Verkauf oder Behalten

  • Hallo,

    als Neuling habe ich einen höheren fünfstelligen Betrag vor 2 Wochen in einen iShares Core MSCI World investiert.

    Ich möchte einen weiteren Betrag anlegen und habe in der Zwischenzeit über das Forum gelesen, dass ein EM ETF zur Streuung sinnvoll wäre oder gleich ein

    FTSE All World ETF.


    Was rated ihr mir? Der Kaufpreis des iShares Core MSCI World ist bisher kaum verändert. Wäre der Verkauf sinnvoll?


    Und in den FTSE All World ETF mit der gesamten Summe einsteigen?

    Insgesamt geht es um 200.000 Euro die für die Rente gedacht sind.

    Danke für eure Rückmeldung.

  • Geld im ETF sollte dort für Jahre liegen, nicht nur für Wochen.


    Ob man das Optimum getroffen hat oder nur 94% davon weiß man ohnehin erst in der Rückschau.


    Insgesamt empfehle ich einen sehr entspannten Umgang mit dem Depot.

  • Hallo und herzlich willkommen Chri !


    Alle drei von dir genannten Varianten sind Standard-Varianten für langfristiges Anlegen und damit ordentlich. Grundsätzlich ein Rat, gerade für Neulinge: die Sache nicht zu kompliziert denken, also reicht EIN ETF vollkommen aus. Die meisten raten zu mehr Diversifikation, heißt ein FTSE AW oder MSCI ACWI IMI. Ein normaler World ist aber auch nach wie vor in Ordnung und auch bereits breit diversifiziert.


    Hast du bereits einen Gewinn mit dem MSCI World gemacht? Ein Gewinn ist steuerrelevant. Soweit der Gewinn über ca 1.400-1.500€ ist, läge der Gewinn deines Verkaufs über deinem jährlichen Freibetrag. Nicht so schlimm, kann man aber beachten.


    Du könntest dann auch nur deinen Sparplan auf den neuen (breiteren) ETF umlenken und das was du nun zusätzlich einmalig investieren willst. Aber auch ein bisschen steuern zu zahlen wäre nicht schlimm.


    Ich halte es für wichtiger, gerade für den Anfang, ein übersichtliches Depot zu haben, das dich möglichst wenig verleitet irgendetwas optimieren zu wollen. Wenn du einen ETF auf den World und einen auf EM hast, dann wirst du vermutlich jedes Jahr sehen „oh, der eine ist ja viel besser gelaufen“ und überlegen ob du nicht doch einen Fehler gemacht hast. Vielleicht wirst du deine Sparrate dann umlenken, was deiner anfangs gesetzten Strategie widersprechen würde. Deshalb ist ein einziger ETF vorteilhaft. Der kümmert sich selbst um ein Rebalancing. Es ist komfortabler. Welche Variante in zig Jahren besser gelaufen wäre, wissen wir alle erst hinterher.


    Wichtiger ist aber vielleicht, dass du dich mal von Anfang an einliest, einhörst, einguckst sprich informierst. Ein Buch wie Thomas Kehl „Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest“ oder Hartmut Walz „Ihre Finanzen fest im Griff“ (Neueste Auflage!).

    Internetquellen Finanztip, Finanzfluss, Hartmut Walz und Co gehen natürlich auch. Nimm dir ruhig etwas Zeit.

  • Wie lange ist es denn noch bis zur Rente? Oder besser gefragt, wie lange kannst du auf das Geld verzichten? Die 15 Jahre Anlage sollte man schon berücksichtigen, wichtig wäre auch der jährliche Bedarf nach Renteneintritt. Welcher ETF am Ende der Beste ist/war weiß man hinterher, wichtiger ist nicht auf die Idee zukommen, hin und her zu schieben, dass geht meistens schief und kostet auch noch Steuern und Gebühren.

  • Hallo Chri

    Der Forums-Freund Impidimpi hat alles bereits bestens erklärt

    Mit einem einzigen Welt-ETF hast Du schon eine unheimlich breite Streuung.

    Je nach ETF bist du an hunderten oder tausenden von Unternehmen weltweit beteiligt.

    Was willst du denn mehr?

    Wenn du es dir genau anschaust,

    dann merkst du, dass in fast allen andern ETFs überwiegend dieselben Unternehmen enthalten sind,

    es gibt ja keine besseren!!

    Selbst in den so genannten Branchen 👽Fonds findest du viele der Unternehmen, die auch in einem MSCI enthalten sind

    Ich habe selbst vor vielen Jahren den selben Fehler gemacht und habe bei einer Extra Bank ein reines ETF Depot angelegt mit 5 verschiedenen Fonds.

    Wenn ich heute darauf schaue, so sind die alle im Ergebnis ähnlich gelaufen mit 50 - 60% Wertzueachs.

    Ausnahme ist lediglich der Technologie Fonds,, der hat sich im gleichen Zeitraum verdoppelt, hat aber auch ein höheres Risiko

    Der Pharma Gesundheits Fonds ist mit 40% etwas schlechter gelaufen, hat aber geringere Schwankungen

    Im Endeeffekt reicht wirklich 1 Fond.

