100% Aktien für jedes Alter?

  • Für die Privatanleger hier, die ein Misch-Portfolio aus Aktien und Anleihen bevorzugen, weil es mehr Sicherheit verspricht.

    Video "The 2.7% Rule for Retirement Spending"

    2.7% p.a. mögliche Entnahme ist nicht viel. Zumal ein Misch-Portfolio zu Beginn der Entnahmephase sehr wahrscheinlich deutlich weniger Volumen haben wird.

    Ca. 1600 Euro im Monat nach Steuer, wenn man 1 Mio. Euro im Depot hat (heute, versteht sich. Später inflationsbereinigt deutlich mehr).

    Studie

  • Für die Privatanleger hier, die ein Misch-Portfolio aus Aktien und Anleihen bevorzugen, weil es mehr Sicherheit verspricht.

    Die allermeisten mir bekannten "Privatanleger" (sowie auch meine Wenigkeit) bevorzugen kein "Misch-Portfolio" aus "Aktien und Anleihen" - sondern ein auf den individuellen objektiven und subjektiven Bedarf ausgerichtetes "Misch-Depot" - im Sinne einer ausgewogenen Aufstellung des Gesamtvermögens mit Stocks, (Gov. + Corp.)Bonds, Real Estate, Commodities, Gold, Private Equity, Tangible Assets usw.

    Dir weiter ganz viel Glück mit Deinen privaten Finanzen !

  • Noch mal zur Studie:

    Ich finde den Ansatz bedenkenswert. Er hängt aber von der Definition der 100% ab.

    Ich unterscheide bei mir bspw. (mal von Immobilien, Pension, etc. abgesehen) nur zwischen kurzer und langer Frist für die Anlage. Kurze Frist sind Rücklagen für alles mögliche, das wird Geldmarktnah angelegt.

    Lange Frist ist der Teil des Vermögens, der in den nächsten 10 Jahren sehr wahrscheinlich nicht benötigt wird. Der Teil geht zu 100% in Aktien.

    Wenn Aktien die renditestärkste Assetklasse sind und bleiben, führt jede Beimischung wahrscheinlich zu einer Renditereduktion.

    Insofern würde ich der Studie intuitiv zustimmen.

    Aber:

    2 Dinge dürfen nicht unterschätzt werden:Der Einfluss von Behavioral Finance. Jede Strategie ist nur so gut, wie die Fähigkeit des Anlegers sie langfristig durchzuhalten. Deshalb kann eine Anleihenbeimischung in der Praxis durchaus für die Einzelperson renditesteigernd sein, wenn sie dazu führt, dass die Person die Strategie durchhalten kann.

    Der 2. Punkt ist noch wichtiger: Welche Strategie am Ende unter Renditegesichtspunkten die beste war, weiß ex ante niemand, auch nicht Akademiker, die elaborierte Studien verfassen. Man bewegt sich im Bereich von Wahrscheinlichkeiten, die Ereignisse der Vergangenheit in die Zukunft projizieren. Insofern ist die Aussagekraft dieser Studien für die Praxis begrenzt, weil niemand weiß, wo er/sie in der Prognosewolke landen wird.

    Hinzu kommen die Dauer und die Verteilung des Bedarfs im Alter, die man nur schwer vorhersehen kann.

    Wird man doch „nur“ 75 und erwischt zum Renteneintritt eine 10jahres-Baisse, wollte genau in dem Zeitraum dann aber doch bei einem unerwarteten Notfall in der Familie helfen, wäre man mit 20% Geldmarkt, die man die letzten Jahre vor dem Ruhestand aufgebaut hat, doch besser gefahren.


  • Again: Es geht um den Vergleich verschiedener Asset-Allokationen im Wertpapierdepot mit dem Ergebnis, dass ein reines Aktienportfolio in allen relevanten Bereichen besser abschneidet (auch beim Risiko). Immobilien, Pensionen usw. haben mit der Studie nichts zu tun.

    Außerdem macht eine Aufteilung in ,,kurzfristig" und ,,langfristig" nur Sinn, wenn es einen hohen Kapitalbedarf zu Beginn der Ansparphase gibt. Ab einem bestimmten Punkt ist der Aktienfokus vom Volumen her so weit vorne, dass selbst ein 50%-Crash keine Nachteile bringt. In anderen Worten: Hohe Vola hat nur dann Nachteile, wenn dadurch eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass das Gesamtvermögen unter das Volumen von einer anderen Asset-Allokation fällt.

