finanziell frei...und jetzt?

  • Und aktuell sehe ich das ganz einfach: wie wäre es gewesen, wenn ich das ganze Eigenkapital über die Zeit breit in den Markt gesteckt hätte, vs. es in Immobilien zu investieren.

    Der Markt ist die letzten Jahre sehr gut gelaufen, ohne Frage, aber zu dem Vermögen das ich jetzt habe, wäre es bei weitem nicht gekommen...zudem wäre ich mir nicht sicher, ob ich das in den stark volatilen Phase durchgestanden hätte, wenn da alles an Geld drin gewesen wäre was ich hatte.

    Alles richtig und mir geht es nicht um die historische Entscheidung auf Immobilien zu setzen, die hat sich ja rückblickend - Stand heute - als erfolgreich rausgestellt bzw. war richtig! Rein ökonomisch gesehen ist es aber völlig egal, ob man 5 Mio € mit Immobilien, Aktien, Bitcoin oder Tagesgeld aufgebaut hat. Nur solltest du dich m.E. jetzt fragen: Bin ich nicht langsam in einer anderen Phase (Vermögenserhalt statt Vermögensaufbau)? Und wenn du diese Frage mit "ja" beantwortest, dann ergeben sich daraus eben Konsequenzen... Kommer beschreibt in dem Blog die Situation, in der du gerade steckst, ziemlich gut. Jeder, der erfolgreich Vermögen aufgebaut hat, hat dies mit Risiken getan und "hängt" emotional verständlicherweise am Aufgebauten. Du bist neben dem Job im Grunde "Immobilienunernehmer", Firmeninhabern fällt es regelmäßig schwer, das eigene Unternehmen auch nur anteilig zu verkaufen. Zum Vermögenserhalt braucht es aber etwas anderes bzw. eine andere Einstellung zum Thema, zumindest wenn man rational an die Sache rangehen möchte.


    Dass das aktuell ein Klumpenrisiko ist, ist mir völlig bewusst und das werde ich auch ändern wenn es an der Zeit ist. Aktuell hängen da aber Steuervorteile von rund 200.000€ dran die ich verlieren würde, wenn ich jetzt statt in 6 Jahren anfange umzuschichten...

    Völlig fine, deswegen ja der Vorschlag einen Zeitpunkt in der Zukunft (z.B. Alter 60, regulärer Renteneintritt, Kreditfälligkeit, etc.) zu definieren, bis zu dem ich dann die Ziel-Allokation erreiche. Ich bin zur Zeit selbst mit über 90% in Immobilien (inkl. Kredithebel) finanziert, baue aber parallel ein Aktienportfolio auf, dass dann im Alter von 60 etwa dem Wert der Immobilien entsprechen sollte. Das ist sicher kein Vorgehen für jeden, aber längerfristig nur auf Immobilien setzten, wäre mir viel zu riskant. Und die Immobilien werden eben auch nicht weniger riskant, wenn viel Herzblut und Arbeit drin steckt, wenn man (zurecht?) stolz auf die selbst erbauten Immobilien ist u.s.w. Ökonomisch bleibt es ein gewaltiges Klumpenrisiko, wenn man mit z.B. 5 Mio € in Wohnimmobilien investiert ist. Und dieses Klumenrisiko würde ich über die Zeit (unter Berücksichtigung der Finanzierungen, Steuer, etc.) eben abtragen, um nicht dauerhaft so ein gewaltiges Risikoexposure zu haben.


    Die finale Lösung muss natürlich zu dir passen! Ich persönlich könnte bei 5 Mio € z.B. gut damit leben, 2 Mio € in den vermieteten Immobilien zu belassen, 2 Mio € in weltweit gestreute Aktien zu packen und 1 Mio € im Depot dann festverzinslich mit Anleihen auch nochmal breit zu streuen über Währungsräume, Emittenten und das ggf. mit einer Beimischung Gold/Bitcoin je nach Geschmack.


