Habt ihr Kontraindikatoren?

  • Hallo,

    ich weiß, langfristig steigt die Börse immer, aber vielleicht bedeutet für jeden langfristig etwas anderes, natürlich auch abhängig davon, ob das Investment irgendwann wieder ausgegeben und nicht oder nur teilweise vererbt werden soll.


    Vorherrschend, zumindest bei den bekannten Wortführern hier, gilt grob gesagt und nach meinem subjektiven Eindruck die Regel: Geldpuffer für einen gewissen Zeitraum (3-5 Jahre), alles andere 100% in eine 1-ETF-World-Lösung.

    In den letzten Jahren sehe ich die geänderte Definition von "Langfristig", sie hieß mal 8-10 Jahre, inzwischen sind wir bei 15 Jahren angekommen.


    Wenn ich nun grob geschätzt 75% meines Depotvermögens in den nächsten 15-20 Jahren ausgeben möchte, scheint mir die obige Regel zu riskant.

    Zumal mir verschiedenste Faktoren zum aktuellen Zeitpunkt die obige Asset Allocation für meine Situation als nicht ausreichend rentabel erscheinen lassen.

    Ich habe keine Ängste, am Alltimehigh zu investieren, wenn andere Parameter nicht dagegen sprechen.


    Sind wir bereits in der sogenannten Milchmädchenhausse?

    Ist die deutliche Ausrichtung hier im Forum auf die obige Regel als Stein der Weisheit eine Kontraindikation?

    (Ich bin übrigens gerne mein eigener Kontraindikator, weil oft zu ängstlich und dann gerne zu spät kaufend....)


    Habt ihr Kontraindikatoren?

    Beispiel siehe diesen Screenshot


  • Hallo zusammen,

    Jeder hat sein individuelles Risikoportfolio. wenn ich nicht mehr ruhig schlafen kann, ist es ein guter Zeitpunkt eine Risikostruktur zu ändern. Wenn ich zum Beispiel mit 50 % Verlust gut leben kann, kann ich einen nahezu 100 % Aktienanteil halten. Wenn ich 10 % Verlust ertragen kann, ist ein Aktienanteil von 20. Prozent „möglich“.

    Kontra Indikationen gibt es meines Erachtens nicht, wenn ich langfristig investiere.

    Was ist langfristig…das ist ein „angenommene Größe“, wenn von 15 Jahren gesprochen wird. In der Vergangenheit hat sich dieser Zeitraum bewährt.

    LG




    Risikoprofil
    Mehr Risiko bringt langfristig mehr Rendite
    www.finanztip.de

  • Ich verstehe nur Bahnhof.

    Wenn ich nun grob geschätzt 75% meines Depotvermögens in den nächsten 15-20 Jahren ausgeben möchte, scheint mir die obige Regel zu riskant.

    Dann leg Dir einen größeren Cashpuffer an.


    In den letzten Jahren sehe ich die geänderte Definition von "Langfristig", sie hieß mal 8-10 Jahre, inzwischen sind wir bei 15 Jahren angekommen.

    Ich sehe nicht, dass eine Definition geändert worden wäre (schon allein weil es keine gibt). Es gab und gibt die Empfehlung von Finanztip und anderen Seiten, in Aktien-ETFs nur Geld anzulegen, das man mindestens 10, besser 15 Jahre und länger nicht benötigt. Das ist keine in Stein gemeißelte Definition, sondern beruht schlicht auf den Daten der Vergangenheit.


    Wenn man sich z.B. ein Renditedreieck des MSCI World ansieht, waren 15 Jahre der Anlagezeitraum, mit dem man bei einer Einmalanlage nominell (also vor Inflation) keinen Verlust gemacht hat, selbst wenn man alles zum schlechtesten Zeitpunkt hätte verkaufen müssen. Bei 8-10 Jahren standen die Chancen dafür auch recht gut, aber es gab einzelne Jahre, in denen das nicht hingehauen hat. Und bei Anlage per Sparplan (statt per Einmalanlage) dauerte die Erholung teils noch länger.


    Hier ist z.B. eine Grafik:

    https://de.scalable.capital/assets/kcbf79ije7q7/4ierknd9Loj89ILZoMdi8Z/c3271244b1a9c89fdd202beb91e429a2/202501_MSCI_World_DEU_Renditedreiecke_Slides.pdf


    Wie immer gibt die Vergangenheit keine Garantie für Verläufe in der Zukunft, und ein FTSE All World oder MSCI ACWI mag sich im Detail anders verhalten als ein MSCI World. Aber so ein Renditedreieck visualisiert ganz gut, wo diese Daumenregeln herkommen.


    Und ja, wenn ich in den nächsten 15-20 Jahren einen Großteil meines Depots liquidieren müsste, würde ich anders planen als ich das derzeit (mit noch Jahrzehnten in der Ansparphase) tue.

  • Wenn du dich mit dem, was du aktuell hast, unwohl fühlst, dann würde ich das ändern. Also von Aktien in Geld umschichten. Wenn du z.B. auf 50% Aktien gehst, dann können die Aktien dauerhaft um die Hälfte fallen und du hast immer noch die von dir gewünschten 75% übrig.


    Zumal mir verschiedenste Faktoren zum aktuellen Zeitpunkt die obige Asset Allocation für meine Situation als nicht ausreichend rentabel erscheinen lassen.


    Den Teil verstehe ich nicht. Welche Rentabilität benötigst du denn, damit es „ausreichend rentabel“ ist? Welche neue Asset Allocation schwebt dir vor, um dieses Rendite-Ziel zu erreichen?

  • Vielen Danke für eure Antworten 🙏


    Welche Rentabilität benötigst du denn, damit es „ausreichend rentabel“ ist? Welche neue Asset Allocation schwebt dir vor, um dieses Rendite-Ziel zu erreichen?

    Für die nächsten zwei bis drei Jahre wäre ich mit 4% p.a. zufrieden, die ich zum Teil mit Unternehmensanleihen erreichen möchte.

  • Für die nächsten zwei bis drei Jahre wäre ich mit 4% p.a. zufrieden, die ich zum Teil mit Unternehmensanleihen erreichen möchte.

    Vor oder nach Steuer? :/

    Vor Steuern bist Du dann bei einer Renditeerwartung von 5% p.a. Da wird die Luft bei Top-Firmenanleihen in EURO schon sehr dünn.

    Dann landest Du eher bei High-Yield ETF.

  • Jeder hat sein individuelles Risikoportfolio. wenn ich nicht mehr ruhig schlafen kann, ist es ein guter Zeitpunkt eine Risikostruktur zu ändern.

    Sehr guter Punkt.


    Bei mir ist gesunder Schlaf wichtig.


    Ich war neulich 65:35 aber habe unruhig geschlafen und bin inzwischen bei 60:40.


    Ich habe „steuerschädlich“ meine ETF verkauft aber habe jetzt Ruhe in der Seele.


    Das Risikoarm Geld liegt in Anleihen, Tagesgeld und Geldmarkt ETF und ich freue mich auf noch mehr Geldzufluß durch Zins (und auch die Dividente von A1JX52).


    Ich investiere gegenwärtig nicht mehr im Aktien ETF.


    Warum sollte ich „buy high“?


    Ich warte bis meine Assetallokation außer Sync ist dann mache ich ein Rebalancing - wahrscheinlich durch Verkauf von Aktien ETF wenn der Bullmarkt weiter bestehen sollte.


    Schlafen tue ich sowieso gut.