Sinnhaftigkeit einer Berufsunfähigkeit

  • Danke Nordisch für diese sehr treffenden Anmerkungen! :thumbup:


    "Überversicherung" ist bei der Berufsunfähigkeitsversicherung grundsätzlich kein Problem. Wenn die Summe "legal" abgesichert wurde, dabei spielen die sog. "Annahmerichtlinien" der Versicherer eine Rolle, dann darf man auch eine Berufsunfähigkeitsrente absichern, die über dem (aktuellen) eigenen Einkommen liegt.


    Kurz formuliert: Die BU ist eine Summenversicherung, die eine versicherte Summe versichert, keine Schadenversicherung, die einen entstandenen Schaden abdeckt.


    Nur bei den Dynamiken muss man dann ggf. aufpassen wie FinanztipUser richtig schreibt.

    Dr. Schlemann unabhängige Finanzberatung GmbH & Co. KG
    Von Finanztip empfohlene Spezialisten für Berufsunfähigkeit und private Krankenversicherung | Angaben gem. § 11 VersVermV, § 12 FinVermV: https://schlemann.com/erstinformationen | Beiträge in der Finanztip Community erstelle ich mit größtmöglicher Sorgfalt, jedoch ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Deren Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.

  • Noch eine Frage:


    Bei unserer Swisslife BU gibt's für die Elternzeit die Option BU+ Protect.

    Dann bezahlt man nur 5€ monatlich.


    Das hat uns natürlich niemand im Vorfeld der vier Jahre Elternzeit gesagt. So ganz verstehe ich es auch nicht. Müssen wir uns ärgern (110€ - 5€ ) * 48 Monate, also grob 5000€, unnötigerweise ausgegeben zu haben? Kann man das nachträglich machen?


    Danke vorab :)

  • Zitat

    Habe vor kurzem lange mit einem Alleinstehenden gesprochen, der überlegt seine BU zu kündigen. Wenn er berufsunfähig werde, bekäme er soviel Bürgergeld, dass keine große Lücke entstünde sagt er.

    Das ist eine Milchmädchen-Rechnung, weil Bürgergeld und BU ganz andere Bedingungen haben:


    Wer ohne BU arbeitsunfähig wird, erhält bis Woche 6 100% Lohnfortzahlung vom AG, danach bis Woche 78 60% Krankengeld und rutscht dann in ALG-I oder Bürgergeld - theoretisch. Ein LKW-Fahrer, der nicht mehr fahren kann, kann aus Sicht "des Amts" immer noch 8h Bürojob machen. Oder 6h oder 3h... Und man bedenke: Bürgergeld ist Miete (Wohnungsgröße wird vorgeschrieben!) + 502 EUR. Vermögen darf maximal 40k betragen. Erwerbsminderungsrente gibt's meines Wissens nach nicht auf's Bürgergeld obendrauf, sondern es wird miteinander verrechnet. Sprich: Nicht 300 EUR Erwerbsmindertenrente + 502 EUR Bürgergeld, sondern 300 EUR + 202 EUR.


    Wer mit Absicherung berufsunfähig wird, erhält bis Woche 6 100% Lohnfortzahlung vom AG, danach bis Woche 78 60 Krankgeld und hat im Optimalfall eine Krankentagegeldversicherung, die die fehlenden 40% aufstockt oder zumindest abmildert. BUVs zahlen bei mehr als sechs Monaten Arbeitsunfähigkeit auch rückwirkend! Des Weiteren berücksichtigt die BUV den eigentlichen Beruf, muss also zahlen, wenn der LKW-Fahrer nicht mehr fahren kann. Sie ist in der Regel sehr viel höher als Miete+502 EUR und schreibt weder Wohnungsgröße noch sonstiges Vermögen vor.


    Also ja, BUVs sind teuer (und man muss sicherlich einiges an medizinischen Gutachten einreichen, bis sie zahlen). Im Ernstfall aber ausschlaggebend, ob man sein restliches Leben am finanziellen Abgrund verbringt oder nicht ;)


    Und die Büroarbeiter, die sich so sicher fühlen ("Wenn mir die Beine abfallen, kann ich immer noch arbeiten!") vergessen oft, dass Rückenprobleme (Bandscheibenvorfälle, etc.) und psychische Erkrankungen (Burnout, Depression, etc.), sowie Krebs jeden treffen können. Ebenso sind Erkrankungen von Händen (Rheuma, Sehnenscheidenentzündung, Karpaltunnel) und Augen ein Problem.

