Von 200k zur Million in 10 Jahren?

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  • Zu #93 fällt mir ein 1 Bitcoin bleibt 1 Bitcoin, währenddessen 10€ in 10 Jahren nicht 10€ bleiben

    in #93 hat Horst Talski ja über den Effekt von Inflation geschrieben.

    Vermutlich meinst du dies auch mit dem zweiten Teil deiner Aussage, also das die Kaufkraft von €10 sich in 10 Jahren reduziert haben wird?

    Denn auf dem Geldschein, wird ja immer noch €10 stehen.

    Bis dahin wäre wir also d'accord.


    Was ich nun aber nicht verstehe, ist der erste Teil: 1 BTC bleibt 1 BTC - behauptest du, dass BTC keiner Inflation unterliegt? :/ :rolleyes:

  • Und Nationalsaaten sind keine politischen Konstrukte?

    Es ging - wie in Nr. 118 übrigens schon im 1. Abs. zu lesen - um die Begrifflichkeit "pleite" und die Abgrenzung einer Landmasse (Europa) von einem Staat. Nach meinen - zugegebenermaßen rudimentären - Kenntnissen der Geld-, Währungs- und Finanzgeschichte können Landmassen nicht "pleite" gehen sondern (neben Bürgern, Organisationen und Unternehmen) nur Staaten (sprich Nationen) ?


    Liegen Dir da andere Erkenntnisse vor, also Fälle bei denen eine Landmasse "pleite" ging ?

    Benedict Anderson: Die Erfindung der Nation: Zur Karriere eines folgenreichen Konzepts

    Den Artikel habe ich nicht gelesen (m. W. ist der Mann Politikwissenschaftler), der eine bestimmte These bzw. Meinung vertritt.


    Nach allen meine Erfahrungen sind Nationalstaaten bislang die größte gerade noch halbwegs (sprich manche besser, manche schlechter) funktionierende Organisationseinheit.


    Obige Ansatz zu Ende gedacht, müßte man wohl alle Nationen abschaffen und durch einen Einheitssaat samt Weltregierung ersetzen ... ? Unabhängig von dem völlig illusionären-naiven Ansatz: Ob man sich das als Bürger wirklich wünschen sollte ?


    Der real existierenden EU ist ja bereits schon die Vorstufe zu den VSE ("Vereinigte Staaten von Europa") - nämlich nur ein "Vertrag über eine Verfassung für Europa" (VVE) - in den dafür erforderlichen Referenden "um die Ohren" geflogen (obwohl der Vertrag m. W. bereits unterzeichnet war): In diesbezüglichen Volksabstimmungen dazu im Jahr 2005 (in dem Jahr ist auch das verlinkte Buch erschienen) wurde ein solcher in Frankreich und den Niederlanden (übrigens beide Gründungsmitglieder der inzwischen EU) von den Bürgern abgelehnt. Danach hat die EU diesen Vertrag - offiziell jedenfalls - aufgegeben.


    Bei weiteren Referenden (nach meinem Rechtsverständnis wäre solche in den meisten Ländern obligatorisch wegen den nationalen Verfassungen bzw. in Deutschland dem Grundgesetz) zu diesem Thema beispielsweise in Frankreich, Spanien, Niederlande, Schweden, Dänemark, Norwegen usw. wünsche ich gute Verrichtung ... Fast hätte ich noch UK erwähnt (was aber nach dem Brexit eher unpassend erscheint ...).

  • Und es wird dort auch ausschließlich eine Sprache gesprochen.

    Jedenfalls kann man sich in den USA mit dem Englischen durchgehend verständigen. Das Urteil erlaube ich mir, weil ich da privat und berufsbedingt längere Zeiten verbracht habe.


    Ganz im Gegensatz zu Europa und im Gegensatz zur Eurozone. Hast Du Dich mal mit der wichtigen Faktormobilität bei dem so bedeutsamen Faktor Arbeit beschäftigt (siehe Mundell, "Währungsräume") ? Zur Einführung einer "Einheitswährung" wäre die Einführung einer ebensolchen einheitlichen Sprache mehr als sinnvoll gewesen. Neben weiteren Voraussetzungen natürlich.


    Manche hatten damals die Hoffnung (außer zuvorderst den Franzosen natürlich ... ^^ ), daß dies die englische Sprachen in der Eurozone werden könnte. Bis zum Brexit zumindest ... :rolleyes:

    Bestes Beispiel sind doch die USA. Dort leben quasi nur Menschen einer Rasse/Ethnie/Religion.