    Versteh mich nicht falsch: Aber meiner Wahrnehmung nach wärst du erst dann sozusagen finanziell "belastbar" frei, wenn das Risiko deines Vermögens rational gesehen eben maximal gesenkt wurde. Angenommen das Flughafenprojekt kommt und Immobilien für 5 Mio € liegen dann plötzlich in der Einflugschneise was neben einem allgemeinen Wertrückgang der Immobilien durch weiterhin hohe Zinsen dann z.B. zu einem Kaufpreisrückgang von 50% führen könnte. Wäre die Situation dann noch so super, wenn du mit einem verbleibenden Immobilienwert von 2,5 Mio € dann noch über 1 Mio € Schulden hast? Die Alterseinkünfte würden dir voraussichtlich immer noch reichen, meine These wäre aber: Du würdest dich ziemlich ärgern über diesen Verlust an Bestandsvermögen...


    Es fällt emotional immer schwer, sich von aufgebauten Assets zu trennen. Wirtschaftlich rational zum Vermögenserhalt ist wie gesagt die maximale Streuung insb. über Asset-Klassen und auch die Inkaufnahme von niedrigen Renditen bei Sicherheitsbausteinen. Auch wenn es kontraintuitiv scheinen mag, sich von so gut gelaufenen Immobilien zu trennen...

  • Es fällt emotional immer schwer, sich von aufgebauten Assets zu trennen. Wirtschaftlich rational zum Vermögenserhalt ist wie gesagt die maximale Streuung insbesonders über Asset-Klassen und auch die Inkaufnahme von niedrigen Renditen bei Sicherheitsbausteinen. Auch wenn es kontraintuitiv scheinen mag, sich von so gut gelaufenen Immobilien zu trennen...

    Taust fällt es finanziell schwer, sich von seinen Immobilien vor Ablauf der Spekulationsfrist zu trennen. Das dürfte jeder, der sich der Steuersituation bewußt ist, genauso sehen.

  • Ich finde die Diskussion sehr interessant, besonders zwischen Taust und FinanztipUser.

    Auch ich habe mein Vermögen überwiegend mit Immobilien erarbeitet, teils mit höherem Risiko (z.B. 100%-Finanzierung, Nischenmärkte), nebenberuflich zu einem Angestelltenjob.


    Auch ich bin im Übergang zum Rentnerdasein und damit im Übergang vom Vermögensaufbau zur Vermögenssicherung. Meine Aktienquote ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, meine hohe Immoquote muss sinken. Zumal mir bewusst ist, dass mir das Vermieterdasein zwar Spaß macht, aber dauerhaft zu viel Einsatz erfordert.


    In der Tat fällt mir aber das Umsetzen von "neue Chancen ergreifen" zu "lass mal gut sein" alles andere als leicht.

  • Auch ich bin im Übergang zum Rentnerdasein und damit im Übergang vom Vermögensaufbau zur Vermögenssicherung. Meine Aktienquote ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, meine hohe Immoquote muss sinken. Zumal mir bewusst ist, dass mir das Vermieterdasein zwar Spaß macht, aber dauerhaft zu viel Einsatz erfordert.

    Diese Einstellung ist sehr lobenswert. Respekt. Das schaffen wenige. Die emotionale Verbundenheit zu Immobilien (selbst Vermietungsimmobilien) scheint unglaublich stark zu sein. Man glaubt mehr Kontrolle zu haben und eine Immobilie erscheint sicher und wertstabil. Weil man sie sieht und zu kennen glaubt.


    Ich glaube, dass viele Immobilienbesitzer die wahren Risiken gar nicht abschätzen können. Mieter, Politik, Demografie, Standort, Gesetze und Vorschriften, Lobby,.... ich kenne keine Anlageklasse, die so unglaublich gesellschaftlich relevant ist und trotzdem von allen Seiten aufs Übelste drangsaliert wird.


    Ich persönlich denke, dass Vermietungsimmobilien in den kommenden 20-30 Jahren erhebliche Probleme bekommen werden. Wenn man es irgendwie schafft, sollte man aus dieser Anlageklasse raus - am besten auch aus diesem Land raus mit seinen Investments. Die Risiken sind einfach zu hoch. Mit ETFs kann man mit einem Klick breit, kostengünstig und renditestark aufstellen. Es gibt also keine Notwendigkeit sich solche Klumpen ins Vermögen zu setzen.

