Es ist nicht sinnvoll, eine isolierte Frage zu stellen. Frage und Antwort müssen ins Konzept passen, und das Konzept muß zu Dir passen. Und weil Du nunmal ein besonderer Mensch bist, paßt Dein Konzept nicht auf andere Leute. :) Dies hier ist das Forum der Finanzselbermacher. Du bist hier richtig, wenn Du selber einer werden willst. Du kannst hier fragen und wirst Antworten und Ratschläge bekommen, aber machen mußt Du im Endeffekt selbst. Das ist auch gut so, denn schließlich ist es Dein Geld!


    Es ahnt keiner, was Du im Depot hast, was Du bist und was Du willst. Zuerst würde ich immer mal sagen: Aktien behalten. Kann aber auch sein, daß es eine gute Idee wäre, Dich von einem Wert zu trennen. Grundsätzlich würde man als junger Mensch sich erstmal sagen: Vermögen nicht angreifen. Es kann aber auch sein, daß Du zu dem Schluß kommst, daß eine bestimmte Investition jetzt sinnvoll ist - etwa ein Auslandssemester. Geld ist grundsätzlich zum Ausgeben da, aber man kann es halt nur einmal ausgeben. Danach ist es weg.


    Die Tochter von guten Bekannten wollte schon als Kind unbedingt Stewardess werden. Jetzt ist sie alt genug dafür, hat ihren Traum wahrgemacht und bekommt sogar noch Geld für ihre Reisen. Nebenher studiert sie. Das kannst Du so nur machen, solange Du jung bist.


    :)

  • Wenn du Einzelaktien hast, dann kannst du mit "deinen" Firmen mitfiebern, was die täglichen Nachrichten betrifft. Du bist "echter" Miteigentümer und kannst deren Hauptversammlungen besuchen (eher bei deutschen Firmen, aber nicht ausschließlich). Und beim Einkaufen kann es dir leichter fallen


    Mit Einzelaktien bist für eine Diversifikation selbst verantwortlich. Ich würde sagen, mit 8 Firmen ist das noch nicht wirklich gegeben, Ich würde da mindestens 20 ansetzen. Und wenn eine davon eine früh gekaufte Nvidia war und sie mittlerweile 50% deines gesamten Depots ausmacht, dann musst du dir überlegen, wie du damit umgehst.


    Ein weltweit gestreuter ETF nimmt dir die Diversifikation und das Rebalancing ab. Wenn du nicht so aufs "Mitfiebern" mit "deinen" Firmen stehst, das lieber nüchtern und distanziert betrachtet, und eh nicht auf HVs gehen würdest, dann sind ETF wohl besser.



    Wenn deine Aktien als ganzes mit 100% Gewinn dastehen, dann müsstest du natürlich bei einem Verkauf alles versteuern. Nicht so schön. Oder gibt es auch Verlierer-Aktien, die den Gewinnern etwas Steuerlast abnehmen würden?


    Wäre es eine Idee, die Aktien einfach liegen zu lassen. Und ab sofort dann einfach nur noch in ETF zu sparen/investieren? Du könntest natürlich die Aktien auch scheibchenweise verkaufen und jedes Jahr damit zumindest den Sparerfreibetrag nutzen.

  • Wir brauchen zumindest erst mal diese acht Firmen, um überhaupt anschauen zu können, ob es sich um langfristig lohnende dauerhafte Firmenbeteiligungen handelt oder irgendwelche Zufallstreffer, die perspektivenlos in der Gegendherumstehen…

  • Hallo Lena,


    erstmal klasse, dass dein Vater für dich schon so früh investiert hat und du dich über ein 6-stelliges Depot freuen kannst. Zu deiner Frage: Ich sehe überhaupt keinen rationalen Grund, die Aktien zu verkaufen.


    1) Wenn das Depot 50% im Plus steht, hat dein Vater offensichtlich gute Unternehmen ausgewählt.