    Wen es beispielsweise in die USA zieht (das Land wirkt im Gegensatz zu Deutschland auch auf die sog. "qualifizierte Zuwanderung" - so wie auch auf Kapital übrigens - wie ein Magnet - hast Du eine Idee, warum das so sein könnte ... :) ), ist meist stolz in dem Land zu leben und kämpft um eine dauerhafte Aufenthalts- bzw. Arbeitsgenehmigung oder die amerikanische Staatsbürgerschaft. Wie ich aus meinem Umfeld weiß, selbst für Hochqualifizierte und/oder Topverdiener oftmals ein jahrelanger Vorgang sprich mühsamer Prozess. Hierzulande wird (oder muß ?) die Staatsbürgerschaft eher fast "verramscht" werden; diese ist nicht am Ende stehendes Ergebnis einer erfolgreichen Integration - sondern steht eher am Anfang einer erhofften irgendwann vielleicht einmal erfolgten Integration.


    Da Parallelen zwischen der EU und den USA herstellen zu wollen, scheint mir abwegig.

  • Es ging - wie in Nr. 118 übrigens schon im 1. Abs. zu lesen - um die Begrifflichkeit "pleite" und die Abgrenzung einer Landmasse (Europa) von einem Staat. Nach meinen - zugegebenermaßen rudimentären - Kenntnissen der Geld-, Währungs- und Finanzgeschichte können Landmassen nicht "pleite" gehen sondern (neben Bürgern, Organisationen und Unternehmen) nur Staaten (sprich Nationen) ?


    Liegen Dir da andere Erkenntnisse vor, also Fälle bei denen eine Landmasse "pleite" ging ?

    Ein Nationalstaat konstituiert sich durch Institutionen, die bestimmte gesetzliche, wirtschaftliche und soziale Aufgaben erfüllen. Wenn diese Institutionen ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen und somit ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen können, wird von einer Staatsinsolvenz gesprochen. Auch Europa im Sinne der Europäischen Union ist mehr als eine Landmasse und besteht aus diversen Institutionen, die theoretisch insolvent gehen können. Daher gibt es schon eine gewisse Ähnlichkeit zu einem Nationalstaat. Das hat aber nichts damit zu tun, dass das eine ein Konstrukt wäre und das andere nicht.


    Aber diese Ähnlichkeit hat der oben zitierte TO mit "Europa ist pleite" vermutlich gar nicht gemeint. Er meinte wahrscheinlich sowas wie: "die (meisten) Staaten in Europa sind pleite".


    Obige Ansatz zu Ende gedacht, müßte man wohl alle Nationen abschaffen und durch einen Einheitssaat samt Weltregierung ersetzen ... ? Unabhängig von dem völlig illusionären-naiven Ansatz: Ob man sich das als Bürger wirklich wünschen sollte ?

    Nein, darum geht es in dem Buch nicht. Es geht vielmehr um die historische Entstehungsgeschichte von Nationalstaaten; das sie eben letzten Endes nicht "vom Himmel gefallen", sondern politische Konstrukte mit einer mehr oder weniger willkürlichen Grenzziehung sind, die sich durch unterschiedliche wirtschaftliche und kulturelle Aspekte durchgesetzt und konstituiert haben. Das impliziert erstmal keine Wertung. Vielmehr zeigt der Text gerade auf, dass sich der Nationalstaat durchgesetzt hat, weil er eine gut funktionierende Organisationseinheit ist. Diese Organisationseinheiten sind aber eben nicht faktisch gegeben, sondern historisch bedingt. Genauso gut könnte die Europäische Union ein Nationalstaat sein.


    edit: ich glaube das Thema ist hier etwas off-topic

  • Was ich nun aber nicht verstehe, ist der erste Teil: 1 BTC bleibt 1 BTC - behauptest du, dass BTC keiner Inflation unterliegt? :/ :rolleyes:

    Aktuell inflationiert Bitcoin noch (1,08 % pro Jahr). Diese Inflation wird aber alle 4 Jahre immer weiter abnehmen, bis irgendwann alle ~21 Mio. BTC gemint sind und keine Ausweitung mehr stattfindet.

    "If you don't believe it and you don't get it, I can't make you believe it."

