ETF Anlage

  • Guten Tag,


    in dem Ganzen Dschungel aus Informationen über ETFs bin ich zwischendurch etwas verloren gegangen, aber ich glaube jetzt folgendes zu wissen:

    Der MSCI ACWI versucht die Weltwirtschaft der Industrieländer und der Schwellenländer in einem Verhältnis von ca. 90/10 abzubilden. Dann gibt es noch den MSCI ACWI IMI, der Small Caps mit einbezieht und den MSCI ACWI SRI, der auf Nachhaltigkeit setzt, dafür aber an Diversifizierung abgibt.

    Ich würde gerne sowohl eine möglichst breite Streuung mit dem ACWI IMI erzielen, als auch Nachhaltigkeit fördern mit dem ACWI SRI, aber einen ACWI IMI SRI habe ich leider nicht gefunden. Meine Frage jetzt:

    Ist es sinnvoll den ACWI IMI und den ACWI SRI zu kombinieren und wenn ja, in was für einem Verhältnis (50/50, 60/40 etc.)? Dieses Portfolio habe ich so noch nirgends gesehen und bin mir unsicher, ob es Risiken birgt, die mir nicht bewusst sind.


    Ich würde mich um Antworten sehr freuen :D

  • "Des Lebens ungemischte Freude ward keinem Irdischen zuteil."


    Man wählt ein passives Anlagemodell, weil man eben nicht gestalten möchte. Diese Erkenntnis fällt Anfängern regelmäßig schwer und sie versuchen, eben doch eigene Vorstellungen ins Depot zu bringen. Ein Tröpfchen von diesem - und dann noch eine Prise von dem dazu.


    Schau Dir doch mal die von Dir genannten Fonds im Chartbild an. Du wirst feststellen, daß sie nicht besonders weit voneinander sind. Das also ist Dein "Risiko", wenn Du den einen oder den anderen wählst.


    Mein Investmentcredo ist: Keep it simple! Also würde ich einen von den drei vorgeschlagenen wählen, vermutlich den ACWI. Es ist aber Dein Geld, Du entscheidest, wie Du es anlegst, schließlich hast Du auch die Folgen zu tragen. Wenn Du alle drei ETFs in einem von Dir ausgetüftelten Verhältnis kaufen möchtest, dann tu das. Ich werde Dir keinen entsprechenden Rat geben.


    Du möchtest offensichtlich gern, daß Dich einer am Händchen nimmt und sagt: "Mach so und so!" Diesen Gefallen wird Dir hier keiner tun. :)

  • Hallo.


    Persönlich komme ich mit einem ETF auf den MSCI World sehr gut zurecht. Ich würde es nicht komplizierter machen wollen.


    Daher mache es so: Nimm den IMI (wenn er Dir gefällt) und verhalte Dich als Konsument im Sinne der Nachhaltigkeit. Die Unternehmen werden sich insgesamt nachhaltiger aufstellen (müssen), losgelöst von der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Index.


    An der Strategie kann man auch im laufenden Betrieb noch herumbasteln (sie so aber auch kaputtoptimieren). ;)

  • Hallo EarlyMaxi,

    vor dem Problem stand ich auch und es lässt sich Stand heute m.E. auf zwei Wegen lösen: Entweder du verzichtest auf die SmallCaps, also kleineren Unternehmen und setzt nur auf den SRI-gefilterten ACWI, dann fehlen nach Marktkapitalisierung rund 10 Prozent der kleinen Unternehmen. Wenn du auf mehr als einen ETF setzten möchtest, kannst du zum o.g. ETF noch den Small-Cap-ETF (SRI) für die kleineren Unternehmen beimischen oder ggf. auch den ACWI (Industrieländer und Schwellenländer) nochmal in zwei ETFs aufteilen. Hier mal die ETF, die ich dir in diesem Kontext empfehlen würde:


    "World" SRI: https://extraetf.com/de/etf-profile/IE00BK72HH44 (ausschüttend)

    "Emerging Markets" SRI: https://extraetf.com/de/etf-profile/LU1048313891 (ausschüttend)

    "Small-Caps" SRI: https://extraetf.com/de/etf-profile/IE00BKSCBX74 (thesaurierend)

    (-> Diese sind alle ausschüttend/thesaurierend erhältlich, der Small-Cap (ausschüttend) ist aber nur über die Börse Berlin handelbar, daher aktuell noch etwas schwieriger zu bekommen!)


    Hier die beiden "All-Country-World" SRI also die Kombination aus Industrie-/Schwellenländern:

    https://extraetf.com/de/etf-profile/IE00BDR55471 (thesaurierend)

    https://extraetf.com/de/etf-profile/IE00BDR55364 (ausschüttend)


    Manche ETF-Profis wie Dr. Andres Beck empfehlen 90% ACWI mit 10% Small-Caps zu mischen um den Weltmarkt abzudecken. Von IMI-Konzepten rät er ab, da darin physisch viel zu wenige kleinere Unternehmen und Unternehmen aus den Schwellenländern enthalten sind. Immer wenn der IMI-Index gut läuft, und die kleinen eigentlich Rendite beisteuern sollten, fehlen sie dann häufig, weshalb der ETF dann stärker zu deinen Ungunsten vom IMI-Index abweicht. Der Index umfasst ja zwischen 9.000 und 10.000 Unternehmen, davon sind dann im ETF (z.B. https://extraetf.com/de/etf-profile/IE00B3YLTY66) gerade mal 2.600 enthalten. Da kann man sich dann meines Erachtens auch gleich das "IMI" sparen und (wie Beck vorschlägt) einen ACWI kaufen, der den Index viel besser physisch abdeckt. Das gerne SRI-selektiert, da mit man zumindest in den größten "Schmutz" nicht investiert ist! ;)


    Die Entscheidung ist eine persönliche Sache, ich hoffe mit den Ideen etwas weitergeholfen zu haben!


    Lieben Gruß

    FT-User

  • Vielleicht ist der Vanguard ESG Global All Cap eine Alternative oder ein Kompromiss.

    Klingt auch gut :thumbup:

    Je nach Präferenz macht es Sicher Sinn, sich den mal anzuschauen! Ich habe mich letztlich dagegen entschieden, weil die Nachhaltigkeitsselektion deutlich schwächer ist als bei den MSCI-SRI-Ansätzen. Ich fand hierzu den Folgenden Artikel (insb. die Tabelle mit den Index-Vergleichen) sehr hilfreich: https://www.justetf.com/de/new…ltigkeit-investieren.html


    Wenn du wirklich wissen willst, in welche Unternehmen du investiert bist, solltest du dir die Zusammensetzung des Fonds einmal anschauen. Eine kritische Analyse der Fonds-/ETF-Bestandteile liefert diese Seite: https://www.faire-fonds.info/


    Ich fand für mich die SRI-ETFs der UBS akzeptabel, die meisten anderen ETFs nicht. Das sollte man sich aber selbst im Detail einmal anschauen, überlegen und für sich entscheiden, in was man zu investieren bereit ist und wovon man profitieren möchte und wovon nicht! ;)

  • Je nach Präferenz macht es Sicher Sinn, sich den mal anzuschauen! Ich habe mich letztlich dagegen entschieden, weil die Nachhaltigkeitsselektion deutlich schwächer ist als bei den MSCI-SRI-Ansätzen. Ich fand hierzu den Folgenden Artikel (insb. die Tabelle mit den Index-Vergleichen) sehr hilfreich: https://www.justetf.com/de/new…ltigkeit-investieren.html


    Wenn du wirklich wissen willst, in welche Unternehmen du investiert bist, solltest du dir die Zusammensetzung des Fonds einmal anschauen. Eine kritische Analyse der Fonds-/ETF-Bestandteile liefert diese Seite: https://www.faire-fonds.info/


    Ich fand für mich die SRI-ETFs der UBS akzeptabel, die meisten anderen ETFs nicht. Das sollte man sich aber selbst im Detail einmal anschauen, überlegen und für sich entscheiden, in was man zu investieren bereit ist und wovon man profitieren möchte und wovon nicht!

