Baufinanzierung sondertilgen oder Geld anlegen

  • Liebes Forum,


    da ich bereits einige ähnliche Einträge gefunden habe, würde ich gern eure Expertise zu meinen Rahmenbedingungen einholen und würde mich über eure Rückmeldungen freuen:


    Im Februar 2018 wurde eine Baufinanzierung in Höhe von 380.000,00 € abgeschlossen.


    Der Sollzinssatz beträgt p.a. 2,47 % und ist gültig bis 31.01.2048. In den Jahren von 2018 bis 2047 ist jeweils zum 31.12. einmal jährlich eine Sondertilgung bis maximal EUR 19.000,00 möglich.

    Im zurückliegenden Jahr wurden 8.618,75 € Zinsen gezahlt und 7.634,17 € Tilgungen geleistet. Per 31.12.2023 betrug der planmäßige Kapitalrest 344.785,94 €. Nach Ende der Zinsbindung sind noch 64.290 € als Restschuld zurückzuzahlen.


    In den letzten Jahren wurde von der Möglichkeit der Sondertilgung kein Gebrauch gemacht, da dies finanziell nicht möglich war. Nun stehen 80.000 € zur Verfügung, über deren Investition ich mir unschlüssig bin.


    Die Frage ist, ob es a) sinnvoll ist das zur Verfügung stehende Kapital zur Sondertilgung zu nutzen (insbesondere aufgrund der bestehenden Restschuld) oder einen Teil des Geldes b) in ETFs oder als Festgeld anzulegen, um nach Ablauf der Sollzinsbindung die Restschuld aus Eigenkapital begleichen zu können.


    Ich danke bereits im Voraus für die Rückmeldungen!

  • Hallo.


    Wenn die Alternative zur Sondertilgung nach Steuern einen höheren Zins erwirtschaftet als der Kredit hat, dann wäre es mathematisch sinnvoll nicht sonderzutigen, sondern die Alternativ-Anlage vorzunehmen.


    Richtig und falsch gibt es dabei nicht. Es kann psychologisch erstrebenswerter sein, die Sondertilgung vorzunehmen als in einen ETF zu investieren.


    Man könnte auch sagen:

    1. 19K in Sondertilgungen

    2. 19K in Tagesgeld

    3. 19K in Festgeld

    4. 19K in ETFs

    5. Rest wird sofort genossen.


    Ich würde eher auf das Bauchgefühl hören und weniger auf den Taschenrechner.

  • Lieber Referat Janders,


    vielen Dank für deine schnelle Antwort.


    Verstehe ich richtig, dass du mit "nach Steuern" auf die Versteuerung möglicher Kapitalerträge durch ETFs oder Festgeld verweist?


    In der Tat hat mich dieser Umstand auch umgetrieben, da letztendlich nicht nur der reine Kapitalertrag gesehen werden muss, sondern auch der steuerliche Abzug.


    Viele Grüße und danke

  • Ja, die Steuern solltest Du beim Vergleich schon berücksichtigen. Und dann den Preis für die Sicherheit. Beim Kredit erzielst Du sofort eine garantierte steuerfreie Rendite von 2,47 %. Beim ETF sehr wahrscheinlich mehr, vielleicht erstmal aber auch nicht. Vielen Deutschen ist die Sicherheit, nicht unter den Einstandspreis kommen zu können, etliche Prozente und viele 1000 Euro wert.

  • Im Februar 2018 wurde eine Baufinanzierung in Höhe von 380.000,00 € abgeschlossen.

    Der Sollzinssatz beträgt p.a. 2,47 % und ist gültig bis 31.01.2048.

    Die Planungssicherheit auf 30 Jahre war Dir also einen höheren Zins wert.

    In den Jahren von 2018 bis 2047 ist jeweils zum 31.12. einmal jährlich eine Sondertilgung bis maximal EUR 19.000 möglich.


    Nun stehen 80.000 € zur Verfügung, über deren Investition ich mir unschlüssig bin.


    Die Frage ist, ob es a) sinnvoll ist, das zur Verfügung stehende Kapital zur Sondertilgung zu nutzen (insbesondere aufgrund der bestehenden Restschuld) oder einen Teil des Geldes b) in ETFs oder als Festgeld anzulegen, um nach Ablauf der Sollzinsbindung die Restschuld aus Eigenkapital begleichen zu können.

    Du bist ein sehr sicherheitsorientierter Anleger, sonst hättest Du eine kürzere Zinsfestschreibung gewählt. Die lange Zinsbindung kostet Dich ja extra Geld.


    Vom Anlagetyp ist ein Hypothekendarlehen festverzinslich und steuerfrei. Steckst Du Geld ins Darlehen, bringt (bzw. spart) es Dir 2,47 % Zins pro Jahr steuerfrei. Eine eventuelle alternative Anlage müßte also diesen Zinssatz schlagen.


    Dazu kommt: Du kannst das Geld nicht auf einmal einbringen, sondern mußt Deine 80 T€ ohnehin in Tranchen aufteilen.


    In einen ETF kann man alles mögliche hineinstecken. Hier im Forum wird unter ETF aber immer "Aktien-ETF" verstanden. Ein solcher ist für einen sicherheitsorientierten Anleger, der Du zu sein scheinst, eher nichts, weil er im Kurs schwankt.