    Außerdem sollte grundsätzlich das extrem ausgeprägte deutsche Sicherheitsbedürfnis hinterfragt werden. ,,Falls mal was Unerwartetes passiert". Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein 70-jähriger plötzlich und unerwartet 300.000 Euro für eine rationale Ausgabe benötigt, die nicht planbar ist? Ist dieses Risiko relevanter als die Höhe der monatlichen Einnahmen in Rentenbezugszeit? In den meisten Fällen ist es doch so, dass horrende Summen auf Konten liegen, die unter der Inflationsrate rentieren, weil es der Anleger als ,,sicher" empfindet ohne zu realisieren, dass er ein erhebliches Risiko damit eingeht.

    Zitat von Amnesty


    Dinge dürfen nicht unterschätzt werden:Der Einfluss von Behavioral Finance. Jede Strategie ist nur so gut, wie die Fähigkeit des Anlegers sie langfristig durchzuhalten. Deshalb kann eine Anleihenbeimischung in der Praxis durchaus für die Einzelperson renditesteigernd sein, wenn sie dazu führt, dass die Person die Strategie durchhalten kann.

    Auch das habe ich schon mehrfach beantwortet. Die Emotionen des Anlegers sind kein Grund falsche Annahmen bzgl. des Risikos verschiedener Asset-Klassen zu akzeptieren. Wenn Anleger die echten Risiken der verschiedenen Asset-Allokationen kennen, ändert sich sehr wahrscheinlich ihr Verhalten in schwierigen Marktphasen. Wie wir auch hier im Forum gesehen haben, scheint das Denke ,,Geldmarkt und Anleihen = sicherer" tief verankert zu sein, weil relevante Risiken völlig ausgeblendet werden und sich nur auf die irrelevante kurzfristige Vola fokussiert wird.

    Zitat von Amnesty

    Der 2. Punkt ist noch wichtiger: Welche Strategie am Ende unter Renditegesichtspunkten die beste war, weiß ex ante niemand, auch nicht Akademiker, die elaborierte Studien verfassen. Man bewegt sich im Bereich von Wahrscheinlichkeiten, die Ereignisse der Vergangenheit in die Zukunft projizieren. Insofern ist die Aussagekraft dieser Studien für die Praxis begrenzt, weil niemand weiß, wo er/sie in der Prognosewolke landen wird.

    Hinzu kommen die Dauer und die Verteilung des Bedarfs im Alter, die man nur schwer vorhersehen kann.

    Ich halte das für ein Strohmannargument. Wenn tausende relevante Zeiträumen der Vergangenheit das gleiche Ergebnis produzieren, ist es nicht rational zu behaupten ,,ich wähle trotzdem das falsche Ergebnis, weil es könnt ja mal richtig sein". Eine Asset-Allokation muss doch nach den heutig gültigen Daten und dem heutigen Wissen aufgebaut werden und nicht nach irgendwelchen fiktiven, noch nie dagewesenen Entwicklungen in der Zukunft.

    Denke das Argument doch mal weiter in die Tiefe. Was würde es denn bedeuten, wenn wir in Zukunft andere Zahlen bekommen? Das geht ja nur, wenn sich Fremdkapital mehr rentieren wird als Eigenkapital. Ist das wahrscheinlich? Gibt es eine Wahrscheinlichkeit über Null, dass überwiegend Kapitalgeber freiwillig langfristig ihr Geld in Eigenkapital stecken und sich mit geringeren Renditen zufrieden geben, obwohl es eine höhere reale Rendite bei Zinspapieren gibt?

  • Ich halte das für ein Strohmannargument. Wenn tausende relevante Zeiträumen der Vergangenheit das gleiche Ergebnis produzieren, ist es nicht rational zu behaupten ,,ich wähle trotzdem das falsche Ergebnis, weil es könnt ja mal richtig sein". Eine Asset-Allokation muss doch nach den heutig gültigen Daten und dem heutigen Wissen aufgebaut werden und nicht nach irgendwelchen fiktiven, noch nie dagewesenen Entwicklungen in der Zukunft.

