"Lohnt" sich für uns eine Riester-Versicherung?

  • Hier ist unsere Situation:

    – Wir sind verheiratet, zwei Kinder
    – Ich, 41, selbstständig, aktuell 32h/Woche, 100k+ Einkommen, komplett private Altersvorsorge.
    – Meine Frau, 40, angestellt, Teilzeit 30h/Woche, ~36k Einkommen, aktuell in Elternzeit, GRV + kleine Ansprüche aus der VBL.

    Meine Frau verdient aktuell in der freien Wirtschaft und durch Elternzeit/Teilzeit nicht viel. Perspektivisch wird sie aber wieder mehr arbeiten. Dann wäre es auch denkbar, dass sie wieder im öffentlichen Dienst landet. Sie hat promoviert, und könnte damit in TvöD 13/14 landen. Dann sähe die Lage natürlich ganz anders aus.

    Mir ist soweit klar, dass die Produkte aktuell am Markt noch verfügbaren Produkte eigentlich durchgängig Murks sind. Ich frage mich, ob es sich trotzdem lohnen kann, in diesem Fall für meine Frau, einen Riester-Vertrag abzuschließen? Die Idee wäre, nur das notwendige Minimum einzuzahlen, um die staatlichen Zulagen mitzunehmen.

  • Momentan liest man ja überall, dass dieses Jahr bzw. diese Legislaturperiode die Riesterreform kommt. Das würde ich erstmal abwarten. Aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ist Riester auch dann noch Murks...

  • Hallo.


    Deine Frau müsste 1.440 Euro abzüglich 175 Euro und 2× 300 Euro einzahlen, um die volle Zulage zu bekommen. Sollten 665 Euro sein.

    Du könntest Dich mit einem eigenen Vertrag und 60 Euro Eigenbeitrag für 175 Euro Zulage auch ranhängen.

    Sobald die Rahmenbedingungen schlechter werden kann man die Verträge ruhend stellen. Selbst wenn die Verträge Verwaltungskosten von 100% haben, müsste der Anbieter die eigenen Beiträge und die Zulagen garantieren. Wenn die Verträge nicht lange bespart werden, läuft es später auf eine Kleinstbetragsrente hinaus und selbst ein Rentenfaktor von 1 müsste einen nicht abschrecken.


    Ihr könnt also für eine gewisse Zeit Förderung mitnehmen, allerdings wird der prozentuale Anteil von Riester an Eurer Altersvorsorge sehr überschaubar sein, Ihr müsstet definitiv noch anders vorsorgen.

  • Referat Janders Danke für die Übersicht!

    Dass damit nur ein geringer Teil (ihrer) Altersvorsorge abgedeckt wäre, ist klar. Wir sorgen anderweitig bereits recht großzügig via ETF vor. Ich frage mich, ob es trotz entgangener Förderung, nicht sinnvoller sein kann, auch diesen Betrag in einen ETF zu stecken. Hier meine Annahmen dazu:

    * Durch die Beitragsgarantie, kann man innerhalb Riester eigentlich nicht sinnvoll in Fonds/ETF investieren, siehe Fair-Riester/Corona.
    * Daneben sind die aktuellen Garantie-Zinsen weitestgehend gegen null, wenn ich das richtig sehe.

    Im direkten vereinfachten Vergleich (Äpfel/Birnen) kommt da für mich Folgendes raus:

    Riester

    Code
    27 * 300 + 300 + 175 | Förderung
    27 * 12 * 55,41 | Eigenanteil
    38.880 | Endkapital 


    Eigene Anlage, "sicherheitsorientiert"

    Code
    27 * 12 * 55,41 | vereinfacht, 2%/Jahre via Zinsen Berechnen 
    23.755,74 | Endkapital 


    ETF-Sparplan, "chancenorientiert"

    Code
    27 * 12 * 55,41 | vereinfacht, 7%/Jahr via Zinsen Berechnen 
    51.023,28Euro | Endkapital 


    Klar, kann man nicht direkt vergleichen, dass eine ist risikolos und man bekommt Roundabout 20k Zulagen vom Staat. Gleichwohl doch ziemlich ernüchternd, oder?

