Sicherheit Depot

  • Hallo zusammen,

    Ich habe eine Frage zur Sicherheit des Geldes auf dem Depot (angelegt, nicht auf dem Verrrchnungskonto).

    Eigentlich dachte ich, das sei als Sondervermögen zu 100% sicher, habe jetzt aber u.a. beim Handelsblatt folgendes gelesen:


    Sollte es zu dem Fall kommen, dass Trade Republic nicht in der Lage ist, Dividenden, Erlöse aus Verkäufen oder sogar die Wertpapiere selbst auszuhändigen, böte das europäische Anlegerentschädigungssystem einen gewissen Schutz. Ähnlich wie bei anderen Brokern sind dann bis zu 20.000 Euro pro Anleger abgedeckt, was bis zu 90 Prozent der Forderungen aus Wertpapiergeschäften entspricht.



    Heißt das, dass im worst case alles weg ist bis auf 20K€?


    Vielen Dank für euer Wissen und viele Grüße


  • Hallo @T.S.,

    ich verstehe deine Sorge bezüglich der Sicherheit deines Depots. Hier ein paar Klarstellungen:

    1. Sondervermögen: Grundsätzlich sind Wertpapiere in deinem Depot als Sondervermögen geschützt. Das bedeutet, sie gehören nicht zur Insolvenzmasse der Bank oder des Brokers. Sollte der Broker insolvent gehen, bleiben deine Wertpapiere also dein Eigentum und sind sicher.
    2. Europäisches Anlegerentschädigungssystem: Der von dir erwähnte Schutz von bis zu 20.000 Euro greift in bestimmten Fällen, etwa wenn der Broker durch Betrug oder Fehler nicht in der Lage ist, deine Wertpapiere zurückzugeben. Dieser Schutz bezieht sich auf Forderungen aus Wertpapiergeschäften, nicht auf die Wertpapiere selbst.
    3. Worst Case Szenario: Das Worst Case Szenario, bei dem "alles weg ist bis auf 20.000 Euro", ist äußerst unwahrscheinlich. Wenn der Broker Insolvenz anmeldet, bleiben deine Wertpapiere als Sondervermögen geschützt. Der Anlegerentschädigungsfonds würde nur dann greifen, wenn es zu Verlusten durch Betrug oder unkorrekte Verwaltung seitens des Brokers kommt, und selbst dann wären nur die Verluste bis zu 20.000 Euro abgesichert.

    Zusammengefasst: Deine Wertpapiere im Depot sind im Normalfall durch das Sondervermögen geschützt und gehen nicht verloren, selbst wenn der Broker insolvent wird. Die Entschädigungsgrenze von 20.000 Euro greift nur in sehr speziellen Fällen von Missmanagement oder Betrug.

    Ich hoffe, das hilft dir weiter!


    LG

    Terra

  • Sollte es zu dem Fall kommen, dass Trade Republic nicht in der Lage ist, Dividenden, Erlöse aus Verkäufen oder sogar die Wertpapiere selbst auszuhändigen, böte das europäische Anlegerentschädigungssystem einen gewissen Schutz. Ähnlich wie bei anderen Brokern sind dann bis zu 20.000 Euro pro Anleger abgedeckt, was bis zu 90 Prozent der Forderungen aus Wertpapiergeschäften entspricht.


    Das würde z.B. für den Fall gelten, dass TR die Wertpapiere gar nicht gekauft hat, sondern dir eine Fake-Bestätigung ins Postfach gestellt hat und das Geld selbst ausgegeben hat.

    Wenn die Wertpapiere ordnungsgemäß gekauft sind und z.B. bei Clearstream liegen, sind sie Sondervermögen.

    Wenn dir die 20 k€ zu wenig sind, könntest du dir eine französische Bank anschauen, wo diese Sicherheit höher ist. Mir fallen dazu die diversen Marken der BNP Paribas an, die es in Deutschland gibt.

  • So ein Fall ist unwahrscheinlich, aber nicht vollkommen unmöglich. Man erinnert sich an Bernard Madoff, Enron, Wirecard… auch bei der Société Generale gab es mal einen Händler, der ein paar Milliarden nur auf dem Papier gebucht hat.


    Ich persönlich finde es daher nicht unvernünftig, das Vermögen auf zwei bis drei Broker aufzuteilen.

  • So ein Fall ist unwahrscheinlich, aber nicht vollkommen unmöglich. Man erinnert sich an Bernard Madoff, Enron, Wirecard… auch bei der Société Generale gab es mal einen Händler, der ein paar Milliarden nur auf dem Papier gebucht hat.

    Nicht alles was hinkt ist ein Vergleich.

    Enron/Wirecard waren Unternehmen die Ihre Bilanzen gefälscht haben. Madoff hat schlichtweg ein Schneeballsystem betrieben.


    Wenn man schon einen Fall bringt bei dem so ein Betrug stattgefunden hat, dann hier: Phoenix Kapitaldienst


    Aber hier haben die Aufsichtsbehörden versagt. Außerdem war Phoenix Kapitaldienst Mitglied im EdW, so dass ein Großteil der Anleger entschädigt wurden.

    Es ist aber eine Sache einige große Anleger 'abzuzocken'. Bei den Kleinanlegern die bei einer Direktbank anlegen sieht die Sache schon wieder anders aus. Bau mal einer eine Schatten-IT für tausende Kunden einer Direktbank auf...

