Riester einfach mal machen und später ggf. ruhen lassen?

  • Moin,


    im Bereich ETFs bin nach eigener Einschätzung soweit ja ganz gut im Thema.
    Bei Riester ist das allerdings etwas anderes. Sind meine Frau und ich für die Hausfinanzierung noch sehr gut am Wohnriester vorbei gekommen, überlege ich allerdings nun, ob es sich bei mittlerweile zwei Kindern für Frau mit aktuell Elternzeit und kurz bis mittelfristig Midi-Job nicht lohnen könnte, um einfach nur die Zulagen einzusammeln.

    Vielleicht kommt ja irgendwann doch noch eine Art Altersvorsorgedepot und man kann Guthaben aus Riester übertragen.

    Aber selbst, falls diese Option nicht kommen sollte: es klingt erst mal sehr verlockend für 60€ Jahresbeitrag Zulagen i.H.v. 175€ + 2 x 300€ = 775€ einzusammeln.


    Für mich liest sich das erst mal super lukrativ. Aber das scheint so einfach ja nicht zu sein, da es sonst ja überall als absoluter "No Brainer" beworben würde. Es wird aber immer nur lediglich daraug hingewiesen, dass es sich in einem solchen Fall lohnen kann. Ist es wirklich nicht annähernd so interessant wie es auf den ersten Blick anhand der Zahlen wirkt, wenn man den Vertrag nach günstigem Einsammeln (also sobald Frau wieder mehr verdient und mehr einzahlen müsste) ruhend / beitragsfrei stellt?


    Finanztip hat leider auch nur einen einzigen Riester Fondsparplan als empfehlenswertes Produkt. Das stimmt natürlich auch schon stutzig.


    Ich hoffe, dass das Schwarmwissen im Bereich Riester mir auf die Sprünge helfen kann.

  • Genau diese Thematik habe ich heute in einem anderen Thread für eine Dame aus der Yoga-Gruppe gestellt.

    Die sucht einen Neuvertrag um noch ca. 8 Jahre die Zulage für mindestens 2 Kinder „abzugreifen“.


    Siehe hier:


    Gesucht wird also ein kostengünstiger Riestervertrag.

    Die Rente will man KEINESFALLS.

    Vielmehr soll das Ding rechtzeitig stillgelegt werden um dann später alle förderunschädlich auszahlen zu lassen.


    Problem: Inflation und eventl. Kosten des Vertrages beim Ruhen.

  • Offenbar gibt es hier leider nicht so viele kreative Ideen.


    Ich habe versucht, etwas im Internet zu recherchieren.

    Offenbar drückt sich Finanztip vor, genau diesem für viele eigentlich relevanten Thema.

    Wir nennen es einfach mal „Abgreifen“ der überproportional hohen Zulagen gegenüber den Einzahlungen.


    Das wäre dann eine Geldanlage. Die grotesk schlechte Rente will man überhaupt nicht haben.


    Das ist eigentlich in der Realität ein Thema für Frauen.

    Vielfach wären nur 60 Euro im Jahr zu zahlen.

    Oder eben etwas mehr.


    Riester scheint in der Vermarktung auch tot zu sein.

    Wenn zum Beispiel die Allianz Versicherung so etwas anbietet und zu Rentenbeginn, die Zulagen und Einzahlungen garantieren muss, kann sie bei einer solchen trickreich Geldanlage eigentlich keinen Gewinn erwirtschaften.

    Sie hat dann jährlich zum Beispiel 100 € Gebühren, muss aber trotzdem die Auszahlung garantieren.


    Problem ist natürlich der Zeitlauf und die Inflation.

    In der Zeit der Null Inflation war das überhaupt kein Problem für die Kundin.


    Aber jetzt rechnen wir mal:

    Eine 30-jährige mit zwei Kindern will sich 775 € bei einem Anbieter für zehn Jahre sichern.

    Somit liegt sie jedes Jahr 835 € an.

    Zehn Jahre später beginnt sie einen anderen Riestervertrag.


    Sinn ist logischerweise, dass sie die angesparte Summe später als Einmalzahlung zurückbekommt.


    Diese 8350 € bekommt sie aber frühestens mit 62 ausgezahlt.

    Somit wären hier 22 Jahre Inflation anzusetzen.

    Bei Auszahlung erfolgt noch eine Versteuerung.


    Das müssten jetzt mal die Profis durchrechnen.

    Bei 2 % Inflation wäre der Geld wert nach 22 Jahren circa 5400 €.


    Setzt man eine Steuer von etwa 30 % an… das nur als Beispiel, würde man noch eine Geldwert von etwa 3770 € herausbekommen.


    Über zehn Jahre wurden also 600 € investiert.


