Berufsunfähigkeitsversicherung Darum ist die Berufsunfähigkeitsversicherung ein Muss

Finanztip-Expertin für Versicherungen
Das Wichtigste in Kürze
So gehst Du vor
Inhalt
Bandscheibenvorfall, Depression, Krebs oder Long-Covid – eine solche Diagnose kann das berufliche Ende bedeuten. Jeder Vierte wird im Laufe seines Arbeitslebens mindestens einmal berufsunfähig. Wer dann ohne Einkommen dasteht, dem droht der finanzielle Ruin. Die staatliche Hilfe durch die Erwerbsminderungsrente ist knapp bemessen und greift nicht in allen Fällen. Deswegen sollten Berufstätige frühzeitig über eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) nachdenken.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sichert Dein monatliches Gehalt ab, wenn Du aus gesundheitlichen Gründen längere Zeit oder gar nicht mehr arbeiten kannst. Bei festgestellter Berufsunfähigkeit zahlt die Versicherung eine vereinbarte monatliche Rente.
Einer Berufsunfähigkeit geht oft eine längere Arbeitsunfähigkeit voraus. Bei einem Knochenbruch wird Dich Deine Ärztin oder Dein Arzt vermutlich erst einmal krankschreiben. Sehr wahrscheinlich wirst Du also nach einer Krankschreibung, Operation oder Reha wieder auf die Beine kommen.
In den ersten sechs Wochen bekommst Du weiterhin Deinen Arbeitslohn, sofern Du in einem Arbeitsverhältnis stehst. Bist Du länger krank, zahlt Dir die gesetzliche Krankenkasse ein Krankengeld für maximal 72 Wochen. Privatversicherte und Selbstständige erhalten entsprechende Leistungen aus einer Krankentagegeld-Versicherung.
Berufsunfähigkeit geht über eine Arbeitsunfähigkeit weit hinaus. Berufsunfähig bist Du per Definition, wenn Du Deinen letzten Beruf, so wie er ohne gesundheitliche Beeinträchtigung ausgestaltet war, voraussichtlich auf Dauer nicht mehr ausüben kannst (§ 172 Abs. 2 VVG). Deine Beeinträchtigung ist also so schwerwiegend, dass eher von einer dauerhaften Einschränkung in Deinem Beruf auszugehen ist.
Ob Du nach einer Krankheit oder einem Unfall dauerhaft beeinträchtigt bist, ist aber oft nur schwer einzuschätzen. Daher zahlt eine Berufsunfähigkeitsversicherung bereits dann eine Rente, wenn Deine Berufsunfähigkeit voraussichtlich länger als sechs Monate bestehen wird. Das reicht der Versicherung, um davon auszugehen, dass auf absehbare Zeit keine Besserung des Gesundheitszustandes zu erwarten ist.
Außerdem musst Du nicht vollkommen berufsunfähig sein. Es reicht, dass Du mindestens 50 Prozent Deiner Arbeit aufgrund von Krankheit oder Unfall nicht mehr erledigen kannst. Das bedeutet: Du hast mindestens die Hälfte Deiner Leistungsfähigkeit verloren und kannst für Deinen Beruf wichtige Tätigkeiten nicht mehr ausüben oder nur noch eine geringe Anzahl an Stunden arbeiten. Warst Du beispielsweise zuletzt 40 Stunden beschäftigt, dann bist Du für die Versicherung berufsunfähig, wenn Du voraussichtlich auf Dauer nur noch 20 Stunden oder weniger arbeiten kannst.
Zudem prüft die Versicherung in der Regel nur, ob Du Deinen aktuellen oder letzten Beruf nicht mehr wie gewohnt ausüben kannst. Verzichtet die Versicherung auf eine abstrakte Verweisung, dann spielt es keine Rolle, ob Du noch in einem anderen Beruf arbeiten könntest.
Wenn Deine Berufsunfähigkeit feststeht, zahlt Dir die Versicherung die im Vertrag vereinbarte monatliche Berufsunfähigkeitsrente. Das zuvor erzielte Einkommen hat dabei keine Bedeutung.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine der wichtigsten Versicherungen. Sie springt ein, wenn Du kein eigenes Einkommen mehr erwirtschaften kannst. Ohne Absicherung kann Dich diese Situation in den finanziellen Ruin bringen. Die staatliche Erwerbsminderungsrente reicht für den gewohnten Lebensstandard nur selten aus.
Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung wird jeder vierte Beschäftigte in seinem Arbeitsleben berufsunfähig. Die meisten Menschen werden wegen Erkrankungen der Psyche oder des Skeletts berufsunfähig. Das sind Erkrankungen, die alle Berufsgruppen treffen können.
Was passiert nun, wenn Du nicht mehr arbeiten kannst – etwa wegen einer schweren Erkrankung oder eines folgenreichen Unfalls? Im schlechtesten Fall kannst Du über viele Jahre hinweg kein Geld mehr verdienen und musst Dich finanziell stark einschränken.
Zum Zeitpunkt Deiner Berufsunfähigkeit hast Du Dir vermutlich schon einen gewissen Lebensstandard aufgebaut. Vielleicht zahlst Du einen Immobilienkredit ab, versorgst Deine Kinder, verreist gerne und sorgst für das Alter vor, beispielsweise mit einem ETF-Sparplan.
Sofern Du nicht über anderweitiges Vermögen verfügst, kannst Du Dir diesen Lebensstil dauerhaft nur durch Deine Arbeit leisten. Deine körperlichen und geistigen Fähigkeiten – auch Humankapital genannt – sind daher besonders in jungen Jahren oft das größte Vermögen, das Du hast.
Überlege mal, wie viel Geld Du monatlich durch Deine Arbeit verdienst und rechne das bis zur Rente hoch. Das Ergebnis ist Dein Humankapital. Nehmen wir an, dass Du seit Deinem 25. Lebensjahr monatlich 2.000 Euro netto verdienst. Wenn wir mögliche Gehaltssteigerungen und die Inflation außer Acht lassen, erwirtschaftest Du so bis zu Deinem Rentenalter knapp 1 Millionen Euro.
