Telematik in der Autoversicherung Für wen sich Telematik-Tarife wirklich lohnen

Kathrin Gotthold
Finanztip-Expertin für Vorsorge und Ver­si­che­rung

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Telematik-Tarifen beurteilen Kfz-Versicherer Deinen Beitrag aufgrund Deines konkreten Fahrverhaltens. Das Sammeln der Daten geschieht meist über eine App.
  • Kfz-Versicherer versprechen mit Telematik-Tarifen Rabatte auf Beiträge. Doch das lohnt sich nicht für jeden.
  • Viele Angebote richten sich mittlerweile an Fahrer jeden Alters. Am einfachsten sparen jedoch noch immer junge Fahrer.
  • Du hast Angst vor Missbrauch und willst wissen, ob Ver­si­che­rung und Polizei auf Deine Fahrdaten zugreifen können? Erfahr alle wichtigen Details dazu im Abschnitt zur Datensicherheit bei Telematik-Tarifen.

So gehst Du vor

  • Hast Du bereits eine günstige Kfz-Versicherung und bist mit ihr zufrieden? Dann prüf, ob Deine Autoversicherung auch Telematik hat – im besten Fall kannst Du dann zusätzlich 20 bis 30 Prozent Deines Beitrags sparen.
  • Finanztip empfiehlt den doppelten Vergleich: Berechne zunächst die passende günstigste Kfz-Versicherung auf Verivox oder Check24. Mach danach den Gegencheck bei der Huk24.

Bezahl weniger für Deine Kfz-Versicherung, indem Du vorsichtiger, sicherer, vorausschauender und defensiver fährst. Das ist das Versprechen hinter Telematik-Tarifen. Du kannst sie bei einigen Autoversicherern als zusätzlichen Baustein abschließen. Was hinter dem Versprechen steckt, erklären wir Dir.

Für wen lohnt sich ein Telematik-Tarif?

Bei den meisten Ver­si­che­rungen, die Telematik anbieten, kannst Du Dich entscheiden, Telematik als Option zu Deiner Kfz-Versicherung zu wählen. Je nachdem, wie „gut“ Du dann tatsächlich fährst, bekommst Du bis zu 30 Prozent Rabatt.

Viele Versicherer bieten Telematik-Tarife auch für ältere Fahrer an. Einen Telematik-Tarif abzuschließen, lohnt sich jedoch meist nur für junge Fahrer beziehungsweise wenn Du noch keinen oder nur einen kleinen eigenen Scha­den­frei­heits­ra­batt hast. Denn dann bezahlst Du wahrscheinlich mit die höchsten Beiträge in der Autoversicherung. Beachte unbedingt auch unsere weiteren Ratschläge für Fahranfänger sowie die fünf schnellsten Tipps, um Deine eigene Ver­si­che­rung direkt günstiger zu mache.  

Wenn Du – als etablierter Fahrer – bereits besser eingestuft bist und Dich für einen Telematik-Tarif interessierst, solltest Du beachten, dass Du für einen verhältnismäßig kleinen Rabatt sehr viele Daten preisgibst. Falls Du noch keine passende und preiswerte Autoversicherung hast, empfehlen wir Dir daher, stattdessen zuerst eine günstigere Kfz-Versicherung zu suchen.

Mehr zur Kfz-Versicherung in unserem Ratgeber

  • Vergleiche jeden Herbst, ob Deine Kfz-Versicherung noch die günstigste ist.

  • Empfohlener Weg zum günstigsten Tarif: Erst bei Verivox oder Check24 vergleichen, dann Angebot bei der Huk24 einholen.

Zum Ratgeber

Welche Fahrfehler lassen Dich im Telematik-Tarif draufzahlen?

Meist misst eine App auf dem Smartphone in Kombination mit einem Stecker oder Sensor am Auto, wie Du Dich als Fahrer im Straßenverkehr verhältst. Die Daten werden an einen Dienstleister übertragen, der dem Versicherer den entsprechenden Punktestand mitteilt. Je besser dieser Score, desto höher die Ersparnis.

Deine Ver­si­che­rung selbst darf Deine Daten weder sammeln, noch im Detail einsehen oder speichern. So soll ein Missbrauch der Informationen, die Du preisgibst, bestmöglich verhindert werden. 

Pay as you drive - bezahl weniger, wenn Du gut fährst!

