Und aktuell sehe ich das ganz einfach: wie wäre es gewesen, wenn ich das ganze Eigenkapital über die Zeit breit in den Markt gesteckt hätte, vs. es in Immobilien zu investieren.
Der Markt ist die letzten Jahre sehr gut gelaufen, ohne Frage, aber zu dem Vermögen das ich jetzt habe, wäre es bei weitem nicht gekommen...zudem wäre ich mir nicht sicher, ob ich das in den stark volatilen Phase durchgestanden hätte, wenn da alles an Geld drin gewesen wäre was ich hatte.
Alles richtig und mir geht es nicht um die historische Entscheidung auf Immobilien zu setzen, die hat sich ja rückblickend - Stand heute - als erfolgreich rausgestellt bzw. war richtig! Rein ökonomisch gesehen ist es aber völlig egal, ob man 5 Mio € mit Immobilien, Aktien, Bitcoin oder Tagesgeld aufgebaut hat. Nur solltest du dich m.E. jetzt fragen: Bin ich nicht langsam in einer anderen Phase (Vermögenserhalt statt Vermögensaufbau)? Und wenn du diese Frage mit "ja" beantwortest, dann ergeben sich daraus eben Konsequenzen... Kommer beschreibt in dem Blog die Situation, in der du gerade steckst, ziemlich gut. Jeder, der erfolgreich Vermögen aufgebaut hat, hat dies mit Risiken getan und "hängt" emotional verständlicherweise am Aufgebauten. Du bist neben dem Job im Grunde "Immobilienunernehmer", Firmeninhabern fällt es regelmäßig schwer, das eigene Unternehmen auch nur anteilig zu verkaufen. Zum Vermögenserhalt braucht es aber etwas anderes bzw. eine andere Einstellung zum Thema, zumindest wenn man rational an die Sache rangehen möchte.
Dass das aktuell ein Klumpenrisiko ist, ist mir völlig bewusst und das werde ich auch ändern wenn es an der Zeit ist. Aktuell hängen da aber Steuervorteile von rund 200.000€ dran die ich verlieren würde, wenn ich jetzt statt in 6 Jahren anfange umzuschichten...
Völlig fine, deswegen ja der Vorschlag einen Zeitpunkt in der Zukunft (z.B. Alter 60, regulärer Renteneintritt, Kreditfälligkeit, etc.) zu definieren, bis zu dem ich dann die Ziel-Allokation erreiche. Ich bin zur Zeit selbst mit über 90% in Immobilien (inkl. Kredithebel) finanziert, baue aber parallel ein Aktienportfolio auf, dass dann im Alter von 60 etwa dem Wert der Immobilien entsprechen sollte. Das ist sicher kein Vorgehen für jeden, aber längerfristig nur auf Immobilien setzten, wäre mir viel zu riskant. Und die Immobilien werden eben auch nicht weniger riskant, wenn viel Herzblut und Arbeit drin steckt, wenn man (zurecht?) stolz auf die selbst erbauten Immobilien ist u.s.w. Ökonomisch bleibt es ein gewaltiges Klumpenrisiko, wenn man mit z.B. 5 Mio € in Wohnimmobilien investiert ist. Und dieses Klumenrisiko würde ich über die Zeit (unter Berücksichtigung der Finanzierungen, Steuer, etc.) eben abtragen, um nicht dauerhaft so ein gewaltiges Risikoexposure zu haben.
Die finale Lösung muss natürlich zu dir passen! Ich persönlich könnte bei 5 Mio € z.B. gut damit leben, 2 Mio € in den vermieteten Immobilien zu belassen, 2 Mio € in weltweit gestreute Aktien zu packen und 1 Mio € im Depot dann festverzinslich mit Anleihen auch nochmal breit zu streuen über Währungsräume, Emittenten und das ggf. mit einer Beimischung Gold/Bitcoin je nach Geschmack.
Versteh mich nicht falsch: Aber meiner Wahrnehmung nach wärst du erst dann sozusagen finanziell "belastbar" frei, wenn das Risiko deines Vermögens rational gesehen eben maximal gesenkt wurde. Angenommen das Flughafenprojekt kommt und Immobilien für 5 Mio € liegen dann plötzlich in der Einflugschneise was neben einem allgemeinen Wertrückgang der Immobilien durch weiterhin hohe Zinsen dann z.B. zu einem Kaufpreisrückgang von 50% führen könnte. Wäre die Situation dann noch so super, wenn du mit einem verbleibenden Immobilienwert von 2,5 Mio € dann noch über 1 Mio € Schulden hast? Die Alterseinkünfte würden dir voraussichtlich immer noch reichen, meine These wäre aber: Du würdest dich ziemlich ärgern über diesen Verlust an Bestandsvermögen...
Es fällt emotional immer schwer, sich von aufgebauten Assets zu trennen. Wirtschaftlich rational zum Vermögenserhalt ist wie gesagt die maximale Streuung insb. über Asset-Klassen und auch die Inkaufnahme von niedrigen Renditen bei Sicherheitsbausteinen. Auch wenn es kontraintuitiv scheinen mag, sich von so gut gelaufenen Immobilien zu trennen...