    - Satoshi Nakamoto

  • Auch Europa im Sinne der Europäischen Union

    Wie in Nr. 118 dargestellt, gibt es in Europa Staaten, die nicht in der EU sind, aus der EU wieder ausgetreten sind oder in der EU aber nicht in der Eurozone sind.

    Auch Europa im Sinne der Europäischen Union ist mehr als eine Landmasse und besteht aus diversen Institutionen, die theoretisch insolvent gehen können.

    Deshalb sollte endlich eine geordnete Abwicklung (Insolvenzrecht) für Staaten der EU und insbesondere der Eurozone geschaffen werden. Als logische Ergänzung zu Art. 125 AEUV, der normiert, daß jeden Land nur für seine eigenen Schulden haftet und nicht für die Schulden andere Länder der Eurozone ("Nichtbeistandsklausel" bzw. "No Bailout-Klausel"). Das würde Fehlanreizen wie "Moral Hazard" und der "Tragik der Almende" entgegenwirken und eine Rückkehr zu solidem wirtschaftlichen und ebensolchem fiskalischem Handeln fördern, da Eigenverantwortung der beteiligten Länder (wie im EU-Vertrag normiert) wieder eine Rolle spielt und nicht andere Mitgliedsländer der Eurozone für das eigene unsolide Wirtschaften und die permanente Nichtbeachtung der Stabilitätskriterien in Haftung genommen werden können.


    Bislang wurde nämlich auf durch Nichtbeachtung der Stabilitätskriterien (Vertrag von Maastricht, Mastricht-Kriterien) ausgelöste Probleme einzelner Länder durch eine (nach den EU-Verträgen ausgeschlossene; siehe oben Art. 125 AEUV) Haftung bzw. Vergemeinschaftung der Schulden und/oder durch verbotene (siehe Art. 123 AEUV "Verbot der monetären Staatsfinanzierung seitens der Notenbank") Eingriffe der EZB reagiert, wobei dort die verbotene Vergemeinschaftung der Schulden via der EZB-Bilanz geschieht (in die seitens der EZB aufgekaufte Staatsanleihen einzelner Länder "verklappt" werden).

    Genauso gut könnte die Europäische Union ein Nationalstaat sein.

    Könnte ist aber Konjunktiv. Die EU geriert sich in weiten Teilen als solcher. In praxi, de facto und formal-juristisch existieren die "Vereinigten Staaten von Europa" als ein Nationalstaat aber nicht.


    Aufgrund der dafür - nach meinem Rechtsverständnis - in so gut wie allen Ländern erforderlichen Änderungen der Verfassungen (in Deutschland: Grundgesetz) wären hierfür Referenden (Volksabstimmungen) in den beteiligten Ländern zwingend erforderlich. Diese sind zum einen bei wesentlich "kleineren" Ansätzen (wie "Vertrag über eine Verfassung" und "Einheitswährung") schon in diversen Ländern gescheitert. Zum anderen gibt es kaum etwas, was die EU schon lange mehr scheut, als solche Abstimmungen der Bürger. Diese Haltung der EU hat sich nach dem Brexit noch weiter verstärkt, man fürchtet die Meinung der Bürger inzwischen sozusagen fast wie der "Teufel das Wehwasser".

    edit: ich glaube das Thema ist hier etwas off-topic

    Den Glauben wiederum teile ich.

  • Diese Inflation wird aber alle 4 Jahre immer weiter abnehmen,

    aus Wikipedia zitiert: Unter einer Inflation (lateinisch inflare, „aufblähen“, „anschwellen lassen“; oder Preissteigerung, Teuerung) wird in der Volkswirtschaftslehre und Wirtschaft der Anstieg einzelner Preise oder des Preisniveaus in einem Staat innerhalb eines bestimmten Zeitraums verstanden, ohne dass dies auf Mengen- oder Qualitätsveränderungen der Güter und Dienstleistungen zurückzuführen ist.


    ich bin mir sehr sicher, das Inflation auch stattfinden wird, wenn du deine Semmeln in BTCs bezahlen wollen würdest. Eine Begrenzung der Geldmenge/Zahlungsmittel wird keinesfalls die volkswirtschaftlich durchaus auch benötigt Inflation aushebeln.

