Telematik

  • Ich kann hier nur über die HUK berichten und meine Erfahrung/subjektive Meinung ist, dass es meinen Fahrstil nicht negativ beeinflusst. Wenn die Ampel plötzlich auf Rot springt, dann bremse ich - ohne darüber nachzudenken ob mir das in der App negative Punkt gibt oder nicht. Dazu hab ich keine Zeit (und außerdem wäre ein Rotlichtverstoß auch wesentlich teurer als der "ersparte" Rabatt). Tatsächlich kann ich mich aber nicht erinnern, dass mir die HUK das Bremsen bei Ampel mal negativ angekreidet hätte.


    Trotzdem bin ich nicht restlos begeistert von der App:

    Insbesondere das Bremsen wird meiner subjektiven Meinung zu schnell als Malus ausgelegt - bei mir hin und wieder, wenn ich an einer Kreuzung stehen bleibe (wegen Vorfahrt achten), obwohl ich subjektiv "völlig normal" gebremst habe.

    Am meisten stört mich aber die Intransparenz:

    Zum einen habe ich viele Fahrten, die nicht postiv bewertert werden ohne das ich erkennen kann warum nicht. Es sind keine negativen Ergebnisse aufgeführt aber die positive Bewertung bekomme ich für die Fahrt trotzdem nicht. Da würde ich in der App gerne sehen warum (teilweise - aber nicht ausschließlich - scheint es bei kurzen Fahrten zu sein, aber dann solls mir halt in der App anzeigen, dass die Fahrt zur kurz wird und nicht in meinen Score einfliesst).

    Und dann ist mir überhaupt nicht klar, wie die Einzelnen Fahrten sich in den Gesamtscore spiegeln. Werden die nach Länge gewichtet oder nicht? Wird jeden monat ein Durchschnitt errechnet und nur der monatsdurchschnitt fliesst ein oder fliesst jede Fahrt in den Gesamtwert ein? Ab wie viel KM-Fahrt, darf ich mir mal einen "Malus" leisten und die Fahrt wird trotzdem positiv bewertet?


    Insgesamt halte ich es wie @fredo47: Überlegen ob man seine Daten verkaufen will, und falls ja, Sensor hinhängen und fahren wie ohne.

  • Ich kann mich ansonsten nur wiederholen. Wir haben in beiden Fahrzeugen (ja, ein Zweitwagen ist purer Luxus) so einen Sensor und können damit ebenfalls 0 - 30% sparen.

    Aktuell stehen wir bei 30%. In den Vorjahren waren wir nie schlechter als 25%, wenn ich mich nicht irre.

    Die Frage ist, 30% von was? Es ist eine alte Kaufmannsweisheit, dass Rabatt vorher draufgeschlagen wird. Entscheidend ist, wie man im Vergleich zu einer Versicherung ohne Telematik steht.

    Und da bin ich höchst skeptisch. Ein Telematik-Tarif wird automatisch Fahrer vorfiltern, die sehr defensiv fahren. Das macht den Vergleich nochmal schwerer, da diese Fahrer recht schnell ordentliche SF-Klassen haben. Dazu schließt man mit Telematik viele andere Fahrer aus. 3 Wochen Urlaub in den Bergen beispielsweise dürften den Telematik-Score nachhaltig ruinieren, scharfe Kurven und ordentlich beschleunigen sind dort einfach an der Tagesordnung (außer man fährt mit gelbem Nummernschild durch die Gegend ;) )

  • Die Frage ist, 30% von was? Es ist eine alte Kaufmannsweisheit, dass Rabatt vorher draufgeschlagen wird.

    Nur gelten alte Weisheiten nicht immer und in allen Lebenslagen.

    Es sind 30% Rabatt im Vergleich zum normalen Tarif ohne Telematik. (HUK)

    Man kann es als Option hinzubuchen. So wie z.B. die Werkstattbindung mit der man dann weitere Prozente erhält.


    Niemand wird ausgeschlossen. Man zahlt nicht extra für den Tarif. Man hat die Möglichkeit

    0-30% Rabatt zu erfahren. Im schlechteste fall zahlt man also das was man auch ohne Telematik gezahlt hätte.

