ETFs kaufen Ja/Nein/Welche bezogen auf die aktuelle und (wahrscheinlich) auch zukünftige Weltsituation

  • Und über 62.000€ Renditeunterschied bei der genannten Laufzeit und einer für Aktien marktüblichen Rendite ist keine Silbe wert? Glaube du argumentierst dich gerade um Kopf und Kragen... 8o

    Ich springe halt nicht über Dein Stöckchen.

    PS: Solltest nicht 30 Jahr Anlagedauer annehmen, sondern 50 oder besser noch 100. Das bringt eindrucksvollere Zahlen! Und die Arithmetik gibt es ja problemlos her.

  • Ein ETF mit einer TER von 0,5% kann trotz höherer Kosten besser laufen als einer mit TER 0,22%, der absolute Unterschied der Kosten ist eben "nur" 0,28%.


    Eine ständige Minderperformance steht auf einem anderen Blatt.


    Ich bin sicherlich kein Freund aktiver Fonds. Aber wir stoßen dennoch immer mal wieder auf einen, der im Beobachtungszeitraum trotz erheblicher Kosten in der Größenordnung von 1,6% p.a. von der Performance mit einem passiven Fonds mit Kosten von 0,2% oder so mitgehalten hat. Unmöglich ist das somit nicht.

    Ich meine, in einem anderen Thread hattest Du irgendwen mal sehr sympathisch darüber belehrt, dass solche Betrachtungen nur „ceteris paribus“, also unter sonst gleichen Bedingungen, Sinn machen. Hier mischst Du selbst nun keinen Äpfel/Birnen-Vergleich, sondern einen von Orangen mit Blaukohl.

  • Wer davon ausgeht, dass Apple/Google/Facebook/Amazon und andere US-Großkonzerne die Weltrangliste der Unternehmen auch in 30 Jahren anführen, der wird mit einem reinen MSCI-World-ETF besser fahren, dann aber auch ohne Emerging-Markets, was mir persönlich definitiv zu viel Klumpenrisiko wäre...

    Da merkt man, dass Du Dich offenbar nicht ausreichend mit dem Prinzip eines Indexfonds beschäftigt hast. :/

    1. Wenn man davon ausgehen würde, dass die FAANG-Aktien in 30 Jahren auch noch die Weltwirtschaft dominieren, würde man nur in diese Aktien investieren! Alles Andere wäre ja totaler Blödsinn.
    2. Unternehmen wie Google, Facebook gibt es noch gar keine 30 Jahre. Apple war z.B. vor 30 Jahren ein Pleitekandidat, der nur durch eine Finanzspritze von Microsoft überhaupt gerettet wurde! Warum sollte man also annehmen, dass diese Firmen in 30 Jahren überhaupt noch existieren?

    Schau Dir mal die Entwicklung der Top 10-Positionen im MSCI World/ACWI über die letzten 40 Jahre an.

    Man weiß schlichtweg nicht, welche Unternehmen aus welchen Ländern in 10, 20 oder 30 Jahren die Top-10 bilden werden. Man kann aber davon ausgehen, dass diese Unternehmen, sofern es sich um Aktiengesellschaften handelt, in einem MSCI ACWI IMI / FTSE All World Index enthalten sein werden. Dafür reicht dann prinzipiell ein weltweiter marktkapitalisierter ETF aus.

    Du gehst halt die Wette darauf ein, dass Aktiengesellschaften aller anderen Regionen in den nächsten Jahren besser performen als es die reine Marktkapitalisierung hergibt. Kann sein, kann aber auch nicht sein.

    Ich habe die EM auch in meinem Depot übergewichtet, weil ich auch davon ausgehe, dass die EM langfristig wieder besser performen werden. Seit einigen Jahren liege ich mit dieser Ansicht jetzt bereits daneben. ;)

    PS: Irgendwann geht Rebalancing in einem größeren Depot nur noch mit Verkäufen, was dann Steuerzahlungen bedeutet. Ob dann noch eine Überrendite erzielt wird darf man auch hinterfragen. Die Modelle gehen eigentlich immer von keinen Kosten/Steueraufwendungen aus.

    monstermania hatte ja gerade unterstellt, dass der Fonds identisch mit meiner Auswahl wäre, daher der Vergleich der Kosten. Ich halte den Fonds nicht für teuer, der Preis scheint mir angemessen. Bei unterstellt gleichem Inhalt würde ich argumentieren, dass die Kosten das Hauptkriterium der Entscheidung sind. Und wie geschrieben (oder viel mehr gerechnet) ist der Unterschied zwischen 0,5% TER und 0,22% TER wirklich nicht ohne!