Zurück zur Technik. Bei den meisten Anbietern kannst Du auch als Autofahrer Deine Fahrweise in der App überprüfen – um bei der nächsten Fahrt noch ein bisschen umsichtiger unterwegs zu sein.

So beurteilt Telematik den Fahrstil

Doch was heißt denn überhaupt gut Auto fahren? Vorsichtig? Sicher? Vorausschauend? Wohl eher nicht „sportlich“. Hingegen auf jeden Fall „defensiv“ – denn das bestimmt bereits die Straßenverkehrsordnung, kurz StVO, in ihren zwei Grundregeln für den Straßenverkehr, die sie in Paragraf 1 StVO postuliert:

  • Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.
  • Wer am Verkehr teilnimmt hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.

Doch was bedeutet das nun für Dein Fahren? Im Besonderen, wenn Du einen Telematik-Tarif hast? Im Folgenden findest Du die häufigsten Kriterien, nach denen Versicherer die Ersparnis in ihren Telematik-Tarifen berechnen:

  1. Beschleunigen: Wer oft und schnell beschleunigt, wird mit Punktabzug bestraft, weil er als aggressiver Fahrer gilt. Die Technik kann dabei normalerweise unterscheiden, ob es sich um eine sinnvolle Beschleunigung bei einem Überholmanöver auf der Autobahn handelt oder um ein halsbrecherisches Manöver, um noch bei kirschgelb über die Ampel zu rasen.
  2. Bremsen: Wer plötzlich hart bremst, hat zuvor oft nicht richtig auf den Verkehr geachtet. Besonders häufig passiert dies vor Ampeln oder im Stop-and-go-Verkehr. Für Ver­si­che­rungen wichtig: Auffahrunfälle sind dadurch wahrscheinlicher.
  3. Geschwindigkeit: Überhöhte Geschwindigkeit führt zu mehr und schlimmeren Unfällen. Halt Dich an die Geschwindigkeitsbegrenzung, dann bewertet der Anbieter Deine Fahrweise besser.
  4. Kurven: Beim rasanten Fahren in Kurven entstehen höhere Fliehkräfte am Fahrzeug. Im schlimmsten Fall trägt es das Auto aus der Kurve und in die Leitplanke. Eine gute Kurvenlage auch bei schlängelnden Straßen ist daher gut für Deinen Punktestand.
  5. Handynutzung: Wer sein Handy während der Fahrt aktiv nutzt, um zum Beispiel Nachrichten zu schreiben, konzentriert sich nicht auf den Verkehr. Da das Unfallrisiko dadurch steigt, bewerten einige Versicherer diesen Faktor explizit negativ.
  6. Nacht: Bei Dunkelheit ist die Sicht schlecht, wodurch das Unfallrisiko steigt.
  7. Straße: Innerorts krachen Autos besonders oft zusammen, außerorts seltener. Am besten für den Score ist es daher, wenn Du auf Bundesstraßen und Autobahnen unterwegs bist.

Was genau in die Bewertung der Fahrweise einfließt, ist von Versicherer zu Versicherer unterschiedlich. Auch wie viel Prozent der Gesamtpunktzahl die einzelnen Faktoren ausmachen, hängt vom Anbieter ab.

So gewichtet zum Beispiel die Allianz

MerkmalGewichtung
Bremsverhalten30 %
Beschleunigung20 %
Kurvenverhalten20 %
Uhrzeit und Ort20 %
Geschwindigkeit10 %

Quelle: Allianz (Stand: 20. November 2024)

Zum sicheren Fahren gehört mehr als der Telematik-Score

Was die Technik nicht erfassen kann, fließt auch nicht in die Bewertung ein: Dichtes Auffahren oder das Überfahren von roten Ampeln sind große Unfallrisiken, die mit Telematik normalerweise nicht gemessen werden.

Außerdem ermitteln die Ver­si­che­rungen aufgrund der Gewichtung und der verwendeten Technik mitunter sehr unterschiedliche Ergebnisse für dieselbe Fahrweise. Ein sicherer Fahrstil bedeutet daher nicht automatisch einen hohen Telematik-Rabatt. Es kann sein, dass Du dafür Deine Fahrweise ein wenig an die Telematik-Auswertung anpassen musst.

Wie kommt die Telematik-Technik in das Auto?