    2) ETFs sind aufgrund des geringeren Risikos zwar etwas besser zum Vermögensaufbau geeignet. Das heißt aber nicht, dass es eine schlechte Idee ist, Aktien zu besitzen. Schließlich gab es vor 20 Jahren keine ETFs und auch mit Aktien ist es den Menschen gelungen, Vermögen aufzubauen.

    3) Let your winners run.


    Viele Grüße

  • AKtien sind nicht gleich Aktien. Hinter einer guten Aktie muss auch nicht ein gutes Unternehmen stehen. Ebenso wie ein gutes Unternehmen nicht auch eine gute Aktie ist. Es geht auch nicht darum inwieweit ein Unternehmen die Welt neu erfindet sondern wieviel wird es Cashflow in der Zukunft abwerfen samt Wettbewerbsvorteil.


    Grundsätzlich bin ich für die Diversifikation über verschiedene Länder, Währungen, Branchen, Unternehmen und Zeit (Sparplan) mittels ETFs. Bevor man jedoch sagt verkaufe alle Aktien würde mich interessieren um welche Aktien wie hier überhaupt sprechen? Und vor 2009 angeschafft?

  • Erstmal klasse, dass dein Vater für dich schon so früh investiert hat und du dich über ein 6-stelliges Depot freuen kannst. Zu deiner Frage: Ich sehe überhaupt keinen rationalen Grund, die Aktien zu verkaufen.

    Um das einschätzen zu können, sollte man wissen, was das für Papiere sind!

    1) Wenn das Depot 50% im Plus steht, hat dein Vater offensichtlich gute Unternehmen ausgewählt.

    Weiß man es? Bei einer Apple (die ich für ein gutes Papier halte) muß man für die 50% wenig mehr als ein Jahr zurückgehen, aber auch eine Blackrock (um nur ein Beispiel zu nennen) ist im letzten Jahr um 40% gestiegen.

    2) ETFs sind aufgrund des geringeren Risikos zwar etwas besser zum Vermögensaufbau geeignet. Das heißt aber nicht, dass es eine schlechte Idee ist, Aktien zu besitzen. Schließlich gab es vor 20 Jahren keine ETFs und auch mit Aktien ist es den Menschen gelungen, Vermögen aufzubauen.

    3) Let your winners run.

    Habe ich schon erwähnt, daß man die Namen dieser winner kennen sollte, wenn man das beurteilen will? :)

  • da hast du ja ein schönes Problem übergeben bekommen und du hast ja auch den richtigen Ansatz gewählt, in dem du dich selber schlau machst.

    Die Bücher wie von Achim oben empfohlen werden dich sicherlich weiterbringen, alternativ gibt es auch das Buch Madame Moneypenny von Natascha Wegelin, falls du was mit mehr weiblicher Perspektive möchtest.


    Ohne ein bisschen mehr über dich zu wissen und deine Pläne für die Zukunft bzw was du mit dem Geld vorhast, ist jeder Tipp nur fahrlässig geraten. Planst du mal eine Reise, willst du ein Haus kaufen, Firma gründen, oder willst du damit deine Rentenlücke schliessen? Die Möglichkeiten sind vielfältig und davon wird abhängen welche sinnvollen Schritte dir vorgestellt werden könnten.


    Die Aktien sind in all den Jahren gut gelaufen, der Wert hat sich fast verdoppelt über die Jahre.

    hm, das gilt allerdings für viele Aktien und Fonds und ETFs, auch der MSCI World hat sich in den letzten Jahren verdoppelt. Für sich alleine genommen ist das noch kein Wertgutachten. Beim Investieren (falls du das vorhast) geht es im wesentlichen um die Erwartungen für die Zukunft, und da müssen nicht zwangsläufig alle 8 Positionen in deinem Depot die gleichen Chancen haben.

  • da hast du ja ein schönes Problem übergeben bekommen und du hast ja auch den richtigen Ansatz gewählt, in dem du dich selber schlau machst.

    Nö, ja.


    Sie hat ein schönes Vermögen (nicht Problem) übergeben bekommen. Und ja, sie ist offensichtlich auf dem rechten Weg.

