Einmalanlage in ETF

  • Hallo liebes Forum,


    bin schon seit längerem stiller Mitleser und möchte nun doch mal ein eigenes Thema aufmachen, weil ich noch nicht am Ende meiner Überlegungen bin bzw. mich nicht entscheiden kann:


    Ich möchte den chancenreichen (risikoreichen) Teil meiner Geldanlage vereinfachen. Bin seit zwei Jahren in etwa investiert und so ganz strukturiert bin ich noch nicht. Das soll nun anders werden.


    Aktueller Stand:

    MSCI World ESG - 160 k (inkl. Gewinn von 45 k)

    MSCI ACWI - 70 k (aktuell noch ohne Gewinn, weil erst angeschafft)

    Einzelaktien - 40 k (inkl. 14 k Gewinn)

    Tagesgeld - 96 k

    Festgeld - 100 k (läuft in 08/24 aus)

    Krypto - 70 k


    Aus diesem Bestand sollen nun 400 bis 450k als Altersvorsorge (Alter 46) emotionslos, möglichst breit gestreut, ohne Aufwand in der Zukunft (Stichwort kompiziertes Rebalancing) weltweit in Form von ETFs angelegt werden. Dabei sollen die Einzelaktien verkauft, die beiden ETFs ggf. nochmal verkauft, das Festgeld aufgelöst werden. Krypto will ich lassen.


    Die Kernfrage für mich aktuell: einfach alles in einen ETF (ACWI oder ACWI IMI oder FSTE AllWorld) oder aufgrund der Betragsgröße auch ein wenig anpassen? Man liest ja oft, ab 100k sollten/könnten es mehrere ETFs sein. Da kommen für mich eigentlich nur die beiden Themen EM und SmallCaps in Frage. Hierzu bin ich grad gedanklich bei folgender geplanter Aufteilung:


    Industrieländer 75 %

    EM 15 % und

    SmallCaps 10 %


    Diese Gewichtung würde ich ja mit entsprechenden Zukäufen auch aus Basis der beiden vorhandenen ETFs hinkriegen.


    Was meint Ihr?


    Danke schon mal vorab für eure Meinungen!

  • Hallo und herzlich willkommen unter den „Aktiven“ :)


    Sehr gute Entscheidung, dass du dein Portfolio bzw. Deine Strategie etwas (deutlich?) vereinfachen möchtest!


    Aus diesem Bestand sollen nun 400 bis 450k als Altersvorsorge (Alter 46) emotionslos, möglichst breit gestreut, ohne Aufwand in der Zukunft (Stichwort kompiziertes Rebalancing) weltweit in Form von ETFs angelegt werden.

    Wie kommst du auf 400-450? Also warum genau dieser Anteil?


    Ist damit nur der Rendite-/Risikoteil gemeint, oder soll da auch ein Sicherheitsbaustein mit rein? Oder ist der Rest dein Sicherheitsbaustein?


    „Notgroschen“ vorhanden? Ob nun Teil des Sicherheitsbaustein oder nicht - da gibt es unterschiedliche Meinungen. In jedem Fall braucht man ja irgendeine Liquiditätsreserve. Wie groß die ist, ist individuell.


    Dabei sollen die Einzelaktien verkauft, die beiden ETFs ggf. nochmal verkauft, das Festgeld aufgelöst werden. Krypto will ich lassen.

    Einzelaktien verkaufen und Festgeld auflösen ist gut.


    Warum Krypto lassen? Ist eine klare Wette, die du dir aus meiner Sicht sparen könntest. Gerade wenn du damit schon ordentlich Gewinn gemacht hast. Das ist schließlich schon ein recht großer Teil innerhalb deines Portfolios.


    Die Kernfrage für mich aktuell: einfach alles in einen ETF (ACWI oder ACWI IMI oder FSTE AllWorld) oder aufgrund der Betragsgröße auch ein wenig anpassen? Man liest ja oft, ab 100k sollten/könnten es mehrere ETFs sein. Da kommen für mich eigentlich nur die beiden Themen EM und SmallCaps in Frage.

    Man liest es eher aus dem Grund, dass es für Anfänger wichtiger ist überhaupt anzufangen und sich nicht in eigentlich unnötigen Optimierungen zu verfangen.