    Lebst du dein Leben rückwärts in eine sichere, vorhersagbare Vergangenheit? Oder vorwärts, so wie der Rest von uns, in eine ungewisse Zukunft? Meine Güte… 🫣

    Ist das wahrscheinlich? Gibt es eine Wahrscheinlichkeit über Null, dass überwiegend Kapitalgeber freiwillig langfristig ihr Geld in Eigenkapital stecken und sich mit geringeren Renditen zufrieden geben, obwohl es eine höhere reale Rendite bei Zinspapieren gibt?

    Es gibt eine Wahrscheinlichkeit deutlich über Null, dass das Kartenhaus deiner Vorstellungen („richtig/falsch“) in sich zusammenfällt und der Wert deines ETF auch! Und folglich die Entscheidung, investitionstechnisch alles auf eine Karte zu setzen, dann rückblickend je nach Zeitpunkt und konkreter Lebenslage sagen wir mal „ziemlich suboptimal“ gelaufen ist… 😵‍💫

  • Hallo,

    ich habe die Studie nicht gelesen sondern jetzt erstmal nur das Video geschaut. Ein paar Minuten fehlen mir noch, aber ich denke für eine Meinung dürfte es schon reichen.

    Was die Studie so interessant macht, ist dass sie wohl aufzeigt, dass das inflationsbereinigte Risiko sinkt, wenn man All-in Aktien bleibt.

    Das die langfristig renditestärkste Anlageklasse, die höchste Rendite erbringt, ist ja nun nicht der Stein des Weisen. Bemerkenswert daran ist aber der Nachweis, dass das Pleite-Risiko trotzdem steigt, wenn man Anleihen hinzu nimmt. Was ich jetzt wohl überhört habe, ist der Entnahmezeitraum? Sind das 30 Jahre?

    Bemerkenswert ist allerdings, dass in dem 50% US-Anteil die Social Securities mit hineingehören. Wären das nicht vergleichbar mit unserer gesetzlichen Rente?

    Die 35% Heimatmarkt für Non-US Investoren müssten dann ja um diese staatlichen Rentenansprüche verringert werden. Wenn dies so wäre, hätten viele Deutsche einen viel zu hohen Anteil, da ihre Renten deutlich höher sind als in den USA.

    Außerdem sagt er im Video, dass die EU eine Wirtschaftsregion ist (also nicht Deutschland) und die Marketcap daher schon ganz treffend wäre. Die erschien mir im Zusammenspiel mit den Social Securities nicht logisch, vielleicht habe ich es falsch verstanden?

    Daher vermute ich jetzt erstmal, dass diese Studie für US-Amerikaner wesentlich wertvoller ist und primär auch diesen Markt am besten abdecken kann.

    Die Studie scheint auch den maximalen Vermögensendwert als Ziel zu haben und schließt die Erkenntnisse der Verhaltensökonomie komplett aus. Auch die Beschränkung auf die beiden Anlageklassen Anleihen und Aktien ist anzumerken.

    Auch im Blog von Georg wurde schon vor Jahren das Thema sichere Entnahmeraten behandelt. Hier mal ein Artikel, der auch ein paar Links zu weiteren enthält:

    Wer weniger als 3,5% entnimmt, der bleibt am besten zu Hause – Finanzen? Erklärt!

    Durch die starken Einschränkungen der Studie ist sie zwar als theoretische Arbeit sehr interessant in der Praxis spielen die Ergebnisse dagegen wahrscheinlich keine Rolle.

    Da gerade die ausgeschlossenen Parameter (z.B. Verhaltensforschung - Volatilität), die aus meiner Erfahrung, deutlich relevanteren Einflussfaktoren sind.

    Was ich aus der Studie aber dennoch (weiterhin) mitnehme ist, dass eine globale Diversifikation trotz des starken US-Marktes bei Aktien angebracht ist und das die Gewichtung nach Marketcap auch relativ gut trifft.

    Daher kann meine Empfehlung für alle Neueinsteiger weiterhin nur sein, nehmt für den risikoreicheren Teil des Portfolios eine 1-ETF Lösung auf einen Welt-ETF (z.b. MSCI World, FTSE Developed Market) oder einen All-World-ETF (MSCI ACWI oder FTSE All-World).

