ACWI IMI und die sich darin befindlichen Aktien

  • In Bezug auf das "neueste" Finanztip Video und im speziellen auf die effektive Anzahl der sich im ETF befindlichen Aktien.


    Saidi spricht hier bezüglich des "Hakens" was die 8.400 Aktien angeht. Er sagt ja, dass aus Kostengründen schlussendlich all diese effektiv nicht gehandelt werden, sondern, da der ETF ja gesampelt ist (also kein physischer Erwerb der Wertpapiere), nur um die 3.700. Hier ist nochmal das video dazu zu dem was ich meine:


    Bei/ab Minute 7 Sekunden 10:

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    Nun habe ich bei mir so gedacht, dieses "optimized sampling" heißt dann schlussendlich nur, dass man so tut als hätte man alle diese Small Caps (und ermerging markets) Aktien gekauft, passt die Rendite dazu an (laut Index) aber effektiv wird der vom Anleger eingezahlte Betrag nicht bei den Small Caps Unternehmen landen/investiert.

    Habe ich das so richtig verstanden? Und wenn ja, ist das nicht total bescheuert? Also vom Prinzip her. Und um ganz konkret (real) die Small Caps zu inkludieren, müsste man da dann den MSCI World Small Cap USD bzw. MSCI EM Small Cap kaufen? Habe aber soeben kontrolliert und diese sind natürlich auch "sampled".

    Wieder einmal hoffe ihr habt meine Zweifel und Gedankengänge verstanden und sorry für meine Ignoranz - bin ein blutiger Anfänger. Deshalb hab ich auch so viele grundlegende Fragen.... || :saint:



    Vielen vielen Dank für Eure Geduld!
    Couch

  • Habe ich das so richtig verstanden? Und wenn ja, ist das nicht total bescheuert? Also vom Prinzip her. Und um ganz konkret (real) die Small Caps zu inkludieren, müsste man da dann den MSCI World Small Cap USD bzw. MSCI EM Small Cap kaufen? Habe aber soeben kontrolliert und diese sind natürlich auch "sampled".

    Kenne das Video nicht, aber im Kern ist es genau das und fast alle größeren ETFs nutzen Sampling schon allein aus Kostengründen. Aus dem von dir beschriebenen Grund raten Leute wie Andreas Beck auch dazu, einen ACWI-ETF mit einem Small-Cap-ETF zu kombinieren statt den ACWI-IMI zu kaufen. Interessant ist die Rendite der kleinen Unternehmen und auch der Schwellenländer nämlich in der Regel, wenn der Weltmarkt insgesamt besonders gut läuft und genau da fehlen sie dir dann bzw. weicht die Tracking-Differenz zwischen dem ACWI-IMI-ETF und dem entsprechenden Index besonders stark zu deinen Ungunsten ab.


    Wirklich tragisch ist die Abweichung zum Index aber nicht, da die ETF-Anbieter es regelmäßig durch das Sampling, also die Auswahl und die Umgewichtung der Aktien im ETF den Index ziemlich gut zu treffen. Bauchschmerzen hätte ich deshalb auf lange sicht jetzt keine, wir reden hier über Optimieren auf ziemlich hohem Niveau.

  • Habe ich das so richtig verstanden? Und wenn ja, ist das nicht total bescheuert? Also vom Prinzip her. Und um ganz konkret (real) die Small Caps zu inkludieren, müsste man da dann den MSCI World Small Cap USD bzw. MSCI EM Small Cap kaufen? Habe aber soeben kontrolliert und diese sind natürlich auch "sampled".

    Ja müsste man.

    Also die beiden World Small Cap ETFs von iShares und SPDR sind angeblich physisch replizierend und haben immerhin über 3300 Aktien.

    Der SPDR Emerging Markets Small Cap ETF ist auch physisch und hat knapp 1940 Titel, der Index 1942... Also das ist wirklich zu vernachlässigen.


    Hier auch eine Meinung eines anderen YouTubers, der das "Problem" schon vor drei Jahren angesprochen hat. Ab Minute 5.

