60/40 Portfolio mit mehreren ETFs vs. Vanguard Lifestrategy 60

  • Dieses Jahr liegt die Umlaufrendite bei knapp 4% abzüglich Kosten für Hedge und Verwaltung und die Inflation bei 2-3%. Also maximal 1% im Plus. Vermutlich eher Plus Minus 0.

    Trotzdem ist der Ertrag halt höher, als bei kurzfristigen Bundesanleihen...

    Im Portfoliokontext geht es nicht nur um die reale, sondern auch die nominale Rendite der Anleihen, da diese für die asymetrische Risiko/Rendite Minimierung verantwortlich ist.

    Der LS 60 hat in diesem Jahr weniger als 60% der Performance des FTSE All World. Also selbst mit 40% zinslosem Invest wäre man besser geafahren. Wie kann das sein? Der Aggregate Bond ist halt ziemlich schlecht gelaufen, auch weil wegen der Entwicklung des langen Endes. Er braucht schlicht wegen der Durationen länger um wieder in die Spur zu kommen???

    Nach wie vor, finde ich die LS von Vanguard plausibel und im Sinne von KISS eine gute Sache, die einen ans langfristige Ziel bringen wird. Man kauft schlicht beide Märkte. Ich selbst kann mich dafür aber nicht erwährmen. Ich bleibe vorerst bei kurzen bis mittleren Laufzeiten im Anleiheteil.

    Ich habe nun nochmals mit Curvo gespielt und komme im Backtest 60/40 (mit vorsicht zu genießen und Zeit auch recht kurz) zu dem Ergebnis, dass von März 2009 (ältere Daten finde ich nicht) bis Nov. 2024 es im Hinblick auf die SharpeRatio keinen wirklichen Unterschied machte, ob Aggregate (EUR Aggr. genommen, weil längste Datenhistorie) oder 0-1j € Government Bonds. Die Rendite ist halt höher mit Aggregate, die Vola halt aber auch. Nimmt man nur den Zeitraum bis März 2020, sieht es anders aus. Da ist die Kombi Aggregate/ACWI IMI deutlich besser, als ACWI/€ Government Bond 0-1J. Das beste SharpeRatio gibts aber bei ca. 80/20 und nicht 60/40. 80/20 mit Aggregate hätte bei Einmalanlage eine Sharperatio von 1,27 vs ACWI 0,91 erreicht. € Government Bond 0-1J trugen nicht zu einer besseren risikoadjustierten Rendite im Vergleich zum ACWI IMI bei (gab ja keine Zinsen).

    Ich bleibe dabei: Diversifikation ist Trumpf, wenn es um risikoadjustierte Rendite auf die mittlere oder lange Frist geht. Mein kleiner laienhafter Backtest bestätigt die Annahmen der Portfoliotheorie weiterhin. Ein höherer Aktienanteil zur Erreichung höherer Rendite geht aber halt auch möglich, gerade langfristig. Geringe Schwankungen im Nicht-Aktienteil beruhigen emotional und für den Durchschnittsanleger ist es wichtig überhaupt mit signifikantem Anteil in Aktien zu gehen und die allergrößten Renditehemmnisse sitzen vor dem Depot. Insofern ist der Rat der Aktienfans Kommer, Beck und Walz durchaus richtig. Alles was dann kommt sind Nuancen. Aber auch, wenn in Niedrigzinsphasen 80/20 das neue 60/40 sind, so ist ein Multiassetansatz sicher weiterhin durchaus legitim. Ob die Risikoprämie bei Anleihen einem ausreichen, muss jeder selbst beurteilen. Wer aber das Risiko diversifizieren möchte fährt mit einem Aggregate Bond nicht schlecht. Ob es weltweit und dann gehedged oder gleich nur Euro-Aggregate Bonds sein sollen muss auch jeder für sich entscheiden. Auch kann man sich den Anleiheteil ja nach seinem Gusto selbst stricken und die Zusammensetzung selbst festlegen. Wer ausschließlich auf kurze Staatsanleihen setzt ohne den Aktienteil zu erhöhen lässt Rendite liegen.

    Für die mittlere Frist kann ich immernoch nicht nachvollziehen, wieso man da 1/3 der Rendite liegen lassen und auf kurze Staatsanleihen oder Geldmarkt statt Aggregate oder Unternehmensanleihen mit kurz- bis mittlerer Duration gehen sollte. Da wird über TER Unterschiede der Aktien- ETF von 0,1 diskutiert und Tagesgeldhopping für ein paar zeitlich befristete Basispunkte praktiziert, anstatt in der mittleren Frsit in ein Anleihenportfolio mit passender Duration zu gehen. Aber Private scheuen (Unternehmens-)Anleihen extrem.