Zur Absicherung dieses Vermögens eignet sich in erster Linie die Berufsunfähigkeitsversicherung. Eine Unfallversicherung zahlt nur bei einem Unfall, eine Dread-Disease-Versicherung nur bei bestimmten schweren Krankheiten wie Schlaganfall oder Krebs.
Hast Du in den vergangenen fünf Jahren mindestens 36 Monate in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt, steht Dir zwar grundsätzlich eine Erwerbsminderungsrente zu. Diese lag im Jahr 2021 für Rentenneuzugänge aber durchschnittlich nur bei 917 Euro pro Monat. Bei Bestandsrentnern und -rentnerinnen lag sie durchschnittlich bei 877 Euro im Monat. Wie hoch Deine Erwerbsminderungsrente nach jetzigem Stand ausfallen würde, siehst Du in Deiner jährlichen Renteninformation.
Die volle Erwerbsminderungsrente bekommst Du außerdem nur, wenn Du in keinem Beruf länger als drei Stunden arbeiten kannst. Eine Person in leitender Position, die noch einfache Bürotätigkeiten erledigen kann, geht also leer aus. Kannst Du noch drei bis sechs Stunden pro Tag in irgendeinem Beruf arbeiten, bekommst Du nur die halbe Erwerbsminderungsrente.
Außerdem werden rund 40 Prozent aller Anträge auf eine Erwerbsminderungsrente abgelehnt. Die meisten Anträge werden abgelehnt, weil keine verminderte Erwerbsfähigkeit festgestellt werden kann. Das zeigt, dass Du Dich nicht allein auf die staatliche Erwerbsminderungsrente verlassen solltest.
Auch die gesetzliche Unfallversicherung (Berufsunfallversicherung) ist kein gleichwertiger Ersatz. Sie zahlt nur bei einem Arbeitsunfall, bei Berufskrankheiten oder bei einem Unfall auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause (Wegeunfall). Die Wahrscheinlichkeit, wegen eines Unfalls berufsunfähig zu werden, ist gering: Nur 8 Prozent aller BU-Fälle sind auf einen Unfall zurückzuführen. Bei den meisten Erkrankungen hilft Dir die gesetzliche Unfallversicherung daher nicht weiter.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt dagegen in aller Regel zuverlässig. 80 Prozent der Anträge auf eine BU-Rente werden bewilligt. Das geht aus der BU-Leistungspraxis-Studie von Franke & Bornberg aus 2022 hervor. Ein Großteil der Ablehnungen ließe sich zudem vermeiden: Laut dem Analysehaus Morgen & Morgen beruhen rund 38 Prozent aller Ablehnungen darauf, dass sich die Versicherten nach Beantragung einer BU-Rente nicht mehr bei der Versicherung zurückmelden.
Wenn Du eine BU-Rente beantragen musst, wird die Versicherung in der Regel zahlreiche Unterlagen von Dir fordern, bevor sie eine Berufsunfähigkeitsrente bewilligt. Im Krankheitsfall kann das aber sehr anstrengend sein. Du solltest Dich daher bei einem Antrag auf eine BU-Rente unterstützen lassen. Ein Anwalt oder eine Anwältin kann Dir helfen, die Fragebögen auszufüllen und wichtige Dokumente zu besorgen.
Den Beitrag für eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu sparen und stattdessen regelmäßig Geld für schlechte Zeiten zur Seite zu legen, mag verlockend sein. Doch wird es Dir – je nach Vermögenslage – nur sehr schwer gelingen, so viel zu sparen, dass Du damit zur Not bis zu Deinem Rentenalter und darüber hinaus auskommst.
Stell Dir folgendes Szenario vor: Du bist 50 Jahre alt und verdienst monatlich 2.500 Euro netto. Du planst, mit 67 Jahren in Rente zu gehen. Plötzlich wirst Du wegen einer schweren Erkrankung oder eines Unfalls berufsunfähig. Um bis zur Rente Deinen Lebensstandard halten zu können, müsstest Du 510.000 Euro angespart haben – eigentlich noch mehr, um die Inflation auszugleichen. Je jünger Du bei Eintritt der Berufsunfähigkeit bist, desto dramatischer ist die finanzielle Situation.
Deine Einkommenslücke kann zwar zum Teil durch die gesetzliche Erwerbsminderungsrente geschlossen werden. Dennoch kann diese niemals Dein letztes Einkommen ersetzen.
Außerdem zahlst Du auch nicht in die Rentenkasse ein, wenn Du nicht mehr arbeiten kannst. Das bedeutet, Du musst trotz Berufsunfähigkeit privat vorsorgen, wenn Du im Alter nicht mit einem sehr niedrigen Einkommen dastehen willst. Dafür wird die gesetzliche Erwerbsminderungsrente kaum reichen.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist besonders wichtig, wenn Du auf Dein Arbeitseinkommen angewiesen bist. Die staatliche Absicherung gegen Berufsunfähigkeit reicht für den Lebensunterhalt nur selten aus.
Besonders notwendig und sinnvoll ist eine private Berufsunfähigkeitsversicherung daher für
Verbeamtete Personen mit langjähriger Dienstzeit benötigen nicht immer eine BU. Sie erhalten ein Ruhegehalt, das deutlich über dem Niveau der Erwerbsminderungsrente liegt. Falls ihre Lebenshaltungskosten höher sind als ihr Anspruch auf Ruhegehalt, können sie zusätzlich eine Dienstunfähigkeitsversicherung abschließen.
Beamte und Beamtinnen auf Widerruf und auf Probe sollten aber in jedem Fall eine Dienstunfähigkeitsversicherung abschließen, denn sie haben noch keinen Anspruch auf ein Ruhegehalt.