    Notwendig ist mehr als ein einziger ETF (bezogen auf den Rendite-Risiko-Teil!) nie. Das ändert sich weder bei 100.000 noch bei 1.000.000 aus meiner Sicht. Natürlich kann sich bei einem größeren Portfolio eine solche Änderung auch mehr auswirken, sollte wirklich der eine oder andere Teilmarkt und der entsprechende ETF darauf besser laufen als der andere.


    Aber du schreibst doch selbst:


    emotionslos, möglichst breit gestreut, ohne Aufwand in der Zukunft (Stichwort kompiziertes Rebalancing) weltweit in Form von ETFs

    Es gibt keine emotionslosere, breiter gestreutere und unkompliziertere Möglichkeit als einen (!) All-World-ETF zu nehmen. Dieser rebalanced sich selbst und du wirst gar nicht verführt irgendwas zu optimieren.


    Industrieländer 75 %

    EM 15 % und

    SmallCaps 10 %

    Warum diese Aufteilung? Warum nicht eine andere? Was machst du wenn sich der Weltmarkt ändert und die dazugehörigen Marktgewichte?


    Wenn du das wirklich willst was du schreibst, dann würde ich an deiner Stelle alles, was nicht in den Sicherheitsbaustein/Notgroschen/Liquiditätspuffer muss in einen einzigen All-World-ETF stecken. FTSE AW, ACWI, ACWI IMI. Da du Small Caps gern mit drin hättest würde sich der ACWI IMI doch anbieten.


    Wenn du es gerne sehr aufgeräumt haben willst, dann kannst überlegen ob du alles verkaufst. Ich würde an deiner Stelle einfach den MSCI World ESG den du schon hast so liegen lassen wie er ist und einen ACWI IMI oder FTSE AW mit dem ganzen Rest „bestücken“ und in Zukunft besparen. Dann kannst du irgendwann beim Entsparen deinen MSCI World ESG auch noch weiter liegen lassen und somit die Steuern möglichst lange stunden. Eventuell zwischendurch NOCHMAL einen neuen All-World-ETF besparen. Siehe die 3x10 Strategie, wie Finanztip sie genannt hat.


    Allgemein würde ich dir sagen, wenn du es einfach haben willst, was ich für sehr sinnvoll halte, dann halte es auch wirklich einfach. Klar sollte man vielleicht keine Steuer auf 45.000 ohne Not zahlen - aber beim Rest sehe ich keinen Grund es nicht zu vereinfachen und in einen Rendite- und einen Sicherheitsbaustein einzuteilen und bei dieser Aufteilung zu bleiben.


    Gegen 70/30 oder ähnlich ist übrigens nichts einzuwenden wenn Jemand meint, dass das besser wäre langfristig - niemand weiß es halt. Aber keep it simple (stupid) ist das eben nicht mehr in Reinform.


    Aber es ist deine eigene Entscheidung. Viel Erfolg dabei!

  • Wie kommst du auf 400-450? Also warum genau dieser Anteil?

    Also vielleicht noch ergänzend dazu warum ich hierauf rum reite erstmal: man sollte immer seine gesamte Vermögenssituation betrachten. Zu der gehören übrigens auch Rentenansprüche beispielsweise. Und dann solltest du dir eben überlegen, wieviel du du an Liquidität kurzfristig und mittelfristig brauchst und wieviel Sicherheit du langfristig brauchst bei deinen Langfristanlagen. Dementsprechend wählst du dann deine Aufteilung. Hier gibts verschiedene Ansätze. Eventuell hast du das schon alles so gemacht und da ist dann diese Zahl raus gekommen. Dann ist alles gut. Nur als Hinweis, dass man sich über sowas Gedanken machen sollte.


    Und vielleicht noch der zusätzliche Hinweis, dass nicht alles für die „Altersvorsorge“ sein muss. Ich bin inzwischen davon überzeugt worden, unter anderem von den geschätzten Kollegen hier im Forum, dass der Begriff „Vermögensaufbau“ sinnvoller ist und die Ziele individuell sein können. Vielleicht willst du dir ja schon mit Ende 50 etwas gönnen. Oder früher in Rente gehen. Oder eine große Reise irgendwann machen. Oder, oder…

