Große Einmaleinlage oder verteilen?

  • Hallo,


    ich habe seit 4 Jahren nur EINEN von Sidi empfohlenen ETF MSCI World (IE00B4L5Y983) über Trade Republic und schon eine hohe, 5-stellige Summe zusammen.


    Jetzt ist mein etwas größerer Bausparvertrag ( 5 stellige, mittlere Summe) zuteilungsreif, auf das Darlehen verzichte ich aber, da Wohnung abbezahlt.


    Frage: Soll ich den Betrag direkt mit in den MSCI als Einmaleinlage draufmachen oder einen neuen/anderen ETF besparen, evtl. bei einem anderen Broker?

  • Wie du magst. Da gibt es kein schlichtes richtig oder falsch. Wenn du dich mit einem neuen ETF und/oder bei einem anderen Broker gut fühlst, dann mach es so.

    Beim Thema Einmalanlage oder gestaffelt sagt die Statistik, dass die Einmalanlage im Schnitt etwas besser ist, mit der Begründung: da das Geld von Anfang an arbeiten kann und von Kurssteigerungen partizipieren kann. Es ist aber nicht ausgeschlossen einen schlechten Zeitpunkt erwischt zu haben. Über die lange Laufzeit relativiert sich das aber so ziemlich.

  • Bei der Sache mit dem gestaffelten Einstieg möchte ich auch noch unterstreichen, dass es hier auch darum geht wie du dich damit fühlst. Rein rational statistisch-wissenschaftlich ist eine Einmalanlage, was deswegen auch grundsätzlich empfohlen wird. Wenn du aber dann gar nicht anfängst, weil du zögerst und/oder wenn du beispielsweise nicht gut schlafen kannst, dann kann ein gestaffelter Einstieg dir die Sache vielleicht erleichtern. Das Problem daran ist dass wenn du die Anlage auf beispielsweise ein Jahr streckst erstens es in dem Jahr noch deutlich weiter hoch gehen kann und/oder direkt nach dem Jahr, wenn du voll investiert bist, kommt der Crash. Davor schützt dich die Taktik eben auch nicht. Und weil es statistisch wahrscheinlicher ist, dass die Weltwirtschaft weiter wächst und wir keine Prognosen aufstellen (können), sollten wir grundsätzlich eben so früh wie möglich mit allem was wir investieren wollen investiert sein.


    Aber wie Alaska79x richtig sagte: langfristig relativiert es sich. Das gilt für beide Varianten. Dein Kopf, deine Psyche muss auch mitspielen - die ist sehr wichtig beim Vermögensaufbau. Denn das wichtigste ist es überhaupt anzufangen und das zweitwichtigste ist es dabei zu bleiben - und dabei möglichst ruhig zu bleiben und damit leben zu können, wenn es beispielsweise einen großen Crash gibt - der irgendwann kommen wird, wir wissen nur nicht wann, weshalb das rational keine Rolle spielt.


    Was den neuen ETF angeht könnte zum Optimieren des FiFo Prinzips ein neuer ETF ggf sinnvoll sein, siehe hier: https://www.finanztip.de/daily…ategie-mit-nur-einem-etf/ (3x10 kann genauso gut 6x5 oder was auch immer sein) - das ist aber nur eine kleine Optimierung, die sehr nachrangig ist. Weiter in den einen ETF tut es auch.


    Weiteres Argument für einen anderen ETF: All-World-ETFs würde ich heute als die sinnvollste Lösung sehen in einem ETF die ganze Welt abzubilden. Also MSCI ACWI mit oder ohne IMI oder FTSE All-World.


    Das mit dem anderen Broker halte ich für überhaupt nicht notwendig. Aber wie bei allem auch hier so wie du dich am besten damit fühlst! Übrigens lässt sich mit einem zweiten Broker auch das FiFo-Prinzip umgehen, da bei der Übertragung auch FiFo angewendet wird. Und wenn du den gleichen ETF bei einem zweiten Broker/Depot hast kannst du natürlich auch den jüngeren der beiden zuerst verkaufen. Das nur am Rande, das lässt sich nämlich auch noch machen wenn du 70 bist und an das Geld kommen musst. Wenn die Rechtslage dann noch die gleiche ist.


    Viel Erfolg weiterhin!