Soldaten und Soldatinnen auf Zeit benötigen ebenfalls eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie bekommen bei Dienstunfähigkeit höchstens die gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Berufssoldaten und Berufssoldatinnen sind dagegen verbeamtet und erhalten ein Ruhegehalt, wenn sie nicht mehr dienstfähig sind.
Den Abschluss einer BU-Versicherung genau überlegen sollten sich Hausfrauen und -männer. Zwar können Kosten für die Kinderbetreuung oder eine Haushaltshilfe entstehen, wenn sie ausfallen. Allerdings sind gute BU-Verträge für Hausfrauen und -männer nur schwer zu bekommen, oft teuer und meist nur mit einer sehr niedrigen Rentenhöhe abschließbar. Wer hingegen schon einen BU-Vertrag hat und womöglich irgendwann wieder arbeiten geht, sollte die Berufsunfähigkeitsversicherung behalten.
Die meisten Menschen werden in einem Alter von 40 bis 50 Jahren berufsunfähig. Abschließen solltest Du eine BU aber schon wesentlich früher. Denn je jünger und gesünder Du bei Vertragsabschluss bist, desto günstiger und einfacher kommst Du in der Regel an eine BU.
Bei Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung musst Du Angaben zu Deinem Beruf, Deinen Hobbys und Deinem Gesundheitszustand machen. So kann die Versicherung das Risiko abschätzen, ob Du irgendwann tatsächlich berufsunfähig wirst.
Übst Du einen körperlich anspruchsvollen Beruf aus, beispielsweise im Handwerk, kann das die BU-Kosten in die Höhe treiben. Die Versicherung schätzt das Risiko, berufsunfähig zu werden, in solchen Berufen besonders hoch ein.
Wenn Eltern für ihre Kinder bereits eine Schüler-BU abschließen, können diese daher dauerhaft bei den Beiträgen sparen. Wer zur Schule geht, hat noch ein geringes Risiko, berufsunfähig zu werden. Ob die Kinder später eine Ausbildung im Handwerk oder ein Studium anstreben, fragt die Versicherung hingegen nicht. Daher sind die Beiträge für sie meist noch erschwinglich.
Doch neben dem Beruf spielt auch der Gesundheitszustand eine wesentliche Rolle bei der Beitragshöhe. In aller Regel sind Menschen in jungen Jahren noch bei besserer Gesundheit. Wer mit guter Gesundheit eine BU abschließt, hat höhere Chancen auf bezahlbare Beiträge.
Je länger Du den Vertrag vor Dir herschiebst, desto wahrscheinlicher ist es, dass Du bestimmte Erkrankungen oder Leiden entwickelst, die den Abschluss einer BU erschweren oder die Versicherung teurer machen.
Aber: Auch mit Vorerkrankungen kannst Du noch eine Berufsunfähigkeitsversicherung bekommen. Wie das geht, erfährst Du im Ratgeber BU-Versicherung mit Vorerkrankungen.
Vorerkrankungen sind kein K.O. Kriterium für eine Berufsunfähigkeitsversicherung
Eine anonyme Risikovoranfrage bei einem Makler oder einer Maklerin kann helfen, den passenden Versicherungsschutz zu bekommen
Lass Dir beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung von einer auf die BU spezialisierten Versicherungsmaklerei helfen. Diese Versicherung solltest Du nie auf eigene Faust abschließen. Welche Versicherung und welcher Tarif zu Dir passt, hängt unter anderem von Deinem Alter, Deinem Beruf und Deinem Gesundheitszustand ab.
Eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung zu finden, ist nicht immer einfach. Die Versicherungen unterscheiden sich in Ihren Leistungen, aber auch in ihren Annahmebedingungen. Je nach Gesundheitszustand kann es sein, dass Dich eine Versicherung ablehnt, eine andere aber zu normalen Bedingungen annimmt.
Mit Vorerkrankungen, einem riskanten Beruf oder einem gefährlichen Hobby hast Du ein erhöhtes Risiko für eine Ablehnung. Kümmerst Du Dich nun selbst um eine BU und kassierst eine Ablehnung, kann das einen Eintrag im Hinweis- und Informationssystem der deutschen Versicherungswirtschaft (HIS) nach sich ziehen. Solche Informationen sehen auch andere Versicherungen und lehnen Dich dann möglicherweise ebenfalls ab.
Mit einer anonymen Risikovoranfrage kann Dir das nicht passieren. Ein Versicherungsmakler oder eine Versicherungsmaklerin kann für Dich zunächst bei den Versicherungen anfragen, ob und zu welchen Bedingungen sie Dir eine Absicherung anbieten würden. Dabei werden alle persönlichen Daten wie Dein Namen und Deine Adresse geschwärzt. Bei einer Ablehnung erfolgt dann keine Meldung in der HIS-Datei.
Ein Makler oder eine Maklerin kann Dir außerdem helfen, eine Versicherung zu finden, die Dir gute Vertragsbedingungen bietet. Denn im Fall der Fälle benötigst Du eine Rente über sehr viele Jahre – es kommt also in erster Linie auf die Leistung und nicht auf den Preis an. An einer individuellen Beratung kommst Du daher beim komplexen Thema Berufsunfähigkeitsversicherung in aller Regel nicht vorbei.
Bei unserem Vergleich haben wir Versicherungsmakler und -maklerinnen gefunden, die auf die Beratung zur BU und alternativen Absicherungsformen spezialisiert sind. Die von uns empfohlenen Maklereien konnten uns bei den Kriterien Qualifikation, Marktabdeckung, Erfahrung, Anzahl der Berater und Routine in der Beratung zur BU überzeugen.
Wenn Du Dich zur Berufsunfähigkeitsversicherung beraten lässt, solltest Du folgende Dinge beachten:
Bevor Du einen Beratungstermin vereinbarst, solltest Du Dich mit Deiner Gesundheitsgeschichte auseinandersetzen. Der Makler oder die Maklerin wird Dir gleich zu Beginn einen Gesundheitsfragebogen zukommen lassen. Dieser wird benötigt, um die anonyme Risikovoranfrage bei den Versicherern zu stellen.