  • Um die Sache zu vereinfachen, wichtig ist immer wann du wieviel entnehmen willst (musst). Danach sollte man die Anlage ausrichten, Altersvorsorge sehen bei 3 Leuten 3 verschiedenen, Beispiel: der 1. will mit 63, der 2. mit 67 und der 3. schon vor dem eigentlichen Rentenbeginn den Job an den Nagel hängen. Welcher ETF nun der sinnvollste ist, wissen wir hinterher. In den letzten Jahren waren es die auf den MSCI World, ob die Schwellenländer oder die kleinen Unternehmen jetzt nachziehen, wissen wir nicht. Ich habe immer nur einen ETF gehabt und damit hin und her ausgeschlossen, hier liegt meines Erachtens die Gefahr, aber du willst es ja ähnlich machen. Ein guter Tipp ohne die restlichen Einnahmen zu Rentenbeginn und deinen Bedarf zu geben ist unmöglich.

  • Vielen Dank für eure Antworten. Ergänzend möchte ich versuchen meine Gesamtsituation zu skizzieren:


    Bestand:

    - EFH mir ELW - Wert ca. 600 k, davon grob aufgeteilt 400 k EFH und 200 k ELW - Restschulden 180 k

    - nächster Teilkredit lauft in 2026 aus, die 50 k für die Ablöse sind schon in einem Geldmarkt-ETF (Xtrackers overnight...)

    - Teilkredit 2 läuft in 2029 aus - 53 k müssen bis dahin noch angespart werden

    - Teilkredit 3 läuft in 2030 aus - 20 k müssen bis dahin noch angespart werden


    - Rentenansprüche Stand heute: rd. 2.500 EUR (DRV, Versorgungswerk, Riester, Allianz, ELW (75 % der Miete))


    - Notgroschen 40 k auf Tagesgeld 2


    - Tagesgeld 1 96 k (soll aufgelöst werden)

    - Festgeld 100 k (soll aufgelöst werden)

    - Einzelaktien 40 k (inkl. 14 k Gewinn)

    - MSCI World ESG - 160 k (inkl. Gewinn von 45 k)

    - MSCI ACWI - 70 k (aktuell noch ohne GEwinn, weil erst angeschafft

    - Bitcoin 70 k


    Ziele der Geldanlage

    - gut versorgt im Alter

    - weniger Arbeiten ab Mitte 50 (wenn dann gewollt)

    - Kinder und/oder Enkel (nocht nicht in Sicht) unterstützen


    ergänzend folgende Antworten:

    Wie kommst du auf 400-450? Also warum genau dieser Anteil?

    Nach dem Lesen einiger Bücher (insbesondere Gerd Kommers ETF-Buch) und dem Hören unzähliger Podcasts bin ich überschlägig auf diese Summe gekommen.


    Warum Krypto lassen? Ist eine klare Wette, die du dir aus meiner Sicht sparen könntest. Gerade wenn du damit schon ordentlich Gewinn gemacht hast. Das ist schließlich schon ein recht großer Teil innerhalb deines Portfolios.

    Ganz klare Wette. Hab aber regelmäßig gelesen/gehört, dass ein Bitcoin-Anteil von 3 bis 15 % (Meinungen gehen hier auseinander) sich durchaus positiv auf das Risiko-Rendite-Verhältnis des Portfolios auswirken soll.


    Warum diese Aufteilung? Warum nicht eine andere? Was machst du wenn sich der Weltmarkt ändert und die dazugehörigen Marktgewichte?

    Ausgehend von 80/20 (DM/EM) wollte ich noch 10 % SmappCaps dabei haben. Da hab ich dann einfach bei DM und EM 5 % reduziert.

  • Vielen Dank für eure Antworten. Ergänzend möchte ich versuchen meine Gesamtsituation zu skizzieren:

    Oben fand ich Deine Aufstellung schon kompliziert, hier unten wird sie noch komplizierter.

    Bestand:

    - EFH mir ELW - Wert ca. 600 k, davon grob aufgeteilt 400 k EFH und 200 k ELW - Restschulden 180 k

    - nächster Teilkredit lauft in 2026 aus, die 50 k für die Ablöse sind schon in einem Geldmarkt-ETF (Xtrackers overnight...)

    - Teilkredit 2 läuft in 2029 aus - 53 k müssen bis dahin noch angespart werden

    - Teilkredit 3 läuft in 2030 aus - 20 k müssen bis dahin noch angespart werden

    Einliegerwohnungen waren lange Zeit primär ein Steuersparmodell, wie das bei Dir ist, erkenne ich nicht. Ist diese Einliegerwohnung nur so da oder hast Du laufende Mieteinnahmen davon?


