Sondertilgen oder Investieren in Immobilie

  • Hallo Zusammen,

    unsere Finanzierung läuft mitte nächsten Jahres aus. Die Restschuld dürfte rund 140.000€ betragen. Ein Bausparkredit in Höhe von 60.000€ mit 2,8% eff. ist nach Ende der Zinsbindung vorhanden.

    Ist es sinvoller die 80.000€ differenz auf ein Schlag zu begleichen oder 20.000€ davon abzuziehen und in eine Anlagenimmobilie zu investieren. Die Immobilie würde mich mit Nebenkosten 160.000€ kosten (3,9% Zins und 1,8% Tilgung) und würde 7740€ Kaltmiete im Jahr abwerfen.


    Danke vorab.

  • 4,8% Bruttomietrendite bei 5,7% Finanzierungsrate, davon allein 3,9% Zins? Liest sich für mich nicht nach einem Selbstläufer… ;) Zumal man da glaube ich regelmäßig die Kosten, Mietausfälle, Steuern und sonstiges ausblendet bzw. unterschätzt. Ich würde vermuten, die Mieterträge reichen wenn überhaupt gerade so für die Zinsen!

  • Ist es sinvoller die 80.000€ differenz auf ein Schlag zu begleichen oder 20.000€ davon abzuziehen und in eine Anlagenimmobilie zu investieren. Die Immobilie würde mich mit Nebenkosten 160.000€ kosten (3,9% Zins und 1,8% Tilgung) und würde 7740€ Kaltmiete im Jahr abwerfen.

    Käme auch auf die Konditionen für die Anschlussfinanzierung an. Bei einem Zins von z.B. 20,0 % p.a. würde ich die 20.000 € da hineinhängen und bei einem Zins von 0,20 % p.a. dort hinein.


    Preisfrage: Wo in etwa in dieser Spanne von 19,80 %-Punkten verortest du oder deine Glaskugel den erst im nächsten Jahr bekannten Anschlussfinanzierungszins? Meine Glaskugel lässt sich momentan leider nicht befragen.

    Besuche bereiten immer Freude. Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen.

    Altes portugiesisches Sprichwort, Quelle unbekannt




  • Zumal man da glaube ich regelmäßig die Kosten, Mietausfälle, Steuern und sonstiges ausblendet bzw. unterschätzt

    Genau diesen Gedanken hatte ich auch, als ich las, dass da so locker mal 7.740 € "abgeworfen" werden. Von wo? Vom Balkon? 8)


    645 € monatliche Kaltvermiete vor Steuern und vor Kosten und Mietausfällen, siehe oben?

    Besuche bereiten immer Freude. Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen.

    Altes portugiesisches Sprichwort, Quelle unbekannt




  • Was ist das überhaupt für eine Anlageimmobilie, und warum willst du ausgerechnet die kaufen?

    Eine Eigentumswohnung mit der Absicht Geld anzulegen. Ich habe bereits in diesem Wohnkomplex eine Wohnung welche seit 2019 vermietet ist. Damals mit 1% Zins und 5% Tilgung gekauft... Jetzt sieht die Sache ziemlich bescheiden aus.

  • Eine Eigentumswohnung mit der Absicht Geld anzulegen. Ich habe bereits in diesem Wohnkomplex eine Wohnung welche seit 2019 vermietet ist. Damals mit 1% Zins und 5% Tilgung gekauft... Jetzt sieht die Sache ziemlich bescheiden aus.

    Meine persönliche Meinung ist, dass der selbstgenutzte Wohnraum besser lastenfrei ist, allein aus psychologischen Gründen.


    Wenn bereits eine vermietete Immobilie besteht, wäre im Sinne der Diversifikation nicht eine andere Assetklasse (z. B. Aktien) eine sinnvolle Ergänzung, bevor man sich die nächste Immobilie aussucht?


    Fazit: In der Tendenz prioritär Schuldenabbau!

  • Vielleicht aus Diversifikation mal in was anderes als Immobilien investieren?


    Edit: Ich sollte früh morgens mal besser auch das lesen, was der Vorposter schreibt ^^

    Passt schon, wenn wir unabhängig voneinander auf denselben Gedanken kommen, dann spricht das doch für die Idee. :thumbup:

  • tolga7


    Statt sich gerade bei solchen Vergleichen im Ergebnis und nach Steuer - inkl. dem damit ggf. verbundenen Aufwand - auf die eher meist (geringen bis) minimalen Unterschiede (Prozentpünktchen eher Basispünktchen) zu konzentrieren - würde ich eher und immer auf die Ebene darüber schauen.


    Dazu gab es hier bereits einige Anmerkungen in m. E. die richtige Richtung gehen.