    Die Bücher wie von Achim oben empfohlen werden dich sicherlich weiterbringen, alternativ gibt es auch das Buch Madame Moneypenny von Natascha Wegelin, falls du was mit mehr weiblicher Perspektive möchtest.

    Hast Du das Buch gelesen? Ich nicht, und die Leseprobe gibt nicht genug Einblick. Ich habe hier von Margarete Honisch - So wirst Du finanziell frei. Ich wollte ganz speziell ein Frauen-Investitionsbuch haben, damit ich mitsprechen kann. Das ist kein Anfängerinnenbuch (wie Walz und Kehl welche sind). Die Grundlagen sollte man kennen, bevor man dieses Buch kauft/liest.


    Madame Moneypenny ist leider dafür bekannt, daß sie speziell Frauen überteuerte Investmentseminare verkauft. Und das möchte ich eigentlich nicht weiterempfehlen.

  • Sie hat ein schönes Vermögen (nicht Problem) übergeben bekommen. Und ja, sie ist offensichtlich auf dem rechten Weg.

    da hatte ich nach den "schönen Problem" den 😉 vergessen um die Ironie zu kennzeichnen


    Madame Moneypenny ist leider dafür bekannt, daß sie speziell Frauen überteuerte Investmentseminare verkauft. Und das möchte ich eigentlich nicht weiterempfehlen.

    nicht gelesen, aber kürzlich verschenkt, deswegen fiel mir das ein.

    Vermutlich braucht LenahatdieNr11 eh kein spezielles Frauenbuch, sie hat sich ja auch hier ins Forum getraut 😉

    aber danke bzgl Hinweis, dass Moneypenny vielleicht kein so guter Tipp war

  • Guten Morgen!
    Oha, ich hatte nicht erwartet, dass ihr genau dann loslegt, wenn ich schon aufm Weg ins Bett bin ^^ Erstmal vielen Dank für eure vielen Nachrichten!! Dabei fällt mir auf, dass ich einen wesentlichen Halbsatz wohl vergessen hab: "Verkaufe ich das jetzt alles und lege es lieber in ETFs an, um das Risiko zu minimieren [...]? Alle anderen Infos hatte ich weggelassen, weil es mir bewusst nur um die Entscheidung 'Umschichten in ETFs' oder 'behalten und Risiko tragen' ging, aber ich sehe ein, dass euch ein paar Rahmenbedingungen fehlen:
    Ich bin 35 (kein Spott bitte, ich hatte bis jetzt einfach das Glück mich auf Papas Engagement ausruhen zu dürfen/können), bin Luftfahrtingenieurin und meine große Reise hab ich nach dem Studium schon gemacht ;) Es kommt mir aktuell sehr unwahrscheinlich vor, dass ich mal eine Immobilie kaufen oder eine Firma gründen wollen werde, das Geld ist also komplett für Vermögensaufbau und Altersvorsorge gedacht. Ich brauche in der Tat keine Finanzunterstützung speziell für Frauen, aber die anderen Buchempfehlungen gucke ich mir auf jeden Fall an, vielen Dank dafür!

    Die 8 Aktien sind folgende (es ist keine mehr von vor 2009 dabei leider):
    - Allianz
    - Amazon
    - Apple
    - Cadence
    - Nestlé

    - Novo-Nordisk
    - NVIDIA (ja, die auch)
    - VISA

    Schließlich gab es vor 20 Jahren keine ETFs und auch mit Aktien ist es den Menschen gelungen, Vermögen aufzubauen.

    Buffett96: Stimmt, so hatte ich es noch nicht gesehen...


    Du kannst hier fragen und wirst Antworten und Ratschläge bekommen, aber machen mußt Du im Endeffekt selbst. Das ist auch gut so, denn schließlich ist es Dein Geld!

    Das war mir klar ;)

  • Mit uns ist immer zu rechnen 😎😆😉

  • Solide Aktienauswahl, sind ja auch in der Vergangenheit alle sehr gut gelaufen und fast alles bekannte Mega Caps.

