Kredit tilgen oder Geld investieren

  • Hallo zusammen,


    Ich habe einen Kredit mit 0,99 % Zinsen für ein Kauf eines Eigenheims aufgenommen. Ich weiß die Frage wurde des öfteren gestellt aber immer war der Zinssatz höher... Macht es Sinn in dieser Konstellation das überschüssige Geld anzulegen oder das Geld in die Sondertilgung reinzustecken.


    Danke schon mal für eure Antworten

  • Wie deutlich ist der Zins bei der Anlage höher als beim Kredit? (Steuern auf Erträge berücksichtigen.)
    Wie sicher ist die Anlage?


    Am Ende kann es sich lohnen, auf Sondertilgungen tu verzichten, aber das weiß man erst hinterher mit Sicherheit.

  • Grundsätzlich würde ich so schnell als möglich tilgen soweit Sondertilgung möglich ist - habe ich auch so gemacht. Ich bezweifle angesichts der momentanen Situation, dass eine sichere Anlage derzeit nach Steuern mehr als die 0,99% bringt. Aktien-ETF sind der Risiko = Rendite-Anteil, Risiko hat solange noch signifikant Schulden da sind mMn hier nichts zu suchen.

  • schulden tilgen hat für mich immer oberste Priorität zu welchem Zinssatz und in welcher Höhe sie auch bestanden. Danach ist man immer erleichtert bei Anlagen ist man manchmal auch schnell erleichtert ;):P

  • Die psychologische Komponente muss man auch mit einkalkulieren.


    Den Umstand "Volltilger oder nicht?" bzw. "Restschuld bei Laufzeitende: Zinsänderungsrisiko" müsste man ebenso beachten.


    Bei "erst die Schulden, dann das Investment" erspart man sich diese Überlegungen. :D

  • Grundsätzlich sage ich auch, und wir handhaben es auch so, das erst der/die Kredit/e getilgt werden und dann investiert wird.


    Allerdings sollte man auch berücksichtigen wofür investiert wird.
    Wenn z.B: ETF-Sparen als Altersvorsorge als investieren angesehen wird, dann sehe ich das schon wieder etwas differenzierter.


    Denn mal angenommen der Durchschnitts "Familien Mensch" kauft/baut mit 30 Jahren sein Eigenheim. Da er ja auch die nötigen Eigenmittel erst einmal zur Verfügung haben muss.
    Zahlt er jetzt 25-30 Jahre sein Eigenheim ab braucht er mit 55-60 Jahren schon fast nicht mehr mit Altersvorsorge per ETF anfangen. Der Zug der Langzeit-Investition ist für ihr komplett abgefahren.


    Jetzt könnte man natürlich sagen das er eben durch die Sondertilgung auf 20 Jahre Hypotheken-Laufzeit kommen kann. Aber auch das erfordert Disziplin, dadurch das man jedes Jahr große Mengen an Kapital überweist ohne direkt erstmal was davon zu haben. Das schafft nicht jeder. Oft genug erlebt...
    " Dieses Jahr nicht, es muss ein neues Auto her, oder Urlaub, oder ein Iphone für 1500 €"


    Während z.B. regelmäßig 100 € Monatlich im ETF-Plan für viele einfacher zu "verarbeiten" sind vom Gefühl und Kopf her.

  • Hallo zusammen,


    Ich habe einen Kredit mit 0,99 % Zinsen für ein Kauf eines Eigenheims aufgenommen. Ich weiß die Frage wurde des öfteren gestellt aber immer war der Zinssatz höher... Macht es Sinn in dieser Konstellation das überschüssige Geld anzulegen oder das Geld in die Sondertilgung reinzustecken.


    Danke schon mal für eure Antworten

    Wenn Dein Eigenheim abbezahlt wäre, würdest Du es dann beleihen, um das Geld in den Aktienmarkt zu investieren? Falls ja, dann kannst Du es jetzt auch machen, sonst nicht.


    Was passiert, wenn das Darlehen ausläuft, Du nachfinanzieren musst, und der Zinssatz steht dann bei 6%, und gleichzeitig sind die Aktienkurse im Keller.
    Hast Du dafür einen Plan?




    ...Wenn z.B: ETF-Sparen als Altersvorsorge als investieren angesehen wird, dann sehe ich das schon wieder etwas differenzierter.

    Wenn man es noch differenzierter sehen will, sollte man das Tilgen von Schulden auch als Altersvorsorge ansehen.