  • Meine Aktienquote ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, meine hohe Immoquote muss sinken. Zumal mir bewusst ist, dass mir das Vermieterdasein zwar Spaß macht, aber dauerhaft zu viel Einsatz erfordert.

    Respekt. Das schaffen wenige. Die emotionale Verbundenheit zu Immobilien (selbst Vermietungsimmobilien) scheint unglaublich stark zu sein. Man glaubt mehr Kontrolle zu haben und eine Immobilie erscheint sicher und wertstabil. Weil man sie sieht und zu kennen glaubt.

    Ist das so? Ich glaube nicht. Unser Ex-Obervermieter McProfit hat sich mit leichter Hand von seinen Mietshäusern getrennt und Taust wird das zur gegebenen Zeit auch tun.

  • Taust fällt es finanziell schwer, sich von seinen Immobilien vor Ablauf der Spekulationsfrist zu trennen. Das dürfte jeder, der sich der Steuersituation bewußt ist, genauso sehen.

    Natürlich, deswegen wäre ja ein mögliches Ende der Spekulationsfrist ein guter Zeitpunkt für eine Umschichtung. Genau wie das Auslaufen von Krediten, zusätzliche Einkünfte durch Renteneintritt/Rentenzahlungen, etc. Bei all diesen Gelegenheiten könnte man sich überlegen, die Asset-Allokation nach den individuellen Vorstellungen anzupassen.


    Ich persönlich würde dabei auch die Wünsche und absehbaren Perspektiven der Kids mit einbeziehen (Eigennutzung einer der Immobilien realistisch? Baumöglichkeiten auf den Grundstücken vorhanden? Wunsch, überhaupt selbst Vermieter/in zu werden? ...). Vielleicht ergibt sich ja schon daraus, dass es Sinn macht, einen höheren prozentualen Anteil des Vermögens in anderen Anlageklassen (Aktien, Anleihen) umzuschichten, die man besser bewerten, aufteilen oder auch nach einer Schenkung (ggf. mit Nießbrauch) dann einfach im Depot liegen lassen kann?


    Mir wäre nur der "Makro"-Blick auf das Vermögen wichtig. Also nicht nur die Frage, welches Kind bekommt welche Immobilie? Sondern insgesamt: Wie ist man als Familie mit dem Gesamtvermögen aufgestellt? Und wenn dann für die gesamte Familie die Immobilienquote des liquiden Gesamtvermögens (i.H.v. 5 Mio €) bei über 90% liegt und die Immobilien am besten noch alle in einer Region, dann wäre mir das wie gesagt viel zu riskant und auch zu unflexibel für alle Szenarien, die die Zukunft noch bringen könnte...

  • Ist das so? Ich glaube nicht. Unser Ex-Obervermieter McProfit hat sich mit leichter Hand von seinen Mietshäusern getrennt und Taust wird das zur gegebenen Zeit auch tun.

    Na ja, wir befinden uns hier schon in einer Bubble. Menschen, die sich auf dieses Forum ,,verirrt" haben, schätze ich rationaler ein als der Durchschnitt ,,da draußen". Ich kenne viele, die immer noch glauben, dass Immobilien eine sichere und renditestarke Kapitalanlage wären, obwohl sie (sehr wahrscheinlich) weder ihre reale Rendite nach allen Kosten kennen, noch eine Ahnung haben welche realen Risiken es gibt. Die Schönrechnerei ist in der Asset-Klasse eher die Norm als die Ausnahme. So zumindest meine Erfahrung.

  • FinanztipUser

    unterschreibe ich alles, alles völlig richtig...

    Ich frage mich nur, warum Du meinst dass ich das anders sehe?