    Interessant wäre natürlich die Gewichtung der einzelnen Titel im Depot.

    Du kannst über Teilverkäufe nachdenken, wenn einzelne Titel ein sehr hohes Gewicht und damit Risiko haben. Nvidia hat ja Anfang der Woche an einem Tag 20% an Wert verloren (siehe deepseek). Das spürt man dann bei einem hohen Gewicht auch im Depot.

    Wenn du eine hohe Sparrate hast, dann einfach zukünftig in einen globalen ETF stecken. Mit der Zeit nimmt das Gewicht der Einzelwerte automatisch ab. Oder Teilverkäufe vornehmen und die Erlöse in einen ETF stecken, um das Risiko ein wenig zu reduzieren. Wie gesagt, sind noch einige Unbekannte in deinen Angaben (Gewichtung, Sparrate, Cash für Einmalanlage?, Wie viel absoluter Gewinn ist denn angelaufen etc...) :P

    Viel Erfolg!

  • Erstmal vielen Dank für eure vielen Nachrichten!! Dabei fällt mir auf, dass ich einen wesentlichen Halbsatz wohl vergessen hab: "Verkaufe ich das jetzt alles und lege es lieber in ETFs an, um das Risiko zu minimieren?


    Alle anderen Infos hatte ich weggelassen, weil es mir bewusst nur um die Entscheidung 'Umschichten in ETFs' oder 'behalten und Risiko tragen' ging, aber ich sehe ein, dass euch ein paar Rahmenbedingungen fehlen: Ich bin 35 ... bin Luftfahrtingenieurin und meine große Reise hab ich nach dem Studium schon gemacht.

    Dieses Forum ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was drin ist. Besonders farbig machen es die nachgeschobenen Informationen - um das mal frei nach Forrest Gump zu sagen.


    Hatte ich aus dem Anfangsposting den Eindruck, hier schreibe ein Studentin, der von ihrem aktienbegeisterten Vater ein recht ansehnliches Depot vermacht worden ist, so erweist Du Dich jetzt als etablierte Mittdreißigerin, die sich von ihren Eltern längst freigeschwommen haben sollte, die vermutlich gutes Geld verdient und ihr Vermögen primär selbst aufbauen sollte.


    Das ändert die Beurteilung, und es ändert sie nicht.


    Du fragst recht uninformiert, wenn ich das man so sagen darf, infolgedessen muß ich meinen Rat, Dich mal in ein Anfängerbuch zu vertiefen, deutlich unterstreichen. Das ist nicht schlimm, schließlich hat jeder mal so angefangen, aber es warten auf Dich nun halt gewisse Hausaufgaben. Andererseits sollte es bei Dir um andere Größenordnungen gehen als bei einer Studentin, also geht es nicht nur um die "geerbten" Aktien, sondern auch um den eigenen Vermögensaufbau.


    Du wirst nun einwenden, Du habest ausschließlich danach gefragt, was Du mit diesen Aktien tun solltest, alles andere sei hier kein Thema. Das greift aber zu kurz: Finanzplanung, somit auch Finanzberatung muß ganzheitlich sein. Das siehst Du gerade an Deinem Fall: Ich habe Deine Lage aus Deinem Eingangsposting anders eingeschätzt als jetzt. Siehe oben: Pralinenschachtel.


    Dazu fehlen natürlich noch die Werte (um das Verhältnis einschätzen zu können) und die Anschaffungdaten (zumindest grob). Mit Ausnahme vom Standardwert Allianz, der sich seit der Dot-Com-Krise kontinuierlich entwickelt, und dem Standardwert Nestlé, der momentan offensichtlich Probleme hat, sind das Hi-Tech-Werte oder Highflyer, die sich in der jüngsten Zeit fulminant entwickelt haben. Das war schön und ist es im Moment, die Skepsis für die Zukunft aber steigt.