    Ignoriert alle Nebengeräusche und die meisten hochwissenschaftlichen theoretischen Diskussionen. Das Ziel sollte für die meisten sein, nicht arm zu sterben und die Sparraten kontinuierlich unabhängig von den täglichen Börsenereignissen auszuführen.

  • Die Studie scheint auch den maximalen Vermögensendwert als Ziel zu haben und schließt die Erkenntnisse der Verhaltensökonomie komplett aus. Auch die Beschränkung auf die beiden Anlageklassen Anleihen und Aktien ist anzumerken.

    Die Studie hat nicht den maximalen Vermögenswert als Ziel. Das Faszinierende ist ja eben nicht das Ergebnis, dass Aktien die beste langfristige Rendite haben (keine Neuigkeit) sondern, dass Anleihen und jede Beimischung dieser in die Asset-Allokation ein höheres Risiko zur Folge haben, wenn man Risiko nicht mit kurzfristiger Vola, sondern relevanten Risiken wie Inflation, Pleitewahrscheinlichkeit, Langlebigkeit, Entnahmerate, SOOR usw. übersetzt.

    Die Beschränkung auf die beiden Anlageklassen Aktien und Anleihen halte ich für wenig bedenklich, weil diese erstens die Hauptanlageklassen in den Wertpapierportfolios fast aller Anleger sind und weil die Hinzunahme von noch schlechteren Anlageklassen wie z.B. Gold (Quelle) oder Immobilien (Quelle) das Ergebnis kaum verändern werden.

    Man kann der Studie auch nicht ankreiden, dass sie das (irrationale) Verhalten von Privatanlegern ausblendet. Wie soll man sowas bewerten? Zumal anscheinend vielen falsche Informationen zum Thema ,,relevante Risiken" der verschiedenen Anlageklassen vorliegen.

  • Vorab: Der immer "rein rational" denkende und handelnder Anleger ist - nach all meinen Erfahrungen - eher die (absolute) Ausnahme. Die Finanzwelt ist voller Imponderabilien (samt "schwarzer Schwäne") - zu den größten Unwägbarkeit gehört aber meist der Mensch (Anleger) mit seinem Verhalten. Insoweit stellt der Anleger selbst oftmals bis meist die größte "Gefahr" für sein Depot (oder "Portfolio") dar. Das Verhalten des Anlegers selbst kann in seiner Bedeutung für den Erfolg - nach meinem Dafürhalten - daher kaum hoch genug eingeschätzt werden (subjektive Risikotragfähigkeit, Risikotoleranz, Stress-Stabilität bzw. emotionale Resilienz). Ansätze, die diesen Aspekt ausblenden und/oder unberücksichtigt lassen fehlt es daher - meines Erachtens - an Realitätsbezug - jedenfalls die praktische Umsetzung für Anleger betreffend.


    Nach meinen Erfahrungen wollen die aller meisten Anleger ein bestimmtes sprich konkretes Finanz-Ziel erreichen (Beispiel: Finanziell auskömmlicher Ruhestand) - oder auf dem Weg dahin ein weiteres Finanz-Ziel verwirklichen (Beispiel: Hauskauf) - oder sie haben ein etwas übergeordnetes Finanz-Ziel (Beispiel: Finanzielle Unabhängigkeit ab einem gewissen Alter). Dabei wollen die meisten aber trotzdem weiter noch "ruhig schlafen" können und nur die aller wenigsten wollen der "reichste Mann auf dem Friedhof" werden sprich mit dem höchstmöglichen Depotwert oder "Portfolio" sterben. Maximale Vermögensendwerte sind in aller Regel für die Menschen (Anleger) ohne Relevanz.

    Auf dem Weg zu dem persönlichen Finanz-Ziel - sprich "unterwegs" - kann (auch "objektiv" gesehen) immer etwas passieren (im Sinne von Liquiditätsbedarf). Angefangen von einem plötzlich auftauchenden ("positiv" empfundenen) neuen Finanz-Ziel (siehe Nr. 287; "Finanzfluss"-Betreiber/Begründer liquidiert wesentliche Teile seines ETF-Depots zwecks Hauskauf) - ein neues ("positiv" empfundenes) Finanz-Ziel kann auch der Start in die Selbständigkeit sein, ein Praxis- oder Kanzleikauf, eine Unternehmensgründung usw. - bis hin zu sehr unangenehmen ("negativ" empfundenen und tatsächlich negativen) Ereignissen (wie Berufsunfähigkeit, Pflegebedürftigkeit, Todesfall, Pflegefall etc. in der Familie usw.).