  • Fand ich sehr lesenswert die ersten drei Seiten aus dem Wertpapier Forum zu dem Global aggregate Bond ETF auch wenn es ein wenig zu lesen ist:


    Global Aggregate Bonds EUR hedged - Risikoeinstufung
    Vergleich des Global Aggregate Bonds ETF (hier von Vanguard) mit dem Sicheren oder Risikofreien Protfolioanteil im Sinne des 70/30-Portfolios von Gerd Kommer:…
    www.wertpapier-forum.de


    Ebenso fand ich interessant:


    Kommer ETF-Weltportfolio 2018 | EXtra-Magazin
    Dieses Portfolio stellt die einfachste Variante der Kommer Weltportfolios dar und besteht aus nur 2 ETFs.
    extraetf.com

  • ich bin mir sehr sicher, das Inflation auch stattfinden wird, wenn du deine Semmeln in BTCs bezahlen wollen würdest. Eine Begrenzung der Geldmenge/Zahlungsmittel wird keinesfalls die volkswirtschaftlich durchaus auch benötigt Inflation aushebeln.

    - Inflation wird volkswirtschaftlich nicht benötigt, die Wirtschaft kam viele Jahre ganz gut ohne aus. Nachdem die FED das Thema Deflation durch sinkende Geldmenge aber in den 30er Jahren richtig versemmelt hat, irrt man heute lieber in Richtung Inflation. 1% Deflation pro Jahr dürften aber in der Praxis kaum Auswirkungen haben, ähnlich wie 1% Inflation

    - Eine Begrenzung der Geldmenge wirkt tatsächlich gegen Inflation, sie ist aber immer im Zusammenhang mit der Produktivität zu betrachten. Eine konstante Geldmenge bei gleicher Gütermenge wäre neutral, eine konstante Geldmenge bei wachsender Gütermenge wäre deflationär


    Über das Verhältnis von Bitcoin zu Backwaren sagt das aber alles wenig aus, da Bitcoin kein Geld ist. Backwaren werden in Euro/Dollar/etc. bepreist und der Kurs von Bitcoin zu diesen schwankt erratisch.


    PS:

    wer aufgepasst hat, dürfte an der Stelle bemerken, dass eine BTC-only Welt mit fixierter Geldmenge bei wachsender Wirtschaft deflationär wirkt

  • Kann man meinen Post verschieben? Der ist im falschen Chat gelandet und sollte in den Diskussionensthread bezüglich dem 60/40 Portfolio. Entschuldigung.

    Wir ignorieren ihn hier einfach und du kopierst ihn einfach in den anderen Thread :thumbup:

    "If you don't believe it and you don't get it, I can't make you believe it."

    - Satoshi Nakamoto

  • Dem habe ich nichts hinzuzufügen :thumbup:

    "If you don't believe it and you don't get it, I can't make you believe it."

    - Satoshi Nakamoto

  • Eine Begrenzung der Geldmenge/Zahlungsmittel wird keinesfalls die volkswirtschaftlich durchaus auch benötigt Inflation aushebeln.

    In der Logik der "Bitcoiner" ist Inflation eben nicht zwingend notwendig bzw. eigentlich sogar die Wurzel allen Übels in unserer modernen Finanzwirtschaft. Ein paar Gedanken an dieser Stelle, über die man sicherlich kontrovers diskutieren kann. Die Welt ist eben nicht immer schwarz oder weiß:


    Ein Aspekt ist, dass Deflation dazu führen kann, dass Menschen eher dazu neigen, ihr Geld zu sparen, anstatt es auszugeben. Das liegt daran, dass in einer deflationären Umgebung Geld mit der Zeit an Wert gewinnt, was es sinnvoll macht, es zu behalten. Dies kann zu einem stärkeren Fokus auf langfristige Investitionen und finanzielle Stabilität führen. Gleichzeitig geben wir Menschen nicht so leichtfertig Geld für irgendeinen Mist aus, den wir gar nicht benötigen. Deflation ist somit ein Ansatz, um eine deutlich nachhaltigere Lebensweise zu fördern, ein Thema, das aktueller denn je ist. Stichwort: Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen.


    Außerdem hat Deflation auch Auswirkungen auf den Wettbewerb unter Unternehmen. Wenn die Preise sinken, sind Firmen gezwungen, effizienter zu arbeiten, um ihre Kosten zu senken. Diese Notwendigkeit fördert Kreativität und Innovation, da Unternehmen neue Wege finden müssen, um ihre Produkte und Dienstleistungen zu verbessern und wettbewerbsfähig zu bleiben.