    Grundsätzlich tilgt man ja vordringlich den eigenbewohnten Teil, weil dessen Kosten nicht absetzbar sind. Ich ahne nicht, ob Du das bei Dir zweckmäßig ufestmgesetzt hast.


    Die Darlehen laufen gestaffelt aus, "ansparen" brauchst Du dafür nichts, denn Du hast ja genügend Festverzinsliches, um das abzudecken. Man müßte nach den Zinssätzen schauen. Eventuell lohnt sich ja die eine oder andere Sondertilgung.

    - Rentenansprüche Stand heute: rd. 2.500 EUR (DRV, Versorgungswerk, Riester, Allianz, ELW (75 % der Miete))

    Unklar. Eine Riesterrente lohnt sich nur unter sehr engen Bedingungen, allein aus dem Wort ist nicht erkennbar, wie Du da aufgestellt bist.


    "Allianz" interpretiere ich so, daß Du eine irgendwie geartete private Rentenversicherung bei der Allianz hast. Hier das gleiche: Aus dem Wort allein läßt sich nicht beurteilen, ob das sinnvoll ist oder nicht.


    Ob Du die Einliegerwohnung vermietet hast, schreibst Du nicht.

    - Notgroschen 40 k auf Tagesgeld 2

    Ich komme mit den Tagesgeldern 1 bis 7 nicht so recht klar.


    Manche Leute lösen ihre Budgetierung über Konten bei verschiedenen Banken. Da ist der Notgroschen auf einem Tagesgeldkonto der ING, der Topf "Urlaub" bei der DKB und das Topf "Urlaub" auf einem Tagesgeldkonto bei der Sonstwasbank.


    Ich kriege das problemlos mit einem einzigen Geldmarktfonds hin. Sollte das unabweisbar notwendige Dach teuerer werden als das, was ich dafür vorgesehen habe, muß ich es ohnehin bezahlen, auch wenn das meinen internen Topf überschreitet.

    Und wenn es mehr ist, bekommst Du ein Problem - oder wie?

    [Bitcoin]
    Ganz klare Wette. Hab aber regelmäßig gelesen/gehört, dass ein Bitcoin-Anteil von 3 bis 15 % (Meinungen gehen hier auseinander) sich durchaus positiv auf das Risiko-Rendite-Verhältnis des Portfolios auswirken soll.

    Keine 10 Pferde bringen mich dazu, irgendwelches Geld in "Kryptos" (welcher Art auch immer) zu stecken. Ich finde es verblüffend, daß "Kryptos" heutzutage in keinem Anfängerdepot fehlen dürfen.

    [Woher kommt die Aufteilung 75/15/10?]


    Ausgehend von 80/20 (DM/EM) wollte ich noch 10 % Small Caps dabei haben. Da hab ich dann einfach bei DM und EM 5 % reduziert.

    Wenn man besonders breit investieren möchte und auch die Small Caps dabeihaben will, reicht doch eigentlich ein ACWI.

    Was hast Du eigentlich für Einzelaktien?


    Warum willst Du den vorhandenen dicken ETF (der im Gewinn ist) umsetzen?


    Irgendwie erkenne ich keinen Plan. Du hast ein Sammelsurium an Depot, mit dem Du dies und das und jenes machen willst. Wo Du aber hinwillst, erkenne ich nicht.

  • Hallo Achim, vieln Dank für Deine Einschätzung.


    ich wollte mein Anliegen von Vornherein nicht so kompliziert darstellen und hatte versucht alles Relevante in den Eröffnungspost zu schreiben. Möchet auch nicht gleichzeitig auf allen Ebenen angreifen, deshalb sind die Themen Riester, Rentenversicherungen usw. für die Eingangsfrage ausgeblendet.


    Nur in aller Kürze...ELW ist Ergebnis eines Mehrgenerationenwohnens, welches bis zum Ableben der Eltern auch sehr gut funktioniert hat. ELW ist nun vermietet, Miete wird separat angespart um die diversen Einzeldarlehen nach Auslaufen der Zinsbindung abzulösen. Finanzierung von EFH und ELW sind optimiert (getrennte Darlehen, Zinsen auf ELW, Tilgung auf EFH etc.). Sondertilgen ist aufgrund der geringen Darlehenszinsen (< 1 %) keine Option.


