Wieso gehen Unternehmen an die Börse bzw. geben Aktien raus?

  • Hi,

    ich interessiere mich für den Aktienmarkt und darüber schon viel gelesen.

    Eine Sache verstehe ich, aber irgendwie auch nicht.

    Wieso verkaufen Unternehmen Aktien bzw. gehen an die Börse?

    Klar, die Gründe sind einfach. Kapital einsammeln (Eigenkapital erhöhen). Damit kann man wachsen, neue Anlagen bauen etc. Letztendlich möchte ein Unternehmen Kapital einsammeln.

    Auf der anderen Seite haben nun Aktionäre eine Mitbestimmung. Man hat viel Aufwand und Kosten für Reportings. Ständiger Druck, weil der Aktienkurs bewertet wird etc. Außerdem vielleicht Dividenten etc.

    Mal angenommen ein Unternehmen wächst natürlich. Die haben ein gutes Produkt, gute Zahlen etc. Können Wachstum aus den Einnahmen realisieren etc. Wieso sollte man dann als Unternehmen Aktien rausgeben?

    Wäre es in diesem Fall nicht besser, beispielsweise einen Kredit aufzunehmen und nicht seine Unternehmensanteile auf den Markt zu bringen?

    Freue mich auf Antworten.

    Danke ;)

  • Wieso verkaufen Unternehmen Aktien bzw. gehen an die Börse? [...]

    Letztendlich möchte ein Unternehmen Kapital einsammeln.

    Auf der anderen Seite haben nun Aktionäre eine Mitbestimmung. Man hat viel Aufwand und Kosten für Reportings. [...]


    Mal angenommen ein Unternehmen wächst natürlich. Die haben ein gutes Produkt, gute Zahlen etc. Können Wachstum aus den Einnahmen realisieren etc. Wieso sollte man dann als Unternehmen Aktien rausgeben?

    Was Du schreibst, gilt für viele Unternehmen im deutschen Mittelstand. Ihre Reaktion: Sie gehen einfach nicht an die Börse. :)

    Wäre es in diesem Fall nicht besser, beispielsweise einen Kredit aufzunehmen?

    Den Kredit muß man natürlich erstmal kriegen (und dabei geht es meist nicht um 10.000 €).

    Ich will nicht beurteilen, ob es schwieriger ist, eine Bank (oder ein Bankenkonsortium) zu überzeugen oder die Anleger bei einem Börsengang. Hat wohl beides seine Tücken.

  • Klar, die Gründe sind einfach. Kapital einsammeln (Eigenkapital erhöhen). Damit kann man wachsen, neue Anlagen bauen etc. Letztendlich möchte ein Unternehmen Kapital einsammeln.

    Auf der anderen Seite haben nun Aktionäre eine Mitbestimmung. Man hat viel Aufwand und Kosten für Reportings. Ständiger Druck, weil der Aktienkurs bewertet wird etc. Außerdem vielleicht Dividenten etc.

    Mal angenommen ein Unternehmen wächst natürlich. Die haben ein gutes Produkt, gute Zahlen etc. Können Wachstum aus den Einnahmen realisieren etc. Wieso sollte man dann als Unternehmen Aktien rausgeben?

    Wäre es in diesem Fall nicht besser, beispielsweise einen Kredit aufzunehmen und nicht seine Unternehmensanteile auf den Markt zu bringen?

    Du musst Eigenkapital und Fremdkapital unterscheiden - das ist schon einmal ganz wichtig zu verstehen.

    Eigenkapital entsteht durch die Ausgabe von Aktien an die Aktionäre, die sich für das Unternehmen "begeistern" und entsprechend Geld für die Aktien zu Verfügung stellen.

    Ja, Aktionäre habe Rechte:

    Stimmrecht

    Recht auf eine Dividende

    Recht auf Bezug junger Aktien, wenn künftig neue Aktien ausgegeben werden

    Recht auf einen Liquidationserlös, wenn das Unternehmen aufgibt

    Recht auf Teilnahme an der Hauptversammlung.

    soweit die Theorie.

    Stimmrecht - 1 Aktie ist gleich 1 Stimme.
    Du und ich mit unseren "paar" Aktien werden in dem Unternehmen gar nichts bestimmen können, da meist die Mehrheit der Aktien in einer oder mehreren festen Händen ist.

    Dividende gibt es nur dann, wenn es was zu verteilen gibt und die Aktionäre das mehrheitlich beschließen. Gibt es nichts zu verteilen, weil .... dann gibt es eben keine Dividende.

    Das Aktienkapital steht dem Unternehmen für alle Zeit zur Verfügung und muss nie zurück gezahlt werden.

    den Rest schenke ich mir ....