Es ist wichtig, dass Du die Gesundheitsfragen ehrlich und vollständig beantwortest. Wer eine Erkrankung vergisst oder einfach weglässt, muss damit rechnen, dass die Versicherung später die Zahlung einer Rente verweigert.
Fordere daher zunächst eine sogenannte Patientenquittung Deiner Krankenkasse für den abgefragten Zeitraum an. Darin sind alle Arztbesuche der letzten Jahre verzeichnet. Danach bittest Du alle aufgesuchten Arztpraxen um eine Kopie Deiner Patientenakte. Nutze dazu einfach unser Musterschreiben.
Fordere mit unserem Musterschreiben Deine Patientenakten an. Sende das Schreiben entweder als einfachen Brief oder per E-Mail an Deine behandelnden Ärzte und Ärztinnen.
Mithilfe der Patientenakten solltest Du nun in Ruhe und gewissenhaft den Gesundheitsfragebogen beantworten. Gehe auf Deinen Makler oder Deine Maklerin zu, wenn Du Dir bei der Beantwortung der Fragen unsicher bist. Ausfüllen solltest Du den Fragebogen aber immer selbst, damit alle Fragen richtig und vollständig beantwortet werden.
Leichte Beschwerden wie einen Schnupfen musst Du zwar nicht angeben. Alle anderen Beschwerden und Krankheiten, wegen der Du im abgefragten Zeitraum behandelt wurdest, solltest Du jedoch wahrheitsgemäß angeben.
Manchmal entdeckst Du auch Diagnosen in den Patientenakten, von denen Du nichts weißt. Halte in so einem Fall Rücksprache mit der Arztpraxis und bitte um eine Korrektur.
Die wichtigsten Tipps rund um die Berufsunfähigkeitsversicherung findest Du in unserer Checkliste. Nimm diese Liste mit in die Beratung. Besprich mit Deinem Makler oder Deiner Maklerin, ob die jeweilige Versicherung alle Punkte der Checkliste erfüllt.
Lass Dir in jedem Fall ein Beratungsprotokoll aushändigen, das wiedergibt, worüber Du beraten wurdest. Unterschreiben musst Du aber nicht. Ergänzend kannst Du auch selbst ein Gedächtnisprotokoll über die Beratung anfertigen.
Unsere Empfehlungen gelten nur für den Abschluss einer BU und für Alternativen der Berufsunfähigkeitsversicherung. Andere Versicherungen sollten kein Inhalt dieses Beratungsgesprächs sein. Wenn Du weitere Versicherungen abschließen möchtest, dann nutze unsere entsprechenden Ratgeber.
Bevor es nun an den Abschluss einer BU geht, solltest Du Dir folgende wichtige Tipps für eine BU-Versicherung ansehen. Worauf Du bei der BU alles achten musst, haben wir Dir außerdem in einer Checkliste zusammengefasst.
Wähle eine Berufsunfähigkeitsrente, mit der Du Deine laufenden Kosten für Familie, Wohnung, Versicherungen und Lebensmittel finanzieren könntest. Als Faustregel empfehlen wir: Sichere mindestens 80 Prozent Deines aktuellen Nettoeinkommens ab.
Du kannst Dir aber auch genauer ausrechnen, welche BU-Rente Du benötigst. Schreibe dazu Deine jährlichen Einnahmen und Ausgaben auf. Überlege, welche Ausgaben Du weiterhin haben wirst, wenn Du nicht mehr arbeiten kannst. Dann teile diese durch zwölf. Einnahmen aus Vermietung oder Kapitalanlagen können den Absicherungsbedarf verringern. Gleiches gilt, falls Du eine private Rentenversicherung hast, deren Beginn sich notfalls vorverlegen lässt.
Bedenke außerdem, dass Du nicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlst, wenn Du nicht mehr arbeiten kannst. Das bedeutet, die BU-Rente muss ausreichen, um weiter für das Alter vorzusorgen. Warst Du vor Deiner Berufsunfähigkeit angestellt, musst Du streng genommen sogar mehr Geld als zuvor in die Altersvorsorge stecken, da Du die Kosten für die gesetzliche Rentenversicherung alleine tragen musst. Im Angestelltenverhältnis teilst Du Dir noch die Kosten mit Deiner Chefin oder Deinem Chef.
Vorsicht bei hohen Renten: Viele BU-Versicherer verlangen eine zusätzliche ärztliche Untersuchung, wenn Du mehr als 2.500 Euro absichern möchtest. Wenn Du Pech hast, kommen dabei Erkrankungen ans Tageslicht, von denen Du bisher nichts wusstest und die den Abschluss der BU erschweren. Außerdem erweitern die Versicherungen in der Regel ihre Gesundheitsfragen. So fragen manche Versicherungen für einen unbegrenzten Zeitraum nach Erkrankungen oder sie erfragen sogar die Krankheitsgeschichte Deiner Familie. Bei sehr hohen Rentenhöhen kann es daher sinnvoll sein, erst eine niedrigere Rentenhöhe unter 2.500 Euro abzuschließen und später zu erhöhen. Dann musst Du keine ärztliche Untersuchung befürchten.
Eine Rentenhöhe von weniger als 1.000 Euro ist dagegen in der Regel wenig sinnvoll – es sei denn, Du bist noch anderweitig abgesichert. Denn solltest Du die staatliche Grundsicherung in Anspruch nehmen müssen, wird die BU-Rente mit den Sozialleistungen verrechnet.
Die Ausnahme von der Regel: Ist eine deutliche Gehaltssteigerung absehbar und Du hast einen Vertrag mit Nachversicherungsgarantie, kann es sich auch lohnen, aus Budgetgründen zunächst eine niedrige BU-Rente zu vereinbaren. Setz die Rente dennoch immer so hoch an, dass Du im Notfall davon leben könntest.