    Ich hänge auch nicht emotional an den Immobilien, wirklich nicht. Ich hab sogar mit meiner Frau schon vor längerem diskutiert, dass ich mir gut vorstellen kann das ab in 6 Jahren, nach der Steuergeschichte, je nachdem wie dann gerade der Immobilienmarkt steht, auch komplett zu verkaufen (was ggf für Investoren interessanter wäre) und eben anders mit weniger Stress/Ärger anzulegen und breit zu diversifizieren. Da ist eher sie diejenige die sagt, nicht alle Eier in einen Korb...wobei sie alles was mit "Geld" zu tun hat (das ist für sie Aktie, Anleihe, Tagesgeld...alles "ein Ding"), als einen Korb sieht...sie unterscheidet bei Anlagen zwischen: "Geld", Immos und Gold...


    p.s. der Flughafen München ist relativ neu und in Freising/Erding ^^ und die Immobilien sind auch nicht in der Schneise sondern direkt in München

  • Taust fällt es finanziell schwer, sich von seinen Immobilien vor Ablauf der Spekulationsfrist zu trennen. Das dürfte jeder, der sich der Steuersituation bewußt ist, genauso sehen.

    fast...es geht um die Sonder AfA für Mietwohnungsbau und da muss man die Dinger (vereinfacht) 10a vermieten bevor man sie wieder verkauft

    In der Tat fällt mir aber das Umsetzen von "neue Chancen ergreifen" zu "lass mal gut sein" alles andere als leicht.

    kann ich nachvollziehen.... den für sich akzeptierten Mittelweg finden wird die Herausforderung

  • sie unterscheidet bei Anlagen zwischen: "Geld", Immos und Gold...

    Keine ganz schlechte Unterscheidung in meinen Augen, wenn man eben noch Aktien (wichtig!) und (Staats-)Anleihen ergänzt... ;)


    Im Ernst: Wir unterhalten uns hier oft über die Details innerhalb der Assetklassen (genaue Aktienauswahl, Lage/Zustand der Immobilien, etc.), dabei ist die primäre Entscheidung mit der größten Tragweite doch die zwischen den Asset-Klassen.


    Ansonsten: Dann sind wir ja d'accord, mir persönlich wäre eine Immobilienquote von 0% des Anlagevermögens (eigene Wohnimmobilie lass ich da raus) auch zu wenig, aber vielleicht findet ihr ja irgendwas zwischen 0 und 100%? Und damit eine Lösung, die für euch passt und bei der ihr die Risiken so streut, dass es nüchtern betrachtet bzw. ökonomisch gesehen a) halbwegs rational ist und ihr euch auch noch b) damit wohlfühlt. Glaube da seid ihr auf einem Guten Weg! :thumbup:


    Zitat

    "Ist das nötige Geld vorhanden, ist das Ende meistens gut." B. Brecht

    (Quelle: https://zitate-fibel.de/zitate…ist-das-ende-meistens-gut)

  • Aber meiner Wahrnehmung nach wärst du erst dann sozusagen finanziell "belastbar" frei, wenn das Risiko deines Vermögens rational gesehen eben maximal gesenkt wurde.

    Bei dem hier vorhandenen Vermögen (noch dazu mit Frau und zwei Kindern) wäre der Fragesteller - nach meinem Dafürhalten (siehe schon Nr. 8 Abs. 2) - auch dann nicht ("belastbar") "finanziell frei", wenn er seine Mittel deutlich breiter diversifizieren würde (z. B. via weltweiter Aktien-ETFs), sondern - im besten Fall - "finanziell unabhängig". Wobei selbst das bei einem sehr ungünstigen Verlauf (beide Eheleute werden zum Pflegefall und/oder langjährige Baisse an den Aktienmärkten) schon fraglich sein könnte. Insbesondere, wenn beiden Kindern noch (mit warmer Hand) vorab Schenkungen in relevantem Umfang zukommen sollen.


    Einerseits:

    Ich persönlich denke, dass Vermietungsimmobilien in den kommenden 20-30 Jahren erhebliche Probleme bekommen werden

    Kann man mit guten Gründen so sehen. Genau diesen Tenor hatte mir aber mal zwei große Banken bereits Mitte der 90er Jahre entgegengehalten (Begründung: Demographische Entwicklung und Bevölkerungsschwund). Es kam - jedenfalls hier in der Metropolregion eines Ballungsgebietes - völlig anders ...