    Selbst wenn es um siebenstellige Beträge geht, das ist bei den milliardenschweren Fonds immer noch ein kleiner Fisch

    Das einzige auf was du achten musst, ist,

    ob du einen Fond nimmst, mit regelmäßige Ausschüttung oder einen Fonds mit Wiederanlage der Dreiecke.

    In deinem Fall zur Vermögensbildung kommt nur ein Fonds infrage mit automatischer Wiederanlage.

    Viel Erfolg und viel Geduld wünscht dir McProfit -

    seit 40 Jahren an der Börse Heute Privatier, der von den Kapitalerträgen lebt

  • Das einzige auf was du achten musst, ist,

    ob du einen Fond nimmst, mit regelmäßige Ausschüttung oder einen Fonds mit Wiederanlage der Dreiecke.

    Eine Anlage der grundlegenden geometrischen Formen finde ich auch spannend, wobei ein Kreis vermutlich das passendere Bild für einen Thesaurierer wäre :D


    McProfit meinte hier wohl "Dividenden". Die Unterscheidung wäre zwischen "ausschüttendem Fonds/ETF" und "thesaurierenden [wiederanlegendem] ETF". Das ist tatsächlich eine Frage des Geschmacks. Wenn du keine Entnahmen für dein tägliches Leben benötigst, dann ist ein "Thesaurierer" vermutlich die bessere Wahl, da eine Wiederanlage für das langfristige Anlegen immer sinnvoll ist aufgrund des Zinseszinseffekts. Es sei denn Ausschüttungen von Dividenden motivieren dich am Ball zu bleiben. Dann solltest du allerdings manuell wiederanlegen.

  • Hallo,

    Besten Dank für die hilfreichen Tipps.

    Dazu folgendes: Es sind noch 10 Jahre bis zur Rente.

    Für die bisherige Anlage (60.000) liegt der Gewinn bei 33,00 € bis heute.

    Das heißt, die Gebühren habe ich nun drin.

    Unter anderem habe ich den Wechsel auch deshalb in Erwägung gezogen, weil ich im Nachhinein die 30 Prozent Teilfreistellung bei dem FTSE All World interessant fand, bei einer niedrigeren TER.


    Wenn ich euch richtig verstehe, sollte ich die restliche Einmalzahlung auf den bisherigen ishare-Core MSCI WORLD ETF geben.

    Ich habe mich gegen einen Sparplan entschieden, da ich nur noch 10 Jahre habe.

    VIELE GRÜßE

    CHRI

  • Dazu folgendes: Es sind noch 10 Jahre bis zur Rente.

    ...

    Ich habe mich gegen einen Sparplan entschieden, da ich nur noch 10 Jahre habe.

    Gegen eine Einmalanlage spricht absolut nichts.

    Ich möchte aber nochmals eindringlich auf das passende Risikomanagement hinweisen. In den letzten 100 Jahren gab es 3 Dekaden in denen der globale Aktienmarkt keine positive Rendite erzielt hat!

    Es besteht daher rein aus historischer Sichtweise die Möglichkeit, dass Deine Investition in 10 Jahren im Minus steht!

    Du solltest also sicherstellen, dass Du nicht genau in 10 Jahren (zu Rentenbeginn) Dein komplettes Investment oder durchschnittliche Renditen erwartest (7% p.a.)! Historisch war man bei Einzelanlagen in den MSCI World nach 15 Jahren immer im Plus. Das wäre auch der Anlagehorizont, den ich im schlimmsten Fall betrachten würde. Sprich, selbst nach Rentenbeginn sollte das Kapital noch mindestens 5 weitere Jahre im ETF verbleiben können.


    PS: Natürlich ist es viel wahrscheinlicher, dass Du nach 10 Jahren mit einem satten Plus dastehst, aber man sollte m.E. lieber mit dem möglichen schlechten Szenario planen und dann positiv überrascht werden als umgekehrt.

  • Hallo Chris,

    Schön, dass du dir so viel Gedanken machst, das ist am Anfang besonders wichtig,

    weil spätere Umschichtung eines Depots in aller Regel Steuerzahlungen bedeuten

    Bei deinem überschaubaren Vermögen reicht ein einziger ETF völlig aus,

    du bist damit in den größten Unternehmen der Welt beteiligt, was will man mehr!

    Wenn du Zeit und Lust hast und einmal die verschiedenen ETF vonschaust,

    dann stellst du fest, dass in fast jedem ETF immer wieder dieselben Firmen vertreten sind

    Ob du deinen ETF selbst aufstockst oder mit einem regelmäßigen Dauerauftrag ist im Endergebnis dasselbe.

    Wichtig ist, dass du auch bei fallenden Kursen nicht verzagst und dennoch weiterhin Geld einzahlst.

    Das ist übrigens das größte Problem bei den meisten Privatanleger.

    Bei fallenden Kursen bekommen sie meist kalte Füße und stellen weitere Käufe ein.

