30, Wohnung abbezahlt, 150k Erbschaft: Depotaufbau mit hoher Sparrate – Wie am besten?

  • Das sehe ich genauso. Wenn man eigentlich gar nicht so sicher ist, ob man überhaupt selbstgenutztes Wohneigentum möchte, dann lässt man am Ende über 5 oder 10 Jahre sein Geld auf dem Tagesgeldkonto liegen (und damit jede Menge Rendite) - nur um dann irgendwann zu merken, dass es mit der Immobilie doch nichts wird. Umgekehrt wäre es aber natürlich auch blöd, wenn man alles oder einen Großteil seines Geldes an der Börse investiert und zwei Jahre später mitten im Börsencrash die Traumimmobilie findet, für die dann leider das Eigenkapital nicht reicht.

    Das trifft den Kern sehr gut. Ich denke das Thema Eigenheim (auch das Thema Immobilien zur Vermietung) ist sehr stark emotional aufgeladen und wird vom (vorwiegend finanzunkundigen) Umfeld geprägt. In vielen Kreisen ist das fast schon ein Automatismus, dass man z.B. irgendwann ein Haus baut bzw. dass nur ,,Stein auf Stein was Wahres" sei. Der Marketing-Apparat der Finanzierer und Hersteller unterstützt das natürlich mit ihren faktenbefreiten Werbebotschaften.

    Die Realität sieht halt meistens anders aus. Aus der Glücksforschung wissen wir, dass die ,,Traumimmobilie" ihren Reiz nach wenigen Jahren verliert und es kaum Unterschiede zwischen Mietern und Besitzern gibt (positiv wie negativ). Schlimm ist vor allem, wenn sich junge Menschen wie der OP in Richtung Eigenheim orientieren, obwohl sie eigentlich gar nicht so genau wissen warum. Irgendwann bindet man sich dann das Ding ans Bein, weil man das halt so macht mit Kindern oder ab einem bestimmten Alter. Ob das wirklich passt und noch in 10 oder 20 Jahren passen wird, interessiert dann gar nicht mehr. Mein Eindruck ist, dass es für einige sehr gut passt und für sehr viele gar nicht. Und: Das es oft nur für einen sehr kurzen Zeitraum in ganz bestimmten Konstellationen passend ist und dann für sehr lange Zeit gar nicht mehr - aber man wurstelt sich dann trotzdem durch und redet sich ein, dass es einfach toll sei.

    In der heutigen Zeit (Preise, Demografie, Politik, Verwerfungen am Arbeitsmarkt,....) würde ich mir das zwei Mal, besser drei Mal überlegen...

  • Ich denke das Thema Eigenheim ... ist sehr stark emotional aufgeladen

    Keine Ahnung in was für einer Art Welt Du lebst ... ?

    Auch wenn ich eine andere Formulierung als "stark emotional aufgeladen" verwenden würde: Wie soll das bei meiner Bleibe bzw. meinem Zuhause auch anders sein, als daß da auch Emotionen, meine Vorlieben, meine Prioritäten etc. pp. eine wichtige oder sogar entscheidende Rolle spielen ?

    Siehe beispielsweise hier:

    Zum einen, weil ich mein Wohnen gerne selbst und nach meinem Vorstellungen gestalten wollte (Kamin, Sauna, Fitnessraum, Böden, Doppelgarage usw.), eine Terrasse (Grill) samt Garten haben wollte ...

    Wie sollte ich das als Paket bei einer Mietwohnung oder einem Mietobjekt generell finden oder generell realisieren können ? Und warum sollte ich abweichend von meinem Vorstellungen schlechter (unpassender) wohnen, als es mir möglich ist ?

    Schon der Ansatz scheint mir abwegig, da ich mir mein Dasein (die Zeit zwischen Geburt und Tod) möglichst nett und angenehm gestalten will. Das Thema "Wohnen" gehört da jedenfalls zentral dazu.

    Dazu kommen noch weitere Aspekte; siehe schon hier

    ... und zum anderen nicht von fremden Dritten (Vermieter) abhängig sein (Mieterhöhungen) und bestimmt werden wollte (Eigenbedarfskündigung).