    Andererseits:

    am besten auch aus diesem Land raus mit seinen Investments. Die Risiken sind einfach zu hoch.

    Dafür spricht seit vielen Jahren (insbesondere beginnend seit etwa 2010) so einiges. Nicht wenige in meinem Umfeld praktizieren dies auch (längst) so. Man sollte aber bedenken, daß nicht immer alles im Leben und auch beim Thema Finanzen nur "Schwarz oder Weiß" bzw. nur ein "Entweder/Oder" ist. Man kann beispielsweise auch das eine machen ohne das andere ganz zu lassen.


    Dazu kommen nicht selten noch persönlich-emotionale Komponenten.


    Oder wie ein noch älterer Mensch (als meine Wenigkeit) zu sagen pflegt: Auch wenn ich das Land nicht mehr mag - die Landschaften, Flüsse, Seen und Berge hierzulande mag ich immer noch sehr.

  • Man darf sich bei Immobilien nicht vom Rezenzeffekt blenden lassen. Auch München hatte schon andere Zeiten und wie die kommenden 20 Jahre werden, weiß kein Mensch. Ich vermute allerdings, dass es harte Zeiten werden. Gute Renditen konnte man in München mit Immobilien in sehr wenigen Zeiträumen erwirtschaften. Die letzten 20 Jahre gehören definitiv dazu. Davor sah es nicht so prickelnd aus.



    Wegen der Steuer mit dem Verkauf zu warten ist vielleicht eine sinnvolle Strategie. Wer allerdings vor 2 Jahren so gedacht hat, hat heute (wahrscheinlich) 30% weniger Vermögen. Timing ist immer so eine Sache...

  • Man darf sich bei Immobilien nicht vom Rezenzeffekt blenden lassen. Auch München hatte schon andere Zeiten und wie die kommenden 20 Jahre werden, weiß kein Mensch. Ich vermute allerdings, dass es harte Zeiten werden. Gute Renditen konnte man in München mit Immobilien in sehr wenigen Zeiträumen erwirtschaften. Die letzten 20 Jahre gehören definitiv dazu. Davor sah es nicht so prickelnd aus.


    Eben und genau für so ein Szenario wie das über diese 18 Jahre mit einem Preisverfall um über 40% sollte man sich halt auch wappnen. Ich finde nach wie vor, dass "deutsche Wohnimmobilien" und "Aktien-Global" sich als Anlageklasse gut ergänzen... ;)

  • Eben und genau für so ein Szenario wie das über diese 18 Jahre mit einem Preisverfall um über 40% sollte man sich halt auch wappnen. Ich finde nach wie vor, dass "deutsche Wohnimmobilien" und "Aktien-Global" sich als Anlageklasse gut ergänzen... ;)

    Ich sehe das Klumpenrisiko als Problem. Ich hatte das in einem anderen Thread schon erwähnt:


    Wer in Deutschland arbeitet, Geld auf dem Tagesgeldkonto parkt, Rentenansprüche und ein Eigenheim hat, der hat selbst wenn er jeden freien Euro zu 100% in einen globalen Aktien-ETF steckt, sehr wahrscheinlich einen ,,deutschen Klumpen" am Gesamtvermögen von über 80-90%. Jetzt muss man sich halt die Frage stellen wie sinnvoll es ist, diesen Klumpen mit Vermietungsimmobilien auf z.B. 95% oder gar 99% zu erhöhen.


    Ich bin wahrlich kein Deutschlandkritiker und liebe dieses Land. Aber bei solchen Zahlen bekomme ich Bauchschmerzen. Egal wie optimistisch man ist und egal wie sehr man glaubt, dass wir ,,das schaffen". Diversifikation sieht für mich anders aus.


    Wenn ich richtig gerechnet habe, hat der TE ein ,,Deutschland-exposure" von über 98%. Inklusive Rentenansprüche vermutlich 99,9%.

  • Man darf sich bei Immobilien nicht vom Rezenzeffekt blenden lassen.

    Logisch und eine Binse. Das gilt aber auch für alle anderen Assetklassen.