    Die 400 TEUR ist der Betrag, den ich nach Analayse meiner Gesamtsituation die nächsten 10 Jahre nicht benötige. Diesen Betrag möchte ich nun aus dem Bestand:


    MSCI World ESG - 160 k (inkl. Gewinn von 45 k)

    MSCI ACWI - 70 k (aktuell noch ohne Gewinn, weil erst angeschafft)

    Einzelaktien - 40 k (inkl. 14 k Gewinn)

    Tagesgeld - 96 k

    Festgeld - 100 k (läuft in 08/24 aus)


    in einen oder mehrere ETFs investieren. Die Grundsatzfrage lautet dabei nach wie vor: Alles in einen ETF ok? Oder aufgrund der Höhe (> 100k) besser in mehrere ETFs?


    Der Bestand ist ja in Summe > 400 k. Alles drüber soll den risikoarmen Teil bilden und in kurzlaufende Geldmarkt- und/oder Anleihen-ETFs angelegt werden.

  • in einen oder mehrere ETFs investieren. Die Grundsatzfrage lautet dabei nach wie vor: Alles in einen ETF ok? Oder aufgrund der Höhe (> 100k) besser in mehrere ETFs?

    Es spricht nichts dagegen, alles in einen ETF zu stecken, wenn er der richtige ist (also weltweit, keine Branchen). Die Grenze der Einlagensicherung spielt hier keine Rolle, weil der Inhalt Deines Depots Sondervermögen ist, das Dir gehört und auf das die Bank keinen Zugriff hat.

  • in einen oder mehrere ETFs investieren. Die Grundsatzfrage lautet dabei nach wie vor: Alles in einen ETF ok? Oder aufgrund der Höhe (> 100k) besser in mehrere ETFs?

    Alles in einen ETF ok.


    Wenn du in einen breit gestreuten ETF investierst spielt es keine Rolle, ob du 10.000, 100.000 oder 1.000.000 investierst. Ja, man KANN sich Gedanken machen andere Assets oder eine andere Allokation zu wählen, wenn man meinetwegen ein sechsstelliges Vermögen hat, weil es sich dann überhaupt erst etwas mehr auswirkt, wenn man eine bestimmte von der Marktkapitalisierung leicht abweichende Strategie verfolgt. Aber das bedeutet nicht, dass es nicht weiterhin völlig hinreichend ist einen einzigen All-World-ETF zu nehmen. Um es klar zu sagen: ein einziger ETF reicht auch langfristig völlig aus. Niemand weiß, ob eine andere Allokation langfristig besser ist.


    Was erhoffst du dir von mehr als einem ETF? Das solltest du als Strategie formulieren. "Aufgrund der Höhe" mehr als einen ETF zu nehmen ist keine Strategie. Wenn du dir eine Mehrrendite erhoffst, dann kannst du das ja formulieren. Hier im Forum wirst du sowohl 100% All-World als auch 70/30 und alles dazwischen hören wenn du fragst. Aus meiner Sicht sollte man wenn man etwas anderes als einen einzigen ETF nimmt heute dafür einen guten Grund formulieren und sich klar drüber sein, dass man das dann auch so durchziehen "muss". Also jährliches striktes Rebalancing und immer in die Gefahr laufen, dass man dann doch mal Gedanken bekommt "EM ist ja wieder schlecht gelaufen... soll ich wirklich rebalancen??". Gerade weil du offensichtlich aus einer etwas zerklüfteten Vermögensallokation kommst, würde ich persönlich sagen: lieber einfach halten.

  • Ok. Das klingt alles plausibel und vernünftig.


    Meine Gedanken hinter einem Mehr-ETF-Ansatz...langfristig soll die Beimischung von EM und SmallCaps eine Mehr-Rendite und/oder eine bessere Rendite-Risiko-Situation bringen.


    Aber wenn ich es richtig gelesen und verstanden habe, sind:


    - im FTSE All World auch SmallCaps enthalten

    - rebalancieren sich die Welt-ETFs über die Zeit ja von selbst aus.


    Das würde natürlich klar für eine Ein-ETF-Lösung sprechen. Aber ist dem wirklich so? Es gab ja auch Zeiten, in denen EM über Jahre deutlich besser als DM liefen. War in diesen Zeiten der Anteil EM singnifikant höher in den Welt-ETFs?