    Naja, kann jeder machen, wie er will. Ich schaffe es emotional jedoch nicht mein Vermögen noch stärker dem Aktienmarktrisiko auszusetzen aber das Anleihenmarktrisiko für ein paar Basispunkte bin ich durchaus bereit zu tragen. Langfristig (> 15 Jahre?) denke ich, würde ich mit 70/30 und nur Staatsanleihen im Portfolio jedoch im Bezug auf die Gesamtrendite ziemlich sicher besser fahren, als mit meiner aktuellen Allokation. Mit 80/20 oder sogar 100/0 wahrscheinlich auch (zumindest auf 20+ Jahre ziemlich sicher sogar).

  • Guter Beitrag, danke dafür!

    Viele Zielen führen nach Rom und es gibt auch viele andere Möglichkeiten die viel schlechter sind. Und ob jemand Lifestrategy oder strickt nach risikoreich/risikoarm Modell investiert...bei keiner Strategie wird man arm sterben und beides ist 100mal besser als nur das Cash auf dem Sparbuch versauern zu lassen.

    Ich finde nur, dass der risikoarme Portfolioanteil ein wenig unterschätzt wird. Viele meiner Kollegen beispielsweise sind erst 2 Jahre an der Börse und kennen nur eine Richtung: steiler nach oben. Noch nie einen Crash oder zumindest eine 20% Korrektur mit gemacht. Zeiten in denen der Aktienmarkt auch mal 5 Jahre negativ rendiert und jedes Tagesgeldkonto besser gelaufen ist. Diversifikation ist auch Fehlanzeige, da Renditebremse: SP500, Nasdaq 100 und Nvidia ist the only way to go....

    Das charmante am risikoreich/risikoarm Modell ist halt: egal was der Aktienmarkt macht ich habe einen Posten der safe ist und mich fängt und auch über einen längere negativen Aktienzeit trägt. Dazu simple in der Umsetzung und kostengünstig. Das versteht jeder und auch die Nachbarin. Auch wenn es kein risikolos gibt so stellen (für einen deutschen Investor) kurzlaufende deutsche Staatsanleihen das risikoärmste Investment dar. Und der risikoarme Portfolioanteil sollte m.E. auch so risikoarm wie nur möglich sein. Er bringt zwar keine Rendite aber er soll gewährleisten, dass ich kein Geld verliere.

    Kurzlaufende Staatsanleihen vs Aggregate Bond haben ganz unterschiedliche Ziele im Portfolio.

    Wer mag, kann natürlich in dem Modell Unternehmensanleihen beimischen und diese dem risikoreichen Portfolioanteil zuzuordnen. Das schließt nach meinem Verständnis das risikoreich/risikoarm Modell nicht aus.

    Streng genommen wer angst hat einem unternehmen Fremdkapital zu geben dürfte diesen dann auch kein Eigenkapital geben.

    Mir gefällt aber auch der Vorschlag von Ellis und Malkiel in Zeiten niedriger Kuponrenditen diese durch einen vanguard ftse all world high dividend zu ersetzen. Natürlich ist ein Unterschied zwischen Anleihen und Aktien. Gar keine Frage. Der Vorteil wäre 30% Teilfreistellung, die Möglichkeit der Dividendenerhöhung auf Jahre, Sachvermögen, weniger Bankenanteil.

    Der Vorschlag von Ellis und Malkiel wird nicht zu jedem Investor passen. Sie sind jedoch der Meinung, wer im Ruhestand einen Cashflow möchte kann diese Option in Erwägung ziehen wenn Staatsanleihen und Unternehmensanleihen so niedrige Kuponzahlungen generieren.

  • Mir gefällt aber auch der Vorschlag von Ellis und Malkiel in Zeiten niedriger Kuponrenditen diese durch einen vanguard ftse all world high dividend zu ersetzen. Natürlich ist ein Unterschied zwischen Anleihen und Aktien. Gar keine Frage. Der Vorteil wäre 30% Teilfreistellung, die Möglichkeit der Dividendenerhöhung auf Jahre, Sachvermögen, weniger Bankenanteil.