  • Dr. Schlemann: ich hoffe die Erwähnung ist okay. Ich glaube du kannst mir diese Frage eventuell beantworten. Danke Dir vorab!

    Ich bin ja immer mehr ein Freund von "Papier" (na gut, PDFs) und Versicherungsbedingungen als von bunten Videos. Haben Sie bei Abschluss keine Police mit Unterlagen nach VVG und allen Versicherungsbedingungen erhalten?

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  • Ab Seite 10 stehen die Details zu BUprotect. Man zahlt zwar nur 5 EUR, bekommt aber auch nur 70% der Leistungen bei Berufsunfähigkeit, Beitrags- und Leistungsdynamik sind ebenfalls pausiert. Nachträglich wird das wohl nicht mehr gehen. Würde sich dann ja jeder wünschen wenn er weiß, dass er nicht berufsunfähig geworden ist. Ob man Ihnen aus Kulanz trotzdem etwas entgegenkommt kann ich nicht einschätzen. Einfach mal bei Swiss Life versuchen - fragen kostet ja nichts.


    War meine Antwort hilfreich? Dann freue ich mich über eine positive Rückmeldung über den grünen Smiley-Button unten rechts. :)

  • Ab Seite 10 stehen die Details zu BUprotect. Man zahlt zwar nur 5 EUR, bekommt aber auch nur 70% der Leistungen bei Berufsunfähigkeit, Beitrags- und Leistungsdynamik sind ebenfalls pausiert. Nachträglich wird das wohl nicht mehr gehen. Würde sich dann ja jeder wünschen wenn er weiß, dass er nicht berufsunfähig geworden ist. Ob man Ihnen aus Kulanz trotzdem etwas entgegenkommt kann ich nicht einschätzen. Einfach mal bei Swiss Life versuchen - fragen kostet ja nichts.


    War meine Antwort hilfreich? Dann freue ich mich über eine positive Rückmeldung über den grünen Smiley-Button unten rechts. :)

    Ich habe nun tatsächlich bei der Swiss einmal auf Kulanz angefragt.


    Zu meinem Erstaunen würde man uns für 6 Monate BU+ Protect tatsächlich als kleine Kulanz anbieten. D.h. 70% Leistung bei 5€ / Monat statt 110€.


    Ich sehe hier erst Mal kein Problem. Insofern keine BU Eintritt natürlich.


    Ich glaub das machen wir. Was sagt ihr dazu?

  • Na wunderbar, dann war mein Tipp ja ganz nützlich und hat Ihnen 630 EUR eingebracht. :)


    Waren Sie in den 6 Monaten BU? Wenn nein, dann stören die 70% Leistung nicht wirklich, oder? :)

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  • Freut mich sehr! Für so schöne positive Erfahrungen könnte man übrigens vermutlich auch die die Rubrik https://www.finanztip.de/erfah…bhaengige-finanzberatung/ nutzen. :)

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  • Entweder ist man aus anderen Quellen (Vermögen, Beamtenstatus, Miet- und sonstige Einkünfte, etc.) so abgesichert, dass man keine BU braucht.

    Korrektur: Auch mit Beamtenstatus ist eine BU (bzw. DU) anzuraten. Die Absicherung reicht bei weitem nicht aus.

    Taxation is not charity. It is not voluntary. As we shrink the state and make government smaller, we will find that more and more people are able to take care of themselves.


    Grover Norquist

  • Korrektur: Auch mit Beamtenstatus ist eine BU (bzw. DU) anzuraten. Die Absicherung reicht bei weitem nicht aus.

    Ich würde mal argumentieren: Im Gegensatz zur Erwerbsminderungsrente der GRV ist die Absicherung zumindest existenzsichernd! Für einen Lebensstandard wie vorher ist eine ergänzende BU/DU sicher notwendig, sofern nicht noch andere Einkünfte bestehen…

  • Im Gegensatz zur Erwerbsminderungsrente der GRV ist die Absicherung zumindest existenzsichernd!