    Ich unterstelle zunächst mal, dass keiner die Renditen der Zukunft kennt! Daher sind zunächst mal alle unnötigen Kosten zu vermeiden, weil die Kosten Dir halt sicher sind.

    Die Produkte (RTF/Fonds) von Kommer, Beck oder der ARERO bieten den Vorteil, dass für das Rebalancing innerhalb Ihrer Produkte keine Steuern anfallen. Ein nicht unerheblicher Vorteil, wenn das Depot irgendwann größer wird.

    Zumal wie oben geschrieben ein eigenes ETF-Konzept m.E. weitere erhebliche Vorteile bietet, die dem Anliegen des Threads (Anpassungsmöglichkeiten je nach Weltlage, Weltwährung, etc.) auch eher entsprechen...

    Ja, und es bietet auch erhebliche Nachteile. Vor allem die Gefahr, dass Du ständig an der Gewichtung der Regionen 'herumoptimierst' um es an die sich ändernde Weltlage anzupassen. Nur rennt man dabei halt zumeist der Rendite hinterher.

    Mein 70 World / 30 EM Portfolio ist eine klassische Abbildung der Weltlage 1989 - 2010. Nur funktioniert das in den letzten Jahren halt überhaupt nicht mehr. Man müsste daher vorher ahnen, wie sich die Weltlage in den nächsten 10, 20 oder 30 Jahren darstellt und sein Portfolio darauf abstimmen. Oder eben einen preiswerten Welt-ETF nach Marktkapitalisierung, der schlichtweg die Gewichtung der Regionen automatisch mitmacht.

    Aber, JEDER ist für sein Depot verantwortlich. Ich selbst weiche ja auch von der reinen Lehre ab.

    Also, lass uns in 30 Jahren bei einer Flasche Rotwein darüber sinnieren, welches Depot in den letzten 30 Jahren optimal gewesen wäre. ;)

  • Da merkt man, dass Du Dich offenbar nicht ausreichend mit dem Prinzip eines Indexfonds beschäftigt hast. :/
    Wenn man davon ausgehen würde, dass die FAANG-Aktien in 30 Jahren auch noch die Weltwirtschaft dominieren, würde man nur in diese Aktien investieren! Alles Andere wäre ja totaler Blödsinn.
    Unternehmen wie Google, Facebook gibt es noch gar keine 30 Jahre. Apple war z.B. vor 30 Jahren ein Pleitekandidat, der nur durch eine Finanzspritze von Microsoft überhaupt gerettet wurde! Warum sollte man also annehmen, dass diese Firmen in 30 Jahren überhaupt noch existieren?

    Schau Dir mal die Entwicklung der Top 10-Positionen im MSCI World/ACWI über die letzten 40 Jahre an.

    Man weiß schlichtweg nicht, welche Unternehmen aus welchen Ländern in 10, 20 oder 30 Jahren die Top-10 bilden werden.

    Die Zusammensetzung der Indizes geht natürlich mit der Zeit. Was aber doch die viel spannendere Frage ist und sehr gut zum Thema passt: Welche blinden Flecken, welche Schwachstellen, welches Bias und welche einschränkenden Annahmen hat das Vorgehen von MSCI/FTSE und co. bei den etablierten Indizes/ETFs?

    Du hast natürlich Recht, dass die FAANG_Aktien in 30 Jahren durch andere ersetzt sein könnten, nur ist man dann immer noch im m.E. ziemlichen engen Korsett des MSCI-World , in einer Bemessung nach US-Dollar für die Gewichtung und in einer reinen Marktkapitalisierungslogik gefangen. Wer - wie hier oft beworben - nur den MSCI-World kauft, steigt stand Heute nun mal mit einem sehr hohen US-Gewicht auf die genannten Titel ein. Ende der 80er wäre man (fast) vergleichbar in ein Investment in Japanische Unternehmen eingestiegen.