  • MSCI World ESG - 160 k (inkl. Gewinn von 45 k)

    MSCI ACWI - 70 k (aktuell noch ohne Gewinn, weil erst angeschafft)

    Die beiden, insbesondere den ersten, würde ich übrigens nicht verkaufen, nur um ein „aufgeräumteres“ Depot zu haben. 70k Gewinn sind gute 18.000 EUR Steuern. Ja, der MSCI World ist eine ESG-Variante, aber so schlimm finde ich das auch nicht. Jedenfalls nicht so schlimm, dass ich 18.000 EUR Steuern zahlen würde, nur um ihn loszuwerden.


    Ich würde die beiden einfach liegen lassen und das neu zu investierende Geld dann nur in einen neuen ETF (zb MSCI ACWI (IMI)) stecken.

  • Emerging Markets ja, Small Caps nein. Emerging Markets UND Small Caps sind im MSCI ACWI (IMI) enthalten.

    Das sollte man aber dann nochmal etwas präzisieren: FTSE hat eine etwas andere Grenze zwischen Small und Mid Caps. Das führt dazu, dass der FTSE All World zwischen dem ACWI (ohne Small Caps) und dem ACWI IMI (mit Small Caps) liegt. So gesehen sind nach MSCI-Definition im FTSE All World tatsächlich Small Caps mit drin - aber eben nur die größeren.


    Zahlen ungefähr aus dem Kopf:

    - MSCI ACWI: ca. 85% Marktkapitalisierung

    - FTSE AW: ca. 90% Marktkapitalisierung

    - MSCI ACWI IMI: ca. 99% Marktkapitalisierung


    Wenn du "alle" Small Caps mit drin haben willst, dann bleibt nur der MSCI ACWI IMI. Der FTSE AW ist ein Mittelding auf bereits sehr hohem Diversifikationsniveau. Am Ende ist es Geschmackssache. Mir persönlich reicht der FTSE AW, mir war es als ich mich für ihn entschieden habe wichtiger, dass der ETF deutlich mehr Volumen hatte. Aber den ACWI IMI kannst du genauso nehmen - und auch einen ACWI ohne IMI. Selbst wenn du ganz auf Small Caps verzichtest, wirst du keinen Beinbruch erleben. Ob du nun noch 5 oder 10% von diesem oder jenem mehr hast, macht den Braten nicht fett aus meiner Sicht.


    Meine Gedanken hinter einem Mehr-ETF-Ansatz...langfristig soll die Beimischung von EM und SmallCaps eine Mehr-Rendite und/oder eine bessere Rendite-Risiko-Situation bringen.

    Nun, es gibt sogenanntes Factor-Investing. Faktoren, die eine langfristig moderate Mehrrendite bringen können. Das ist das was du letztlich ansprichst. Dazu gibt es tatsächlich Erkenntnisse. Allerdings auch Erkenntnisse, dass diese Faktoren eben eher unsicher sind. Deshalb halte ich die 1-ETF-Lösung nach Marktkapitalisierung auch für sinnvoll: da ist bestenfalls dann fast alles drin (ACWI IMI, FTSE AW).


    Das würde natürlich klar für eine Ein-ETF-Lösung sprechen. Aber ist dem wirklich so? Es gab ja auch Zeiten, in denen EM über Jahre deutlich besser als DM liefen. War in diesen Zeiten der Anteil EM singnifikant höher in den Welt-ETFs?

    Wenn die EM besser laufen, dann wird der Anteil der EM in den All-World-ETFs auch entsprechend steigen. Das gleiche bei den Small Caps. Du machst dann natürlich nicht direkt die gleiche Rendite mit wie wenn du sie übergewichtet hättest. Aber du bist eben automatisch in alle Richtungen gut aufgestellt, könnte man sagen. Das Rebalancing geschieht automatisch und prognosefrei.

  • Ich wollte mein Anliegen von Vornherein nicht so kompliziert darstellen und hatte versucht, alles Relevante in den Eröffnungspost zu schreiben.

    So ein Relevanzfilter filtert gelegentlich unzweckmäßig.

    Möchte auch nicht gleichzeitig auf allen Ebenen angreifen, deshalb sind die Themen Riester, Rentenversicherungen usw. für die Eingangsfrage ausgeblendet.

