Krankenhauszusatzversicherung mit (Herz-)Vorerkrankung

  • Hallo zusammen,


    mein GKV-versicherter Bruder möchte eine Krankenhauszusatzversicherung abschließen. Bei ihm wurde letztes Jahr jedoch eine Diagnose bezogen auf eine Herzerkrankung gestellt. War eher ein Zufallstreffer und ist laut Kardiologe halb so schlimm und muss nicht behandelt werden. Im Arztbrief steht folgendes:


    "Koronare Atherosklerose mit nicht-verkalkter Plaque der LAD, keine Koronarstenosen"


    Gibt es Anbieter, die einen mit dieser Diagnose noch versichern? Bei der DKV gab es direkt eine Ablehnung.


    Viele Dank für eure Unterstützung

    Marco

  • Ich wollte damals - auch mit diversen Vorerkrankungen - eine Pflegeversicherung abschließen und habe mich an ein Vergleichsportal gewandt. Es gab eine sehr gute telefonische Beratung dazu. Die wussten gut, welche Anbieter etwas lockerer sind mit der Gesundheitsprüfung. Ich habe im Fragebogen alle Erkrankungen angegeben und die Versicherung bekommen. Allerdings ist auch ein Vergleichsportal letztlich natürlich ein Makler 🤷🏼‍♀️


    Es gibt ja auch Versicherungen, die mit der GKV zusammenarbeiten und Zusatzversorgung wie z.B. Barmenia. Nach meiner Krebserkrankung wollte mir niemand eine Zahnzusatzversicherung geben außer der Barmenia.


    Vielleicht wären das Optionen? Letztlich denke ich, Versuch macht klug… Aber auf jeden Fall im Gesundheitsfragebogen alles angeben. Sonst könnte es im Leistungsfall Probleme geben.

  • Wofür würde der Bruder die Zusatzversicherung denn abschließen (Zweibett, Chefarzt...?) und was kosten die Extras, wenn er sie bei Bedarf einfach selbst bezahlt? Würde es ihn finanziell ruinieren? Lohnt sich das wahrscheinlich für ihn? Insgesamt über alle Versicherten darf es sich nicht lohnen, sonst würde die Versicherung pleite gehen.

  • Wofür würde der Bruder die Zusatzversicherung denn abschließen (Zweibett, Chefarzt...?) und was kosten die Extras, wenn er sie bei Bedarf einfach selbst bezahlt? Würde es ihn finanziell ruinieren? Lohnt sich das wahrscheinlich für ihn? Insgesamt über alle Versicherten darf es sich nicht lohnen, sonst würde die Versicherung pleite gehen.

    Ob sich das lohnt, ist doch eine ganz andere Frage. Man möchte einfach ein Risiko absichern. Das ist wie eine Wette. Hat er viel Behandlungsbedarf, hat er „gewonnen“, wobei ihm wahrscheinlich lieber ist, wenn das nicht der Fall ist, denn das würde bedeuten, dass es ihm schlecht geht. Das will er sicher nicht. Geht es ihm gut, hat die Versicherung Geld verdient.

  • Schon klar. Ich wollte nur das Ausmaß des Risikos hinterfragen bzw. zum Nachdenken anregen, ob das Verhältnis zwischen tatsächlichem Aufwand und erwartbarem Nutzen stimmt. Zusätzlich zum finanziellen Beitrag kommen Produktauswahl und Betrieb incl. möglicher Schadenregulierung plus Ärger damit. Gerade "kleine" Versicherungen verursachen viel Aufwand relativ zum Nutzen (Gegenbeispiel: Auslandsreisekrankenversicherung kostet fast nichts, kann aber fünfstellige Schäden abdecken).


    Bei der Geldanlage gibt es das auch z.B. beim VwL-Sparen oder auch beim Riestern. Ist ja ganz nett, aber wenn ich mich tagelang mit den komplizierten Regelungen und der Produktauswahl beschäftige und mich danach erschöpft zurücklehne, denn hat mich der Kleinkram vom eigentlichen Thema abgebracht.

  • Das stimmt, aber Beispiel: Chefarztbehandlung - kann schon ganz sinnvoll sein. Ich hatte keine Versicherung dafür. Mein Beispiel: Komplizierte Schulter-OP. Voruntersuchung erfolgte durch en Chefarzt, OP dann durch einen jungen, unerfahrenen Chirurgen. Ergebnis: Murks. Schmerzen bestanden weiter. Zwei aufwendige OPs folgten (natürlich nicht mehr in diesem Krankenhaus). Ich habe immer gesagt, Chefarztbehandlung brauche ich nicht. Das sehe ich mittlerweile anders. Leider versichert mir das jetzt kein Unternehmen mehr. Oder nur zu horrenden Kosten…


    Aber das hilft Marco jetzt leider auch nicht weiter…

  • Man kann natürlich alles versichern. Sinnig ist es aber meist, sich gegen existentielle Risiken abzusichern, also diese, die die Existenz finanziell bedrohen. Ein Zweibettzimmer können viele auch so einfach buchen. Und auch eine Chefarztbehandlung lässt sich mit Sicherheit selbst bezahlen. Aber jeder wie er mag.

  • Das stimmt, aber Beispiel: Chefarztbehandlung - kann schon ganz sinnvoll sein. Ich hatte keine Versicherung dafür. Mein Beispiel: Komplizierte Schulter-OP. Voruntersuchung erfolgte durch den Chefarzt, OP dann durch einen jungen, unerfahrenen Chirurgen.