    Ich gehe in diesem Rechenbeispiel davon aus, dass die Versicherung jedes Jahr quasi durch ihre Gebühren sehr viel auffrisst, aber das Kapital garantieren muss.


    CHECK24 bietet einen Riester. Vergleich zum Beispiel mit Allianz oder Continental.

    Denen geht es natürlich um die Vermittlungsgebühr.

    Angaben zu den wahren Beweggründen würde ich auch bei einem örtlichen Allianz Büro natürlich nicht machen.

    Aber natürlich massiv auf die Gebühren Seite achten.


    Diese Überlegungen sind natürlich jetzt völlig unabhängig von eventuellen Änderungen, die die neue Koalition irgendwann durchführen wird.


    Der zentrale Punkt wäre das Ende der Pflicht zur Verrentung.

    Wie ich allerdings die Finanzpolitik der Bundesregierung gerade so sehe, gehe ich nicht davon aus, dass ich etwas ändern wird.

  • Im Prinzip möchtest du mehrere durch Zulagen gepimpte Kleinstbetragsrenten zum Rentenbeginn auszahlen lassen.


    Hmmm, da sind soviele unbekannte drin das das schwer auszurechnen ist.


    Mir fällt es auch schwer den Steuerverbrauch in unnütze Kapitalanlagen gut zu heißen.


    Der Riesteranbieter gewinnt dabei immer, Verlierer sind die Kleinsparer und der Steuerzahler.

  • Mir fällt es auch schwer den Steuerverbrauch in unnütze Kapitalanlagen gut zu heißen.


    Der Riesteranbieter gewinnt dabei immer, Verlierer sind die Kleinsparer und der Steuerzahler

    Das ist richtig.

    Nur haben wir leider festgestellt, dass eine Verrentung fast immer ein miserables Geldgeschäft ist.


    Warum soll sich zum Beispiel eine Mutter nicht die Zulagen sichern die ihr der Staat eben gewährt?


    Der deutsche Staat lässt sehr große Milliarden Beträge an möglichen Steuereinnahmen besonders von Superreichen und sehr Begüterten an sich vorbeiziehen…


    Da wird sich eine Mutter von zwei Kindern doch auch mal ein paar 1000 € sichern können…

  • Meine Frau und ich haben uns dazu entschieden, ihren Riester noch 1-2 Jahre weiterlaufen zu lassen (sie muss 840€ im Jahr einzahlen, um die vollen Zulagen für 2 Kinder und sich zu erhalten), und dann stellen wir den Vertrag ruhend, auch wenn die Kinderzulagen eigentlich noch ein paar Jahre zu holen wären.

    Wir haben "Angst", über die Grenze zur Kleinbetragsrente zu kommen. Weil die Verrentung will meine Frau auf keinen Fall.

  • Meine Frau und ich haben uns dazu entschieden, ihren Riester noch 1-2 Jahre weiterlaufen zu lassen (sie muss 840€ im Jahr einzahlen, um die vollen Zulagen für 2 Kinder und sich zu erhalten), und dann stellen wir den Vertrag ruhend, auch wenn die Kinderzulagen eigentlich noch ein paar Jahre zu holen wären.

    Wir haben "Angst", über die Grenze zur Kleinbetragsrente zu kommen. Weil die Verrentung will meine Frau auf keinen Fall.

    Genau das ist es ja.

    Dann kann sie aber doch für die nächsten paar Jährchen noch mal einen neuen Vertrag machen.

    Der liegt dann eben auch bis 62.

  • Vielen Dank schon mal für den Versuch Tomarcy

    Von mir aus kann auch ein Vertrag bis zum Ende laufen. Es sei denn das hat Nachteile, die mir noch nicht bewusst sind.

    Mir fällt es auch schwer den Steuerverbrauch in unnütze Kapitalanlagen gut zu heißen.

    Da bin ich grundsätzlich bei dir. Wenn ich mir aber ansehe wie unfähig die Regierung zum Teil mit unseren Geldern umgeht, dann hole ich mir gern ganz legal einen Teil davon zurück, sofern es sich denn wirklich lohnt. Das ist ja das für mich noch große Fragezeichen über dem Konstrukt bzw. dem konkreten Fall.

    Meine Frau und ich haben uns dazu entschieden, ihren Riester noch 1-2 Jahre weiterlaufen zu lassen (sie muss 840€ im Jahr einzahlen, um die vollen Zulagen für 2 Kinder und sich zu erhalten), und dann stellen wir den Vertrag ruhend, auch wenn die Kinderzulagen eigentlich noch ein paar Jahre zu holen wären.

    Wir haben "Angst", über die Grenze zur Kleinbetragsrente zu kommen. Weil die Verrentung will meine Frau auf keinen Fall.