    Aus meiner Sicht war es jedenfalls in der Retrospektive von (großem) Vorteil, daß meine finanzielle Aufstellung so war, daß ich weder jemals (gezwungenermaßen) Aktien liquidieren mußte noch auf Wertpapierkredite angewiesen war. Das Vorhalten einer angemessenen Liquidität und auch eines Anteils "risikoärmerer" Anlageklassen hatte zudem immer die Möglichkeiten eröffnet, sich bietenden Gelegenheiten zu nutzen (Stichwort: Zwangsversteigerungen - um nur ein Beispiel aus diversen zu nennen). Das galt auch für Nachkäufe mir interessant erscheinender anderer Assets.

    Dazu kommt, daß nach meinen Erfahrungen die meisten Menschen ihr "Portfolio" (so denn vorhanden) nicht isoliert von ihrer "finanziellen Gesamtaufstellung" (Gesamt-Depot i.S.v. Gesamtvermögen) betrachten. Kenne diverse Leute, die auf ein "Portfolio" ganz verzichten, weil sie sich das schlicht erlauben können (Rente(n), Pension(en), Sparvermögen, lastenfreies Wohneigentum usw.). Für mich ein weiterer Beleg, daß viele die "schwankungsärmste" Variante auf dem Weg zu ihrem Finanz-Ziel bevorzugen.

    Unterstellt die Annahmen der besagten Cederburg-Studie (Vergangenheitsbetrachtungen jeglicher Art sind für mich ein sehr bedeutsamer Aspekt stellen aber aus meiner Sicht keine Garantie für zukünftige Entwicklungen dar) sind zutreffend (100% Aktienquote als "Ideallösung" zu jedem Zeitpunkt also sowohl in der Spar- als auch Entnahmephase - wenn man das eingedampft so sagen kann ...?): Weder von der objektiven noch von der subjektiven Seite (siehe oben) wird sich das von den meisten Menschen (Sparern, Anlegern) realisieren bzw. durchhalten lassen. Von der (sicherlich sehr kleinen) Gruppe, die dies sowohl objektiv als auch subjektiv machen "kann" - wird es aller Wahrscheinlichkeit nur eine verschwindende Anzahl auch tatsächlich "wollen". Mir persönlich ist jedenfalls kein einziger Protagonist mit einem halbwegs relevanten "Portfolio" bekannt, der eine 100% Aktienquote fährt. Darunter sind deutlich Kundigere als ausgerechnet meine Wenigkeit.

  • weil die Hinzunahme von noch schlechteren Anlageklassen wie z.B. Gold (Quelle) oder Immobilien (Quelle) das Ergebnis kaum verändern werden.

    Ob es zielführend sein kann ausgerechnet einen Herrn Kommer im Kontext mit Anlageklassen wie Immobilien und Gold (Letzteres ist aus meiner Sicht keine Anlageklasse im eigentlichen Sinn sondern eine Art "Versicherung" i. S. v. ultimativem Geld) zu befragen - könnte man trefflich diskutieren.

    Um einen Fondsmanager zu zitieren (der in einem einzigen seiner Fonds ein Vielfaches dessen verwaltet, was Kommer-Invest insgesamt als Assets under Management (AUM) hat) und der sich "Kollegen" betreffend im persönlichen Gespräch mit Dritten um eine diplomatische Sprache bemüht: "Es ist bekannt, daß ein Herr Kommer bezüglich Immobilien aber auch bezüglich Gold eine nicht ganz unvoreingenommen Haltung hat"

    Der Eindruck hatte sich bei mir übrigens schon im Jahr 2010 verdichtet, als ich gezwungenermaßen (jemand hatte mich darum gebeten) sein damals erschienenes Buch "Kaufen oder Mieten" lesen mußte. (Vermietete) Immobilien mag ich nicht besonders (das gilt auch für Aktien) - selbst genutzte Immobilien sehe ich vom Nutzen her etwas positiver. Fakt ist aber (leider) auch, daß mir außer Aktien und Immobilien nichts einfällt, um auf längere Sicht meine Mittel wertmäßig sprich real zu erhalten - mit einer realistischen Chance auf eine gewisse reale Wertsteigerung. Daher (und nur deshalb) bin ich in diesen Anlageklassen investiert. Ein Immobilienfreund oder gar Fan bin ich auf keinen Fall. Insoweit bin ich sachlich-nüchtern an das Buch herangegangen. Diese Haltung habe ich bei Herrn Kommer (jedenfalls bei dem Thema) etwas vermisst.

