Festgeld oder Staatsanleihe - Was lohnt sich mehr?

  • Hallo zusammen, hallo Adrian,

    im aktuellen Finanztip-Newsletter vom 17. Oktober steht sinngemäß:

    „Eine Anleihe ähnelt in der Verfügbarkeit eher einem Festgeld.
    Für eine deutsche Staatsanleihe mit zwei Jahren Restlaufzeit gibt es derzeit ca. 1,9 % Rendite p. a.,
    während gutes Festgeld aktuell über 2,5 % p. a. bringt (z. B. Klarna oder Nordax über Raisin).
    Festgeld sei außerdem einfacher, kalkulierbarer und durch die Einlagensicherung abgesichert.“

    Klingt erstmal eindeutig – aber ist es das wirklich?
    Ich finde, man kann beide Varianten durchaus unterschiedlich bewerten:

    Festgeld – Vorteile:
    • Kein Kursrisiko, klar planbare Zinsen
    • Einlagensicherung (bis 100.000 € pro Bank und Kunde)
    • Einfacher Abschluss, kein Handel nötig

    Staatsanleihe – Vorteile:
    • Handelbar (Liquidität, falls man vorher ans Geld muss)
    • Kein Bankenrisiko, sondern direkt vom Staat
    • Kurschancen, wenn die Zinsen wieder sinken
    • Transparent, über Bundeswertpapiere oder ETFs gut investierbar

    Mich würde interessieren, wie ihr das aktuell seht:
    • Würdet ihr bei 2 Jahren Laufzeit eher Festgeld oder Staatsanleihe wählen?
    • Wie wichtig ist euch die Handelbarkeit?
    • Und wie schätzt ihr das Thema „staatliche Bonität vs. Einlagensicherung“ ein?

    „Eine Anleihe ähnelt in der Verfügbarkeit eher einem Festgeld.“

    Denn Satz muss ich erstmal sacken lassen.

  • Ich würde sowohl Anleihe als auch Festgeld unterschiedlich bewerten. Deine aufgezählten Punkte sind definitiv relevant. Für mich machen Anleihe als auch Festgeld nur Sinn als Sicherheitsbaustein im Depot. Und da sind sie IMO Geldmarktfonds was Diversifizierung und Zinsänderungsrisiko betrifft unterlegen.

  • Wer einen ganz konkreten Liquiditätsbedarf zum Ende des Festgeldes hat und unter 100k bleibt, kann das m.E. machen. Ansonsten ist das ziemlicher Quatsch. Die 0,5% mehr Zinsen sind das Liquiditätsrisiko und das Zinsänderungsrisiko. Man hat dann zwar eine relativ risikoarme Anlage, allerdings evtl. keinen Zugriff während einer Krise und ein Problem, wenn die Inflation anzieht.

    Die zu erwartende Rendite und das Risiko eines Portfolios kann man ziemlich genau mit nur 2 Assets einstellen: risikoarm+risikobehaftet. Die Rendite und das Risiko sollte auch immer auf Portfolioebene ermittelt werden. Wem die Rendite zu wenig ist, soll die Aktienquote um 2-3% erhöhen. Irgendwelche Experimente im risikoarmen Teil bei der Laufzeit, Rating, usw. haben immer mehrere Pferdefüße. Auch wenn es schwer zu akzeptieren ist: Der risikoarme Teil rentiert schlecht. Das war immer so und wird auch immer so bleiben. Die Rendite ist in der Regel negativ nach Inflation und Steuern.

  • Festgeld? Ich habe noch nie verstanden, warum man für ein geringfügiges Mehr ans Zinsen den Zugriff auf sein Geld einschränken sollte.

    Anleihen? Ich habe mal vor einiger Zeit versucht zu verstehen, was man da kauft und wie man das kauft. Leider vergeblich. Aktien oder ETF kaufen: simpel, da steht, was man kauft und wie viel es kostet. Aber Anleihen? Allein Anleihen bei einem Broker zu finden, ist schon schwierig. Da gibt es keine Such-/Filterfunktion, mit der ich etwas anfangen könnte. Die Kursangabe erfolgt in %. Prozent von welchem Wert? Der Stückelungsgröße?