    Also habt ihr euch (bewusst) dafür entschieden für die Frau zu riestern?
    Mir wäre die Quote von nahezu 1:1 auf Einzahlung zu Zulagen eigentlich schon zu schlecht.

    Aber so lange man mit 60€ die vollen 775€ abgreifen kann, klingt es für mich interessant.

    Ist mein Gedanke richtig, dass man lediglichdie 60€ einzahlen muss, solange man unterhalb von 20.875€ Bruttojahreseinkommen liegt? Das erscheint mir eigentlich viel zu hoch.

    Aber ist m.E. das Ergebnis von "In der Regel müssen vier Prozent des Vorjahreseinkommens abzüglich Zulagen in die Riester-Rente eingezahlt werden."


    20.875€ * 0,04 = 835€

    abzüglich Zulagen -> 835€ - 775€ = 60€

  • Genau das ist es ja.

    Dann kann sie aber doch für die nächsten paar Jährchen noch mal einen neuen Vertrag machen.

    Der liegt dann eben auch bis 62.

    Werden die nicht zusammengerechnet?


    WerAuchImmer:

    Bewusst dafür entschieden wäre zu viel gesagt. Wie so viele wurde meine Frau von einem "Berater" in den Vertrag gedrängt, und jetzt versuchen wir halt das Beste daraus zu machen.

  • Werden die nicht zusammengerechnet?

    Das wäre jetzt eine Frage an die Superexperten hier im Forum.


    Kann ich mir aber ehrlicherweise nicht vorstellen.

    Außerdem könnte man in diesem Fall den Auszahlung Zeitpunkt staffeln.


    Wie ich nämlich hier im Forum gelernt habe, ist der Rentenbeginn beziehungsweise Auszahlungsbeginn einer Riester-Rente

    NICHT gleichzeitig mit dem Rentenbeginn in der gesetzlichen Rentenversicherung.


    Man kann zum Beispiel mit 62 Jahren (ältere Verträge mit 60 Jahren) die Riester-Rente abrufen. Auch wenn man ganz normal noch arbeitet.


    Also könnte sich jemand eine „Riester-Treppe“ bauen.


    Bitte meine Gedanken korrigieren, falls ich völlig falsch liege.

  • Verschieden Verträge bei unterschiedlichen Anbietern werden nicht zusammengerechnet, mehrere Verträge bei einem Anbieter schon.

    Daher muss man mit Bedacht wählen. Weiterhin muss man im Blick behalten, wo das Einstiegsalter bei den verschiedenen Anbietern liegt. Ab 60 wird's eng, teilweise schon vorher.

  • Verschieden Verträge bei unterschiedlichen Anbietern werden nicht zusammengerechnet, mehrere Verträge bei einem Anbieter schon.

    Daher muss man mit Bedacht wählen. Weiterhin muss man im Blick behalten, wo das Einstiegsalter bei den verschiedenen Anbietern liegt. Ab 60 wird's eng, teilweise schon vorher.

    Wichtiger Hinweis. Für die Dame meiner Yoga Gruppe mit 45 könnte das schon eng werden.

    Dabei will sie das Zeug eigentlich nur noch maximal 6-8 Jahre besparen.

    Man muss also demnach eine Versicherung finden, die am günstigsten ist und die man dann quasi für so ein Projekt ausnutzen kann.


    Hier im Forum wurde vor zwei Jahren schon ein angeblich günstiger Anbieter besprochen.


    Bei mypension.de wird offenbar in Vanguard-ETF angelegt.

    Die Gebührenstruktur beim stillliegen müsste man richtig prüfen.


  • Wo müsste man denn rechnerisch überhaupt landen, damit man bei einer Kleinbetragsrente landet? Also welches Guthaben? Meine Frau ist ähnlich alt wie die Yoga Bekannte.

    Wenn da also ca. 20 Jahre 60€ + 775€ drin landen, läge man bei 16.700€.

    Bei einem Rentenfaktor von z.B. 25 käme man schon auf 41,75€ monatliche Riesterrente, richtig?


    Edit: Ach. Die Kosten habe ich natürlich unterschlagen. Dann landet man ja ggf. doch bei einer Kleinbetragsrente.

  • Wo müsste man denn rechnerisch überhaupt landen, damit man bei einer Kleinbetragsrente landet? Also welches Guthaben? Meine Frau ist ähnlich alt wie die Yoga Bekannte.

    Wenn da also ca. 20 Jahre 60€ + 775€ drin landen, läge man bei 16.700€.

    Bei einem Rentenfaktor von z.B. 25 käme man schon auf 41,75€ monatliche Riesterrente, richtig?

    Für diese Rechnereien gibt es hier im Forum die bekannten besten Kollegen, die das aus dem FF können.


    Diese Betrag wird sich bis in 20 Jahren natürlich erhöht haben.