    Das heißt ausdrücklich nicht, daß Du diese fallen lassen solltest wie heiße Kartoffeln. Das heißt aber, daß Du die Geschäftsentwicklung im Blick behalten solltest. Schau Dir mal die Kursentwicklung von Novo-Nordisk an! Die haben ein Abnehm-Medikament entwickelt, woraufhin der Kurs durch die Decke gegangen ist. Die Börse übertreibt aber immer mal, so vermutlich auch hier, also hat sich der Kurs gleich wieder etwa halbiert. Du dürftest dennoch mit dem Wert noch gut im Plus ein. Aber Du siehst daran halt, daß es bei den Highflyern auch schnell wieder abwärts gehen kann.


    Übergeordnet ist ohnehin ein Finanzkonzept, das Du in den kommenden Monaten entwickeln solltest, und nicht der Blick auf eine Einzelaktie.


    Der Spruch Deines Vaters klingt plausibel: "Ich kaufe nur die guten Aktien und lasse die schlechten links liegen!" Jeder Fondsmanager nimmt für sich in Anspruch, dieser Maxime zu folgen. Ein Blick auf die Statistik zeigt, daß so gut wie niemand das reproduzierbar schafft, und der Erfolg Deines Portfolios, der Dir gegönnt sein soll, ist leider kein Beweis.


    Ich rate den Leuten hier immer, sie möchten sich die Zeit nehmen, die sie dafür brauchen, um sich schlauzulesen und schlauzufragen, und dann ihre Finanzdinge langsam in die eigenen Hände nehmen. Hektik ist fehl am Platz. Selbst dann, wenn Du zu dem Schluß kommen solltest, daß Du Dein Portfolio umbauen solltest, dann muß das nicht morgen geschehen sein, sondern es reicht in einem Vierteljahr auch noch oder in einem halben.


    Nehmen wir mal vereinfachend an, die Hälfte Deines Portfolios bestünde aus einem breiten Welt-ETF und die andere Hälfte aus Apple. Manche Leute schauen schon den Welt-ETF scheel an und sagen: Die magnificent 7 haben einen zu großen Anteil daran! Das ist ein Klumpenrisiko! Das stimmt natürlich.


    Kombinierst Du das mit einer Einzelanlage in einer dieser ohnehin schon stark vertretenen Aktien, erhöhst Du das Klumpenrisiko sogar noch. Aber hey! Es ist doch Dein Geld, mit dem Du machen kannst, was Du willst. Du bist niemandem verantwortlich außer Dir selber. Es steht Dir frei, in der Situation die Apple zu behalten. Wenn es aufwärts geht, profitierst Du von einer Art Hebeleffekt. Allerdings darfst Du dann natürlich nicht klagen, wenn es abwärts geht. Das geht bei einem solchen Portfolio auch schneller als beim reinen ETF-Portfolio.


    Sei zuversichtlich! Das schaffst Du! Viele vor Dir haben das geschafft und viele nach Dir werden es auch schaffen. Und Du bist mittendrin.

  • Das Problem ist, dass Apple, Amazon und NVidia auch in den großen ETF ziemlich dicke Fische sind.

    Hier mal die Gewichtung der Top-10 in einem MSCI World ETF:

    Von jedem Euro, den Du in diesen ETF investierst gehen aktuell 12% in die 3 Unternehmen, die Du bereits als Einzelaktien hast!

    Die Frage wäre daher wie es mit den Gewichtungen diese 3 Unternehmen bei den Einzelaktien aussieht. Wenn die dann eh schon 50% bei den Einzelaktien ausmachen ist das natürlich ein extremes Klumpenrisiko.

    Am einfachsten wäre es natürlich die Einzelaktien alle zu verkaufen und alles in einen Welt-ETF umzuschichten. Wäre natürlich wegen der anfallenden Steuern keine gute Idee.

  • kein Spott bitte

    Dieses Stilmittel wird hier im Forum niemals eingesetzt. 😜


    bin Luftfahrtingenieurin

    da denke ich schnell an "grosse internationale Firmen mit Aktienprogrammen für Mitarbeitende", deshalb nur ein kleiner Einwurf falls das für dich zutrifft: hier könnte ein Klumpenrisiko bestehen, wenn du mit deiner Arbeitskraft und einem vielleicht signifikanten Betrag bei der gleichen Firma investiert bist.