    Auch München hatte schon andere Zeiten und wie die kommenden 20 Jahre werden, weiß kein Mensch.

    Wie sich meine Aktien über die kommenden 20 Jahre entwickeln, weiß auch kein Mensch.


    Ich vermute allerdings, dass es harte Zeiten werden.

    "Vermuten" kann man alles Mögliche.


    In dem Kontext (siehe schon Nr. 51):

    Genau diesen Tenor hatte mir aber mal zwei große Banken bereits Mitte der 90er Jahre entgegengehalten (Begründung: Demographische Entwicklung und Bevölkerungsschwund). Es kam - jedenfalls hier in der Metropolregion eines Ballungsgebietes - völlig anders ...

    Die besagten beiden Banken hatte nicht mal von "Vermutungen" gesprochen - sondern explizit von fundierten Recherchen und der Expertise des eigenen Researchs. So viel hierzu ...


    Gute Renditen konnte man in München mit Immobilien in sehr wenigen Zeiträumen erwirtschaften.

    Man unterstellt, dem ist in München tatsächlich so (die hohen Mieten und Immobilienpreise samt Wohnungssuche sind da eigentlich seit den 70er Jahren ein Dauerthema bei fast jeder Party ... ?)


    Es gibt Menschen für die "Renditen" keine prioritäre oder sogar eine eher untergeordnete Rolle spielen: So lange ich beispielsweise mit meinen Dividenden und Mieten zufrieden bin, besteht - aus meiner Sicht - kein Grund für Veränderungen.


    Beides ist natürlich relativ unsicher - aber nach meinen langjährigen Erfahrungen sind die Mieten etwas weniger unsicher als die Dividenden und damit planbarer. Dafür haben sich die Dividenden deutlich dynamischer entwickelt als die Mieten. Insoweit sehe ich in beiden Assetklassen eine sich recht gut ergänzende Verbindung.


    Wie schon an anderer Stelle gesagt:

    Nur am Rande aber in dem Kontext: Für meinen Teil mag ich weder Aktien noch Immobilien besonders (aus unterschiedlichen Gründen) - habe nichtsdestotrotz beides im Bestand, weil unser Geldsystem so ist ...

    Außer Aktien und Immobilien (über sehr lange Zeiträume auch noch Gold; ggf. noch Tangible Assets) fällt mir nix anderes ein, mit dem eine realistische Chance besteht, seine Mittel im Wert real (nach Steuern und Inflation) zu erhalten und ggf. auch noch real im Wert zu erhöhen.


    Da ich zudem ein Freund der Diversifikation bin: Warum sollte man dann nur auf eine einzige Anlageklasse (Aktien) setzen ... ?

  • Eben und genau für so ein Szenario wie das über diese 18 Jahre mit einem Preisverfall um über 40% sollte man sich halt auch wappnen. Ich finde nach wie vor, dass "deutsche Wohnimmobilien" und "Aktien-Global" sich als Anlageklasse gut ergänzen... ;)

    diese Statistiken sind nett, sagen aber nichts darüber aus, wie/ob sich ein Investment lohnt.

    Ich habe meine Immobilien nach und nach entwickelt und dabei immer größer gemacht...

    Das aktuelle Objekt (=mehrere Immos auf einem Grundstück) hat sich vor knapp 5 Jahren so dargestellt:


    ~1,2 Mio Eigenkapital (Großteil für Grundstück) eingebracht

    2,2 Mio Fremdkapital (für den Bau)

    finanziert zu 0,75% auf 15a


    Wert nach Fertigstellung ~5,6 Mio, heute immer noch ~ 5,4 Mio, also sogar etwas Wertverlust


    Reinerträge seither aus 170k€/a Mieteinnahmen:

    knapp 4 Jahre je 100k€/a nach Zins/Tilgung/Steuer

    Jetzt dann 60k€/a nach Zins/Tilgung/Steuer wegen Wegfall Sonder AfA

    Restschuld aktuell ~2Mio (Tilgung bisher ~200k€..so hoch weil auch durch KfW Zuschüsse)


    Wie ich mit einem Aktieninvest bei 1,2 Mio vorhandenem Eigenkapital Ende 2019 zu jetzt 3,4 Mio (Wert - Restschulden) und bisher 400k€ Ertrag kommen soll, sehe ich nicht...