    Viele verlieren sogar die Nerven und verkaufen.

    Die Entwicklung deines ETFs solltest du übrigens nicht jeden Monat oder jede Woche ansehen, das bringt nichts,,

    es reicht einmal im Jahr der Depotauszug der Bank.

    Aktien sind nun mal wie Immobilien eine Langfristanlage und nicht zum ständigen kaufen und verkaufen gedacht

    Viele Grüße McProfit

  • Dazu folgendes: Es sind noch 10 Jahre bis zur Rente.

    Das bedeutet ja nicht, dass du nur noch 10 Jahre Zeit hast dein Geld an der Börse arbeiten zu lassen. Du hast ab Rentenbeginn vielleicht noch 20 weitere Jahre vor dir. Vielleicht auch mehr, vielleicht weniger. Du solltest dir natürlich überlegen, was du benötigst an in 10 Jahren. Aber du musst nicht so rechnen, dass du dann voll aus dem Aktienmarkt rausgehen musst. Du könntest einen Teil in eine andere, sicherere (aber renditeschwächere) Anlage stecken, zum Beispiel in einen Geldmarkt-ETF.


    Für die bisherige Anlage (60.000) liegt der Gewinn bei 33,00 € bis heute.

    Das heißt, die Gebühren habe ich nun drin.

    33 Euro sind etwas, was bei 60.000 Anlage innerhalb eines normalen Börsentages locker hoch und runter gehen kann. Lös dich von "die Gebühren habe ich nun drin" - das ist nur ein Anker, an den du dich klammerst. Der spielt langfristig gar keine Rolle. Du hast noch so gut wie keinen Gewinn gemacht. Das ist nicht schlimm, das wird irgendwann kommen wenn du dabei bleibst. Es waren ja erst wenige Wochen.


    Das bedeutet aber, dass es grundsätzlich kein Problem wäre nochmal auf einen All-World-ETF umzusteigen. Steuern würden hier keine (nennenswerten) anfallen. Transaktionsgebühren natürlich schon. Die werden aber wenn du nicht andauernd wechselst langfristig nicht ins Gewicht fallen.


    Unter anderem habe ich den Wechsel auch deshalb in Erwägung gezogen, weil ich im Nachhinein die 30 Prozent Teilfreistellung bei dem FTSE All World interessant fand, bei einer niedrigeren TER.

    Die Teilfreistellung hast du bei jedem Fonds, der zu über 50% in Aktien investiert. Also auch bei einem ETF auf den MSCI World.


    Wenn ich euch richtig verstehe, sollte ich die restliche Einmalzahlung auf den bisherigen ishare-Core MSCI WORLD ETF geben.

    Was du machst, musst du selbst entscheiden. Wir haben nicht gesagt was du machen solltest ;)


    Wenn du gerne einen All-World-ETF besparen willst, statt "nur" einen auf den MSCI World, also "nur" einen, der in die Industrieländer investiert, dann kannst du diesen Wechsel machen. Entweder mit dem zusätzlichen/neuen Vermögen, einem Sparplan und/oder auch dem, was du bisher im MSCI World hattest. DU musst eine Strategie festlegen und überzeugt von deiner Strategie sein. Wenn die Strategie ist, dass dir die Industrieländer ausreichen, dann ist das völlig in Ordnung im World zu bleiben. Wenn die Strategie sagt, dass du lieber die "ganze" Welt in einem All-World-ETF hättest, dann kannst du komplett wechseln - oder eben die neuen Investitionen da rein stecken. Auch das wird langfristig vermutlich keine riesige Rolle spielen, bzw. anders gesagt wissen wir es alle erst hinterher, was besser gelaufen ist.


    Ich persönlich (!) würde in deinem Fall vermutlich nochmal den ETF wechseln. Ich hab es genau so getan: hatte mit dem World angefangen, noch wenig Gewinn drauf und meine Strategie dann leicht verändert auf "ich will die ganze Welt drin haben". Hab dann den World verkauft und den All-World gekauft. Dabei will ich nun langfristig bleiben. Kann, aber muss für dich nicht das richtige sein.


    Ich habe mich gegen einen Sparplan entschieden, da ich nur noch 10 Jahre habe.

    Hierzu nochmal: du hast vermutlich noch länger als 10 Jahre. Die Frage ist, wieviel du wann brauchst und wofür du genau sparst. Wenn du vor hast in 10 Jahren das Geld zu verkonsumieren, dann ist ein Sparplan auf einen Aktien-ETF tatsächlich etwas riskant. Wenn du in 10 Jahren eventuell ein bisschen etwas entnehmen willst, aber eigentlich noch davon ausgehst 20 oder 30 Jahre Zeit zu haben, dann kann ein Sparplan für die nächsten zehn Jahre durchaus noch sinnvoll sein. Wie gesagt eventuell auch mit einer Aufteilung: nicht alles in den Aktien-ETF, sondern einen Teil in einen Geldmarkt-ETF und/oder aufs Tagesgeldkonto.


    Viel Erfolg weiterhin! :)