Für Schüler und Schülerinnen und Studierende ist die Rentenhöhe dagegen meist auf 500 bis 1000 Euro begrenzt. Sie sollten die Rentenhöhe mit Start in das Berufsleben erhöhen.
Abstrakte Verweisung bedeutet, dass die Versicherung die Leistung verweigern kann, falls Du theoretisch noch in der Lage ist, in einem anderen, gleichwertigen Beruf zu arbeiten. Dabei kommt es nicht darauf an, ob Du tatsächlich eine solche Anstellung findest. Stelle sicher, dass Dein Vertrag auf diese Klausel komplett verzichtet, damit Du nicht krank ohne Geld dastehst, falls Du keinen Job findest.
Wie entscheidend diese Regelung ist, zeigen wir Dir an einem Beispiel: Ein Vertriebsmitarbeiter im Außendienst sitzt täglich mehrere Stunden im Auto, um zu seinen Kunden zu fahren. Wegen eines schweren Rückenleidens kann er nicht mehr lange hinter dem Steuer sitzen und muss seinen Job im Außendienst aufgeben. Durch abstrakte Verweisung könnte ihn nun die Versicherung auf den Innendienst verweisen, wenn diese Tätigkeit seinen Fähigkeiten und Kenntnissen entspricht. Ob er dort einen Job findet, prüft die Versicherung hingegen nicht.
Die Versicherung sollte darauf verzichten, dass Du sie nach Vertragsabschluss über einen Berufswechsel oder ein erhöhtes Risiko informieren musst, zum Beispiel wenn Du Dir ein gefährliches Hobby wie Gleitschirmfliegen zugelegt hast.
Neu aufgetretene Erkrankungen nach Erhalt des Versicherungsscheins musst Du auf keinen Fall bei der Versicherung nachmelden.
Damit die BU-Rente auch in 20 oder 30 Jahren noch reicht, ist es wichtig, dass Du die Rentenhöhe nachträglich anpassen kannst. Denn durch neue Lebensumstände wie eine Familiengründung können die Kosten für den Lebensunterhalt im Lauf der Zeit steigen.
Mit einer Nachversicherungsgarantie hast Du die Möglichkeit, zu bestimmten Anlässen wie Heirat, Geburt eines Kindes oder Gehaltserhöhung Deine BU-Rente auf einen Schlag hochzusetzen. Die Nachversicherungsgarantie zu bestimmten Anlässen ist ein absolutes Muss. Eine Abteilungsleiterin mit Kind und Haus benötigt beispielsweise eine höhere BU-Rente als noch zu Unizeiten. In der Regel kannst Du Deine Rente pro Anlass um 25 bis 50 Prozent erhöhen. Ab einem bestimmten Alter, etwa mit 45 oder 50 Jahren, ist dann meistens Schluss mit der Erhöhung. Prüfe daher unbedingt in Deinem Vertrag die Regelungen zur Nachversicherungsgarantie.
Noch besser ist es, wenn Dir die Versicherung die Möglichkeit gibt, ohne bestimmten Anlass die Rentenhöhe aufzustocken. Inzwischen erlauben das einige Versicherungen ebenfalls bis zu einem bestimmten Alter, in der Regel bis zum 45. oder 50. Lebensjahr. Das ist besonders interessant, wenn Du die Rente aus Budgetgründen zuerst niedriger ansetzen musst, beispielsweise weil Du noch Kredite ablösen musst. Sieht Deine finanzielle Situation besser aus, kannst Du die Rentenhöhe ohne besonderen Anlass erhöhen.
Allerdings wird für den Teil der Rente, den Du aufstockst, wie bei einem Neuabschluss der Versicherung Dein aktuelles Lebensalter zugrunde gelegt. So kostet die nachträglich erhöhte Rente mehr als eine gleich hohe Rente, die direkt bei Vertragsbeginn vereinbart wurde.
Achte darauf, dass Du bei einer Erhöhung der Rente keine erneute Gesundheits- oder Risikoprüfung ablegen musst. Eine Nachversicherung ohne erneute Gesundheitsprüfung ist in der Regel üblich. Bei der Risikoprüfung sieht das anders aus: Manche Versicherungen fragen erneut nach Deinem aktuellen Beruf und nach Deinen Freizeitaktivitäten, wenn Du die Rentenhöhe anpassen möchtest. Je nachdem wie risikoreich sie Deine aktuelle Lebenssituation einschätzen, können sie eine Nachversicherung ablehnen oder einen Risikoaufschlag verlangen.
Deine BU-Rente solltest Du auch regelmäßig an die Inflation anpassen, mit der Beitragsdynamik oder Leistungsdynamik. Denn Deine heute vereinbarte BU-Rente verliert mit den Jahren an Wert – das nennt sich auch Kaufkraftverlust. Eine BU-Rente von 1.500 Euro mag für Dich heute ausreichend sein, langfristig darfst Du aber die Inflation nicht außer Acht lassen. Benötigst Du Deine Versicherung in 20 oder 30 Jahren, dann kommst Du möglicherweise mit den 1500 Euro BU-Rente nicht mehr über die Runden. Wie die folgende Tabelle zeigt, sind bei einer Inflation von 2 Prozent von 1.500 Euro Rente nach 20 Jahren nur noch 1.009 Euro reale Kaufkraft übrig.
1 % Inflation | 2 % Inflation | 3 % Inflation | |
nach 10 Jahren | 1.358 € | 1.231 € | 1.116 € |
nach 20 Jahren | 1.229 € | 1.009 € | 830 € |
nach 30 Jahren | 1.113 € | 828 € | 618 € |
Werte gerundet
Quelle: Finanztip-Berechnung (Stand: 21. Februar 2023)
Mit einer Beitragsdynamik kannst Du Deine BU-Rente an die Inflation anpassen, ohne dass es besonderer Anlässe bedarf. Der Beitrag steigt dadurch jährlich um einen festgelegten Prozentsatz, beispielsweise um 3 Prozent. Dafür erhöht sich auch Deine BU-Rente, allerdings nicht ebenfalls um 3 Prozent, sondern in etwas geringerem Umfang als der Beitrag. Wie bei der Nachversicherungsgarantie verzichten die Anbieter auf eine erneute Gesundheitsprüfung.
