Geldmarkt-ETF und Kursrisiko

  • Hallo zusammen,


    ich lese immer wieder - zuletzt ja auch im Newsletter - über Geldmarkt ETFs. Eine Frage bleibt mir aber immer unbeantwortet:

    - Eine normale Staatsanleihe hat ein Fälligkeitsdatum, zu dem ich 100% wieder bekomme. Kursrisiko nur bis zur Fälligkeit.

    - Ein Geldmarkt-ETF scheint kein Fälligkeitsdatum zu haben. Wie komme ich also sicher an das Kapital, was ich dort angelegt habe? Habe ich da nicht dauerhaft ein Kursrisiko? Und wann zahlt ein Geldmarkt-ETF eigentlich Zinsen aus?

  • Hallo,


    ja ein Geldmarkt-ETF hat immer ein Kursrisiko. Je nachdem ob er in kurzlaufende Staatsanleihen 0-1 Jahre Laufzeit oder ein Swap auf den €STR (Täglich) ist, ist dieses Risiko mehr oder minder hoch.


    Ein klassischer Anleihen-ETF hat jedoch ein größeres Kursrisiko, da die Restlaufzeit der darin enthaltenen Anleihen i.d.R. über einem Jahr liegt.


    Je nach ETF musst Du in den Prospekten schauen, wann dieser an seine Anteilseigner ausschüttet.

  • Habe ich da nicht dauerhaft ein Kursrisiko?

    Ein Kursrisiko im Sinne eines Zinsänderungsrisikos gibt es bei einem physischen Geldmarkt-ETF fast nicht (bzw. nur sehr gering), da die Laufzeiten der enthaltenen Papiere zu gering sind (i.d.R. bis max. 1 Jahr, teilweise nur bis 6 Monate).


    Bei Anleihen-ETFs mit längeren Laufzeiten hast du aber vollkommen recht. Je länger die Laufzeiten der enthaltenen Anleihen, desto höher das Zinsänderungsrisiko.


    Ein synthetischer Geldmarkt-ETF hat kein Zinsänderungsrisiko, da er keine physischen Papiere enthält, sondern einen Benchmark "swapped".


    Alle Geldmarkt-ETFs/Fonds können aber auch ein Kursrisiko in Krisensituationen aufweisen. Das ist von Produkt zu Produkt aber unterschiedlich. Vergleiche mal die Kursverläufe während der Finanzkrise von 2008/2009, dem Coronacrash von 2020 oder auch der kleinen "Bankenkrise" im März dieses Jahres. Außerdem kann in einer Krisensituation die Liquidität eingeschränkt sein.


    edit: da war RNowotny schneller

  • einNeugieriger

    Ich habe bislang auch nicht so recht verstanden, inwiefern ein Anleihen-ETF als risikoarmer Teil eines Portfolios angesehen werden kann. Wenn ich jetzt eine einzelne Staatsanleihe kaufe (zum Beispiel eine der Bundesrepublik Deutschland), dann ist mir klar, dass das Risiko eines Ausfalls sehr gering ist und ich von vornherein weiß, wie viel Geld ich am Ende bekomme. Bei den Anleihen-ETFs ist das mitnichten der Fall. Ist da eine Geldanlage wie Festgeld oder eben der Kauf einer einzelnen Staatsanleihe nicht attraktiver?

  • Ich habe bislang auch nicht so recht verstanden, inwiefern ein Anleihen-ETF als risikoarmer Teil eines Portfolios angesehen werden kann.

    Du musst eben auf die Laufzeit der enthaltenen Papiere achten. Risikoarm sind nur Papiere mit kurzen Restlaufzeiten sowie einer hohen Bonität und in der Heimatwährung. Bei Geldmarktfonds müssen es, wie oben bereits geschrieben, immer Laufzeiten von unter 12 Monaten sein.


    Schau dir mal diese ETFs/Fonds an. Dort findest du Anfang 2022 keine Kurseinbrüche, wie es bei längeren Laufzeiten der Fall war:


    https://www.fondsweb.com/de/ve…LU0090865873,DE0009770206


    Bezüglich der Bonität gibt es allerdings Unterschiede. Die beiden ETFs im Chart beinhalten europäische Staatsanleihen. Ob dir das sicher genug ist musst du selbst beurteilen. Ein Anleihe-ETF senkt aber das Ausfallrisiko durch Diversifikation. Der ODDO BHF beinhaltet nur Papiere mir sehr guten Ratings. Der Aberdeen hat auch mittlere Ratings mit dabei, dafür eine höhere Rendite.


