Private Rentenversicherung Canada Life Generation Private Plus / benötige Handlungsempfehlung

  • Hallo zusammen,


    ich bespare seit 6 Jahren eine private Rentenversicherung der Canada Life und bin mir nun unsicher, ob ich den Vertrag kündigen sollte und einfach meinen bereits vorhandenen ETF-Sparplan aufstocken sollte.

    ich bespare den Vertrag im Monat mit 200€ und es sind bereits folgende Kosten angefallen:


    - Vertriebskosten 4.474,50€

    - die Effektivkosten (Vertrag + Kapitalanlage) belaufen sich mit dem Standardfond auf 1,74%

    - die Effektivkosten des Versicherungsvertrages sollen sich auf 0,17% belaufen


    Die Kosten kommen allerdings nur zum tragen, solange man den Vertrag bis zum Ende bespart, da man sogenannte "Treueboni" erhält. Leider ist das Konstrukt mit den Treueboni sehr undursichtig für mich.

    Ich habe bereits den Fond gewechselt (Aktien USA II = SP 500) und habe meine Fondkosten auf 1,25% reduziert.

    Nach meiner Kenntnis müsste ich für den Vertrag nun 1,25%+0,17%= 1,42% zahlen


    Ich bin mir nun unsicher, ob ich den Vertrag kündigen soll und ein Rückkaufswert von 6,679€ akzeptieren soll und das Geld einfach in einen ETF stecke, oder aber den Vertrag weiter besparen soll. Ich würde halt knapp 7.000€ verlieren :/

    Wäre eine Beitragsfreistellung eventuell auch sinnvoll?


    Habt ihr hier Empfehlungen oder Hinweise für mich?

    Vielen Dank vorab!

  • Ich habe mal versucht das ganze rechnerisch abzubilden:


    MSCI World (Wertentwicklung 9% p. a. / 0,3% Kosten)

    Einzahlungen: 72.006,00 €

    Zinsen: 251.834,50 €

    Endkapital: 323.840,50 €

    251.834,50*0,25 = 62.958,625 Steuern

    260.881,875€ ETF nach Steuern


    Private Altersvorsorge (Wertentwicklung 9% p. a. / 1,42% Kosten)

    Einzahlungen: 72.006,00 €

    Zinsen: 190.066,04€

    Endkapital: 262.072,04

    190.066,04/2 = 95.033,02*0,25= 23.758,26€ Steuern

    238.313,7855€ nach Steuern


    Also hätte ich mit dem ETF-Sparplan rechnerisch am Ende 22.568,08€ mehr.

    Oder übersehe ich noch andere "Vorteile" welcher mir die Versicherung bringt?

  • Ich habe mich verrechnet, daher kommt hier nochmal eine korrekte Darstellung:


    MSCI World (Wertentwicklung 9% p. a. / 0,3% Kosten / Startkapital 6.679 € Anlagedauer 30 Jahre)


    Einzahlungen: 78.679,00 €


    Zinsen: 326.670,85 €


    Endkapital: 405.349,85 €


    326.670,85*0,25 = 81.667,71 € Steuern


    323.682,14 € nach Steuern



    Private Altersvorsorge (Wertentwicklung 9% p. a. / 1,42% Kosten)


    Einzahlungen: 78.679,00 €


    Zinsen: 243.133,33 €


    Endkapital: 321.812,33€


    243.133,33/2 = 121.566,67*0,25= 30.391,67€ Steuern


    291.420,66€ nach Steuern



    Also hätte ich mit dem ETF-Sparplan rechnerisch am Ende 32.261,48 € mehr.

  • Elena H.

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Ich würde halt knapp 7.000€ verlieren

    Moin Stromars ,


    willkommen im Forum. Deine Rechnung habe ich jetzt nicht überprüft scheint aber durchaus realistisch.


    Zu deinem Zitat von oben: Du hast diese 7000€ bereits verloren und die kommen auch nicht zurück wenn du den teuren Vertrag weiter besparst. Das sind größtenteils sogenannte Versunkene Kosten, diese kommen auch bei Weiterführung des Vertrages nicht zurück.


    Jetzt muss du halt überlegen ob du dem "schlechtem" Geld im Vertrag noch weiteres "gutes" Geld hinterher werfen möchtest oder lieber deine Finanzen selbst in die Hand nimmst.