    Keine Ahnung in welcher Region Du lebst - aber hier (Ballungsgebiet mit diversen Großstädten, mehreren Universitätsstädten bzw. Schwarmstädten und zwei Landeshauptstädten nebeneinander) gehören solche Themen (hohe Mieten, kontinuierliche Mieterhöhungen, Eigenbedarfskündigungen) schlicht und einfach zum Alltag vieler Menschen. Zudem ist die Wohnungs- oder Haussuche auch zwecks Anmietung hier schon sehr lange und noch weiter zunehmend keine "vergnügungssteuerpflichtige" Veranstaltung mehr, um es noch möglichst subtil zu formulieren.

    Dem kann ich daher in Bezug auf Deine Thesen

    Die Realität sieht halt meistens anders aus.

    nur vollumfänglich zustimmen.


    Dir weiter ganz viel Glück mit Deinen privaten Finanzen !

  • Ich denke das Thema Eigenheim (auch das Thema Immobilien zur Vermietung) ist sehr stark emotional aufgeladen und wird vom (vorwiegend finanzunkundigen) Umfeld geprägt. In vielen Kreisen ist das fast schon ein Automatismus, dass man z.B. irgendwann ein Haus baut bzw. dass nur ,,Stein auf Stein was Wahres" sei.

    Ja, das ist so. Ich konnte mir lange gar nicht vorstellen, eine Immobilie zu kaufen. Vermieter sein wollte ich nicht, und für Selbstnutzung war es mir lange zu unsicher, wo ich langfristig beruflich landen würde. Und meine Eltern fanden das ganz schlimm, dass ich keine Immobilie gekauft habe. Es ging gar nicht darum, was ich sonst mit meinem Geld mache (es lag auf dem Girokonto *ähem*), aber das war gar nicht der Punkt bei meinen Eltern. Wenn ich in ETFs angelegt hätte, hätten sie das für viel "unsicherer" gehalten als eine Immobilie, wo man "weiß, was man hat". Gerade bei denen, die vom Dorf kommen und/oder aus einer Familie mit selbstgenutztem Immobilieneigentum kommen, ist da die Prägung und auch Erwartungshaltung enorm stark. Teils ist das auch im persönlichen Umfeld so. Irgendwann fangen im Freundes- und Kollegenkreis gefühlt "alle" an, sich nach einem Haus oder einer Wohnung umzusehen, so als würde das zum Erwachsenwerden dazugehören.

    Gerade wegen dieser starken gesellschaftlichen / familiären Prägung und Erwartungshaltung lohnt es sich beim Wunsch nach dem Kauf einer Immobilie meiner Meinung nach auf jeden Fall, das ergebnisoffen zu hinterfragen: Warum möchte ich eine Immobilie kaufen? Will ich zwingend ein Objekt, das es nicht zu mieten gibt? Wieviel Anteil des Wunsches ist "Dazugehörenwollen" und "weil man das eben so macht"?

    Wir haben am Ende auch eine Immobilie zur Selbstnutzung gekauft, aber das war eine bewusste Entscheidung in dem Wissen, dass es renditetechnisch nicht die beste Option ist (Gründe waren bei uns vor allem ein extrem schwieriger Mietmarkt und die Sicherheit vor einer Eigenbedarfskündigung).

  • 30, gutes Gehalt, Immobilie und Vermögen - Glückwunsch


    Ist halt die Frage ob man ein Eigenheim wirklich will oder nur meint es könnte was für einen sein. Auch muss es nicht immer günstiger sein.

    Ich wollte eigentlich auch eine Wohnung kaufen, hatte damals aber nichts gefunden und bin dann in Miete gelandet. Aber eben super günstig und das Depot füllt sich. Ich fahr gerade definitiv besser wie mit einer Immobilie. Aber das ist halt immer sehr individuell.

  • Danke, mit dem Beitrag kann man mal was anfangen:)

    Ja und nein.

    Der TE hat ja neulich erst einen ähnlich großen Thread angestoßen. Dort wollte er unbedingt mehr in Immobilien investieren und hat sich von dieser Ansicht durch keine Einwände abbringen lassen.

    In meinen Augen ist er in erster Linie unsicher und reagiert, wie man es von einem guten Schwaben erwartet: Häusle bauen.

    1. ob 150k sofort ins Depot oder nicht, hängt von deiner Konstitution ab, auch negative Börsenkurse auszuhalten#

    Ja.