    Zudem führt Deflation dazu, dass der Handlungsspielraum der Zentralbanken in einer solchen Umgebung eingeschränkt ist. Wenn die Preise fallen, haben diese weniger Möglichkeiten, die Wirtschaft durch geldpolitische Maßnahmen zu stimulieren. Dies kann zu einer Verringerung der Abhängigkeit von zentralen Banken und staatlichen Eingriffen führen. In der Folge könnte ein dezentrales Finanzsystem entstehen, das nicht von politischen Entscheidungen beeinflusst wird und den Menschen mehr Kontrolle über ihr Geld gibt.


    Gleichzeitig darf man sich nicht der Illusion hingeben, dass solche Veränderungen von heute auf morgen geschehen. Betrachtet man jedoch die aktuelle Situation in den USA, ist das geplante "Department of Government Efficiency" von Trump und Musk bereits ein erster Ansatz, der in diese Logik einzuordnen ist. Ich könnte mir demnach gut vorstellen, dass andere Länder (siehe aktuellen Wahlkampf in Deutschland) immer häufiger in eine ähnliche Kerbe schlagen werden.


    Es bleibt spannend.

    "If you don't believe it and you don't get it, I can't make you believe it."

    - Satoshi Nakamoto

  • Du siehst die Deflation ein bisschen arg positiv. Die Probleme bei Deflation sind mehrschichtig und dass Kunden mit dem Kauf abwarten ist dabei noch das kleinste. Es wartet ja auch keiner mit dem Kauf eines Fernsehers/Handy/... nur weil er das gleiche Modell in einem Jahr deutlich billiger bekommt. Das eine Hauptproblem ist, dass sinkende Preise bei den Unternehmen sich auch auf die Einkommen durchschlagen. Man kann eben nur begrenzt effizienter werden. Das andere Problem ist, dass Schulden bei Deflation dadurch jedes Jahr mehr wert werden. Das eine Problem würgt den Konsumsektor ab (wer weniger verdient, gibt weniger aus) und das andere würgt Investitionen ab. Die 30er sind nicht ohne Grund in schlechter Erinnerung.


    In der Praxis ist das Problem noch verschärfter als in der Theorie. Lohn- und Gehaltssenkungen lassen sich in Branchen mit starken Gewerkschaften kaum durchsetzen. Und beim hierzulande üblichen Kündigungsschutz hat ein Unternehmen auch kaum Spielraum, die Gehälter an die verringerte Marge anzupassen. Letztendlich kann die bei einer Deflation nötige Einkommensanpassung in der Praxis nur darüber passieren, dass Unternehmen reihenweise in die Pleite gehen oder betriebsbedingt kündigen.


    Zudem führt Deflation dazu, dass der Handlungsspielraum der Zentralbanken in einer solchen Umgebung eingeschränkt ist. Wenn die Preise fallen, haben diese weniger Möglichkeiten, die Wirtschaft durch geldpolitische Maßnahmen zu stimulieren.

    Vor 20 Jahren hätte man dir vielleicht zugestimmt. Nachdem wir Negativzinsen in der Praxis erlebt haben, muss man festhalten, dass es für Zentralbanken keine Untergrenze gibt. Entsprechend hat sich in den letzten 15 Jahren auch das genaue Gegenteil deiner Schlussfolgerung gezeigt. Nullzins und Anleihenkäufe haben die Macht der Zentralbanken erhöht statt verringert.

    Und ein dezentrales Finanzsystem im Sinn der Cryptojünger hat mit Deflation überhaupt nichts zu tun.

  • Das eine Hauptproblem ist, dass sinkende Preise bei den Unternehmen sich auch auf die Einkommen durchschlagen.

    Weil wir dann weniger konsumieren können. Aber wäre das wirklich so schlimm? Hat sich der Konsumgedanke in den letzten 50 Jahren nicht verselbständigt? Müssen wir so viel konsumieren, wie wir es gerade tun? Manchmal hat man das Gefühl, in einem Hamsterrad zu stecken, in dem es nur darum geht, zu konsumieren, um des Konsumierens willen.


