Wie sieht euer ETF-Portfolio aus

  • Wenn ich meinen einen Welt-ETF (MSCI World ACWI) ergänzen möchte mit dem STOXX Europe 600, dann kann ich das doch auch in der ausschüttenden Variante machen oder? Der ACWI ist thesaurierend.

    Ich möchte gerne nicht mehr als zwei ETFs. Mit dem würde ich dann gerne einfach fürs Gefühl ein wenig Dividende erwirtschaften.

    Kann man das gut machen oder spricht was dagegen? :)

  • Bis auf die Erkenntnis, dass du dich nach Ausschöpfen des Sparerpauschbetrags durch den ausschütter finanziell schlechter stellst als bei einem thesaurierenden ETF eigentlich Nix. Kann man machen, wenn man Europa relativ höher gewichten möchte. Dividenden sind für den Vermögensaufbau hauptsächlich von psychologischen Nutzen.

    Wenn du es ganz geschickt machen möchtest könnte die Dividende später deine Kosten der Vorabpauschale des Welt-ETF bezahlen.

  • Es kommt halt immer darauf an, was man möchte. Deswegen gibt es eben unterschiedliche Strategien.

    Willst du zu einem Stichtag -X- ein möglichst großes Kapital angesammelt haben, dann fährst du mit "buy and hold" und den Thesaurierern am Besten.

    Willst du dir im Laufe deines Investments ein passives Einkommen erwirtschaften, sind Dividendenpapiere deine 1. Wahl.

  • Willst du dir im Laufe deines Investments ein passives Einkommen erwirtschaften, sind Dividendenpapiere deine 1. Wahl.

    „Dividendenpapiere“ und ausschüttende ETF können jetzt viel meinen. Wenn du von den geläufigen weit gestreuten ETF sprichst mit ihren 1,x% Ausschüttungen p.a. dann ist dein Unterschied zum thesaurierenden ETF überschaubar. Das kann man machen, wenn man das unbedingt möchte. Allerdings braucht man dann auch entsprechendes Durchhaltevermögen bis da mal was raus kommt, was man als „passives Einkommen“ bezeichnen könnte.

    Solltest du allerdings die speziellen Dividenden ETF (bspw. also high yield, etc..) meinen, dann wäre man vielleicht gut beraten, sich vorher mal mit dem Prinzip der Gesamtrendite (total return) vertraut zu machen. Denn wieso sollte ich mich bei der Ausschüttung durch eine Dividende fremdbestimmen lassen, wenn ich auch einfach und bedarfsgerecht einen Entnahmeplan anlegen kann? Stichwort hier: 4%-Regel. Da bleibt man dann Marktbreit investiert und kann selber regeln ob’s mal Geld aus dem Depot geben darf.

  • Der positive steuerliche Unterschied zwischen Thesaurierern und Ausschüttern wird überschätzt. Das liegt vermutlich daran, dass es vor der Vorabpauschale einen größeren Unterschied machte. Derzeit sind es neben Nullzinsjahren vor allem Jahre mit schlechter Performance, in denen der Thesaurierer die Nase vorne hat.

    Der STOXX Europe hat mit ca. 2,5 % Ausschüttung mehr Steuerzahlungen als für die Vorabpauschale derzeit nötig wäre. D.h. bei diesem Fonds gibt es sogar in normalen Jahren einen negativen Effekt. Ideal für den Ausschütter ist es, wenn die Steuern auf die Ausschüttung sich der Steuer auf die Vorabpauschale bei einem Thesaurierer auf den gleichen Index annähert.

    In keinem Fall wird die Nettodividende des STOXX Europe 600 ausreichen um die Vorabpauschale für den mehr als doppelt so großen Anteil am MSCI World ACWI abzudecken. Ab einer gewissen Depotgröße, wird die steuerliche Belastung zum Jahresanfang immer größer und ggf. kommt es sogar zu Steuerzahlungen, wenn man die Steuer nicht über Sparraten abdecken kann.

    Ein weiterer Vorteil von Ausschüttern, den man ab einer gewissen Depotgröße nicht ignorieren sollte, ist die höhere Flexibilität beim Rebalancing. Zu Beginn des Vermögensaufbaus ist es noch relativ leicht, das Rebalancing mit frischem Geld durchzuführen, ohne Anteile zu verkaufen. Irgendwann funktioniert das nicht mehr, wenn hohe Schwankungen auf übersichtliche Sparraten treffen. In dem Fall helfen Ausschüttungen, die man bei der Wiederanlage entsprechend kanalisiert. Wer statt dessen Anteile verkaufen muss, verliert nicht unerheblich über Steuerzahlungen.

    Der Teufel steckt oft im Detail.

    IceTea Die Begründung über das gute Gefühl kann im Einzelfall berechtigt sein, wenn man andernfalls Angst hat, das Investment nicht durchzustehen. Für mich wäre das kein ausreichender Grund.