Grundsätzlich solltest Du die jährliche Beitragsanpassung mitnehmen, aber dennoch darauf achten, dass die Versicherung nicht zu teuer wird. Die Beitragsdynamik ist Dein Recht, aber keine Pflicht. Du kannst der Erhöhung also auch widersprechen, dann bleiben Beitrag und Rente gleich. Wie oft Du die Erhöhung aussetzen kannst, steht in Deinem Vertrag. Bei vielen Versicherungen gilt: Lehnst Du die Dynamik dreimal hintereinander ab, gibt es keine weiteren Erhöhungen, und die versicherte Rente bleibt konstant.
Soll der Beitrag nur moderat steigen, kannst Du einfach jeden dritten Erhöhungsschritt mitmachen und Dir so das Recht auf weitere Erhöhungen sichern. Als Faustregel solltest Du ab dem 45. Geburtstag prüfen, ob sich die Dynamik durch das höhere Lebensalter noch rechnet.
Die Vereinbarung einer Leistungsdynamik ist dagegen kein Muss. Mit der Leistungsdynamik kannst Du Deine BU-Rente auch noch erhöhen, wenn Du schon berufsunfähig bist. Denn auch nach Eintritt der Berufsunfähigkeit nagt die Inflation an dem Wert Deiner Rente. Das ist vor allem problematisch, wenn Du in jungen Jahren berufsunfähig wirst und dann für mehrere Jahrzehnte mit einer konstanten Rente auskommen musst.
Viele Versicherungen stellen Dir daher in Aussicht, dass sie Dich an Überschüssen beteiligen und dadurch Deine Rente jährlich steigt. Darauf ist aber kein Verlass. Besser Du vereinbarst das vertraglich, allerdings gegen einen Aufpreis: Für eine jährliche Rentenerhöhung von 2 Prozent wurden in einer Finanztip-Stichprobe unter acht BU-Anbietern durchschnittlich 13 Prozent mehr Beitrag fällig.
Die Leistungsdynamik ist als Zusatz sinnvoll – doch den Aufpreis solltest Du nicht bei der BU-Rentenhöhe einsparen! Wähle die Leistungsdynamik nur, wenn die Versicherung für Dich langfristig bezahlbar bleibt.
Nach der Pauschalregelung erhältst Du die volle Rentenzahlung, auch wenn Du nur zu 50 Prozent berufsunfähig bist. Bei einer Staffelregelung hingegen hättest Du nur Anspruch auf die halbe Rente. Zwar gibt es bereits bei 25-prozentiger Berufsunfähigkeit ein Viertel der Rente, die volle Rente aber erst bei 75 Prozent. Da es schnell zu Auseinandersetzungen um jeden Prozentpunkt kommen kann, solltest Du die Pauschalregelung vorziehen.
Der Prognosezeitraum ist die Dauer, für die Du nach ärztlicher Einschätzung berufsunfähig sein wirst. Dein Vertrag sollte die Rentenzahlung vorsehen, wenn ein Arzt oder eine Ärztin die Berufsunfähigkeit für sechs Monate prognostiziert. Je länger der Prognosezeitraum, desto schwieriger ist eine zuverlässige medizinische Einschätzung.
Wenn die Versicherung den Rentenanspruch nur befristet anerkennt, musst Du nach Ablauf der Frist oft erneut Deine Berufsunfähigkeit nachweisen. Ersparen kannst Du Dir dieses Risiko, indem Du einen Anbieter wählst, der auf befristete Anerkenntnisse grundsätzlich verzichtet. Dann dreht sich die Beweislast zu Deinen Gunsten um. Das bedeutet, dass die Versicherung nun nachweisen muss, dass Du nicht mehr berufsunfähig bist. Dadurch ersparst Du Dir weitere kosten- und zeitaufwendige ärztliche Gutachten und hast außerdem bessere Chancen, dass Deine Berufsunfähigkeit weiterhin anerkennt wird.
Vergleiche die in den Verträgen vorgesehenen Meldefristen für die Berufsunfähigkeit. Am besten zahlt die Versicherung bei verspäteter Meldung bis zu drei Jahre rückwirkend eine BU-Rente. Das ist wichtig, weil eine Berufsunfähigkeit oft erst mit Verzögerung festgestellt wird.
Manche Tarife sehen vor, dass die Versicherung nicht sofort zahlt, wenn die Berufsunfähigkeit festgestellt wird, sondern erst nach einer bestimmten Wartezeit. Diese Wartezeit nennt sich Karenzzeit. Diese kann sechs Monate betragen, aber auch zwei Jahre, je nachdem, was im Vertrag vereinbart ist.
Dafür gibt es einen Nachlass auf die Beiträge. Falls Du über keine großen finanziellen Reserven verfügst, solltest Du Karenzzeiten aber vermeiden. Denn in der Zeit bis zum Beginn der Rentenzahlung musst Du Deine laufenden Kosten irgendwie begleichen. Dazu kommen unter Umständen auch noch die Beiträge für die Berufsunfähigkeitsversicherung. In einigen Tarifen musst Du diese nämlich auch während der Karenzzeit weiterzahlen.
Bevor Du Dich für eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit Karenzzeit entscheidest, solltest Du deshalb unbedingt prüfen, ob Du genügend Ersparnisse hast, um die Wartezeit zu überbrücken. Die Leistungen aus einer privaten Krankentagegeld-Versicherung sind dazu nicht geeignet, denn sie zahlt nur bei vorübergehender Arbeitsunfähigkeit. Sobald die Berufsunfähigkeit festgestellt wird, kann die Krankentagegeld-Versicherung deshalb ihre Leistungen einstellen.