    1. Paßt die Entscheidung überhaupt in (m)eine vernünftige (ausgewogene) Asset-Allocation, die den/meinen Prioritäten entspricht ? Falls ja (oder eine solche Entscheidung aus diesem Grund sogar indiziert ist aus Gründen einer avisierten Gewichtung etwa), würden für mich die Prozent- und/oder Basispünkten sogar ggf. (mehr oder weniger) in den Hintergrund treten.


    Für meinen Teil bin ich ein absoluter Fan der Diversifikation (natürlich gewichtet im Detail nach meinen eigenen Prioritäten). Man sollte aber in dem Kontext nicht verschweigen, daß auch andere Vorgehensweisen erfolgreich sein können bzw. erfolgreich praktiziert werden (kenne so einige, die statt mit Diversifikation mit Konzentration (sehr) erfolgreich tätig sind und waren (z. B. mit (gehebelten) vermieteten Immobilien, mit einer Kunst- im anderen Fall einer Oldtimersammlung, mit speziellen Uhren etc. - sogar einen Fall mit dem Thema Numismatik (obwohl heutzutage fast so out wie das Thema Briefmarken)). Spezialisierung iVm persönlichem Know-How samt Marktkenntnissen kann ein Vorteil sein - insbesondere bei Assets (auch tangible Assets) für die keine börsentäglichen Kurse existieren ! Selbst aber bei Aktien kann man das anders sehen - und hoch erfolgreich sein (s. z. B. Charlie Munger, langjähriger Partner von Warren Buffett, für den "Diversifikation bei Aktien der größte Unsinn bzw. Blödsinn" war; wobei er manchmal auch ganz gerne zugespitzt und/ oder provoziert hatte). Ganz unerwähnt bleiben sollte dieser eher diametrale Ansatz m. E. jedenfalls nicht.


    2.Bei aller angesagten Sachlichkeit und nüchternen Betrachtung: Mit meinen Investments (samt Asset-Allocation) muß ich mich auch wohlfühlen. Die Prediger des rein rationalen Investieren mögen darüber lächeln oder sogar lachen. Eine gewisse emotionale Komponente ist - für mich jedenfalls - wichtig. Nach meiner Erfahrung kann man dann auch Strategien besser und länger durchhalten (was bei dem Thema "Finanzen" nicht selten von großer Bedeutung ist - wenn ich mir etwa meine ersten Kaufbelege ansehe (Gold (ab 1967), Aktien (ab 1975) Eigenheim (1976), vermietete Immobilien (ab 1981), Oldtimer (ab 2001) usw.) und mit den aktuellen heutigen Preisen vergleiche.


    Bei dem speziellen Thema Immobilie(n) wäre ich in der Nähe z. B. von Beitrag Nr. 8. Die eigene (selbst genutzte) Immobilie sollte möglichst (schnell) lastenfrei sein (aus emotional-psychologischen aber auch sachlichen Gründen (Schuldzinsen nicht steuerlich verwertbar) - vermietete Immobilie(n) können und sollten durchaus mit Kredit finanziert werden (Leverage-Effekt) - dabei sollte aber die finanzielle Gesamtsituation immer "Augenhöhe" mit der bzw. den finanzierenden Bank(en) gewährleisten.


    Gute Gedanken und Finanz-Entscheidungen wünsche ich Dir !


    Nur meine bescheidene persönliche Meinung

  • Hallo tolga7

    Auf deine Frage hast du bereits sehr gute Antworten bekommen.

    Da ich selbst viele Jahrzehnte lang aktiv in der Immobilienbranche tätig war und mit Immobilien selbst ein kleines Vermögen aufgebaut habe, will ich gerne auch meinen Kommentar dazu geben.

    Zunächst mal solltest du nur auf den Rat von solchen Menschen hören, die selbst Immobilien besitzen .

    die kennen, die Vor- und Nachteile aus eigener Erfahrung besser als ein so genannter Besitzloser.

    Grundsätzlich gilt natürlich:

    wenn du mit Immobilien selbst langfristig ein Vermögen aufbauen willst, dann geht das nur mit einem hohen Anteil an Finanzierungen.

    Eine weitere Voraussetzung ist natürlich langfristig weiterhin steigende Inflation und steigende Mieten.

    Nur dann rechnet sich die Finanzierung.

    Nicht umsonst heißt es:

    nichts geht ohne Risiko,

    aber ohne Risiko geht auch nicht

    Ich persönlich bin eher optimistisch, dass wir auch weiterhin Wachstum und damit Inflation und letztlich auch steigende Mieten haben werden

    Es gilt aber auch:

    „im Einkauf liegt der Gewinn“.

    Daher musst du dir Rendite-Immobilien schon sehr genau anschauen.

    Das können die Forumsfunde dir hier nicht abnehmen.

    Vermietung Risiko, Reparaturrückstände unvorhergesehenes - all das muss eingeplant sein.