    Finanzplanung ist immer ganzheitlich. Dieses tröpfchenweise Nachliefern verwirrt mehr, als daß es zur Klarheit beiträgt.

    Nur in aller Kürze...ELW ist Ergebnis eines Mehrgenerationenwohnens, welches bis zum Ableben der Eltern auch sehr gut funktioniert hat. ELW ist nun vermietet, Miete wird separat angespart um die diversen Einzeldarlehen nach Auslaufen der Zinsbindung abzulösen. Finanzierung von EFH und ELW sind optimiert (getrennte Darlehen, Zinsen auf ELW, Tilgung auf EFH etc.). Sondertilgen ist aufgrund der geringen Darlehenszinsen (< 1 %) keine Option.

    Soweit plausibel.

    Das ist und bleibt unplausibel. Wieso sind diese 400 T€ für Dich so wichtig?

    Wieso ist ESG für Dich wichtig?


    Jeder hinreichend breit gestreute ETF ist hinreichend diversifiziert, daß man in den problemlos über 100 T€ hineinstecken kann.

    Der Bestand ist ja in Summe > 400 k. Alles drüber soll den risikoarmen Teil bilden und in kurzlaufende Geldmarkt- und/oder Anleihen-ETFs angelegt werden.

    Du hast Deine Altersvorsorge, die schon jetzt mehrere hunderttausend Euro wert ist. Risikoarmer Teil.


    Du hast ein Zweifamilienhaus, dessen Finanzierung sinnvoll ausgelegt ist und regelmäßig läuft. Risikoarmer Teil.


    Du willst von Deinem frei investierbaren Vermögen einen weiteren Teil "risikoarm" anlegen.


    Warum steckt ein Mensch, der einen "Sicherheitsbaustein" mit einem "Sicherheitsbaustein" absichert, der wiederum mit einem "Sicherheitsbaustein" abgesichert ist, immerhin 70 T€ in "Krypto" und sagt darüber auch noch, daß dies das Risiko seines Depot verringere?


    Ok, ist Dein Geld.


  • Warum steckt ein Mensch, der einen "Sicherheitsbaustein" mit einem "Sicherheitsbaustein" absichert, der wiederum mit einem "Sicherheitsbaustein" abgesichert ist, immerhin 70 T€ in "Krypto" und sagt darüber auch noch, daß dies das Risiko seines Depot verringere?


    Ok, ist Dein Geld.

    Bitcoin ≠ Krypto



    Und OP wird sicherlich keine 70k in Bitcoin gesteckt haben, sondern ordentlich Gewinne mit der Position erzielt haben, deswegen ist sie so "groß".


    Ich würde die Position an deiner Stelle auch einfach so weiterlaufen lassen, allein die Tatsache, dass der Bitcoin mittlerweile zu einem Wahlkampfthema in den USA geworden ist, zeigt, dass es in Zukunft nur weiter bergauf gehen kann und der Bitcoin auch weiter Einzug im Mainstream halten wird. Die Bitcoin-ETFs in den vergangenen Monaten haben zudem gezeigt, dass das Asset mittlerweile auch von Unternehmen und sogar Pensionsfonds als seriöses Investment angesehen wird. Dementsprechend sehe ich die Position auch gar nicht so risikoreich, wie sie hier von einigen angesehen wird.


    Viele Anlageberater sagen mittlerweile übrigens, dass in einem diversifizierten Portfolio durchaus der Bitcoin seine Berechtigung hat.

  • Klare Sache! "Bitcoin to the moon". Es kann gar nicht anders kommen...

    Ich finde es mittlerweile auch interessant, dass bei Bitcoin für viele alles geklärt ist und der Preis trotzdem schon länger seitwärts läuft.


    Bei Aktien gibt es einen Marktpreis (niemand zahlt weniger aber auch niemand mehr)., der aus gutem Grund genau dieser Preis ist.

    Dort wagen auch nur wenige etwas über die Zukunft auszusagen.


    Bei Bitcoin ist das anders. Der wahre Preis ist eigentlich viel höher und wird nur künstlich klein gehalten *Ironie aus*.

    Denn jeder weiß ja, dass der steigen wird aber mehr zahlen will anscheinend niemand.


    Die heftigen Kursschwankungen sind auch nur Ausdruck völliger Klarheit. Deshalb ist es auch ein krisensicheres Wertaufbewahrungsmittel.