  • Nur am Rande aber in dem nicht ganz unbedeutenden Kontext

    Denn wieso sollte ich mich bei der Ausschüttung durch eine Dividende fremdbestimmen lassen, wenn ich auch einfach und bedarfsgerecht einen Entnahmeplan anlegen kann? Stichwort hier: 4%-Regel.

    (nachträglich gefettet von mir)

    Auch wenn ich mich mit dem Thema "sichere Entnahmerate" (Safe Withdrawal Rate (SWR)) nur mal ganz am Rande und nur ganz oberflächlich beschäftigt hatte, aus meinem diesbezüglich deutlich kundigeren Umfeld (einige davon sind auf eine genaue Kalkulation angewiesen) lautet schon länger der Tenor, daß diese wohl auf der Trinity-Studie beruhende pauschale 4% Regel - in dieser Schlichtheit jedenfalls - eher sehr bis hoch naiv ist und daher besser nicht zu Anwendung kommen sollte (insbesondere vor dem Hintergrund des Rendite-Reihenfolge-Risikos (Sequence of Returns Risk (SoRR)).

    Siehe hierzu z. B.:

    Stichworte (aus den wenigen diesbezüglichen Gesprächen mit mir) waren u. a. "Monte-Carlo" Simulation, die SWR-Series ("earlyretirementnow" von BigERN), "SoRR" (Sequence of Return Risk"), "Guyton-Klinger" Regel (wohl besser als die 4% Regel aber auch noch naiv), weitere Instrumente wie "Cash-Puffer", "dynamische Entnahmestrategie" ("Prime Harvesting"), "Glide-Path-Strategy" (Aktienquote wird wohl logarithmisch über 30 Jahre Richtung 100% erhöht) - um nur einige Stichworte zu nennen und ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit.

    Bei eher überschaubarem bis knappem Budget würde ich - ganz persönlich - daher in Sachen der Gewichtung bzw. Einstellung "möglichst hohe Entnahmerate" vs "möglichst zur eigenen Risikobereitschaft (Risikotoleranz) passende Sicherheit bzw. Pleitewahrscheinlichkeit" (Depot bei Null aber noch Leben übrig) eine über die pauschale 4%-Regel hinausgehende Beschäftigung mit diesem speziellen Thema empfehlen.

    Jedenfalls sollte man diesbezüglich meines Erachtens möglichst genau wissen, was man wie und aus welchen Gründen macht. Zumal die Resultate sich - in der Regel - in einem Alter zeigen und auswirken, in dem das Humankapital bei Null steht oder zumindest gegen Null tendiert.

  • Nach heutiger Umschichtung, nur ETF:

    AmundiStoxx Europe 600, LYX0Q0, 15%

    VanEckDevMarktsDivLead, A2JAHJ, 43%

    Xttackers MSCI World 2C, DBX0VF, 42%.

    Habe aber auch Gold, Silber in ähnlicher Höhe, wie die ETF zusammen, und ca. 30% der ETF Gesamtsumme in Kryptos.

    Und alles zusammen (ETF, Gold, Silber, Kryptos) nochmal in Festgeld. Wenn das frei wird, geht es nach und nach in obige ETF, keine Edelmetalle und Kryptos zusätzlich.

  • Ein weiterer Vorteil von Ausschüttern, den man ab einer gewissen Depotgröße nicht ignorieren sollte, ist die höhere Flexibilität beim Rebalancing. [..] In dem Fall helfen Ausschüttungen, die man bei der Wiederanlage entsprechend kanalisiert. Wer statt dessen Anteile verkaufen muss, verliert nicht unerheblich über Steuerzahlungen.

    Hü oder hott? Ja, auf bereits versteuerte Erträge musst du kein zweites mal zahlen. Zahlst du direkt auf die Ausschüttung Steuer und legst diese dann neu an, hast du halt einen höheren Anschaffungswert. Aber wenn du oben sagst eigentlich ist die Vorabpauschale so hoch, dass die Steuer auf die Ausschüttung zu vernachlässigen ist (und dieser vergleich ist bei 1,x% gegeben), dann bringt dir das auch beim rebalancing nix. Die VAP beim thesaurierer erhöht den steuerlichen Anschaffungswert ebenso. Im Fall von IceTea hätte ich jetzt mit dem Dist auch keine übermäßigen Bedenken. Das is völlig statthaft als Beimischung.


    Leider gibts auch immer wieder den Begriff der Dividenden ETF. Besonders gern in Kombination mit buzzwords wie passives Einkommen. Da sprechen wir dann oftmals von Ausschüttungen im Bereich von 3 - 4%pa. Und das ist zum Vermögensaufbau einfach ungeschickt. Daher möchte ich das nicht unerwähnt lassen. Eine total Return Strategie mit Entnahme ist meistens einfach objektiv ertragreicher.