    Es fehlen mir dabei wie geschrieben die Small-Caps, die Emerging-Markets und zwar in Gewichtungen, die nicht einfach nur (Stichwort IMI) durch eine Bewertung in USD marginalisiert auf einer Liste unter ferner liefen auftauchen und im ETF dann größenbedingt oft gar nicht mehr enthalten sind! Hast du mal geschaut, wie viel % der kleineren Aktien der einzige ACWI-IMI-ETF in Deutschland tatsächlich hält? Da bau ich mir lieber meine eigene Zusammenstellung die konstengünstig tatsächlich weitgehend das physisch kauft, was ich haben möchte! Und die Gewichtung der Weltregionen mache ich definitiv auch an makroökonomischen volkswirtschaftlichen und politischen Parametern fest, nicht nur an dem was Börsianer (sei es in New York, London, Frankfurt oder anderen Börsen) gerade glauben oder in welchem Glauben sie sich gerade mal wieder gegenseitig so lange bestärken, bis das nächste Kartenhaus zusammenbricht. :P Historisch laufen BIP-Portfolios häufig besser als die nach Market-Cap., ist daher meiner Meinung nach letztlich geschmackssache und sollte zum eigenen Profil passen, wie man hier investiert...

    Ja, und es bietet auch erhebliche Nachteile. Vor allem die Gefahr, dass Du ständig an der Gewichtung der Regionen 'herumoptimierst' um es an die sich ändernde Weltlage anzupassen.

    Das Risiko besteht wenn man die Gewichtungen häufig ändert, was ich bei mir eher nicht sehe. Falls China von MSCI als aus EM in World umgruppiert wird, sich wie gesagt eine neue Weltleitwährung etabliert hat, o.ä. wären solche Events, bei denen ich die Gewichtungen ggf. geringfügig anpassen würde. Da ich mir ansonsten aber sage, dass ich ein weltweit aus meiner Sicht realtiv ausgewogenes Portfolio gestrickt habe, dessen Gewichtungen ich (annähernd) auch volkswirschaftlich nachvollziehen kann, fällt es zumindest mir damit deutlich leichter dran zu bleiben, bei einzelnen (von 4!) ETFs auch mal Verluste zu akzeptieren und das ganze weitgehend unverändert so zu betreiben. Ich hätte mehr Probleme, mich immer wieder zu einem einem Investment in einen Index zu bewegen, den ich z.B. in Punkto US-Konzerne für übergewichtet halte. Mein Vorschlag: Mach dir keinen zu großen Kopf wegen der Emerging-Markets. Hast du dir mal die "Fundamentaldaten" der USA angeschaut? Ich persönlich denke es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieses Land weltweit abgelöst wird in Punkto ökonomischer Vormachtstellung und Leitwährung. Und da ist es nicht schlecht, China oder Indien im Depot zu haben... ;)

  • Wer - wie hier oft beworben - nur den MSCI-World kauft, steigt stand Heute nun mal mit einem sehr hohen US-Gewicht auf die genannten Titel ein. Ende der 80er wäre man (fast) vergleichbar in ein Investment in Japanische Unternehmen eingestiegen.

    Und, wäre das ein Fehler gewesen!?;)

    Von Jan. '85 bis 'Dez. 94 (10 Jahre) hat der MSCI World 8% p.a. gemacht. Da hat man die Japan-Blase voll mitgenommen.

    Selbst wer im September '89 auf Höchststand der Japan Blase in den MSCI World eingestiegen wäre, hätte in den nächsten 10 Jahre 7,3% p.a. gemacht.

    Die großen Krisen (verlorene Dekaden!) in den letzten 100 Jahren waren immer komplette Krisen der Weltwirtschaft, die nie nur eine Region/Land betroffen haben.