    Das wiederum gefällt mir - unabhängig von Entnahme- oder Ansparphase- überhaupt nicht. Dividendenaktien unterlegiegen genau so dem Aktienmarktrisiko, wie der Gesamtmarkt, jedoch darüber hinaus noch weiteren unsystematischen Risiken. Es gibt keinen mir bekannten Hinweis darauf, dass Dividendentitel sich in Krisen grundsätzlich und systematisch besser entwickeln, als der Gesamtmarkt. Jedoch zeigte die Vergangenheit, dass sie ein höheres Risiko und eine schlechtere Rendite aufweisen.

    Auch, wenn Kurse gefallen sind, spielt es garkeine Rolle, ob Entnahmen selbst gesteuert, oder vom Unternehmen festgelegt werden. Ist die Ausschüttung/Entnahme höher, als der Kursgewinn erfolgt bezogen auf das Depot eine Substanzausschüttung. Für mich ergibt so eine Strategie keinen Sinn. Dazu kommen noch systematische Nachteile der Indexkonstruktionen, die zyklisch Unternehmen, die in Krisen Dividenden kürzen oder aussetzen rauswerfen um sie ggfls. Später wieder zu zu kaufen.

    Die Summe der Dividendenaktien besitzen einen Tilt in Richtung Quality und Value. Diese beiden Faktoren können - müssen aber nicht - in Krisen - je nach deren Auslöser- robuster sein. Aber dies durch Dividenden-ETF zu erreichen ist von hinten durch die Brust. Dann lieber eine Übergewichtung von Quality und Value per Faktor-ETF ins Portfolio holen, als die Nachteile von Dividendenaktien in Kauf zu nehmen.

    Was den Aktienmarktanteil des Portfolios angeht ist meine Meinung recht gefestigt. Marktbreit und Prognosearm. Über Equal Weight oder MarketCap und auch über Faktorengewichtung kann man gerne nachdenken, da bin ich absolut offen. Aber unsystematische Risiken einzugehen - vor allem als Krisenvorsorge - davon halte ich rein garnichts.

    Dividenden sind aus meiner Sicht rechte Tasche, linke Tasche. Daher spielen sie für mich keine Rolle.

  • Für die mittlere Frist kann ich immernoch nicht nachvollziehen, wieso man da 1/3 der Rendite liegen lassen und auf kurze Staatsanleihen oder Geldmarkt statt Aggregate oder Unternehmensanleihen mit kurz- bis mittlerer Duration gehen sollte. Da wird über TER Unterschiede der Aktien- ETF von 0,1 diskutiert und Tagesgeldhopping für ein paar zeitlich befristete Basispunkte praktiziert, anstatt in der mittleren Frsit in ein Anleihenportfolio mit passender Duration zu gehen. Aber Private scheuen (Unternehmens-)Anleihen extrem.


    Naja, kann jeder machen, wie er will. Ich schaffe es emotional jedoch nicht mein Vermögen noch stärker dem Aktienmarktrisiko auszusetzen aber das Anleihenmarktrisiko für ein paar Basispunkte bin ich durchaus bereit zu tragen.

    Nach meinem bisherigen Verständnis klärt sich diese Frage vielleicht auf der Strategieebene.

    Wenn man nach Töpfen und Fristigkeiten investiert (wie auch immer man das dann konkret umsetzt), wäre eine geeignete Zwischenlösung zw. Aktienrisiko und supersicheren kurzlaufenden Staatsanleihen natürlich schön.

    Angenommen man ist nun aber schon ein paar Jahre investiert, ist für die üblichen Risiken abgesichert und kann die meisten Ausgaben aus dem laufenden Einkommen bestreiten.

    Wäre es dann nicht einfacher und renditeträchtiger ist, wenn man ein für sich passendes Verhältnis festlegt (60/40, 80/20, etc) und entsprechend die größeren Ausgaben daraus entnimmt?

    Ob man dann GA in den risikoreichen Teil beimischt oder nicht, wäre dann eine nachgelagerte Frage. Aber das Jonglieren mit Töpfen, Fristigkeiten und Kompromissprodukten hätte sich dann erübrigt.

  • Wäre es dann nicht einfacher und renditeträchtiger ist, wenn man ein für sich passendes Verhältnis festlegt (60/40, 80/20, etc) und entsprechend die größeren Ausgaben daraus entnimmt?

    Ich denke, das lässt sich nicht abschließend allgemeingültig sagen. Es kommt darauf an, wie oft man wieviel entnimmt, wie die Renditereihenfolge und die Entnahmen zusammenpassen. Aber im Endeffekt macht man es in der Entnahmephase ja auch so (Entnahmen aus der Gesamtallokation).