  • Eben alles Beispiele für das Versagen von Aufsichtssystemen, die in dem Ausmaß recht überraschend waren. Auch Beispiele dafür, dass es durchaus kriminelle Energie auf unterschiedlichen Ebenen geben kann, die lange wirkt bevor sie erkannt wird. Muss jeder für sich selbst entscheiden, wie weit das Vertrauen in einen einzelnen Finanzdienstleister geht.

  • Bei den Kleinanlegern die bei einer Direktbank anlegen sieht die Sache schon wieder anders aus. Bau mal einer eine Schatten-IT für tausende Kunden einer Direktbank auf...

    Das ist einer der Gründe, weshalb ich bei einer etablierten Direktbank bin und nicht bei einem Neobroker. Nicht falsch verstehen, ich unterstelle natürlich nicht, dass Neobroker irgendwie per se unseriös wären, aber ich glaube schon, in einem Startup mit viel Bewegung in den Geschäftsmodellen und Prozessen ist die Gefahr höher, dass Missbrauch durch einzelne Mitarbeiter unbemerkt bleibt.

  • So ein Fall ist unwahrscheinlich, aber nicht vollkommen unmöglich. Man erinnert sich an Bernard Madoff, Enron, Wirecard… auch bei der Société Generale gab es mal einen Händler, der ein paar Milliarden nur auf dem Papier gebucht hat.


    Ich persönlich finde es daher nicht unvernünftig, das Vermögen auf zwei bis drei Broker aufzuteilen.

    was wären da deines Erachtens die maximale Größenordnung pro Depot?

  • Das ist einer der Gründe, weshalb ich bei einer etablierten Direktbank bin und nicht bei einem Neobroker. Nicht falsch verstehen, ich unterstelle natürlich nicht, dass Neobroker irgendwie per se unseriös wären, aber ich glaube schon, in einem Startup mit viel Bewegung in den Geschäftsmodellen und Prozessen ist die Gefahr höher, dass Missbrauch durch einzelne Mitarbeiter unbemerkt bleibt.

    Vielen Dank schon mal euch alle für die Erklärungen:)

    Wir haben mehrere Depots, aber eben auch eins bei Trade republic.

    Kann man die, jetzt wo sie die Vollbanklizenz hat, noch als Neobroker bezeichnen?

  • Bei den Neo-Brokern hängt ja auch eine 'richtige Bank' im Hintergrund. Bei Scalable und Trade Republic AFAIK die Baader Bank.

    Und diese Bank wurde gerade erst von der BaFin angemahnt die Abwicklung Ihrer Wertpapieraktivitäten zu verbessern.

    Baader Bank AG: BaFin ordnet Verbesserungen im Depotgeschäft an
    Die Baader Bank AG muss Verzögerungen bei Depotüberträgen abarbeiten. Das hat die Finanzaufsicht BaFin am 17. Mai 2024 angeordnet. Zudem muss die Bank künftig…
    www.bafin.de


    Nutzt ja nix, wenn Neo-Broker ein 'tolles' Frontend bauen, aber das Backend dann einfach nicht mit der Dynamik der Kundschaft mithalten kann.


    PS: Damit will ich keinesfalls andeuten, dass ich die Baader-Bank oder die Neo-Broker für unseriös halte! Einfach nur: You get what you pay for

  • Bei TR ist es nicht die Baader, sondern Deutsche, Morgen Stanley, Citi und andere.

    Zumindest aktuell noch. Wird vermutlich jetzt auf die eigene Bank umgestellt.

    Dort liegt AFAIK nur das Verrechnungskonto. Wer verwaltet die Wertpapierdepots?

    In einem älteren Beitrag der WiWo wurde HSBC Deutschland als Verwalter der TR Depots genannt.

  • was wären da deines Erachtens die maximale Größenordnung pro Depot?

    Wie gesagt, ich halte das für ein sehr kleines (aber eben nicht auszuschließendes) Risiko. Ich persönlich habe einfach alles auf 2 Depots aufgeteilt, ca. 50/50. Dann ist im Falle eines Falles zumindest noch die Hälfte da

  • Wie gesagt, ich halte das für ein sehr kleines (aber eben nicht auszuschließendes) Risiko. Ich persönlich habe einfach alles auf 2 Depots aufgeteilt, ca. 50/50. Dann ist im Falle eines Falles zumindest noch die Hälfte da

    Was ist, wenn man nun 2 Broker nutzt, die im Hintergrund die gleiche Bank für die Verwaltung der Wertpapiere nutzen? ;)

    Und sollte man dann nicht auch über die ETF-Emittenten diversifizieren? Also z.B. ein FTSE All World von Vanguard und ein FTSE All World von Invesco.

    Und dann aber bitteschön die ETF auch noch auf beide Broker verteilen...

    Weil wenn schon Falles des Falles dann aber auch richtig.


    Oder sogar wie ein Kritiker der EZB hier häufiger schreibt sogar gleich noch einen 'Stützpunkt' außerhalb des Zugriffs der EU aufbauen... ;)

  • Prinzipiell alles gar keine soooo abwegigen Gedanken. Ich habe in der Tat auch unterschiedliche ETF in den beiden Depots. Mag ja sein dass ich paranoid bin, aber es schadet andererseits auch nicht, das so zu handhaben (außer vielleicht, dass 2 Depots ein klein bisschen weniger übersichtlich sind als nur eines).