  • Auch die Beschränkung auf die beiden Anlageklassen Anleihen und Aktien ist anzumerken.

    Dieses Argument kam immer wieder hier im Thread: Man müsse alle Assets eines Privatanlegers betrachten. Aber wäre das nicht erst recht ein Grund alle liquiden Assets in Aktien zu investieren? Betrachtet man die gesamte Vermögenssituation inklusive gesetzlicher Rente, evtl. Immobilie, Humankapital, betriebliche AV, usw. macht der Aktien-Anteil eines Privatanlegers selbst bei ,,100%-Aktien-im-Depot" meistens weniger als 20-30% aus. Und diese 20-30% soll man nochmal durch das Beimischen von schlecht rentierenden Anleihen ,,verwässern"?

  • Bin ja wie gesagt auch „all in“ in Aktien da es sich mir auch nie erschlossen hat warum ich Rendite, gerade auf dem langen Lauf liegen lassen sollte.

    Ich kann aber trotzdem gut nachvollziehen wie es zu den Empfehlungen gekommen ist.

    Als Privatanleger habe ich etwas Tagesgeld für mögliche zeitnahe Ausgaben, der sozusagen „sichere“ Anteil und mein Aktiendepot für die Zukunft.

    Als institutioneller Anleger sind die Summen natürlich wesentlich größer. Auch die, die ggfs. kurzfristig benötigt werden. Tagesgeld war/ist da keine wirkliche Option. Also nimmt man eine Anlageklasse die relativ sicher ist und trotzdem eine gewisse Rendite abwirft. Je nach Kunde und Umständen gewichtet man das Ganze dann Anleihen/Aktien …

    Das wurde dann als Empfehlung einfach für den Privatmarkt übernommen. Man muss ja auch bedenken das der „Massenmarkt“ der Privatanleger genaugenommen noch in den Kinderschuhen steckt und man sich daher eben am institutionellen Markt orientiert(e).

    Geschichte auserzählt für mich.😅

  • Als Privatanleger habe ich etwas Tagesgeld für mögliche zeitnahe Ausgaben, der sozusagen „sichere“ Anteil und mein Aktiendepot für die Zukunft.

    Als institutioneller Anleger sind die Summen natürlich wesentlich größer. Auch die, die ggfs. kurzfristig benötigt werden. Tagesgeld war/ist da keine wirkliche Option. Also nimmt man eine Anlageklasse die relativ sicher ist und trotzdem eine gewisse Rendite abwirft. Je nach Kunde und Umständen gewichtet man das Ganze dann Anleihen/Aktien.

    Ich sehe das anders. Die Beimischung von (vermeintlich) sicheren Anleihen befindet sich überwiegend fest verankert in Langfrist-Portfolios. Und zwar nicht als Mittel um kurzfristigen Kapitalbedarf zu decken, sondern als fester Bestandteil der Portfolios. Es wird auch nicht damit geworben, dass man mit dem Anteil in der Krise kurzfristigen Finanzbedarf decken könne, sondern es gibt klare Aussagen, dass ein Misch-Depot eine bessere risikoadjustierte Rendite im Vergleich zu einem reinen Aktienportfolio habe, Entnahmen planbarer mache oder das sequence of return risk senke. Man verwendet also Risikokennzahlen, die nur für die kurze Frist relevant sind und suggeriert, dass sie auch in der langfristigen Kapitalanlage gelten würden. Das ist nachweislich falsch.

  • Man sollte diesen Thread wahrscheinlich besser ignorieren und der Threadstarter blockiert meine Argumente/Posts. Aber es kursieren hier einfach so viele haarsträubende Aussagen, bei denen ich echt Bedenken hätte, dass manche Leser sowas für voll nehmen könnten und dann fatalerweise ihre Entscheidungen daran ausrichten könnten.