    Ich für mich habe mich für diesen Weg entschieden. Fast alles, was ich benötige kann ich aus den laufenden Einnahmen bestreiten oder binnen kurzer Zeit daraus ansparen. Daneben habe ich meine persönliche Allokation, aus der ich alles andere und auch die Zeit nach dem Erwerbseinkommen bestreite. Größere Anschaffungen oder Ausgaben, wie zum Beispiel ein Haus oder ein Sabatical usw. würde ich dann auch immer ein wenig von meinem zum konkreten Zeitpunkt vorhandenen Vermögen abhängig machen. Wenn da gerade die Börsen am Boden sind, wenn der Wunsch nach einem eigenen Haus aufkommt, dann wird dieser Wunsch halt vieleicht vertagt.

    Die letzte etwas größere Anschaffung war der Zweitwagen für die Frau. Hier habe ich das Geld in der Nullzinsphase aus dem risikoärmern Teil entnommen, quasi als Eigenkredit, und diesen dann peu a peu wieder aufgefüllt. Im Vergleich zu Leasing oder Finanzierung waren das sichere Zinsen in bedeutender Höhe, die ich so sparte/erzielte. Aber dieses Vorgehen könnte auch mental Accounting sein oder eher dem Ansatz der Fristigkeit entsprechen weil ja nicht aus der Gesamtvermögensallokation entnommen, sondern nur aus dem Anleiheteil. Aber die ersparten Zinsen sind 100% sicher und der jeweilige Restwert steht ja auch dagegen. Keine Ahnung, ob das rational richtig ist?

    Aber gerade, weil ich mein Vermögen nicht nur für viel später sehe, bin ich bei der Allokation hakt etwas defensiver unterwegs, als andere, die beabsichtigten da lange, lange nicht ran zu gehen.

    Ich hatte es aber schon einmal geschrieben: Egal ob ein, zwei, drei oder mehr Töpfe. Am Ende steht da stets eine Gesamtvermögensallokation. Ob jetzt 10% Unternehmensanleihen für die mittlere Frist und 80/20 für die lange, oder gleich 70/30 für alles oder wie auch immer. Es gibt am Ende eine Aktienquote und eine Anleihequote. Wie man die beide Teile umsetzt muss dann jeder für sich entscheiden. Bei einigen kommt dann noch Gold und/oder Immobilien dazu und streng genommen auch noch Ansprüche gegenüber der GRV und das Humankapital.

    Verhaltensökonomisch ist es aber meines Erachtens so, dass viele den langfristigen Vermögensaufbau mental und physisch vom sonstigen Ansparen trennen (möchten). Aber auch hierbei sollte man die Gesamtallokation im Auge behalten, sonst hat man schnell 10% im kurzfristigen, 40% im mittleren und 50% im langfristigen Topf. Wenn man da dann auch "nur" 60/40 fährt liegt die Aktienquote ziemlich niedrig (30%). Dann wirds mit Rendite schwierig und mit GRV Ansprüchen ist man da dann schnell zu 90% in Nominalwerten und Zinspapieren unterwegs.

    Für mich ist die 1 Depot und 1 Allokation Lösung am bequemsten. Ich weiß bei Einzahlungen immer, wohin die gehen müssen und Tagesgeldhopping, Festgeldsuche usw. bleiben mir erpart.

    Aber ich habe auch keine absehbaren materiellen Wünsche. Sollte ich auf ein Ferienhaus oder etwas anderes hinsparen wollen, das in 3 bis 5 Jahren verbindlich realisiert werden soll, dann würde ich dafür vielleicht doch einen Fristigkeitstopf aufmachen? Ob das aber klug ist oder nicht, darüber bin ich mir nicht sicher.

  • Ob das aber klug ist oder nicht, darüber bin ich mir nicht sicher.

    Ich vermute mal, das entscheidet sich an der Frage, ob man konsequent rebalancen möchte oder sich lieber am market timing versuchen möchte (aka "Crash aussitzen können" und in der Zeit den Aktienteil durch entnahmen aus dem sicheren Teil erhöht).

    Beim konsequenten Rebalancen macht es keinen Unterschied, aus welchem Topf man entnimmt.