  • Optimiertes Sampling bedeutet nicht, dass keine Small Caps gekauft werden. Es bedeutet vielmehr, dass die Aktien so ausgewählt werden, dass die Indexperformance möglichst gut getroffen wird, obwohl nur ein Teil der Aktien gekauft werden.

    Der ETF wird ziemlich sicher auch Small Caps halten.

  • Couch

    Tritt einfach mal einen Schritt zurück.

    Was bedeutet es in einen ETF auf einen Index zu investieren?

    Du möchtest möglichst genau den Kursverlauf des Index abbilden. Von Aktien steht da zunächst mal gar nix. Und es gibt mehrere Möglichkeiten, wie man den Kursverlauf eines Index abbildet.

    1. komplette physische Replikation des Index
      Das klappt zumeist bei 'kleineren' Indizes die eine Überschaubare Anzahl von Positionen beinhalten sehr gut. So ist z.B. der DAX mit seinen 40 Werten sehr leicht physisch abbildbar.
    2. Ein optimiertes Sampling
      Seien wir doch ehrlich. Bei ein paar Tausend Positionen im Index, bewegen doch eh nur die oberen 20% im Index wirklich etwas im Kurs. Die 80% Unternehmen mit einem Anteil von 0,01% und kleiner bewegen nicht wirklich etwas am Kurs des ETF. Also nimmt man von den 80% nur eine Auswahl von Aktien (Branchen-/Regionendurchschnitt). Und diese Auswahl wird dann regelmäßig angepasst. Eben ein kostenoptimiertes Sample des Aktienmarktes
    3. Ein swappender ETF
      Ja, so ein swappender ETF enthält wohlmöglich gar keine Aktien aus dem abgebildeten Index. ;) Schließlich geht es ja nur um die Kursabbildung des Index und nicht darum Aktien aus diesem Index auch tatsächlich physisch zu besitzen. So werden eher exotische Länderindizes gern per Swap abgebildet. Wohlmöglich, weil man die Aktien der Unternehmen nicht so einfach an einer Börse handeln kann.

    Früher (in der Anfangsphase) der ETF waren swappende ETF sehr verbreitet. Mit steigender Beliebtheit der ETF wurden viele ETF von swappend auf physisch bzw. optimiertes Sampling umgestellt. Das kann der ETF-Herausgeber nämlich im Prinzip ganz nach belieben machen. Schließlich soll der ETF ja die Indexrendite nachbilden. Nicht mehr und nicht weniger.


    Also, ob ein ETF nun statt 8.800 Positionen aus dem Index 'nur' 3.700 Positionen enthält oder gar nur 100 völlig andere Aktien (swapper) spielt erstmal keine Rolle.

    Die Qualität der Indexabbildung ist viel entscheidender (Trackindifferenz). Ein sehr guter ETF schafft es langfristig den von Ihm abgebildeten Index trotz ETF-Kosten zu übertreffen.

  • SmallCap fügt man nicht hinzu, weil sich dadurch die Anzahl der Aktien stark erhöht, sondern weil SmallCaps ein anderes Rendite-Risiko-Profil haben.

    Dafür sollte man dann entsprechend 15% SmallCap haben.

    Ob das nun aber 3000 oder 300 Aktien sind, ist fast egal. Solange die 300 eine repräsentative Auswahl ist und auf 15% gewichtet werden.


    Bei der gigantischen Anzahl an Aktien ist diese Nummer keine gute Kennzahle mehr für Diversifikation.

    Wichtiger ist hier die Diversifikation auf Regionen, Branchen und Stilebene.

    Und da hat der MSCI World schon eine leichte Unwucht in USA, Tech, Mega-Cap-Growth.


    SmallCap bringt da aufgrund eines anderes Stils schon Diversifikation. Noch besser wäre vielleicht SmallCap Value

  • Wirklich tragisch ist die Abweichung zum Index aber nicht, da die ETF-Anbieter es regelmäßig durch das Sampling, also die Auswahl und die Umgewichtung der Aktien im ETF den Index ziemlich gut zu treffen. Bauchschmerzen hätte ich deshalb auf lange sicht jetzt keine, wir reden hier über Optimieren auf ziemlich hohem Niveau.