Wer in Teilzeit arbeitet, kann es schwerer haben, seine Berufsunfähigkeit nachzuweisen. Arbeitest Du 20 Stunden in der Woche, dann bist Du nach der allgemeinen 50-Prozent-Regel erst dann berufsunfähig, wenn Du nur noch zehn Stunden in der Woche arbeiten kannst. Um eine Berufsunfähigkeitsrente zu bekommen, muss es Dir also gesundheitlich schlechter gehen als einem Vollzeitbeschäftigen.
Abhelfen kann eine Teilzeitklausel in Deinem Vertrag. Sie kann vorsehen, dass sich die Versicherung bei Bewertung der Berufsunfähigkeit immer auf die höchste vertraglich vereinbarte Arbeitszeit beziehen muss. Diese Klausel hilft Dir aber nur dann weiter, wenn Du aktuell in Vollzeit arbeitest und dann später einmal Deine Stunden reduzierst. Wer bei Abschluss der BU bereits in Teilzeit arbeitet, hat dagegen keinen Nutzen von der Klausel.
Vereinzelte Versicherer regeln daher, dass die Erziehung Deiner Kinder oder die Pflege von Angehörigen ebenfalls als Arbeitszeiten gelten. Dann hast Du es einfacher, Deine Berufsunfähigkeit von mindestens 50 Prozent nachzuweisen. Diese Klausel ist aber nur dann hilfreich, wenn Du Kinder oder pflegebedürftige Angehörige hast.
Unabhängig von einer Teilzeitklausel gilt aber allgemein: Reduzierst Du Deine Arbeitszeit vorübergehend, dann hat das keinen Einfluss auf die Bewertung Deiner Berufsunfähigkeit. Das ist der Fall, wenn Du beispielsweise wegen der Kindererziehung in Teilzeit wechselst. Du planst aber fest, wieder in Vollzeit zu arbeiten, sobald es das Alter und die Entwicklung Deiner Kinder zulässt (OLG Saarbrücken VersR 2015, 226; OLG Stuttgart VersR 2011, 59).
Auch wenn Du wegen einer Erkrankung Deine Arbeitszeit reduziert hast, hat das keinen Einfluss auf die Bewertung Deiner Berufsunfähigkeit. Die Versicherung muss sich auf die letzte Tätigkeit beziehen, die Du im gesunden Zustand ausgeübt hast (Oberlandesgericht Frankfurt, Urteil vom 22. November 2022, Az. 7 U 113/20).
Achten solltest Du außerdem darauf, dass Deine Versicherung im Vertrag auf die sogenannte Arztanordungsklausel verzichtet. Sonst kann sie die Zahlung einer BU-Rente verweigern, wenn Du ärztlich angeordnete oder empfohlene Behandlungen ablehnst.
Viele BU-Versicherungen bieten Dir einen zusätzlichen Schutz bei Arbeitsunfähigkeit an. Mit der Arbeitsunfähigkeitsklausel (AU-Klausel) bekommst Du nach sechs Monaten Arbeitsunfähigkeit einen monatlichen Betrag in Höhe der vereinbarten BU-Rente. Das Geld hilft Dir zwar, die Zeit bis zur Anerkennung der Berufsunfähigkeit zu überbrücken. Doch die AU-Klausel ist nicht ganz billig: Sie macht die Beiträge um rund 5 bis 10 Prozent teurer.
Prüfe, ob Du diese AU-Klausel wirklich benötigst: Bist Du gesetzlich krankenversichert, dann zahlt Dir die GKV Krankengeld in Höhe von 70 Prozent Deines Bruttoeinkommens. Wenn das Geld nicht ausreicht oder Du keine gesetzliche Krankenversicherung hast, solltest Du besser eine Krankentagegeld-Versicherung abschließen. Die zahlt schon viel früher als die Arbeitsunfähigkeitsversicherung.
Bist Du schon genug über das Krankengeld oder Krankentagegeld abgesichert, dann solltest Du den Aufpreis für die Arbeitsunfähigkeitsversicherung besser in eine höhere BU-Rente investieren.
Wer Berufsunfähigkeitsversicherungen vergleicht, findet bei jedem Tarif zwei Preise: Netto- und Bruttoprämie. Den Nettobeitrag zahlst Du zum Start der BU-Versicherung. Er nennt sich deshalb auch Zahlbeitrag. Versicherungen können diesen Beitrag allerdings bis zum sogenannten Bruttobeitrag erhöhen, wenn sie die Risiken oder ihre Anlagegewinne nicht richtig kalkuliert haben.
Schaue deshalb bei der Auswahl eines Angebots nicht nur auf einen niedrigeren Nettobeitrag. Vergleiche auch, wie stark die Versicherungen den Beitrag anheben können. Die Spanne zwischen den beiden Beiträgen sollte möglichst gering sein. Akzeptiere im Zweifel einen etwas höheren Nettobeitrag, wenn dafür der Bruttobeitrag deutlich geringer ist.
Wir raten Dir zu einer selbstständigen BU-Versicherung. Angehörige solltest Du besser separat mit einer Risikolebensversicherung absichern. Der Vorteil von zwei getrennten Verträgen ist, dass Du flexibel bleibst. Brauchst Du die Risikolebensversicherung nicht mehr, weil Du beispielsweise das Eigenheim abgezahlt hast oder die Kinder erwachsen sind, kannst Du die Versicherung kündigen, ohne aber Deine BU-Versicherung anzutasten.
Auch von einer Kombination der BU-Versicherung mit einer Kapitallebens- oder Rentenversicherung raten wir ab. Der zusätzliche Anteil für die Kapitalanlage macht den ohnehin recht hohen Beitrag für die Berufsunfähigkeitsversicherung nochmal deutlich teurer. Das verleitet dazu, eine zu niedrige Berufsunfähigkeitsrente zu vereinbaren. Wer sich wegen Arbeitslosigkeit, Elternzeit oder anderer finanzieller Engpässe den Beitrag nicht mehr leisten kann, verliert zusammen mit der Altersvorsorge auch den BU-Schutz. Wir empfehlen deshalb grundsätzlich, Sparverträge und die Versicherung gegen existenzielle Risiken zu trennen.