    Hast du dir mal die "Fundamentaldaten" der USA angeschaut? Ich persönlich denke es ist nur eine Frage der Zeit, bis dieses Land weltweit abgelöst wird in Punkto ökonomischer Vormachtstellung und Leitwährung. Und da ist es nicht schlecht, China oder Indien im Depot zu haben... ;)

    Nö, habe ich nicht. Schlichtweg weil es mich nicht interessiert. Ich investiere langfristig die die Weltwirtschaft. Und dann schaue ich mal wo ich lande. Ich kann es eh nicht beeinflussen.

    Das Depot ist ja nur ein Teil meiner zukünftigen Altersvorsorge. Wenn es in Amerika rumst, wird das die gesamte Weltwirtschaft betreffen.

    Dann bekomme ich halt bei jedem Nachkauf mehr ETF-Anteile für mein Geld.;)

  • Ich investiere langfristig die die Weltwirtschaft.

    Meine Frage wäre ja genau die danach, wie man "die Weltwirtschaft" definiert und auf welcher Art man in sie investiert. Die Frage des Threads ist doch durchaus spannend, nämlich wie man sich für erwartete Veränderungen der weltwirtschaftlichen Lage aufstellt. Wer nur den MSCI-World kauft, ist in klaren Bahnen unterwegs. Meine Abweichung davon (50% Welt, 25% EM, 10% Europa, 15% SmallCaps) adressieren folgende potentielle Veränderungen der Weltlage und haben aus meiner Sicht die folgenden möglichen Vorteile/Nachteile:

    + Aufstieg von Asien (Indien/China) durch Übergewichtung der EM

    + Relativerung der USA für den Fall eines Abstiegs durch Reduktion des US-Anteils

    + Übergewichtung von Europa aus o.G. Grund und für mehr "EUR" im Depot

    + Steuerungsmöglichkeit bei massiven Veränderungen der Weltlage

    + Nutzung der Political-Risk-Premium

    + Nutzung der Size-Premium

    + Nutzung der Re-Balancing-Premium (relativiert um Steuernachteile)

    + Breitere Streuung weltweit als bei reinem MSCI-World (ACWI) Investment

    + niedrige Kosten bei physischem Kauf der Aktien in den jeweiligen ETF

    - Niedrigere Rendite falls die Industrieländer (insb. USA) weiter performen wie seit 2008

    - o.g. Risiko, zu häufig die Gewichte zu verschieben

    - Kosten/Aufwand durch Re-balancing inkl. der von monstermania genannten Steuereffekte

    - ... ?

    Für mich macht das auf jeden Fall Sinn und es überwiegen aus meiner Sicht die Vorteile ggü. den Nachteilen. Wie wäre es, wenn andere, die nicht nur die 1-ETF-Strategie fahren, einmal darlegen, warum sie sich so entschieden haben und welche Vorteile/Nachteile sie für eine mögliche Veränderung der Weltlage sehen? Der Austausch wäre im Sinne des Threads doch ergiebig... :thumbup:

  • Der Austausch wäre im Sinne des Threads doch ergiebig... :thumbup:

    Nö!!!

    Es läuft immer auf das gleiche Ergebnis hinaus läuft: Keiner kennt die Zukunft!

    Viele der von Dir genannten 'Vorteile' bietet der Kommer-ETF ja auch. Letztlich zählt aber nur was unter dem Strich dabei herauskommt. Und zwar in dem Zeitraum in dem Du investiert bist und wie Du in diesem Zeitraum investiert bist.

    Es macht halt einen Unterschied, ob ich einmalig Summe X investiere und das Geld dann 30 Jahre liegen lasse, oder ob ich regelmäßig ein paar Anteile per Sparplan kaufe.

    Im ersteren Fall spielt die Reihenfolge der Renditen keine Rolle. Im zweiten Fall wird mein Ergebnis maßgeblich von der Reihenfolge der Renditen beeinflusst. Ein großer Crash gerade in der Anfangsphase hilft ungemein und richtig interessant wird es zum Ende hin, wenn der größte Teil des Kapitals investiert wurde.