  • Wie ich mit einem Aktieninvest bei 1,2 Mio vorhandenem Eigenkapital Ende 2019 zu jetzt 3,4 Mio (Wert - Restschulden) und bisher 400k€ Ertrag kommen soll, sehe ich nicht...

    Indem du das gleiche Risiko wie mit deinem Immobilieninvestment eingehst. Mit Einzelaktien zum Beispiel. Never mistake luck and randomness for skill.


    Man hätte auch mit einem breiten Aktien-ETF den Bitcoin oder Nvidia nicht geschlagen. Cherry picking funktioniert immer. Vor allem im Nachhinein.

  • diese Statistiken sind nett, sagen aber nichts darüber aus, wie/ob sich ein Investment lohnt.

    Genau: Diese Statistik bzw. der Kurvenverlauf sagt nichts über Einzelfälle und Einzelimmobilien aus. Sie sagt aber etwas aus über die Immobilienpreisentwicklung in München insgesamt. Und genau diese Aussage würde ich mir sehr genau anschauen, gerade weil man sich mit einer Einzelimmobilie davon kaum abkopppeln kann auf mittlere/lange Sicht…


    Wie ich mit einem Aktieninvest bei 1,2 Mio vorhandenem Eigenkapital Ende 2019 zu jetzt 3,4 Mio (Wert - Restschulden) und bisher 400k€ Ertrag kommen soll, sehe ich nicht...

    Das würde ich im Vergleich mit dem breiten Aktienmarkt auch nicht sehen und Immobilien können im Einzelfall massiv lohnen und auch deutlich besser laufen, als der Aktienmarkt. Sie sind aber auf lange Sicht und insbesondere kreditgehebelt auch ähnlich riskant, wie der Aktienmarkt. Auch wenn man die Wertveränderungen nicht so transparent sieht wie beim Blick ins Depot…


    Nochmal: Ich will Immobilieninvestments zum Vermögensaufbau überhaupt nicht in Frage stellen oder kritisieren! Mach ich ja selbst aus unterschiedlichen Gründen. Nur was man aus der relativ steilen Flanke im Anstieg der Preise in München nach der Finanzkrise ablesen kann, ist meiner Leseart nach: Es kann auch ähnlich steile Korrekturen nach unten geben! Und dann würde ich persönlich nicht unbedingt damit rechnen, dass es bei den gut -40% über die 18 Jahre der letzten Preiskorrektur bleibt. :/


    Ich hab immer noch das Gefühl, du wirfst a) die durchaus guten Argumente für den Vermögensaufbau (in deinem Fall durch Immobilien) zusammen mit b) den Argumenten für das langfristige Fahren einer 90+% Immobilienquote im Gesamtvermögen und c) den Überlegungen und Strategien zum Vermögenserhalt.


    Ich würde versuchen, das auseinanderzuhalten und wirklich getrennt zu betrachten für gute Schlussfolgerungen und Lösungen in Punkto Vermögensaufstellung.

  • Würde ich auch nicht sehen und Immobilien können im Einzelfall massiv lohnen und auch deutlich besser laufen als der Aktienmarkt. Sie sind auf lange Sicht und insbesondere kreditgehebelt auch ähnlich riskant wie der Aktienmarkt,...

    Aber nur der gesamte (globale) Immobilienmarkt. Einzelne Immobilien sind deutlich riskanter, weil bereits ein kleines Problem am Standort oder in der Gesetzgebung zu erheblichen Verwerfungen führen kann. Man kann eine oder wenige Vermietungsimmobilien eher mit einer oder wenigen Aktien im gleichen Land oder einer unternehmerischen Tätigkeit vergleichen. Das kann super laufen. Und es ist auch super gelaufen.

    Aber der Vergleich mit der Weltwirtschaft hinkt gewaltig. Vor allem beim Risiko.