    2. da Du aber nur 10K im Tagesgeld hast, würde ich hier erstmal den Notgroschen erhöhen (auf so 20K - 25K). Ein Depot mit 80 % ETF und 20 % Geldmarkt-ETF klingt vernünftig, auch hinsichtlich des potenziellen Immobilienkaufs/Familiengründung in der Zukunft. Bei deinem Alter dürften es auch gut und gerne Richtung 100 % ETF sein.

    3 Monatseinkommen Liquiditätsreserve reichen doch erstmal.

    Familiengründung und Immobilienkauf sind aktuell Luftschlösser.

    3. FTSE All-World ETF ist solide und mit Sicherheit keine falsche Wahl. Du könntest auch über den MSCI ACWI IMI nachdenken.

    4. hoher US-Anteil ist für viele kein Problem, da die USA auch der größte tatsächliche Brocken in der Weltwirtschaft ist. Aber das kann sich natürlich auch mal ändern (Japan war mal im MSCI World der größte Brocken, gar nicht soooo lange her). Wir wissen aber alle nicht was die Zukunft bringt und ewig ist der orange Mann auch nicht da. Meine Meinung, bei Buy-and-Hold-Ansatz vernachlässigbar. Du könntest höchstens ein Core-Satellite-Portfolio schaffen und noch mit einem MSCI Europe und MSCI ER versuchen den US Anteil auf Niveau zu bringen mit dem Du gut schlafen kannst.

    Wer bisher noch keine Börsenerfahrung hat, sollte in meinen Augen 1 ETF kaufen (vorzugsweise den zweiten von Dir genannten). Anlageanfänger leiden meistens unter Gestaltungsdrang, den sollte man möglichst einhegen.

    Das Geld des TE stammt zum großen Teil von seinen Eltern, auch die genannten 150 T€ kommen von ihnen. Ich finde es bemerkenswert, daß er hier um Rat nachfragt, wenn er schon unsicher ist, und nicht bei seinen Eltern.

  • Wir haben am Ende auch eine Immobilie zur Selbstnutzung gekauft, aber das war eine bewusste Entscheidung in dem Wissen, dass es renditetechnisch nicht die beste Option ist (Gründe waren bei uns vor allem ein extrem schwieriger Mietmarkt und die Sicherheit vor einer Eigenbedarfskündigung).

    Das sind in der Tat zwei sehr wichtige Punkte. Vor allem das Thema ,,Eigenbedarfskündigung" sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Bei einem privaten Vermieter würde ich, wenn überhaupt, nur übergangsweise wohnen wollen. Meine Erfahrung ist, dass solche auch beim Thema Instandhaltung und Reparaturen tendenziell wenig mieterfreundlich sind. Ist halt das eigene Geld. Das ist bei einem Angestellten einer Genossenschaft schon anders. Die letzten Jahre waren für Mieter keine guten Jahre. Vor allem, wenn man Mieter werden wollte und nicht im Wolfserwartungsland lebt. Das wird sich sehr wahrscheinlich bald ändern. Für sehr lange Zeit.

    Wir kennen beides. Eigenheim (momentan) und Mietobjekt (früher). Wir werden später wieder zur Miete wohnen.

  • 3 Monatseinkommen Liquiditätsreserve reichen doch erstmal.

    Von derartigen Standard- oder Pauschalformeln (die typischen "3 Netto-Monatseinkommen") halte ich sehr wenig bis nichts. Es gibt Fälle bzw. Konstellationen da dürften bereits 1 oder 2 Netto-Monatseinkommen adäquat sein als "Rücklage für Notfälle" - aber eben auch solche bei denen 10, 12 oder mehr Netto-Monatseinkommen angezeigt sind.

    Dazu kommt in dem Fall, daß neben der üblichen adäquaten "Rücklage für Notfälle" auch eine adäquate "Rücklage für die Immobilie" (in dem Fall eine vermietete ETW) angezeigt ist (das gilt in abgeschwächter Form auch, wenn diese inzwischen lastenfrei ist). Eine solche "Rücklage für die Immobilie" scheint aber bislang nicht eingerichtet worden zu sein.

    Die letzten Jahre waren für Mieter keine guten Jahre. Vor allem, wenn man Mieter werden wollte und nicht im Wolfserwartungsland lebt.

    Hier "vor Ort" bzw. in der Region waren in praxi fast die letzten beiden Jahrzehnte keine "guten Jahre" für Mieter, um es noch zurückhaltend zu formulieren. Spätestens um das Jahr 2008 ff herum, begann der Wohnungsmarkt sukzessive enger zu werden.

    Das wird sich sehr wahrscheinlich bald ändern.

    ?

    Das ändert sich schon jetzt bzw. schon lange - beispielsweise im Erzgebirgskreis in Sachsen, im Landkreis Greiz (Thüringen) oder in Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt) - aber auch in Teilen Westdeutschlands wie dem Saarland, um nur ein westdeutsches Beispiel zu nennen.

    "One size fits all" funktioniert aber auch bei dem Thema nicht ansatzweise.

    Als meine Wenigkeit in Frankfurt am Main den ersten Arbeitsvertrag unterschrieb, hatte die Stadt ca. 650.000 Einwohner. Aktuell dürften es um die 780.000 sein - was allein einem Plus von 130.000 (sprich einer Großstadt) in diesem - für die Einwohnerentwicklung relativ überschaubarem - Zeitraum entspricht.

    Die letzte mir bekannte offizielle Untersuchung/Prognose geht von einem weiteren Zuwachs an Einwohnern in Frankfurt am Main von 90.000 aus - was allein nur bis 2040 fast einer Großstadt (100.000 per definitionem) an Einwohner nochmals on top bedeuten würde ...

  • Eigenheim ja oder nein macht die Planung der Altersvorsorge schwierig. Die Gefahr ist groß, aufs falsche Pferd zu setzen. Wichtige Überlegungen in dem Zusammenhang auf die Ihr Antworten finden müsst.

    1) Seid ihr ortsgebunden oder wäre eine berufliche Entwicklung denkbar, bei der ein Ortswechsel ansteht. In dem Fall würde ich das Thema Eigenheim eher abhaken.

    2) Seid ihr flexibel was den Zeitpunkt des Eigenheims angeht. Sprich könnt ihr Euch vorstellen, auch drei oder fünf Jahre zu warten mit der Umsetzung, falls die Börse schlecht steht? Ohne so eine Flexibilität fallen Aktien fast komplett raus.

    3) Welche Lösung schwebt Euch vor, wenn ihr Euch in x Jahren gegen ein Eigenheim entscheidet. Wollt Ihr Euch eine Deadline für die Entscheidung setzen? Ein ewiger Wartestand ist schlecht für den Vermögensaufbau.

    4) Welchen Verkaufspreis könnt ihr bei Eurer vermieteten ETW erzielen? Wie hoch wäre er, wenn die Wohnung frei ist? Solltet ihr versuchen die Wohnung mittelfristig zu verkaufen, idealerweise ohne Mieter oder an den Mieter?

    5) Wie sieht der Mietmarkt in Eurer Region aus. Müsst ihr zwangsweise über einen Kauf nachdenken, weil man geeignete Mietobjekte kaum bekommen kann?


    Grundsätzlich sehe ich Euren finanziellen Spielraum in einer Metropolregion nicht riesig. D.h. der Erwerb eines Hauses in Kombi mit der Familiengründung könnte Eure finanziellen Möglichkeiten stark strapazieren und das für viele Jahre. Und das obwohl ihr bereits von einer guten Ist Situation aus startet. Bedenken habe ich beim monatlichen Einkommen, wo ja die Mieteinnahmen dann wegfallen werden. Hier müsst Ihr genau rechnen, was möglich ist und was zu teuer.

    Was eine mögliche Investition in ein ETF Depot angeht, würde ich zunächst auch mit einer 1-ETF Lösung starten. Ich würde zwischen dem Invesco FTSE All World und dem SPDR MSCI ACWI Investible Market schwanken. Sind beide kostengünstig und sehr breit aufgestellt. Es schadet nichts, wenn man noch einen kleinen Satelliten MSCI ex USA hinzufügt, aber kriegsentscheidend ist das bei dem noch überschaubaren Kapital ganz sicher nicht. Für die Altersvorsorge darf die Aktienquote bei diesem Alter gerne hoch sein. Hier muss man schauen, welche Schwankungen man bereit ist auszuhalten. Ich würde den Einstieg auch nicht über Jahre strecken sondern zügig gestalten.

    Notgroschen, so hoch wie man ihn braucht aber auch nicht mehr. Für die vermietete Immobilie sollte ja bereits eine Instandhaltungsrücklage bestehen, wodurch zusätzliche Rücklagen nur in begrenztem Umfang nötig sind. Eher sehe ich Bedarf im Zusammenhang mit der Familienplanung (Auto, Einrichtung, Anschaffungen, Ausfall eines Gehalts, Kinderbetreuung etc.).


    Viel Glück bei Eurem Vorhaben!

  • Eigenheim ja oder nein macht die Planung der Altersvorsorge schwierig.

    Ja. :)

    Das populärste Eigenheim ist übrigens das Luftschloß.

    1) Seid ihr ortsgebunden oder wäre eine berufliche Entwicklung denkbar, bei der ein Ortswechsel ansteht? In dem Fall würde ich das Thema Eigenheim eher abhaken.

    2) Seid ihr flexibel was den Zeitpunkt des Eigenheims angeht? Sprich: Könnt ihr Euch vorstellen, auch drei oder fünf Jahre zu warten mit der Umsetzung, falls die Börse schlecht steht? Ohne so eine Flexibilität fallen Aktien fast komplett raus.

    3) Welche Lösung schwebt Euch vor, wenn ihr Euch in x Jahren gegen ein Eigenheim entscheidet. Wollt Ihr Euch eine Deadline für die Entscheidung setzen? Ein ewiger Wartestand ist schlecht für den Vermögensaufbau.

    Alles richtig.

    3) Welche Lösung schwebt Euch vor, wenn ihr Euch in x Jahren gegen ein Eigenheim entscheidet. Wollt Ihr Euch eine Deadline für die Entscheidung setzen? Ein ewiger Wartestand ist schlecht für den Vermögensaufbau.

    4) Welchen Verkaufspreis könnt ihr bei Eurer vermieteten ETW erzielen? Wie hoch wäre er, wenn die Wohnung frei ist? Solltet ihr versuchen die Wohnung mittelfristig zu verkaufen, idealerweise ohne Mieter oder an den Mieter?

    5) Wie sieht der Mietmarkt in Eurer Region aus. Müsst ihr zwangsweise über einen Kauf nachdenken, weil man geeignete Mietobjekte kaum bekommen kann?

    Grundsätzlich sehe ich Euren finanziellen Spielraum in einer Metropolregion nicht riesig. D.h. der Erwerb eines Hauses in Kombi mit der Familiengründung könnte Eure finanziellen Möglichkeiten stark strapazieren und das für viele Jahre. Und das obwohl ihr bereits von einer guten Ist-Situation aus startet. Bedenken habe ich beim monatlichen Einkommen, wo ja die Mieteinnahmen dann wegfallen werden. Hier müsst Ihr genau rechnen, was möglich ist und was zu teuer.

    In Stuttgart dürfte jedes Eigenheim siebenstellig sein. Im Vergleich dazu ist ein Monatseinkommen von 3000 € übersichtlich. Wenn man die ETW für 500 T€ verkauft, könnte der Kreditbedarf für das eigene Haus immer noch siebenstellig sein (und damit außerhalb der finanziellen Reichweite).

    Ein eigenes Haus ist besonders schön, wenn man Kinder hat, die dann auf dem eigenen Rasen spielen können. Kinder sind aber vorübergehende Erscheinungen: Eins, zwei, drei sind sie groß und ausgeflogen. Man zahlt das große Grundstück noch ab und braucht es zumindest so dringend nicht mehr.

    Ich habe neulich mit viel Vergnügen einen Blog über einen Hausbau gelesen. Der Häuslebauer wohnte vorher in einer süddeutschen Großstadt mit engem Mietmarkt. Er hat bei unveränderter beruflicher Situation 60 km weiter ein Haus auf dem Dorf gebaut. Er konnte das als Homeworker, die Frau ist Lehrerin vermutlich an der gleichen Schule, die fährt jetzt eine Stunde pro Richtung. Sein Kind wird ihn vermutlich verfluchen, sobald es ins Gymnasium kommt und dorthin mit dem Schulbus fahren muß. Für Teenager dürfte das Dort wenig Zerstreuung bieten.