    Im anderen Fall braucht man Töpfe, damit man auf keinen Fall die Aktien anfassen muss. Diese Töpfe schonen die Aktien (noch stärker als der risikoarme Teil bei der Rebalancing Strategie), verursachen aber Opportunitätskosten. (Rebalancing dafür frühzeitige Steuern).

    Vielleicht kann man das ja auch irgendwo backtesten, wie sich die unterschiedlichen Entnahmestrategien in bestimmten Marktphasen ausgewirkt hätten?

  • In diesem Video wird ein Interview mit Jack Bogle erwähnt, in dem er Rebalancing abgelehnt haben soll:

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    Das Interview selbst ist leider nicht mehr abrufbar.

  • Das Zitat habe ich von Bill Bernstein gefunden als er darauf angesprochen wurde ob man den Gesamtanleihenmarkt im Portfolio halten sollte oder lieber die Aktienquote erhöhen und den Rest in sicheren (risikoarmen) kurzlaufenden Staatsanleihen halten sollte. Ich habe es zur Vereinfachung mit Google übersetzt:


    "Es hängt alles von Ihrer

    psychologischen Veranlagung ab.

    Wenn Sie Spockartig sind, dann

    ist der Gesamtanleihenmarkt genau richtig. Es besteht hauptsächlich aus Regierungen, also werden Sie nicht allzu sehr von ihrem Kreditrisiko getroffen, und wenn das in sehr, sehr schlechten Zuständen

    der Welt passiert, wird es Ihnen nichts ausmachen.

    Wenn Sie nicht Spockartig sind,

    dann spricht einiges für eine

    strikte Trennung, d. h., jedes

    letzte bisschen Risiko auf der

    Eigenkapitalseite einzugehen und nur festverzinslichen Wertpapierem mit einer staatlichen Garantie zu besitzen.

    Wenn Sie diesen Weg einschlagen, müssen Sie Folgendes verstehen:

    1) 95 % der Zeit werden Sie

    unglücklich sein, weil Sie kein

    Kreditrisiko eingegangen sind,

    und

    2) wenn Sie nur kurzlaufenden

    Staatsanleihen für

    festverzinsliche Wertpapiere

    verwenden, werden Sie 70 % der

    Zeit unglücklich sein, weil Sie

    auch kein Durationsrisiko

    eingegangen sind.

    Der entscheidende Punkt hier ist, dass für den durchschnittlichen

    Anleger das größte Erfolgselement sein Verhalten während dieser 5 % der Zeit ist. Ich vermute, dass

    Buffetts legendäre Gelassenheit

    angesichts der Krise nicht

    zuletzt auf den großen Stapel an Schatzanleihen zurückzuführen ist, auf dem er sitzt, und dass er, wenn er beim Notverkauf ausgiebig feiern will, dafür keine

    Abschläge auf Anleihen geringerer Qualität hinnehmen muss.

    Wir alle bilden uns ein, wir

    seien Spock; nur sehr wenige von uns sind es tatsächlich.

    Bill"


    Auch wurde er gefragt wieviel Unternehmensanleihen in ein Portfolio gehören. Er meinte bestenfalls "keine". Wenn allerdings welche aufgenommen werden sind diese jedoch zwingend zu streuen. Auf der risikoarmen sieht er nicht den Bedarf einer Diversifikation. Hier ist es ausreichend kurzlaufenden Staatsanleihen bester Bonität in der Heimatwährung als Einzelanleihe zu erwerben und er würde mit den Einzelanleihen und Festgeldern eine Treppe bauen.

    Fand ich interessant. So hat jeder seine Strategie.

  • Hier noch ein Zitat und interessanter Gedanke von Bill Bernstein. Aus Vereinfachung wieder mit Google übersetzt:


    "Sie wollen Bargeld und kurzlaufende Staatsanleihen nicht nur als Elixier der Gelassenheit, sondern auch, um „Aktien zu kaufen, wenn sie billig sind, um das begehrte Eckgrundstück Ihres überschuldeten Nachbarn zu ergattern oder einfach nur, um Lebensmittel und Miete zu bezahlen, nachdem Sie entlassen wurden. Aktien zu kaufen, wenn ein Bärenmarkt herrscht, ist nie ein gutes Gefühl; es fühlt sich noch schlimmer an, wenn die Anleihen, die Sie verkaufen, um dies zu tun, im Ausverkaufsregal gelandet sind."

  • Ich bin unverändert Fan von Diversifikation. Daher käme eine einseitige Beschränkung auf Aktienrisiken (neben "sicheren" Anlagen) für mich nicht in Frage.

