Strompreise aktuell

  • Ich kann dir hier viele Geschichten aus der Bauwelt erzählen. Auf die Idee, dass die anderen Mitbewerber, diese Niedrigpreise vielleicht nur durch illegale Tricks hinbekommen, kommt kaum einer und ist den meisten auch egal (da die eigene Geldbörse wichtiger ist). Keine böse Unterstellung an Dich oder die Stromlieferanten, aber die traurige Wahrheit aus der Bauwelt.

    Auf dem Strommarkt ist es doch aber so, dass die allermeisten Anbieter Neukunden-/Wechselboni anbieten (in der Regel auch der eigene Bestandsanbieter, der bietet sie eben nur keinen Bestandskunden an). Das heißt. Boni sind offensichtlich eingepreist. Und das heißt auch, wer sie nicht in Anspruch nimmt, zahlt im Grunde einen überhöhten Preis.

  • Auf dem Strommarkt ist es doch aber so, dass die allermeisten Anbieter Neukunden-/Wechselboni anbieten (in der Regel auch der eigene Bestandsanbieter, der bietet sie eben nur keinen Bestandskunden an). Das heißt. Boni sind offensichtlich eingepreist. Und das heißt auch, wer sie nicht in Anspruch nimmt, zahlt im Grunde einen überhöhten Preis.

    Genau und da liegt ja auch das Problem. Durch die Privatisierung und vor allem der Dynamik durch Check24 & Co. ist hier ein Wettbewerb entstanden, der die Anbieter dazu zwingt (Teufelsspirale). Das müssen die Altkunden bezahlen bzw. ist es sicherlich rein statistisch so, dass selbst bei den ständig wechselnden Kunden ein gewisse "Trägheit" herrscht.


    Dazu mal ein Beispiel: Früher hatten wir bei der Telekom viele Verträge mit Handy. Bei den iPhones war es dann so: Hast Du auch nur einen Monat später als zur Vertragsverlängerung kein neues iPhone genommen, hast Du draufgezahlt. Da das neue Modell aber noch nicht erschienen war, musste man 1-2 Monate warten (und dann auch noch auf die Lieferzeit ;-)). Die Telekom war nicht so kulant und hat die bereits gezahlten Raten angerechnet.


    Extrem war es bei einem unserer Verträge so: Da wurde über Jahre hinweg 10EUR für ein Handy gezahlt, aber die IT hatte es übersehen, das regelmäßig abzurufen, da das Alte auch zuverlässig funktionierte. Da waren in Summe locker 500 EUR bezahlt für etwas ohne Gegenleistung (unsere Schuld!).

    Ich wollte dann kulanterweise ein Handy im Wert von 60 EUR-70 EUR haben, das für die Baustelle mehr als ausreichend ist. Rate mal, was die Antwort war? ;-).


    Auf jeden Fall haben wir alle Verträge mit Handy umgestellt auf ohne Handy, da es sich einfach nicht lohnt oder unnötig zum Handeln zwingt.

  • Genau und da liegt ja auch das Problem. Durch die Privatisierung und vor allem der Dynamik durch Check24 & Co. ist hier ein Wettbewerb entstanden, der die Anbieter dazu zwingt (Teufelsspirale).

    Gezwungen sind sie nicht.


    Sie könnten auch günstigere Preise anbieten statt Neukundenboni.


    Und sie könnten insbesondere Bestandskunden, deren Kündigungsfrist ansteht, auch günstigere Preise / einen "Treuebonus" o.ä. anbieten, damit diese gar nicht erst kündigen. Sie würden sich damit sogar die Provision für Check24 & Co. sparen.


    Aber das machen die Anbieter nicht. Vermutlich, weil es sich für sie nicht lohnt und weil die Marge (selbst inklusive Provision für Check24) immer noch groß genug ist.

  • Korrekt, die leben von der trägen Masse. Daher sagte ich ja, wenn alle jedes Jahr wechseln, geht das System unter. Und wenn keiner mitmacht, wäre es für alle günstiger.


    Konsumerpsychologie ist ein spannendes Thema.

  • Wie kommst Du zu der Behauptung? Ich will nicht sagen, dass es falsch ist, aber mein Ansatz ist eher anders herum:

    Ganz einfach. Der normale Haushalt ohne Wärmepumpe, ohne Elektroauto hat seinen Stromverbrauch ziemlich gleichmäßig übers Jahr verteilt. Jeden Tag etwa dasselbe. Gleichzeitig hat er wenig Möglichkeiten, was zu verschieben. Der Fernseher/Gaming-PC läuft nach Feierabend, gekocht wird abends oder mittags. Und so weiter. Die einzigen Möglichkeiten, Stromverbrauch zu verschieben, bestehen in Spül- und Waschmaschine. Mit gesammelten halben Kilowattstunden verschiebst du dann aufs Jahr gerechnet vielleicht 200 kWh von teurer auf günstig. Das ist fast nichts.