    Du kannst natürlich auch eine einzelne Bundesanleihe kaufen oder in Festgeld anlegen. Der Vorteil von Geldmarktfonds ist zum einen die Liquidität und zum anderen, dass sich die Rendite des Fonds mit dem Zinsniveau entwickelt und nicht fest ist, also in einem steigenden Zinsumfeld Vorteile bietet.

  • Ich habe bislang auch nicht so recht verstanden, inwiefern ein Anleihen-ETF als risikoarmer Teil eines Portfolios angesehen werden kann.

    Man muss unterscheiden zwischen Anleihen und Anleihen-ETF. Bei einer Anleihe hat man nur das Bonitätsrisiko, sofern man die bis zur Endfälligkeit hält. Bei einem Anleihen-ETF kommt eben auch noch das Zinsänderungsrisiko dazu, wobei man das bei einer einzelnen Anleihe implizit auch hat (Stichwort Opportunitätskosten). Und wo ein Risiko ist, gibt es als Gegenstück meist eine Chance.

    Bei der Frage nach Anleihen scheiden sich auch die Geister. Für einen privaten Kleinanleger unterhalb der Einlagensicherung bieten Anleihen nur wenige Vorteile. In den letzten Jahren war aufgrund der Nullzinsen und des Zinsänderungsrisikos die Sache relativ klar und Tagesgeld/Festgeld im Vorteil. Jetzt ist es meiner Meinung nach wieder ausgeglichener.

  • Ich hoffe ich habe zu später Stunde nicht zu schnell gelesen, aber ich glaube meine Frage war wohl nicht genau genug formuliert. Mir geht es nicht um das Zinsänderungsrisiko, sondern darum, dass ein Geldmarkt-ETF scheinbar keine festes Fälligkeitsdatum hat, zu dem ich garantiert wieder meine Kapitalanlage zurück bekomme, so wie es bei der Fälligkeit einer Staatsanleihe der Fall ist?


    Beispiel Staatsanleihe mit fiktiver Fälligkeit 01.01.2024, Zinsen erstmal außen vor:

    Ich lege 5000 EUR an, Kurs 100%. Ich weiß, dass ich am 01.01.2024 (Fälligkeit) die 5000 EUR wieder bekomme, egal wie sich der Kurs entwickeln sollte.


    Bei einem Geldmarkt-ETF scheint es aber gar kein Fälligkeitsdatum zu geben? Wie/wann bekomme ich da also meine 5000 EUR wieder sicher zurück?


    Wahrscheinlich funktioniert ein Geldmarkt ETF einfach anders, aber wie konnte ich bisher nicht rausfinden. Danke :)

  • Der ETF ist ein Fonds und beinhaltet verschiedene Papiere. Du musst also Deine erworbenen Anteile an einer Börse verkaufen und bekommst den dann entsprechenden Gegenwert ausgezahlt.


    Es ist weder mit Tagesgeld noch mit dem Erwerb einer einzelnen Anleihe vergleichbar.


    Da es ein Kursänderungsrisiko gibt, sind die eingezahlten Beträge nicht sicher.

  • Anleihen-ETFs haben - da sie viele Anleihen enthalten - kein Fälligkeitsdatum. (Die niegelnagelneuen iBonds-ETFs von iShares lassen wir hier jetzt mal außer acht.) Das haben nur und ausschließlich einzelne Anleihen. Mein Eindruck ist: Du hast die Funktionsweise eines Anleihen-ETFs weniger verstanden als Du denkst.

  • Anleihen-ETFs haben - da sie viele Anleihen enthalten - kein Fälligkeitsdatum.

    Da es hier um Geldmarkt-ETFs geht wäre noch zu ergänzen, dass in physischen Geldmarkt-ETFs neben Anleihen auch noch andere Papiere wie Termingelder und Schuldscheindarlehen enthalten sein können.


    Außerdem gibt es auch synthetische Geldmarkt-ETFs, welche überhaupt keine Wertpapiere enthalten, sondern - wie auch schon mal geschrieben - einen Benchmark wie den €STR "swappen" (replizieren).


    Beiden Formen funktionieren wie RNowotny bereits erläutert hat wie ein Fonds in den du dein Geld ein- und auszahlen kannst.


    https://www.finanztip.de/blog/…alternative-zu-tagesgeld/

    https://www.finanzfluss.de/geldanlage/geldmarkt-etfs/

  • Bei einem Geldmarkt-ETF scheint es aber gar kein Fälligkeitsdatum zu geben? Wie/wann bekomme ich da also meine 5000 EUR wieder sicher zurück?


    Wahrscheinlich funktioniert ein Geldmarkt ETF einfach anders, aber wie konnte ich bisher nicht rausfinden. Danke :)

    Du bekommst bei Verkauf den Wert zurück, den der ETF dann hat. Da gibt es keine Garantie.