  • Der Vergleich hinkt an der Stelle.

    Die angenehme Relation von Eigenbeitrag zu Förderung wird es ja nur für wenige Jahre geben. Man riestert dann eben nur für 5 bis 6 Jahre (vielleicht auch weniger) und im Anschluss ist es "Riestergarantie abzüglich Inflation".

  • Der Vergleich hinkt an der Stelle.

    Die angenehme Relation von Eigenbeitrag zu Förderung wird es ja nur für wenige Jahre geben. Man riestert dann eben nur für 5 bis 6 Jahre (vielleicht auch weniger) und im Anschluss ist es "Riestergarantie abzüglich Inflation".

    Meinst du damit, dass ich damit rechnen sollte, dass sich zukünftig die Förderungsbedingungen ändern oder sich das Verhältnis negativ ändert, wenn meine Frau wieder mehr verdienen sollte?

  • M.E. mit letzterem und damit, dass die Kinder irgendwann erwachsen werden bzw. aus der Förderung fallen.

    So ist es.

    Wenn Madame plötzlich 60K pro Jahr verdient, dann rechnet es sich schon anders.


    60K × 0,04 = 2.400 > 2.100

    2.100 - 775 = 1.325


    1.325 Euro für 775 Euro Zulage ???


    Und ohne Kinderzulage macht es erst recht keinen Spaß mehr. Ab da dann besser ETF.

  • Langfristig ist eine breitgestreute Aktienanlage die Altersvorsorge mit der voraussichtlich höchsten Rendite. Daher werden hier ja auch regelmäßig Welt-ETFs empfohlen.


    Aber die "7%" sind natürlich nicht garantiert, es kann auch deutlich weniger sein. Daher sollte man einen Sicherheitsbaustein nicht vergessen.

    Beim Sicherheitsbaustein ist die erwartete Rendite merklich geringer. Die von Dir angesetzten "2%" sind aber sicherlich sehr konservativ.


    Mit dem Riestervertrag kannst Du (wie von Dir berechnet) einen Sicherheitsbaustein erwerben, der in der Rendite irgendwo dazwischen liegt. Die Rendite-Risiko-Relation ist also tendenziell gut.


    Ihr müsst Euch also entscheiden, ob ihr mehr Sicherheitsbaustein oder mehr Risikobaustein benötigt bzw. wollt. Deine Frau hat immerhin eine GRV als Sicherheitsbaustein.

    Letztlich wird es aber nur ein sehr kleiner Baustein in der Altersvorsorge bei Euch sein.

  • Ok. Vielen Dank für die Antworten eurerseits!

    – Unsere Kids sind noch klein (4/1), da hätten wir zumindest noch über 20 Jahre Kinderzulage vor uns.

    – Szenario zwei (Meine Frau verdient wieder mehr) wäre das Realistischere. Wenn dem so sein sollte – prima! – dann fließt automatisch mehr Geld in ihre GRV (und vielleicht auch wieder VBL) und wir legen den Riester wieder still, wenn das Verhältnis aus Einzahlungen und Förderung nicht mehr attraktiv ist.

  • Ok. Vielen Dank für die Antworten eurerseits!

    – Unsere Kids sind noch klein (4/1), da hätten wir zumindest noch über 20 Jahre Kinderzulage vor uns.

    – Szenario zwei (Meine Frau verdient wieder mehr) wäre das Realistischere. Wenn dem so sein sollte – prima! – dann fließt automatisch mehr Geld in ihre GRV (und vielleicht auch wieder VBL) und wir legen den Riester wieder still, wenn das Verhältnis aus Einzahlungen und Förderung nicht mehr attraktiv ist.

    Klingt nach einem vernünftigen Vorgehen. :thumbup: