Was tun mit 700.000 Euro?

  • Liebe alle,


    ich habe etwa 700.000 Euro zur Verfügung, die ich so anlegen möchte, dass sich einerseits der Kapitalgrundstock nicht (wesentlich) verzehrt, aber andererseits auch regelmäßige Ausschüttungen in Form von Zinsen, Dividenden oder Mieteinnahmen ergeben, die zu meinem Lebensunterhalt beitragen.


    Ich bin 41 Jahre alt und bin freiberuflich tätig - Kleinunternehmer, Künstlersozialkasse. Ich habe die Hälfte einer Wohnung geerbt, die mir monatlich 350 Euro Mieteinnahmen einbringt. Meine eigene Miete in einer deutschen Großstadt ist durch genossenschaftliches Wohnen preisstabil und günstig. In den nächsten 20 Jahren werde ich voraussichtlich eineinhalb Wohnungen erben, die einen Teil meiner privaten Altersvorsorge bilden.


    Mit den Bankberatern habe ich in der Vergangenheit nur schlechte Erfahrungen gemacht und keine transparenten, auf mein (eigenwilliges) Lebensmodell zugeschnittenen Empfehlungen bekommen.


    Jemand eine Idee?

  • Moin k_kap ,


    Willkommen im Forum.


    Bei der Summe kannst du dir bestimmt einen leisten den du auch direkt bezahlst und dir das einmal richtig einstielt.

    Hier im Forum wird dir zu Welt-Aktien ETFs geraten und da du Ausschüttungen haben möchtest wäre vielleicht ein Dividenden ETF noch etwas für dich.

    Dann nimmst du Tagesgeld und einen Geldmarkt ETF in den entsprechenden Anteilen damit du dich wohlfühlst und die Schwankungen am Aktienmarkt aushältst und schon ist es fertig. Immobilien würde ich nicht machen und außerdem bekommst du ja noch welche.


    Unabhängige Profis( musst du allerdings bezahlen) die dir bei der Geldanlage helfen findest du hier:

    Liste Honorar-Finanzanlagenberater nach §34h GewO
    Hier finden Sie eine Liste von Honorar-Finanzanlagenberatern nach §34h GewO. Sie wird fortlaufend aktualisiert.
    hartmutwalz.de


    Oder du schaust dir die Finanztipvideos an und wartest auf andere die sich vielleicht mit deinem Speziellen Fall mit der Künstlersozialkasse auskennen.


    Viel Erfolg bei deinen Finanzentscheidungen.

  • Wie viel soll denn monatlich rausspringen, von den monatlich angelegten 700.000 Euro?


    Mal bei einem Klassiker angefangen … wenn Du 60:40 in einen weltweiten Aktien-ETF und Anleihen investierst und für die Aktien einen ausschüttenden FTSE All-World und einen ausschüttenden Anleihen-ETF (AAA Euro-Anleihen) nimmst, kommen monatlich über den Daumen gepeilt gut 1.000,- Euro rein, zzgl. den 350,- aus der Miete.


    Das nur mal als Idee zum Einstieg.

  • Hallo zusammen,

    willkommen im Forum.

    Das Forum ist Teil von Finanztip.

    Hier können Sie Geld selbst.

    Von A bis Z ist alles zu finden.

    Als Bericht oder z.B. als Video.

    Hier ein Einstieg

    Finanztip-Klassiker: So funktioniert unser 4-Töpfe-Prinzip
    Mit unserem Prinzip kannst Du Deine täglichen Finanzen und langfristige Geldanlage optimal organisieren – und es ist super easy.
    www.finanztip.de

    Das lohnt sich auch und gerade für Selbständige.

    LG

  • Wie viel soll denn monatlich rausspringen, von den monatlich angelegten 700.000 Euro?

    Das zweite „monatlich“ in dem Satz ist natürlich Quatsch. Sry.

  • Jemand eine Idee?

    Hallo.


    Wenn Du 500K in einen ETF steckst, dann sollte da gut was an Rendite herauskommen und das Depot entsprechend wachsen.

    Bis dahin könntest Du die restlichen 200K auf Tagesgeld und sonstwas verteilen und Dir monatlich 1.000 Euro zur Unterstützung des Lebensunterhaltes nehmen. Das würde Dich bis kurz vor die 60 versorgen, mit den Zuwächsen des Depots (500K bleiben bestehen) bis zum Rentenbeginn. Ab da könnte man die Entnahmen dann neu berechnen und steigern.


    Das ist nur ein Gedankenspiel, das zeigen soll, dass Du ganz entspannt das Geld in Eigenverwaltung für Dich arbeiten lassen kannst.

  • Hallo k_kap ,

    neben der bereits genannten Quelle zur Liste von Honorarberatern empfehle ich Dir einen intensiven Blick auf den folgenden Blog: https://www.finanzen-erklaert.de/


    Hier finden sich viele Fallbeispiele und Erklärungen zu sicheren Entnahmeraten aus einem größeren Depot in Abhängigkeit zur erwarteten 'Restlebenszeit'.

    Einfach mal in Ruhe einlesen.

    Grundsätzlich wäre natürlich eine Investition in einen ausschüttenden Welt-ETF eine einfache Lösung.

    Die Frage ist halt, ob Die die Ausschüttungsrendite eines Welt ETF (1,8-2% p.a.) ausreicht um Deine finanziellen Bedürfnisse zu erfüllen.

  • ich habe etwa 700.000 Euro zur Verfügung, die ich so anlegen möchte, dass sich einerseits der Kapitalgrundstock nicht (wesentlich) verzehrt, aber andererseits auch regelmäßige Ausschüttungen in Form von Zinsen, Dividenden oder Mieteinnahmen ergeben, die zu meinem Lebensunterhalt beitragen.

    Finanzplanung sollte immer ganzheitlich sein. Insoweit kann es auf die isolierte Frage: "Ich habe hier gerade 700 T€, was soll ich damit machen?" keine sinnvolle Antwort geben.


    Die romantische Vorstellung, man wolle sein Kapital anlegen und nur die Erträge verbrauchen, ist weit verbreitet, aber meistens unrealistisch, weil dabei zu geringe Erträge herauskommen. Wenn Du Dein Geld festverzinslich anlegst, kannst Du aktuell mit vielleicht 3% Zins rechnen (also etwa 20 T€ pro Jahr), davon aktuell ein Viertel Steuer weg, bleiben 15 T€ im Jahr oder etwa 1250 € im Monat. Mit dem "Kapitalerhalt" lügt man sich allerdings etwas in die Tasche, denn die Inflation knabbert Jahr für Jahr ihren Teil weg. Und 700 T€ in 20 Jahren sind bei weitem nicht mehr das, was 700 T€ heute sind, auch wenn die nackte Zahl die gleiche ist. Für einen echten Kapitalerhalt müßtest Du etwa 2% Ertrag zum Kapital legen (also etwa 14 T€ im Jahr). Nur den Rest - immerhin 1000 € pro Jahr - könntest Du wirklich verbrauchen.


    Hier wird allgemein dazu geraten, langfristiges Geld in Aktien anzulegen, genauer gesagt in einen ETF auf einen breiten Welt-Aktien-Index. Ich mache das mit meinem Geld so, aber jeder Anleger ist für seine eigene Anlage selbst verantwortlich. Mein Depot hat sich in den vergangenen 10 Jahren um durchschnittlich 8% vermehrt. "Durchschnittlich" heißt aber halt, daß es in einigen Jahren mehr war, in manchen sogar viel mehr, aber es waren bei den 10 Jahren auch 3 Verlustjahre dabei. Das muß man als Anleger aushalten können, und ob Du das aushalten kannst, kann keiner ahnen.


    Manche Leute sagen, man solle bei langfristigem Geld festverzinsliche Anlagen und Aktien mischen, je nach Risikotragfähigkeit in unterschiedlichen Prozentsätzen. Die Stiftung Warentest nennt das "Pantoffelportfolio" und schlägt für eine konservative, ausgewogene und chancenbewußte Strategie 75%/25%, 50%/50% und 25%/75% Anteile für festverzinsliche Papiere und Aktien-ETFs vor.


    Beantworten mußt Du Dir die Frage selber, in welche Gruppe Anleger zu zählst.


    Wenn Du bisher keine Anlageerfahrung hast, ist es ratsam, daß Du Dir mal ein einschlägiges Buch reinziehst, etwa von Gerd Kommer, Martin Weber, Hartmut Walz oder Thomas Kehl.


    Hartmut Walz nennt die Leute, die sich selbst als "Bankberater" bezeichnen, deutlich treffender "Finanzprodukteverkäufer". Es ist nützlich, das im Kopf zu behalten, wenn Deine Bank Dich nervt, man müsse mit dem Geld doch etwas machen. Sollte man vermutlich, aber besser, man nimmt sich die Zeit und fragt und liest sich in einem Vierteljahr selber schlau, als daß man den Finanzprodukteverkäufer machen läßt. Jeder Verkäufer will Geld verdienen, was nicht primär unseriös ist. Jeder Dienstleister muß von irgendetwas leben. Dennoch sollte sich jeder prospektive Kunde fragen, ob er den Verkäufer bezahlen möchte und was er an Dienstleistung für sein Geld tatsächlich bekommt.

  • Vielen Dank für die Anregungen! Auch für die Buchtipps, die ich mir in der Bibliothek besorgen werde. Ich lasse mir Zeit mit einer Entscheidung und bin erstmal froh, auf dieses Forum gestoßen zu sein, in dem ich, sobald ich Zeit habe, noch weiter lesen werde.


    Das Kapital kann bis zum "Ruhestand" angezehrt werden, und sei es durch Inflation. Mit meiner freiberuflichen Tätigkeit verdiene ich eher gering und eine Mischkalkulation aus Honoraren, Mieteinnahmen und Kapitalerträgen würde das prekäre Einkommen abfedern. Ich würde es antasten, aber auf kluge Weise, um lange etwas davon zu haben.


    Zunächst versuche ich herauszufinden, was der Betrag tatsächlich bedeutet und man damit machen kann. Zu dem Geld bin ich durch Glück gekommen, 2013 habe ich für unter 10 € pro Einheit Bitcoin gekauft. Bin also Volatilität, Auf- und Abs und lange Zeithorizonte gewohnt. Trotzdem ist jetzt an der Zeit, aus dem Risiko auszusteigen.

  • Mit den Bankberatern habe ich in der Vergangenheit nur schlechte Erfahrungen gemacht und keine transparenten, auf mein (eigenwilliges) Lebensmodell zugeschnittenen Empfehlungen bekommen.

    Wie kann und soll es auch anders sein ?


    Siehe beispielsweise schon hier

    Hartmut Walz nennt die Leute, die sich selbst als "Bankberater" bezeichnen, deutlich treffender "Finanzprodukteverkäufer". Es ist nützlich, das im Kopf zu behalten, wenn Deine Bank Dich nervt, man müsse mit dem Geld doch etwas machen.

    (Seltene) Ausnahmen von dieser Regelung bestätigen letztlich (leider) nur diese Regel ...

    Ich habe die Hälfte einer Wohnung geerbt, die mir monatlich 350 Euro Mieteinnahmen einbringt.

    Immerhin - auch wenn ich kein Freund oder gar Fan von formal-juristisch gesehen "halben" Immobilien bin (würde hier aber zu weit führen). Besser als nix ist es allemal.

    In den nächsten 20 Jahren werde ich voraussichtlich eineinhalb Wohnungen erben, die einen Teil meiner privaten Altersvorsorge bilden.

    Das kann man im "Hinterkopf" behalten ("voraussichtliches Erbe in den nächsten 20 Jahren") - aber man sollte es nicht als "gegeben" in (s)eine Finanz-, Altersvorsorge - oder Ruhestandsplanung fest einplanen. Schlicht meine Lebenserfahrung.


    Das Thema "Immobilien" würde ich aufgrund dieser Sachlage (s. o.) - aber auch aufgrund dieser Aussage

    Mit meiner freiberuflichen Tätigkeit verdiene ich eher gering und eine Mischkalkulation aus Honoraren, Mieteinnahmen und Kapitalerträgen würde das prekäre Einkommen abfedern.

    (nachträglich gefettet von mir)


    nicht weiter verfolgen bzw. nicht noch weiter ausbauen.

    Meine eigene Miete in einer deutschen Großstadt ist durch genossenschaftliches Wohnen preisstabil und günstig.

    Obwohl "nur" ein Mietvertrag und eine Art "Status" kann dies heutzutage und hierzulande - insbesondere in "einer deutschen Großstadt" - nahezu wie ein eigenständiger "Vermögenswert" angesehen werden.


    Ganz generell: Würde nix überstürzen und mir auf jeden Fall sprich unbedingt erstmal ein gewisses Basis- bzw. Grundwissen aneignen bzw. anlesen (keine Geheim- oder Raketenwissenschaft).


    Vor jeder Anlage kommt - nach meinem Dafürhalten - die Versicherungsseite (bin da kein Freund von; Motto eher: Nur das unbedingt Nötige, das aber unbedingt). Da wäre vielleicht mal ein Check eine Option in Richtung eventuelle Verbesserungen, ggf. Ergänzungen usw.


    Würde mich - vor der Anlage - auch mal mit den Themen objektive und subjektive Risikotragfähigkeit beschäftigen (kann identisch sein, aber auch (stark) voneinander abweichen). Das Thema entscheidet letztlich über Deine zu Dir und Deiner Situation "passende" Asset-Allokation (Gewichtung risikoarme Anteil/risikoreicher Anteil).