    Daher nochmal und ganz grundlegend: In der Finanzmarktforschung gibt es kein "richtig" und kein "falsch", es gibt nur Wahrscheinlichkeiten, die man versucht aus der Vergangenheit abzuleiten. Jede Aussage über zukünftige Entwicklungen ist immer mit Unsicherheit/Risiko behaftet und jeder, wirklich jeder, der ernsthaft Studien dazu macht oder liest behält das im Hinterkopf.

    Wenn man eine (aus der Vergangenheit, d.h. aus historischen Zeitreihen) abgeleitete Wahrscheinlichkeit von z.B. 90% für einen langfristigen Erfolg einer reinen Aktienanlage sieht, heißt das also was? Genau: Ein Risiko von rund 10%, dass es schief gehen bzw. anders kommen könnte. Solche Einschätzungen sind per se schon sehr grenzwertig, da man etliche Verlaufspfade, bekannte und unbekannte Risiken und Entwicklungen dabei schätzen und stark vereinfachend quantifizieren muss, was zwangsläufig zu sehr wackeligen Zahlen als Ergebnis von solchen Berechnungen und Modellierungen führt. Die Aussagekraft solcher Zahlen wird jeder ernstzunehmende Wissenschaftler selbst stark relativieren, betonen, welche Annahmen/Schätzungen diesen zu Grunde liegen und inwieweit diese das Ergebnis (als Prozentwert) beeinflussen.

    Richtig problematisch wird es dann aber, wenn einzelne Leute solche Studien und Aussagen mit einer aus historischen Zeitreihen ermittelten Wahrscheinlichkeit von z.B. 90% für eine Erfolgsstrategie gleichsetzen mit "richtig". Und das dann als Handlungsanweisung missverstehen, dass man es zwangsläufig so machen müsste. Also praktisch die 90% Erfolgschance gleichsetzen mit 100% und dabei das bei jeder Prognose exisiterende Restrisiko von z.B. 10% ignorieren. Das ist dann richtig fatal, weil man nicht nur das Vorgen von Studien, die Konzepte "Wahrscheinlichkeit" und "Risiko" verkennt, sondern wirklich blind für alle substanziellen und systematischen Risiken einer Anlageklasse völlig stumpf in eine Richtung läuft und alles auf eine Karte setzt!

    Nochmal: Wenn die Studie stimmt, dann sind fast alle Ratgeber in Deutschland falsch. Und dabei geht es nicht um die Emotionen der Anleger.

    Nichts ist subjektiver, emotionaler und die wissenschaftlichen Zusammenhänge und Fakten auch der genannten Studie verklärender, als zu behaupten, es wäre einzig "richtig", 100% Aktienquote zu fahren, weil diese Studie "stimmt" und die anderen seien "falsch". Wer sowas über solche Studien schreibt, hat Wissenschaft, Wahrscheinlichkeitsrechnung, Risikokonzeptionen und einfach alles missverstanden, um das es in der Sache geht.

    Man kann der Studie auch nicht ankreiden, dass sie das (irrationale) Verhalten von Privatanlegern ausblendet. Wie soll man sowas bewerten? Zumal anscheinend vielen falsche Informationen zum Thema ,,relevante Risiken" der verschiedenen Anlageklassen vorliegen.

    Dazu gibt es einen riesigen Bereich der Finanzmarktforschung (Behavoiural Finance), der genau das seit etlichen Jahren macht. Nur ist es vor allem irrational, Wahrscheinlichkeiten mit absoluten Zusammenhängen gleichzusetzen, unliebsame Risiken als "falsche" Informationen zu klassifizieren und sich dann auch noch einzureden, man sei objektiv.

    Man verwendet also Risikokennzahlen, die nur für die kurze Frist relevant sind und suggeriert, dass sie auch in der langfristigen Kapitalanlage gelten würden. Das ist nachweislich falsch.

    Was für einen in der mittleren und langfristigen Sicht in Punkto Risiko relevant ist, kann nicht "nachweislich falsch" sein, sondern ist zwangsläufig einzelfallabhängig und individuell zu ermitteln. Zumindest wenn man keine Schuklappen aufhat und die Augen nicht krampfhaft vor allen Risiken verschließt, die man nicht sehen möchte.