    Ruhig mal überlegen einen Teil dieser Mitarbeiteraktien zu verkaufen und das Geld in ETF (oder eine Geldanlage deiner Wahl) anlegen.



    und letzter Gedanke: lief das Depot schon die letzten Jahre auf deinen Namen, oder hat dir dein Vater das kürzlich überschrieben? Dann wäre ggf eine Mitteilung ans Finanzamt angebracht, um evtl Rückfragen bzgl Schenkungssteuer zu vermeiden. Als leibliche Tochter hast du ja 400k Freibetrag innerhalb von 10 Jahren, du bist da also voll im grünen Bereich.

  • Das Problem ist, dass Apple, Amazon und NVidia auch in den großen ETF ziemlich dicke Fische sind.


    Von jedem Euro, den Du in diesen ETF investierst gehen aktuell 12% in die 3 Unternehmen, die Du bereits als Einzelaktien hast!

    Sie braucht also einen ETF "MSCI World ex magnificent seven" :)

    Die Frage wäre daher wie es mit den Gewichtungen diese 3 Unternehmen bei den Einzelaktien aussieht. Wenn die dann eh schon 50% bei den Einzelaktien ausmachen ist das natürlich ein extremes Klumpenrisiko.

    Ein Klumpenrisiko ist es. Aber ist das auch ein extremes Klumpenrisiko?


    Lena hat das Aktiendepot geschenkt bekommen. Sie hat nicht dafür gearbeitet, nicht dafür gespart. Ich sage zu solchem Geld: Sterntaler. Wenn davon in einem Börsencrash die Hälfte weg ist, dann ist es zwar nicht schön, aber dann ist es eben so. Depot weg ist weniger schlimm als etwa Fuß weg.


    Sie selbst steuert mit den eigenen Anlagen doch offenbar um: Sie kauft keine Einzelaktien nach, sondern einen breiten ETF. Der ist bei all den bekannten Schwächen besser diversifiziert.


    Ich mache das auch, habe aber lang Einzelaktien gekauft. Gelegentlich verkaufe ich mal eine und verbrauche das Geld oder kaufe einen ETF davon. Ruckartig das ganze Aktiendepot umsetzen werde ich aber nicht, zumal dort noch steuerfreie Altaktien dabei sind. Du weißt ja, wie wichtig die Steuer ist, und wie eifrig der Durchschnittsdeutsche dieselbe vermeiden möchte!


    Ich verzichte bei meinem Depot ganz bewußt aufs Rebalancieren. Ich habe neben World-ETFs auch Apple im Depot, spät gekauft, dennoch vermehrfacht. Mit jedem Jahr wird das Klumpenrisiko größer, weil Apple in den letzten Jahren besser gelaufen ist als der World-ETF. Ich lasse das einfach geschehen. Wenn das irgendwann mal schiefgehen sollte, dann geht es halt schief. Es ist genug da, und selbst dann, wenn Apple sich halbiert, ist es immer noch genug. Depotfee hat das vor wenigen Stunden ganz wunderschön gelassen dargestellt. YMMD, Depotfee!


    Die Beiträge in diesem Forum sind voller Angst.

    - Der Crash kommt, ogottogott!

    - Ich habe bei meiner Sparkasse mehr als 100 T€ "angelegt" - deckt das die Einlagensicherung?

    - Ich werde bald 60 und kann mir somit keinerlei Risiko mehr erlauben. Wenn jetzt der Crash kommt, hole ich das doch nie wieder auf! Mir bleiben doch nur noch 25 Jahre auf diesem Planeten!

    - Ich bin jetzt 25 und habe noch nichts für die Altersvorsorge getan! 40 Jahre Vor-Angst vor der Altersarmut.


    Ich habe keine Angst. Das Leben ist ein Risiko, hat mein Vater immer gesagt. Ich denke oft an diesen Spruch. Wer ständig nur das das Risiko fürchtet, hat letztlich kein Leben.