    Am Ende ist es die Frage danach, womit man sich selbst am besten fühlt, und da fällt die Antwort von Person zu Person unterschiedlich aus.

  • Am Ende ist es die Frage danach, womit man sich selbst am besten fühlt, und da fällt die Antwort von Person zu Person unterschiedlich aus.

    Sag ich ja! :) Wobei "sich am besten fühlen" und eine ethisch/moralische Entscheidung treffen, nicht ganz die selbe Sache sind. Vielleicht können wir uns auf ein "noch mit der Entscheidung gut fühlen" einigen? ;)

  • Sag ich ja! :) Wobei "sich am besten fühlen" und eine ethisch/moralische Entscheidung treffen, nicht ganz die selbe Sache sind. Vielleicht können wir uns auf ein "noch mit der Entscheidung gut fühlen" einigen? ;)

    Meinetwegen gerne, die Performance (nach Kosten) würde ich aber als Faktor in der Kalkulation belassen. Verpasste Rendite kann auch zu Unbehagen führen, ebenso wie das Gefühl von falscher Allokation. Vielschichtig das Ganze.

  • Manche ETF-Profis wie Dr. Andres Beck empfehlen 90% ACWI mit 10% Small-Caps zu mischen um den Weltmarkt abzudecken. Von IMI-Konzepten rät er ab, da darin physisch viel zu wenige kleinere Unternehmen und Unternehmen aus den Schwellenländern enthalten sind. Immer wenn der IMI-Index gut läuft, und die kleinen eigentlich Rendite beisteuern sollten, fehlen sie dann häufig, weshalb der ETF dann stärker zu deinen Ungunsten vom IMI-Index abweicht. Der Index umfasst ja zwischen 9.000 und 10.000 Unternehmen, davon sind dann im ETF (z.B. https://extraetf.com/de/etf-profile/IE00B3YLTY66) gerade mal 2.600 enthalten. Da kann man sich dann meines Erachtens auch gleich das "IMI" sparen und (wie Beck vorschlägt) einen ACWI kaufen, der den Index viel besser physisch abdeckt.

    Ich will nicht Herrn Beck irgendwie kritisieren, zumal ich Ihn auch ganz gern reden höre, aber die reine Anzahl der Positionen im ETF erlaubt überhaupt keine Aussage darüber wie gut/schlecht ein ETF den zugrundeliegenden Index abbildet!

    Um es mal ganz klar zu sagen: Ich kaufe mit einem ETF ein Vehikel, dass einen Index möglichst genau abbilden soll.

    Ich möchte nur daran Erinnern, dass auch heute noch viele ETF als Swap-Konstrukt aufgelegt sind. Insbesondere ETF aus kleinen Schwellenländern sind nach wie vor 'Swapper' (z.B. Xtrackers FTSE Vietnam Swap UCITS ETF 1C LU0322252924)


    Diese Swap-ETF enthalten oft gar keine Aktien der im Index enthaltenen Unternehmen. Auch in der Anfangsphase des ETF Booms gab es diverse MSCI World ETF, die als 'Swapper' konzipiert waren. Inzwischen sind jedoch diverse ETF, die mal als 'Swapper' gestartet wurden auf physische Replikation umgestellt worden. Es ist halt für die Menschen greifbarer, wenn ich weiß, dass tatsächlich Apple-Aktien in meinem ETF sind, als wenn da nur etwas von Trägerportfolio steht.

    Aber dieser MSCI World ETF ist auch heute noch ein 'Swapper': Xtrackers MSCI World Swap UCITS ETF 1C LU0274208692


    Die Frage ist daher: Wie viele physische Positionen braucht es überhaupt um einen Index möglichst genau abzubilden? Die meisten ETF-Anbieter nutzen dazu ein sog. optimiertes Sampling.

    Ich empfehle dazu mal die folgende Podcastfolge anzuhören, da u.a. hier die Methodik des optimierten Sampling etwas erläutert wird: https://finanzrocker.net/interview-markus-weis-spdr-etfs/


    Genaue Informationen dazu, wie gut/schlecht ein ETF den dahinter liegenden Index abbildet findet man z.B. hier: https://www.trackingdifferences.com/


    Zum Thema Sinn/Unsinn von Small Caps im Portfolio empfehle ich die Lektüre des folgenden Blogbeitrags des Finanzwesirs: https://www.finanzwesir.com/blog/monte-carlo-etf-index


    Mein Fazit: Ich kümmere mich lieber darum meine Sparquote (=Investition in ETF) möglichst hoch zu halten, als darum ob in meinem ETF-Portfolio nun 1600, 2400, 3500 oder 6000 Positionen enthalten sind. Wenn ich 30 Jahren etwa auf meine 7% p.a. Rendite komme, spielt es für mich keine Rolle.

  • Um es mal ganz klar zu sagen: Ich kaufe mit einem ETF ein Vehikel, dass einen Index möglichst genau abbilden soll.

    Diesen Satz würde Beck vermutlich genau so unterschreiben und genau darin besteht ja seine Kritik am IMI-Konzept, also in der Tracking-Differenz genau dann, wenn es drauf ankommt!


    Wenn man sich die Abweichungen zum Index anschaut, wird sein Punkt m.E. durchaus deutlich: https://www.trackingdifferences.com/ETF/ISIN/IE00B3YLTY66


    Grundsätzlich hast du Recht, dass wir mit den Diskussionen hier Nuancen optimieren, bei den meisten dürfte die Sparquote der sehr viele größere Hebel zum Vermögensaufbau sein. Oder eben Faktoren wie die Entwicklung des Weltwirtschaftssystems, die wir eh nicht steuern können und bei denen man mit den meisten hier diskutierten Konzepten mehr oder weniger gleichermaßen gewinnt oder verliert...

  • Wenn man sich die Abweichungen zum Index anschaut, wird sein Punkt m.E. durchaus deutlich: https://www.trackingdifferences.com/ETF/ISIN/IE00B3YLTY66

    Ja, wer auf den SPDR ACWI IMI gesetzt hat ist jetzt ob der gigantischen TD verarmt, oder wie? ;)

    Wenn man den SPDR als langfristige Anlage betrachtet hat er über die letzten Jahre im Durchschnitt 'besser' abgeschnitten (TD) als z.B. der Vanguard FTSE All World, der einen kleineren Aktienkorb mit mehr Positionen abbildet. Die 'Volatilität' der TD war beim Vanguard FTSE All World halt geringer. Das erstaunliche daran ist, dass der SPDR das geschafft hat, obwohl er deutlich teurer war (TER).

    Seit diesem Jahr sind die Karten neu gemischt worden. Der SPDR hat die TER deutlich gesenkt und auch die Anzahl der Positionen bereits deutlich aufgestockt (von 1.800 auf 2.600).

    In 10 Jahren wissen wir dann welcher ETF in den letzten 10 Jahren die bessere TD hatte.

    Ein gute Wahl waren und sind beide ETF auf jedem Fall.


    PS: Ich habe weder den Vanguard noch den SPDR. Wenn ich aber heute noch einmal anfangen würde... ;)

    Ach ja, es gibt seit diesem Jahr ja auch eine Alternative zu den Vanguard FTSE All World. Invesco hat jetzt 2 ETF auf diesen Index mit einer TER von 0,15% aufgelegt (ausschüttend/thesaurierend).

    Das wird den Markt weiter fragmentieren und macht die Qual der Wahl noch schwerer. :/