    Und nun soll ich als Sparplaninvestor noch die fundamentale Weltwirtschaft beurteilen!? :/

  • Früher hatte ich Europa übergewichtet...Tech-Blase, USA-Anteil und so. Und was kam als Ergebnis? Ukraine-Krieg und Energiemangel in Europa. Jede Abweichung ist eben eine Wette auf eine bestimmte Zukunft und die muss nicht gutgehen. Das war der Punkt, an dem ich beschlossen habe, auf MCAP umzustellen und zukünftig prognosefrei zu sein. Small Caps mische ich noch dazu (wieder eine Wette...) aber bei Large Caps bin ich mit Prognosen fertig

  • Nö!!!

    Es läuft immer auf das gleiche Ergebnis hinaus läuft: Keiner kennt die Zukunft!

    Das mit dem Austausch im Forum sehe ich anders. Da gerade nicht nur ein Weg nach Rom führt, macht es durchaus Sinn, sich über Strategien auf dem Weg auszutauschen!

    Früher hatte ich Europa übergewichtet...Tech-Blase, USA-Anteil und so. Und was kam als Ergebnis? Ukraine-Krieg und Energiemangel in Europa. Jede Abweichung ist eben eine Wette auf eine bestimmte Zukunft und die muss nicht gutgehen. Das war der Punkt, an dem ich beschlossen habe, auf MCAP umzustellen und zukünftig prognosefrei zu sein. Small Caps mische ich noch dazu (wieder eine Wette...) aber bei Large Caps bin ich mit Prognosen fertig

    Das ist emotional und persönlich nachvollziehbar. Aber mal ehrlich: "prognosefrei"?! So als gäbe es einen technischen Maßstab zur Aktiengewichtung, der auf die Nachkommastelle neutral, sachlich und über jede Kritik erhaben und keine Prognose wäre? :/

    Lasst mich das mal etwas provokant formulieren: Die Marktkapitalisierungsgewichtung ist exakt die Glaskugel von der hier alle schreiben, dass keiner sie hätte! Nur eben auf kolletiver Basis mit allen menschenüblichen Über- und Untertreibungen! :huh:

    Wer anerkennt, dass man die aktienmarktbezogene Zukunft nicht vorhersehen kann, der sollte auch anerkennen, dass das Kolletiv der Investierenden dies nicht kann, egal ob "Profi" oder "Laie"! Und nichts anderes ist der Kurs, nach dem man dann ja gewichtet. Ich habe zu viele Freunde im Handel der Banken oder im Fondsmanagement, die selbst sagen, dass "Aktien-Research" weitgehend für die Füße ist, weshalb sie privat Immobilien und Indexfonds/ETFs kaufen statt ihrer eigenen aktiven Fonds. :D

    Mich erinnert die Diskussion zur Marktkapitalisierung manchmal etwas an Religionen oder die Bibel. Wurde auch mal von Menschen geschaffen um der Unvorhersehbarkeit und den Risiken des lebens zu begegnen und eine gefühlte kollektive Sicherheit zu schaffen. Diese beiden Konzepte hatten auch umso mehr Gewicht, je mehr daran geglaubt haben und man hat sich auch immer wieder gegenseitig darin bestätigt. Fakt ist aus meiner Sicht: Sowohl Marktkapitalisierung als auch BIP-Gewichtung sind Behelfslösungen und Krücken, die man nutzt, um sich "dem Markt" anzuhähern, beide mit Vor- und Nachteilen.

    Ich finde die volkswirtschaftlichen Fundamentaldaten von Weltregionen für mich greifbarer und nachvollziehbarer als viele Aktienmarktbewertungen. Daher bin ich froh um die Möglichkeit, mein Portfolio nach beiden Kriterien (Marktkapitalisierung und GDP) gewichten zu können... :)

    Und genau diese Strategien und Herangehensweisen kann man doch in einem Forum wie diesem wunderbar diskutieren! Gäbe es nur eine Strategie, nur einen möglichen Weg und nur ein simples Ziel, dann würde Finanztip als Plattform auch ohne Forum reichen...