    Ob der Chefarzt jeweils der beste Chirurg ist (und ob der heute einen guten Tag hat) ist auch nicht gesagt. Allerdings kommt der Außenstehende regelmäßig an die Info nicht heran, wer der erfahrendste/beste Chirurg der betreffenden Abteilung ist - und das ist noch nicht einmal das einzige Kriterium. Ich habe mal einen erlebt, der traumhaft schnell war und mir traumhaft versiert schien - aber auch der hatte seine Fehlschläge. Selbstvertrauen schlägt schneller in Overconfidence um, als man erwartet.

    Zwei aufwendige OPs folgten (natürlich nicht mehr in diesem Krankenhaus).

    Das kann Dir überall passieren, auch in nicht mehr diesem, sondern einem anderen Krankenhaus.

    Ich habe immer gesagt, Chefarztbehandlung brauche ich nicht. Das sehe ich mittlerweile anders. Leider versichert mir das jetzt kein Unternehmen mehr. Oder nur zu horrenden Kosten.

    Sicherheit kann man nicht kaufen. Nicht in der Geldanlage (das ist unser Thema hier), nicht in der Medizin. Ganz allgemein im Leben nicht. Das Leben ist und bleibt ein Risiko.

  • Sicherheit kann man nicht kaufen. Nicht in der Geldanlage (das ist unser Thema hier), nicht in der Medizin. Ganz allgemein im Leben nicht. Das Leben ist und bleibt ein Risiko.


    Das ist natürlich richtig. Aber jeder handelt aus der eigenen Erfahrung heraus. Für mich gilt: Ich versuche, mich vor der nächsten OP gründlicher zu informieren, in welcher Klinik wie viele Eingriffe der entsprechenden OP jährlich durchgeführt werden. Ich habe mir für die anderen zwei OPs dann zwei Chirurgen herausgesucht, die auf der Focusliste stehen, mit super Ergebnissen. Aber wie Du schon richtig geschrieben hast, soll das ja hier nicht das Thema sein. 😊

  • Ich verstehe die Fixierung auf Chefarzt auch nicht. Also bei mir ging es ab 30 körperlich eher abwärts und im Prinzip denke ich, dass auch jemand der in den 70ern seine Ausbildung hatte vielleicht nicht immer auf der Höhe der Zeit ist, was die Methoden angeht (jaja, Weiterbildungen...).

    Dagegen spricht natürlich mehr Erfahrung, aber wirklich im Operieren oder eher mehr Erfahrung in Klinik-Politik? :/

  • Ich bin da vollkommen bei der Mehrheit hier und habe für mich ebenfalls entschieden, dass ich eine entsprechende Zusatzversicherung nicht benötige: Chefarzt nicht notwendig, Einbettzimmer notfalls selber zahlen, usw.


    Danke für den Tipp mit Barmenia, das gebe ich ihm mal weiter. Auf den ersten Blick war das einer der wenigen Versicherer, der mit Herzerkrankung nicht sofort ablehnt sondern sich zumindest mal die Diagnose geben lässt.

  • Müsste der Chefarzt nicht eher weniger Zeit zum Operieren haben, weil er mehr Zeit mit Administrieren verbringt?


    Der Rektor einer Schule macht ja auch nicht den besten Unterricht, nur weil er die Gesamtverantwortung trägt.

  • Sorry für die Verspätung, ich musste erst mal den ganzen Falschgeld-Spam wegklicken.


    Erst mal zur Versicherbarkeit: Schwierig. Eine koronare Atherosklerose ist keine Kleinigkeit, siehe https://flexikon.doccheck.com/de/Koronare_Herzkrankheit. Da kommt wieder der traurige Grundsatz zum Tragen: "Ein brennendes Haus kann man nicht versichern".


    Zum Thema Chefarzt mache ich es mir mal einfach und zitiere unsere Website "Auswahlkriterien Krankenversicherung" und "Krankenversicherung im Krankenhaus".


    „Chefarztbehandlung“ (richtigerweise „Wahlarztbehandlung“) heißt, dass Sie sich selbst Ihren Behandler oder Operateur aussuchen können. Oft wird tatsächlich der Chefarzt die erste Wahl sein, manchmal aber auch ein Oberarzt mit mehr spezifischer Operationserfahrung. Sehr selten ist es der gerade diensthabende junge Assistenzarzt, der „zum ersten Mal einen Bauch aufschneidet“.


    Und schon gar nicht „PJ-ler“ (Medizinstudenten im praktischen Jahr), die (vor allem bei gesetzlich Versicherten) laut einer Umfrage des Marburger Bunds häufig schon ärztliche Aufgaben übernehmen.


    Manchmal begegnen uns bei der Beratung Vorurteile wie „Chefärzte sind alt und tatterig und operieren kaum noch“. Einspruch! Wir betreuen viele Chefärzte und jeder von Ihnen trägt die Bezeichnung „Chef“ zu Recht – weil er die größte Erfahrung hat, Operationen am häufigsten ausgeführt hat und bei ihm deshalb das Fehlerrisiko am geringsten ist. Jeder Chefarzt war vorher Oberarzt – und wird mit dem Titel „Chef“ nicht direkt senil.


    Unser Tipp: Fragen Sie doch einfach einen der anderen Ärzte aus der Abteilung, bei wem er sich operieren lassen würde – beim Chef oder beim Oberarzt. Und den wählen Sie dann aus.

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
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