    Versteh mich nicht falsch, ich verstehe deinen Punkt sehr gut, nur bin ich mir manchmal nicht sicher, ob die bisherige Vorstellung von "gutem" Wirtschaften, gerade vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen unserer Zeit (Klimawandel, Nachhaltigkeit, Umweltschutz etc.), nicht völlig in die falsche Richtung geht. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es bei uns in 100 Jahren aussehen wird … Ein inflationierendes Geldsystem trägt dazu einen entscheidenden Teil bei.

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    - Satoshi Nakamoto

  • Dies kann zu einer Verringerung der Abhängigkeit von zentralen Banken und staatlichen Eingriffen führen. In der Folge könnte ein dezentrales Finanzsystem entstehen, das nicht von politischen Entscheidungen beeinflusst wird und den Menschen mehr Kontrolle über ihr Geld gibt.

    danke für deine ausführlichen Erklärungen!

    ich bin sicher, das spätestens 15 vor dem Punkt, an dem Staaten die Kontrolle über ihre fiskalpolitischen Einfussmöglichkeiten verlieren würden, die Politiker die Reissleine ziehen. Und aktuell ist BTC ja weiterhin ein Nischenthema, welches von der Politik sicherlich beobachtet wird, aber in keiner (? s.u.) Weise politisch vorangetrieben wird.



    Ich könnte mir demnach gut vorstellen, dass andere Länder (siehe aktuellen Wahlkampf in Deutschland) immer häufiger in eine ähnliche Kerbe schlagen werden.

    Damit ich nicht aus Versehen "die Falschen" wähle: welche Partei in Deutschland (mir reichen die >5%) propagiert denn einen Wechsel zum BTC, bzw eine deflanionäre Wirtschaftspolitik?

  • Damit ich nicht aus Versehen "die Falschen" wähle: welche Partei in Deutschland (mir reichen die >5%) propagiert denn einen Wechsel zum BTC, bzw eine deflanionäre Wirtschaftspolitik?

    Aktuell AFD und FDP (ich nehme auch mal Parteien um die 5% mit rein, die Wahl ist ja noch nicht gelaufen ;) )


    Mittlerweile werden jedoch auch die Stimmen in Europa und im EU-Parlament lauter. Gedanken an eine staatliche Bitcoin-Reserve in verschiedenen Ländern tun ihr Übriges. Spieltheoretisch betrachtet gehen die Bitcoiner davon aus, dass nun verstärkt FOMO entsteht (die USA sind hier massiver Antreiber) und immer mehr Menschen in den Markt eintreten. Eine exponentielle Entwicklung, ähnlich derjenigen, die im Rahmen der Erfindung des Internets Ende der 1990er Jahre stattgefunden hat, kann die logische Folge sein.



    danke für deine ausführlichen Erklärungen!

    ich bin sicher, das spätestens 15 vor dem Punkt, an dem Staaten die Kontrolle über ihre fiskalpolitischen Einfussmöglichkeiten verlieren würden, die Politiker die Reissleine ziehen. Und aktuell ist BTC ja weiterhin ein Nischenthema, welches von der Politik sicherlich beobachtet wird, aber in keiner (? s.u.) Weise politisch vorangetrieben wird.

    Die Bitcoiner gehen davon aus, dass Länder, die einen solchen Schritt unternehmen, sich massiv benachteiligen im Vergleich zu Ländern, die auf Bitcoin setzen (China ist hier ein gutes Beispiel). Dies hat in der Vergangenheit häufig dazu geführt, dass diese Verbote wieder zurückgenommen wurden. Bitcoin ist eben nicht kontrollierbar, da dezentral. China hat beispielsweise immer noch die zweitgrößte Hashrate im Bitcoin-Netzwerk, was dafür spricht, dass die Verbote umgangen werden.

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    - Satoshi Nakamoto

  • Aktuell AFD und FDP

    da habe ich ja Glück gehabt, die würde ich sowieso (aus unterschiedlichen Gründen) auf gar keinen Fall wählen .... <X :cursing:

    nun habe ich aber 2 weitere gute Gründe, BTC nicht zu unterstützen


    Die Bitcoiner gehen davon aus, dass Länder, die einen solchen Schritt unternehmen, sich massiv benachteiligen im Vergleich zu Ländern, die auf Bitcoin setzen

    also bisher gibt es erst 1 Land, welches auf BTC setzt: El Salvador, und nach allem was ich dazu gelesen habe, ist es mit dem BTC nicht "besser" geworden, und war vorher schon nicht "gut".