    In diesem Blog Artikel rechnet Hartmut Walz mal drei Tarife durch und erklärt die Anfallenden Kosten:

    Die (Kosten-)Unterschiede in Vorsorgeverträgen sind beträchtlich - Prof. Dr. Hartmut Walz
    Die Kostenunterschiede zwischen guten und schlechten Vorsorgeverträgen können durchaus den Wert eines Neuwagens ausmachen. Konkret sieht das so aus.
    hartmutwalz.de



    Viel Erfolg mit deinen Finanzentscheidungen.

  • Hi vielen Dank für Eure Tipps und Meinungen.

    Ich bin mir leider weiter unsicher, wie ich mit dem Vertrag weiter umgehen soll.

    Bei dem Vertrag der Canada Life gibt es sogenannte "Treueboni" die über die laufenden Jahre gewährt werden, um die "hohen" Kosten ein wenig auszugleichen. Aktuell habe ich ja meine ersten 5 Jahre bereits um und die höchsten Kosten des Vertrages bereits bezahlt (aktuell liege ich fast 50% im Minus). Aus diesem Grund stellt sich mir die Frage, ob ich den Vertrag eventuell durchziehen sollte, damit ich "nur" ca. 1,42% Kosten für den Vertrag zahle.


    Den Vertrag Beitragsfrei zu stellen macht überhaupt kein Sinn, da dann auch die Treueboni entfallen und die Kostenstruktur dann desaströs aussieht. Aus heutiger Sicht würde ich eine private Rentenversicherung nie wieder abschließen. Auch finde ich es sehr schwierig eine konkrete Berechnung durchzuführen (siehe mein Beispielrechnung von oben). Durch die Treueboni könnte die private Rentenversicherung eventuell doch noch ein Stück besser laufen als in meinem Rechenbeispiel (da ich aktuell bei einer Kostenbelastung bei fast 50% bin durch die Vertriebskosten etc.).

    Ich wäre über weitere Handlungsempfehlungen oder Eure Meinungen sehr dankbar ;)

  • Hallo zusammen,

    verständlich, wirklich nicht so leicht.

    Für Finanztip Unterstützer gibt es auch eine „persönliche“ Beratung.

    Die Verbraucherzentralen machen es auch für wenige Euros.

    Vielecht hilft das etwas:

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    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Sie sind nicht alleine mit dieser Frage. Es kommt sehr oft vor.

    LG

  • Aus heutiger Sicht würde ich eine private Rentenversicherung nie wieder abschließen. Auch finde ich es sehr schwierig eine konkrete Berechnung durchzuführen (siehe mein Beispielrechnung von oben).

    Das alleine wäre für mich (!) schon Grund genug, die Reißleine zu ziehen.


    Ich gehe da nach folgenden Prinzipien vor:

    - Rendite garantiert mir keiner, irgendwelche fiktiven Hochrechnungen sind Schall und Rauch, Kosten habe ich dagegen sicher (und kann auf der Basis zwei Angebote / Anlagemöglichkeiten vergleichen).

    - Von Angeboten, die sich nur mit Prämien oder Steuervorteilen lohnen, lasse ich die Finger.

    - Ich frage mich, „warum sollte ich in dieses Produkt (weiter) investieren?“, und nicht „warum sollte ich kündigen?“. Gibt es keine zwingenden Gründe, die FÜR das Produkt sprechen, lasse ich es (und versunkene Kosten sind kein Argument, denn die sind so oder so weg).

    - Und, am allerwichtigsten: Ich investiere nur in Dinge, die ich verstehe.


    Wenn Du das Ding nicht verstehst, die Kosten hoch sind, die Kosten auch mit irgendwelchen undurchsichtigen Boni vermutlich nur marginal geringer ausfallen und Dein einziges Argument fürs Behalten die „sunk costs“ sind, würde ich sagen, weg damit.


    Wie gesagt, das ist meine persönliche Meinung, keine Anlageberatung.

  • Danke für Euer Feedback, ich werde die private Rentenversicherung nun kündigen, da ich vom Produkt einfach nicht überzeugt bin und tatsächlich das Produkt nicht zu 100% verstehe.

    Lieber sich "jetzt" ärgern, als in 30 Jahren eine große böse Überraschung zu erleben.


    Ich hätte noch eine kurze Frage und zwar wurden mir ein paar Jahre die jährlichen Standmitteilungen nicht zugeschickt bzw. nur nach Aufforderung. Kann dies ein Grund für ein Wiederspruch sein? Kann ich so ein Thema bei der Verbraucherzentrale platzieren bzw, prüfen lassen, oder wie würdet ihr hier vorgehen?

  • Vielen Dank Euch nochmal!