    Aus der Hüfte geschossen: Als einfache aber sinnvolle Lösung könnte hier auch eine schlichte Kombi aus Tagesgeld ggf. mit einem Anteil Festgeld in Kombination mit 1 oder 2 weltweiten Aktien-ETFs in Betracht kommen.


    Gratuliere übrigens zu dem Fortune (Einstieg in Bitcoin zum Preis von < 10 €). Hatte damals ein Angebot (von einem jungen Mitstreiter) für einen ähnlich niedrigen Preis einzusteigen. Habe ich aber damals nicht gemacht - weil ich zwar den Gedanken genial fand (z. B. den Aspekt von Staaten und Notenbanken nicht manipulierbares sprich beliebig im Wert verwässerbares "Geld", da die Menge an Bitcoins von Anbeginn an limitiert) und bestens verstand; aber schon in seinen ersten Sätzen diverse (technische) Begriffe auftauchten, bei denen ich dann auf meine Nachfrage hin in seinen Antworten selbst die folgenden Begriffe als seine "Erklärungen" wieder nicht verstanden hatte. Und da ich nur in das investiere, wass sich wenigstens halbwegs verstehe ... Künstlerpech sozusagen. Sollte Bitcoin wirklich global reüssieren, wird das von den Staaten und staatlichen Notenbanken vermutlich ohnehin verboten werden (oder regulatorisch "abgewürgt"). Das staatliche "Geldmonopol" können und werden sich die Staaten nicht aus der Hand nehmen lassen. Und eine wirkliche Konkurrenz dazu dürfte auch nicht erwünscht sein (so schlecht wie das staatliche Papiergeld geworden ist; bzw. so fragil auch als Konstruktion (siehe beispielsweise die europäische Einheitswährung)). Das nur am Rande.



    Gutes Einlesen, gute Gedanken und ebensolche Entscheidungen wünsche ich Dir !

  • Vielen Dank für die Anregungen! Auch für die Buchtipps, die ich mir in der Bibliothek besorgen werde. Ich lasse mir Zeit mit einer Entscheidung und bin erstmal froh, auf dieses Forum gestoßen zu sein, in dem ich, sobald ich Zeit habe, noch weiter lesen werde.

    Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst!


    Ein eigenwilliges Lebensmodell hält Dir hier keiner vor. Du mußt auch von Deinen Verhältnissen nichts erzählen, wenn Du nicht willst. Allerdings werden die Ratschläge besser, wenn Du mehr von Deinem Leben verrätst.


    Es macht beispielsweise einen Unterschied, ob Dein Geld "bis zum Ruhestand" reichen muß (das wären 25 Jahre) oder bis zum Abflug in die ewigen Jagdgründe. Wenn man seinen Ruhestand selber finanziert, würde ich mit Abflugalter 90 rechnen, das wäre die doppelte Zeit. Es wäre ja unersprießlich, wenn das Geld aus ist, man selber aber noch fidel. Mit den Prognosen für die Zukunft ist das bekanntlich ja immer so eine Sache, allerdings dürfte man für die nahe Zukunft weniger daneben liegen als für die fernere solche. Ich habe diesbezüglich im Hinterkopf einen Netzbekannten, der mit 58 aus gesundheitlichen Gründen (Herzinfarkt) in den Ruhestand gegangen ist. Jetzt ist er 88. Hätte der gepeilt: "Mehr als 80 werde ich nicht!" hätte er sich mit dieser Annahme verpeilt.


    Wenn Dir Dein Geld über Bitcoins zugeflogen sein sollte, sinkt die Schwankung Deines Vermögens mit jeglichem anderen Anlageinstrument. Der Durchschnittsdeutsche hat bekanntlich eine namenlose Furcht vor Aktien. Ja, die schwanken (dieses Jahr bereits ziemlich nach oben), aber sie schwanken weniger als Bitcoins. Zumindest eine Mischung von Aktien mit Renten scheint aus Renditegründen schon angezeigt.


    Übrigens: Wenn Du wenig "normales" Einkommen hast (Die Grenze liegt etwa bei 23.000 € zu versteuerndem Einkommen, ändert sich aber jedes Jahr), dann ist die Normalversteuerung von Kapitalerträgen günstiger als die Abgeltungsteuer (Stichwort: Günstigerprüfung). Das heißt: In diesem Fall lohnt sich eine Steuererklärung, die einem die Abgeltungsteuer eigentlich erspart.