    So schön gelegen dieses Haus auch ist: Ich hätte es nicht gemacht.

    Zurück zum TE: Eigenheim kaufen heißt: Man setzt ein Vielfaches des Jahreseinkommens in Betongold um und kann davon nicht in Teilen wegnehmen. Was habe ich davon, wenn ich mein Haus im Ruhestand abbezahlt habe, es dann aber zu groß ist und mich bindet?

  • Man muss sich halt fragen was man lieber hätte…

    a) 1 Million als Haus und arbeiten um Geld fürs Haus und Leben zu haben

    b) 1 Million im Depot und davon leben können mit kaum arbeiten oder sogar gar nicht


    Betrag ist natürlich nur ein Beispiel. Aber ein Haus oder Wohnung zu besitzen bringt lediglich etwas geringere monatliche Kosten. Aber es kostet trotzdem und Rücklagen braucht man auch.


    Ps: ich versuche mich gerade an b) für die nächsten 10 Jahre

  • Man muss sich halt fragen was man lieber hätte…

    a) 1 Million als Haus und arbeiten um Geld fürs Haus und Leben zu haben

    b) 1 Million im Depot und davon leben können mit kaum arbeiten oder sogar gar nicht


    Betrag ist natürlich nur ein Beispiel. Aber ein Haus oder Wohnung zu besitzen bringt lediglich etwas geringere monatliche Kosten. Aber es kostet trotzdem und Rücklagen braucht man auch.


    Ps: ich versuche mich gerade an b) für die nächsten 10 Jahre

    So drastisch ist die Realität nicht. Das Eigenheim ist in der Regel deutlich teurer als Mieten, aber umsonst ist Mieten nicht. Und eine Million Euro dürfte nur für jemanden, der sehr geringe Ansprüche und keine Familie hat, ausreichen. Mehr als 1500-1700 Euro im Monat sind damit nachhaltig nicht drin, wenn man jung ist. Und davon zahlt man noch die Krankenversicherung, die Miete,.... das wird ganz schön eng. Privatier zu sein macht ab 3 Mio. Sinn, ab 5 Mio. Freude und ab 10 Mio. Spaß. Aber 1 Mio.? Das wäre nix für mich.

  • Wo kommen eigentlich in letzter Zeit die vermehrt positiven Kommentare zum Gerd-Kommer-Etf her?
    Hatte irgendwie immer im Hinterkopf, dass gesagt wurde zu teuer und ob Faktoren wirklich funktionieren fraglich etc.

    Hat das was mit der aktuellen Situation zwecks USA zu tun?


    Irving und Tomarcy ihr beide hattet euch glaube vermehrt positiv geäußert (hoffe ich tue keinem von euch beiden unrecht, wenn doch tut es mir leid)

  • Der Betrag war jetzt auch nur ein Beispiel. Aber mit einem kleinen Minijob wo man Krankenversicherung bekommt und noch ein paar Extrataler für leichte und wenig Arbeit und es sieht finanziell schon deutlich besser aus. Und man muss sich eben nicht abrackern.

  • Hat das was mit der aktuellen Situation zwecks USA zu tun?

    Ja. So einige hier, die immer gepredigt haben, man soll seine Anlage nicht von der aktuellen weltpolitischen Lage abhängig machen sondern einfach stur in einen marktbreiten Welt-ETF investieren (der bei Verschiebungen im Markt automatisch rebalanced), fangen plötzlich an umzuschichten, nachzuwürzen und teure Faktor-ETF zu empfehlen, bei denen es vorher immer hieß „Mehrrendite garantiert Dir keiner, nur die höheren Kosten sind sicher.“

    Ich kann diese Kehrtwende nicht wirklich nachvollziehen, und erst recht würde ich niemandem so ein Invest als „Standardlösung“ empfehlen.

  • Wo kommen eigentlich in letzter Zeit die vermehrt positiven Kommentare zum Gerd-Kommer-Etf her?
    Hatte irgendwie immer im Hinterkopf, dass gesagt wurde zu teuer und ob Faktoren wirklich funktionieren fraglich etc.

    Hat das was mit der aktuellen Situation zwecks USA zu tun?