  • Ich habe bei meiner Baufinanzierung ohnehin nur die gesetzliche Kündigungs- bzw. Sondertilgungsmöglichkeit.


    Daher kann ich in gut 9 Jahren entweder sondertilgen (wenn es dem Depot gut geht) oder weiter investiert sein (wenn es dem Depot nicht so gut geht).


    Ehrlicherweise wäre ich da lieber für sondertilgen. :D

  • Hallo zusammen,


    Ich habe einen Kredit mit 0,99 % Zinsen für ein Kauf eines Eigenheims aufgenommen. Ich weiß die Frage wurde des öfteren gestellt aber immer war der Zinssatz höher... Macht es Sinn in dieser Konstellation das überschüssige Geld anzulegen oder das Geld in die Sondertilgung reinzustecken.


    Danke schon mal für eure Antworten

    Hallo allerseits,


    um ehrlich zu sein, ich kann die Ratschläge, man solle IMMER zuerst sondertilgen, dann erst investieren, nicht mehr hören. Was spricht für sondertilgen?

    1. Das gute "Gefühl", keine oder weniger Schulden zu haben,

    2. Man weiß nicht, wo man das Geld anlegen soll, um (nach Steuern) mehr Ertrag zu erreichen als 0,99% Zinssatz,

    3. Es kann ja sein, dass bei Ablauf der Zinsbindung (10, 15... Jahre) der Zinssatz auf 6-7% steigt.


    Meine Meinung:

    1. Wer sich bei Geldanlagen (selbstgenutzte Immobilien sind auch eine Art Anlage fürs Alter) auf "Gefühle" verlässt, trifft häufiger falsche als richtige Entscheidungen und soll nicht mehr weiterlesen. Hier ist mehr "Kopf" vonnöten.

    2. (Selbst konservative und vorsichtige Instanzen wie) Finanztip und Finanztest empfehlen ständig breitgestreute ETFs, bei den man bei einem Horizont von ab 10 Jahren selbst bei Crashes nie etwas falsch machen kann. Im Schnitt sind immer ab 5% p.a. drin, nach Abzug der Steuern immer wesentlich mehr Ertrag als 0,99%, die man bei Sondertilgungen "gespart" hätte.

    3. Wenn man 1-2 Jahre vor dem Ende der Zinsbindung absehen kann, dass die Zinsen sich auf 5% oder mehr zubewegen, dann kann man immer noch mit den Erträgen aus den ETFs sondertilgen und sogar nach 10 Jahren, falls man genug angespart hat, von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen und den Rest auf einmal zurückzahlen.

  • 2. (Selbst konservative und vorsichtige Instanzen wie) Finanztip und Finanztest empfehlen ständig breitgestreute ETFs, bei den man bei einem Horizont von ab 10 Jahren selbst bei Crashes nie etwas falsch machen kann. Im Schnitt sind immer ab 5% p.a. drin, nach Abzug der Steuern immer wesentlich mehr Ertrag als 0,99%, die man bei Sondertilgungen "gespart" hätte.

    Die entscheidenden Worte hast Du damit selbst geschrieben:

    Selbstverständlich kann man mit ETFs etwas falsch machen, nämlich dann wenn man zu denjenigen gehört, die den Schnitt (Durchschnitt) nicht erreichen.

    Es ist und bleibt eben ein Risiko, im Falle einer Aktienanlage bei gleichzeitig laufendem Kredit ein erhöhtes Risiko. Das heißt nicht, dass man das auf keinen Fall machen sollte. Es muss jedoch verstanden werden, dass es auf das Chancen-Risiko-Verhältnis ankommt.

    Eine Tilgung bedeutet 1% absolut sichere Rendite. Diese Rendite ist sicherer als Geld auf dem Sparbuch.


    ...3. Wenn man 1-2 Jahre vor dem Ende der Zinsbindung absehen kann, dass die Zinsen sich auf 5% oder mehr zubewegen, dann kann man immer noch mit den Erträgen aus den ETFs sondertilgen und sogar nach 10 Jahren, falls man genug angespart hat, von seinem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen und den Rest auf einmal zurückzahlen.

    Nein, das kannst Du eben eventuell nicht, weil es die Erträge aus ETF möglicherweise gar nicht gibt. Wo, meinst Du, würden die Aktienkurse stehen, wenn sich die Zinsen so massiv erhöhen?