    Eine Wärmepumpe verschafft einen gewissen Spielraum, geheizt werden muss aber im Winter, wenn der Strom tendenziell teurer ist. Außerdem lässt sich das Heizen nur um wenige Stunden verschieben. Das einzige Gerät im Privathaushalt mit großer Flexibilität und Verbrauch ist ein Elektroauto. Mit einer Ladung kann man schon mal 80 kWh verbrauchen und die lassen sich in der Regel auch gut um ein paar Tage verschieben. Solange das Auto am Stecker hängt, ist auch die Uhrzeit egal. Ob 20 Uhr oder 3 Uhr morgens...das Auto lässt sich automatisiert nach Strompreis laden.


    Aber natürlich kann man jedes Jahr den Anbieter wechseln und Neukundenrabatte einstreichen. Aber ehrlich gesagt halte ich von dieser Methode herzlich wenig. Das ist nicht der Sinn von Neukundenrabatten.

    Ich würde auch gerne beim alten Anbieter bleiben. Aber offensichtlich bin ich als Bestandskunde erst wieder interessant, wenn ich 1 Jahr woanders meinen Strom bezogen habe. Ist der Anbieter selbst schuld...ein hunderter für 5 Minuten Suche ist jetzt echt ein guter Stundenlohn.

  • ... monatlich dynamische Tarife ... wären doch mal nen Blick wert.

    In der Regel nicht. Normale Haushalte haben nicht genügend Flexibilität beim Stromverbrauch, damit sich diese gegenüber einem günstigen fixen Tarif plus eventuell Wechselbonus rentieren.

    Wie kommst Du zu der Behauptung? Ich will nicht sagen, dass es falsch ist, aber mein Ansatz ist eher anders herum:


    Die "normalen" Anbieter müssen das Risiko, das sie bei einem 1-2 Jahresvertrag haben, irgendwie einpreisen (es könnte ja sein, dass der Strompreis an der Börse theoretisch die gesamte Laufzeit höher ist). Dieses Risiko haben die dynamischen Anbieter nicht.

    Wäre der Markt vollkommen effizient und alle Tarife fair kalkuliert, wäre das so. Der Markt ist aber nicht vollkommen effizient und die Tarife nicht fair kalkuliert.


    Stromanbieterwechsler nutzen gezielt Ineffizienzen am Markt. Diese bonifizierten Werbetarife sind letztlich zu billig, also zu tief kalkuliert. Der turnusmäßige Anbieterwechsel ist letztlich Rosinenpicken. Der Unterschied zwischen diesen Werbetarifen und den Standardtarifen beträgt 25% bis 30%; ich zumindest lasse das nicht liegen.


    Du hast mit Deiner Feststellung an sich recht, daß ein variabler Tarif, der das Risiko der Preisänderung auf den Kunden verlagert, billiger sein müßte als ein Standardtarif. Das mag auch tatsächlich der Fall sein. Der Unterschied zum bonifizierten Werbetarif aber ist vermutlich größer als dieser Effekt, insoweit kommt der informierte Kunde mit dem Werbetarif billiger weg.


    Vergleicht man Standardtarife mit dynamischen Tarifen, ist der Unterschied gering. Das liegt vor allem daran, daß der Stromverbrauch eines Haushalts nicht groß steuerbar ist. Die vielgenannte Waschmaschine verbraucht letztlich nicht viel, und sie will auch bedient werden. Wäscht man aus Kostengründen mitten in der Nacht, so spart man schlappe 20 ct, und morgens, wenn die Zeit ohnehin knapp ist, muß man auch noch Wäsche aufhängen. Das ist unbequem, also macht man das nicht, wenn man kein Extremsparer ist.


    LebenimSueden schreibt das ganz richtig: Hat man ein e-Mobil, kann man von einem dynamischen Tarif profitieren, in einem normalen Haushalt bringt es das nicht. Die Hersteller von elektronischen Zählern werben natürlich für ihr Produkt, die Blütenträume, die technisch unbeleckte Politiker volldröhnend von sich geben, werde sich aber nicht umsetzen lassen. Ein Smartmeter an sich spart noch keinen Strom und auch kein Geld, sondern kostet welches.

  • Hallo zusammen, vielen Dank für die tollen Hinweise. Habe jetzt - aus Sorge vor zuviel Aufwand und Risiko - für 12 Monate ohne Boni abgeschlossen. Das Angebot galt nur bis heute. Konditionen + 7% gegenüber Vorjahr(März 2024). Hoffe, dass die geplanten Steuersenkungen und Reduzierung der Netzentgelte weitergegeben werden. Gruß Ingo

  • Die "normalen" Anbieter müssen das Risiko, dass Sie bei einem 1-2 Jahresvertrag haben, irgendwie Einpreisen (es könnte ja sein, dass der Strompreis an der Börse theoretisch die gesamte Laufzeit höher ist). Dieses Risiko haben die dynamischen Anbieter nicht.

    Auch normale Anbieter haben dieses Risiko nicht in vollem Ausmaß, denn sie können sich dank Termingeschäften den Strompreis für eine fast beliebige Periode in der Zukunft jetzt schon sichern.
    https://www.eex.com/en/market-…et-data-hub/power/futures
    Der Preis ist Euro pro MWh.


    Wer einen dynamischen Tarif nimmt, hat diese Absicherung nicht.