    Zu einem diversifizierten Portfolio gehören für mich selbstverständlich auch Zinsrisiken, Kreditrisiken und Immobilienrisiken.

    Oft lassen sich die Risiken sowieso nicht trennen. Schon eine Nachranganleihe ist eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital. Bei einer Aktie kaufe ich immer auch die Kredite des Unternehmens mit. In sofern ist eine Unternehmensanleihe auch ein risikoreduzierender Hedge dazu.

  • Also Walz und Kommer auf der einen Seite und Andreas Beck und Vanguard auf der anderen.

    Magst du das für einen Neuling wie mich etwas ausführen? Meine Netzsuche mit den Begriffen Kommer/Walz und Beck/Vanguard hat so viel ausgespukt, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.

  • „Spockartig“…,

    Aha.. ob dieses Attribut hier wirklich passt?

    Das wäre rational, kühl,logisch, analytisch?

    Und so einer kaufte den Gesamtmarkt.

    Oder wird im Original-Artikel dieses Adjektiv vielleicht erläutert?

    Nein leider nicht erläutert. Das habe ich mich auch gefragt was das genau heißen soll.

    Meine Erkenntnis bislang: Egal wen von den "Experten" ich mir reinziehe ist bislang der Tenor "höhere Aktienquote und sichere festverzinsliche Wertpapiere" und nicht "höhere Rendite durch Anleihen mit längerer Laufzeit oder schlechterer Kreditwürdigkeit".

  • Hier noch ein Zitat und interessanter Gedanke von Bill Bernstein. Aus Vereinfachung wieder mit Google übersetzt:


    "Sie wollen Bargeld und kurzlaufende Staatsanleihen nicht nur als Elixier der Gelassenheit, sondern auch, um „Aktien zu kaufen, wenn sie billig sind, um das begehrte Eckgrundstück Ihres überschuldeten Nachbarn zu ergattern oder einfach nur, um Lebensmittel und Miete zu bezahlen, nachdem Sie entlassen wurden. Aktien zu kaufen, wenn ein Bärenmarkt herrscht, ist nie ein gutes Gefühl; es fühlt sich noch schlimmer an, wenn die Anleihen, die Sie verkaufen, um dies zu tun, im Ausverkaufsregal gelandet sind."

    Das ist natürlich richtig. Wenn ich Geld für Investitionsgelegenheiten vorhalte, dann sollte dieses natürlich sicher sein. Aber dann muss ich mit Opportunitätskosten leben. Das ist ja so ein wenig das Beck-Prinzip. Ob sich das ausgeht oder sich nur emotional besser anfühlt, wird die Zeit zeigen. Wenn aber die Opportunität oder Krise dann 5, 10 oder mehr Jahre auf sich warten lässt und man in dieser Zeit 1,5-2% p.a. Rendite liegen gelassen hat, dann ist auch ein Drawdown von 5% vieleicht verkraftbar (so war es bei 1-5 jährigen IG €-Unternehmensanleihen im Covid-Crash). Es fühlt sich wahrscheinlich nicht gut an, sich von Anlagen zu trennen, die gerade Kurseinbußen erlitten haben, aber ob es deshalb die rational bessere Wahl ist hier auf absolute "Sicherheit" zu gehen? Da sind wir dann wieder im Bereich der Verhaltensökonomie. Was da am Ende "richtig" ist?

  • Magst du das für einen Neuling wie mich etwas ausführen?

    Ich helfe mal aus:

    Der ganze Thread ist in die Frage abgebogen, ob zum Portfolio nun länger laufende Anleihen dazu gehören oder nicht. Das zweite Paar sagt ja, das erste (wohl) nein.

    Finanztip sagt jein s. https://www.finanztip.de/geldanlage/ Spoiler: FT empfiehlt auch Zinsanlagen bis hin zum Festgeld. letzteres auch über mittlere Laufzeiten z.B. über eine Zinstreppe s. https://www.finanztip.de/festgeld/ Anleihen, die bis zum Laufzeitende gehalten werden, entsprechen tendenziell Festgeld, allerdings gibt es Unterschiede, z.B. in Einlagensicherung, Handelbarkeit etc.

    Persönlicher Kommentar: "früher" war es so, dass man mit länger laufenden Anleihen, die immer wieder rolliert wurden, in der Tendenz auch Vermögensaufbau betreiben konnte, da die längeren Laufzeiten Zinsen oberhalb der Inflation brachten. Das ist nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre eher fraglich, kann sich aber auch wieder ändern.