    Bei einem Darlehen gehts du zur Bank und sagst, du brauchst mal eben XXX Euro für eine Investititon - Laufzeit XX Jahre und jährlicher Zinssatz X %

    Wehe, du kannst deinen Zahlungsverpflichtungen für die Zinsen und die rechtzeitige Rückzahlung des Kapitals nicht nachkommen....

  • Klar, die Gründe sind einfach. Kapital einsammeln (Eigenkapital erhöhen). Damit kann man wachsen, neue Anlagen bauen etc. Letztendlich möchte ein Unternehmen Kapital einsammeln.

    Das Unternehmen selbst spielt dabei meist die geringere Rolle. Die Interessen der Eigentümer sind viel wichtiger. Denn nichts ist so nutzlos wie ein millionen- bis milliardenschwerer Anteil an einem privaten Unternehmen, das mangels Gewinn keine Dividende ausschüttet. Davon kann der Gründer seine Miete nicht zahlen. Und frühe Mitarbeiter mit entsprechenden Optionen mögen auf dem Papier Millionäre sein, können sich davon aber ebenfalls nichts kaufen. Ebenso wie früher Investoren...Venture Capital hat kein Interesse daran, auf Gewinne und Dividenden zu warten.

  • Ich kann nicht ganz beurteilen, wie üblich das ist, aber aus dem Start-up Umfeld hab ich von sehr vielen Leuten mitbekommen, dass die eigentlich nur beim Unternehmen geblieben sind und sich den Arsch aufgerissen haben, weil sie eben als Mitarbeiter lange vorm Börsengang Anteile vom Unternehmen bekommen haben und klar was, dass ein Börsengang oder ein Exit (Übernahme o.ä.) das Ziel ist.

    Bei den Start-ups arbeiten viele sehr junge aber hoch motivierte Menschen. In der Regel bleiben die aber nicht lange da und wechseln alle ~1-2 Jahre den Job, um neue Erfahrungen zu machen und - ganz wichtig - einen Vernünftigen Gehaltssprung zu bekommen.

    Diese Unternehmen haben generell einen vergleichsweise hohen Durchlauf bei den Mitarbeitern und immer wieder große Probleme, Schlüsselmitarbeiter mit viel spezifischen Wissen im Unternehmen zu halten. Die haben oft für einen "Hungerlohn" angefangen da zu arbeiten und könnten bei einem Jobwechsel problemlos 30-50% mehr verlangen.... Und das bei gottlosen Arbeitseinsatz mit >60 Stunden pro Woche.

    Denen allen solche Gehaltserhöhungen zu bieten, dass sie bleiben (und auf neue Erfahrungen in anderen Interessanten Jobs verzichten) ist sehr schwierig. Wenn das Unternehmen noch von Risikokapitalgebern abhängig ist, kann man solche Gehaltssteigerungen eigentlich nicht durchsetzen...

    Also gibt es stattdessen kleine Anteile am Unternehmen und die offen kommunizierte Strategie irgendwann beim Börsengang/Verkauf richtig abzusahnen. So bringt man die Leute dazu sich noch ein paar Jahre für den Laden Aufzuopfern trotz vergleichsweise mieser Gehälter. Aber ist halt Prinzip Hoffnung. Wenn's schief geht, ist der Laden am Ende pleite und die Mitarbeiter haben nix davon.

    Wenn's klappt... Puuh. Also von einigen ( z.b. beim Airbnb Börsengang) die ihre Anteile eingelöst haben, weiß ich, dass sie jetzt eigentlich bloß noch zum Spaß arbeiten gehen (mit gerade mal anfang 30).

    Will sagen: es sind nicht nur die ursprünglichen Gründer, die da Geld machen wollen, sondern da stecken in der Regel noch Investoren und sehr oft eben ein Haufen Mitarbeiter hinter.

  • Manchmal wollen Eigentümer auch einfach ihr Eigentum am Unternehmen in Cash umwandeln.

    ....das besonders, wenn es sich um eine englische PLC handelt. Da kann man nämlich sein Eigenkapital (juristisch legal) sozusagen per Telefonanruf - ohne weiteren Nachweis - erhöhen, ohne einen einzigen Kontoauszug vorzeigen zu müssen.

    Dass solche 'Eigentümer' dann an die Börse wollen, um das Kapital in Cash umzuwandeln, ist verständlich, aber eigentlich inakzeptabel.

  • Durch einen Börsengang erhöht man sein Eigenkapital. Das hatten wir schon.

    Mit einem höheren Eigenkapital wird es aber i. d. R. einfacher an Kredite (auch höhere) zu kommen, welche dann ggf. erst den richtigen Booster hinsichtlich einer Modernisierung des Maschinenparks oder auch eines allgemeinen Wachstums der Firma auslöst.