    Am einfachsten ist es, wenn du mit deinem normal-Einkommen Unvorhergesehenes auch mal aus eigenen Mitteln finanzieren kannst.

    Der andere Weg heißt:

    das Selbstbewohnte Haus abbezahlen und übriges Geld in Aktien oder einen ETF-Fonds investieren.

    Dann fehlt dir eben die Hebelwirkung durch den Kredit.

    Du hast aber dann ein relativ entspanntes Leben.

    Das ist ja noch lange nicht die schlechteste Variante.

    Viel Glück bei deiner Entscheidung wünscht dir McProfit

  • McProfit


    Volle Zustimmung (mal wieder) zu Deinem Beitrag Nr. 13


    Wenn ich mir nur eine kleine Ergänzung diesbezüglich erlauben darf:

    Daher musst du dir Rendite-Immobilien schon sehr genau anschauen.

    Das können die Forumsfunde dir hier nicht abnehmen.

    Exakt so sieht es aus. Dann kann (Betonung liegt auf kann) dies hier aber

    Eine Eigentumswohnung mit der Absicht Geld anzulegen. Ich habe bereits in diesem Wohnkomplex eine Wohnung welche seit 2019 vermietet ist.

    ein signifikanter Vorteil sein (bereits vorhandene Kenntnisse - und auch Erfahrungen - zur Makro- und Mikrolage, zum Objekt selbst, zur Eigentümer- und Mieterstruktur, zur Hausverwaltung, die Instandhaltungsrücklage betreffend usw.).


    Was aber letztlich noch nix über die endgültige Entscheidung aussagt (s. a. meinen Beitrag Nr. 12).

  • Vielen Dank für die hilfreichen Beiträge. Ich bin zu dem Entschluss gekommen die Wohnung nicht zu kaufen.

    Der Grund für die Entscheidung ist folgender:

    Die Restschuld nach 10 Jahren würde immernoch 112.000€ betragen. Entspricht einer Tilgung von insgesamt 33.000€.

    Für den Kauf würde ich an EK 15.000€ fur die NK investieren. Der jährliche Casflow nach Steuern im ersten Jahr beträgt -1800€ (18.000€ im Jahr).


    In 10 Jahren hätte ich 33.000€ an eigenem Geld investiert was genau der höhe der Tilgung in 10 Jahren entspricht.


    Klingt nach einem sehr schlechten Deal.

  • Vielen Dank für die hilfreichen Beiträge. Ich bin zu dem Entschluss gekommen die Wohnung nicht zu kaufen.

    Der Grund für die Entscheidung ist folgender: ...


    ... Klingt nach einem sehr schlechten Deal.

    Das ist ganz allein Deine Entscheidung, denn es ist ja auch Dein Geld.


    Der reine und isolierte Rechenansatz ist natürlich ein sehr wichtiges Kriterium - wäre mir allerdings etwas zu "kleinteilig". Mein bescheidenes Vermögen betrachte ich immer als Ganzes (Mosaik sozusagen) und da sind stets auch Puzzleteile dabei (um in dem Bild zu bleiben), die mir in der Einzelbetrachtung eher weniger oder gar nicht besonders (gut) gefallen (wie Bargeld, fremde Sorten, relativ hohe Liquidität insgesamt, Beimischung Gold, einige tangible Assets usw.). Nichtsdestotrotz habe ich diese, weil sie eben in mein Gesamtbild der Lage (Big Picture) passen. Und als Ganzes ergibt das dann - für mich persönlich jedenfalls - (halbwegs) doch einen Sinn. Siehe auch schon Nr. 12.


    Da man über Deine finanzielle Gesamtsituation - und auch Deine objektive sowie subjektive Risikotragfähigkeit - (dazu zählt u. a. auch z. B. Deine berufliche Situation, Dein Einkommen sowie dessen Sicherheit und insbesondere Deine steuerliche Situation usw.) praktisch nix weiß und auch Dein Gesamtbild der Lage (so Du denn eins hast) unbekannt ist, kann man da jedenfalls seriös weiter wenig bis nix zu sagen.


    Viel Erfolg weiterhin bei Deinen Finanzangelegenheiten wünsche ich Dir !


    Darüber überhaupt intensiver nachzudenken und auch abzuwägen ist jedenfalls schon mal gut :thumbup: (und wahrscheinlich mehr, als so manche (viele ?) Menschen bereit sind diesbezüglich zu unternehmen).


    Nur meine bescheidene persönliche Meinung.

  • Für mich wäre eine Anlage sinnvoll die möglichst breit aufgestellt ist, heißt alles in Immobilien finde ich als Klumpenrisiko. Einige haben ja schon ein paar Möglichkeiten genannt, ich würde auch den Aktienmarkt nutzen, ein weltweiter ETF mit Sparplan ist wohl die einfachste Variante. Über Vor- und Nachteile der Immobilien weißt du ja schon Bescheid.