  • Persönlicher Kommentar: "früher" war es so, dass man mit länger laufenden Anleihen, die immer wieder rolliert wurden, in der Tendenz auch Vermögensaufbau betreiben konnte, da die längeren Laufzeiten Zinsen oberhalb der Inflation brachten. Das ist nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre eher fraglich ...

    Dies entspricht auch meinen langjährigen Erfahrungen (70er, 80er und 90er Jahre). Stichwort: Illiquiditätsprämien. Nicht immer - aber teilweise sprich temporär - war das (Stichwort: "Vermögensaufbau") mit kurz- bis mittelfristigen "risikoarmen" Anlagen möglich - aber so gut wie immer mit "risikoarmen" langfristigen Anlagen (Illiquiditätsprämien eben). Seit den immer massiveren Eingriffen der Notenbanken (ab 2008 ff) - insbesondere und gerade auch in der Eurozone (ab 2010 ff) - ist das aber wohl eher Geschichte.

    Damals wurden die Zinsen (insbesondere für Staatsanleihen) vom Markt bestimmt. Vereinfacht: Deutschland zahlte z. B. 8% oder 10% Zins auf die 10-jährige - Italien beispielsweise zeitgliche aber 15 oder 20% (oder auch noch mehr) aufgrund des höheren Risikos (selbst vor dem Hintergrund der permanenten Abwertung der Lira gegenüber der DM als Heimatwährung blieben dann immer noch einige ganz wenige Prozente "über dem Durst (Inflation), um damit bescheidenen aber immerhin "Vermögensaufbau" zu betreiben). Wurden die Zinsen für Italien zu "empfindlich" bzw. zu "unangenehm" kam es in der Regel zu der ein oder anderen Reform und/oder Konsolidierung in Italien - und die Marktzinsen kamen so wieder etwas herunter Dank (leicht) gestiegenem Vertrauen.

    Der Ansatz die heilsame Wirkung der Märkte durch Verträge zu substituieren ist in der Eurozone jedenfalls vollumfänglich gescheitert. Die betreffenden EU-Verträge (siehe AEUV) standen von Anfang an nur auf dem Papier und wurde hundertfach gebogen, gedehnt oder gebeugt bzw. schlicht gebrochen. Die Eurokrise (ab 2010 ff) war demzufolge nur eine Frage der Zeit.

    Ganz generell: Ob man in einer derart ver- bzw. überschuldeten Welt noch relevant auf der Gläubigerseite (Bonds) sein will, wäre eine eigene und generelle Frage in dem Kontext. Manche Dinge ohne "Gegenpartrisiko" (Emittentenrisiko) - wie Gold aber auch Tangible Assets - können da einen zusätzlichen Charme entfalten. Von regulatorischen Eingriffen bis hin zu staatlichen Verboten mal abgesehen (ein Thema das auch bei Bitcoin irgendwann Relevanz entfalten könnte - nach meinem Dafürhalten eher dürfte).

    Bei nüchterner Betrachtung (frei nach dem Motto "Hemd näher als die Hose") wird im Ernstfall den Staaten die eigene künftige (Rest)Bonität und (Rest)Glaubwürdigkeit wichtiger sein, als die ihrer Banken (auch wenn diese sehr wichtig für das Funktionieren des Finanzsystems sind). Das sollte man im Blick haben im Bezug auf das Thema Einlagensicherung (haut im Worst Case vielleicht noch mit der Verteilung über zwei oder drei Banken hin - aber eher nicht mir der über 20, 30 oder mehr Banken. Wenn es um etwas mehr Geld geht wird an Bonds schwerlich ein Weg vorbei führen).

    Wobei Einzelanleihen da den Charme haben bezüglich der Fristen bzw. Fälligkeiten das Ganze etwas kontrollierter und genauer steuern zu können.

    kann sich aber auch wieder ändern.

    Möglich ist (fast) Alles. Die Frage wäre nur, wie wahrscheinlich ist das ?

    Beim Blick auf die Eurozone jedenfalls bestimmt eine Melange aus der konstruktionsbedingten Fragilität der Einheitswährung, der sehr bis extrem hohen Verschuldung einzelner Euroländer und einem schwachen bis anämischen Wachstum (im Vergleich zu Indien, China der Welt insgesamt und auch den USA) das Grand Design. Als Weg des Überlebens und des geringsten Widerstandes dürfte da - aus Sicht der Staaten und der EZB - die weitere orchestrierte Finanzielle Repression (negative Realzinsen) nach Inflation und Steuern für "risikoarme" Anlagen (wie für vermeintlich "sichere" und "ausfallsichere" Staatsanleihen) das eher wahrscheinliche Szenario auf der einen Seite sein - bei parallel tendenziell (auch und gerade dadurch) weiter steigenden Vermögenspreise auf der anderen Seite (Aktien, Immobilien, Gold, Tangible Assets).