Solche Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherungen werden häufig mit dem Argument beworben, dass mit ihnen die Altersvorsorge auch bei Berufsunfähigkeit gesichert sei. Denn einige Versicherungen zahlen im Fall der Berufsunfähigkeit anstelle des Kunden weiter in die Lebens- oder Rentenversicherung ein. Aus unserer Sicht die bessere Variante: Setze besser eine etwas höhere Berufsunfähigkeitsrente an, mit der Du auch die Kosten für die Altersvorsorge zahlen kannst.
Wirst Du berufsunfähig, ist es entscheidend, dass die Versicherung Deine Rente auch tatsächlich bezahlen kann. Daher ist es sehr wichtig, eine finanziell solide Versicherungsgesellschaft zu wählen, die es auch in 20 oder 30 Jahren noch gibt. Im Beratungsgespräch mit Deiner Maklerin oder Deinem Makler solltest Du deshalb nach der Finanzkraft der Versicherung fragen. Zudem raten wir von Firmen ab, die erst wenige Jahre am Markt sind.
Analysehäuser wie Morgen & Morgen oder Franke & Bornberg vergleichen die Versicherungsbedingungen unterschiedlicher BU-Anbieter. Schließe nur Tarife ab, deren Bedingungen die höchstmögliche Bewertung haben. Bei Morgen & Morgen sind das fünf Sterne und bei Franke & Bornberg ist es ein „FFF+“.
Neben der Gesamtbewertung ist bei Morgen & Morgen auch das Teilrating „BU-Kompetenz“ interessant. Die Kompetenz des Versicherers sollte mit mindestens vier Sternen bewertet sein. Geprüft werden die Erfahrung mit Berufsunfähigkeitsversicherungen sowie eine professionelle und faire Bearbeitung der Leistungsfälle.
Die Ratings kannst Du bei einem von uns empfohlenen Versicherungsmaklereien anfordern oder selbst auf den Websites von Morgen & Morgen und Franke & Bornberg nachschauen.
Manchmal lehnen Versicherungen Anträge auf eine BU-Rente zunächst ab. Laut dem Versicherungsverband GDV werden circa 20 Prozent der Fälle abgelehnt.
Eine Rechtsschutzversicherung deckt die Anwalts- und Gerichtskosten ab und erleichtert es damit, Leistungsansprüche gegen die Versicherung juristisch durchzusetzen oder zumindest einen Vergleich zu erwirken. Schließe die Rechtsschutzversicherung in jedem Fall bei einem anderen Versicherungsunternehmen ab.
Wenn Du eine Rechtsschutzversicherung abschließen möchtest, dann erledige diesen Schritt mindestens drei Monate vor dem BU-Vertrag. Oft geht es bei Streitigkeiten mit der BU-Versicherung um die Gesundheitsfragen, die Du vor dem Abschluss der BU beantwortet hast. Hast Du die Rechtsschutzversicherung erst später abgeschlossen, könnte sich die Versicherung darauf berufen, dass der vermutete Rechtsverstoß vor Vertragsbeginn lag und eine Kostenübernahme verweigern.
Inzwischen hat der Bundesgerichtshof in einigen Urteilen den Versicherungsfall verbraucherfreundlicher definiert. Es kommt aber laut Versicherungsombudsmann immer wieder zu Streit zur Frage, welcher Zeitpunkt als Rechtsschutzfall gilt.
Hilf mit!
Unterstütze andere bei der Wahl der richtigen Berufsunfähigkeitsversicherung, indem Du Deinen persönlichen Erfahrungsbericht mit anderen Nutzern teilst.
Die wichtigsten Punkte, auf die Du bei der Auswahl Deiner BU-Versicherung achten musst, haben wir in einer Checkliste zusammengestellt. Diese kannst Du auch im Beratungsgespräch nutzen, um sicherzugehen, dass alle relevanten Aspekte abgehandelt wurden. Erläuterungen zu den wichtigsten Punkten findest Du weiter oben im Text.
Lade Dir unsere Checkliste für eine Berufsunfähigkeitsversicherung herunter:
Unser Podcast zum Thema
Weitere Themen
* Was der Stern bedeutet:
Finanztip gehört zu 100 Prozent der gemeinnützigen Finanztip Stiftung. Die hat den Auftrag, die Finanzbildung in Deutschland zu fördern. Alle Gewinne, die Finanztip ausschüttet, gehen an die Stiftung und werden dort für gemeinnützige Projekte verwendet – wie etwa unsere Bildungsinitiative Finanztip Schule.
Wir wollen mit unseren Empfehlungen möglichst vielen Menschen helfen, ihre Finanzen selber zu machen. Daher sind unsere Inhalte kostenlos im Netz verfügbar. Wir finanzieren unsere aufwändige Arbeit mit sogenannten Affiliate Links. Diese Links kennzeichnen wir mit einem Sternchen (*).
Bei Finanztip handhaben wir Affiliate Links aber anders als andere Websites. Wir verlinken ausschließlich auf Produkte, die vorher von unserer unabhängigen Experten-Redaktion empfohlen wurden. Nur dann kann der entsprechende Anbieter einen Link zu diesem Angebot setzen lassen. Geld bekommen wir, wenn Du auf einen solchen Link klickst oder beim Anbieter einen Vertrag abschließt.
Ob und in welcher Höhe uns ein Anbieter vergütet, hat keinerlei Einfluss auf unsere Empfehlungen. Was Dir unsere Experten empfehlen, hängt allein davon ab, ob ein Angebot gut für Verbraucher ist.
Mehr Informationen über unsere Arbeitsweise findest Du auf unserer Über-uns-Seite.
Klickst Du auf eine Empfehlung mit *, unterstützt das unsere Arbeit. Finanztip bekommt dann eine Vergütung. Empfehlungen geben wir immer nur redaktionell unabhängig und nach strengen Finanztip-Kriterien. Mehr Infos