    Irving und Tomarcy ihr beide hattet euch glaube vermehrt positiv geäußert (hoffe ich tue keinem von euch beiden unrecht, wenn doch tut es mir leid)

    Das hat hauptsächlich mit dem Wissenstand zu tun. Wer sich ausführlich mit dem Thema Faktorprämien, den verschiedenen Risken und sehr langen Daten beschäftigt, sieht den Fonds von Gerd Kommer im Vorteil. Auch nach Kosten. Zumal er in einem Produkt eine nachhaltige Lösung anbietet, die man so nur mit mehreren ETFs basteln könnte. Übrigens: Bei den sehr guten Vermögensverwaltern (insbesondere in den USA) legt niemand nach Marktkapitalisierung an. Jeder Ansatz hat seine Vor- und Nachteile. Ich denke in ein paar Jahren werden sich viele Meinungen ändern.

  • Nicht dass es in diesen Faden gehören würde, aber wie so oft ist der Rückblick auf vergangene Renditen ein kräftiger Motivationsschub. Tatsächlich hat der Kommer ETF in diesem Jahr besser abgeschnitten als die üblichen Verdächtigen.

    Ich würde dennoch für die Altersvorsorge aktuell davon eher abraten weil keineswegs sicher ist, ob der Fonds seinen Erschaffer bzw. dessen berufliche Tätigkeit deutlich überlebt. Zwangsumschichtungen in einem Depot was auf 30+ Jahre angelegt ist, verursachen Steuerzahlungen. Da wäre mir die Dauerhaftigkeit der Fonds sehr wichtig. Nicht, dass Invesco, SPDR und Vanguard eine Garantie wären, aber die Chancen auf 30+ Jahre sind deutlich höher. Dass man eine Reduzierung von 70 % USA anstrebt, kann ich gut nachvollziehen, aber die genannten ETFS bewegen sich eher bei 60 %. Wem das immer noch zu viel ist, einfach 10 % vom ex USA dazu. Deutlich unter 50 % USA wäre mir zu krass.

    Wenn man eine solche Sondergewichtung später schrittweise zurückführen will, muss man nicht das halbe Depot verkaufen sondern kann es z.B. über die Sparrate auf den S&P 500 ausbalancieren. Wer echte Faktoren dabei haben will wird an so Konstruktionen wie dem ETF von Kommer oder Rational Reminder kaum herumkommen. Aber dafür braucht es viel Vertrauen in die Black Box. Meine Erfahrung mit aktiven Aktienfonds lehrt mich da Vorsicht. 20 Jahre ist gefühlt schon deutlich oberhalb der Halbwertszeit von aktiven Fonds.

  • Nicht dass es in diesen Faden gehören würde, aber wie so oft ist der Rückblick auf vergangene Renditen ein kräftiger Motivationsschub. Tatsächlich hat der Kommer ETF in diesem Jahr besser abgeschnitten als die üblichen Verdächtigen.

    Andersrum wird ein Schuh draus: Jeder Ansatz, der sich weg von der USA bewegt hat (auch der Gerd-Kommer-Index) hat in den letzten 10-15 Jahren schlechter performend. Deshalb gibt es ja die hohen Bewertungen dort. Sehr langfristige Daten zeigen deutlich, dass z.B. ein BIP-Ansatz risikoadjustiert besser war als Marktkapitalisierung. Ich rate jedem sich mit sehr langen Datenreihen zu beschäftigen. Die letzten 15-20 Jahre bedeuten nichts.


    Zitat von 90 Prozent Aktien

    Ich würde dennoch für die Altersvorsorge aktuell davon eher abraten weil keineswegs sicher ist, ob der Fonds seinen Erschaffer deutlich überlebt.

    Der Fonds wird von L&G verwaltet. Der Index ist von Solactive. Das Unternehmen von Gerd Kommer (nur der Namensgeber) gehört den Mitarbeitern. Die sind alle in ihren 20ern oder 30ern. Der Fonds steuert auf 1 Mrd. Fondsvolumen zu.