  • Rechnerisch ist die Einmalanlage in der Regel besser, kann allerdings passieren, dass du kurz vor einem Crash einzahlst und dadurch länger brauchst bis sich alles wieder erholt hat. Liegt also bei dir, ich habe immer alles auf einmal gemacht und bin damit sehr gut gefahren.

  • Frage: Soll ich den Betrag direkt mit in den MSCI als Einmaleinlage draufmachen oder einen neuen/anderen ETF besparen, evtl. bei einem anderen Broker?

    Ein anderer MSCI World ETF kann Sinn machen. Stichwort ist die Flexibilität beim späteren steueroptimierten Verkauf.

    Finanztip nennt das Ganze 3 x 10 Strategie:

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    www.finanztip.de


    Und auch als Diversifikation des ETF-Anbieters selbst macht das durchaus Sinn, wobei ich kaum Glaube, das der iShares IE00B4L5Y983 auf die Schnelle verschmolzen oder gar aufgelöst wird. Amundi ist da eher ein Kandidat der gern mal an den ETF spielt (Verschmelzung, Domizilwechsel, Indexänderung).

    Ich bin ein Freund von KISS (Keep it simple, stupid) und habe daher nur einen Broker bei einer Direktbank. Das Depot ist schließlich Sondervermögen.

  • lion

    Wichtige und richtige Hinweise hat Du meines Erachtens (bin nur Finanz-Laie) schon erhalten. Auch meines Wissens ist rein rechnerisch und auf lange Sicht die Einmalanlage dem sukzessiven Einstieg überlegen und damit aus rein rationaler Sicht vorzuziehen. Du mußt aber entscheiden, mit welcher Vorgehensweise Du Dich wohlfühlst und daher am besten zurecht kommst. Zur steuerlichen Seite siehe ggf. schon Nr. 5 (Flexibilität beim späteren steueroptimierten Verkauf von monstermania). Bei dem Anlagevolumen (dann wohl gesamt sehr niedrig sechsstellig) reicht vielen ein ETF (kennen einige, denen auch 1 oder 2 ETFs noch im siebenstelligen Bereich reichen) - die Frage (MSCI World mit FTSE All World oder MSCI ACWI ergänzen) scheint mir daher eine zwar mögliche bis berechtigte aber vermutlich nicht unbedingt spielentscheidende (habe aber selbst keine ETFs, bin also da erst recht Laie).


    Aus meiner Sicht würde ich in so einem Fall - insbesondere als wohl eher noch Neuling -

    ich habe seit 4 Jahren ...

    besonderes Augenmerk auf die Einstellung (Gewichtung) der freien Mittel in "risikoarm" vs. "risikoreich" legen.


    Bei rein nüchterner und sachlicher Betrachtung (sprich bezogen auf Dein Gesamtvermögen) ist Dein Aktienanteil (vermutlich) eher überschaubar ("Wohnung abbezahlt", zudem wahrscheinlich auch schon vorhandene Altersvorsorge-Ansprüche wie GRV, bAV). Nichtsdestotrotz ist es eben Dein "freies (investierbares) Vermögen" über welches Du verfügen kannst (das ist z. B. bei Rentenpunkten anders und bei einer selbst genutzten Immobilie zumindest auch ziemlich anders).


    In Aktien investierte Mittel können jederzeit um 10 oder 20% - jedenfalls temporär - abrutschen und in größeren Zeitabständen können dies auch beispielsweise mal 50% sein. Dies sollte man - in Sachen subjektiver Risikotragfähigkeit - versuchen mal gedanklich durchzuspielen (und im Hinterkopf behalten, daß eine solche rein theoretische Simulation nicht immer und in allen Fällen die Realität im Ernstfall vollständig ersetzen kann; für solche gemachten Börsen-Erfahrungen gibt es meines Erachtens kaum einen gleichwertigen Ersatz).


    Da - aus meiner Sicht - bei dem Thema "private Finanzen" Aspekte wie Kontinuität und Konsequenz (sprich das Dabeibleiben und Durchhalten) zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren gehören, wäre für mich die Asset-Allocation der wichtigste Punkt (also die Klärung der Frage, wie werden die freien (investierbaren) Mittel auf die Positionen "Rücklage", "risikoarm" und "risikoreich" aufgeteilt, so daß es sowohl von der objektiven als auch der subjektiven Risikotragfähigkeit (persönliche Risikotoleranz) her paßt).