    Habe den Vertrag nun vor 3 Wochen gekündigt und warte aktuell immer noch auf eine Rückmeldung.

    Ich bin froh, sobald ich da raus bin :)

  • Hallo Stromars,

    Habe den Vertrag nun vor 3 Wochen gekündigt und warte aktuell immer noch auf eine Rückmeldung.


    interessanter Beitrag, zumal ich auch mit diesem Gedanken spiele, die private zugunsten eines ETF-Sparplans aufzugeben. Das Konstrukt ähnelt dem Deinen, allerdings ist etwas mehr Geld enthalten (wobei ich nicht sicher bin, ob das gerade überhaupt eine Rolle spielt). Die sog. versunkenen Kosten sind bereits weg und die Tränen darüber weggewischt. Die Rentenversicherung besteht im Grunde aus einem Portfolio, zu ca. 45% ein ETF, den Rest bilden gemanagte Fonds sowie der ominöse Treuefonds.


    Laut dem sog. Vermögensausweis (den ich jederzeit online erstellen kann) steht bei Kündigung eine Summe X zur Verfügung. Ich stelle mir nun die Frage: Wie würde der Auszahlbetrag versteuert? Ist das wie bei ETFs oder gelten andere Bedingungen (da es sich ja um eine private Rentenversicherung handelt)? Hast Du bereits Erfahrungen gesammelt (da Du gekündigt hast)?


    Nachtrag: Es besteht bei mir auch die Möglichkeit, das Portfolio so zu verändern, dass z. B. nur ein ETF bespart würde (beispielsweise der, den ich bereits im Depot bespare). Jedoch ist mir tatsächlich diese "Hülle" der Versicherung bzw. ihre Rolle nicht klar. Hat das später mal steuerliche Vorteile? Ich gebe zu: Ich habe es mal verstanden, jetzt, nach all den Jahren, verstehe ich es nicht mehr. :/


    Für eine Antwort danke ich im Voraus!


    Beste Grüße

  • Hey,


    also ich habe immer noch keinen Cent von meiner Versicherung gesehen, daher bin ich immer mehr froh, wenn ich meine private Rentenversicherung los bin ;)


    Ja, du wirst später bei der Auszahlung einen Steuervorteil haben und zwar musst du bei der Versicherung nur die Hälfte deiner erzielten Gewinne versteuern (Halbeinkünfteverfahren). Rechnerisch lohnt sich die private Rentenversicherung allerdings nur, wenn die Kosten im Vertrag einigermaßen moderat sind. Alles über 1% laufende Kosten fressen den Steuervorteil wieder auf. Ich habe mir tatsächlich die beiden Varianten (ETF-Sparplan und private Rentenversicherung) mit chatgpt durchrechnen lassen und war schockiert vom Ergebnis.


    Ich habe mich nun für den ETF-Sparplan entschieden, da ich mein Geld selbst "verwalten" möchte und ich durch meinen Vertrag nicht 100% durchgestiegen bin (mit Treueboni etc.). Des Weiteren möchte ich auch kurzfristig auf das Geld zugreifen können und nicht wie jetzt schon gut 8 Wochen auf eine Auszahlung warten. Neben der einmaligen Auszahlung kannst du bei der Versicherung natürlich noch eine lebenslange Rente beziehen, allerdings lohnt sich diese in den meisten Fällen nicht, da der Rentenfaktor in den meisten Fällen zu gering ist.

  • Interessanter Beitrag, zumal ich auch mit [dem] Gedanken spiele, die private [Rentenversicherung] zugunsten eines ETF-Sparplans aufzugeben.

    Das Konstrukt ähnelt dem Deinen, allerdings ist etwas mehr Geld enthalten (wobei ich nicht sicher bin, ob das gerade überhaupt eine Rolle spielt). Die sog. versunkenen Kosten sind bereits weg und die Tränen darüber weggewischt. Die Rentenversicherung besteht im Grunde aus einem Portfolio, zu ca. 45% ein ETF, den Rest bilden gemanagte Fonds sowie der ominöse Treuefonds.

    Zu den versunkenen Kosten kommt ständig etwas hinzu, da sich die Gesellschaft die schwere Arbeit der Verwaltung Deines Ersparten natürlich bezahlen läßt.

    Laut dem sog. Vermögensausweis (den ich jederzeit online erstellen kann) steht bei Kündigung eine Summe X zur Verfügung. Ich stelle mir nun die Frage: Wie würde der Auszahlbetrag versteuert?

