Sondertilgung oder besser doch anlegen?

  • Ich habe eine Frage zum Artikel auf der Website:


    Sondertilgung Kredit oder Baufinanzierung: Lohnt es sich?
    Du kannst mit Sondertilgungen viel Geld sparen, weil Du damit für Deinen Baukredit über die Zeit viel weniger Zinsen zahlst als wenn Du nur regelmäßig tilgst.
    www.finanztip.de


    Zitat :

    Ist der Zinssatz für Deinen Baukredit etwa niedrig, kann es sich lohnen, größere Geldeingänge (wie etwa eine Sonderzahlung vom Arbeitgeber) erst einmal auf dem Fest- oder Tagesgeldkonto anzulegen, und den Kredit dann erst in einigen Jahren zu tilgen.


    - Welchen Zinssatz soll man vergleichen?

    Der Eff. Jahreszins (ist im Artikel bei den Festgeld Vergleichen angegeben).


    Generell etwas unklar für mich ist, wie der Sollzins und Eff. Jahreszins sich genau unterscheiden.


    Vielleicht hat jemand eine Erklärung für Dummies?


    - Danke :)

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • So wie Äpfel und Birnen - beides Obst.


    Zinsen werden typischerweise auf Jahresbasis angegeben (und vielfach auch bezahlt). Bei Immobiliendarlehen ist das eher unüblich, hier werden die Zinsen monatlich verrechnet, wodurch sich über ein Jahr bereits ein Zinseszinseffekt ergibt.


    Mal angenommen, man bietet Dir ein Darlehen zu 3% Zins (jährlich) an, aber nicht mit jährlicher Zinszahlung, sondern mit monatlicher Zinszahlung. Dann zahlst Du jeden Monat 1/12 des jährlichen Zinssatzes, also 0,25% pro Monat. Durch den Zinseszinseffekt ergibt sich daraus nicht etwa 12 * 0,25% = 3%, sondern (100%+0,25%)^12 = (100%+3,04%), also minimal mehr. In diesem Beispiel nennt man die 3% den Nominalzins, die 3,04% den Effektivzins.


    Man unterscheidet weiterhin den Habenzins (den Du für Dein Guthaben bekommst) und den Sollzins (den Du für ein Darlehen zahlen mußt). Jährliche oder monatliche Zinszahlung gibt es bei beiden, es gibt durchaus Konten mit monatlicher oder vierteljährlicher Zinszahlung.


    In der Vergangenheit gab es Immobiliendarlehen mit extrem niedrigen Zinssätzen, manche mit 1 davor oder gar mit 0. Es gab Immobiliendarlehen mit 0,75% Zins (die vor 3 oder 4 Jahren abschlossen wurden und noch einige Jahre laufen).


    Jetzt bist Du als Darlehensnehmer an zusätzliches Geld gekommen, meinetwegen ein Weihnachtsgeld. Wenn Dein Vertrag das erlaubt, kannst Du das Darlehen sondertilgen, also etwa 5000 € zusätzlich ins Darlehen stecken und damit Schulden tilgen. Dadurch sparst Du Zinsen in Höhe des vereinbarten Sollzinssatzes, in meinem Extrembeispiel also 0,75% auf 5000 €, somit 37,50 € pro Jahr.


    Deine Bank bietet Dir aber für Tagesgeld aktuell 3% Zinsen. Würdest Du die 5000 € auf das Tagesgeldkonto legen, bekämest Du also 150 € Zinsen dafür. Dafür tilgst Du aber nicht, zahlst somit für Dein Immobiliendarlehen 37,50 € mehr Zinsen, als wenn Du mit dem Geld getilgt hättest. Du stellst Dich also pro Jahr um 112,50 € besser. Das nennt man ein Zinsdifferenzgeschäft.


    Auch als Sicherheitsanlegerin kannst Du das machen, wenn Du für die alternative Anlage eine sichere Variante wählst und auch darauf achtest, daß Du das Geld wieder zur Verfügung hast, wenn das Immobiliendarlehen zur Verlängerung ansteht.


    Alles klärchen?

  • Hallo.


    Der Zins für die alternative Anlage muss ja nach Steuern höher sein als der Kreditzins, am besten noch mit Puffer, weil die Tilgung ja risikoärmer ist.

    Sprich: Für Nachkommastellen lohnt der Aufwand eher nicht.

  • Deine Bank bietet Dir aber für Tagesgeld aktuell 3% Zinsen. Würdest Du die 5000 € auf das Tagesgeldkonto legen, bekämest Du also 150 € Zinsen dafür. Dafür tilgst Du aber nicht, zahlst somit für Dein Immobiliendarlehen 37,50 € mehr Zinsen, als wenn Du mit dem Geld getilgt hättest. Du stellst Dich also pro Jahr um 112,50 € besser. Das nennt man ein Zinsdifferenzgeschäft.

    3% und 150 EUR Zinsen vor Steuer, d.h. 2,21% und 110,44 EUR nach Steuer (wenn man nicht in der Kirche ist, sonst noch etwas weniger).