Die meisten Versicherer verlassen sich auf eine Smartphone-App, um die Fahrdaten zu messen. Dies ist technisch betrachtet die einfachste Lösung. Allerdings musst Du als Autofahrer dabei auch am meisten selbst beachten.

Eine andere Variante ist, dass der Versicherer Dir einen Stecker für den Zigarettenanzünder oder einen speziellen Sensor überlässt, der an die Windschutzscheibe angebracht wird. Bei der Allianz zum Beispiel benötigst Du den Stecker, wenn Dein Auto keine andere Bluetooth-Quelle hat. Die Huk-Coburg und Huk24 nutzen stattdessen einen Sensor, der zusammen mit der App Deine Fahrdaten misst. Einzig die VHV nutzt einen Stecker im Zigarettenanzünder, um Dein Fahrverhalten aufzuzeichnen. Die Ergebnisse kannst Du Dir dann in einer App anzeigen lassen.

Zusatzfunktionen sind verzichtbar

Mit einer Telematik-App bekommst Du oft auch einige zusätzliche technische Spielereien. Sei es eine Tankstellensuche, ein Parkuhr-Timer oder eine Unterstützung für das Fahrten­buch – die meisten Zusatzfunktionen sind allerdings nicht wirklich wichtig oder lassen sich auch ohne Telematik-Tarif als App herunterladen.

Wie sicher sind Deine Daten bei Telematik-Tarifen?

Damit die Ver­si­che­rung das Fahrverhalten auswerten kann, braucht sie eine Menge Verkehrsdaten ihrer Kunden. Die Versicherer behalten sich außerdem vor, die gesammelten Daten für ihre Zwecke auszuwerten.

Allerdings haben sich die Ver­si­che­rungen auf einen hohen Schutz der persönlichen Daten geeinigt. Die Fahrdaten werden ausschließlich pseudonymisiert weitergeleitet und ausgewertet. Du musst also nicht befürchten, dass die Allianz nachvollziehen kann, wo Du Deine Abende am liebsten verbringst.

Die Ver­si­che­rung wertet die Daten nicht direkt aus, sondern arbeitet mit einem getrennten Unternehmen zusammen. Der Versicherer hat Deinen Namen und den endgültigen Score; das auswertende Unternehmen analysiert ausschließlich die Telematik-Faktoren und ordnet diesen eine Nummer zu, mit der Deine Kundendaten pseudonymisiert worden sind.

Auch darf die Polizei nur bei sehr schwerwiegenden Straftaten auf die Daten zugreifen. Wegen Telematik einen Strafzettel für zu schnelles Fahren zu bekommen, ist ausgeschlossen.

In Zeiten von Facebook und Google schafft der Datenschutzkodex des Gesamtverbandes der Deutschen Ver­si­che­rungswirtschaft (GDV) einen hohen Standard für den Schutz von personenbezogenen Daten. Nichtsdestotrotz fallen bei Telematik eine Vielzahl anonymisierter Daten an.

Eigenes Smartphone gewinnt durch Telematik weiter an Bedeutung

Bereits Dein eigenes Smartphone wertet per App die Telematik-Daten aus, wenn Du Dich für einen Telematik-Tarif entschieden hast. Ein gewisses technisches Grundverständnis solltest Du daher mitbringen, um die Anwendung richtig zu bedienen. Wenn der Telematik-Tarif rein über das Smartphone funktioniert, könnte das Handy beispielsweise auch eine Fahrt als Beifahrer oder im Taxi zu Deinem Punktestand hinzuzählen.

Damit Du Dein Fahrverhalten auch selbst auswerten kannst, ist Dein spezifisches Bewegungsprofil oft auf dem Handy gespeichert. Hat jemand anders Zugang zu Deinem Smartphone, kann er auch nachvollziehen, wann Du wohin gefahren bist.

Außerdem beansprucht die App durchgehend den Akku Deines Handys. Ebenso können einige Telematik-Tarife zusätzlich das Datenvolumen aufbrauchen. Gerade bei Fahrten außerhalb der Europäischen Union kann dies schnell teuer werden. Mehr dazu liest Du in unserem Artikel über Daten-Roaming.

Community

Denkst Du über einen Telematik-Tarif nach? Was findest Du gut, was schlecht?

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Autoren
Arne Düsterhöft
Nicolas Heronymus

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