    Ich verstehe zwar, was eine Anleihe ist. Aber ich verstehe nicht, was ich da kaufe. Also lasse ich die Finger davon. Auch verstehe ich nicht, warum alle Experten einhellig behaupten, man solle Anleihen als risikoarmen Anteil haben. Da gibt es sowas wie das Zinsänderungsrisiko. Was das ist, durfte ich vor einiger Zeit erfahren, als nach der Niedrigzinsphase die Zinsen wieder stiegen. Ich hatte seinerzeit einen Anleihe-ETF, den ich dann mit Verlust verkauft habe.

    Also kein Festgeld, keine Anleihen. Nur Tagesgeld. Da muss ich mir keine Gedanken über Transaktionsgebühren oder Illiquidität machen. Dass das Geld dort real negativ rentiert, ist mir egal. Für Rendite habe ich Aktien und Edelmetalle. Gerade letztere liefern aktuell ein beeindruckendes Schauspiel.

  • im aktuellen Finanztip-Newsletter vom 17. Oktober steht sinngemäß:

    „Eine Anleihe ähnelt in der Verfügbarkeit eher einem Festgeld. (...).
    Festgeld sei außerdem einfacher, kalkulierbarer und durch die Einlagensicherung abgesichert.“

    Ziemlich verwirrend, was Finanztip da schreibt. Eine Staatsanleihe hat wenig mit Festgeld gemeinsam. Sie ist täglich handelbar (trotz möglicher Kursschwankungen) und damit in der Regel eine extrem liquide Anlage. Bei Unternehmensanleihen sieht es anders aus, da sind die Risiken deutlich höher und die Liquidität geringer.

    Festgeld ist einfach weg und erst nach Ablauf der festen Laufzeit wieder verfügbar. So etwas würde ich nie machen (es sei denn für extrem kurze Anlagezeiträume von 1-3 Monaten).

    Klingt erstmal eindeutig – aber ist es das wirklich?
    Ich finde, man kann beide Varianten durchaus unterschiedlich bewerten:

    Festgeld – Vorteile:
    • Kein Kursrisiko, klar planbare Zinsen
    • Einlagensicherung (bis 100.000 € pro Bank und Kunde)
    • Einfacher Abschluss, kein Handel nötig

    Nichts davon ist ein "Vorteil":


    - "kein Kursrisiko": stimmt nicht, das Zinsänderungsrisiko ist dasselbe. Der einzige Unterschied ist, dass es keinen Börsenkurs gibt und es daher fast unmöglich ist, vorzeitig an sein Geld zu kommen. Falls doch, sind die Abschläge der Bank oder von Kredithaien, die einem die Forderung abkaufen, im Zweifel viel höher als beim Börsenhandel mit einer Anleihe.

    - "Einlagensicherung": die EInlagensicherung wird am Ende von dem Staat garantiert, der im Zweifel erst einmal seine eigenen Anleihen pünktlich bedient, um nicht vom Kapitalmarkt gemieden zu werden. Eine französische Staatsanleihe ist sicherer als eine französische Bank und eine deutsche sicherer als eine deutsche Bank.

    - "Einfacher Abschluss, kein Handel nötig": der Kauf einer Anleihe an der Börse ist durch einfachen Mausklick möglich. EInfacher geht's nicht. Das beste: genauso schnell hat man die Anleihe auch wieder verkauft, wenn man das Geld braucht. Beim Festgeld unmöglich.

  • Nichts davon ist ein "Vorteil":

    Ich bewusst versucht, den idiotischen KI-Stil nachzuahmen.

    Mir fiel die sonderbare Aussage der Autoren von Finanztip auf. Diese ist „kreativer Bullshit“ wie meine liebe Frau meinte.
    Die ist Professorin für Wirtschaftswissenschaften und beschäftigt sich auch mit Marketing- und Vermögensanlageaspekten von Privatanlegern.