  • Das ist emotional und persönlich nachvollziehbar. Aber mal ehrlich: "prognosefrei"?! So als gäbe es einen technischen Maßstab zur Aktiengewichtung, der auf die Nachkommastelle neutral, sachlich und über jede Kritik erhaben und keine Prognose wäre? :/

    Prognosefrei ist genau der richtige Fachbegriff. Es gibt viele mögliche Strategien, die Crux bei den allermeisten ist aber dass man die richtigen Prognosen für die Zukunft treffen muss. Eine Gewichtung nach MCAP wird immer den Durchschnitt treffen und MCAP ist in der Hinsicht auch das objektiv bessere Maß für den Durchschnitt als das BIP. Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass man in Unternehmen investiert und Unternehmen kein BIP haben, sondern auch weil ins BIP viele Firmen eingehen, die nicht an der Börse sind und sich dieser Anteil über verschiedene Länder stark unterscheidet. Nach BIP gewichtet man Unternehmen nach etwas, das nicht an der Börse vorhanden ist.

  • Eine Gewichtung nach MCAP wird immer den Durchschnitt treffen und MCAP ist in der Hinsicht auch das objektiv bessere Maß für den Durchschnitt als das BIP.

    Welchen Durchschnitt meinst du?

    Für mich ist die Marktkapitalisierung ein Agreement darauf, dass die Marktteilnehmer schon Recht haben werden. Das ist für mich eine einzige kollektive Prognose. Letztlich laufen also alle der Herde nach, auch wenn die nur aus Schafen besteht! ;)

    Praktisch kommt man bei Indexfonds i.d.R. ja kaum um Marktkapitalisierung herum und ich nutze diese ja auch innerhalb der weltweiten Regionen. Den Zuschnitt der Weltregionen z.B. von Morgan Stanley halte ich ebenfalls für ziemlich normativ/willkürlich getroffen und absolut nicht objektiv/neutral/exakt in einem technischen Sinne. Wie sollte diese technische Exaktheit auch aussehen? Daher ja Ausweichlösung über die Weltregionen, auf die du hier eingehst:

    Nach BIP gewichtet man Unternehmen nach etwas, das nicht an der Börse vorhanden ist.

    Dem wird wohl kaum einer widersprechen, aber Länder und Regionen der Welt haben ein BIP, das man zur Gewichtung eben dieser Region nutzen kann. Klar ist die Abgrenzung der Wertschöpfung in einer globalisierten Ökonomie schwierig, daher ja mein Kompromiss aus etwa der Mitte von MarketCap & GDP-Gewichtung.

    Diese Gewichtung treffe ich gerade auch um den Tendenzen der Blasenbildung an den Börsen entgegenzuwirken und nicht völlig blind mit der Herde mitzulaufen... :)

  • Wenn man mal drüber nachdenkt: Marktkapitalisierung ist ja nicht nur eine kollektive Prognose sondern zunehmend auch eine selbsterfüllende Prophezeiung. Manche Kritiker von ETF sind ja der Meinung, dass genau diese Herdeneffekte (alle kaufen nur noch "den Markt" im Sinne der Marktkapitalisierung) dazu führen, dass bestehende Unterschiede zwischen den Unternehmen immer weniger berücksichtigt werden, was zu entsprechenden Marktverzerrungen führen dürfte. Je stärker, je mehr auf den ETF-Zug aufspringen und mit der Folge, dass die Finanzierungskosten der Unternehmen die "drinnen" sind entsprechend niedrig bleiben und die anderen Unternehmen "draussen" bzw. ausserhalb des Index unverhältnismäßig hohe Finanzierungskosten und damit auch Eintrittsbarrieren haben... :/

  • Im Wertpapierforum trackt ein User die Rendite von MSCI ACWI / MSCI GDP, dem 50/50 Mix daraus und dem Kommer ETF.

    https://www.wertpapier-forum.de/topic/65375-lg…comment=1643794

    Evtl. ganz interessant für Dich.

    Und wie bereits geschrieben. Wenn ich überzeugt davon wäre, dass die Mischung von MCAP/BIP das Optimum darstellt, wäre der Kommer-ETF keine schlechte Wahl.