    Also für Dich: Geld in Tranchen als Tagesgeld/Festgeld anlegen. Dabei die Laufzeiten so wählen, daß Du pünktlich zum jeweiligen 31.12. die Sondertilgung ausnutzen kannst.


    PS: SMS Janders kaspert mal wieder herum mit einem wenig sinnvollen Vorschlag, dessen Unsinn der Threadstarter offensichtlich nicht erkennt.

  • Bei der relativ geringen Restschuld würde ich auf jeden Fall anstreben, dass die entweder zwischenzeitlich getilgt oder am Ende der Zinsbindung abgelöst wird. Grob über den Daumen gepeilt dürftest du mit zwei Sondertilgungen a 19k und daraus folgender Zinsersparnis den Punkt erreichen.

    Den Rest würde ich dann tendenziell in Richtung Altersvorsorge orientieren.

  • In der unsinnigen Liste steckt vielleicht mehr Weisheit als man ihr auf den ersten Blick ansieht. Wenn der Fragesteller sicherheitsorientiert ist, sich aber trotzdem Gedanken über höhere Rendite und langfristigen Vermögensaufbau macht, dann müsste als nächstes die Frage nach dem tragbaren Risiko beantwortet werden. Danach könnte man sich den maximalen ETF-Anteil ausrechnen bzw. die minimalen Sondertilgungen. Da kann es gut sein, dass es eine Lösung gibt, die beides ein bisschen macht. Und wenn dann mehr als 19k sondergetilgt werden sollen, brauchen wir eine Zwischenanlage und sind bei Tages- oder Festgeld.

  • Hallo zusammen,

    in der Finanztip App habe ich dazu gefunden:


    Verzichte auf die jährliche Sondertilgung

    Ein Punkt, bei dem Du nichts erledigen musst, sondern das Gegenteil besser ist: Auf eine Sondertilgung bei der Baufinanzierung sollte man dieses Jahr oft eher verzichten. Wenn Dein Bauzinssatz niedriger ist als die aktuellen Sparzinsen, lohnt es sich nämlich mehr, z. B. Deinen Jahresbonus als Festgeld anzulegen. Das kann Hunderte Euro mehr bringen.


    Stichwort:


    7 Dinge, die Du unbedingt noch 2023 erledigen solltest

    LG

  • in der Finanztip App habe ich dazu gefunden:


    Verzichte auf die jährliche Sondertilgung
    Ein Punkt, bei dem Du nichts erledigen musst, sondern das Gegenteil besser ist: Auf eine Sondertilgung bei der Baufinanzierung sollte man dieses Jahr oft eher verzichten. Wenn Dein Bauzinssatz niedriger ist als die aktuellen Sparzinsen, lohnt es sich nämlich mehr, z. B. Deinen Jahresbonus als Festgeld anzulegen.


    Stichwort:
    7 Dinge, die Du unbedingt noch 2023 erledigen solltest

    Der Threadstarter wird es wohl nicht mehr schaffen, zum 31.12.2023 eine Sondertilgung durchzuführen.


    Wenn er zum 31.12.2024 sondertilgen will, muß er das Geld bis dahin irgendwie aufbewahren. Man könnte für die erste Tranche ein Festgeld zu 6 Monaten mit einem Tagesgeld kombinieren oder diesen Betrag überhaupt als Tagesgeld stehen lassen. Das bringt zumindest für 6 Monate an die 4% und lohnt sich selbst nach Steuer.


    Längere Festgelder (3 bis 4 Jahre) können noch 3,5% bringen, zum Weltsparen wird ein sicherheitsbewußter Anleger eher nicht gehen.


    Es deutet sich an, daß die Zinsen demnächst wieder sinken. Mit Consumerprodukten hat der Threadstarter das Problem, daß jetzt Januar ist und im Darlehensvertrag Silvester steht.


    Wäre ich betroffen, würde ich die meine Bank fragen, was die zu einer außerordentlichen Sondertilgung sagt. Vielleicht macht die ja ein tolerables Angebot, die den Aufstand mit der Parallelanlage spart?

  • In der unsinnigen Liste steckt vielleicht mehr Weisheit, als man ihr auf den ersten Blick ansieht.

    Das ist bei Aphorismen gern mal so.

    Diesbezüglich speziell berüchtigt war beispielsweise das Delphische Orakel.


    Der Normalfrager hat aber halt nichts davon.

  • dass "könnte" kein Indikativ ist.

    Dem ist kaum zu widersprechen.


    Aber selbst mit indikativem "kann" also "man kann sagen" und den genannten Punkten wäre der Liste logisch kaum zu widersprechen. Ich habe es extra nochmal probiert und laut ausgesprochen. Meine Partnerin hat etwas irritiert geguckt, aber zumindest ich konnte das definitiv sagen und ich glaube jeder Deutschsprachler könnte das.


    Einen Kritikpunkt habe ich aber doch: Wir sollten versuchen, im Forum entweder etwas zu sagen oder nicht und nicht noch Zwischenstufen einbauen. Es ist so schon manchmal kompliziert.