  • Je nach dem, wie alt mein Auto ist, speichert das gar nichts. Weder im Auto noch sonst irgendwo.

    Ansonsten gilt bei Daten immer - wenn sie mal da sind, werden sie auch ausgewertet, mit den zum jeweiligen Zeitpunkt verfügbaren Möglichkeiten.


    Ich warte ja noch auf den Tag, an dem die Iriserkennung als Sicherheitsmerkmal z.B. für Handys oder Autos zur Anwendung kommt und all die Leute, die auf Facebook und Co. ihre Augen in Großformat hinterlegt haben, ein Problem bekommen.

  • Ist das "Credo" von den Datenschützern nicht immer "meine Daten gehören mir"? Dann darf ich die doch auch (für ein paar Euro) "verkaufen" ohne dass mir unterstellt werden sollte, ich würde dem Thema insgesamt einen Bärendienst erweisen.

    Klar, freie Entscheidung.

    Ich bin aber sehr sicher, dass viele Leute sich überhaupt keine Gedanken über ihre Daten machen.


    Z.B. gibts ja auch genügend Schreihälse, die sich bei Facebook, wo sie per Handy-App ihr Leben ausbreiten, über mögliche Überwachungen per LKW-Mautbrücke aufregen. Als würde man bei denen noch die LKW-Mautbrücke für irgendwas brauchen.


    Und wenn ich bei denen die Daten für 30 % des Versicherungstarifs verkaufe, würde ich schon gerne genau wissen, was damit passiert. Z.B.
    - Werden sie nach Ablauf des Versicherungsjahr restlos gelöscht? (Vermutlich nicht. Aber warum nicht? Der Zweck - Rabattberechnung für das Folgejahr - erfüllt.)
    - Wie sind die Server, auf denen die Daten gespeichert werden, gesichert? Wie stellt man sicher, dass Unbefugte nicht über das Kennzeichen zur Person und den Bewegungsdaten kommen?
    - Wird mir garantiert (siehe Punkt 1 z.B. durch Datenlöschung), dass der Versicherer oder eine von ihm beauftragte Organisation nicht nachträglich irgendwas auswerten.
    - Wie ist der Algorithmus zur Ermittlung des Bonus? (Du hast ja selbst erwähnt, dass Bremsvorgänge einen nicht nachvollziehen Einfluss auf die Bewertung haben. Ich würde das gerne vor Vertragsabschluss genau wissen.)

  • Niemand wird ausgeschlossen.

    Bei manchen Leuten ist faktisch kein vernünftiger Score erreichbar. Wer Nachtfahrten bestraft, bestraft Leute, die Nachts arbeiten müssen. Oder wer nur Beschleunigung misst ohne das in den Kontext der Straße zu setzen, straft Leute die regelmäßig einspurige Sträßchen fahren. Die gibt es übrigens nicht nur in den Bergen, sondern auch bei uns.

  • Bei manchen Leuten ist faktisch kein vernünftiger Score erreichbar.

    Und selbst mit dem schlechtesten Score zahlst du das gleiche als hättest du den normalen Tarif gewählt.


    Aber in dem Fall, würde ich auch eher direkt den normalen Tarif wählen.

    Nicht, dass meine Angebote hinterher teurer sind als vorher als die Versicherung meinen Fahrstil noch nicht kannte.

  • Wobei der normale Tarif mich jetzt nicht als besonders günstig anspricht. 371€ im Standard und 346€ im Basis für mein Auto (nur Haftpflicht, 25 000km, SF13). Der Preisvergleich spuckt auf den ersten Blick vernünftige Angebote für 285€ aus. Klar, mit 30% Rabatt würde ich drunterkommen, aber die würde ich nie auch nur ansatzweise erreichen. Dafür fahr ich zu viel nachts, auf kleinen Sträßchen und in den Bergen. Und wenn ich mir auch anschaue, wie oft das Navi einen dann falsch verortet oder noch die Geschwindigkeitsbegrenzung einer alten Autobahnbaustelle drin hat oder auch ein Problem mit bedingten Geschwindigkeitsbegrenzungen (bei Nässe, gewisse Uhrzeiten), vertraue ich auch dem Faktor Raserei nicht.