  • Andersrum wird ein Schuh draus: Jeder Ansatz, der sich weg von der USA bewegt hat (auch der Gerd-Kommer-Index) hat in den letzten 10-15 Jahren schlechter performend. Deshalb gibt es ja die hohen Bewertungen dort. Sehr langfristige Daten zeigen deutlich, dass z.B. ein BIP-Ansatz risikoadjustiert besser war als Marktkapitalisierung. Ich rate jedem sich mit sehr langen Datenreihen zu beschäftigen. Die letzten 15-20 Jahre bedeuten nichts.

    Kennst Du den Unterschied zwischen ex ante und ex post? Die letzten 20 Jahre sind absolut zu kurz, um längere Zyklen zu erkennen. Das grundsätzliche Problem bleibt, dass keiner die Zyklen der Zukunft kennt.

    Der Fonds wird von L&G verwaltet. Der Index ist von Solactive. Das Unternehmen von Gerd Kommer (nur der Namensgeber) gehört den Mitarbeitern. Die sind alle in ihren 20ern oder 30ern. Der Fonds steuert auf 1 Mrd. Fondsvolumen zu.

    Der Index wurde maßgeblich von Kommer gebastelt. Wenn die Youngsters nachfolgen ist keineswegs gesagt, dass sie ein ähnliches Standing haben werden wie Kommer. Statt einer Ungewissheit USA hast Du dann ein anderes Risiko.

  • Kennst Du den Unterschied zwischen ex ante und ex post? Die letzten 20 Jahre sind absolut zu kurz, um längere Zyklen zu erkennen. Das grundsätzliche Problem bleibt, dass keiner die Zyklen der Zukunft kennt.

    Ganz genau. Deshalb nimmt man auch die Daten aus den letzten 120 Jahren. Wenn man nach den letzten 20 Jahren geht, ist der MSCI World TOP. Noch besser wäre der S&P500....

  • Dass man eine Reduzierung von 70 % USA anstrebt, kann ich gut nachvollziehen, aber die genannten ETFS bewegen sich eher bei 60 %. Wem das immer noch zu viel ist, einfach 10 % vom ex USA dazu.

    Es gibt ja Daten für den MSCI World ex. USA zurück bis 1978. Demnach war der maximale Verlust in einem Jahr beim MSCI World ex. USA sogar höher als bei einem MSCI World (inkl. USA). Und zwar auch wenn man ganz bewusst mal die letzten 15 Jahre ausklammert, also nur den Zeitraum 1978-2010 betrachtet. :/ Nur solche Daten wird sich wohl kaum jemand ansehen.
    Ich habe das Gefühl, bei vielen wirkt die ständige Kritik am MSCI World (zu klumpig, zu USA lastig) doch mehr als Sie sich selbst eingestehen wollen. Dazu dann noch ein US Präsident, der unberechenbarer ist als alle Vorgänger. Also will man das Risiko reduzieren und weniger USA im Depot. Nur ob so etwas tatsächlich das Risiko reduziert, weiß heute sicher niemand.
    Wenn einem das Risiko der Aktienmärkte zu hoch wird, muss man einfach nur die Aktienquote runter schrauben.
    Ganz einfach. ;)

    Die letzten 15-20 Jahre bedeuten nichts.

    Nun ja,
    für einen Anleger der die letzten 15-20 Jahre in einen MSCI World-ETF investiert war, könnten dieser Zeitraum schon eine gewisse Relevanz gehabt haben. :/
    Ich stimme aber völlig mit Dir überein, dass die letzten 15-20 Jahre keine Aussage über die Zukunft zulassen. Im Übrigen genau so wenig wie die letzten 100 oder 200 Jahre eine Aussage über die Zukunft zulassen.
    Wir gehen halt alle irgendwie davon aus, dass die Weltwirtschaft wächst und wir über unsere Aktienbeteiligungen daran partizipieren.
    Ob nun in 50 Jahren etwas mehr USA, China, Indien oder was weiß ich die etwas bessere risikoadjustierte Rendite erzielt hat, werden wir dann in 50 Jahren wissen.
    Und auch dann werden irgendwelche Vermögensverwalter Ihre Produkte anbieten, die natürlich nach den neuesten Informationen der Finanzmarktforschung optimal sind um die Vergangenheit abzubilden. :/
    Ich weiß nicht was optimal sein wird, daher bleibe ich bei der einfachen und kostengünstigen Lösung. Evtl. nicht optimal aber günstig. ;)