    Es kommt darauf an....


    In den ersten drei Jahren nach der Ausbildung gibt es keinerlei Absicherung.

    Danach gibt es ca. 20 Jahre lang nur eine Mindestversorgung von ~1900 Euro brutto, aus der neben Steuern noch die PKV gezahlt werden darf. Existenzsicherung sieht anders aus...

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    Grover Norquist

  • Es kommt darauf an....


    In den ersten drei Jahren nach der Ausbildung gibt es keinerlei Absicherung.

    Danach gibt es ca. 20 Jahre lang nur eine Mindestversorgung von ~1900 Euro brutto, aus der neben Steuern noch die PKV gezahlt werden darf. Existenzsicherung sieht anders aus...

    Wer Steuern zahlen muss, dessen Existenz ist gesichert. (Existenzminimum ist steuerfrei.)

  • Wer Steuern zahlen muss, dessen Existenz ist gesichert. (Existenzminimum ist steuerfrei.)

    Ganz neue Sichtweise: Mit meinen gezahlten Steuern sichere ich meine Existenz. :)

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  • Danach gibt es ca. 20 Jahre lang nur eine Mindestversorgung von ~1900 Euro brutto, aus der neben Steuern noch die PKV gezahlt werden darf.

    Genau, nach anteiliger PKV und ggf. Steuern bleiben dann wie viel etwa übrig? 1500€ netto? Entspricht ziemlich genau der durchschnittlichen Rente in Deutschland, die dann aber brutto… 😉

    Demnach hätte der Großteil der Rentner in Deutschland netto (!) keine Existenzsicherung! 🤔


    Der Riesenvorteil des Ruhegehalts besteht in meinen Augen nicht in der Betragshöhe, sondern in der ausbleibenden Bedarfsprüfung, wenn man mal genauer drüber nachdenkt. Deswegen reichen ja in Punkto BU/DU auch geringere Summen. Bei Angestellten werden ja im Fall der Grundsicherung alle sonstigen Einkünfte und Vermögenswerte berücksichtigt und eben angerechnet!

  • Genau, nach anteiliger PKV und ggf. Steuern bleiben dann wie viel etwa übrig? 1500€ netto? Entspricht ziemlich genau der durchschnittlichen Rente in Deutschland, die dann aber brutto… 😉

    Demnach hätte der Großteil der Rentner in Deutschland netto (!) keine Existenzsicherung! 🤔

    Roundabout, ja. Der Vergleich mit Rentnern hinkt aber insoweit, als dass man sich dann in einer Lebensphase befindet, in der man einiges mehr an Geld benötigt (Immobilienkauf/bau, Familiengründung usw.).



    Der Riesenvorteil des Ruhegehalts besteht in meinen Augen nicht in der Betragshöhe, sondern in der ausbleibenden Bedarfsprüfung, wenn man mal genauer drüber nachdenkt. Deswegen reichen ja in Punkto BU/DU auch geringere Summen.

    Bedarfsprüfung gibt es keine, weil wir uns ja im Alimentationsprinzip befinden.


    Wir können das aber gerne einmal mit meinen Werten durchspielen.

    Ich habe dieses Jahr 25-jähriges Dienstjubiläum, bin in der Besoldungsgruppe A11, Erfahrungsstufe 7 in der allgemeinen Bundesverwaltung. Bruttobesoldung laut Tabelle 5151,04.


    Würde ich heute dienstunfähig werden, hätte ich ein Ruhegehalt von 3001,08. Also ziemlich genau 2000 € weniger (bzw. 40%). Nach Steuern bleiben 2600 €.

    Ziehen wir die PKV ab, sind es noch ca. 2400 €. Nach Immobilienfinanzierung noch 1300 € - Steigerungen nach Ablauf der Zinsbindung nicht eingepreist. Und das sind nur die großen Brocken, Rücklagen etc. noch nicht eingepreist.


    Ergibt die BU deiner Ansicht nach nun Sinn oder nicht? ;)

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    Grover Norquist