    Habe (leider) genug Fälle gesehen, bei denen der Aspekt der subjektiven Risikotragfähigkeit (diese kann mit der objektiven Risikotragfähigkeit übereinstimmen, kann aber auch (ggf. deutlich) davon abweichen) entweder zuvor gar nicht adäquat berücksichtigt wurde (z. B. bei der Einmalanlage weiterer (und relativ für den jeweiligen Anleger gesehen relevanter sprich erheblicher) Mittel oder es dann einen Unterschied bezüglich des Verhaltens gab zwischen einem durchgespielten Kursrückgang in Prozent einerseits und dem tatsächlichen Rückgang ausgedrückt in DM bzw. später in Euro andererseits. Mit entsprechenden Reaktionen, die sich (sehr) schädlich auf das Vermögen und dessen weitere Entwicklung auswirkten. So etwas sollte man unbedingt vermeiden.



    Gute Gedanken, ebensolche Finanz-Entscheidungen und weiterhin viel Erfolg !

  • Rechnerisch ist die Einmalanlage in der Regel besser, kann allerdings passieren, dass du kurz vor einem Crash einzahlst und dadurch länger brauchst bis sich alles wieder erholt hat. Liegt also bei dir, ich habe immer alles auf einmal gemacht und bin damit sehr gut gefahren.

    Ich habe es auch so gemacht, und bei mir ist genau dieser Fall - Kursabsturz kurz nach Einmalinvest - eingetreten. In meinem Fall war das Einmalinvest Ende 2021, dann kam der Ukrainekrieg und ich war erstmal zwei Jahre lang im Minus, zeitweise knapp 20%.


    Als sich nach zwei Jahren die Kurse wieder erholt haben, dachte ich, wenn ich nochmal eine größere Summe investieren muss, mache ich das lieber in Raten. Liegengelassene Rendite (die man nicht unmittelbar sieht) fühlt sich psychologisch weniger schlimm an als ein sichtbares Minus im Depot.


    Andererseits, wenn man in Raten investiert und die Kurse weiter steigen, lässt man Rendite liegen. Wenn DANN der Crash kommt, nachdem man alles investiert hat, nimmt man das Schlechteste aus beiden Welten mit - erst weniger Rendite eingefahren, dann voll investiert in den Absturz.


    Insofern neige ich inzwischen doch wieder dazu, alles auf einmal einzuzahlen. Statistisch ist es nunmal die erfolgversprechendste Variante, und wie sich die Kurse entwickeln, weiß man nie.

  • Insofern neige ich inzwischen doch wieder dazu, alles auf einmal einzuzahlen. Statistisch ist es nunmal die erfolgversprechendste Variante, und wie sich die Kurse entwickeln, weiß man nie

    Und du hast die Erfahrung ja bereits einmal gemacht wie es ist und hast es aus-/durchgehalten. Das halte ich für sehr wichtig in dem Zusammenhang!

  • Und du hast die Erfahrung ja bereits einmal gemacht wie es ist und hast es aus-/durchgehalten. Das halte ich für sehr wichtig in dem Zusammenhang!

    Um mal zu testen, wie es sich anfühlt, wenn man längere Zeit doch recht deutlich im Minus ist, war das auf jeden Fall hilfreich. Das war zwar kein 50%-Crash und keine Erholungsphase von 10 Jahren, aber zumindest ein kleiner Absturz war es ja schon.


    Und was man nicht vergessen darf: Je länger man in einer Phase steigender Kurse investiert ist, umso weniger schlimm fühlt sich ein Absturz an, weil man schon einen gewissen "Puffer" hat, bis man überhaupt im Minus landet. Beispiel: Ich investiere 100.000 EUR, die Kurse steigen um 30% auf 130.000 EUR. Dann kommt ein Einbruch um 50% auf 65.000 EUR. Bezogen auf die 100.000 EUR Anfangsinvest ist das aber "nur" ein Minus von 35%.


    Und der damalige "Höchstkurs", zu dem ich das Anfangsinvest getätigt habe, das dann zwei Jahre lang im Minus war, wäre inzwischen wieder ein extrem günstiger Einstiegskurs. Denn inzwischen sind die Kurse um 20% höher.


    Ich halte es da ganz gerne auch mit der alten Weisheit: "When in doubt, zoom out!" ^^ Auf lange Sicht betrachtet relativieren sich viele Kursentwicklungen.