    Wie schon an anderer Stelle geschrieben steht die Fed diesbezüglich (Geldpolitik) - neben dem Arbeitsmarkt (Doppelmandat der Fed) - auch unter dem Druck der Finanz- und Immobilienmärkte, da dort auch die US-Bürger stark engagiert sind (Stichwort: Altersvorsorge). Die EZB aber steht unter noch größerem Druck (fiskalische Dominanz), da sie zwar (offiziell) nur ein Hauptmandat hat (Geldwertstabilität bzw. Kaufkraftstabilität) aber zusätzlich noch (via Selbstermächtigung) die Eurozone zusammenhalten sprich das Weiterleben des Euro an sich gewährleisten muß. Der Spielraum der EZB dürfte daher noch kleiner sein, als derjenige der Fed. Was sich auch im Zins-Spread (Leitzins) und der Intensität der Finanziellen Repression zeigen dürfte. Besonders Gov. Bonds betreffend.

  • Bei Aktien bin ich Fan vom passiven Investieren. Das ist schon deshalb sinnvoll, weil "an der Börse nicht geklingelt" wird. Wir wissen nicht, wann der nächste Einbruch oder Schub nach oben kommt.

    Persönlicher Kommentar: "früher" war es so, dass man mit länger laufenden Anleihen, die immer wieder rolliert wurden, in der Tendenz auch Vermögensaufbau betreiben konnte, da die längeren Laufzeiten Zinsen oberhalb der Inflation brachten. Das ist nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre eher fraglich, kann sich aber auch wieder ändern.

    Bei Kursverlusten von 15-20 % wie im Jahr 2022

    Bei Anleihen sehe ich das etwas anders. Hier "klingen" die Zentralbanken. Welcher Privatanleger hat bei Renditen von -1% bis 0,5% langlaufende Anleihen gekauft? Entsprechend waren da keine Anleihen attraktiv, selbst Festgeld mit 0,x% war besser. Also hat man auch die erwähnten Kursverluste nicht gesehen.

    Ende 2023 war die Situation andersherum. Gute Anleihen haben über 4% gezahlt. Eine EZB-Zinssenkung war absehbar. Die Renditen waren oberhalb der Inflation. Hier konnte man auch längerlaufende Anleihen kaufen, die inzwischen zusätzliche Kursgewinne gebracht haben. Die kann man solange halten, bis wieder Zinssteigerungen absehbar sind. Aktuell wird nur über die Anzahl der Zinssenkungen in 2025 diskutiert.

    Gepflegte 6 Prozent für 12 Jahre…

    A1HFXF | Berkshire Hathaway-Anleihe: 4,500 % bis 11.02.2043

    So etwas würde ich jedoch nicht kaufen.

  • Bei Aktien bin ich Fan vom passiven Investieren. Das ist schon deshalb sinnvoll, weil "an der Börse nicht geklingelt" wird. Wir wissen nicht, wann der nächste Einbruch oder Schub nach oben kommt.

    Bei Anleihen sehe ich das etwas anders. Hier "klingen" die Zentralbanken. Welcher Privatanleger hat bei Renditen von -1% bis 0,5% langlaufende Anleihen gekauft? Entsprechend waren da keine Anleihen attraktiv, selbst Festgeld mit 0,x% war besser. Also hat man auch die erwähnten Kursverluste nicht gesehen.

    Ende 2023 war die Situation andersherum. Gute Anleihen haben über 4% gezahlt. Eine EZB-Zinssenkung war absehbar. Die renditen waren oberhalb der Inflation. Hier konnte man auch längerlaufende Anleihen kaufen, die inzwischen zusätzliche Kursgewinne gebracht haben. Die kann man solange halten, bis wieder Zinssteigerungen absehbar sind. Aktuell wird nur über die Anzahl der Zinssenkungen in 2025 diskutiert.

    So etwas würde ich jedoch nicht kaufen.

    Ich auch nicht. Ich bleibe bei All World ETF und kurzlaufende deutsche Staatsanleihen.