  • pauschale 4% Regel

    Ich möchte hier die 4% auch garnicht als zahl festnageln. Mir persönlich wär das möglicherweise auch zu heiß und ich würd eher Richtung 3,5% denken, wenn ich sowas vor hätte. Dennoch ist das Stichwort „4% Regel“ einfach ein guter Einstieg ins Thema sichere Entnahme. (Sprich: das googlet sich leichter)

  • Ich denke, die Zahl vor dem % Zeichen hängt doch auch vom Alter ab, wann man mit einer Entnahme startet. Wenn ich mit 65 morgen mit der Ansparphase ende und auf Auszahlung umstelle, kann ich ruhig 4 % im Jahr entnehmen. Dann wäre ich mit 90 Jahren +X am Ende der Summe im Depot angekommen. Obwohl ich sehr gesund bin und gute Gene habe, glaube ich doch, dass man nicht weiter als das obige Endalter rechnen muss.

  • Ich denke, die Zahl vor dem % Zeichen hängt doch auch vom Alter ab, wann man mit einer Entnahme startet. Wenn ich mit 65 morgen mit der Ansparphase ende und auf Auszahlung umstelle, kann ich ruhig 4 % im Jahr entnehmen. Dann wäre ich mit 90 Jahren +X am Ende der Summe im Depot angekommen. Obwohl ich sehr gesund bin und gute Gene habe, glaube ich doch, dass man nicht weiter als das obige Endalter rechnen muss.

    Ich denke, bei vielen hängt die Zahl vor dem %-Zeichen gefühlt nicht zuletzt von der Summe im Depot ab. Hätte ich 1 Mio., bräuchte ich trotzdem keine 4%.

  • Denn wieso sollte ich mich bei der Ausschüttung durch eine Dividende fremdbestimmen lassen, wenn ich auch einfach und bedarfsgerecht einen Entnahmeplan anlegen kann?

    Bspw. weil man es so möchte...

    Dass es für DICH offenbar keine Option ist bedeutet ja nicht, dass dies auch für alle anderen Anleger dieses Planeten gleichermaßen gilt, stimmt's?

    Leben und leben lassen ist meine Devise, denn jeder macht was er selber will und das ist gut so.

  • Bei dem Thema Entnahme kommt man ja kaum umhin direkt ein Fass mit entsprechenden weiterführenden Fragestellungen aufzumachen. Einfach weil es auch eine Frage der Lebensplanung und der persönlichen Zielsetzung ist, was man eigentlich genau möchte und vorhat. Stichwort auch dynamische oder statische Entnahme. Die Regel mit der strittigen Prozentzahl ist da eine gute Annäherung an die Thematik, weil man sich vor augen führen kann, wie viel man wohl höchstens als Einnahmerate seriös anpeilen darf. Aber auch da sind natürlich schon jede Menge Annahmen versteckt, bspw. das man das für einige Zeit, bspw. 25 oder 30 Jahre, durchhalten möchte. Stellt jemand diese Frage nun mit 40 oder mit 80 fällt die Antwort wohl völlig verschieden aus.

    Mir war wichtig zu betonen, dass ein regelmäßiger Geldeingang auf dem Konto nicht einzig abhängig ist von Ausschüttungen oder Dividenden. Da macht man sich abhängig von den Firmen bzw. Fonds, der eigene Kapitalbedarf bleibt dagegen unberücksichtigt. Ja das Thema ist komplex, und „passives Einkommen durch Dividenden“ ist schön einfach. Aber optimal ist es nicht.

  • Und dann ist das auch völlig ok. Wenn du dich für etwas aktiv entscheidest sei dir alles Glück gegönnt. Am schönsten dann, wenn du dir der Vor- und Nachteile deiner Entscheidung bewusst bist :thumbup:

    Nun dann drücken wir IceTea mal die Daumen, dass er die Vor- und Nachteile gründlich bedacht hat, denn es war ja originär seine Frage nach dem Dividenden-ETF. 🤞

  • IceTea Villeicht helfen dir diese YT-Videos dabei, eine fundierte Entscheidung zu treffen:


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  • Villeicht helfen dir diese YT-Videos dabei, eine fundierte Entscheidung zu treffen

    Es ist einfach, hier irgendwelche Dödy-Videos zu verlinken. Wie nannte man das teilweise ? Finanzporno ? Christian Röhl (nennt sich selbst Christian W. Röhl) fällt da drunter, oder nicht?

    Nur weil einer für einen Podcast der WirtschaftsWoche spricht und talkt, heißt das mal gar nichts. Zudem auf seine „Scalable-Interessen“ achten.

  • Jo genau, das die Art von ETF, die ich nicht als Positivbeispiel für den Vermögensaufbau genannt habe :)

    Also ich kann das nicht soi einfach auf eine Faustformel 3 oder 4% herunterbrechen. Denn wer sagt denn, dass man erst zum Ende der Sparphase mit einer x-beliebigen Entnahme beginnt?

    Ich sehe da ganz viele unterschiedliche Varianten warum eine Dividendenstrategie sinnvoll ist, bzw. sein kann.

    Die Frage Dividende ja, nein - Entnahme wann wie usw. ist nach meiner Erfahrung viel zu komplex und hat unendlich viele Variablen, so dass man nicht einfach sagen kann "es ist entweder so oder so".