  • Die Wechselfälle des Lebens sind unvorhersehbar und dann Grausam .


    wie Volker Lomann FAZ immer wieder sagt : Scheidung, Krankheit, Arbeitslosigkeit.


    Sparraten in ETF kann man stoppen.

    Die Tilgung der Hausschulden nicht. Da kennt die Bank kein Erbarmen.


    Von daher volle Kraft beim Tilgen /Sondertilgen.

  • Ich möchte das Thema nochmal aufgreifen:

    Wir haben jetzt ganz frisch ein Reihenhaus in Hamburg gekauft, Kaufpreis 740.000€ zzgl. Nebenkosten. Darlehensumme beträgt 430.000€ mit einem Zinssatz von 0,89%, Zinsbindung 20 Jahre.


    Wir haben die monatliche Rate moderat gehalten, um im Fall von Teilzeit alles noch wuppen zu können. Zusätzlich haben wir einen Teil als Sondertilgung (15% der Anuität) fest eingeplant jeden Monat, um vorhersehbaren, geminderten Verdienst durch vorhalten der Sondertilgung auszugleichen. Hypothetisches Beispiel: Nächstes Jahr verdiene ich 15% weniger, daher spare ich jetzt ein Jahr die ST um dann die Rate ohne sonstige Einbußen halten zu können.


    Nun steht ebenfalls im Raum einen Teil der Sondertilgung in ETF zu investieren. Wir sind 100% Kopfmenschen, d.h. die Rendite steht im Vordergrund, vor dem „Schuldengefühl“. Auch ohne Sondertilgungen könnten wir uns die Anschlussfinanzierung auch bei höheren Zinsen von meinetwegen 4-6% leisten.


    Meine Überlegungen sind nun die nächsten 10 Jahre als Ansparphase zu nutzen und die folgenden 10 Jahre im Notfall zu nutzen um Krisen auszusitzen. Also nach 10 Jahren Wechsel von ETF Einzahlung zu Sondertilgung und dann Auszahlungsstrategie entwerfen und den ETF im Zeitraum der 10 Jahre abzugrasen und dann ebenfalls flexibel in die Sondertilgung zu stecken.


    Was haltet ihr davon, mit dem Hintergrund der jetzt noch sehr langen Laufzeit?

  • Als Kopfmensch mit Hang zum kalkulierten Risiko würde ich die Sondertilgungen komplett 20 Jahre lang in die ETFs packen.


    Dein Vermögen baust du mit dem auf, was du die ersten 15-20 Jahre ins Depot pumpst (Zinseszins-Effekt). Was du die letzten 10 Jahre deines Arbeitslebens einzahlst fällt dagegen nicht mehr so ins Gewicht.


    Hinzu kommt, dass du möglicherweise in der Zukunft Geld für das Haus benötigst (Solardachpflicht etc.). Dann kannst du locker die ETFs anzapfen und musst dir keine Gedanken um eine Zweitfinanzierung machen.


    Gegen Ende der Zinsbindung kannst du dann ja je nach Marktlage entscheiden, ob du den Kredit verlängerst oder die ETFs zur Darlehensablösung heranziehst.

  • Erst noch mal zum Verständnis: Wenn ihr jetzt nichts mit ETF macht und alles immer in Sondertilgungen steckt, wann habt ihr den Kredit dann komplett abbezahlt? Wie alt seid ihr?

    Wenn wir alles in Sondertilgungen stecken würden, wären wir (vorausgesetzt wir behalten die gleiche Tilgung bei höherem Anschlusszins in 20 Jahren) nach 33 Jahren fertig, Anteil der Sondertilgungen ca. 5 Jahre. Wir sind Mitte/Ende 20.

  • Würde das nach deiner Zinsbindung entscheiden. Grundsätzlich finde ich es sinvoller überschüssiges Geld in Investitionen oder besonders "gute Geschäfte, je nach Fähigkeit, zu investieren. Ist im Endeffekt eine persönliche Risikoabwägung. Mit der Tilgung deiner Schulden fährst du natürlich am sichersten. Wenn du überschüssiges Geld in bspw. ETFs investieren willst, würde ich darauf achten, wie lange deine insbindung noch läuft. Natürlich sind die ETFs über zehn Jahre so gut wie immer im Plus, wenn deine Zinsbindung aber nur noch 3-4 Jahre läuft, wäre mir das persönlich zu heiß. Dafür sind die Indizes aktuell zu sehr von der Realwirtschaft entkoppelt und auch viele weitere "Krisenfaktoren" zeichnen sich ab