    Typischerweise nach dem sog. Halbeinkünfteverfahren. Eigentlich spielt diese Frage für Dich keine Rolle, weil es nämlich nur ein einziges Tor heraus gibt, und an diesem steht der Fiskus und will Geld. Ich möchte Dir wünschen, daß Du dort möglichst viel bezahlen mußt, weil das nämlich heißt, daß Du ordentlich Gewinn gemacht hast. Vermutlich wird es aber anders kommen: Du wirst wenig bezahlen müssen, weil nämlich die Konstruktion einen Gutteil Deiner Rendite aufgefressen hat.


    Es ist für Dich also besser, viel Steuer zu zahlen als wenig.


    Unglaublich, wie die Deutschen immer erst auf den Fiskus starren!

    Nachtrag: Es besteht bei mir auch die Möglichkeit, das Portfolio so zu verändern, dass z. B. nur ein ETF bespart würde (beispielsweise der, den ich bereits im Depot bespare). Jedoch ist mir tatsächlich diese "Hülle" der Versicherung bzw. ihre Rolle nicht klar. Hat das später mal steuerliche Vorteile? Ich gebe zu: Ich habe es mal verstanden, jetzt, nach all den Jahren, verstehe ich es nicht mehr. :/

    Die Hülle hat prinzipiell den Vorteil, daß Du in ihr die Anlageinstrumente ohne Zwischenbesteuerung wechseln kannst. Wenn Du selbst anlegst und wechseln möchtest, wird der Zwischengewinn versteuert und vermehrt sich dann nicht mehr. Bei einem Depot zur Altersvorsorge ist es für den Anleger günstig, den Gewinn wirklich erst dann der Steuer zu unterwerfen, wenn er das Geld verbrauchen möchte, also aus dem Konto herausnimmt.


    Diese Funktion bedarf aber keines Versicherungsmantels, das geht auch viel kostengünstiger in einem Depot. In USA beispielsweise ist das so. Bei uns wird das aber so schnell nicht kommen, dafür sorgen schon das Streben der Deutschen nach möglichst komplizierten Lösungen und das Streben der Finanzindustrie nach Gewinn.


    Wenn das jeder machte - nämlich unbetreutes Sparen - wo kämen wir denn da hin?

  • Laut dem sog. Vermögensausweis (den ich jederzeit online erstellen kann) steht bei Kündigung eine Summe X zur Verfügung. Ich stelle mir nun die Frage: Wie würde der Auszahlbetrag versteuert? Ist das wie bei ETFs oder gelten andere Bedingungen (da es sich ja um eine private Rentenversicherung handelt)? Hast Du bereits Erfahrungen gesammelt (da Du gekündigt hast)?

    Die Versteuerung hängt u.a. davon ab, wann die Police abgeschlossen wurde.

    Bei Policen die vor dem 01.01.2005 abgeschlossen wurde erfolgt die Auszahlung steuerfrei, sofern die Police min. 12 Jahre gelaufen ist.

    Bei Policen die ab dem 01.01.2005 abgeschlossen wurden gilt das Halbeinkünfteverfahren. Aber nur, wenn die Police mindestens 12 Jahre gelaufen ist und Du bei Auszahlung min. 60 bzw. 62 Jahre alt bist (Das Alter wurde irgendwann erhöht).


    Kündigst Du vorher, werden die Gewinne ganz normal mit der Kapitalertragssteuer versteuert. Da gibt es dann keine Teilfreistellung wie bei einem einfachen Depot.

    Aber keine Sorge, allzu hoch werden die Gewinne bestimmt nicht sein, sonst würdest Du wohl kaum über eine Kündigung nachdenken! ;)


    PS: Bei Kündigung wir die Versicherung noch eine Kündigungsgebühr erheben.

  • Ich habe nun meine Rückzahlung von der Canada Life erhalten, allerdings stellt sich mir nun eine andere Frage. Laut der beigefügten Steuerbescheinigung habe ich nun negative Kapitalerträge erzielt in Höhe von 6.232,83 (Kapitalerträge im sinne des § 43 abs. 1 satz 1 nr. 4)


    Bedeutet das, ich kann den Verlust mit meinem Gewinn aus Veräußerungen von anderen Aktiengeschäften, auf die ich Kapitalertragssteuer zahlen musste, verrechnen lassen, so dass ich dafür dann Geld wiederbekomme?


    Oder verstehe ich hier was falsch? Sprich ich müsste nun im besten Fall Gewinne aus meinen ETF's in Höhe von 6.232,83€ verkaufen? Meinen jährlichen Steuerfreibetrag habe ich schon ausgeschöpft.