  • Die Bitcoin-Grundsatzdiskussion wollte ich nicht anheizen. Ist ja auch zum großen Teil einen Glaubens- und Systemvertrauensfrage. Ich hatte mich seinerzeit eingelesen, harmoniere nach wie vor mit der Idee, bin dick im grünen Bereich mit der Position, halte alles selbst auf einer eigenen Hardware-Wallet und bin mir des Risikos des Totalausfalls bewusst.


    Zurück zum Thema...Was kann man denn nach eurer Auffassung dem risikoarmen Teil zuordnen? Ich hatte bis jetzt immer nur TG und FG sowie kurzlaufende Galdmarktfonds höchster Bonität ohne Währungsrisiko da rein gezählt.


    Und noch eine Frage tut sich bei mir auf...Die meister hier im Forum empfohlenen ETFs, insbesondere die Welt-ETFs, werden ja in USD ausgegeben. Wie sieht es denn hier mit dem Wechselkursrisiko aus?

  • Die heftigen Kursschwankungen sind auch nur Ausdruck völliger Klarheit. Deshalb ist es auch ein krisensicheres Wertaufbewahrungsmittel.

    Bitcoin ist ein junges Asset, da ist eine hohe Volatilität völlig normal. Dies wird sich aber mit der Zeit zwangsläufig ändern, je mehr Leute den Markt betreten. Man muss hier langfristig in Jahrzehnten denken, so tun wir es im Rahmen von ETF-Sparplänen für die Altersvorsorge doch auch, warum legt man hier also andere Maßstäbe an?


    Ich finde es mittlerweile auch interessant, dass bei Bitcoin für viele alles geklärt ist und der Preis trotzdem schon länger seitwärts läuft.

    Der Preis läuft sei ca. 4 Monaten seitwärts und konsolidiert sich. Was bei Aktien völlig normal ist, keine Aktie steigt durchgehend ohne Pause, wird beim Bitcoin negativ ausgelegt? Da sollte man ebenfalls ähnliche Maßstäbe ansetzen.


    Bei Aktien gibt es einen Marktpreis (niemand zahlt weniger aber auch niemand mehr)., der aus gutem Grund genau dieser Preis ist.

    Dort wagen auch nur wenige etwas über die Zukunft auszusagen.

    Beim Bitcoin ist es genauso: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. - "Bei Aktien wagen auch nur wenige etwas über die Zukunft auszusagen" Trollst du? Genau das Gegenteil ist der Fall.


    Bei Bitcoin ist das anders. Der wahre Preis ist eigentlich viel höher und wird nur künstlich klein gehalten *Ironie aus*.

    Denn jeder weiß ja, dass der steigen wird aber mehr zahlen will anscheinend niemand.

    Es gibt keinen "wahren Preis" für den Bitcoin. Der Bitcoin hat Funktionen, unter anderem als Wertaufbewahrungsmittel, um das eigene Kapital vor Wertverlust zu schützen, und hier hat er in den letzten 15 Jahren alle anderen Anlageklasse auf der Welt outperformt, aber das reicht anscheinend einigen nicht …

  • Zurück zum Thema...Was kann man denn nach eurer Auffassung dem risikoarmen Teil zuordnen? Ich hatte bis jetzt immer nur TG und FG sowie kurzlaufende Galdmarktfonds höchster Bonität ohne Währungsrisiko da rein gezählt.

    So würde ich das auch machen. Rentenansprüche kann man da ggf. auch mit reinrechnen (wobei sich die Geister scheiden bei der Frage, ob und mit welchem Wert man das sinnvollerweise tut).

    Und noch eine Frage tut sich bei mir auf...Die meister hier im Forum empfohlenen ETFs, insbesondere die Welt-ETFs, werden ja in USD ausgegeben. Wie sieht es denn hier mit dem Wechselkursrisiko aus?

    Die Kurzfassung: Da gibt es kein zusätzliches Risiko (über die Tatsache hinaus, dass eine Vielzahl der im ETF enthaltenen Aktien und daraus gezahlte Dividenden ja auch in anderen Währungen als dem EUR sind).


    Siehe z.B. auch diesen Thread: Währungsrisiko bei ETF in Dollar? - Konto & Anlegen - Finanztip Forum oder diesen Link: ETF Währungsrisiko erklärt: ETF Handbuch - Finanzfluss