    Man kann ja gerne aus Überzeugung 100% Aktienquote im Depot haben!

    Nur sollte man sich dann der vielfältigen Risiken (unsystematischen und systematischen, historischen, etc.) einer solchen Entscheidung bewusst sein.

    Daher nochmal: Niemand kann einem die (zwangsläufig subjektive) Bewertung der Zukunft und der individuellen Situation und die Verantwortung dafür abnehmen. Es gibt dabei keine Sicherheiten, nur Richtwerte/Wahrscheinlichkeiten. Und genau deshalb plädiert die Finanzmarktforschung seit jeher für die Risikostreuung, also niemals alles auf eine Karte (d.h. eine einzelne Asset-Klasse wie den Aktienmarkt) zu setzen, sondern breiter zu streuen. Und das aus o.g. guten Gründen.

    Also: Selbst denken, sich nicht verblenden lassen von Fehlschlüssen anderer Leute und die eigene Risikotragfähigkeit und die eigenen Erwartungen an zukünftige Entwicklungen genauso einbeziehen wie substanzielle Studien, die Hinweise (mehr aber auch nicht!) über mögliche zukünftige Entwicklungen liefern können...

  • Es ist wirklich beängstigend wie wenige Deutsche überhaupt in Aktien investieren.

    Aktienbesitz in Deutschland bis 2023 | Statista
    Im Jahr 2023 besaßen etwa 17,6 Prozent der Bevölkerung in Deutschland ab 14 Jahren Anteilsscheine von Unternehmen oder Aktienfonds.
    de.statista.com

    Und die wenigen Menschen, die sich für Aktien entscheiden, können ihren Aktienanteil im Gesamtvermögen aufgrund diverser anderen (Pflicht-) Anlagen wie der gesetzlichen Rente, BAV oder einer Immobilie usw. effektiv nie über 20-30% bekommen. Selbst wenn sie jeden freien Euro in Aktien investieren und im Depot 100% mit Aktien fahren.

    Und dann kommen die Marketingabteilungen der Finanzindustrie und raten zu weniger Aktien, um das (vermeintliche) Risiko zu senken. Also dann auf 10% Aktienanteil im Gesamtvermögen. Oder noch weniger.

    Somit halten selbst ETF-Investoren 80-90% ihrer Anlagen auf oder unter Inflationslevel. Und Nichtaktionäre alles.

    Die Altersarmut in diesem Land ist hausgemacht. Und der dicke Brocken kommt erst.

  • Aber wäre das nicht erst recht ein Grund alle liquiden Assets in Aktien zu investieren?

    Welchen Sinn hättet es das Geld für die nächste Auto Reparatur sagen wir mal wir haben am 27.8 urlaubsgeld bekommen, 2000€ in Aktien anzulegen, für den Wert bekommen wir 60anteile , mit dem Risikos dass Menge das Depot um sagen wir am Montag um mehrere tausend € fällt und im die Rechnung der unerwarteten Reparatur am Mittwoch, ohne zwischenzeitliche Erholung , somit 400 Anteile Aktien kostet.

    Ist das sinnvoll?

    Ich würde sagen nein. Ich bin dann möglich mit deiner 100% Aktien Strategie erheblich im minus. Wenn ich jedoch eine gewisse Liquiditäts Reserve habe, auch niedrig verzinst, reingreifen sich das Problem nicht. Die 340 alt Aktien Anteile bleiben im Depot und können bei der Erholung signifikant wieder steigen.

    Mit deiner 100% alles in Aktien Strategie muss ich alles was nicht Fixkosten sind ja in Aktien anlegen, beduetet aber auch das ich für jede extra Ausgabe sei es Waschmaschine, spülmaschine , Auto, Urlaub und co. Immer Anteile wieder verkaufen -muss- weil ich ja 100% zu jederzeit in Aktien investiert bin.

  • Somit halten selbst ETF-Investoren 80-90% ihrer Anlagen auf oder unter Inflationslevel. Und Nichtaktionäre alles.

    Falsch. Die gesetzliche Rente hat einen Inflationsschutz. Wer 'nur' die hat, hat gar nichts unter Inflationslevel. Und diesbezüglich "auf Inflationslevel" ist völlig okay.

    Hanebüchen diese Verkürzungen und Schwarz-Weiß-Malereien.