    Wenn wir von einem physischen Geldmarkt bzw. Anleihen ETF reden: es kommen ja stetig neue Papiere ins Portfolio und andere fallen raus. Dadurch gibt es eben keine Endfälligkeit wie bei einzelnen Anleihen.

  • Du bekommst bei Verkauf den Wert zurück, den der ETF dann hat. Da gibt es keine Garantie.

    Und aus diesem Grund empfinde ich Anleihen-ETFs nicht als risikoarm. Vermutlich eignen sie sich wirklich nicht für kleine Privatanleger.

  • Und aus diesem Grund empfinde ich Anleihen-ETFs nicht als risikoarm. Vermutlich eignen sie sich wirklich nicht für kleine Privatanleger.

    Ich sehe aktuell für mich auch keinen Sinn für die Nutzung von Anleihe-ETF. Zumindest nicht solange ich mich mit meinen sicheren Vermögensteil im Rahmen der Einlagensicherung bewege.

    Aber das muss halt JEDER Anleger für sich entscheiden. Es soll ja auch Menschen mit eigenem Privatflugzeug geben, die sich selbst als angehöriger der 'gehobenen Mittelschicht' in Deutschland sehen. ;)

  • Und aus diesem Grund empfinde ich Anleihen-ETFs nicht als risikoarm. Vermutlich eignen sie sich wirklich nicht für kleine Privatanleger.

    Der erste Satz stimmt sicher. Dem zweiten würde ich nicht zustimmen. Zugeordnet zum riskanten Portfolioanteil können sie einen Beitrag zur Diversifizierung stellen - mit möglichst wenig mit dem Aktienmarkt korrelierten Anleihen. EM-$-Bonds wären hier bspw. zu nennen.

  • Ich finde es jedoch problematisch, wie zum Beispiel Finanztip und Finanzfluss in Videos über das Thema informieren. Das ist teilweise grob oberflächlich und hilft mir persönlich wenig weiter. Da finde ich deren Beiträge zu ETFs deutlich besser.

  • Zugeordnet zum riskanten Portfolioanteil können sie einen Beitrag zur Diversifizierung stellen - mit möglichst wenig mit dem Aktienmarkt korrelierten Anleihen. EM-$-Bonds wären hier bspw. zu nennen.

    Ich finde es jedoch problematisch, wie zum Beispiel Finanztip und Finanzfluss in Videos über das Thema informieren. Das ist teilweise grob oberflächlich und hilft mir persönlich wenig weiter. Da finde ich deren Beiträge zu ETFs deutlich besser.

    Leute, ihr werft hier alles in einen Topf. Ihr müsst differenzieren zwischen:

    - Geldmarkt-ETFs/-Fonds

    - Anleihen-ETFs mit sehr kurzlaufenden Staatsanleihen hoher Bonität

    - Anleihen-ETFs mit diversen Langläufern, High-Yield- oder EM-Bonds etc.


    Die ersten beiden Kategorien lassen sich klar dem risikoarmen und die dritte dem risikoreichen Portfolioteil zuordnen. Wenn ihr die Unterschiede nicht versteht, dann lasst die Finger von allen, aber werft hier nicht alles durcheinander.

  • Ja, geht echt wild durcheinander hier. Antworten auf Fragen, wo man erst mitten in der Antwort merkt, dass sie nichts mit der Frage zu tun hat... ^^


    Anleihen (einzeln vs ETF) hab ich glaub ich halbwegs, aber was sind jetzt Geldmarkt-Fonds?

    Sie sollen quasi die Zinslandschaft abbilden, aber wie funktioniert das?

  • Ich sehe aktuell für mich auch keinen Sinn für die Nutzung von Anleihe-ETF. Zumindest nicht solange ich mich mit meinen sicheren Vermögensteil im Rahmen der Einlagensicherung bewege.

    Geht mir ähnlich. Ich sehe da schlicht keinen Mehrwert für mich. So ganz durchdringe ich das Thema aber auch nach wie vor nicht, mir ist nicht klar, weshalb Geldmarktfonds als Alternative zu Tages- oder Festgeld oder einzelnen Anleihen bezeichnet werden. Denn dabei bekomme ich am Stichtag x mein Kapital plus Zinsen sicher wieder. Bei Geldmarktfonds gibt es keinen solchen Stichtag und ein Kursrisiko. Vielleicht verstehe ich da auch etwas nicht richtig, aber da greift für mich dann eben auch die Grundregel „Ich investiere nur in Dinge, die ich verstehe.“