    Sprich: Für Nachkommastellen lohnt der Aufwand eher nicht.

    Ja, da kommt es sehr darauf an, von wann der Immobilienkredit ist. Wir haben unseren 2020 abgeschlossen zu 0,x% auf 15 Jahre und machen nicht nur keine Sondertilgung, sondern haben sogar noch unsere Rate reduziert (ist eher selten vorgesehen, aber bei der ING war das standardmäßig dabei) und legen das Geld parallel an, bisher in unterschiedlich langes Festgeld.


    Bei unserem extrem niedrigen Zinssatz muss man da nicht lange rechnen, da ist klar, dass alternative Anlagen mehr Zins bringen als der Kredit kostet, jedenfalls solange nicht wieder eine extreme Niedrigzinsphase kommt. Wenn man aber z.B. einen Zinssatz in der Größenordnung 2-3% hat, muss man schon genauer nachrechnen, ob es (nach Steuer!) bei einer alternativen Anlage wirklich mehr gibt und ob sich der Aufwand lohnt.


    Je größer der Abstand zwischen dem Zins für den Immobilienkredit und dem für die alternative Anlage ist, je höher der mögliche Sondertilgungsbetrag ist und je länger die verbleibende Zinsbindung ist, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sich das wirklich finanziell lohnt. Denn man gewinnt ja nur die Zinsdifferenz. Beispiel: Bei 5.000 EUR Sondertilgungsmöglichkeit im Jahr, einer restlichen Zinsbindung von einem Jahr, einem Darlehenszins von 2% und einem angebotenen Festgeldzins für ein Jahr von z.B. 3% gewinnt man irgendwas um die 10 EUR.


    Rechnung:

    Bei Sondertilgung ersparte Kreditzinsen auf 5.000 EUR: 100 EUR (2% von 5.000 EUR)

    Festgeldzins auf 5.000 EUR: 150 EUR (3% von 5.000 EUR), allerdings nach Steuer nur noch 110,44 EUR

    Differenz: 10,44 EUR

  • 3% und 150 EUR Zinsen vor Steuer, d.h. 2,21% und 110,44 EUR nach Steuer (wenn man nicht in der Kirche ist, sonst noch etwas weniger).

    2000 € Zinsen (mit denen ein Ehepaar den Sparerfreibetrag ausschöpfen würde) brauchen bei 3% 67 T€ Kapital. Ich glaube nicht, daß der Durchschnittshäuslebauer neben einer spitzen Immobilienfinanzierung so viel auf der Seite hat. Und wenn doch, mag er sich Gedanken darüber machen, wie er die Steuer reduziert oder vermeidet.


    Heißt: Normalerweise dürfte der Steuerabzug nicht zum Tragen kommen. Ich habe ihn übrigens absichtlich weggelassen, weil mit die TE ausgesprochen unerfahren vorkommt, also wollte ich meine Erklärung einfach halten.

    Je größer der Abstand zwischen dem Zins für den Immobilienkredit und dem für die alternative Anlage ist, je höher der mögliche Sondertilgungsbetrag ist und je länger die verbleibende Zinsbindung ist, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass sich das wirklich finanziell lohnt. Denn man gewinnt ja nur die Zinsdifferenz.

    Natürlich. Vor dieser völlig richtigen Überlegung muß man aber das Wesen eines Zinsdifferenzgeschäfts erstmal verstanden haben.

  • Heißt: Normalerweise dürfte der Steuerabzug nicht zum Tragen kommen. Ich habe ihn übrigens absichtlich weggelassen, weil mit die TE ausgesprochen unerfahren vorkommt, also wollte ich meine Erklärung einfach halten.

    Bist du nicht sonst immer derjenige, der alles ganz genau haben will? Es müssen bei dir doch immer alle Daten auf dem Tisch liegen, da man ja sonst gar nichts einschätzen kann. Und dann wird jeder korrigiert, der aus deiner Sicht bei einer Antwort nicht alles ganz genau geschrieben hat. Und plötzlich ist es egal, wenn du einfach mal die Steuer weglässt, die immerhin gut 1/4 (genau genommen 26,375%) der Zinserträge ausmacht?


    2000 € Zinsen (mit denen ein Ehepaar den Sparerfreibetrag ausschöpfen würde) brauchen bei 3% 67 T€ Kapital. Ich glaube nicht, daß der Durchschnittshäuslebauer neben einer spitzen Immobilienfinanzierung so viel auf der Seite hat. Und wenn doch, mag er sich Gedanken darüber machen, wie er die Steuer reduziert oder vermeidet.

    Gerade durch die Zinswende können solche Werte mittlerweile recht schnell zusammen kommen. Im Falle von 12345 behaupte ich sogar, dass alleine die "Ersparnisse für die Sondertilgung bei Fälligkeit" (ich nenn es jetzt einfach mal so) die 67k deutlich übersteigen dürften. Zumal die 67k nach 4 Jahren bei einer möglichen Sondertilgung von 16k (entspricht 320k Darlehen) pro Jahr ganz schnell zusammen kommen können.