    Da gibt's aber schon Unterschiede. Beim Vanguard FTSE All-World liegt die Abweichung stets ziemlich nah bei 0. Aber die haben auch grob 90% der Positionen. Beim SPDR ACWI IMI sind es nur 40% (die natürlich zusammen einen hohen Anteil/Market Cap insgesamt haben) und die Standardabweichung zum Index liegt bei über 0,6%. In den letzten zehn Jahren war das fast immer zu Ungunsten der Anleger. Da mögen mal -0,5% in einem Jahr nicht so sehr auffallen, aber über einen längeren Zeitraum von zwei, drei Jahrzehnten läppert sich das ziemlich. Will man tatsächlich Small Caps, wäre man wohl wirklich mit einem zweiten ETF besser dran. Denn die Idee, alle Champions von morgen mit einem All Cap von Anfang an mit drin zu haben, klappt sonst weniger. Das klingt daher schon sehr nach einer Marketing-Strategie.


    Bisschen neidisch schaue ich da auf die USA, wo der VT von Vanguard über 10.000 Positionen anbietet. Und das mit einer jüngsten TER-Senkung von 0,07% auf 0,06%... während der Vanguard FTSE All-World weiterhin bei 0,24% inkl. Transaktionskosten verbleibt und Einnahmen über den Teich schiebt... und letztendlich mit 3600 Unternehmen nahezu identisch zum SPDR ACWI IMI ist. Oder wo der neue Amundi Prime All-Country per vollständiger Replikation hinmöchte (3500) mit steigendem Volumen. Ließe sich auch mit Small Caps (Value) kombinieren, wenn man mag. (Ich mag's lieber schlicht ohne Rebalancing oder Übergewichtungen, aber muss ja jeder selber wissen)

  • Es geht bei SmallCaps weniger um die Champions von morgen.

    Wenn da mal eine Aktie mit 0,000x% Gewichtung durchstartet, merkst du davon nichts.

    Und bis die mal an Gewicht gewinnt, ist sie kein SmallCap mehr.


    Es geht um die besondere Risiko-/Rendite-Charakteristik von SmallCaps als Ganzes.

    Und da ist es dann nicht mehr wichtig, ob ein bestimmtes Unternehmen nun drin ist oder nicht.

  • Da mögen mal -0,5% in einem Jahr nicht so sehr auffallen, aber über einen längeren Zeitraum von zwei, drei Jahrzehnten läppert sich das ziemlich. Will man tatsächlich Small Caps, wäre man wohl wirklich mit einem zweiten ETF besser dran.

    Bei 2 ETF hast Du dann aber wieder das Problem des Rebalancing. Und 2 ETF reichen genaugenommen auch nicht aus wenn man die Welt komplett abdecken will, da es m.W. nach keinen MSCI ACWI Small Caps (oder FTSE All World SC) gibt. Dann bist Du schon bei min 3 ETF (z.B. MSCI ACWI, MSCI World SC und MSCI EM SC). :/

    Small Cap Unternehmen machen 14% der Marktkapitalisierung aus. Was machst Du dann, wenn SC mal wieder einige Jahre deutlich besser/schlechter laufen als die Developed Markets? Nach der reinen Lehre bedeutet es dann Rebalancing, was dann auch wieder gewisse Herausforderungen mitbringt (psychologisch, finanziell, ggf. Steuerzahlung beim Verkauf des besser gelaufenen Depotteils).

    Insofern ist die 1 ETF Lösung per SPDR MSCI ACWI IMI (oder auch FTSE All World) bestimmt nicht perfekt, aber eine brauchbare Lösung für diejenigen, die mit minimalem Aufwand ein gutes Ergebnis (Abbildung des weltweiten Aktienmarktes) haben wollen.