    Gehen wir mal ganz vorsichtig von Steigerungen von nur 2 % aus.


    Wie alt sind denn die Kinder?

    Als Trick müsste man hier nicht mit 65 Jahren arbeiten, sondern gnadenlos auf die gesetzliche Mindestzeit ausgehen.

    Also 62 Jahre.

    Dann könnte man immer die Notbremse ziehen.


    Die Yoga-Bekannte will eigentlich nur noch maximal 12.000 € einzahlen und dann mit 62 rausholen.

    Wenn eure Kinder so klein sind, das 20 Jahre Zulagen fließen würden, muss man dann eben ganz genau rechnen.


    Die Profis hier haben auch von so genannten Honorarverträgen von verschiedenen Versicherungen geschrieben.

    Bei CHECK24 landet man da auch bei der Allianz mit verschiedenen Tarifen.

    Garantiert ist aber natürlich nur das eingezahlte Geld.

    Zur Not musst du ihm die Inflation schlucken und das Ganze irgendwie wie ein Spielchen ansehen.

    Nachher gibt es auf jeden Fall irgendeine Verzinsung, die wahrscheinlich besser ist, als wenn man die Zulagen nicht abgegriffen hätte.

  • Hier im Forum wurde vor zwei Jahren schon ein angeblich günstiger Anbieter besprochen.


    Bei mypension.de wird offenbar in Vanguard-ETF angelegt.

    Die Gebührenstruktur beim stillliegen müsste man richtig prüfen.


    Das ist soweit ich sehen kann aber gar kein Riester, sondern eine normale ETF Police.

  • Ok. Also könnte die Grenze in knapp 20 Jahren irgendwo um 55,65€ herum liegen.

    Also könnte u.U. ein Vertrag mit den oben genannten Werten bei aktueller Rechtslage (60€ Mindestbeitrag und Zulagenhöhe) sogar reichen.


    Wie ist denn die Experteneinschätzung bezüglich der Rentabilität des Ganzen, sofern man sich eben in diesem Konstrukt (60€ für 775€ Zulagen) bewegt?

    Muss man da wirklich noch so viel Rechnen, um eine klare Tendenz zu erhalten?


    Es wäre ja blöd das Geld nicht mitzunehmen, wenn am Ende denn auch ein finanzieller Vorteil dabei heraus käme.

  • Beginne doch die Basis Rechnung folgendermaßen:


    Frau hat das Alter X

    Kinderzulagen gibt es maximal y Jahre.


    Und jetzt gehst du davon aus, dass das Versicherungsunternehmen dir nur zum Schluss die eingezahlten Beiträge zurückzahlt.

    Damit hat deine Frau im Prinzip wie jemand behandelt, der sein Geld unter die Bettdecke gesteckt und jedes Jahr zu den gesparten 60 € 775 € vom Staat bekommen hat… alles landet unter der Bettdecke.

    Dann wird ausgezahlt und mit dem persönlichen Steuersatz des Jahres versteuert.

  • Banksparpläne mit Null Gebühren (auch für den Abschluss) und mageren Zinsen gibts wohl nicht mehr:
    https://www.finanztip.de/riester/banksparplan/

    Hier ist vieles schön erklärt.

    Wenn man zu 60 € Einzahlung 775 € Zulagen bekommt und den Vertrag nur bis zu der Summe anspart, die die für die Kleinsbetragsrente maßgebende Summe nicht übersteigt, ist das doch eine tolle Anlage.

    Die Inflation bezieht sich dann ja nur auf die 60 € und die hat man ja bei jeder anderen Geldanlage auch.

    Die Summe der 60 €, der Zulagen und der paar hundert Euro Zinsen (beim Banksparplan)
    muss man bei der Einmalauszahlung (ermäßigt durch Verteilung auf drei Jahre) versteuern.

    Ob man es schafft, die Auszahlung in das Jahr nach Rentenbeginn zu verlegen, in dem man weniger Steuern zahlt, weiß ich nicht.

    Wenn es keine Banksparpläne mehr gibt, sollte man mal hier beschreiben, welche Riester-Anlagen mit Abschlußkosten und Gebühren es gibt, die mindestens die Einzahlung und die Zulagen (auch bei zeitweiliger Ruhestellung) bei der Auszahlung übrig lassen.


    berghaus 21.05.25

  • Wenn ich 42% Steuern zahle auf einen Betrag, den ich zu 10% selbst bezahlt habe und der zu 90% vom Fiskus gefördert wurde, dann muss die Inflation ja schon galoppierend sein, damit mir die Steuer rechnerisch wehtut.

    Es wäre natürlich noch ein schwerwiegender Vertrauensbruch der öffentlichen Hand, aber irgendwas ist ja immer. ;)