    PS: Dort findet sich auch reichlich Diskussionsstoff für und wieder MCAP vs. BIP. ;)

    Manche Kritiker von ETF sind ja der Meinung, dass genau diese Herdeneffekte (alle kaufen nur noch "den Markt" im Sinne der Marktkapitalisierung) dazu führen, dass bestehende Unterschiede zwischen den Unternehmen immer weniger berücksichtigt werden, was zu entsprechenden Marktverzerrungen führen dürfte. Je stärker, je mehr auf den ETF-Zug aufspringen und mit der Folge, dass die Finanzierungskosten der Unternehmen die "drinnen" sind entsprechend niedrig bleiben und die anderen Unternehmen "draussen" bzw. ausserhalb des Index unverhältnismäßig hohe Finanzierungskosten und damit auch Eintrittsbarrieren haben... :/

    Lass mich raten: Bei diesen Kritikern handelt es sich vorwiegend um Manager von aktiven Fonds. ;)

    Mir ist es egal. Wenn ich ich den nächsten 30 Jahren im Schnitt meine 7% p.a. abgreife ist es mir egal, ob ich einer Herde gefolgt bin. :D

  • Besser gesagt: Er verfolgt die rückgerechneten Werte von

    https://www.solactive.com/indices/?index=DE000SL0G227

    denn den Kommer-EFT gibts ja erst seit diesem Jahr.

    Das ist natürlich richtig.

    Genau so wie die Werte für MSCI ACWI und MSCI ACWI GDP nur die reinen Indexwerte sind.

    Schließlich gibt es auch gar keinen ETF der den MSCI ACWI GDP abbildet.

    Man wird also erst in frühestens einem Jahr wissen, wie gut der Kommer-ETF den Index abbildet (Tracking-Difference).

    Mein Gefühl sagt mir aber, dass die TD eher größer sein wird als bei einem MSCI ACWI ETF. Einfach weil der ETF komplexer ist und das i.d.R. zu höheren Handelskosten führt.

    PS: Das Rückrechnen von Indexen ist absolut üblich und ist stellt keine Aussage über deren Qualität dar. Mal so als Beispiel: Den DAX gibt es erst seit 01.07.1988. Den MSCI World Index seit 31.03.1986.

  • Dem wird wohl kaum einer widersprechen, aber Länder und Regionen der Welt haben ein BIP, das man zur Gewichtung eben dieser Region nutzen kann. Klar ist die Abgrenzung der Wertschöpfung in einer globalisierten Ökonomie schwierig, daher ja mein Kompromiss aus etwa der Mitte von MarketCap & GDP-Gewichtung.

    Es geht an dieser Stelle nicht einmal um globalisierte Wertschöpfungsketten, sondern rein um die Börsennotierung. Deutschland hat viele Unternehmen, die in den USA schon längst an der Börse wären. In Schwellenländern dominieren an den Kapitalmärkten häufig Staats- bzw. staatsnahe Unternehmen, dazu gibt es einen großen informellen Sektor. Nach BIP gewichtest du Äpfel und Birnen. Die komplexen Wertschöpfungsketten einer globalisierten Welt kommen da noch obendrauf und führen die Gewichtung eines Unternehmens nach dem BIP seiner Haupthandelsplatzes endgültig ad absurdum.

    Welchen Durchschnitt meinst du?

    Die Performance des Index

  • Das Rückrechnen von [Indizes] ist absolut üblich und ist stellt keine Aussage über deren Qualität dar. Mal so als Beispiel: Den DAX gibt es erst seit 01.07.1988. Den MSCI World Index seit 31.03.1986.

    Das ist allgemein bekannt.

    Mir ging es um einen anderen Aspekt: Man tut sich mit Prognosen erheblich leichter, wenn sie sich auf die Vergangenheit beziehen. Man kann dann so wunderbar nachweisen, was man hätte tun müssen, wenn man das, was man heute weiß, damals schon gewußt hätte.

  • Mir ging es um einen anderen Aspekt: Man tut sich mit Prognosen erheblich leichter, wenn sie sich auf die Vergangenheit beziehen. Man kann dann so wunderbar nachweisen, was man hätte tun müssen, wenn man das, was man heute weiß, damals schon gewußt hätte.

    Na, wenn es beim Kommer-ETF darauf angekommen wäre, wäre das schon eine sensationelle Fehlleistung, weil der ja seit Beginn der Rückrechenbarkeit eine Unterperformance ggü. dem ACWI IMI und auch ggü. dem 50/50 lieferte.