  • einen ACWI-ETF mit einem Small-Cap-ETF zu kombinieren statt den ACWI-IMI zu kaufen

    Hallo FinanztipUser, vielen Dank für deine Antwort und Feedback. Einige Tage sind seit dem posten meines Beitrages vergangen und ich muss mir alle Kommentar erst nochmal richtig durchlesen. Jetzt bin ich mal hier. Ich verstehe schon, dass das mehr Sinn ergeben sollte (-> sollte weil ja scheinbar auch die dedizierten Small-Cap-ETFs auch nur gesampelt oder meist geswappt sind weil schwer zugänglich). Schlussendlich wird, wie ich das verstehe, der investierten Betrag nicht bzw. nur marginal bei den "Kleinen" Unternehmen landen.

    Also für mich war es mal wichtig zu verstehen wo das Geld konkret landet. Ich denke verstanden zu haben, dass durch den Kauf eines ETFs nicht oder nur teilweise dort investiert wird "was drauf steht". Also man investiert das Geld in einen vermeintlichen Markt, doch wird schlussendlich nur geschaut eine Index-Rendite zu replizieren, doch wie das erreicht wird ist nicht so "transpartent" wenn man so sagen kann. Also rein theoretisch :!: könnte ich ACWI IMI shares kaufen und der SPDR oder Vanguard oder wer auch immer diesen managed könnte auch nur die Titel der Big 7 kaufen/handeln und mit denen arbeiten. Wenn ich z.B. in TR beim MSCI World ACWI IMI auf "Wie setzt sich der Fond zusammen", egal ob einzelne Unternehmen, Länder oder Märkte, wird das Angezeigte von der Realität abweichen?

  • Also rein theoretisch :!: könnte ich ACWI IMI shares kaufen und der SPDR oder Vanguard oder wer auch immer diesen managed könnte auch nur die Titel der Big 7 kaufen/handeln und mit denen arbeiten. Wenn ich z.B. in TR beim MSCI World ACWI IMI auf "Wie setzt sich der Fond zusammen", egal ob einzelne Unternehmen, Länder oder Märkte, wird das Angezeigte von der Realität abweichen?

    Das hast du falsch verstanden. So wie du es beschreibst wäre es überhaupt nur bei einem swap etf möglich.

    Die Auswahl der Aktien muss repräsentativ für den Index sein. Daher müssen zwangsläufig auch Small Caps enthalten sein, aber eben nicht alle die im Index enthalten sind.

  • Couch

    Was genau das Fonds darf, ist vermutlich im Prospekt festgehalten.


    Aber so wird kein Indexfonds arbeiten.

    Die haben eigentlich nur ein Ziel, nämlich die Trackingdifferenz zu minimieren.

    Jede Abweichung im Portfolio ist für den Manager ein Risiko


    Den IMI abzubilden braucht schon etwas können.

    Man wird vermutlich mit Faktoren und anderen Korrelationen arbeiten um mehrere sehr ähnliche Aktien zu einer zusammenzulegen.

    Das geht aber nur, wenn die einzelnen Aktien sehr klein sind.

    Bereits eine Aktie mit 0,5% nicht zu halten, würde ein massives Risiko für die Tracking-Differenz bedeuten.


    Aber auch Index-ETFs auf größere Indices wenden Tricks an, um die Tracking-Differenz zu verringern.

    So finde mag teilweise Derivate auf einzelne Indexteile in Portfolio.

    Weiß nicht genau, was die da treiben. Aber ich könnte mir vorstellen, dass man eigehende Dividenden nicht direkt reinvestiert, sondern in Derivaten hält.

    Der Index nimmt ja Reinvestition in den kompletten Index an. Das heißt, man müsste bei jeder Dividendenzahlung alle Aktien nachkaufen.

    Ich glaube nicht, dass man dies so macht.


    Die echte Zusammensetzung des ETFs kann normalerweise täglich auf der Seite des Anbieters sehen oder herunterladen .

    Manchmal findet man da interessante Dinge. So enthält der FTSE All World von Vanguard russische Aktien, die vermutlich noch aus der Zeit stammen, als Russland noch im Index war und die nun nicht mehr handelbar sind.